Archiv der Kategorie: Alte Musik

Wie man von (Gott) Bach spricht…

Ein bemerkenswertes Interview in der ZEIT

Angesichts des umfangreichen Lesestoffs, den diese Wochenzeitung einem regelmäßig ins Haus schickt – man kann unmöglich alles verdauen, aber manches doch, was man sonst niemals zur Kenntnis genommen hätte -, muss man immer wieder innehalten und sich sagen: dies gehört dazu, auch wenn über Bach eigentlich alles irgendwo oder irgendwann schon gesagt ist. Ja, dieser Sänger, von Beruf Tenor, spricht aus einer Erfahrung heraus, die uns nicht auf der Zunge liegt, wenn sein Gesang einen mal wieder sprachlos gemacht hat.

Julian Prégardien (Wikipedia)

Um so befremdender, wenn man liest, was er zum Eingangschor der Johannespassion assoziiert, da sehe er

… eine Szene aus dem ersten Fluch der Karibik vor mir: Eine Pirat ist auf den Meeresgrund gesunken und läuft dort entlang. Wann immer das Mondlicht ihn trifft, verwandelt er sich in ein Skelett. Er ist tot und nicht tot. Der verklärte Jesus der Johannes-Passion kommt mir vor wie dieser Pirat. Er trägt eine Dornenkrone, ein Heer von Gläubigen schreitet im Dunkeln hinter ihm her, er reißt sie mit. Sie rufen ihn an: »Herr! Herr! Herr!« Das ist martialisch und gewaltig.

Eine Generation vorher – die seriöse, hochfliegende Musikpädagogik der 80er, 90er Jahre:

Musik und Unterricht 28/1994

Zitat ZEIT Prégardien:

Ich haue mich in die Evangelistenrolle total rein, mit allem, was ich kann und fühle, aber auch intellektuell.

mein Klavierauszug, vorvorige Generation, „alte Bach-Ausgabe“, und so klingt es heute:

Hier Bach Johannes-Passion St John Passion BWV 245 Raphaël Pichon Ensemble Pygmalion

1:00:22 : 17. Choral ‚Ach grosser König‘ 1:01:52: 18a. Recitativo ‚Da sprach Pilatus zu ihm‘ 1:03:32 : 18b. Chorus ‚Nicht diesen‘ 1:03:42 : 18c. Recitativo ‚Barrabas aber war ein Mörder‘

„Wie singt man das?“ Zitat ZEIT Prégardien

Mit Schmerz und Fassungslosigkeit. Mich hat es einmal an der Stelle gerissen, und ich habe das »ein Mörder!« in den Chor gebrüllt. Ich guckte die an nach dem Motto: Kapiert ihr es denn nicht, ihr wollt einen Mörder freilassen! Ich habe wirklich geschrien. Stellen Sie sich das Geißeln bildlich vor. Es ist eine unmenschlich, blutrünstige Strafe. Wenn ich das vor mir sehe, singe ich das anders, denke nicht an das hohe As und an diese Zweiunddreißigstel.

Über die Passionen im Vergleich:

Wie also steht es in der Bibel? (ich benutze die meiner Oma): vergleiche die Petrus-Geschichte in Johannes- und Matthäus-Evangelium:

 

Durch seine Wunden sind wir geheilt

Während der Autofahrt

B.S. erinnert sich: „Durch seine Wunden…“

Zitat:

Händel entfaltet in der dramatischen Verdichtung auch einen großen polyphonen Reichtum, zum Beispiel in der chromatischen Fuge «Durch seine Wunden sind wir geheilt», in der schon das «Kyrie»-Fugenthema aus Mozarts Requiem deutlich veranlagt ist (Mozart hat sich eingehend mit dem «Messiah» beschäftigt und in Wien für die Pflege barocker Musik im Haus des Kunstförderers Van Swieten eine eigene, den instrumentalen und klanglichen Vorstellungen der Zeit angepasste Version hergestellt). (hier)

ab 4:49

Wikipedia hier

Ohne Pause (attacca) folgt die lebhafte Kyrie-Fuge, deren Thema – mitsamt dem Kontrasubjekt – ebenfalls von Händel übernommen ist (nämlich aus dem Schlusschor We will rejoice in Thy salvation aus dem Anthem for the victory of Dettingen HWV 265).[12] Mozart kannte dieses Thema gut aus seiner Bearbeitung von Händels Messiah (vgl. den Chorsatz And with his stripes we are healed aus dem Messiah).[13] Die kontrapunktierenden Motive zu diesem Fugenthema nehmen die beiden Themen aus dem Introitus wieder auf und variieren sie. Die zuerst diatonisch steigenden Sechzehntel-Läufe werden im Lauf der Durchführung zunehmend durch chromatische abgelöst, was eine Steigerung der Intensität bewirkt.

