Archiv der Kategorie: Klima

Heisszeit

Ich ergänze den Artikel Das Meer, der mir keine Ruhe gelassen hat: Mojib Latif in der Lanz-Sendung vom 27. Juni 2023. Ich brauche es schwarz auf weiß…

Das Meer

Was notwendig wäre:

und? der 1. bis 4. Punkt? Und alles im Detail?

4.Massiver Ausbau der erneuerbaren Energien 3. Abbau klimaschädlicher Subventionen und Co²-Bepreisung 2. Fairer Ausgleich zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern 1. Allianz der Willigen

hier

Und das neue Buch COUNTDOWN Unsere Zeit läuft ab (mit Leseproben) hier

… über Bauern klagen?

Beim Zeitunglesen

Mein Opa bei der Arbeit ca.1950

Eigentlich will ich solche Geschichten nicht lesen. Das Narrativ aus Sicht der Bauern, das hatte doch ich selbst genährt, romantisch unterfüttert, seit ich als Kind meinen Großvater – von Beruf Tischler, Landwirt aus Neigung – mit seinen 2 Kühen erlebt hatte, die Sorgfalt, mit der er ihnen das Futter bereitete, das Fell striegelte, ihre gesunde Austrahlung rühmte („die schönsten Tiere auf der ganzen Lohe!“). Wenn ich sein Haus vom privilegierten Eingang aus betrat, von hinten, durch den Kuhstall, war ich schon beim Öffnen der Tür in einer anderen Welt: der Geruch war es, den ich für mein Leben als heimatlich abspeicherte, das wohlige Stöhnen der Kühe, das freundliche Rasseln ihrer Ketten, die Geräusche eines abgesetzten Eimers, in dem die Milch schwappte. In guten Zeiten auch noch zwei Schafe im hinteren Stall, dazwischen das Plumpsklo, an dessen Holztür jemand in Kopfhöhe mit Schülerschrift geschrieben hatte: „O du schöner Rosengarten“. Kein Mensch wusste, wer und warum, vielleicht Onkel Ernst, der aus dem Krieg nicht wiedergekommen war. Ursache für die dumpfe Trauer, die nicht thematisiert wurde. Es gab im Haus kein fließend Wasser, aber einen sehr tiefen Brunnen mit kostbarem Trinkwasser, im Stall eine Pumpe fürs Regenwasser. All die Saiten werden bis heute angerührt. Opa sprach abfällig über „Kunstdünger“, aber das änderte sich im Laufe der Jahre. Nun lese ich in der ZEIT (13. Juli 2023 Seite 2), widerstrebend: Unter Kühen. Der Landwirt gilt heute vielen als Giftspritzer, Wutbürger – und Tierquäler. Wie sieht sein Alltag wirklich aus? Besuche bei einem Milchbauern in Schleswig-Holstein. Von Merlind Theile.

Erinnerung an Südtirol 2011

Zitat

Er war schon mal aus dem Bauernverband ausgetreten, schloss sich den »Freien Bauern« an, die speziell für Familienbetriebe und nicht für »Agrarkonzerne« kämpfen wollen; trat dann doch wieder ein in den Bauernverband, weil seine Vorstandskollegen aus dem RSH-Kreisverein auch alle drin seien. Im Grunde teilt er ja die Positionen. Die Nähe zur CDU. Die Vorstellung, dass deutsche Bauern die Welt ernähren müssen. Darum spritzt A.-D. auf seinen Äckern nebem vielem anderen auch das umstrittene Glyphosat, als Beikrautvernichter. Andernfalls dränge zum Beispiel der Ackerfuchsschwanz seinen Weizen noch weiter zurück. Ernteeinbußen. »Deswegen haben die Ökos ja viel geringere Erträge. Und nur mit Bio kriegen wir doch keine zehn Milliarden Menschen satt! Meine Intention ist es nicht, reiche Deutsche zu ernähren und der Rest muss hungern. Dafür bin ich Landwirt.« Aber ist im jetzigen Ernährungssystem nicht eher das Problem, dass fast 20 Prozent der Lebensmittel einfach verschwendet werden? »Das mag so sein. Das ist ja aber irgendwo außerhalb der Verantwortung der Bauern. Da müsste dann die Politik was machen.« Doch von der erwartet A.-D. eigentlich auch nichts mehr.

Zitat-Ende

In der Süddeutschen hatte ich gelesen (13. Juli 2023 Seite 4), was ich auch in der Tagesschau mit warmen Worten CDU-Mannes Manfred Weber erfahren hatte, aber nicht etwa solchen:

Die Niederlage der EVP ist zugleich ein Gewinn für Europas Ökosysteme, für den europäischen Klimaschutz und auch für die Landwirte, für die die Partei vorgab zu streiten. Denn auch falls das Gesetz nur in abgeschwächter Form in Kraft tritt, kann es dazu beitragen, die EU-Klimaziele bis 2030 zu erreichen. (…)

Für diese Machtprobe hatte sich die EVP aber das falsche Gesetz ausgesucht. Die Natur wartet nicht auf zerstrittene Abgeordnete. Politische Taktik ist den erodierten Böden egal. Wildbienen könen sich nicht gedulden, bis die Bauern wieder Luft haben für ein bissche mehr Umweltschutz-Gesetzgebung. Die Klimakrise stellt existenzielle Fragen, sie kann eine der gößten Bedrohungen für den gesellschaftlichen Frieden in Europa werden. Sie ist die wahre Gefahr für die Ernährungssicherheit. Man habe zuletzt viel ambitionierten Umwelt- und Klimaschutz betrieben, sagte Weber am Mittwochmorgen, „aber wir verlieren Arbeitsplätze und Wohlstand!“ Wer so redet, macht kurzsichtige Politik.

