Archiv der Kategorie: Religion

Christliches, ausnahmsweise?

Antipoden in der Rückschau

Rudolf Steiner und Dietrich Bonhoeffer neu in Film- und Printmedien

Wer viel Zeit hat, lese doch bitte vorweg meinen Erlebnisbericht, den ich Ende 2021 geschrieben habe. Darin habe ich mich auch mit der Steiner-Lektüre meiner Mutter beschäftigt, der Schock sitzt bis heute. Aber in den frühen 60er Jahren hatte ich doch geglaubt, dass etwas daran sein könnte, eben nur etwas unattraktiv formuliert. Aber wenigstens einzelne Zweige des Wunderbaumes, etwa die Waldorf-Pädagogik, oder die anthroposophische Medizin, vielleicht auch nur als Erfahrungswissenschaft, die biodynamische Landwirtschaft , ein esoterisches Christentum usw. usw.. Jetzt in dem Film kam nochmal alles zurück… aber eben ohne meine Mutter.

Ich will es nicht auf sie allein schieben, es war ja die Situation der Zeit und meine fixe Idee, alles für möglich zu halten: Kehrtwendungen, Neuanfänge, Sonderwege und Radikalismen, warum nicht neben der Psychologie (mit Sigmund Freud oder C.G.Jung) auch die Parapsychologie? Neben der Natur das Übernatürliche? Neben dem sinnlichen Gegenstand die außersinnlichen Phänomene? Ein einfacher Gedankengang hätte mich schon Anfang der 60 Jahre ernüchtern können: die Einsicht, dass die sogenannte geistige Welt einfach eine naive Verabsolutierung der individuellen und überindividuell nachweisbaren Imaginationsfähigkeit des Menschen sein könnte. Eine gewaltige Projektion.

Aber der Film hat empfindliche Schwächen….

Schwer erträglich: die aufdringliche Musik. Auch etwas nervig die Girlie-Stimme der Sprecherin. Wohl In Ermangelung filmischer Originaldokumente wurden viele Szenen per Hand nachgezeichnet und durch KI aufbereitet, besonders die Mundbewegugen des Steiner-Sprechers ziemlich lächerlich. Einblendungen von Geräuschkulissen in gezeichnete Szenen. Schreibtisch in Flammen.

Der Kontakt zur Nietzsche-Schwester Elisabeth Förster-N. wird nicht kritisch behandelt (der geisteskranke Philosoph konnte sich ihrer nicht mehr erwehren).

Gut: die Zeit nach dem 1. Weltkrieg ab 37:00 Krisen, „barfüßige Propheten“  usw. Führer-  und Messiasgestalten. Wirkung auf Morgenstern, Kafka … Albert Einstein: Was hat der Mann da für einen Kohl geredet!? Hermann Hesse: Steiners Texte sind mir vollständig ungenießbar geblieben; schon ihrer schrecklichen Sprache wegen. Kurt Tucholsky: Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; daß sie nichtan Langeweile zugrundegingen, lag wohl an den wohltätigen Fogen weißer Magie. 39:40 Zurück nach Berlin in das Jahr 1900, drastische Wende in Steiners Leben, okkulte Einflüsse nehmen überhand. Die deutsche Theosophen. Rituale und Séancen. Hoch-Zeit für Geheimbünde in Europa: Glaube an eine geistige Welt, durch Übungen die Wirkung nutzbar machen. Theosophie. Marie von Siewers. Elitär, Fernost. Neosatanismus, Hubbard, Heinrich Himmler, Anthroposophie. Annie Besant. 43:00

https://www.arte.tv/de/videos/119539-000-A/geheimakte-rudolf-steiner/ hier

Geheimakte Rudolf Steiner

Anthroposoph, Okkultist, Influencer?

Verfügbar nur bis zum 24/06/2025 !!!

ZITAT

Was steckt hinter dem Mythos um den Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner? Die Doku zeigt Steiners Lebensweg von den Anfängen in Wien, den Krisen in Weimar, den wilden Zeiten in der Berliner Bohème bis hin zum esoterischen Führer und geschäftigen Gründer, dessen Reformbewegung Tausende folgen. Rund hundert Jahre nach seinem Tod bleibt die Frage: Wer war Rudolf Steiner?

Ausführlicherer Pressetext:

Vor rund hundert Jahren starb Rudolf Steiner, der Vater der Anthroposophie. Auf seinen Theorien basieren Waldorfschulen, Demeter-Landwirtschaft oder Naturkosmetik. Sie sorgen, ebenso wie die Person selbst, bis heute für Kontroversen. Doch wer war dieser Visionär und Firmengründer? Was prägte ihn und trieb ihn an? Die Dokumentation enthüllt Steiners Lebensweg, wie er sich vom armen Studenten in Wien zum Goethe-Herausgeber in Weimar hocharbeitet und in der Berliner Bohème um 1900 in eine wilde Kunst- und Literaturszene abtaucht, zwischen Tabakrauch und Cognac sympathisiert er dort zeitweilig sogar mit dem Anarchismus. Der selbst ernannte Hellseher findet in einem okkulten Zirkel ein Publikum, das wie gebannt an seinen Lippen hängt. Bald ist sein Erfolg nicht mehr aufzuhalten, seine Reformbewegung erhält regen Zulauf. Warum wird Steiner von den einen vergöttert und von anderen gehasst? Wie sieht die Staatsmacht einen Mann, der zur Jahrhundertwende Schule, Landwirtschaft, Kirche und Staat neu denkt? Akten in einem Geheimarchiv zeugen von seiner Vergangenheit, selbst im Ausland hat man Steiner im Blick. Obwohl er rassistische und antisemitische Aussagen tätigt, mit denen seine Anhänger damals wie heute konfrontiert werden, wird er selbst zur Zielscheibe rechtsnationaler Gewalt. Der Film zeigt wenig bekannte Facetten Steiners: akademisches Scheitern, pikante Beziehungsdramen, esoterische Erleuchtungen, aber auch seinen Sinn für Marketing und Unternehmertum. Rund 100 Jahre nach seinem Tod bleibt die Frage: Wer war Rudolf Steiner?

Regie Anna Pflüger (Deutschland 2024 ZDF)

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Dietrich Bonhoeffer – warum JETZT?

Sowohl auf der Titelseite als auch im Blatt auf vielen Seiten (rot gekennzeichnet).

