Archiv der Kategorie: Allgemeines

Schöne Stellen ? (Beispiele)

Zu Claus-Steffen Mahnkopfs Essay in Musik & Ästhetik Jan.2025

Der Autor bezieht sich auf Adornos Abhandlung über die „ominösen schönen Stellen“ (1965) und präsentiert eine eigene Auswahl von 10 Stellen. Die folgende Liste gibt Gelegenheit diese Auswahl im Selbsttest zu überprüfen. (Im „Experiment“ sollte der ganze Mahnkopf-Text zur Verfügung stehen.) Im übrigen beginne ich nur probeweise einen Kommentar, unter dem Vorbehalt, den ganzen Beitrag zuletzt als misslungen zurückzuziehen.

Vorweg kann ich sagen, dass mir Mahnkopfs Begriff von dem, was für eine „schöne“ Stelle gelten soll, viel zu allgemein gefasst scheint. Er dürfte sich nicht auf Kunst überhaupt beziehen, nicht einmal auf jedes ebenmäßige Gesicht: ein solches Gesicht würde ich der Einfachheit halber einfach „ebenmäßig“ nennen, vielleicht noch hervorheben, dass es nicht „durchschnittlich“ sei. Ich könnte behaupten, dass Mozart immer schön sei, und könnte trotzdem in den Werken einzelne (besonders) schöne Stellen benennen. Schön im emphatischen Sinn. Nicht expressiv, nicht aufregend, nicht bedeutungsvoll aufgrund einer Geschichte, die dazugehört. Ich beschränke mich aber auch nicht unbedingt auf die gern beschworenen Gänsehaut-Momente, die sich physiologisch einstellen – wie bedingte Reflexe. Ihre Schönheit muss einer Prüfung standhalten. Sie dürfte nicht rein privater Natur sein. Zum Beispiel an einen Kuss in der Bar Kolibri erinnern, wo dieselbe Musik lief. Stichwort Pawlowscher Reflex.

s.a. hier

In der Tat verliert sich Mahnkopf nicht im Allgemeinen, man kann auf den Punkt genau erkennen, was er meint. Aber nur weil er es so genau aufzeigt. Ist er aber deshalb besonders glaubwürdig? Dank ostentativer Subjektivität unangreifbar?

Wenn ein Barpianist vor sich hinklimpert und plötzlich aber unauffällig übergeht zu Robert Schumanns Original „Träumerei“, so horcht jeder Musikkenner auf, – oh wie schön:, ja wirklich, aber wo denn? was meint er genau, zahllose aufsteigende Dreiklänge hat er schon genügend hingeperlt, daraus kann er keinen „Schöne Stelle“-Effekt machen, sondern erst in dem Augenblick, wo er auf dem Subdominant-Akkord B-dur innehält, das ist er, und rückwirkend erkennen wir auch dass er vorbereitet war: er lag in der Luft, und sein Tastenanschlag und das Innehalten lässt Zeit, ihn zu würdigen. Eine Art Umarmung. Fast kein Mensch kannn sich einer solchen Umarmung entziehen, vorausgesetzt, er hat die Normalität vorher, den Tonika-Dreiklang – vielleicht dunkel – wahrgenommen, auch noch als Teil des Wohlfühlgeklimper. Dieses neue Gefühl des Besonderen verliert seinen Effekt, wenn es taktweise so weitergeht, mit immer neuen, „besonderen“ Zielakkorden, es weicht einer behaglichen Wahrnehmung des Variablen, vielleicht auch neuer „Momente“. Die ganze „Träumerei“ ist die Ausbreitung einer schönen Stelle durch geschickte Mischung mit dem Verweilen auf der einen Stelle, auf der man einschlafen, aber auch träumen kann, je nach Ruhebedürfnis.

Ein fast willkürlich ausgewähltes Beispiel. Es fordert zum Spott heraus, wie viele schöne Stellen, wenn sie sich auf mechanisch erzeugbare, „billige“ Effekte zurückführen lassen. Es sei denn, ich beginne mit deren Rechtfertigung und dem Nachweis, dass es sich bei meiner Wahrnehmung um etwas Besonderes handelt, das vielleicht nur von mir erkannt wird, weil ich es als einziger hervorheben kann. Die andern, denen es gezeigt werden muss, sind bereits von vornherein degradiert.

Es ist nicht immer so einfach wie bei Wagner, wo man behauptet, die Masse der Bayreuth-Enthusiasten warten nur auf die Stellen, wo das gesamte Blech ihm auf die Sprünge hilft.

1)

Glenn Gould spielt (sich selbst).  Sein Willkür-Staccato interessiert mich nicht, auch wenn es dem „Virginal“ nachempfunden ist.

Wer spielt hier? Einer, der im Jahr „2000 den Gramophone Early Music Award für die Gesamteinspielung des Werkes für Tasteninstrumente von William Byrd“ erhalten hat.