Auf der Webseite des Bachchors Tübingen stellt Ingo Bredenbach die Themen des Messiah-Chors und der Kyrie-Fuge einander gegenüber, mit einem instruktiven Notenbeispiel; siehe bachchor-tuebingen.de, nach unten scrollen. hier

(Fortsetzung folgt)

https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ludium_und_Fuge_g-Moll_BWV_861_(Das_Wohltemperierte_Klavier,_I._Teil) hier darin Hinweis auf Keller und dort auf Max Seifferts „Ahnentafel“ des Themas.

Wohin mit all der Musik?

In die Ohren oder aus dem Sinn

Vor 25 Jahren erschien ein Buch, das im Titel viel versprach und auch entsprechend viel Stoff anbot, aber doch keine Schlagzeilen machte. „Soviel Musik war nie – Eine musikalische Kulturgeschichte“ von Klaus Peter Richter (München 1997).

Heute – gegen Ende des Jahres 2023 – sprach ich mit einem weltoffenen Orchestermusiker und fragte ihn, was er zur aktuellen Lage der Musik meine, – nach dem vielberedeten Einbruch der Publikumsfrequenz und der üblichen Teilschuldzuweisung an Corona.

„Alles Quatsch. Es gibt einfach zuviel Musik!“ war seine lapidare Antwort. Dabei meinte er alle Musikszenen, ohne die eine oder andere als besonders verwerflich zu brandmarken. „Es ist die Omnipräsenz der Musik, ihre beliebige Abrufbarkeit in den Medien, in der analogen Öffentlichkeit und auf dem Markt.“ Alldas habe im Kern an Bedeutung verloren, während gleichzeitig die Werbung für alle Musiksparten zum Himmel schreit. Ja, dachte ich, und wenn ich anspruchsvoll bin, kommen sie mir mit ihren Rarissima sogar nachgelaufen, in enzyklopädischen Prachtausgaben, von denen man zu meiner „Blütezeit“ nur träumen konnte.

Schluss, – ich beklage mich nicht, vorläufig schwelge ich und resümiere. Was liegt also griffbereit auf dem ultimativen Gabentisch?

natürlich! es lebe Bach!

ach! die 50er Jahre!

  5 CDs, – zuviel?

Inhalt der CDs

Übersicht der Instrumente

Prolog zu den Tonaufnahmen 7 CDs

Ich will auch das anfangs erwähnte Buch, das aus dem vorigen Jahrhundert berichtete, unter neuen Aspekten nochmal durchschauen. Gab und gibt es denn zuviel Musik oder zuwenig Leute, die soviel hören wollen?

längst nicht genug …

Das Lied in der Liturgie

 Die Missa Noe Noe von Arcadelt

Wenn Sie diesen Titel nicht als Missa Nö…Nö lesen wollen, dann sind Sie hier richtig. (Es durfte gelacht werden!) Ich habe auch gerätselt, was denn – um Gottes und Mariae willen – hier verneint werden sollte. Raten Sie weiter, ich lasse Sie nicht allein. Es gibt noch wichtigere Fragen. Und das fing vor vielen Jahren an, nicht erst hier:  (Heinrich Besseler! Ich las es zu Beginn des musikwissenschaftlichen Studiums!)

Quelle Heinrich Besseler: Musik des Mittelalters und der Renaissance / Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Potsdam 1931

Ich kehre gern zu den Wurzeln des Studiums zurück, im Blogbeitrag hatte ich das versäumt:

Vom Hören sehr Alter Musik

Und nun stehe ich aufs Neue vor der doch wirklich Alten Musik und bin ratlos? Führt das Booklet weiter? Es fasziniert mich auch rein äußerlich. Aber was finde ich da übers „Noe noe“? Nö, nee, rein gar nix!