Ich kenne ihn nicht bzw. kannte ihn seit meiner Schulzeit in Bielefeld, wo ich glaubte, dass er wohl auch mit Bethel, mit Bodelschwingh oder Karl Rahner und Rudolf Bultmann („Entmythologisierug“!) zusammenhing, die im Religionsstoff eine Rolle spielten. Alles, was ich von mir abprallen ließ, denn ich „hatte“ ja Nietzsche.

Aber überall und immer wieder begegnete ich dem Gedicht oder dem Spruch von „guten Mächten wundersam geborgen“, – ohne es in einem der rund 15 Gedicht- oder Lyrik-Interpretationsbände zu vermissen, die sich angesammelt hatten, seit der Entdeckung von Trakl und Benn. Hat er etwa Lyrik geschrieben? Jetzt erfahre ich, dass es mit seinem Leben (und Tod) zu tun hatte, und Volker Weidermann, der Feuilleton-Chef der Zeit, den ich durch sein Thomas-Mann-Buch über das Meer schätzen gelernt habe, er würdigt ihn einer großen Interpretation.

Zitat Volker Weidermann

Warum das jetzt, in diesem Augenblick? Weil es einen Film über ihn gibt? Einen Film aus den USA, der ihn als aufrechten Christen für die unsägliche Vereinigung der Evangelikalen in Beschlag nimmt, eine gigantische Geschichtsverzerrung, die zu Bibelhochhalter Trump’s Fakeproduktion passt. Und so viele richtigstellende Seiten in der ZEIT, so gute, dass ich sie nicht ignorieren kann und will.

(Fortsetzung folgt)

Blick auf Nepal

Ein Film von Christian Bau und Niels Gutschow

Zum Anfang der Schluss des Video-Booklets, das – wie ich glaube – für jeden Menschen interessant ist, der über den Tod nachdenkt und dabei auch den Buddhismus oder überhaupt eine „fremde“ Weltanschauung in Betracht zieht. Der Film zeigt eine Herangehensweise, auf die man im täglichen Leben nicht ohne  weiteres stößt, oder nur ebenso selten, wie man in unserem Alltag auf eine Trauergesellschaft stößt. Und man findet darin kaum Leute, die einem ausführlich Rede und Antwort stehen würden, warum und für wen man sich in dieser Weise zum Trauern zusammenfindet. Statt zu einem Freudenfest, wie in  christlichen Traditionen zuweilen beteuert wird. Was aber glauben sie andernorts, was wissen sie dort, wie können sie weiterleben, und wo werden ihre Toten vermutet, wenn sie nicht mehr zu sehen sind? Also mit der Dauerfrage im Hintergrund: Was bleibt von uns?

©Verlag Peter Hess Institut für Klang-Massage-Therapie Ortheide 29, 27305 Uenzen / 2005 / Aktuell (2024) https://www.verlag-peter-hess.de

Quelle https://www.verlag-peter-hess.de/DVD-s-Filme/Verabschiedung-der-Toten-Rituale-der-Newar-in-Bhaktapur-Nepal.html HIER

 

Einstein und mein Blick ins Universum

Die Wiederkehr der alten Themen

Ich hätte ebenso einen Titel wählen können, der scheinbar das Gegenteil besagt, etwa E. und mein Blick ins Innerste, oder mit Goethes Faust auf das, was die Welt (=das Universum), „im Innersten zusammenhält“. Mit Sicherheit hätte ich nicht bedacht, dass die Frage – in dieser Allgemeinheit (Abstraktion) gestellt – gar nichts besagt (und gar nichts fragt). Mir schien die Physik intuitiv am nächsten „dran“, am Konkreten. Wo nicht nur leere Worte lauern.

Am 6.12.2024 als Geschenk von Freund Uli Sch., den ich seit 1965 kenne.

Und Einstein?

Mit vierzehn Jahren entdeckte ich ihn, wahrscheinlich in den Ferien auf Langeoog, zugleich mit der „Fischer Bücherei“, – neue erschwingliche Taschenbücher: Lincoln Barnett „Einstein und das Universum“, wenig später Platon „Sokrates im Gespräch“ und Julian Huxley „Entfaltung des Lebens“, dann die Reihe, die mir nicht nur Wissen versprach, sondern – wie ich meinte – die Gesamtheit des Wissens: „rowohlts deutsche enzyklopädie“ . Und in einem irrte ich mich nicht: die Themen sollten mein Leben lang lebendig bleiben.

Aug.1955 Lincoln BarnettAug.1956 / Daraus:

Jan.1957 / Darüber:

Isaacson EINSTEIN 2024

Die relativierende Behandlung des modischen Relativitätsthemas hatte ich (zähneknirschend) zur Kenntnis genommen. 50 Jahre nach der ersten Begegnung.

Süddeutsche Zeitung 30.9./1.10.1995 Autor: Heiko Joosten

Und bis heute bin ich des Themas nicht überdrüssig geworden. Es gehört zu den Konstanten meines Lebens, obwohl ich sowohl in Physik als auch in Mathematik nie über die Rahmenbedingungen hinausgekommen bin, ja, es ärgerte mich, wenn die Leute behaupteten, dass musikalische Begabung mit mathematischen Fähigkeiten korrelierten. Ich behauptete das Gegenteil, und berief mich darauf, dass es ein Denken in Bildern, Worten und Tönen gebe, das mit der abstrakten Welt der Mathematik nichts zu schaffen habe. Und das sei gut so.

(Fortsetzung folgt) nicht

Damit könnte ichs einstweilen bewenden lassen: indem die Fragen von damals, die sich in Pläne, Vorsätze und Projektionen verwandelten, also in Versprechen eines Lebens, auf deren Einlösung ich bis zum St.Nimmerleins-Tag warten könnte. Wobei ich ganz zweifellos meinem Leben eine durch nichts begründete Wichtigkeit beimaß. Hätte ich das gewusst – wie heute -, hätte ich wie gelähmt, jedenfalls tatenlos, meine Hände sinken lassen, andererseits: da war nun mal ein Körper. Und eine Außenwelt. Und ein Mittelding: die Musik, die alle Fragen erübrigte, oder durch jeweils neue, „wirklich“ existierende Werke (und ihre Urheber) lösbar erscheinen ließ.

Wo bin ich am 17.08.24 gewesen?

(Foto: E.Reichow)

Es ist eine alte Geschichte, aber ich werde nicht müde, sie immer mal wiederzubeleben. Die Furcht Gottes treibt mich, würde ich – mit einiger Übertreibung – behaupten, und das hat eine gewisse Komik, für Sie jedenfalls, wenn Sie einen früheren Artikel lesen, für mich nicht; kindliche Ängste haben nichts Lächerliches aus der Sicht des Kindes.