Quelle EU-Parlament / Eine Niederlage, zum Glück / Von Jan Diesteldorf / SZ (s.o.)

Anmerkung (Zitat WWF): es war kurz vor 13.00 Uhr am Mittwoch, als in Strasbourg – und im Berliner WWF-Büro – Jubel ausbrach. Momente zuvor hat das EU-Parlament mit knapper Mehrheit das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur gestimmt.

Ackerland Krüdersheide Solingen-Ohligs 2021

Ich habe umgeblättert, dieselbe ZEIT Seite 6 Durst nach Gerechtigkeit / In Frankreich wird das Grundwasser knapp – und der Streit um die Verteilung eskaliert / Von Matthias Krupa

Der weitaus größte Teil des Wassers, das in Frankreich verbraucht wird, fließt in die Landwirtschaft, nach Angabe des Umweltministeriums 45 Prozent. Ein weiteres Drittel verbraucht die Industrie, der Rest ist Trinkwasser. Je knapper die Ressource wird, desto schärfer werden die Verteilungskämpfe. Campingplatzbetreiber geraten in Konkurrenz zu Golfplatzbesitzern. Die Betreiber von Kernkraftwerken fürchten, dass das Kühlwasser knapp wird. Weinbauern leiten immer öfter Wasser aus den Flüssen auf ihre Reben. Urlauber können in diesem Sommer vor leeren Swimmingpools stehen. Rund um die Gemeinde Vittel kämpfen besorgte Anwohnerinnen und Anwohner schon länger gegen den Nahrungsmittelkonzern Nestlé, der sich für seine Getränkeproduktion aus dem Grundwasser bedient. (….)

Bislang gibt es keine belastbaren Daten dafür, welche langfristigen Folgen die künstlich angelegten Becken auf die Grundwasservorkommen haben »Ich habe Angst, dass es noch schlimmer wird, wenn das Becken in Sainte-Soline erst einmal gefüllt ist«, sagt Laurendeau.

Besonders empört ihn, dass die Genossenschaft der Getreidebauern das Grundwasser mit den Becken faktisch privatisiere. Tatsächlich werden nur einige ausgewählte Betriebe an die Speicher angeschlossen. So entgehen sie den Beschränkungen für die Bewässerung in diesem Sommer. Er selbst braucht nicht viel, sagt Laurendeau, pro Hektar etwa 2000 Kubikmeter im Jahr. Von den Reservoirs in Sainte-Soline würden jedoch vor allem große, flächenintensive Betriebe profitieren. Die Genossenschaft gibt dazu keine Auskunft, aber eine Recherche der Internet-Zeitung Mediapart bestätigt den Verdacht.

So streiten im Departement Deux-Sèvres nicht nur Umweltschützer mit Landwirten, sondern auch Bauern mit Bauern. Zwei grundverschiedene Modelle der Agrarwirtschaft stehen sich gegenüber: hier die großen, flächenintensiven Betriebe, die Mais und Weizen häufig für den Export produzieren, dort die kleineren Höfe, die zuerst den regionalen Bedarf bedienen.

Quelle ZEIT (s.o.) Seite 6 „Durst nach Gerechtigkeit“

Abendhimmel Ohligs Isarweg November 2022

Suchen: https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/erlebnis-erde/sendung/wunderwelt-wiese-ein-verlorenes-paradies-100.html HIER

Das Meer

Alarm?

https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-27-juni-2023-100.html hier

ab 0:58 Frage an Klimaforscher Mojib Latif bis 1:11:35

Journalistin Julia Löhr (faz) 1:11:10 abschließend: Es gibt für einen radikalen Klimaschutz im Moment keine gesellschaftliche Mehrheit. Es gibt eine gesellschaftliche Mehrheit für Klimaschutz light, in Maßen (wie Friedrich Merz das auch mal beschrieben hat), „die Welt geht nicht morgen unter“.

das Echo darauf?

https://www.t-online.de/nachrichten/tagesanbruch/id_100200210/die-weltmeere-sind-dieses-jahr-ploetzlich-viel-waermer-was-das-bedeutet.html hier

Fotos JR 2022 Texel

Die Fotos sollen nichts dergleichen abbilden oder ankündigen, sie treffen nur meine zwiespältige Stimmung, die Erinnerung, die Nähe des Meeres, den Urlaub auf Texel vor einem Jahr.

Alarmismus?

SOLINGEN Müngstener Brücke

Ein Kapitel in Heimatkunde

HIER der WDR-Film 11.06.23

Wikipedia über die Müngstener Brücke

Daraus das Zitat:

Weltkulturerbe

Seit 2012 gibt es Bemühungen, die Brücke als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen. Die Bewerbung erfolgt seit 2021 zusammen mit den Brücken Ponte Maria Pia und Ponte Dom Luís I in Portugal, der Ponte San Michele in Italien und dem Garabit-Viadukt in Frankreich. Alle fünf Brücken wurden im 19. Jahrhundert als beeindruckende Großbogenbrücken gebaut.