Das Gemälde noch näher betrachten? HIER ! (Wunderbare Vergrößerungstechnik!) Ich will den Hintergrund studieren, warum – diese Flucht nach Ägypten – , ehe ich weiter in die Musik gehe. Sozusagen als Vorgabe, – ZITAT:

Overview

All seems calm in the foreground of this picture – Saint Joseph leads a placid (and delightfully hairy) donkey on which the Virgin Mary sits feeding the Christ Child. But look closer and the atmosphere changes. This is a family fleeing a massacre: the Massacre of the Innocents. When King Herod learnt of the birth of a future King of the Jews, he sent his men to kill all infant boys in and around Bethlehem.

In the distance bands of armed men are coming out of the gates of a city. The leading group has already reached a hamlet and started on their terrible task. A house is on fire; in the streets women scream in horror over small corpses or try to snatch their children away from the soldiers. This panel was possibly once part of a huge altarpiece, perhaps painted for export to Spain or Portugal, with a large central image surrounded by smaller scenes of the life of Christ.

In-depth […]

Joseph turns to look anxiously over his shoulder at what they have escaped. In the distance, bands of armed men are coming out of a gates of a city. The leading group has already reached a small hamlet and started on their terrible task. A house is on fire; in the streets women scream in horror over small corpses or try to snatch their children away from the soldiers. The city is meant to be Jerusalem and the village Bethlehem, and this is the Massacre of the Innocents. King Herod, having learnt of the birth of a future King of the Jews, sent his men to kill all boys under two in Bethlehem and the surrounding area – an effort to get rid of this threat to his throne. But Joseph was warned in a dream and escaped with his family into Egypt.

The story is taken from the Gospel of Matthew (2: 13–14), with various apocryphal texts – such as La Vie de Nostre Benoit Sauveur Ihesuscrist, written in around 1400 – adding details. Here, one of the soldiers questions a man who stands by a field of wheat. When the holy family were fleeing they came across a peasant sowing his crops; Christ put his hand into the man’s sack and threw a fistful of seeds. These immediately sprang up as tall and ripe as if the wheat had been growing for a year. When Herod’s soldiers came upon the peasant, they asked him if he had seen a mother and child pass that way; he answered, ‘yes, when I was sowing this wheat’. Perplexed, the soldiers went back to Jerusalem. The same story is told in the background of Patinir’s Landscape with the Rest on the Flight into Egypt.

In the woods on the right a broken statue tumbles from a pedestal. As told in La Vie de Nostre Benoit Sauveur Ihesuscrist, when Christ entered Egypt the ‘idols of the Saracens’ fell to the ground. The monkey in the tree on the right could be an image of fallen man whom Christ has come to save: monkeys were often used in medieval art as a way of showing man at his worst. The dying tree on the right could either be a reference to a prophecy by Ezekiel that was understood as a prediction of Christ’s birth to the Virgin Mary – ‘I have made the dry tree flourish…’ (Ezekiel 17: 24) – or a symbol of the Cross on which Christ would die.

This panel was possibly once part of a huge altarpiece painted by Goossen van der Weyden for export to Spain or Portugal, with a large central image surrounded by smaller scenes of the life of Christ.

Welche Information zur Musik bringt das Booklet?

Gut! Aber über das Info-Material kommt man nur hinaus, wenn man das Wort Parodie-Messe kennt und darüberhinaus, dass da nichts im modernen Sinn parodistisch zu verstehen ist. Abgesehen von der Aussage, dass es sich um eine Messe handelt,“die vollständig auf dem thematischen Material einer bereits existierenden Motette aufgebaut ist“ (frz. mot „Wort“; ital. motto „Spruch“) , die in rein instrumentaler Realisierung auch als Tr. 3 der CD zu hören ist.