Timor Dei

Wie ich das Haus meines Großvaters und die umliegende Landschaft erlebte.

Tiere meiner Kindheit

 

Blick auf das rekonstruierte Ur-Haus meines Großvaters, hinter den Feldern des alten „Schorm“ (wie einst), sein Hof an der „Steinkuhle“ (von weitem wie ehedem, als er 90 war) und die verschleierte Fernsicht auf die Porta Westfalica. Immer geht es um den Umschlag der Perspektive. Die Gastgeberin heute, war damals 2 Jahre jünger als ich, ein Riesenabstand, jetzt nicht mehr der Rede wert. Sie ist die Enkelin, meine Generation. Wir blätterten in ihrer Bibel (darin vorn die Chronik, bzw. die Urkunden der Vorväter), die aus dem Jahre 1894 stammt, MDCCCCXCIV. Eigentlich nur, um festzustellen, welche alte Druckschrift wir gelernt haben, ich erinnerte mich an Omas Bibel und Grimms Märchen. In diesem Haus bei „Tante Erna“ durfte ich zeitweise allein in der guten Stube sitzen, um Radio zu hören, und zwar die Fortsetzungen von Andersens „Der Kaiser und die Nachtigall“. Was hat mich da bloß zu Tränen gerührt? Der Vogel am Ohr des Kaisers, der Tod? (Nebenbei: die Grabstelle meiner Großeltern auf dem Loher Friedhof hat meine Mutter in den 1990er Jahren aufgegeben.)

∞1900

zum Friedhof Lohe

Vorsicht beim Bogenschießen!

D.T.Suzuki und Eugen Herrigel

Eliot Weinberger

https://de.wikipedia.org/wiki/Daisetsu_Teitaro_Suzuki hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Herrigel hier

Mehr über Herrigel: hier

Zurück zu und anknüpfen an JR Blog-Beitrag http://s128739886.online.de/geheime-gedanken/ hier

Die Unterstreichungen in meinem Suzuki-Büchlein von 1960 (mit Doppelstift Blau/Rot, demselben, mit dem ich parallel Adornos „Philosophie der Neuen Musik“ las) lassen keine Distanzierung erkennen, etwa ein Fragezeichen am Rand – ich war ja zweifellos Pazifist:

Hätte ich früher die „Denkwerkzeuge“ finden können, die ich 2014 entdeckte, obwohl ich Meister Eckhard und Jakob Boehme früh in der Nähe von Zen witterte und Widersprüche (fast) sorglos bestehen ließ? Welche Folgerungen ziehen Sie? Hier geht es nicht um die Verurteilung des Zen als Philosophie.

Quelle: Reiner Manstetten: Selbstlos töten im Namen des Einen. Mystik und die Ausrottung des Bösen in der Welt / in: Böhme-Studien 3 Beiträge zu Philosophie und Philologie / Mystik und Totilarismus / Weißensee Verlag Berlin 2013

Meditation als Übung des Alltags

Die Instrumente

Arme und Beine und deren Ansatz-„Scharniere“, Schultern und Hüfte, Bewegung – auch das Dehnen! – genießen. Und die Finger? In meiner Situation bedeutet die „Harfenetüde“ auch, das Strecken, Spreizen und Anspannen in der Hand wahrzumehmen.

Die Pianistin Danae Dörken in ihrem Tutorial

Was will ich in dieser Form umschreiben oder benennen? Nur nicht höher einstufen, als es anzusetzen ist, nicht wichtigtuerisch vorbereiten, nicht wie eine Andacht oder Betstunde, nur das Bewusstsein „im Auge behalten“, den Fokus wandern lassen, wenn er wandern will; beobachten, was von selbst geschieht.

Wie der Besen des Zen-Schülers: mit der Tätigkeit des Fegens zusammenwachsen lassen, eins werden, keine Good-Will-Zusatz-Muskeln des Oberkörpers einsetzen, die Banalität der Banane auf dem Frühstückstisch, die mit der Gabel auf dem Teller flüssig geknetet werden kann (nicht mit den Armen, sondern so weit weit möglich vorn, rechts herum und links herum).

Wie komme ich wieder auf Zen? Nur durch alte und erneute Lektüre, hier. Auch durch die ZEIT vom 9. November, die neben dem Schreibtisch liegt und in der ich in Pausen nachlese, was ich vorige Woche unterstrichen habe. Oder in dem dicken Buch, das hinter mir im Regal steht, das von Thomas Metzinger herausgegebene, was ich darin vor Jahrzehnten bemerkenswert fand. Fehl-Alarm bei Ikebana-Ästhetik. Aber es geht nicht um Zen. (Doch! ich komme weiter!)

In der ZEIT verweist er heute auf Karl Friston und hat die Zitationen nachgesehen, zu denen ich jetzt womöglich auch beitrage. Oder? Es geht nicht um mich.

Quelle DIE ZEIT 9.November 2023 Seite 58 Thomas Metzinger: „Meditation wird als irgend so ein Schnuller für Erwachsene betrachtet. Es geht aber um Erkenntnis“ (Interview: Johannes Gernert)

Zitate

„Einfach weitermachen, selbst wenn es nur alle drei Wochen mal ein kleines bisschen schön ist. Selbst wenn Sie oft denken: »Das ist doch alles irgendwie scheiße!« Genau in diesen Momenten einfach total stur weitermachen – die schlechten Gefühle anschauen, den Zweifel spüren, bei der Unruhe verweilen.“  [20 Minuten, zweimal täglich.]

