Archiv der Kategorie: Verstreutes

Lieblingslieder, bipolar

Aufgelesen

Natürlich wieder Zufall. Und bipolar ist der falsche Begriff, der eigentlich nur bei bestimmten Störungen gebraucht wird. Nachts kam über Whatsapp der Link zur Russischen Romanze. Von jemand zwischen 50 und 60, dessen Musikalität ich schätze. Merkwürdig diese Gefühlskundgabe. Ich bin ein Sammler, der jede authentische Äußerung schätzt und reflektiert. Drunter steht geschrieben: „Hat leider inzwischen Schlagerkarriere gemacht. Aber dies war sehr schön.“ Und ich schreibe zurück: „Das ist jetzt mein Gutenacht-Lied.“

Heute per Fahrrad in die Stadt (Post der Nachbarin einstecken, die nach dem Tod der Mutter in die Stadt gezogen ist). Dort sprechen mich überraschend zwei kleine Mädchen an. Vielleicht 9 oder 10 Jahre alt. „Der ist toll!“ sagt eine und hält mir ein Smartphone entgegen. Ich frage: „Ist das mein Handy?“ und denke, es sei mir beim Post-Einstecken aus der Jacke gefallen. „Nein, das Bild meine ich! Der ist toll, den musst du hören!“ Ich fühle mein Huawei in der Tasche. – „Wer ist das denn?“ – „Chebnassri, der ist ganz berühmt! Ein Sänger!“ – Ich hatte sie für türkische Schülerinnen gehalten, sie sprechen akzentfrei. „Wie schreibt man das denn? Nazri?“ – „Nein, Nassri mit 2 s, hör dir den mal an“. – „Ja, wenn ich zuhaus bin. Chebmami?“ – Sie lachen, sagen es richtig und buchstabieren auch den Anfang. Die eine hält mir eine Tüte hin: „Willst du ein Gummibärchen?“ – „Danke, gern.“ Ich überlege, während ich es herausfriemele, ob ich was sage, z.B. dass es nicht gut ist für sie, so ein Gespräch mit Fremden zu führen, und mache Anstalten, loszufahren. Sie fragen, wohin ich will, ich sage „hierdurch“ und zeige auf den Fahrrad- und Fußweg neben der Kirche, „Richtung Bahnhof!“. – „Da fährst du besser über die Düsseldorfer Straße!“ (ich denke: sie ziehen das Gespräch niedlich in die Länge), „Fußgängerzone!“, sagt die mit den Bonbons, und weiter: „Macht nichts, da fahren alle!“ – „Ja, aber ich heute lieber nicht!“ Wie grüßen uns noch, als ich losfahre, an der Kirche vorbei, ich bin seltsam gerührt, biege dann hinter der Kirche doch zur Düsseldorfer Straße und kurve ganz langsam zwischen den Fußgängern, Kinderwagen und an den Auslagen des türkischen Gemüseladens und der Blumenhandlung vorbei, stoppe hier und da, mit einem Fuß am Boden, die haben alle Zeit der Welt hier, denke ich, und wie gut sich das macht, die „Fremden“ im Straßenbild! – dann um die Ecke, zum Buchhändler, das Buch bestellen, das gestern in der NZZ besprochen wurde.Von Roman Bucheli. Habe mein Notizbüchlein dabei, in dem der Titel steht: „Zen in der Kunst der Vogelbeobachtung“, und ich notiere, während Herr Keller den Computer konsultiert, das Wort „Chebnassir“. Es ist nicht türkisch, denke ich, sondern arabisch, nordafrikanisch. Arnulf Conradi heißt der gesuchte Autor. Und der Titel von Bucheli selbst: „Wohin geht das Gedicht?“ – Kollateralkauf, sowas kann passieren. Ich bin heute prima gelaunt. Keinesfalls werde ich etwas gegen diesen Popsänger äußern. Und Sie bitte auch nicht! So eine verfremdete Stimme… (War es nun Nassri oder Nassir?)

Musik der Gegenwart

Wie immer in völlig neuen Perspektiven!