Wikipedia (Stefan Kemmerling)

„Denn hier ist viel Natur zerstört worden“

Biologische Station Mittlere Wupper

Quelle: ST Solinger Tageblatt 12.06.23 über Bezahlschranke hier

Interessanter Film über die Wupper

Eine bildstarke Reise und eine erstaunliche Geschichte über die Kraft der Natur. Die Dokumentation von Clemens Gersch und Michael Wieseler ist eine filmische Reise über die Wupper. Sie führt durch eine vielfältige, lebendige Region, üppige Natur und mehr als hundert Jahre Industriegeschichte.

Bild: WDR/ Clemens Gersch

Wer kann sich so radikal ändern?

Und wieviel Zeit bleibt?

Ich überlegte, warum ich selten mit Ausdauer darüber nachdenke, während es doch ständig im Untergrund schwelt. Zuletzt hier? Immer nur, wenn die Zeitungen es zum Thema machen, in der Hoffnung, dass es etwas zu hoffen gibt. Wie ärgerlich ist der Pauschal-Knüppel „Lügenpresse“, das allgemeine Schimpfen ist am leichtesten, die guten Beispiele fände man leichter individuell in der seriösen Presse, aber die Leugner kommen lieber mit einer (scheinbar) perfekten wissenschaftlichen Mimikry daher. Man weiß, es ist falsch, aber man würde viel Zeit mit Theorien zur Großmachtpolitik verlieren, wenn man es widerlegen wollte. Und es erledigt sich von selbst. Anders als in der Klimapolitik, wo man von einem Politiker folgende Entgegnung lesen kann:

Die Wis­sen­schaft ist sich sehr wohl ei­nig. Das ist jüngst im Welt­kli­ma­be­richt be­stä­tigt wor­den, dass der Mensch ei­nen er­heb­li­chen An­teil an der Erd­er­wär­mung und dem Kli­ma­wan­del hat.

Die­se Auf­fas­sung tei­le ich nicht. Schau­en Sie sich die Fach­ka­pi­tel in Un­er­wünsch­te Wahr­hei­ten von Vah­ren­holt und Lü­ning an, zwei ex­zel­len­ten Ken­nern der Ma­te­rie. Hier wird un­ter an­de­rem aus­ge­führt, dass der Bei­trag der Son­ne zur Erd­er­wär­mung nach wie vor nicht ge­klärt ist. Es gibt al­ter­na­ti­ve Hy­po­the­sen. Wis­sen­schaft ist kei­ne De­mo­kra­tie, wo ei­ne Mehr­heit ent­schei­den könn­te, was rich­tig ist. Wis­sen­schaft ist ei­ne Fra­ge von ra­tio­na­ler Be­weis­füh­rung. Ei­ne sol­che ra­tio­na­le Be­weis­füh­rung liegt nicht vor.

Man kann sich aber auch in umgekehrter Richtung leicht orientieren, nämlich unter Vahrenholt und Lüning, schon weiß man, dass sie als Kronzeugen auf tönernen Füßen stehen. Man muss nicht die gesamte Literatur des Für und Wider studieren, um es beurteilen zu können. Man kennt Leute, die das getan haben. Und der (AfD-)Politiker beruft sich bezeichnenderweise nur auf das eine gemeinsame Buch genau dieser beiden Autoren. Es reicht.

Zur seriösen Presse zählt zweifellos auch die ZEIT, was mich nicht verpflichtet, einem Artikel zu folgen, der mir wenig Hoffnung lässt. Denn dies liegt auch nicht in der Absicht des Autors, der uns alle Werkzeuge des Widerspruchs selbst in die Hand gibt:

Ich muss wenigstens die einzelnen Schwerpunkte aufzählen, die Fragestellungen, vielleicht lässt man sich verlocken, es ganz genau nachzulesen (man kann!) und individuelle Folgerungen zu ziehen. (Artikel von Jens Beckert.)

Warum zögert die Wirtschaft?

Hinzu kommt die mangelnde Transparenz der Märkte. Was ist eine nach ethischen Maßgaben produzierte Jeans? Wann ist eine Finanzanlage nachhaltig? Skandale um das sogenannte Greenwashing zeigen auch: Für die Nachfrageseite ist nicht erkennbar, was an weit entfernt liegenden Enden von Lieferketten tatsächlich geschieht. Eine Änderung klimazerstörender Produktionsweisen ist durch ein den Individuen aufgebürdetes Konsumverhalten am Markt nicht zu erreichen.

Warum zögert der Staat?

Und warum zögert das Staatsvolk?

Überall droht eine Absenkung des Lebensstandards. (…)

Beschränkung steht im Widerspruch zu einem ökonomischen System, das auf Konsum als Motor baut, und einem politischen System, das den Konsum der Bevölkerung als Steuergrundlage benötigt.

Und welche Spielräume bleiben?

Die während der letzten 300 Jahre entstandenen Strukturen der kapitalistischen Moderne zerstören die biologische Nische, in der menschliche Kultur stabil bestehen kann, und verhindern zugleich eine hinreichende Reaktion auf die Krise.