Noch ein Tipp für zwischendurch: wenn Sie vor lauter Chorklang-Hören müde werden : hören Sie zur Erfrischung Tr. 11 Dont vient l’esjouissance / s.a. hier und hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Arcadelt hier

Mouton’s motet is the model for parody masses by Pierre de Manchicourt and Jacques Arcadelt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Parodiemesse hier

Hier fand ich des Rätsels Lösung. Natürlich, alles klar. Noel! Besser gesagt: Noël!! Es weihnachtet sehr, jetzt auch in meinem verstockten Herzen!

https://www.cpdl.org/wiki/index.php/Noe,_noe_psallite_(Jean_Mouton) hier

Noe, noe, noe, psallite noe.
Hierusalem, gaude et laetare, quia hodie natus est Salvator mundi.
Noe, noe, noe, jacet in praesepio, fulget in caelo.
Noe, noe, noe, attollite portas, principes, vestras,
et elevamini, portae aeternales, et introibit Rex gloriae.
Noe, noe, noe, quis est iste Rex gloriae?
Dominus virtutum, ipse est Rex gloriae. Noe, noe, noe

Noel, noel, noel, sing noel.
Jerusalem, rejoice and be glad, for today is born the Savior of the world.
Noel, noel, noel, he lies in a manger, he shines forth in heaven.
Noel, noel, noel, lift up your gates, O ye princes,
and be lifted up, ye everlasting doors, and the King of Glory shall enter in.
Noel, noel, noel, who is this King of Glory?
The Lord of hosts, he is the King of Glory. Noel, noel, noel.

Translation by St Ann choir

Moser: Musikgeschichte JR ab 6.12.1954

Es ist an dieser Stelle vielleicht nicht logisch, aber es reizt mich wieder einmal, in der eigenen Geschichte anzusetzen (60er Jahre), wenn es um die Geschichte im Großen (Musik des Mittelalters) geht, und diese mit Heinrich Besseler, dessen Handbuch der Musikwissenschaft aus dem Besitz meines Vaters stammt und mich in mancher Hinsicht an die Problematik seiner Geschichte erinnert (1931). Damals hat es mich begeistert und mich alles vergessen lassen, was ich vorher bei dem Nazi Hans-Joachim Moser zu lernen versuchte (seit 1954 s.o.), – da ging es sogar immer um eine Musik, deren Klangbild mir unbekannt war. (Entschuldigung für das ungleichmäßige Schriftbild! die Technik ist mir fremd.) Also hinein, zu Heinrich Besseler:

Was mich damals schon an Heinrich Besselers Schreibweise begeisterte, war der Wille, zum Wesentlichen vorzudringen, zum klingenden Kunstwerk, das man aus den Noten zu vernehmen suchen musste. Er spricht über die Formanlage der niederländischen Motette, von der „Folge musikalisch-textlicher Episoden mit gelegentlich einfließenden Wiederholungen und freien Symmetrien“, mit dem Resümee: „die Einheit seiner [Lassos] Werke beruht auf der Kraft der musikalischen Gesamtvision, nicht auf rationaler Planung und Motivarbeit. Den Sinngehalt des Textes zu durchleuchten, ihn gleichsam aus sich selbst heraus Musik werden zu lassen, empfindet man als das eigentliche Ziel der künstlerischen Arbeit.“ (s.o.Seite 288)

So zu schreiben, dazu braucht man Mut, nicht nur Einfühlungsvermögen – man muss auch dazu stehen. So auch, wenn er viele Seiten vorher über Ockeghem und die frühniederländische Musik spricht: wo „gerade die völlige Freiheit des Ganzen, die Grenzenlosigkeit und Ausdrucksfülle des Linienspiels mit seinen ineinander verschwebenden Rhythmen darauf hin [deutet], daß hier der Geist spätmittelalterlicher Mystik in die polyphone Kunst entscheidend eingedrungen ist. Nur aus diesem Untergrund erklärt sich die Gesamtwirkung der Ockeghemschen Musik: die ausgeglichene Milde und Wärme ihres Klanges (….)“ usw. – was wusste man denn in der 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem realen Klang Ockeghems? Man stellte sich ihn intensiv gemäß dem Notenbild vor… (Die oben zitierte „Einführung in die Musikgeschichte“ von Moser enthielt natürlich kein einziges Notenbeispiel. Im Seminar bei Kämper an der Kölner Uni 10 Jahre später wurden zum ersten Mal Platten aufgelegt: Deller Consort!)

