Leicht unterschätzt man diese CD, wenn man sie in Händen hält, daher habe ich sie durch Vergrößerung sichtbar und lesbar gemacht. Die ganze Aufmachung, bis in die individuellen Fotos hinein (niemand lächelt offensiv gewinnend, alle freundlich) verrät Ernst und Understatement. Kein Wort ist überflüssig. Wer durch die religiös-weltanschauliche Bindung abgeschreckt wird – tanzender Derwisch -, sei beruhigt: es ist für Außenstehende (für uns in der Welt der Moderne) nicht verpflichtender als der Pietismus bei Johann Sebastian Bach. (Siehe auch Wikipedia-Artikel über den Mevlevi-Orden hier. Andere Informationsquelle hier.)
Zum Begriff „Wasla“:
Quelle: Salah el Mahdi „La Musique Arabe“ Alphonse Leduc Paris 1972 (JR 1973 hier)
Info über „JAWA – LAST BREATHS FROM SYRIA“ mit der Möglichkeit, in die einzelnen Titel hineinzuhören und die CD zu erwerben: HIERund bei Edition muziekpublique.
Das CD-Booklet enthält zu jedem der 18 Titel eine Textzeile (wie diese ↑ ) in flämischer, französischer, englischer und arabischer Sprache. Weitere Hinweise am Anfang der einzelnen Abteilungen, die durch rote Schrift gekennzeichnet sind: 1-4 Wasla Hijaz, 5-7 Waslaw Awj, 8-11 Wasla Bayati-Husaini, 12-14 Wasla Ajam ‚Ushayran und 15-18 Wasla Rast. Die hier hervorgehobenen Worte sind die Namen der verwendeten (Maqamat = „Tonart“). Wasla bedeutet „Stücke“, bezeichnet auch eine Reihe von Stücken, wie das Wort Suite oder Tawsih. Es ist zu empfehlen, sich jeden einzelnen Maqam einzuprägen, sagen wir : wie eine Beethoven-Sinfonie, obwohl die Realisation von einer Aufführung zu anderen nur in Umrissen (und in der „Tonart“!) identisch bleibt. Mein Lieblingsmaqam wurde vor 55 Jahren der Maqam Sikah (Sah-gah), über den ich daraufhin 4 Jahre lang arbeitete, bis eine Dissertation daraus wurde (1971). Er hatte eine verwandschaftliche Tendenz zu Maqam Rast, der arabischen Grundton-„Tonart“, die unserer traditionellen C-dur-Tonart entspricht, – allerdings mit zwei um einen Viertelton erniedrigten Tönen, der Terz und der Septime, was ihm seine typisch arabische Färbung verleiht. Es gibt im Tonsystem der arabischen Musik, durchaus auch Skalen, die unserem Dur oder Moll ähneln, aber als zwei Möglichkeiten unter vielen anderen. Siehe auf dieser CD Tr. 12 (Ajam ‚Ushayran) und Tr. 15 (Maqam Rast).
Um eine Übersicht zu bekommen, habe ich mir in den 60er Jahren das sechsbändige Werk von Baron Rodolphe d’Erlanger („La Musique Arabe“ 1949 und später), von denen ich 4 historische (mit Übersetzungen der arabischen Klassiker) kaum gebrauchen konnte. Während seine Liste der Maqam-Skalen nebst zahlreichen notierten Musikstücken mich fortan „durchs Leben begleitet“ hat. Ich gebe die Liste hier wieder, weil sie für jeden Notenleser von unschätzbarer Hilfe sein kann, um sich in der Fülle zu orientieren:
die eben genannten Namen sehen Sie unter Nr. 14, 26, 27, 53, 57, 76, 108 …
CD Tr. 1 Den Maqam Hijazi (der am Anfang unserer CD zu hören ist) wird man leicht identifizieren: an seinem übermäßigen Sekundschritt, der auch vom westlichen Publikum als „typisch arabisch“ erkannt wird. Im vorliegenden Fall (Hijaz Humayun) handelt es sich um eine Variante, die auf den iranischen Modus (Dastgah) Homayun anspielt; wobei ich dieser Verwandtschaft mit anderen (iranischen) Quellen oder Koinzidenzen nicht weiter nachgehen will. Die Ausgangsformel jedenfalls ist der Tetrachord (die Viertonreihe) mit Namen Hijaz, in der Weiterführung könnte eine der Varianten hineinspielen, wie sie in d’Erlangers Beispiel der Entfaltung des Modus Hijaz aus dem Grund-Tetrachord ebenfalls zu finden sind (dort z.B. Busahlik und Rast als Tongruppe II):
Wenn Sie Noten lesen können, sind Sie in der glücklichen Lage, die wunderbare Melodie anhand der gegebenen Skala zu lokalisieren: sie beginnt mit dem Ton unterhalb des Grundtons, um sich danach sofort auf diesen, den Ton d und sein Umfeld zu konzentrieren, mit den Tönen es und fis (der übermäßigen Sekunde), um nach einer winzigen Pause den Rahmenton g zu präsentieren, ihn zu umspielen und im Abstieg sogleich ein Variante des Tones es zu gebrauchen (einen Viertelton höher), ebenso ein paar Sekunden später bei 0:20 noch einmal. Bei 0:54 nach einem Ausbau der Tonreige bis zum b und schließlich einer deutlichen melodischen Kadenz abwärts wird der Grundton d wieder erreicht, ohne dort auszuruhen. Teilwiederholung, bei 1:26 noch einmal Gundton plus „Neuland“: die leittönige Erhöhung des darunterliegenden Tones plus Teilwiederholung dieses Abschnittes. Damit ist das Ende dieser Einleitung erreicht, der Sänger kann auf einem neuen, höheren Schwerpunkt beginnen (Tr. 2).