(folgt)

DIE ZEIT gibt keine Ruhe (17.11.2022)

NEU 28.11.22

JULIA FISCHER (nicht nur eine große Künstlerin):

siehe HIER

Kalenderjahr 1981

Frühling 2022

  Ende August 2022

Der Frühling war wie immer. In diesem Dickicht steht auch der Blutahorn, den ich 1981 gepflanzt habe, nebst 25 anderen Bäumchen. Die Wasserkatastrophe vom Juli des Vorjahres 2021 hatten wir inzwischen begriffen, von der Dürre dieses Sommers wussten wir noch nichts. Aber ahnungslos waren wir seit 40 Jahren nicht mehr. Der Kalender für meine Mutter war eine Gemeinschaftsarbeit der Familie. Der zitierte Spruch ist bei Luther nicht nachweisbar, klingt aber grundsätzlich optimistisch, mein „Ja, aber“ war allerdings von Kindheit auf bekannt und sollte weiterhin zum Zweifel ermutigen. Auf dem zweiten Bild oben sieht man den Blutahorn, den ich pflanze, deutlich hervorragen, im Dickicht steht auch ein späterer Gingko-Baum (1 Zweig schafft den Weg vorne hinaus).

Auf dem Kalenderbildfoto unten wird der rote Baum gerade gesetzt (Blickrichtung damals vom Tal aufwärts), die alte Eiche, oben rechts hinter dem Pflanzer, liegt heute am Boden und bietet ein eigenes Biotop. Ich könnte behaupten: hier stirbt nichts. Ja, aber das hätte ich auch schon damals sagen können. 40 Jahre sind keine lange Zeit. Ich hätte besser einen Goethe-Spruch gewählt. Hier? Oder Hafis!

Kalenderblatt 1981

Spiegel 15.11.1981

Wir hatten auf unsere Weise alles getan, um unterhalb unseres Grundstücks einen Wald entstehen zu lassen. 1976 schauten Besucher:innen – unter ihnen im gestreift gesäumten Kleid meine Mutter – ziemlich ratlos, ja kritisch in die Sumpflandschaft, die vom Viehbach geprägt und mir besonders lieb war. In Kürze wuchs dort – von selbst und mit Nachilfe – ein Erlenwald. Am Abhang pflanzte ich rundum ein Gemisch von Bäumen; Weißbuchen, Ahornarten, Ebereschen, Weiden, mit manchen hatte ich kein Glück, z.B. Pappeln am Abhang knickten nach 5 Jahren rasanten Wachstums in der Mitte ab.

Um ganz genau zu sein: Wo standen sie damals?

Genau: Dort unten auf dem helleren Fleck… Vor meinem inneren Auge aber stand wohl ein ganz anderes Bild (Dauerlektüre seit 1974):

Um nicht die vielen Bücher aufzuzählen, deren Titel mit dem Wort „Rettet…“ begann (…den Wald, die Natur, die Wale). Was mich interessierte (abgesehen von Musik, Sprache, Philosophie), war alles, WAS LEBT. Emanuele Coccia kam mir recht. Siehe hier.

Hin & zurück / Augenblicke wie für Raumfahrer…

zwischen Boppard und Kaltenengers

Blumen für Mainz

Reiselektüre gestern auf der Fahrt nach Mainz (und zurück) ein Artikel in der ZEIT, der auch nicht gerade behaglich stimmt; Nietzsche ermunterte schon mal, unsere kleine Welt sub specie aeternitatis zu sehen. Ja, warum auch nicht, – es dient natürlich kaum dem augenblicklichen Wohlbefinden. Eher ein Blick in die – durch die Natur vorgegebene – Ausweglosigkeit:

»Leben hat den Drang, zu erobern« Ein ZEIT-Gespräch mit dem Astronomen und Nobelpreisträger Didier Queloz. Was aus seinen Äußerungen bewegt mich so, dass ich es an dieser Stelle notieren muss? Warum als erstes gerade die Titelzeile? Es kann ja nichts Tröstliches werden… (Meine Mutter hatte damals, als sie in den Sumpf des Lebens schaute, noch fast 30 Jahre zu leben, mein Vater war schon über 20 Jahre tot.)

Queloz:

Mit dem Leben ist es so: Solange es nur in einer kleinen Nische auf einem Planeten existiert, wird es nicht überdauern; denn wenn sich die äußeren Bedingungen dieser Nische ändern, ist es vorbei. Das heißt, um zu leben, muss sich Leben auf seinem Planeten ausbreiten. Leben hat den Drang, zu erobern. Philosophisch überspitzt könnte man sagen: Das Leben wird zum Gott des Planeten, es formt ihn so, wie es ihn braucht. (…) wir haben den Planeten in unserem Sinne geformt, wobei wir es soweit getrieben haben, dass uns alles andere Lebendige kaum kümmert. Dabei sind wir eng verwoben mit der Erde, mit ihren Bedingungen und Ressourcen. Manche Leute glauben, man könne vor dem Klimawandel auf andere Planeten fliehen. Das ist Unsinn. Wir sind ein Produkt dieses Planeten, sobald man ihn verlässt, stirbt man. (…)

(ZEIT: Welche Folgen hätte wohl die Entdeckung fremden Lebens auf einem fernen Planeten?)