Und falls man darüber weiter nachdenken will: Essays Essays Essays

 

Nach 10 Jahren erkenne ich mich (2008) kaum noch selbst, ich bin in jedem Punkt Leser:

Das vollständige Inhaltsverzeichnis des Buches mit allen Autoren findet man hier!

Also beim Wolke Verlag, dort unterste Zeile anklicken! (Der folgende Screenshot nur als Schmuckbild: die unterste Zeile „content/Inhaltsübersicht“ funktioniert also erst im Original, wie hier und dort angegeben.)

 Screenshot der Web-Seite

Wichtig ist mir, in Erinnerung zu rufen, dass ich damals das Thema LINIE vor Augen hatte, das Harry Vogt für den 40. Jahrestag der „Wittener Tage für neue Kammermusik“ ausgerufen hatte. Wir haben ja oft, Raum an Raum im Carlton-WDR-Bürohaus, freundschaftlich miteinander Gedanken ausgetauscht, ich habe auch nicht selten seine Musikpassagen moderiert und dabei viel Neues gelernt. (Er gehörte mit Werner Fuhr und Frank Hilberg zu meinen liebsten Kollegen.) Hier Harry Vogts Vorwort für Witten 2008:

Es wäre an der Zeit, einmal die ganze Wittener Reihe zu ordnen und zu sichten, eine gewaltige Fundgrube des Denkens über Musik, nicht nur über die in Witten gebotene „Kammermusik“. Ach du lieber WDR, wo wirbst du mit deinen Riesenprojekten? Wer weiß davon? Und wo ist die weite bunte Welt der ältesten, der immer noch und ebenfalls weiterhin neuen Musikkulturen geblieben?

Die Rolle des Wortes über Musik in der MUSIK! Die Rolle der Wort-Musik-Sendungen im Rundfunk. Ist es Zufall, dass in dem aktuellen Heft Musik & Ästhetik die lesenswerte Besprechung eines lesenswerten Buches über Programmhefte zu lesen ist?

 Musik & Ästhetik Heft 87 Juli 2018

Beethoven op.130 (Übung)

Zum Einstieg Reminiszenzen

Zum Studium

Man muss sich damit abfinden: es macht keinen Spaß, die zweite Geigenstimme zu üben! Es macht mental nur einen Sinn, wenn man alles studiert (schon präsent hat), was um einen herum passiert. Das gilt für die Bratsche genauso. Und für das Cello selbstredend auch.

Zum Gedenken

Beethoven Köln Zyklus 88-89 Beethoven Köln 88/89 Alban-Berg-Quartett

Damals habe ich peu-à-peu alle CDs mit dem Alban-Berg-Quartett erstanden, auch die große Gesamt-Partitur aller Beethoven-Streichquartette (Breitkopf & Härtel). und ganz allmählich auch die wichtigsten Bücher (auch die englischen: Basil Lam, Martin Cooper), das beste, das vieles andere an Literatur überflüssig macht, stammt von Gerd Indorf (Rombach Verlag Freiburg i.Br. 2007).

Zufällige Kombinationen

(Auryn Quartett, CD-Kommentare, Missa solemnis 2015 Harnoncourt, alte Adorno-Lektüre)

Im Bücher- und Notenschrank meines Vaters kannte ich mich früh ganz gut aus, zumal er so kurz nach dem Krieg nicht extrem umfangreich war. Aber die späten Quartette Beethovens waren darin zu finden und gaben mir Rätsel auf. Aus den Klaviersonaten kannte ich „bessere“ Themen… Ich habe die Sache auf sich beruhen lassen, 21.IV.1921, er war also zu der Zeit kaum 5 Jahre älter als ich… (*1901, 2 Jahre vor Adorno, sage ich heute). Und die Partituren, sicher seinerzeit antiquarisch gekauft, wiesen keinerlei Gebrauchsspuren auf. Im Anfang hier die gleiche „Zerrissenheit“ wie in op. 130! Das war nicht so mein Fall. (Heute tröste ich mich: es war damals praktisch unmöglich, diese Werke zu hören! Das einzige, was ich am Radio mit Partitur verfolgt hatte, war die 8. Sinfonie, etwa 1955.)