2)

Claudio Arrau spielt Mozart

Um diese Stelle soll es gehen:

3)

4)

Wagner Götterdämmerung „Wachsende Morgenröthe“  bis „Voller Tag“

ab 17:46 / bei 20:30 sind wir mitten auf der abgebildeten Seite, deren letzte Zeile die gemeinte „Stelle“ wiedergibt (Siegfried-Motiv)

5) Kann man das Mundharmonika-Motiv von der Spannung des Countdown-Moments trennen? Es ist so oft durch – als bedeutungsvoll erkennbare Zitate – mit Bedeutung aufgeladen worden, und jetzt wieder durch die Ankündigung und Auflösung des Rätsels, dass wir die Segel des Widerspruchs streichen.

„Aber die wirkliche Gänsehautstelle kommt am Ende.“ – „Der Film hat seine Erlösung gefunden.“ Vom „Dingsymbol“ eines perfiden Mordes und dessen „grandioser Rache“ ist die Rede…

Man darf die grandiose Kitschmelodie nicht vergessen, die gleichzeitig ihre Rechtfertigung als Hymne erfährt. Widerspruch erlischt angesichts der Ernsthaftigkeit der Situation, die psychologisch unbefriedigt bleibt. Angesichts der unaufgelösten Tragik (auch der zweite „Gute“ stirbt und der einsame, auf ewig Ungetröstete reitet davon) schweigt die private Kritik.

6)

John Cage: 4’33“ Hier Wikipedia zum Klavierstück von Cage

Dies kann nicht die Bedeutung einer emphatisch schönen Stelle einnehmen, es lebt allein von dem Bewusstsein, dass Stille – die Pause – in der Musik eine wichtige Rolle spielen kann, aber eben in der Musik, von der sie lebt. Und selbst wenn das Stück von Cage als einziges pro Abend aufgeführt würde, bezieht es seine Wirkung aus der Tatsache, dass sonst an diesem Orte und in dieser Situation Musik aufgeführt wird.

7)

htps://www.ardmediathek.de/video/ard-klassik/janacek-sinfonietta-symphonieorchester-des-bayerischen-rundfunks-simon-rattle-br-klassik/ard/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIwNjk3NTc

Hier der Anfang ist gemeint, die seltene Klangfarbe der Bläser, die Wirkung der sonst seltenen Quintparallelen. Wahrscheinlich kommt die besondere Wirkung des Anfangs daher, dass man sich bei Beginn an ein früheres Hörerlebnis mit demselben Stück erinnert. Man weiß, dass er nicht trügt.

8)

im folgenden bei 6:oo

also: die „Stelle“ in der hohen Klarinette, Übergang von der einen Zeile in die nächste = Sturz des Icarus (?)

9)

im folgenden auf 21:40 der letzte Schlag mit dem Holzhammer, – kann man ihn im Ernst als „schöne Stelle“ aufffassen?

10)

——————————————————-

KOMMENTARE

zu 2)

Ich frage mich, ob der Autor die Noten betrachtet und den Neubeginn in A-dur reflektiert hat oder ob er durch eine Aufnahme angeregt wurde, dem Auftakt mit Cis soviel Gewicht beizumessen. Arrau dehnt den Ton keineswegs, er lässt sogar die dolce-Vorschrift außer Acht, nähert die Tonstärke bereits dem nachfolgenden forte, und im piano danach scheint er das Cis in Frage zu stellen, um beim nächsten Ansatz im forte das C etwas grob zu rehabilitieren, ich will nur sagen – mit andern Worten – der Dur-Auftakt war nicht die Sensation, die klanglich auszukosten wäre – dafür ist gar keine Zeit -, sondern eine gewisse Unschlüssigkeit wird „insinuiert“. Unversehens sind wir in E-dur, eine fast glückliche Lösung, wie früher schon die anderen Dur-Tonarten (F-dur und C-dur). Ich fürchte, die Über-Interpretation des Auftakt-Cis war voreilig und der bloßen Imagination überm Papier geschuldet: am Klavier bindet man sich damit einen Klotz ans Bein, mit dem die folgenden Takte nichts zu schaffen haben wollen. Glückliches E-dur, das ist tatsächlich ein „Sprung in eine andere Landschaft, mit hellerem Licht, klarerer Luft und sonniger Wärme“, wie der Autor schreibt, – aber den ganzen darauf folgenden Text kann er ersatzlos streichen, ganz besonders die Metapher, dass der Finger das alles aus dem einen Ton „mit einer leichten Schwungbewegung erstreicheln“ muss.

Anderes Beispiel, das glaubwürdiger zeigt, wie Mozart den Kontrast Dur / Moll – wirklich interpretierbar – in Szene setzt.

Mozart Violinsonate KV 304 in e-Moll

Eine Stelle, über die ich staune, seit ich die Sonate spiele. Letzter Satz, die Pause im Dur-Teil, 4 Viertel Pause nach einem irrational (!) verlängerten Halbschluss. Ein Innehalten, das so nicht voraussehbar war. Auch die vier eingeschobenen Überleitungstakte vor dem Dur-Teil sind nicht notwendig. Mozart macht sich die Mühe, unsere Ohren zu öffnen. Dadurch wird einem bewusst, – ebenso wie später durch die Überlänge der Pause -, was für ein Wunder dieser Teil in Dur ist, der ganze Satz, die ganze Sonate.

folgende Aufnahme ab 8:42

8)

Man beschreibe jemandem die „schöne Stelle“ in diesem Werk und stelle ihm die Aufgabe, sie beim Durchhören des ganzen Werkes zu benennen (wiederzuerkennen). Fehlanzeige.