Das alles klingt in Worten kompliziert, in Tönen aber vollkommen einleuchtend. Man kann es dabei bewenden lassen, – wenn nicht im Text der Hinweis auf den rhythmischen Zykus 24/4 geben wäre. Man kann – mit dem Ohrenmerk auf der Folge schwerer und leichter Anschläge in der Percussion die formale Einbettung der Melodie spüren. Ein schöner langer Atem.
* * *
Sehr gute neue Einführung in das Maqam-System: hier
Der Anlass war gestern dieser wichtige Leitartikel der Süddeutschen Zeitung zur heutigen Lage der Kurden. Die Erinnerung an meine erste Begegnung im Jahre 1974, was hat das nicht alles aufgerührt, ein freundlicher kurdischer Journalist, der am Ü-Wagen auftauchte, – ich war noch „freier Mitarbeiter“ des WDR, alles andere als ein politisch motivierter Mensch – plötzlich war klar, wie brisant dieses Thema war, es genügte nicht, nach den Texten der Lieder zu fragen oder die Übersetzung in Auftrag zu geben. In Kürze würde ich zum Frühlingsfest nach Afghanistan geschickt werden, der ersten ganz großen Reise nach der Tournee 1967, die nach dem Schulmusik- und dem Violin-Examen – mein ganzes Leben auf eine neue Spur gesetzt hat (von Musikwissenschaft zur Musikethnologie). Ich muss das kurz rekapitulieren, diese frühen Eindrücke, die mich in eine merkwürdig zwiespältige Erregung versetzen. Allein schon der Anblick der damaligen Arbeitsblätter, die gewöhnlich erst nach der Sendung in ein ordentliches Typoskript verwandelt wurden. Was mich damals am meisten bezauberte, waren die lyrischen Texte, die erst dank der fähigen Helfer zugänglich wurden.