Das würde ein völlig neue Dimension eröffnen, indem es die Annahme infrage stellt, dass der Mensch einzigartig sei. Wir haben in dieser Hinsicht ja schon einige Bescheidenheit gelernt. Wir wissen, dass die Erde nicht mehr das Zentrum des Alls ist, sondern nur ein Stern unter vielen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich irgendwann herausstellt, dass wir nur eine von vielen möglichen Lebensformen sind. Es könnte auch sein, dass wir noch etwas anderes feststellen – nämlich dass Leben immer nur eine begrenzte Zeit dauert.

Quelle DIE ZEIT 8. September 2022 Seite 37 »Leben hat den Drang, zu erobern« Didier Queloz / Interview: Stefan Schmitt und Ulrich Schnabel / siehe auch hier.

Dürre in Deutschland

Für alle, die es satt sind, Katastrophenmeldungen zu lesen: zuerst an den Schluss scrollen!

Hart aber fair im Ersten am 29.8.22

abrufbar:

HIER  https://www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/videos/video-die-jahrhundert-duerre-erleben-wir-gerade-unsere-zukunft-102.html

Die Teilnehmer der Diskussion:

  • Mona Neubaur (B‘90/Grüne, NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie)
  • Sven Plöger (Meteorologe, ARD-Wetterexperte)
  • Carla Reemtsma (Klima-Aktivistin; Sprecherin und Mitorganisatorin der „Fridays for Future“-Demos)
  • Werner Marnette (langjähriger Industriemanager und ehemaliger CDU Wirtschaftsminister in Schleswig-Holstein)
  • Alexander Held (Forstwissenschaftler und Feuerökologe; Waldbrandexperte)

Einige Text-Nachschriften JR ohne Gewähr (in Auszügen – warum? insbesondere die wichtigen Beiträge von Carla Reemtsma sind akustisch oft nicht nachvollziehbar, weil allzu eilig gesprochen; man muss manches raten. Ich empfehle auf jeden  Fall, auch das Original zu hören!)

Beiträge Reemtsma ab 7:12 / 16:57 /  30:47 / 46:43 (fehlt noch) /

Plasberg: … ABER DAS AUSMASS UND DIE LÄNGE DER DÜRRE IN DIESEM JAHR, HAT SIE DAS ÜBERRASCHT? 7:12

Reemtsma:  Die Heftigkeit, mit der uns grade Wetterphänomene, Klimaextremlagen treffen, und sei es hier irgendwo in Europa, seien es die Waldbrände, sei es die Dürre, sei es die Wasserknappheit, seien es aber auch Extremwetterlagen wie grade der Monsun in Pakistan, das tritt alles gerade in einer Häufung auf und in einer Schwere, die selbst die weitesten Klimaforschungen so nicht prognostiziert haben, sondern übertrifft nochmal mehr oder weniger die schlimmsten Erwartungen. Was wir grade erleben, ist nicht wo alle von sagen, erleben wir grade unsere Zukunft, nein, wir erleben unsere Realität und wir erleben unsere Gegenwart, mit der wir JETZT, auf die wir jetzt Antworten finden müssen. Und davon sind wir meilenweit entfernt.

Plasberg: HAT ES SIE ÜBERRASCHT? IN DIESEM JAHR?

Nein. Also: das Ausmaß ist erschreckend, was wir irgendwie erleben mit über 10.000 Hitzetoten auch alleine in Deutschland, wir haben mit diesem Hitzesommer tatsächlich die tödlichsten Naturkatastrophen in Europa seit Jahrzehnten gehabt, das mehrmals jetzt auch schon hintereinander. Das ist furchtbar, und das zeigt aber auch, dass wir als Gesellschaft überhaupt gar nicht in der Lage sind, angemessen auf diese Krise zu reagieren, in der wir sind und [stattdessen]eine politische Verantwortungslosigkeit erleben.

Plasberg: DIE POLITIK IST N BISSCHEN BESCHÄFTIGT …z.B. mit GAS — sind das mildernde Umstände bei Ihnen?

Reemtsma: Definitiv nicht! Die Politik versagt grade auf beiden Seiten, wir erleben einerseits mit genau den aufgezeigten Folgen der Klimakrise, von denen wir eben gesprochen haben, dass es nicht um Jahrzehnte oder Jahre geht, und – wir können die Klimakrise nicht aufschieben, deswegen können wir auch den Kampf gegen die Klimakrise nicht aufschieben. Und gleichzeitig trifft genau das, was die Regierung im sozialen Bereich macht: sie müsste sich darum kümmern, dass Menschen Möglichkeiten haben, einerseits nicht ihre Sorgen vor der nächsten Lebenskostenabrechnung zu haben und Möglichkeiten haben, z.B. beim Klimaschutz unterstützt zu werden. Was macht es, dass sie eine sozial gerechte Maßnahme, die auch den Klimaschutz fördert, dass man das 9-Euro-Ticket, ohne Nachfolge auslaufen lässt, dass mit der Gas-Zulage und Milliarden an Gas-Konzerne (lacht) umverteilt, und wir gerade Umverteilung an fossile Klimakillerkonzerne erleben – und das ist eine Politik, die macht beide Krisen schlimmer und ist maximal verantwortungslos. 9:30