Beethoven op 132 Artur1921 Beethoven op 132 Artur1921 Anfg

An der Kölner Hochschule bei Günther Kehr haben wie das Quartett op.95 in f-moll studiert, etwa 1964. (Der Primarius war derselbe wie heute!!!! Hanns-Heinz Odenthal.) Die große Partitur aller Streichquartette Beethovens habe ich mir im Dezember 1988 zugelegt, im Januar ’89 das Büchlein von Basil Lam:

Quartette Gesamt op 130  Basil Lam

Ein lähmendes Notenbild

Wenn Musikmachen nur mäßiges Vergnügen bietet 

Spohr Duetto II

Es ist Alltag, z.B. morgen 10.30 Uhr bis mittags, eine Probe, für die man sich – schon aus Kollegialität – gründlich vorbereiten muss. Zwei Geigen, beide Stimmen sind nicht leicht, man muss jeden Takt sorgfältig geübt haben, aber es wird durchaus nicht froh und brillant klingen, sondern mühselig und beladen, vor allem fragwürdig hinsichtlich der Intonation, mit allzu vielen schwierigen Vierklängen für nur zwei Streicher…

Aber man kennt diese Formation (Duo oder Duetto für zwei Geigen) praktisch seit der Zeit, als man mit Geigespielen begann, der Lehrer spielte immer mit, nolens – volens. Bei Schülervorspielen kamen sehr bald die Mazas-Duos in Frage, Freundschaften wurden gefestigt. Und irgendwo im Unterbewussten nistete sich die Vorstellung ein, wir sind autark, wir können leben ohne die schwerfällige Bass-Region. Ich werde die Programme heraussuchen, die meine Erinnerungen ans Licht befördern. Bis hin zu Max Regers „großem“ Duo, das wir bei Wolfgang Marschner erarbeiteten: eine mühsame Übephase, bis hin zur Vortragsstunde in der Kölner Hochschule. (Was war das eigentlich? nichts „im alten Stil“).

Hier ist das Dokument vom 26. Juli 1962, durch das aber nicht alles geklärt wird: denn das op. 131b besteht nur aus 3 Duos (Canons u. Fugen), aber das 4. (!) Stück Allegro moderato hat sich mir als „hochromantisch“ eingeprägt. Mein Mitstreiter war damals Dietmar Mantel, der sich bald darauf in die Lehre des Cellisten George Neikrug begab, Marschner ging 1963 nach Freiburg, und ich wechselte innerhalb der Kölner Hochschule zu Franzjosef Maier (später Konzertmeister Collegium Aureum), ein Glücksfall, der mein ganzes Leben prägte. Neben diesen Zettel der Vortragsstunde 1962 setze ich ein fast 10 Jahre älteres Programm meines ersten Geigenlehrers Gerhard Meyer in Bielefeld, der mit meinem Vater zusammen das „Bielefelder Kammertrio“ gegründet hatte.

Reger Duos Hochschule Schüler Meyer 1953

Zurück zur erfreulichen Probe des heutigen Morgens. Wiederholung Louis Spohr op.39 Nr.1 und erster Satz aus der Nr.2 desselben Opus. Ein wunderbares Stück Musik, harmonisch erfindungsreich, alle Möglichkeiten des Lagenwechsels einbeziehend, ohne Rücksicht auf Bequemlichkeit. Manchmal möchte man kaum glauben, dass dies von einem Geiger geschrieben wurde, andererseits konnte doch nur ein Geiger auf die Idee kommen, dass es in dieser Form ausführbar ist. Oder überhaupt zumutbar? Es muss einem schon Spaß machen, mit den Widerständen der eigenen Finger zu „ringen“.

Die folgende – sehr schöne – Aufnahme bitte anklicken und dann oben links in der Ecke auf den kleinen Pfeil gehen, danach im Angebot der Duets auf Nr. 4 „Andante“. (Den Beginn der in diesem Artikel oben abgebildeten Noten erreicht man bei 3:46, falls Sie mitlesen möchten. Achtung: bei 5:53 spielt Violino Secondo ein A, während in den Noten das As nicht aufgelöst ist. Nachprüfen.) [direkt? hier]

Wie war das mit dem „mäßigen Vergnügen“? Eine falsche Befürchtung. Jedenfalls, wenn beide Spieler den Termin ernst genommen (also: gut geübt) haben und die Atmosphäre gut ist. Schließlich geht die Freundschaft auf die gleiche Zeit bei Marschner zurück (siehe oben), bewährte sich damals schon in der gemeinsamen Streichquartett-Arbeit (bei Prof. Günter Kehr). Und in den letzten Jahren ebenso im Duo wie im Quartett.