„Und man wirft sich hin, und alle Leute gucken. Das kommt davon, wenn man 30 Jahre zweimal täglich ein Bein in so eine Position dreht, nur weil man gedacht hat, die machen das in Indien auch so. Wenn Sie langjährige Meditationslehrer anschauen: Die sitzen oft alle nur noch auf Stühlen.“

„Sie müssen nur sichergehen, dass Sie kerzengerade auf den Sitzhöckern sitzen, nicht anlehnen. Ich habe auch oft im Büro meditiert und in Zügen und Flugzeugen. Man kann auch beim Autofahren meditieren, wenn man es schon ein bisschen gemacht hat.“

„Die Aufmerksamkeit ganz sanft, aber sehr präzise immer wieder in den Moment zurückbringen. Dann loslassen und im Erleben der Bewusstheit selbst verweilen. Nach ein paar Sekunden von neuen Gedanken weggetragen werden. Sich erinnern, zurückkehren in den Moment.“

„Nehmen wir etwa die »Sammlungs-Meditation«: Sie kehren mit der Aufmerksamkeit immer zu Ihrer Atemempfindung zurück. Wenn etwas Ruhe da ist, die »Einsichts-Meditation«: einfach nur die Gedanken beobachten, wie sie entstehen und vergehen. Die richtige Art, wie man die Aufmerksamkeit lenkt, ist: sanft und präzise, mit einer fast zärtlichen Einstellung. Nicht: Ich richte den Laserstrahl meiner Aufmerksamkeit dahin und brenne diese Gedanken weg, Ganz sanft, so anstrengungslos und unperfektionistisch wie möglich. Aber genau!“

„Es geht aber nicht um Eso-Quatsch, um Sterblichkeitsverleugnung und das, was ich in dem neuen Buch »narrative Selbsttäuschung« nenne – dass man sich selbst eine scheinbar sinnvolle, aber im Grund fiktive Lebensgeschichte erzählt.“

„Der Trick besteht sozusagen darin, ganz einfach den Geist sich selbst wahrnehmen zu lassen und nicht an den immer von Neuem entstehenden Inhzalten zu kleben. Auf einem Retreat hat jemand mal gesagt: Als ob Güterzüge durch den Kopf fahren, nie enden wollende Züge. Ketten von Waggons, wie man die als Kinder immer angeguckt hat. Meine Morgenmeditation war auch wieder so, völlig für die Füße.“

„Mir geht es auch nicht anders als den meisten – da kommt kein Erleuchtungs-Giga-Bingo, und alles ist gut. Es ist viel subtiler. Das, was einen beim Meditieren ja oft vollkommen rausreißt, ist soziale Kognition. Sie haben auf der Arbeit eine soziale Position, Sie habe Ihre Familie, und die mentale Simulation dieser sozialen Situation läuft beinahe permanent. Was glauben Sie denn, warum die Leute, die diesen Weg bis ans Ende gehen wollten, warum die Einsiedler geworden sind, also alle sozialen Interaktionen minimiert haben? Oder Mönche und Nonnen. Warum Retreats im Schweigen und möglichst ohne Blickkontakt stattfinden? Es gibt dafür einfach Rahmenbedingungen.“

Vor allem komplett offline?

… … … … …

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Ja!

Die Verwechselbarkeit der Zen-Einstellung zur Natur mit einem sentimentalen Kitschgefühl hatte schon Alan W. Watts (1961) gesehen und die Toleranzgrenze zum Banalen bewusst herausgehoben:

Das Geräusch vom Scheuern / der Bratpfanne vermengt sich / mit dem Quaken der Laubfrösche. (Ryokan)

  die Formel Nianfo

Um noch einmal zu dem Philosophen Byung-Chul Hang zurückzukehren:

Das Haiku „ist nicht nach innen gekehrt. Im wohnt kein ›Tiefsinn‹ inne. Diese Abwesenheit des ›Tiefsinns‹ macht gerade die Tiefe des Haikus aus. Sie korreliert mit der Abwesenheit der seelenhaften Innerlichkeit. Die helle Offenheit, die ungehinderte Weite des Haiku entspringt dem ent-innerlichten, ent-leerten Herzen, der niemandigen Sammlung ohne Innerlichkeit.“ Han (a.a.O. Seite 80f)

Und zurück zu den Übungen am Instrument, am Musikinstrument, dessen Techniken samt und sonders ins Banale führen, in die schiere Wiederholung.

Was ist Satori? die Erleuchtung, – etwa beim Geist des Geigenspiels? Fragwürdig. Siehe Byung-Chul Han Seite 67, wo er es als Gegensatz des Hegelschen Geistes definiert, dessen Grundzug gerade die Innerlichkeit sei.

*     *     *

Physische Beispiele

Atmen – Liegen – Sitzen – Laufen – (Hängen)

Atmen: die Regel 4 – 7 – 8 = ein – halt – aus / wenn man als dritte Zahl die 11 bekommt, ist plötzlich nicht von Sekunden, sondern von Minuten die Rede und davon wie lange die Atemvorgänge wiederholt werden sollen – das ist für mich falsche Zahlenmagie.

Hängen: beim Rückweg vom Klavier Treppenstufe über dir greifen und „abhängen“! Aber vorsichtig, nur kurz verweilen, mit Zehenkontakt zur Treppe.

Schulter: z.B. https://www.liebscher-bracht.com/routinen/schulter/# hier Manche Musiker sind auch erfahrene Bewegungstherapeuten (geworden), ich halte allerdings mehr davon, professionelle Physiologen zu befragen, wenn es sich um Probleme des Körpers handelt. Zu der Übung des Kopfkreisens kann man sehr unterschiedliche Meinungen hören. Ich persönlich fand diese hier hilfreich, obwohl sie nicht aus der Physiotherapie, sondern aus der Sporterfahrung stammt. Ich glaube dem großen Klavierpädagogen Seymour Bernstein in dieser Frage eben nur bedingt… obwohl alles richtig ist, was da steht. Rot unterstreichen würde ich die Wörter „vorsichtig“ und „unter sanftem Druck“.

Bernstein: Mit eigenen Händen

Mit dem schönen Buch am Klavier aber habe ich das Gefühl, die Übungen halten mich nur auf, als trennten sie mich unnötig von der Musik. Im täglichen Leben wären sie selbstverständlich, ja, denn die Fehler, die man mit Kopf und Schultern macht, stören überall und werden schon im Kleinkindalter „erlernt“: Man zeigte damals, dass man sich richtig Mühe gibt, – nicht dass man erreicht, was man soll, mit geringstmöglichem Aufwand. Als Erwachsener will ich wissen, warum ich in vielem so linkisch geblieben, nein, geworden bin. Durch Mangel an Bewegung. An notwendiger und sinnvoller Bewegung. Mit der Geige in der Hand oder vollends: am Klavier sitzend, will ich Vergeistigung, die angeblich körperlose. Ohne Instrument aber wäre ich ganz und gar Körper, habe ich bis ins Alter den Gebrauch des Körpers zu üben. Auch wenn ich singe und spreche.