Übersetzung der Liedtexte: Darwich Hasso (Mitarbeit 1973/74: Kamal Saydo)
Am Ende dieser Rekapitulation kommt mir eine dunkle Erinnerung: habe ich diese (oder eine ähnliche Recherche) schon einmal durchgeführt? In der Tat: hier, im Februar 2017. Wie gehe ich damit um? Mit Freude oder mit Selbstzweifeln? Zumindest habe ich heute den Namen korrigieren können…
Nachtrag 28.11.22 Zuschrift eines Lesers:
Ich finde es sehr schön und gut und wichtig, dass Sie im Blog Kurdistan erwähnen. Ich glaube, ich habe das schon mal geschrieben, wie sehr mich die Situation in Kurdistan deprimiert. Gerade in den selbstverwalteten Gebieten um Rojava gibt es ja das schönste, edelste und wichtigste demokratische Projekt nicht nur im Nahen Osten. Die Selbstverwaltung, die Rolle der Frauen, Bildung und Gesundheitssystem, und gleichzeitig der Kampf gegen den IS – und das alles unter dauerndem Beschuss, im Wortsinn wie auch sonst. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass sich an der Kurdistan-Frage die Frage Zivilität („civilisme“ ist das schöne französische Wort) oder Barbarei für unsere Zeit entscheidet – so wie zum Beispiel vor mehr als einhundert Jahren in Armenien, oder in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Spanien. Sind vielleicht etwas pathetische Worte, aber wie können „wir“ („der Westen“) noch von Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung faseln, wenn wir nicht nur zuschauen, wie der türkische Diktator völkerrechtswidrige Angriffe gegen die Kurdengebiete führt, sondern „wir“ ihn dabei auch noch massiv unterstützen (wie diese Woche zum Beispiel die sich immer furchtbarer gerierende Innenministerin – die SPD-Bundestagsfraktion entblödete sich nicht, nicht einmal 48 Stunden, nachdem Frau Faeser der türkischen Regierung Unterstützung bei der Ermordung der kurdischen Urheberinnen des Slogans „Frau – Leben – Freiheit“ zugesagt hat, eben diesen Slogan zu posten). Und die Kurden stehen völlig allein, wenn man von manchen geringfügigen taktischen Unterstützungen etwa mit dem Iran befeindeter Nationen absieht – die USA haben sich ja auch wieder zurückgezogen, nachdem die Kurden den wesentlichen Teil des Kampfes gegen den IS noch mit ihrer Unterstützung geleistet haben – jetzt muss man wieder den NATO-Partner Türkei pampern, der ja auch „uns“ Deutschen einen guten Teil der Flüchtenden vom Leib hält. Wie gesagt, es ist alles nur noch deprimierend. Wenn ich zwei, drei Jahrzehnte jünger wäre, würde ich ernsthaft in Erwägung ziehen, nach Kurdistan zu gehen und die dortigen Bestrebungen unterstützen – auch im Kampf. Wie gesagt: Spanien 1936… (in der Realität werde ich einfach nur 3000 Euro an medico international überweisen zur Unterstützung von Projekten in Rojava – ohne mich deswegen irgendwie besser zu fühlen…)
JR: Dem möchte ich nichts Relativierendes hinzufügen, empfehle nur dringend, alles zu lesen, was es an Aufklärung unter dem Stichwort ROJAVA zu finden gibt. Ich beginne hier : Anja Flach / Ercan Ayboğa / Michael Knapp: Revolution in Rojava / Frauenbewegung und Kommunalismus zwischen Krieg und Embargo.
Was schlimm war: fast einen Monat getrennt zu sein von der gerade erst entstandenen Familie (Marc *1.4.66). Und was malte er 5 Jahre später? Eine orientalische Stadt…
1971 1972
20 Jahre später:
Wir waren gewarnt worden: die massentaugliche Präsenz von Theodorakis würde den feinen Musiker Livaneli erdrücken. Und noch viel mehr, aus ganz anderen Gründen, wurden wir vor Ibrahim Tatlises gewarnt. Das entspreche einem deutschen Konzert in Istanbul, bei dem Fischer-Dieskau gemeinsam mit Heino auf der Bühne stehen müsste. Wir kannten das unten zitierte Verdikt von Fazil Say noch nicht. Und es hätte uns auch nicht irritiert. Ich persönlich war es gewöhnt, von Freunden, denen ich meine liebste arabische Musik vorspielte, ausgelacht zu werden. Ich wusste, dass solche Geschmackswelten nicht einfach durch gute Worte überbrückt werden können. Das „Gefühl“ spielt nicht mit. Bzw. der Schritt vom „ganz großen Gefühl“ zur Lächerlichkeit ist winzig. In der Show von Harald Schmidt wird all dies listigerweise zur Unkenntlichkeit vermengt. Man kann schlecht sagen, dass ein vor Begeisterung rasendes Publikum sich irrt. Jedenfalls nicht, wenn man Chef der Show ist. Man fühlt sich unbehaglich und weiß nicht warum…
55 Jahre später in Solingen: Konzert der Bergischen Symphoniker 7.6.22 (vorige Woche)
Istanbul Sinfonie beim hr mit Einführung des Komponisten Fazil Say:
Hilfe auf Youtube, wenn man Einzel-Sätze anklicken will (Helfer: Ath Samaras vor 8 Jahren)
For better accessibility:Fazil Say – Istanbul Symphony (1. Sinfonie)00:00 Intro by Fazil Say
07:10 I. Nostalgie17:20 II. Der Orden21:25 III. Sultan-Ahmed-Moschee28:55 IV. Hübsch gekleidete junge Mädchen auf dem Schiff zu den Princess-Inseln33:10 V. Über die Reisenden auf dem Weg vom Bahnhof Haydarpaşa nach Anatolien37:16 VI. Orientalische Nacht44:18 VII. Finale50:42 Applause
Ebenfalls für heftige Diskussionen sorgte seine offen zum Ausdruck gebrachte Ablehnung des in der Türkei bei bestimmten Gesellschaftsschichten populären Arabesk-Pops. Arabesk-Musik sei „eine Last für Intellektualität, Modernität, Führungskraft und Kunst“ und weiter: „ich schäme, schäme, schäme mich für das Arabesk-Proletentum beim türkischen Volk“.