Aus dem Leben eines Musikethnologen

Peter Cooke im Interview mit Carolyn Landau

Persönliche Website Peter Cooke Hier.

Die Verlinkung unten in diesem Beitrag führt zur British Library und soll dazu verführen, das unvergleichliche Archiv SOUNDS zu nutzen und weiterzuempfehlen. Wichtig ist es, die rechtlichen Limits dieses Gebrauchs zur Kenntnis zu nehmen, die ich hier nur andeutungsweise zitiere:

The recordings on this website are governed by licence agreements between the British Library and the Licensors. The material is intended solely for the purposes of teaching, learning and research. Any misuse of the materials such as illegal file sharing, misquotation, misappropriation or decontextualisation constitutes a breach of these agreements. Please treat the materials with respect as a failure to do so constitutes a breach of the trust we have built up with the licensors.

The British Library Board acknowledges the intellectual property rights of those named as contributors to this recording and the rights of those not identified. (Fortsetzung siehe dort.)

  • Inhaltsübersicht (rote Markierung JR)

    Track 1 [51:24] [Session one: 7 July 2010] Peter Rich Cooke (PC) was born in Cardiff 1930. Discussion of PC’s upbringing, parents and earliest memories and experiences of music. When PC was born his father was a leading motor mechanic in Cardiff at Howell’s store. PC’s mother was grand-daughter of a German (possibly Jew) who escaped from Brunswick in about the 1830s and married a recycler/rag and bones man, through whom she met PC’s father. Describes his roots as peasant. Moved from Cardiff to Western-Super-Mare when PC was 5 years old for father’s work, which switched to aircraft mechanics, which he did during the War. Mother played parlour piano, father loved to sing old Irish songs (in Anglo-Irish), which he’d learned from his father whose family had worked for a period in Ireland. Father was also a good chorister. PC had 5 brothers (he was number 4), all of whom were choristers at an anglo-catholic church. Description of early memory singing at Wells Cathedral aged about 8 or 9. Attended local grammar school, where music teacher informed PC’s family that PC ought to have piano lessons, which PC received from this man. PC learned how to sight read and learned much repertory. Description of other musical experiences , which led to him being able to study music at university. 1949 went to Cardiff University to study music. Discussion of parents’ attitude towards PC’s musical education. Recounts vivid memory of entire family singing in harmony around the piano and brothers arguing because they all wanted to sing harmonies and not the tune. Recollects making decision to pursue music aged about 15. Description of father’s encouragement of all brothers’ education. Discussion of why he chose Cardiff University, where he also did a PGCE before going into teaching. Description of repertoire he learnt at university, being entirely Western Classical music, but of other informal musical experiences singing and playing without notes. Description of learning cello with an adult orchestra and meeting some excellent string players with whom he played piano. Description of first teaching job in a boarding school Shropshire, including playing organ for a local church, followed by second job in a comprehensive school in Coventry. Description of his use of the recorder (wind instrument) as a useful teaching aid in schools, as well as a performer on this instrument. Description of next job as head of department at comprehensive school in Bristol, in the early days of comprehensive schools; students were very keen and high achievers. Description of widening the curriculum, following discussions with students and parents, leading – after three years as a teacher trainer – to his first trip to Uganda. Description of the influence of The Beatles in his teaching and interest in World Music. Description of how opportunity to train teachers in Uganda arose and of his research prior to leaving the UK for East Africa, including a meeting with Paul and Andrew Tracey whilst they were in London in 1964, where he received his first amadinda lesson (backstage before their show “Wait a Minim!”). Description of records of African music that he had collected prior to going to Uganda. Remembers possibly joining the Society for Ethnomusicology before leaving for Uganda. [25:55] Discussion of PC’s concept of ethnomusicology at this stage, which he describes as ‘nil’, since the word wasn’t known. Description of a note from Maud Karpeles saying the word should be avoided at all costs, since ‘Folk Music’ was fine. Description of first job in Uganda in a secondary school on Makerere University campus, which had been built up by expatriates. Description of music that already existed there including Western and some Ugandan music. Description of other teachers at the school, who were from all sorts of different backgrounds including many excellent Western instrumentalists. Discussion of what PC aimed to do in first instance, answering various questions: What should music education in Uganda be about? Where does the study of Ugandan music come into it? Remarks on how he enjoyed the challenge of being at the teacher training college where he could affect the syllabus, which often neglected Ugandan music. Description of what Ugandan music was being performed. Remembers John Blacking’s research trip to Uganda in 1965 from South Africa whilst PC was there, during which he gave 2 short courses in African music, and encouraged PC to pursue his own research, and also conducted 2 field trips around Uganda with PC and others, making recordings (most of these tapes are archived in PC’s collection in BL). Description of Blacking’s impact on PC in terms of bringing a more anthropological approach to his way of researching. Description of Wachsmann’s trips back to Uganda during PC’s time there – in 1966 and 1968 (?) to give lectures and make more recordings and do more fieldwork. Further discussion of significance of Blacking’s and Wachsmann’s seminars for PC and for the shaping of African musicology. Mentions Ken Gourlay who accompanied Blacking on a recording trip to the Karamajong. Further discussion of Blacking’s impact on PC, particularly in his research themes, such as a survey or flutes across Uganda, as well as his use of his own students in helping to conduct research in different regions – descriptions of his visits to students’ homes. Mentions how he was influenced by Hugh Tracey in terms of the importance of documenting and classifying his recordings – and passing on these documentation sheets to his students for the recordings they made also. Remembers first reading Alan Merriam, as a result of meeting Blacking. Description of Wachsmann’s influence on PC, describing him as a man of few words, opposite of Blacking; memory of Wachsmann’s approach to making high quality recordings in various ways: respecting the individual musicians, what they wanted, their sound ideas and motivations, which PC reflects as slightly running against the grain of the folk music movement of the time; importance of seeking out and working with high quality musicians. [48:25] Description of PC visiting Uganda Museum in Kampala to find and use Wachsmann’s recordings initially and then later in the 1980s, when PC facilitated the copying and archiving of the collection, which PC remembers as a disaster as the Nagra that PC had brought over from Edinburgh University wasn’t cleaned properly while in use at the Uganda Museum.