Plasberg (rhetorisch:) WANN TRETEN SIE ZURÜCK; FRAU NEUBAUR? SIE SIND ZWAR GRADE ERST IM AMT…

*     *     *

Werner Marnette: Natürlich habe ich das Gas gern genommen, weil wir einen Beitrag zum Klimaschutz erbringen wollen. Wir haben beispielsweise – darf ich das noch ausführen – vom Koks auf Erdgas umgestellt, vom schweren Heizöl auf Erdgas umgestellt, weil das besonders klimafreundlich ist, Erdgas ist ja C, 1 Kohlenstoff-Atom und 4 Wasserstoff-Atome – das ist doch ein Riesenfortschritt gewesen! (Einwurf Plöger „… auch schon blöd…“) (Plasberg: „soviel zum Chemieunterricht… Frau Reemtsma!“)

16:57 Reemtsma:  Und womit Sie, gerade als Unternehmer und gerade in dieser Zeit und als Leiter des Kreises Energiepolitik – BDI Verband der Industrie – gemacht haben – um es zu sagen: Sie haben uns in genau diese Abhängigkeit von billigem russischen Gas gebracht, und das hat uns jetzt in diese Situation geführt, und das ist nach dem Krieg und in der Klimasituation eindeutig klar: das größte Sicherheitsrisiko ist unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, von Gas, aber auch von Kohle und Öl. Die einzige Antwort kann der massive Ausbau von erneuerbaren…

Plasberg: Im Augenblick nicken hier alle, Frau Reemtsma – Frau Neubaur nickt.

Werner Marnette: Ich würde Ihnen das nochmal gerne erklären, was damals gemacht worden….

Plasberg: Sie müssen, glaube ich, einem jungen Menschen nicht erklären, der so im Stoff ist, wie Frau Reemtsma… müssen Sie nicht erklären…

Werner Marnette: Man muss ja auch n bisschen bei den Fakten bleiben, ich glaube, ich habe mich kräftig gegen die damalige Kartellsituation gewehrt, und ich war auch einer derjenigen, die sich damals heftigst gegen die Fusion von EON und RUHRGAS gekämpft hat.

Plasberg: Wir haben Sie eingeladen, weil Sie immer eigene Gedanken auch gepflegt haben… ich würde jetzt gerne die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen, weil es gibt ja genug für die Zukunft zu tun. Und wir sind ja noch ein bisschen bei der Vermessung der Katastrophe. 18:29

Aber zur Vermessung der Katastrophe gehört ein Blick in den Wald. [etc.]

*     *     *

30:47 Plasberg: Stichwort KOHLEKRAFTWERK Haben Sie Verständnis, dass Grüne in dieser Situation nicht grüne Politik aus dem Lehrbuch machen können?

Reemtsma: Wofür ich Verständnis habe, ist dass wir im Moment dieser Krisen und auch im Zusammenkommen dieser Krisen, wie wir grad eben gehört haben, ja auch miteinander zusammenhängen, man pragmatisch darüber nachdenken muss, was können Antworten sein. (also Kohlekraftwerke) Das heißt aber nicht, dass Antiklimamaßnahmen, wie beispielsweise …also, die bleiben, auch wenn sie pragmatisch sind, Antiklimamaßnahmen, und man muss dann in dem Moment um so entschlossener sagen, o.k. wo sind die Möglichkeiten, wo wir einsparen können, wo wir reduzieren können, wo wir verzichten können, auf Energie verschwendet wird, z.B. in zu großen industriellen Prozessen, die wir nicht brauchen. Aber auch ganz besonders in der Regierung, was wir erleben, dass wir da, wo wir beispielweise Klimaschutzgesetzgebungsprozesse haben, um so mehr tun müssen. Und was wir gerade erlebt haben: die Regierung hat ihre Ziele verfehlt, sowohl im Bereich Bauen als auch im Bereich Verkehr, und ihre eigenen Klimaziele sind zu nbiedrig. Dann war sie angefordert, o.k. Zu sagen, wir mach jetzt Sofortprogramme, um das auszugleichen, um aufzuzeigen, wie können wir diese Klimaziele einhalten, und Volker Wissing hat es geschafft, ein Sofortprogramm für den Verkehrsbereich vorzulegen, der zwanzig mal mehr machen müsste, um tatsächlich  das auszureichen, also er schafft es 14 Millionen Tonnen CO2 einzusparen bis 2030, und er müsste über 260 Millionen einsparen.

Und der regierungseigene Expertenrat hat nach Schritt 1 der Prüfung 8 gebrochen, nur weil sie gesagt haben, dass es nicht mal im Ansatz ausreichen würde, was grad gemacht wird. Und das ist eine Regierungspolitik, die grad in Zeiten der Klimakrise, wie wir grad auch gesehen und immer wieder gehört haben, wirklich aufzeigt: wir können nicht den Kampf gegen die Klimakrise aufschieben, –  wo ich mich frage, was machen die Grünen gerade in der Regierung besser und wie können sie es noch verantworten, in dieser Regierung zu sein, wenn sie es nicht mal schaffen, einem der relevantesten Ministerien im Bereich Klima, dem Verkehrsminister da irgendwelche roten Linien aufzuzeigen. (Beifall)

(folgt MONA NEUBAUR ab 32:46 ich würde Ihnen zustimmen: der Verkehrsminister müsste seine Hausaufgaben machen … etc.)