Über Arabeske hier / Wikipedia über Ibrahim Tatlises hier Harald-Schmidt 1998
Wie lautet noch eine der größten menschenfreundlichen Lügen? „Ich liebe euch alle!“
Eine frühe Radio-Sendung über kulturelle Relativität; heute würde ich wohl anders herangehen:
Nicht zu verwechseln mit Cornelius, dem Neffen: Erinnerung also an Wilibald Gurlitt . Er nannte es nicht Lamento-Formel, das kam erst viel später auf. Aber hätte ich davon schon in den 50er Jahren gewusst (wäre mein Leben anders verlaufen), nein, so wollte ich es nicht sagen. Aber ich kannte es doch schon früh von Bachs Invention f-moll, „O Haupt voll Blut und Wunden“ und – von Carl Orff (Die Kluge „Oh, hätt ich meiner Tochter nur geglaubt„.)
Aber da es schon längst auf eine Formel gebracht worden war, hätte ich vielleicht auch schon früher auf den arabischen Maqam Kurdi kommen können, statt erst 1967. Oder zu einer Obsession wie in der Sendereihe von der „Reise des Ohrs“, und dort am 23. Mai 1987:
Immerhin war ich Anfang der 50er Jahre schon mit Kara ben Nemsi durchs wilde Kurdistan gereist. Ich kann genau sagen wie: wenn man heute von der Autobahnabfahrt Exter nach Bad Oeynhausen fährt, die gewundene Detmolder Straße hinab, dann kommt man in Lohe zu der Abbiegung eines breiten, heute asphaltierten Weges, der zur Rossittener Straße führt oder selbst schon so heißt, und genau dort, an der Ecke rechts, gab es einen Schreibwarenladen mit Leihbücherei und darin jede Menge Lesestoff, ja, und ich begann dann, im Haus Nr. 171 arabische Sätze abzuschreiben, die ich später vielleicht sogar bei meiner Orienttournee 1967 hätte anwenden können, wenn man mich rechtzeitig in der Aussprache unterwiesen hätte. So aber ist das Wissen meiner Kindheit untergegangen, und nach Selbsteinschätzung nahm es erst in Bielefeld festere Formen an, als ich die kleine Chronik der Anna Magdalena Bach in die Finger bekam, womöglich gleichzeitig mit „Quo vadis“ und „Die Kreuzritter“ von Sienkiewicz.
Bach-Forschung 1950
Und jetzt also 1950, Leipzig, Bach-Tagung, mit einer Reihe illustrer Referenten…
und alles in Licht und Schatten getaucht (aus meinem Scanner):
Quelle Bericht über die wissenschaftliche Bachtagung Leipzig 23. bis 26. Juli 1950 / Im Auftrag des Bach-Ausschusses 1950 / Herausgegeben von Walther Vetter und Ernst Herrmann Meyer / Bearbeitet von Hans Heinrich Eggebrecht ( C.F.Peters Leipzig
Dies ist nicht „Das Buch“, konnte und kann es nicht sein. Ein wissenschaftlicher Kommentar, mit eher abweisenden Eigenschaften. Das Skript daneben war wohl der erste Anlass, den Versuch zu wagen. Der Versuch eines Lernvorgangs, von dem die Begeisterung für den freien, musikalischen (nicht nur deklamierenden) Koran-Gesang in Erinnerung blieb. Viele Jahre später das Buch „Gott ist schön“ von Navid Kermani. Sehr verlockend. Ein unbekannter Verfasser aus Siegen. Ich kann gar nicht glauben, dass es erst 1999 kam. Was mich früh (1967) faszinierte, war der Bildband von H.G. Farmer: heute sind es – das sei zugegeben – seit gestern vor allem die Trompeten auf der Titelseite:
Mein Lieblingszitat aus der Einleitung (übrigens handschriftlich falsch korrigiert):
Einen solchen Bildband zu erwerben, war damals kostspielig, auch Wissenserwerb allgemein war schwieriger als heute: Kopieren nicht möglich oder teuer; ich saß viele Stunden in der Uni-Bibliothek und schrieb ab, was das Zeug hielt. Z.B. über Henry George Farmer aus dem alten MGG (heute besitze ich das alte und das neue Lexikon MGG, außerdem Groves u.a., selbstverständlich, und noch selbstverständlicher seit etwa 1995 – das Internet). Machen Sie sich also nicht die Mühe, meine Schrift zu entziffern: H.G. Farmer ist jederzeit einen Klick wert.