  womit wieder beim Thema Parodiemesse sind…

(Fortsetzung folgt)

Neues aus der Alten Musik

Bach: zwei Cello-Solo-Suiten für Gambe

Das Wunder einer Sarabande

Peter Lamprecht an der Gambe (siehe hier) und die Noten, die er herausgab:

Ein perfektes Notenbild. Wie man sieht, mit sparsamsten Zusätzen, die nur von einem kundigen Gambisten kommen können, der mit kunstvoll gebrochenen Akkorden umzugehen gelernt hat. Sie müssen nicht sein, aber wenn, dann ist dies eine dezente Möglichkeit. Paolo Pandolfo, den Peter sehr schätzt, spielt – hinsichtlich der Bögen (Zweier- oder Vierergruppen) z.B. – natürlich auch eine eigene Version. Wir – das hörende Publikum – haben die Chance, das gleiche zu tun: und jeden bevorstehenden Takt vorauszuahnen. Ton für Ton, Bogen für Bogen. Und daran zu wachsen

Ein anderer Zugang zu der Sarabande aus Suite V

Ich habe des öfteren von einer „transzendenten Sarabande“ reden gehört, vom „Wunder der Sarabande“, immer ist die in c-moll gemeint (auch wenn man sie – wie oben – optisch nach d-moll transponiert), und ich fand das ganz angemessen. Allerdings –  wenn man es in Worte fassen will, entzieht sich diese Musik. Sie scheint bloße Melodie sein zu wollen. Vielleicht hinterlässt der analytische Zugang über die verborgene Harmonik Spuren, selbst wenn wir die reale Interpretation ganz anders hören?  (Der Klang des Klaviers ist schadhaft, aber darum geht es nicht.) Respekt!

Exotisches bei Rousseau (vor 1770)

Aus meiner Sammlung (original)

Pindar, antike Musik + Roi de France

siehe hier „Rans de Vaches“? = „Savoyardlied“?

A Ranz des Vaches or Kuhreihen is a simple melody traditionally played on the horn by the Swiss Alpine herdsmen as they drove their cattle to or from the pasture. The Kuhreihen was linked to the Swiss nostalgia and Homesickness (also known as mal du Suisse „Swiss illness“ or Schweizerheimweh „Swiss homesickness“).

The Reverend James Wood, writing in the Nuttall Encyclopaedia in 1907, said that such a tune „when played in foreign lands, produces on a Swiss an almost irrepressible yearning for home“, repeating 18th century accounts the mal du Suisse or nostalgia diagnosed in  Swiss mercenaries. Singing of Kuhreihen was forbidden to Swiss mercenaries because they led to nostalgia to the point of desertion, illness or death. The 1767 Dictionnaire de Musique by Jean-Jacques Rousseau claims that Swiss mercenaries were threatened with severe punishment to prevent them from singing their Swiss songs. The Romantic connection of nostalgia, the Kuhreihen and the Swiss Alps was a significant factor in the enthusiasm for Switzerland, the development of early tourisme in Switzerland and Alpinism that took hold of the European cultural elite in the 19th century.

Chanson Persane

die Sitzordnung des Orchesters in der Oper zu Dresden

Wikipedia über Hasse:

Am 20. Juli 1730 heiratete Hasse die als „La nuova Sirena“ gefeierte Opernsängerin Faustina Bordoni. Vom 7. Juli bis 8. Oktober 1731 gaben beide ein Gastspiel in Dresden, wo Hasse am 13. September 1731 seine Oper Cleofide uraufführte. Unter den Zuhörern waren auch Johann Sebastian Bach und dessen ältester Sohn Wilhelm Friedemann, die auch in späteren Jahren häufig die Dresdner Hofoper besuchten, um „hübsche Liederchen“ zu hören, wie der Thomaskantor Hasses Arien leicht spöttisch nannte. König August der Starke verlieh Hasse den Titel eines „Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Kapellmeisters“.[2] Sein offizieller Dienstantritt fand am 1. Dezember 1733 unter dem neuen Herrscher August III. statt; bis dahin reisten Hasse und Faustina Bordoni weiterhin durch Italien und mehrten ihren Ruhm mit gemeinsamen Opernauftritten.