Auch mit Mahnkopfs Hinweis, dass es dort „so etwas wie einen Genuss des Klanges“ gebe, ja „anfänglich fast tonal, mit einem übermäßigen Dreiklang (e, gis, c), aber mit einem Viertelton im tiefen Cello, höheren a, Vierteltontritonus unter e, und einem Schatten eines f im Vibraphon.“

Selbst mit Noten in der Hand und einem hilfreichen Rippenstoß – – – zu Hilfe!!!!

Was immer hilft, ist der lebende Anblick der Künstler bei der Arbeit.

9) Kann man sich den absoluten Schlussmoment überhaupt als „schöne Stelle“ vorstellen, hervorgehoben aus allem, was bis dahin für wachsende Spannung gesorgt hat?

Ich kann mich nur an wenige Schlussakkorde erinnern, die zum Abschluss eine Unvergesslichkeit präsentieren.

Z.B. In einer Brahms-Sinfonie, wo ein kurzer Schlussakkord unerwartet Raum lässt für die ausgehaltene Terz zweier Hörner, die durch nochmaligen Schlussakkord das Tutti-Ende lautstark besiegelt. Oder der hohe, einsam durchklingende Ton der Solo-Violine im langsamen des Violinkonzertes. (?)

Oder im H-dur-Schlussakkord des „Tristan“, der nur noch die chromatische Auflösung des Hauptmotivs abwarten muss, mit dem er – scheinbar unauflösbar – begonnen hat.

Ich könnte aber auch die Luftpause des Dirigenten nach dem Abschlag nennen, mit der er den Anfang des Beifalls aufschiebt.

10) Fidelio … die Stelle „Töt‘ erst sein Weib“

(Fortsetzung folgt)

Anstehende Themen

Vor jeder zukünftigen Musik-Analyse: beginnen mit einer Untersuchung zum Zwang der metaphorischen Sprache (kann es eine sinnvolle Analyse mit „neutralen“ Zeichen geben?). Oder beginnt die zu überwindende Vorgabe schon mit der Notenschrift, der Festlegung von Oben und Unten, – der Tätigkeit der Augen und ihrer visuellen Werkzeuge? Das Wort Imagination.

Die Situation: zugegeben, das Buch lag aufgeschlagen auf dem Tisch, weil ich auf der Suche war. Und dies wieder vergaß. Wochen später greift JMR es auf und schlägt es zufällig (?) an anderer Stelle auf, die ihn affIziert, über die er spricht, und nun weiß ich, dass ich genau die gebraucht hatte, hätte, um aufs neue eine starke Selbstmotivierung zu erleben, auf die ich wartete. Dies hier nur als Andeutung des eher zufälligen Hintergrundes, der dann zum Haupt-Schauplatz des Gedanken avancieren sollte. Und nun kommentarlos zur Stelle (und Quelle).

Zur Verdeutlichung, letzte Zeile (vergrößern + obigen Text auf zweiter Seite), – in eigenen Worten wiedergeben, wenn ich genau wissen will, was der Autor meint, wenn er über „eine eigenartige harmonische Verbindung im vorletzten Takt“ nachdenkt:

Vorbemerkung: „Trugschluss“ nennt man bekanntlich die Wendung von der Dominante, der Stufe V (auch in Gestalt des Dominantseptakkords), hin zur Tonikaparallele, und zwar so, dass die Tonika mir als Auflösung fühlbar vorenthalten wird. Sie sollte alsbald „in echt“ folgen.

Die über dem Orgelpunkt im drittletzten Takt trugschlüssig erreichte VI. Stufe … der gemeinte Orgelpunkt ist der unterste Ton As (über dem „nt“ der „Winterszeit“), As = VI. Stufe in c-moll, umgedeutet als Terz der IV. Stufe, diese wiederum in Gestalt des „Neapolitaners“ d.h. Moll-Form, in der auch noch die Quinte durch die kleine Sexte ersetzt ist, also  hier statt f-as-c der Dreiklang f-as-des erklingt. Man könnte ihn (in Dur) auch von f-a-d ableiten könnte, der diatonisch aufgefassten Stufe II (in Umkehrung), die eben auch als Stellvertreter der Stufe IV gilt. Wenn es heißt, dass hier „die neapolitanische der diatonischen“ Version der II. Stufe vorausgeht, so soll das bedeuten: die Version mit „des“ (und „as“) kommt im 4.- 5. Achtel des vorletzten Taktes vor der Version mit „d“. Das ist nur bemerkenswert, weil die spannendere Form zuerst kommt, die weniger angeschärfte aber als zweite. Nicht gesagt wird, dass dieser Akkord dann im Sopran ein c“ bietet, so dass es sich um einen („schärferen“) Septakkord handelt. Und n a c h  diesem folgt nun der noch ungewöhnlichere Klang as – es‘ – fis‘ – h‘.

Jetzt kann ich mich an der Hand des Autors der Deutung dieses Akkords zuwenden. (Ich muss die nächste Seite haben:)

Und befinde mich in anderen Schwierigkeiten, denen der erste Teil des (wichtigen) Essays gewidmet ist. Ich kann es hier nur andeutend erschließen.