47:23 REEMTSMA: Es ist nicht so, dass wir den Energiebedarf nicht aus den erneuerbaren Energien decken können, es gibt die Studien, es gibt die Technologien, die genau das aufzeigen, wie das funktioniert. Sowohl im Bereich der Gebäude, als auch im Bereich der Industrie, als auch (Plasberg: In welchem Jahr sind wir jetzt, Frau Reemtma?) – 2035. ( Marnette: Machen wir Frieden hier untereinander, ich lad Sie mal nach Hamburg ein, und dann gehen wir durch die Zahlen einverstanden?!). Nee, ich würd aber relativ gern mit Ihnen nochmal kurz über die Atomkraft sprechen (gerne!) – Sie sprechen von horrenden Energiepreisen und sagen: naja, unsere Antwort sollte mal jetzt der Atomstrom sein, und von der Klimakrise und unsere Antwort sollte die Kohle sein. Beides sind keine Antworten! Kohle bringt uns einfach mitten in die Klimakrise rein, das wissen wir alle, und das führt dazu, dass zum Beispiel dann die Pegel niedriger werden, was wieder die Versorgungssicherheit der Industrie gefährdet. Die Atomkraft ist die allerteuerste Art; Energie zu produzieren, wo selbst die großen Industriekonzerne sagen: die wollen das überhaupt nicht, wir wollen diese Kraftwerke loswerden, weil das die allerteuerste Art ist, Energie zu produzieren, die ist ungefähr 5mal so teuer pro Gigawattstunde  zu produzieren [??]  (Plasberg: darf ich Ihnen eine kleine Frage stellen? Die „Friday for Future“ weisen energisch auf Probleme hin, sagen aber „Lösungen muss die Politik bringen“, Politik braucht die Unterstützung von Menschen, das ist so in der Demokratie, Herr Putin braucht das nicht. Das ist asymmetrische Kriegsführung. Weil, der kann einfach anordnen, Frau Neubaur muss gewählt werden, muss wiedergewählt werden, muss sich die Legitimation abholen. Wenn Sie sagen, 2035 ist es soweit, was sagen Sie dann zum Beispiel – hatten wir letzte Woche – einer 80jährigen Frau, die sagt, sie hätte nie mehr darüber nachgedacht, Existenzangst zu haben, weil dsie hat n Krieg mitgemacht, sie hat Existenzangst, weil sie liest, Strom 1000% teurer, Vorauszahlungen erhöht, Gas auch, das sind Menschen, die wollen jetzt Antworten haben, niemand betwewifelt Ihre Ziele, aber ist es nicht etwas vermessen von Politik, so über die momentanen Erfordernisse hinwegzugehen?) 49:16

Reemtsma: Wenn wir Klimaschutz machen, dann müssen wir nicht über die momentanen Erfordernisse in der Preiskrise hinweggehen. Es gibt Instrumente, die Antworten auf beides sind, und das 9-Euro-Ticket ist das beste Beispiel, wo die Politik sich gerade aktiv dagegen entscheidet, eine soziale Entlastungsmaßnahme auslaufen zu lassen ohne Nachfolger, die Menschen hilft kein Klimaschutz und direkt Entlastung bietet. Und das ist ein Beispiel, das zeigt, wie verantwortungslos Regierung, wenn beide Sache zusammenkommen, ist, wo klar ist, wir können nicht die eine oder die andere aufschieben. Wir können die Klimakrise nicht aufschieben, das zeigt dieser Sommer mit seiner gesamten Realität. Und natürlich können wir die Existenzängste von Bürgerinnen und Bürgern, die sich fragen, wie kann ich meine Heizkosten bezahlen, auch nicht aufschieben. 49:59

Dann darf die Antwort aber nicht sein: Milliarden an fossile Konzerne umzuverteilen, in Form von nem Tankrabatt, in Form von ner Gasumlage, in Form von nem Dienstwagenprivileg, anstatt beispielsweise Übergewinnsteuer einzuführen, 50:14

(Fortsetzung folgt)

Die vorhergehende ARD-Sendung „Die große Dürre“ ist ebenfalls in der Mediathek abrufbar: HIER

Deutschland bereitet sich auf Dürren vor, Bauern kämpfen gegen die Trockenheit, Notfallpläne werden erarbeitet. Wie lange reicht unser Wasser noch? Dieser Frage geht Filmemacher Daniel Harrich gemeinsam mit einem Forscherteam nach.

31.08.22 Solingen-Ohligs / Heute Nacht, als ich aufwachte, habe ich dem Regen zugehört. Keine Musik konnte schöner sein.

Zufall: am Abend des gleichen Tages las ich in der Süddeutschen einen Artikel, den ich hilfreich fand, obwohl er auf Anhieb nur leichtfertig wirkte:

Autor: Philipp Bovermann

Blinder Alarm?