In seiner dreißigjährigen Amtszeit als Hofkapellmeister in Dresden formte Hasse das dortige Opernpersonal zu einem der Spitzenensembles der Zeit. Neben den Sängern mit Faustina Bordoni an der Spitze galt das von ihm neu organisierte Orchester als so vorbildlich, dass Jean-Jacques Rousseau den Sitzplan dieses Klangkörpers im Artikel Orchestre seiner Encyclopédie als Musterbeispiel veröffentlichte. Der königliche Hof in Dresden gewährte Hasse und seiner Faustina großzügige Freiheiten, damit sie auch in ihrer eigentlichen künstlerischen Heimat Italien ihre Kontakte pflegen konnten.

2 DVDs, die mich begeistern

Lebendige Geschichte – Geschichten des Lebens – Heute

Der König tanzt (2000)

Die Eiche – Mein Zuhause (2023) jpc hier

Eichelbohrer – Was? Wie bitte? Was haben beide Themenblöcke miteinander zu tun? Nichts. Außer dass sie in meinem täglichen Leben und Denken eng miteinander kooperieren.

Über die Tatsache hinaus, dass die beiden Filme schön und unterhaltsam sind, – den ersten kenne ich seit 20 Jahren -, sind sie Paradigmen übergreifender Konstruktionen, die ich erst allmählich begreife und kurz andeuten möchte. Meine Stichworte wären „Historische Strukturen“ und „Biotope“ . Wobei sie leicht zu modifizieren wären: mir hat Carl Friedrich von Weizsäckers Buchtitel einst gut gefallen: „Der Garten des Menschlichen“ (1977), wo ich allerdings im letzten, theologischen Teil ausgestiegen bin; zugleich Julian Huxley mit „Die Entfaltung des Lebens“ (1954), wo ich im letzten, evolutionistischen Teil am liebsten jede Zeile unterstrichen hätte. „Geschichte im Überblick“ von Immanuel Geiss (1986) und Christopher Clark „Von Zeit und Macht“ (2018). Und nie aus den Augen verlieren: Johann Sebastian Bach mit seinen Weltverbindungen. „Französische Suiten“ und über das „Musikalische Opfer“ Friedrich II., nebst Sohn Carl Philipp Emanuel (bei Clark ab Seite 85 mit Blick auf die Rolle von Quantz). Bei Geiss die machtpolitische Einordnung des „Sonnenkönigs“: als er in Frankreich gewaltsam die ökonomische Grundlage für ein „Goldenes Zeitalter“ ausrichtete, Vorbild Europas.

In meinem Handy die Nachricht, dass es weitere Forschung über Bachs Witwe Anna Magdalena gibt, Auskunft über das Private in jener Zeit siehe Eberhard Spree. Beiträge in seinem Blog hier.

Zur Bedeutung der französischen Musik (Wikipedia):

[Bach in Lüneburg/Celle! 1700] Von 1665 bis 1705 erlebte Celle eine kulturelle Blüte als Residenz unter Herzog Georg Wilhelm mit einem Aus- und Umbau des noch mittelalterlich geprägten Schlosses zum vierflügeligen Barockschloss. Kulturell einflussreich war Georg Wilhelms französische Gattin, Eleonore d’Olbreuse, die hugenottische Glaubensgenossen und italienische Baumeister nach Celle holte.

[Bach in Köthen] Am 9. Oktober 1710 begann Leopold seine Kavalierstour. […] Seine Reise führte ihn im Winter 1710/11 nach Den Haag, wo er in nur vier Monaten insgesamt zwölf Mal die Oper besuchte und damit seine Vorliebe für die Musik offenbarte. Vor allem die Werke von Jean-Baptiste Lully beeindruckten ihn, und er erwarb eine „rare Opera des Herrn Lully die Musik gedruckt“. Leopold selbst spielte Cembalo und Violine.

 Am Köthener Hof wirkte seit 1717 Johann Sebastian Bach als Capellmeister, dessen Ehefrau im Juli 1720 verstorben war. Am 3. Dezember 1721 ging Anna Magdalena Wilcke mit ihm die Ehe ein.