Quelle: Stephan Rohringer: Metapher und musikalische Analyse / Robert Schumann: Winterszeit I / in: Musikalische Analyse / Begriffe, Geschichten, Methoden / Herausgegeben von Felix Diergarten  Laaber Musikwissenschaft, Laaber 2014

Stichworte im Text: „ein Klang, dessen Bedeutung nach Maßgabe kadenzlogischer Harmonik einigermaßen rätselhaft  und der trotz des insgesamt sehr komplexen Satzbildes immer noch spektakulär ist“. Die Begriffe „Ascriptive Metapher“ und „Comparative Metapher“ lasse ich außer acht. Auch die „Duriusculus“-Anspielung, ebenso die Ges-Dur-Allusion und die Nähe des Tristan-Akkordes sowie den Satz, dass Schumann einen erwarteten Klang (von wem wann erwartet?) substituiert – ehe wir so weit ausgreifen, gebe ich meinem naiven harmonischen Empfinden die gleiche Chance und höre Vorhalte und Durchgänge, die quasi im Vorbeigehen auch reizvolle Harmonien produzieren.

Es geht also um genau den angegebenen Akkord (korrekt:) as – es‘ – fis‘ – h‘, im vorletzten Takt auf dem 6. Achtel. Und nun spielen Sie auf dem obersten Ton, dem h‘, statt dieses einen Achtels die zwei Sechzehntel h‘-c“, in der vielleicht irrigen Annahme, dass Schumann den Zielton c“ dann doch nicht vorwegnehmen wollte, aber im Sinn hatte – schon ist (für mich) das „Problem“ gelöst.

Er vorenthält uns das c“, das zu einem gut deutbaren Akkord passen würde, und springt auf den Ersatzton es“, der zum Harmoniewechsel nicht passt, aber melodisch sehr ausdrucksvoll ist, gerade in der Folge h‘ – es“ – h‘. Dann aber, nachdem das tiefe c am nächsten Taktanfang eingeschmuggelt ist, wird uns das hohe c“ nach einer neuen, fast verschämten Annäherung (d“-h‘) sozusagen geschenkt.

Für mich bedeutet diese Überlegung, dass ich mich nun dem eigentlichen Thema des Rohringer-Essays, der Metaphorologie, zuwenden kann.

(Fortsetzung folgt)

Sensation vor Weihnachten: der Mond

Älter als gedacht

Solinger Tageblatt 20.12.24

Gottseidank haben wir noch Zeit, uns darauf einzustellen. (Er wird nur etwas schneller altern!)

Doch im Ernst:

Quelle Hartmut Rosa: Unverfügbarkeit / Suhrkamp Verlag Taschenbuch 2020 (Residenz Verlag Wien, Salzburg 2018) ISBN 978-3-518-47100-5

Grundkonflikt zwischen dem Bestreben, Welt verfügbar zu machen, und dem Verlangen, mit ihr in Resonanz zu treten.

Seltsam: wie sich die Praxis der Re-Lektüre „uralter“ Bücher, die für mich einmal wichtig zu sein schienen, als glücklicher Ausweg in aktuellen Situationen erweist. Das Buch von Hartmut Rosa ist alles andere als uralt, aber es hatte sozusagen seine Aufgabe noch längst nicht erfüllt, – was sich auffällig zeigte, als ich bei Rilkes „Dinggedicht“ anlangte und es mit Adornos Begriff der Verdinglichung in Verbindung sah.

Als nächstes kam (es weihnachtet heftig) von selbst (dank JMR) ein Buch ins Haus, das mich auf eine alte Frage zurückverwies, nämlich wie Töne zur Melodie werden.

Für mich war der entscheidende Punkt, dass gerade die Melodie in den großen Zusammenhang des Gedächtnisses gebracht wurde; das Inhaltsverzeichnis (von Anfang bis zu genau diesem Thema) zeigt, wie es dazu kommt.

Wobei ich als erstes einwenden würde: der Einzelton einer Melodie, der beendet wird, tönt in der Erinnerung weiter, auch wenn die nächsten Töne angeschlagen werden. Man hört unwillkürlich Beziehungen zwischen Tönen, nicht nur einzelne Impulse. So wie ich auch nicht einzelne Sterne milliardenfach am Himmel sehe, sondern zumindest Sternbilder. Auch wenn sie gar nicht vom Schöpfer als Bilder erfunden wurden…

Anderer Versuch (der sich vom Bild der Sternbilder löst) : Die Töne als beliebige Fixpunkte auf eine als Glissando gedachten Linie.

Quelle Hannah Monyer / Martin Gessmann: Das geniale Gedächtnis / Wie daa Gehirn aus der Vergangenheit unsere Zukunft macht / Penguin Verlag (Albrecht Knaus Verlag) München 3/2015 / ISBN 978-3-328-10124-6

Zitat (Träume als Mahnung)

Träume mahnen uns also hin und wieder, noch einmal zu überdenken, wie wir neue Entwürfe mit schon bestehenden Ansätzen oder nachweisbaren Talenten in Verbindung bringen. Denn das wird nötig sein, damit unsere Existenz, je länger wir leben, nicht einfach in Episoden zerfällt, die am Ende gar nichts miteinander zu tun haben. Und wir im Rückblick den Eindruck haben, ein Kaleidoskop zu drehen, jedes Mal, wenn wir mit einer Unternehmung wieder neu ansetzen. Und die Frage nach der Einheit und dem, was wir eigentlich wollten, unbeantwortet bleibt.