damals…
Heute (4.11.2021) – vorläufig (!) letzte Station:
Autor: Arnfried Schenk
Der Beitrag über die Islamwissenschaftlerin Johanna Pink beginnt mit einem sehr einprägsamen Beispiel, das die Problematik der Übersetzungen blitzartig beleuchtet:
Ein Wort nur, aufgeschrieben vor über tausend Jahren, beendete im Jahr 2017 in Indonesien eine aussichtsreiche Politikerkarriere: Basuki Purnama wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Sein Vergehen: Beleidigung des Islams, so seine Ankläger. Was Purnama damals während des Wahlkampfes um das Gouverneursamt von Jakarta, Hauptstadt des bevölkerungsreichsten muslimischen Landes, gesagt hatte, klingt eigentlich harmlos: der Koran verbiete es Muslimen nicht, bei Wahlen für Nichtmuslime zu stimmen. Wer anderes behaupte, missbrauche den Koran. Purnama ist Christ.
Die Hardliner, die es behauptet hatten, organisierten Massendemonstrationen gegen Purnama und strengten ein Gerichtsverfahren an. Sie beriefen sich dabei auf Sure 5, Vers 51 und fanden Gehör bei den Richtern: Der Vers brachte den Ex-Gouverneur ins Gefängnis. Genauer gesagt, seine Übersetzung ins Indonesische: »Oh ihr Gläubigen! Nehmt nicht die Juden und Christen zu Führern«, heißt es da.
Für Johanna Pink, Professorin für Islamwissenschaft an der Universität Freiburg, ist dieser Fall das Paradebeispiel für die Relevanz ihres Forschungsthemas: der muslimischen Koranübersetzungen. Ein bislang kaum beackertes Feld.
Quelle DIE ZEIT 4. November 2021 Seite 55 Auf Surensuche Der Koran ist ein mächtiges Buch. Wer ihn übersetzt, verfolgt damit auch politische Ziele. Die Islamwissenschaftlerin Johanna Pink untersucht, welche gesellschaftlichen Auswirkungen das hat. Von Arnfrid Schenk.
Was liegt näher als nun erstmal nachzuschlagen, was mein Paret von 1970 dazu hergibt, – und ich sage es gleich: er sagt nicht „Führer“ sondern „Freunde“; aber ich tue, was noch näher liegt, ich google, komme in den Wikipedia-Artikel der Sure 5 und begegne dort ebenfalls der Paret-Übersetzung: nämlich hier. Lesen Sie hier z.B. ab dem Satz: Die saudi-arabische Übersetzung hingegen nutzt das Wort „Beschützer“ statt „Freunde“ – schon sind Sie mittendrin im Problem der Übersetzung…
Aber es beruhigt mich auch hinsichtlich meiner damaligen Paret-Lektüre, wenn ich heute in der ZEIT folgendes lese:
Und dementsprechend lese ich weiter über Nasr Hamid Abu Said: hier. Ihm erging es allerdings nicht viel besser als dem indonesischen Politiker…
Noch ein – heutzutage – brisantes Zitat:
»Wer den Koran übersetzt«, sagt Pink, »muss sich positionieren.« Dabei kommt es zu ausdauerndem Streit zwischen Salafisten und traditionellen Gelehrten, geht es etwa um die Attríbute Gottes: Soll man Gottes Hand oder Gottes Thron wörtlich nehmen oder metaphorisch? Für notorische Spannungen sorgt Sure 4 Vers 34: »Die Männer stehen über den Frauen (…). Und wenn ihr fürchtet, dass Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, (…) und schlagt sie«.