Der Irrweg: auf dieses Problem zu stoßen, wenn vor mir nicht das Buch, sondern die Noten der „Harfenetüde“ liegen. Zudem die Imagination einer meisterhaften Video-Vorführung mit mustergültigen Bewegungen: ich sollte nicht die speziellen Probleme – links und rechts eine Traube von Tönen, weitgriffig, schnelle Abfolge und jeweils in Sprünge mündend – mit dem allgemeinen der hochgezogenenen Schultern angesichts einer andauernden Schwierigkeit gleichzeitig zu lösen versuchen. Die Noten wollen klingen, produziert, gehört werden, die angezogenen Schultern arbeiten nur antiproduktiv: als Bremsklotz. Den sollte ich separat kennengelernt haben. Er gehört ins tägliche Leben. Zum Körpersein.

Der Geist erinnert sich allerdings besser an Chopin und sein Verhältnis zu den kleinen, ornamentalen Notenwerten, – in geschriebenen Werken sind sie hart erkämpft. Es kommt auf jedes Pünktchen an, auch wenn es nachher wie beiläufig erscheinen soll.

Das Zitat aus George Sands Histoire de ma vie (Paris 1855) stammt aus dem wunderbar reichen und vielseitigen Bildband von Ernst Burger „Frédéric Chopin / Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten“ Hirmer Verlag München 1990  / Die Handschrift der Etüde op.25 Nr.1 ist auf Seite 146 f wiedergegeben und zwar mit folgendem Vermerk:

Die Noten gehören in allen Details zum Stoff der Meditation. Und so kann ich die Bemerkung von Ernst Burger nicht ganz unkommentiert lassen. In dem Autograph fehlt mir dies und das, was mir lieb und teuer ist. Vor allem der allererste Ton, ein Auftakt zur Melodie, das es“. Der kritische Kommentar am Ende meiner Paderewski-Ausgabe gibt mir die Lösung, – soviel Zeit muss sein! Ein Ausschnitt nur, bitte beachten Sie den Anfang des Textes und das Ende zu Takt 1.

Erster Takt der Etüde und viele praktische Anregungen zum Hören und Üben dieser Etüde op.26 Nr.1 siehe im Blog-Artikel http://s128739886.online.de/vorsaetze-beim-ueben-der-harfen-etuede/ →  hier

Täglich steige ich hinab in den Tiefkeller, wo der Flügel steht, mehr als 45 Stufen vom PC, hinab und hinauf, und nach 45 Jahren merke ich, dass ich die drittletzte Treppe ÜBER mir, das ideale Gerät zum Abhängen, bisher nicht erkannt habe. Die Übungen von Liebscher & Bracht haben mir die Augen und Arme geöffnet. Lächerlich. Auch alle Türen für Streck-Übungen. Und überhaupt das aufrechte Steigen von Stufe zu Stufe, freihändig, ohne zu schwanken.

Das alles geht doch ziemlich ins Lächerliche. So darf es auch sein, warum denn nicht? Byung-Chul Han Seite 34:

Am Treppenabgang Platz und Zeit für Kinderbilder:

ZEN als Verwandlung

Sehr alte Geschichten

Einerseits will ich nicht meine frühe 1960er-Zeit aufwärmen, mit den damals verschlungenen Werken von Alan W. Watts über Zen-Buddhismus (rde) und „Mann und Frau“ (Dumont), andererseits endet der Anreiz von Zen auch heute nicht, wenn ausgewiesene Denker dahinterstehen und ihn in ihre Philosophie einschließen, wie Byung-Chul Han, der im westlichen „System“ gleichermaßen zu Hause ist.

Als ich 2008 auf dem durchaus westlichen Wege Rüdiger Safranki las, seine bewunderswert ausführliche Antwort auf die Frage „Wieviel Wahrheit braucht der Mensch?“, freute ich mich über eine mir aus der „asiatischen Philosophie“ bekannte Geschichte, mit der er ein chinesisches Bild vor Augen führte. Oder gerade nicht vor Augen: nach wie vor war es mir einfach genug, von dem Bild nur zu hören.

Rüdiger Safranski

Woher er die Geschichte hatte, blieb also im Dunklen. Jetzt – plötzlich und unerwartet – wurde ich auf diesen Seitenweg zurückgeführt: durch die Klinik-Lektüre des Reclam-Büchleins von Byung-Chul Han! Darüberhinaus gemahnt an die Aufführung eines japanischen Noh-Spiels in der Kölner Philharmonie, und – Koinzidenz der Erinnerungsphänomene – durch die Mail eines getreuen WDR-Mitarbeiters, der gerade eine Gedenksendung anderer Thematik im WDR gehört hatte. Er hat selbst zum Thema Japan ungezählte luzide Radio-Sendungen gemacht, die – nicht nur – meinen Horizont erweiterten, auch den eines spezifisch interessierten Publikums, und so die Neugier auf ferne Welten weckten oder wachhielten. Und nun war alles wieder da! Ich las:

in das gemalte Bild hinein«.

Ich las also Byung-Chul Han’s „Philosophie des Zen-Buddhismus“ und darin den Hinweis auf das chinesische Bild (oder ein anderes, ähnliches) und die Wendung zum japanischen Noh-Spiel.

Ein Kreis war geschlossen. Zufällig mein letztes Jahr im WDR, ein Abend des Jahres 2005. Die unglaubliche Atmosphäre in der Kölner Philharmonie, die (nicht einmal) knisternde Stille, ein hörbares Nichts, ein atemloses Publikum, so hatte ich das noch nie erlebt (ausgenommen vielleicht in wenigen Quartett-Konzerten). Alldies mochte ich evozieren und durch Wissen vertiefen. Anhand eines einzigen großen Stückes IZUTSU und eines instruktiven Filmes, den das WDR-Fernsehen (Lothar Mattner) im Vorfeld produziert und gesendet hat. Hier ist er:

Heinz-Dieter Reese im Nachspann

Mehr über den Autor des Filmes Thomas Schmelzer hier. Mystica TV (?). Zur Diskussion…

https://de.wikipedia.org/wiki/Izutsu_(N%C5%8D) hier (Wikipedia über das Noh-Stück „Izutsu“)

https://www.youtube.com/@nohtheatreexplained8410 hier (Übersicht über die Reihe, in der das folgende Stück vorkommt)

Folgt: die Aufführung in der Kölner Philharmonie (Informelle Aufzeichnung, copyright-geschützt)

Weitere Daten zur Aufführung in Köln von Heinz-Dieter Reese:

Phil-Ankundigung  28|10 Freitag 20:00 Uhr
Zwischen Traum und Wirklichkeit
Japanisches Nô-Theater mit dem Ensemble
der UMEWAKA KENNÔKAI FOUNDATION

NohPRGHEFT  Freitag 28. Oktober 2005 20:00
Die Aufführung wird vom Westdeutschen Rundfunk für den
Hörfunk aufgezeichnet und am Sonntag, 12. Februar 2006,
20:05 Uhr auf WDR3 gesendet.