Monyer/Gessmann a.a.O. Seite 132 f

Tanzen Tiere?

Beobachtungen an Gibbons

Hinweis entdeckt in der Zeitschrift Natur / Festhalten um einen Anfang zu machen

https://www.scinexx.de/news/biowissen/video-gibbons-im-tanzfieber/

hier der „Robotertanz“ im Bild (die Musik ausschalten, bloße Irreführung!)

https://www.hhu.de/news-einzelansicht/tanz-gibbon-tanz hier

https://link.springer.com/article/10.1007/s10329-024-01154-4 hier

daraus (und dort per Link abzurufen):

Was ich nicht lese, aber beherzige…

und zwar ohne Reue: Steven Pinker

Jawohl, wenn ich meine dicksten Bücher nennen soll, die ich seinerzeit besitzen musste, aber dann doch nicht gelesen habe (was heißt lesen???), wären es seine beiden Hauptwerke (ich möchte nicht „Schinken“ schreiben), gekauft am 16. März 1996 und 21. Mai 2013, das eine über 500 Seiten lang, das andere über 1000. Und heute doch mit voller Zustimmung 1 Seite aus dem ZEIT-Magazin, die bewirkt, dass die beiden Wälzer wieder auf dem Schreibtisch liegen, ohne dass

was wollte ich noch sagen?

(lassen Sie mich in Ruhe lesen)

Noch einmal: die bloße Physis

Anlässlich der Olympiade Paris

Hier im Blog längst reduziert auf Muskeln? (Lesen mitsamt allen Links). Und noch einmal vor sieben Jahren, wieder mit der ZEIT: HIER. Jedoch an Ort und Stelle auch ohne ZEIT präsent: jederzeit das Gebet des Eupalinos (Valéry).

Ich kann mir viele Worte sparen, – allerdings nicht ohne auf einen bewundernswerten Artikel von Nina Pauer hinzuweisen, der zu spitzen Bemerkungen Anlass geben mag. (Noch mehr vielleicht, wenn er aus der Feder eines männlichen Kollegen stammte.)

Zitat:

(…) Wenn eine Anziehungskraft von den Athletinnen und Athleten ausgeht, dann die, dass sich hier Körper versammeln, die gar nicht gefallen wollen.  Die beim Zuschauen nicht deshalb so ineressant wirken, weil sie halbnackt und durchtrainiert vor uns stehen. Sondern weil sie eine starke Aura der Absichtslosigkeit umgibt. Die Beine der Läuferinnen, sie sehen allein deshalb so aus, wie sie aussehen, weil sie viel gelaufen sind. Es war keinerlei Bedürfnis dabei, attraktiv zu sein, kein Haschen nach sexueller Bewunderung, überhaupt nach Aufmerksamkeit. Der alleinige Grund fürt ihre Form ist, dass sie Gold holen wollen. Was Olympia radikal unerscheidet von allen Pornos, Fitness-Accounts und von Germany’s Next Topmodel, ja überhaupt vom gesamten fiesen Geschlechtergame. Die olympischen Körper sind völlig autonom. Findet jemand sie schön, ist das rein kollateral, nebenbei entstanden und dazu noch botschaftslos, schließlich ist das Sixpack einer Springerin weder Empowerment noch ein Pick-me-Move, sondern einfach Ergebnis verdammt harten Trainings. (…)

BAUCH, BEINE, PO / Über die Körperlichkeit der Olympischen Spiele / Von Nina Pauer / ZEITMAGAZIN 1.8.24 Nº 33 (Seite 20)

Also an die Arbeit – – –  nicht nachdenken, nicht beten – – – aber was tun?

Nur 1 Vorschlag:

1 anderes Set mit Grundübungen

https://www.nytimes.com/2024/08/28/well/move/range-of-motion-exercises.html?unlocked_article_code=1.HE4.VfFS.3URGRmYkraA3 HIER

Wohin die Umwelt verschwindet

Und mit ihr das Problembewusstsein?

Natürlich verschwindet nicht die Umwelt. Sie verliert nur ihre Zuträglichkeit. Für uns! Und wir?

HIER nur bis 8.8.24 !!!

https://www.arte.tv/de/videos/106710-000-A/wohin-die-fluesse-verschwinden/ Pressetext ARTE:

Die Menschheit steht vor existenziellen Konflikten über die Nutzung und Verteilung unserer wichtigsten Ressource. Wasser ist knapp, aber der weltweite Bedarf steigt exponentiell. Vor allem in der Landwirtschaft verschwenden wir weltweit kostbares Süßwasser. Welche Folgen hat die Art, wie wir leben, konsumieren und uns ernähren, auf die Wasserkreisläufe unseres Planeten?