  • Description

    Interview with Peter Cooke (1 of 3). The ethnomusicologist talks about his research. Interviewer: Carolyn Landau.

    • Aufzufinden im Originalton HIER. (Teil 1)
    • Fortsetzung HIER (Teil 2, dort ebenfalls mit zugehöriger Inhaltsangabe)
    • Weitere Fortsetzung HIER (Teil 3, ebenfalls mit zugehöriger Inhaltsangabe)

Hugh Tracey Ngoma Titel Hugh Tracey Arbeit

An Introduction to Music for Southern Africans (1948) / Die Folgen siehe HIER.

Merriam Cover  Merriam Inhalt

Bloomington, Indiana, 1963

Blacking Cover  Blacking letztes Kapitel

University of Washington Press 1973

Frischer Wind aus Norden

Eine Selbst-Ermunterung zu weiteren Projekten

1 Finde die nubische Melodie (s.u.) aus dem 5. Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns

Setze einige bedenkliche Fotos (s.u.) von Rainer Prüss & ihn selbst in Szene (hier!)

Überdenke die Diskussion, die es kürzlich im SWR über Programmhefte und Konzerteinführungen gab (habe ich inzwischen aufgeschrieben, siehe ab hier)

4 Indische Musik in Hamburg (s.u.), ausführlich in späteren Blogbeiträgen memoriert

5 Begutachte eine eigene* Sendung, die kürzlich im SWR wiederholt wurde

(*Heute würde ich zu allererst 3 Folgen der Zeitschrift Musik & Ästhetik, nämlich Heft 69, 70 und 71 zu Rate ziehen, mit der hervorragenden Serie von Wolfgang Lessing „Über den Nutzen von Musik“)

Prüss individualisierte Gesellschaft ©Rainer Prüss

Nubische Melodie ©JR nubisch? siehe neuerdings hier!