WDR3Buehne Radio06-02-12   Bühne: Radio 12.02.2006
Konnichi wa, Japan
Zwischen Traum und Wirklichkeit:
Nô- und Kyôgen-Theater mit dem Ensemble der Umewaka Kennôkai
Aufnahme vom 28. Oktober 2005 aus der Kölner Philharmonie
vorgestellt von Heinz-Dieter Reese

Die Realisation im Radio

Zugang zum Skript der Radiosendung von Heinz-Dieter Reese, mit der freundlichen Erlaubnis des Autors:

NO Reese WDR3BR120206_Ms

„In Japan wird das Singen im Nô-Theater gelegentlich mit unaru, mit Brummen bezeichnet. Dem liegt eine durchaus zutreffende Beobachtung zugrunde. Der Nô-Sänger achtet bei seinem Vortrag darauf, dass die komplexen Obertöne der Stimme im gesamten Körper resonieren. Dadurch wird die simple Melodik durch vielfältige Klangfarben bereichert. Es entstehen klare, helle Töne, dann wieder getrübte, dunkle Töne, die bald kräftig, bald weich erscheinen. So werden die szenische Atmosphäre, aber auch die verborgenen Gedanken und Gefühle der Figuren zum Ausdruck gebracht. Und das gilt für den Solo wie den Chorgesang.“

Mail-Mitteilung (15.11.2023) Heinz-Dieter Reese:

Zum Noh-Spiel  “Izutsu” finden Sie auf meinem Kanal auch noch eine historische und eindrucksvolle professionelle Aufnahme (des NHK) mit dem legendären KANZE Hisao aus den 1970er Jahren, die ich komplett deutsch untertitelt habe:

https://youtu.be/LCtxXKYD96M  hier

*     *     *

Zurück zu Byung-Chul Han, anknüpfend an seine Bemerkungen zur chinesischen Landschaft:

https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Malerei hier

https://www.wikidata.org/wiki/Q11638255  hier Wer ist Kōichi Tsujimura? (s.u. pdf)

https://terebess.hu/zen/mesterek/TsujimuraKoichi.html  hier

https://en.wikipedia.org/wiki/Henry_Pike_Bowie  hier

Henry Pike Bowie’s Werk „ON THE LAWS OF JAPANESE PAINTING“ (1911) Gutenberg hier

https://leopard.tu-braunschweig.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbbs_derivate_00031277/Tsujimura_Yue-chiens_Landschaftsbild.pdf hier / Zitat:

KI – steckt doch mehr dahinter?

Was unsere Sicht behindert

DIE ZEIT 7.09.23 Seite 47

auf Texel 19.6.22

  DIE ZEIT 7.09.23 Seite 57

in Solingen-Ohligs 10.11.22

Wo wird die Abwesenheit von realem Inhalt wirklich zu unwirklich? Künstlicher Tiefsinn? Geht es auch ohne den leeren Himmel? Kein Einwand: er ist gar nicht leer. Er deutet unsagbare Fülle an. Nichts. Nonsens. Besinnung auf frühere Begegnungen:

Der Caspar David Friedrich an der Wand (Hochzeit 1961)

  Lektüre1961

Caspar David Friedrich 2006 in Essen ; das unangenehm Missionarische , wie hier

Rauterberg ZEIT 7.9.23

Romantisches Missverständnis auch bei Haiku-Übersetzungen (Manfred Hausmann). Aber nicht hier:

1993

2014

Heute 2023 betr. David Chalmers – Frage: Bin ich mein Gehirn? ↓

(Englische Version des Gesprächs hier)

Darin bei 12:40 Daniel Dennett 27:10 website David Chalmers erwähnt / weiter ab 30:00

Der ZEIT-Artikel (2023) von Peter Neumann (mit David Chalmers) überzeugt mich weit weniger als das Youtube-Gespräch (2019). Woran liegt das? Der Punkt ist einfach:

Die Gewissheit des „also bin ich“ können wir keinen Moment hinnehmen, als ob das „ich“ über jeden Zweifel erhaben sei. Da hilft es auch nicht, wenn wir es wenig später wie eine Figur aus dem Computerspiel betrachten sollen. (Rechts im Bild taucht der Name Turner [s.a. hier] auf, ein Hinweis auf das Unechte der Kaufhauskunst, – der Kunstdruck, „feuerroter Himmel, eines dieser Wohnzimmerbilder, die man vor allem in Baumärkten kaufen kann“ , oder – füge ich hinzu – leicht selber produzieren kann, siehe oben). Wir wissen nicht, so erklärt Chalmers damals, wie

: die ganz subjektiv – Fortsetzung: – die Erfahrungen in diesen virtuellen Simulationen machen [wir ? die wir ein erfülltes, glückliches Leben darin führen??], und schließlich beruhen auch digitale Objekte auf realer Informationsverarbeitung in einem realen Computer: «Virtuelle Welten sind keine Realitäten zweiter Klasse».

„Immerhin sind immer noch wir es“? Ganz subjektiv?  Geht man so mit unserm scheinbar realen Kern um? Ich erinnere mich selbst – hier !

Ich frage mich nach dem Unterschied zwischen Realität und Imagination. Aber nicht im Ernst: die Schwierigkeiten entstehen, wenn man an Wunder glaubt: Von Petrus, der Jesus übers Wasser schreiten sieht, bis zu Rudolf Steiner, der seine Visionen als real Gesehenes weitergibt:

Meine Erkenntnisse des Geistigen, dessen bin ich mir voll bewußt, sind Ergebnisse eigenen Schauens. Ich hatte jederzeit, bei allen Einzelheiten und bei den großen Übersichten mich streng geprüft, ob ich jeden Schritt im schauenden Weiterschreiten so mache, daß voll-besonnenes Bewußtsein diese Schritte begleite. (…) Daß man von einer Imagination weiß, sie ist nicht bloß subjektives Bild, sondern Bild-Wiedergabe objektiven Geist-Inhaltes, dazu bringt man es durch gesundes inneres Erleben.

Siehe dazu: hier.