Zeitschrift „das Orchester“, Dezemberheft, nachschauen Buffardin (Johann Jacob Bach!), Türkei, Vierteltöne …

Damit soll es beginnen, sobald ich mich über die Koordinierung der kulturellen Kräfte in Frankreich kundig gemacht habe.

das – aus dem Film – eindrucksvollste Stück stammt von – Purcell / siehe auch hier

(Fortsetzung folgt)

Beim Stöbern in meiner DVD-Sammlung habe ich auch die fast vergessene wiedergefunden, die meinen eingangs präsentierten Film in einen großen wissenschaftlichen Zusammenhang stellt:

Douglas-Film GmbH (2018). Nicht vergessen! Das Wissen erhält sich nur durch regelmäßig erneuerte Versorgung mit lebendigem „Stoff“, der auch den nächsten Gang in den botanischen Garten Solingen bereichert.

Wald-Musik, späte Nachklänge und ein Glocken-Universum

Punktuelles vom Ewigkeitssonntag

HAUPTMANN
geheimnisvoll
Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denk‘. »Ewig«, das ist ewig!
WOZZECK
Jawohl, Herr Hauptmann!

Bitte klicken & lesen: der älteste Raum Solingens!

Der Ort, den ich kenne seit etwa 1966, Anlass „Weihnachtsoratorium“ unter Friedrich Gerschwitz. Damals fand ich den Raum befremdend, stilistisch falsch, heute mit Kenntnis der Geschichte und dem Hinweis auf den Düsseldorfer Baumeister Adolph von Vagedes (Klassizismus, Schüler von Schinkel), sein Ratinger Tor, sein Schaffen als Komponist (!), alles hochinteressant.

Ratinger Tor (Detail)

Jetzt bei der „Musik zum Ewigkeitssonntag“: Juwelen der Musikgeschichte. Biber, Sweelinck, Hume … Gleich zu Anfang ein absolut geniales Werk der phantastischen Monotonie, in dem Marin Marais das Geläut der Kirche Ste. Geneviéve du Mont de Paris nachzeichnet. Ausgehend von drei Tönen. Ich habe es 1970 durch die Kuijken-Brüder und Gustav Leonhardt kennengelernt: hier. Drei Glocken – wie in Solingen-Wald. Nein, da gibts noch eine vierte, lese ich … siehe unten.

  La Sonnerie du Wald?

Von den Lebenden und den Toten

Es ist Ewigkeitssonntag. Wir Lebenden verweilen nach dem Konzert im Eingangsbereich der Kirche, die uns mit zauberhaften Klängen versorgt hat, und studieren, was sie uns mit Hilfe von Inschriften und Sinnsprüchen darüber hinaus auf den Heimweg mitgeben kann. Es geht offenbar um die Toten des I. Weltkriegs, deren Namen dort in Stein aufgelistet sind. Dazu heißt es:

Habt nicht umsonst gestritten, habt nicht umsonst gelitten, wir wollen eure Erben sein.

Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässet für seine Freunde! Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande!

Was soll uns das sagen?! Die letzten zwei Sätze habe ich identifiziert, sie stammen aus  Johannes 15:13 und Psalm 101:6 . Frommer Herkunft also, aber wollen wir das so in den Mund gelegt bekommen? Angesichts der Millionen Kriegstoten? Waren das die „Treuen im Lande“ ? Kanonenfutter!

Noch deutlicher der erste Spruch. Wer hat das gedichtet? Google entdeckt ihn an anderer Stelle in folgendem Zusammenhang:

Häufig wurden an den alten Denkmälern einfach nur zusätzliche Inschriften für den Zweiten Weltkrieg angebracht. Diese Inschriften sind oft sehr fragwürdig. Ein Beispiel aus Duisburg Rumeln. Man sieht einen aufrecht knienden, nackten, toten Soldaten mit Stahlhelm, der eine nackte Frau tröstet. Darunter eine Inschrift mit Bezug auf den Ersten Weltkrieg:

„Nicht umsonst habt ihr gestritten. / Nicht umsonst habt ihr gelitten. / Eure Erben wolln wir sein. / Erben Eures Herzens Brennen / für das Grösste, was wir kennen: / Deutsches Volk und Vaterland.“