Elbphiharmonie Kleiner Saal Hamburg Wegner Reichow

Wegner & Reichow Elbphilharmonie Kleiner Saal 21.1.17

Garderobe Elbphilharmonie

Perfekte Organisation (mein Name deutlich überbewertet)

Binnenalster 170122

Ja, ich war in Hamburg. Kein Traum! Bitte anklicken.

(Handy-Foto JR 22. Januar 12.00 Uhr kurz vor der Rückreise)

Die andere Welt war dies:

Elbphilharmonie außen JR Foto: E.Reichow

(Weiteres folgt, vor allem: Dhruba Ghosh und Freunde, sowie: Jugal Bandi Sensation)

ZEIT-Lektüre

Es gibt in dieser vielfältigen und vielzufaltenden, aber längst nicht mehr von Altersfalten durchzogenen Zeitung (sie ist im Lauf der Jahrzehnte gleichmäßig jünger geworden) am Donnerstag immer auch Artikel, die das Interesse kalt lassen und unbeachtet im Blattinneren und auf dem Platz der Zwischenlagerung landen, andere die auf- und umgeschlagen an anderen Orten (oder stillen Örtchen) der weiteren Lektüre harren. In der heutigen Ausgabe sind zwei von A- Z gelesene Artikel auf meinem Schreibtisch gepostet, weil zur Mehrfachlektüre vorgesehen, wobei es geschehen kann, dass sie anschließend doch unter die Räder kommen, zwischen Noten, Büchern und Heften einer zufälligen Wiederentdeckung entgegenschlummern oder unversehens zur Sicherung in einer eiligen Blog-Aktion – dank einiger Zitate – rückrufbar gemacht werden. Oder in kleine Kaufaktionen münden: 1 Buch, 1-2 Schallträger. Auch das könnte hiermit vorbereitet sein.

Wieder einmal das Schumann-Violinkonzert (siehe zuletzt hier), und ganz neu: ein Buch, das – wieder einmal – unsern Blick auf die Weltgeschichte verändern könnte (siehe zuletzt hier). Bei dieser Gelegenheit muss ich hinzufügen, welches Büchlein mir dabei immer wieder in den Sinn kommt, also abgesehen von den Großraumschriftstellern wie Spengler oder Toynbee oder in den 60er Jahren Jean Gebser:  William S. Haas: Östliches und westliches Denken / Eine Kulturmorphologie / Rowohlt rde Reinbek bei Hamburg 1967. Wobei ich die neueren Werke, die permanent weiterwirken, überspringe (z.B. Osterhammel). Es wird alles zurücktreten hinter dem neuesten 800-Seiten-Phänomen (das die Furcht vor dem anderen von Ian Kershaw über die Zeit der beiden Weltkriege in den Hintergrund verweist). Vorweg der (ahistorische) inhaltliche Verlauf bei William S. Haas:

haas-ost-und-west

ZITAT zu Schumanns Violinkonzert

Als erste legte Isabelle Faust vor einem Jahr ihre Aufnahme mit dem Freiburger Barockorchester vor, es folgte Patricia Kopatchinskaja mit dem WDR Sinfonieorchester, und nun ist auch Carolin Widmanns Aufnahme mit dem European Chamber Orchestra zu haben. Die Musikerinnen, alle zur Generation der frühen 70er jahre zählend, haben endgültig jene Stufe der Rezeption gezündet, auf der es nicht mehr um eine umstrittene Rarität geht.

Denn dieses Werk gehört zum Großartigsten, was Schumann für sinfonische Besetzung geschrieben hat. Ein neuer Ton ist da zu hören, im ersten Satz blockhaft Archaisches in expressive Rückblicke drängend, im zweiten Satz subtilste Rhythmik. Mit dem Finale indes hatte schon Clara ein Problem (…).