Siehe auch den Bewusstseinsphilosophen Thomas Metzinger hier„Wir halten unser Ich für real. Doch es ist nur ein Bild von uns selbst, das wir nicht als Bild erkennen.“

Nun schauen Sie, was über dem ZEIT-Artikel steht, aus dem ich zitiert habe:

Und nun das, worauf diese „Vision“ hinausläuft:

Und des weiteren a.a.O.:

Da sind wir wieder beim „simulierten Turner“  und müssen allein weiterdenken. Werden wir in zehn, zwanzig Jahren Chatbots und virtuelle Welten kaum noch unterscheiden können von der echten Realität und von echten Menschen? (Was ist „echt“ bei Gemälden? Zu wissen, wie es gemacht ist? gedacht ist…)

Zeit Raum

Ergänzung zu Parsifal hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Satz_vom_zureichenden_Grund hier

Schopenhauer: hier

Allgemein genommen besagt der Satz vom zureichenden Grunde, daß nichts ohne Grund ist, warum es sei oder auch, daß immer und überall Jegliches nur vermöge eines Andern ist… Mit einer treffenden Metapher gibt Schopenhauer dem Satz vom Grunde eine vierfache Wurzel.

(1) Dem Satz vom zureichenden Grunde des  Seins , d. h. von der Aufeinanderfolge der Zeit oder dem Nebeneinandersein im Raum folgt das

(2) Kausalitätsgesetz oder der Satz vom Grunde des  Werdens , d. h. von den Veränderungen, die in der Zeit eintreten und einander bestimmen, weiter, als drittes,

(3) das Motivations-Gesetz, das Gesetz vom zureichenden Grunde des Handelns , der die ganze Reihe der überlegten Handlungen erklärt, d. h. der Handlungen, die mit klarem Bewußtsein eines verfolgten Zieles und der zu seiner Erreichung gebrauchten Mittel ausgeführt werden, und schließlich, als viertes,

(4) das Prinzip der  Erkenntnis, das die vorangegangenen voraussetzt und umfaßt. *

RELIGION bei Wagner HIER

„Fragt ihr, was die Erkenntnis des Verfalles der Menschheit nützen soll, so fragt die wahrhaft großen Dichter aller Zeiten; fragt die Gründer wahrhafter Religionen“, schreibt Wagner und verweist auf Goethe und Schopenhauer. Er stellt dann erneut die Frage nach der „Regeneration“ eines der „Kriegs-Zivilisation“ verfallenen Menschengeschlechtes und wirbt vehement für die Ideen Schopenhauers, der Wege zur Umkehr des fehlgeleiteten Willens aufgezeigt hätte. Der richtige Weg sei zu finden, wenn man erkenne, dass die ganze Zivilisation aus Mangel an Liebe zugrunde geht und diese Lieblosigkeit der Welt als ihr eigentliches Leiden verständlich gemacht werden müsse. Verstehen aber hieße: Mitleiden, um dadurch das Leiden des Anderen mindern zu können. Dieses Verständnis könne die Musik fördern, in dem sie Gefühle und das Gemüt ansprechen könne.“

Memorandum zweier Filme zur Moderne

Oder: was ich aus ARTE memorieren will

Kalter Sandsturm

Ich liebe es, Heterogenes in Zusammenhang zu bringen oder einfach nebeneinander zu setzen. Das muss nicht mit langen Kommentaren verbunden sein, es geschieht im Kopf und spielt im täglichen Leben eine permanente Rolle. Man hört eine Musik, die durch Leichtigkeit bezaubert, oder auch durch feierliche Gedankenentwicklung, man genießt einen „sinnfreien“ Urlaub und liest zugleich eine Analyse der Pest und des Krieges, geschrieben vor 2450 Jahren und denkt dabei unwillkürlich an die gegenwärtigen Krisen, die ähnlich ins Leere laufen. Oder auch nicht. Man kann und soll sich nicht „adäquat“ verhalten (als ob das möglich wäre!), sondern (vielleicht) die eigenen Gedanken entwickeln oder schärfen. Der Kampf gegen eine irregeleitete Spiritualität in Indien ist uns so nah oder fern wie die fatale Rolle der Kirche in Irland, wenn man James Joyce glauben will – und ernsthaft seiner grandiosen Mystik einer neuen „Odyssee“ durch die Straßen Dublins folgt. Wenn dann von Nationalimus die Rede ist. Zugleich von der Moderne, entwickelt im fremdartig mondänen Milieu der Weltstadt Triest. Oder: in Indien ein mittelalterlicher, betrügerisch ausgenutzter Aberglauben – im Kontrast zur Idee des Rationalismus, angewandt in abgelegenen Dörfern ebenso wie in den Slums von Mumbai. Dieser Artikel entsteht also im Kopf und betrifft a) Indischen Rationalismus in der heutigen Lebenspraxis und b) Irisch-europäische Moderne nach 100 Jahren.

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Indien ist das Land der Spiritualität – doch es gibt Widerstand gegen gefährlichen Aberglauben. Gefahren reichen von harmlosen Trickbetrügereien bis zu schweren seelischen Misshandlungen und ruinöser Abhängigkeit. Die Rationalisten, eine Organisation von fast 10.000 Mitgliedern, fahren deshalb mit ihrem Science-Van im Dienst der Wissenschaft durch das ganze Land und klären auf. Indien – Geburtsland des Hinduismus und Buddhismus, das Land der Spiritualität. Heiler und Gurus, sogenannte Babas, Tausende im ganzen Land und einige berühmt und reich, berufen sich auf höhere Mächte. Doch es gibt Widerstand gegen den gefährlichen Aberglauben – und die Geschäftemacherei mit der Hoffnung. Die Rationalisten haben sich zusammengeschlossen, mit ihrem Science-Van fahren sie im Dienst der Wissenschaft durch das ganze Land und klären auf. Rationalist zu sein ist eine Weltanschauung, eine Haltung zum Leben. Rationalisten glauben nicht an Götter und Geister, sondern an Vernunft und Wissenschaft. Die Organisation hat fast 10.000 Mitglieder, alle arbeiten ehrenamtlich, sind aufgeklärt und arbeiten als Anwälte, Lehrer, Handwerker oder Hochschulprofessoren. Von harmlosen Trickbetrügereien bis zu schweren seelischen Misshandlungen und ruinöser Abhängigkeit reicht das Spektrum der Opfer. Frauen sind durch ihre minderwertige Position in der Familie und auch im gesellschaftlichen Leben dankbare Opfer, mangelnde Bildung ist fast immer der Grund dafür, dass die Menschen den Vorführungen oder Sitzungen der Gurus blind vertrauen. Das Roadmovie zeigt eine beeindruckende Reise mit mehreren Rationalisten, das Kamerateam ist mit ihnen in den Slums von Mumbai sowie auf dem Land unterwegs, sieht Erschreckendes und auch Positives. Reportage von Holger Riedel (D/F 2022, 32 Min)