Vorrangig

Was heute noch zu lesen wäre:

Hier ( https://www.t-online.de/nachrichten/id_92392508/klimakrise-was-sich-kein-politiker-zu-sagen-traut.html )

ZITAT

Das Grünbuch Öffentliche Sicherheit sagt schon 2030 für Deutschland ein Szenario voraus, wie wir es im vergangenen Sommer in Griechenland gesehen haben: mit massiven Hitzewellen und Waldbränden, sodass man tagsüber kaum noch das Haus verlassen kann, und mit Problemen bei der Trink- und Löschwasserversorgung. Nach allem, was wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, halte ich das für plausibel. Deshalb geht es jetzt darum, uns einerseits so gut wie möglich auf die vorhersehbaren Risiken vorzubereiten und andererseits die Erderhitzung so stark wie möglich zu begrenzen, um unsere Wirtschaft und unsere Infrastruktur an die Veränderungen anzupassen. Beides ist möglich. Wir haben es nur noch nie ernsthaft versucht.

Und was morgen noch zu hören wäre –

eine Diskussion zur „Lage der Nation“ z.B. ab 47:05 (Harald Lesch):

HIER (https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-17-august-2022-100.html)

Oder ein Gespräch auf der Höhe der aktuellen Probleme –

Hier (https://www.psychologie-heute.de/gesellschaft/artikel-detailansicht/42148-wie-kann-es-sein-dass-ihr-nicht-mitbekommt-was-hier-passiert.html)

„Wie kann es sein, dass ihr nicht mitbekommt, was hier passiert?“ Die britische Psychoanalytikerin Sally Weintrobe sieht unsere Kultur als Motor für unseren achtlosen Umgang mit dem Klima – und uns selbst. Von

ZITAT

Nehmen Sie die aktuellen Hitzewellen in Europa. Die Mainstream-Medien im Vereinigten Königreich verbinden sie mit dem Klimawandel, aber auf eine Weise, die die Dringlichkeit der Lage unerwähnt lässt. Es wird über die Hitze berichtet und auf künftig notwendige Handlungen verwiesen – obwohl diese genau jetzt stattfinden müssten.

Selten wird die Nutzung von fossilen Brennstoffen als grundlegende Ursache der steigenden globalen Erwärmung erwähnt. Die große Fülle an Ergebnissen zum Weltklima wird nicht einbezogen, über die die Wissenschaft seit Jahrzehnten berichtet. Den Menschen wird nicht geholfen, Verbindungen herzustellen, um die politischen Kräfte und finanziellen Interessen besser zu verstehen, die diese Dringlichkeit befördern.

Grundsätzlich wird heruntergespielt, wie ernst die Situation ist. Klima-Nachrichten werden in Verbindung mit anderen Nachrichten verbreitet, die die Aufmerksamkeit zerstreuen. Auf jede erdenkliche Weise wird verharmlost, wie groß der Druck ist, dem wir uns gegenübersehen, und die Sicht befördert, dass wir einfach so weitermachen können wie bisher. Auch über die Klimazerstörung im globalen Süden wird nicht berichtet, so, als würden die Menschen dort nicht zählen

Sally Weintrobe

Über Klimawandelleugnung siehe Wikipedia HIER

Wasserstoff als Hoffnungsträger? Siehe hier (kurz zu Mobilität) und hier (ausführlich wwf).

Dipesh Chakrabarty

Das neue Buch (in Arbeit)

so fing es an: SZ 22.07.22

Das Buch bei Perlentaucher HIER

„Europa als Provinz“ (Wikipedia), in der NZZ hier, in der FAZ hier (leider mit Sperre)

NZZ: Chakrabarty verkörpert die intellektuellen Tugenden einer zeitgenössischen, globalisierten Generation aus der ehemals Dritten Welt in Reinform…

Ich erinnere mich an meine frühere Idee zur globalen Musikgeschichte: nicht da draußen liegt die „exotische“ Musik, sondern unsere Musik ist der exotische Sonderfall: Wundersamste Blüte der europäischen Provinz.

Statt aber selbst einen Versuch zu unternehmen, Inhaltliches mitzuteilen aus dem Buch, das ich nicht kenne, sondern erst zu lesen beabsichtige, und statt weiter zu beschreiben, was mich bewegt hat, gerade dieses – nicht ganz billige – Buch zu kaufen, referiere ich lieber durch Kopie das, was der Autor selbst uns im ersten Kapitel mit auf den Weg gibt.

Da Chakraborty – wie auch der nachfolgende Blick ins Register zeigt – sich nicht nur im Abschlussgespräch auf Bruno Latour bezieht, habe ich nachgeschaut, wie oft ich diesem Denker im Verlauf meiner Lebenslektüren „notgedrungen“ begegnet bin, und damit glaube ich, auch hier auf dem richtigen Weg zu sein:

s.a. Kant, Heidegger (!) und Marx

Artikel in diesem Blog:

Ohne mir damit selbst auf die Schulter klopfen zu wollen: ich wurde gefragt, warum ich vorweg Sicherheiten suche, wenn ich mir Lesestoff vornehme. Ganz einfach: ich will mich nicht irren. Und damit schließe ich die verbalen Vorbereitungen. Beinahe. Seite 254 seines Buches (Unterkapitel „Latours Weitblick“) schreibt Chakrabarty:

Bruno Latour entwickelte sein kunstvolles Denken bereits lange bevor viele von uns sich des Problems bewusst wurden, auf das er reagierte: das Problem, vor das die unhaltbare Entgegensetzung von Natur und Wissenschaft auf der einen und von Kultur und Gesellschaft auf der anderen Seite das moderne Denken gestellt hat.