Und am Ende heißt es dann genau darüber:

Vielleicht nimmt sich da einfach ein Subjekt zurück. [Die Rede ist von Isabelle Fausts Interpretation.] Im Finale gilt das allerdings auch fürs Genie. Schumann lässt hier eine gigantische Polonaise auf der Stelle treten, Holzbläser verbreiten einen schauerlichen sächsischen Humor, und die Geige spinnt fingerbrecherische Girlanden. Soll man das einfach schnell hinter sich bringen? Widmann und Kopatchinskaja drehen das Tempo auf 80 hoch, nur Faust lässt sich (fast) auf Roberts Angabe ein – und prompt scheint die Violine doch etwas zu sagen. Nur was? Rätsel hinter einer lächelnden Maske: Wir sollten nicht glauben, ihn jetzt zu kennen.

So endet die Rezension letztlich unbefriedigend. Zunächst ein Bekenntnis zu dem Schumann-Werk, dann ein Rückzieher ins Rätselhafte.

Quelle DIE ZEIT 13. Oktober 2016 Seite 61 / Roberts Rächerinnen / Faust, Kopachinskaja und Widmann: Drei profilierte Geigerinnen haben Schumanns Violinkonzert eingespielt. Von Volker Hagedorn.

Ich fürchte, da wartet unabweisbar Arbeit. Zumindest eine CD werde ich mir kommen lassen, nicht unbedingt Isabelle Faust (die – so Hagedorn – Schumann „behutsam mit der weiten Welt verbindet“, – das glaube ich nicht), erst recht nicht Kopatchinskaja (ihr kapriziöser Eigensinn kann hier unmöglich ins Schwarze treffen), höchstwahrscheinlich Carolin Widmann (ich werde darüber berichten). Aber zunächst möchte ich naheliegende (youtube-) Vergleiche einüben: Frank Peter Zimmermann, Gidon Kremer, Thomas Zehetmair, Christian Tetzlaff.

Meine Frage: Muss Robert noch gerächt werden („Roberts Rächerinnen“), oder ist man (?) ihm womöglich längst gerecht geworden?

Ich werde den Verdacht nicht los, dass man diesen Schumann um jeden Preis schönreden muss. Und dabei wird er doch nicht an irgendeinem willkürlich gesetzten Maßstab gemessen (sagen wir: Mendelssohn), sondern ausschließlich an ihm selbst und seinen großartigsten späten Werken.

***

Die andere Geschichte – oben schon angekündigt – steht in der Beilage ZEIT-Literatur Seite 40:

Seide, Pest und Öl Alles kommt aus Asien: Peter Frankopan will mit „Licht aus dem Osten“ unseren Blick auf die Weltgeschichte verändern. Von Alexander Cammann.

Frankopans „neue Geschichte der Welt“ schaut auf jene vergessene „Achse, um die sich der Erdball drehte“: die Region zwischen östlichem Mittelmeer und Himalaya, zwischen Schwarzem Meer und Indischem Ozean. Der Nahe und Mittlere Osten, in unserer Wahrnehmung heute ein gigantisches Krisen- und Kriegsgebiet, war jahrtausendelang das „Herz der Welt“: zwar immer von Gewalt durchzogen, aber vor allem besonders Wohlhabend und zivilisatorisch am höchsten entwickelt, sodass die übrige Welt sich dorthin orientierte – jeder wollte dort handeln und herrschen.

Viele einzelne Geschichten dieser Gegend sind wohlbekannt: die des Perserreiches und die von Alexander dem Großen, vom rasenden Siegeszug des Islams bis hin zum Kalifat, von den besessenen Kreuzzügen ins Heilige land, vom Mongolensturm. Aber Frankopan erzählt die Geschichten als historisch-geografischen Schicksalszusammenhang: aus einer riesigen Zone des Austauschs zwischen Ost und West, China, Indien und Europa, einer Region in permanenter Globalisierung, avant la lettre. Für ihn ist es kein Zufall, dass ausgerechnet in dieser Gegend alle Weltregionen entstanden – Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus.

Der Clou seiner Perspektive besteht darin, die herkömmliche Siegergeschichte der westlichen Moderne auszuhebeln.

17.10.2016 Das Buch ist da! Es kostet seinen Preis, aber davon wird nach 50 Seiten Lektüre keine Rede mehr sein.

licht-aus-dem-osten-hintlicht-aus-dem-osten-vorn

(Fortsetzung folgt)