Entlang von sechs Flüssen auf vier Kontinenten geht die Dokumentation „Wohin die Flüsse verschwinden“ der Frage nach, warum die existenzielle Ressource Wasser immer knapper wird und wer dafür die Verantwortung trägt. Mit 70 Prozent ist die Landwirtschaft der Hauptverbraucher von Süßwasser. Und davon geht ein großer Teil in die Produktion von Futtermitteln. Unser übermäßiger Fleischkonsum ist mitverantwortlich dafür, dass mächtige Flüsse wie der spanische Ebro oder der Colorado in den USA und Mexiko austrocknen. Große Agrarkonzerne verdienen damit Milliarden. Die Filmemacher Manuel Daubenberger und Felix Meschede sprechen mit den Verursachern und den Leidtragenden.
Mit der Übernutzung von Wasser geht häufig auch die Verschmutzung dieser überlebenswichtigen Ressource einher. Europa hat seine schmutzigsten Industriezweige in Länder wie Indien ausgelagert. Etwa 20 Prozent der weltweiten Wasserverschmutzung geht auf die Textilindustrie zurück. Der Dokumentarfilm gewährt seltene Einblicke in die indischen Fabriken und das Leben entlang ihrer Abwässer. Doch der Film zeigt nicht nur Probleme auf, er trifft auch Menschen mit Lösungsansätzen: In Frankreich werden Staudämme abgerissen, um Flüsse wiederzubeleben, in einer ägyptischen Oase experimentieren die Bewohner mit Hydrophonie und in Indien nutzt der sogenannte Wassermann eine jahrtausendealte Technik, um mitten in der Wüste Flüsse wieder fließen zu lassen, die Jahrzehnte ausgetrocknet waren. „Wohin die Flüsse verschwinden“ ist ein Dokumentarfilm, der zum Nachdenken anregt und zugleich Hoffnung macht.

Weitere Filme zum Thema:

 

(Fortsetzung folgt)

Was man von Tiktok wissen sollte

Zum Verständnis von Aktualitäten

(Subjektive Blitzbeurteilung bitte ausschalten!)

ZEIT 29.Mai 24 Seite 31

  s.a. hier (Bezugsquelle) Zitat: „Zielgruppe sind vorwiegend Teenager.“ (siehe auch weiter unten)

Das folgende Video hat nichts mit Tiktok zu tun:

Das gleiche Stück (zum Einprägen und Einschätzen) LIVE HIER

Und das gleiche Stück in der „Zurichtung“ für Tiktok:

Allgemeine Information: https://de.wikipedia.org/wiki/TikTok hier

ZITAT:

Gründe für den Erfolg

Tiktok ist vor allem bei der Generation Z beliebt und übernahm viele Nutzer aus musical.ly. Die App zeichnet sich durch eine vereinfachte Bedienung und ein Design aus, das vor allem Jugendliche anspricht. Tiktok bietet eine große Musikbibliothek und viele Videobearbeitungsmöglichkeiten. Es gibt dort nur wenige Unternehmenskanäle, so dass die Nutzer das Gefühl haben, unter sich zu bleiben, und sich leichter mit den Videoinhalten identifizieren können. Allerdings sehen einige Anbieter auch eine Lücke in diesem Markt und produzieren genau deswegen für Tiktok.

Der Erfolg ist auch eine Folge der Schließung der Kurzvideoplattform Vine im Jahr 2017 und mangelnder Konkurrenz. Auf Tiktok wurde vor allem durch ein virales Marketing und Influencer-Marketing aufmerksam gemacht. Zusätzlich erzeugen Internet-Challenges und Clips durch entsprechende Hashtags weitere Aufmerksamkeit und wurden teilweise zu Memes, die über Tiktok hinaus bekannt sind.[75]

Popularität und Einfluss

Die Popularität der App sorgte für virale Trends und Internet-Challenges. Sie brachte Internet-Bekanntheiten mit mehreren Tausenden oder Millionen Anhängern hervor. Ebenfalls verhalf es Liedern zur Bekanntheit und wird von bekannten Persönlichkeiten und einigen Unternehmen als Teil von Vermarktungsstrategien und zusätzliches Medienangebot genutzt, das vor allem die Generation Z ansprechen soll.[76][77][78]

Tiktok verhalf Liedern in die Musikcharts und Musikern wie beispielsweise Lil Nas X zum Durchbruch. Hierbei dominieren vor allem Raplieder. Nach dem Musikproduzenten Nick Sylvester, der bereits für virale Musiktrends auf Tiktok sorgte, passen mittlerweile einige Musiker ihre Musikstruktur an, um zu einem viralen Hit auf der Plattform zu werden. Plattenlabels nutzen sie ebenfalls als Vermarktungsinstrument für neue Veröffentlichungen ihrer Musiker. Im Vergleich zu anderen Plattformen sei die Bezahlung der Plattenlabels für die Nutzung von Liedern von Tiktok allerdings gering.[79]

Ein Ausschnitt des Raplieds Mia Khalifa von iLOVEFRiDAY’s über die gleichnamige Pornodarstellerin, der auch als „Hit or Miss“ bezeichnet wird, wurde in mehr als vier Millionen Tiktok-Videos verwendet und so zu dem bekanntesten Internet-Meme von TikTok.[80]

https://www.tiktok.com/explore hier

Letzte Seite des oben abgebildeten Büchleins. Und Weiteres zu den Videos des letztgenannten Influencers

Max Neural – https://www.youtube.com/channel/UCvLKsS9TCqMSmAabRMw4RaQ HIER = Zugang zu den zuletzt im Text genannten Beispielen

Zurück zum Anfang:

Zitat:

Alle, die noch ohne Smartphone groß geworden sind, können berichten, wie es das eigene Verhalten verändert hat. Dass man damit leichter mir Freunden und Familie in Kontakt bleibt, schneller den Weg findet, jeden Moment bildlich festhalten kann. Und dass man schneller abgelenkt ist, Bücher nur noch oberflächlich liest, sich nach einer halben Stunde Quatsch-Content auf TikTok leer fühlt. Längst haben auch Grundschüler Zugang zu Katzenvideos und Pornowebsites, Videospielen, Erklärvideos und Kalorien-Apps. (….)

Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob die Geräte tatsächlich unsere Aufmerksamkeitspanne verringern, ob sie unsere Konzentration stören, ob sie uns seelischen Schaden zufügen. Das gilt für Erwachsene – und Kinder. (….)

Quelle: s.o. / DIE ZEIT 29.5.24 Seite 31 Lisa Hegemann: »Ein riesiges Experiment«

Unzureichende Kritik am falschen Ort

in der Zeitschrift DAS ORCHESTER 6/24

Textabschnitt, daselbst, Seite 12

Es mag angebracht sein, auch im Orchester die Social Medias kritisch ins Auge zu fassen, weil sie zum Vehikel anonymen Mobbings und böser Gerüchte werden können (wie in der Schule, aber das kommt hier gar nicht zur Sprache). Es sind die Uralt-Vorurteile, die man durch Jammern und Goethe-Balladen nicht beeinflussen kann. Ich habe mich an meine Jugend in den 50er Jahren erinnert, als die alternativen „Lesestoffe“ plötzlich relativ billig an den Kiosken erstanden werden konnten. Hefte wie Billy Jenkins oder Tom Prox, die wir mit der Taschenlampe unter der Bettdecke lasen, daneben auch die leihweise weitergereichten Micky-Mouse-Hefte, die ich zunächst als albern einstufte und dann doch eifrig durchblätterte. Bei meiner Tante in Hannover hatte ich ganze Wilhelm-Busch-Alben konsumiert, an die mich nun die Produkte von Walt Disney erinnerten. Erst allmählich entstand oder vermehrte sich der Eindruck, dass Spaß und Spannung  mich von meinen eigentlichen (brennenden) Interessen abzogen, und bald hörte das „von selbst“ auf. Ich erinnere mich sogar, dass wir (mein älterer Bruder und ich) in der gleichen Zeit oder wenig später Werke entdeckten, die weit entfernt waren, dem Verlangen nach schneller Befriedigung nachzugeben. Das begann mit dem Lohengrin-Vorspiel und diesem unendlich langsamen Gang zur Paukenschlag-Climax, – wir lernten, dass Geduld beim Hören sich lohnt. Man lernte etwas über Wagners unendliche Melodie. Etwas später kam das Parsifal-Vorspiel: wie ungeheuer eine so langsam sich entfaltende Melodie wirken kann! (Eine andere Beobachtung: beim Kauf eines eigenen Plattenspielers verlangten wir, dieses Vorspiel aufzulegen, zur Prüfung, ob der Gleichlauf des Gerätes funktionierte!)

Niemand kann nachweisen, dass der Konsum kurzatmiger Musikstücke oder Filmchen das Verlangen nach weit gespannten und sinnlich erfahrbaren Zusammenhängen lähmt. Aber wo könnte man das falsi- oder verifizieren? Ein Beispiel aus Solingen: die Jugendarbeit der Bergischen Symphoniker funktioniert gut, aber bisweilen sind die ersten Reihen im Konzert ein Ort der latenten Unruhe. Was für ein Programm wirkt dann am ehesten fesselnd?

Es ist nicht so sehr das, was man gemeinhin für kindgemäß hält, zart und zierlich, sondern es sind die gewaltigen Werke mit schwerem Blech, Kraftausbrüchen und vielen Mitwirkenden auf der Bühne: die (heranwachsende) Jugend will – bitte schön – überwältigt werden. Das Große Orchester imponiert.

(Fortsetzung folgt)

*     *     *

Nebengleis (was ansonsten die Enkelgeneration liebt) : https://www.youtube.com/watch?v=MB3VkzPdgLA hier oder mehr  (Billie Eilish)

Für manche Leute, die während dieses Blogs den Kopf schütteln, sei angemerkt: wer sich „musikalisch“ nennt, sollte jede Musik aufmerksam und „zugewendet“ hören, ja jede, und zwar mit der gleichen Sympathie, die er für einzelne Liebhaber dieser Töne hegt. Ich persönlich muss eine instinktive Tendenz zur Gegenwehr dämpfen, die sich unweigerlich meldet, wenn ich in westlicher Popmusik den stampfenden Rhythmus (der keiner ist!) einsetzen höre (die Frage sollte lauten: wo genau liegt also wirklich der Reiz?). In orientalischer Musik ist das anders: es lohnt sich offensichtlich, den anderen Parameter bewusst mitzuverfolgen. Ebenso in der meisten afrikanischen Musik.