Video auf Youtube verfügbar bis zum 16/12/2022 / ODER (danach?) https://www.fernsehserien.de/arte-360grad-reportage/folgen/599-der-science-van-on-tour-indien-kampf-den-scharlatanen-1581860 hier

Nachtrag 15. Juni 2023 DIE ZEIT Seite 29 BLINDER GLAUBE In Indien ist Okkultismus weitverbreitet – und Mittel zur Ausbeutung. Unterwegs mit einer Gruppe, die dagegen kämpft / Von Sonia Phalnikar

s.a. hierIndian Rationalist Association“

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ARTE FILM

100 Jahre Ulysses / James Joyce’ Meisterwerk

Vor 100 Jahren wurde James Joyce‘ „Ulysses“ erstmals in einer kleinen Buchhandlung in Paris veröffentlicht. Das Werk, an dem Joyce sieben Jahre lang schrieb, sollte für die Literatur und Kultur des 20. Jahrhunderts neue Maßstäbe setzen. Zunächst aufgrund seines Schockfaktors in Amerika und Großbritannien verboten, hat kein anderer Roman dieser Epoche eine ähnliche Tragweite.

Kein anderer Roman des 20. Jahrhunderts hat eine ähnlich imposante Tragweite: Joyce‘ „Ulysses“. Inspiriert von Homers „Odyssee“ beschreibt Joyce detailreich einen Tag von Leopold Bloom im verarmten Dublin. Seine „Odyssee der Gosse“ ist ein offener Angriff auf den göttlichen Anstand, geprägt von Chaos und Obszönität. Weltweit als Meisterwerk des Modernismus gefeiert, wurde „Ulysses“ in Amerika und Großbritannien wegen seines Schockfaktors zunächst verboten.
In Irland wird Joyce des Verrats beschuldigt, weil er mit tief verankerten Traditionen der irisch-katholischen Kirche bricht. Dabei geht aus jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen hervor, dass sein Krieg gegen die Kirche durch ein tiefes Verantwortungsgefühl gegenüber seinem Volk und seiner Kultur motiviert war. „Ulysses“ kann durchaus als prophetischer Text gelten, der eine bessere Zukunft nicht nur für Irland, sondern auch für Europa und die Welt vorzeichnen wollte. Joyces beispielloses Genie inspirierte seither Künstler und Künstlerinnen wie Eileen Gray, Sergej Eisenstein, Man Ray und Bob Dylan.
Nach der Vorlage des Historikers und Joyce-Experten Frank Callanan und unter Regie von Ruán Magan bringt „100 Jahre Ulysses“, uns eines der fesselndsten und brisantesten Bücher der literarischen Moderne näher. Interviews mit Schriftstellern und Wissenschaftlern wie Eimear McBride, Paul Muldoon, John McCourt und Margaret O’Callaghan sowie aufschlussreiches Archivmaterial und Werke von Jess Tobin, Brian Lalor und Holly Pereira bereichern die Dokumentation. In Kombination mit einem eindrücklichen Soundrack von Natasa Paulberg wird „100 Jahre Ulysses“ zu einer erkenntnisreichen Reise in das Herz dieses maßgeblichen und überaus aktuellen Romans.

Regie : Ruán Magan / Land : Irland / Jahr : 2022 / Herkunft : ARTE / RTE

Abrufbar bis 19.12.2022 HIER

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Wie geht’s weiter? Fang an mit Wikipedia hier / Text lesen hier beginnen / auch den folgenden Film (1967) beachten hier bzw. auf Youtube ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=h7xAM_eXuuk hier Kapitel I ? bis etwa 8:00  /  ab 11:39 Schule Kapitel „Nestor“ im Buch Seite 35 / dann Kapitel II ? (Katze) im Buch Seite 77  Kapitel „Kalypso“ / Briefe Seite 87 / ab 21:35 Kutschfahrt Buch Seite 123 „Hades“  25:50 Ankunft Friedhof Sarg 27:38 / Setzerei  Redaktion 27:58 Buch Seite 164ff  – – –  neue Leseerfahrung: Lästrygonen (hier) Buch Seite 210 und weiter in „Scylla und Charybdis“ National-Bibliothek Buch Seite 259 du musst schnell und wach lesen (zum Gedankenstrom werden) hatte ich mir gesagt, / ACHTUNG: zur Motivation Wollschläger lesen hören! hier! / aber in diesem Skakespeare-Kapitel verstehe ich gar nichts. Vielleicht mehr im nächsten: „Simplegaden“ – „Irrfelsen“, Zitat: „In 19 Episoden werden Erlebnisse unterschiedlicher Bürger von Dublin erzählt, teilweise überschneiden und durchdringen sich diese Begebenheiten wie auch die Bewusstseinsströme der Protagonisten.“ Aha! Buch Seite 305. „Das Kapitel widmet sich den anderen Bürgern Dublins und ihrem Alltag.“ – – –  SIRENEN-Kapitel Buch Seite 355. „Bloom speist mit Stephens Onkel Richie Goulding im Ormond-Hotel, während Blazes Boylan, der gerade auf dem Weg zu Molly ist, vorbeigeht. Blooms Gedanken sind von seiner Eifersucht geprägt, weshalb er seine Umwelt und auch die Reize der Bardamen Miss Douce und Miss Kennedys nur bedingt wahrnimmt. – In diesem Kapitel steht die Musik im Vorder- und Hintergrund…“

Oder ein anderer (Film-)Ansatz: „Ulysses“ (1987)

Written and adapted by Nigel Wattis / Gillian Greenwood / Leopold Bloom – David Suchet / Stephen Dedalus – John Lynch / Molly Bloom – Sorcha Cusack / James Joyce – Bryan Murray / Citizen – T.P. McKenna / Narrator – Tony Doyle / Joe Hynes – Dermot Crowley /  Frank Budgen – James Aubrey / Bella Cohen – Patricia Quinn / Mey Dedalus – Patricia Mort / Nora Joyce – Deirdra Morris / Zoe Higgins – Francesca Folan with ANTHONy BURGESS  Novelist / CLIVVE HART Professor of English, Essex University / Music ALAN BENSON / Soprano MARY HEGARTY / Produce and directed by NIGEL WATTIS

Die deutschen Untertitel sind haarsträubend.