Durch eine große Tafel im Hintergrund wurde nach 1945 ergänzt:

„Den Toten / die da litten / und starben / im Glauben an / eine bessere / Zukunft / 1939-1945“

Den Text des ganzen Liedes aber, aus dem die Zeilen stammen, findet man tatsächlich hier, rausgetrennt im Screenshot:

Nichts mehr davon! Doch eine andere Notiz könnte uns weiter beschäftigen: die Töne der Walder Sonnerie. „Luther“, „Hindenburg“, „Bismarck“, – doch wer ist „Klarenbach“ ? Nochmal:

Rüstungszwecke? II.Weltkrieg? 1940? Wer erblickte das Licht der Welt, hörte den Klang der Welt? Ich möchte mich grundlegend mit der Geschichte und Verbreitung von Glocken beschäftigen. Schon in den 80er Jahren habe ich damit in der Schweiz begonnen, Kirchenglocken im Engadin (das große Es-dur der Dorfkirche in Ftan!), die Kuhglocken auf den Almen, die klingelnd heimkehrende Ziegenherde mit dem kleinwüchsigen Hirten. Es klang wie die hämmernden Nibelungen bei Wagner. Ich besaß von Alain Corbin „Die Sprache der Glocken“; es betraf die „Ländliche Gefühlskultur und symbolische Ordnung im Frankreich des 19. Jahrhunderts“. Aber eine Weltgeschichte der Glocke???

Nichts leichter als das, seit es Wikipedia gibt. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, gründlich sein wollen: haben Sie gerade einzwei Stunden Zeit?

Die Glocke bei Wikipedia HIER

Eine Kostprobe:

Stichwort: Robin Marti aus Hergiswil „Kirchenglocken“ Schweiz / meine „persönlichen“ Stichworte: Freude… Lachen… Tölzer Knabenchor Collegium aureum MAGNIFICAT :

Das JSB-Magnificat haben wir wohl 1972 in der Pfarrkirche Lenggries aufgenommen. Aufgeführt am 21.10.72 im Kloster Einsiedeln in der Schweiz (nebst der Kantate 110 „Unser Mund sei voll Lachens“). Siehe HIER.

Aus der Klosterkirche Einsiedeln ein halbstündiges Vespergeläute (mit schönen Bildansichten):

Aus derselben Kirche ein volles Sonntagsgeläut, mit nacheinander einsetzenden Glocken:

Zum krönenden Abschluss: „La Sonnerie de Sainte-Geneviève du Monte de Paris“ MIT NOTEN HIER (oder Ansehen auf YouTube siehe unten) Ausführende:  Jordi Savall (viola da gamba) Fabio Biondi (violin) Pierre Hantaï (harpsichord & positive organ). – Warten auf Takt 170 / 4:15 = Sehen und Hören… hören… hören…

Nachklänge zum Ewigkeitssonntag: Whatsapp 27.11.23 an Kathi, die in Umeå Physik studiert  Punktuelle Defekte der Raumzeitstruktur?

(Quelle: SZ & privat)

Arcangelo Corelli

Concerti op. 6 (komp. 1680?, veröff. 1714 Amsterdam, 1732 London)

meine Originalausgabe!

Concerto grosso hier [Händel op. 6 1739] s.a. Info hier

Händel stand durch seinen mehrjährigen Aufenthalt in Rom ganz unter dem Eindruck des römischen Concerto grosso. So wurde Händel zu einem Epigonen Corellis, der dessen Concerti grossi gleichsam auf gehobenem Niveau fortsetzte. Diese Neigung fiel im erzkonservativen England auf fruchtbaren Boden. Nur so ist es zu erklären, daß Händel zu einer Zeit, als auf dem Kontinent schon beinahe frühklassische Musik geschrieben wurde, in London 12 Concerti grossi im hochbarocken Stil veröffentlichen konnte. (Villa Musica)

Corelli Wiki Twelve Concerti grossi op. 6 hier

Johann Christoph Pepusch Wikipedia hier (Corelli hier)

MGG (neu) Artikel „Pepusch“ Erwähnung Corelli-Ausgabe unter „Editionen“ 1732

Hervorhebung „Alte Musik“! selber alt…