Natürlich kann man auch eine ganz andere Seite von Pop und Tiktok herauskehren, und für alle Fälle notiere ich die Stimme von Jens Jessen:

Quelle DIE ZEIT 29. Mai 2024 Seite 45 Rechts spielt jetzt die Musik Was ist wirklich schlimm am Sylter Gegröle? von Jens Jessen (die zweite Hälfte des Artikels)

Verdrängt Tiktok die Bedeutung des Theaters?

Solinger Tageblatt

Alte Musik – nur fürs Louvre?

Ja, und für alle Tage, auch in Zukunft, in allen Museen und Sälen, die wir lieben

Ein sehenswerter TV-Film (abrufbar nur bis Anfang August) https://www.arte.tv/de/videos/084732-000-A/die-musik-des-louvre/ hier

Jean de Cambefort: Ballet royal de la nuit (1653) „Languissante clarté“ ab 15:11 Ensemble Correspondances

Oder separat das Ensemble Correspondance bei Youtube als Appetizer:

Und für Unersättliche das ganze Konzert „am Stück“ – eine einzigartige Gelegenheit:

Oder mit bewegten Bildern: „Recording Tuesday the 28th of August 2018, in Tivoli Vredenburg during the Early Music Festival Utrecht 2018.“

Dank für einen dringlichen Hinweis von JMR!

*     *     *

Das Wunschbuch (noch auf der Suche):

  *     *     *

Dies ist die Gelegenheit, auf eine Gedankensammlung aufmerksam machen, die ich Anfang dieses Jahres (2024) versucht habe und die allmählich uferlos zu werden drohte. Bis die Organisation „Zamus“ oder „Alte Musik in Köln“ der Arbeit ein Ende setzen konnte, – da die Veröffentlichung längst geplant war. An dieser Stelle hier könnte allerdings dereinst das erweiterte Konglomerat folgen, so dass ich den endlosen Faden nicht verliere. Denn die Alte Musik lebt, wie man sieht und hört. Gerade in einer Zeit, die wir als sehr „breite Gegenwart“ (Gumbrecht) empfinden.

  hier

*     *     *

In der Wochenzeitung DIE ZEIT vom 8. Mai las ich gerade einen amüsanten Artikel über das Menuhin Festival in Gstaad, das mit klangvollen Namen eine Revolution in eigener Sache betreibe. Wie das?

Schon vor Jahren ließ Christoph Müller, Intendant des von Yehudi Menuhin gegründeten Festivals … durchblicken, dass er den Musikbetrieb gern umpflügen würde. Erneuerung sei unausweichlich. In zehn Jahren gebe es sowieso » keine reinen Klassikfestivals mehr«.

Womit ganz sicher nicht das gemeint ist, was anderswo als Lockerung empfunden wird:

Musik als Wellness-Artikel (ein überflüssiges Surplus)

Im Rittersaal des Mannheimer Barockschlosses wird seit 2015 eine Reihe mit „Traumkonzerten“ angeboten, bei denen das Auditorium am Boden liegt (jeweils ca. 90 Leute) ; tunlichst auf dem Rücken, – für Matratzen, Kopfkissen und Decken ist gesorgt -, denn es gibt zugleich ein Deckenfresco mythischen Inhalts zu bewundern. (Das Mahl der olympischen Götter bei der Hochzeit des Peleus und der Thetis.) Und das Kurpfälzische Kammerorchester spielt „Musik zum Träumen“, Kompositionen, „die jeweils so gewählt sind, dass der Zuhörer quasi von Stück zu Stück heruntergedimmt wird. Dazu passend hat unser Lichtdesigner Wolfgang Philipp eine Lichtinstallation entworfen, die ebenfalls zur Entspannung beiträgt“. Weitere Stichworte: „den Stress des Tages vergessen“, „eine wohlige Phase der Entspannung“, „ein nicht alltägliches Konzert tiefenentspannt genießen“.

All das erinnert an die Fama, dass die Goldberg-Variationen als Heilmittel gedacht waren für jemanden, der unter Schlafstörungen litt. Eine Taktlosigkeit sondergleichen, denn er hätte die aufgeweckteste Musik erhalten, die man je als wacher Mensch erleben kann. Aber – wie alle große Musik – besser nicht im Liegen. Und erst recht nicht mit einem unpassenden Fresco vor der Nase . . .

Postkolonialismus und darüber hinaus

ZEIT 8.5.24 siehe unten

Worum geht’s? lies zunächst: https://de.wikipedia.org/wiki/Postkolonialismus hier

Maßgebliche Namen

Édouard Glissant Wikipedia

Werke im Verlag Das Wunderhorn hier

Paul Gilroy Wikipedia

Zu Cultural Studies und Rassismus in den 70er Jahren hier

Gayatri Ch. Spivak Wikipedia

Charles C. Mills Wikipedia

BDS-Kampagne https://de.wikipedia.org/wiki/Boycott,_Divestment_and_Sanctions hier

„Strike Germany“ https://de.wikipedia.org/wiki/Strike_Germany hier

Quelle: Die Zeit 8.5.24 Seite 46 Jens Balzer Rettet den Postkolonialismus Warum es höchste Zeit ist, die linke Denkschule vor ihren eigenen Irrtümern zu schützen