Wie geht man damit um? Pink sagt: Versteht man den Vers wörtlich, gibt er scheinbar den Männern die Erlaubnis, ihre Frauen zu schlagen. Es stellt sich die grundsätzliche Frage: Mildert man den Vers durch Übersetzung quasi ab? Oder sagt man, der Vers stehe so da, sei aber nur im Kontext seiner Entstehungszeit zu verstehen, und fragt sich, welche Bedeutung er heute hat? Bis ins 20. Jahrhundert hinein galt dieser Vers nicht als Problem, sagt Pink. Bei Übersetzungen in westliche Sprachen sei aber der Versuch zu erkennen, die Aussage abzuschwächen. Die Bandbreite, wie das Verb »daraba« übersetzt wird, ist groß: sie reicht von »schlagen« bis »strafen« zu »symbolisches, nicht schmerzhaftes Schlagen« oder auch »trennt euch von ihnen«. Generell werde der Wunsch nach egalitären Lesarten des Korans größer.
Die Paret-Übersetzung (1962) wählt (natürlich) keine mildere Form, sondern die offenbar naheliegende. An anderer Stelle (Goldmann Verlag 1959) lese ich das Wort „züchtigen“.
Unter dem Artikel steht ein Link-Hinweis, mit dessen Hilfe man Quellen zu den Themen der WISSEN-Rubrik der ZEIT finden kann: www.zeit.de/wq/2021-45 d.h. hier , von dieser Seite aus kommt man auch direkt zum interessanten Projekt „The Global Qur’an“ hier.
Ich erinnere mich an eine schöne Initiative des WDR bzw. meiner Kollegin Anke Remberg aus der Redaktion RTK, einem größeren Publikum den Koran in einer dreiteiligen Sendereihe näherzubringen. Dabei sollte auch die Frauenfrage nicht ganz ausgespart bleiben. Wir sind also schnell wieder bei der angesprochenen Sure 4.
Vielleicht nicht ganz überzeugend. Die saudi-arabische Version dagegen kann man in der Gesamt-Rezitation der Sure 4 bei 17:05 mitlesen. (Mehr über Saad al-Ghamdi hier).
Was ist eine Kamancheh? Zum ersten Kennenlernen siehe hier.
Als Robert Schumann die wunderbare Einleitung seiner „Kinderszenen“ op.15 mit dem Titel versah „Von fremden Ländern und Menschen“, hat er wohl nur ein Gefühl unbestimmter Sehnsucht gemeint, ohne die Fremdheit wirklich musikalisch darstellen zu wollen. Hier haben wir nun Gelegenheit, die andere, fremde Seite der Musik aus eigenem Herzen reden zu hören, und das kann vielleicht ganz ähnliche Gefühle auslösen. Wenn der Künstler dabei die Erkundung seines Instrumentes in den Vordergrund stellt, tut er nichts anderes, wenn wir seine Worte recht verstehen: Er spricht von den Geheimnissen der iranischen Musik, von der verzweigten Theorie des Dastgah (Modus) und den Formen der Improvisation, die sich im Daramad einer Tontraube aus wenigen Tönen manifestiert. Äußerlich betrachtet, spricht er zwar von den Techniken seines Instrumentes, alten und jetzt von ihm neu erfundenen, aber, so hebt er hervor, „es versteht sich von selbst, dass [sie] nicht an sich das Ziel des Musizierens darstellen. Sie sind […] notwendige Mittel für die Entstehung neuer musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten.“ Und am Ende findet er sie „in einer unaussprechnlichen Sehnsucht nach etwas Unbekanntem […], das dennoch dem Künstler seelisch so nah ist. Er möchte diese unbekannte Nähe berühren.“ Misagh Joolaee : Unknown Nearness.
UNKNOWN NEARNESS ⇑
⇑ IDENTIGRATION ⇓
(und – eben angekommen: dieses Foto)
⇑Post von Hans Mauritz aus Assuan
Zu dem Namen Parviz Meshkatian, der oben in der CD „Unknown Nearness“ in Tr.5 erscheint, kommen mir unauslöschliche Erinnerungen, die sich mit dem folgenden Link hier verbinden. Und in der Wiki-Biographie von P. Meshkatian taucht ein weiterer Name auf, der mich in meine Kölner Studienzeit bei Prof. Marius Schneider und Prof. Josef Kuckertz zurückversetzt; lebendige Gespräche und die ersten Begegnungen mit lebendiger iranischer Musik im WDR (Khatereh Parvaneh, Faramars Payvar, Hossein Tehrani,1972), eine Atmosphäre der Sympathie, die bis heute nachwirkt: Mohammad Taghi Massoudieh.
und darin folgendes Daramad:
Was für eine Gelegenheit, die Liebe zur iranischen Musik nun auch von der Verpflichtung zur universitären Theorie zu lösen und in neuen, intelligenten Erscheinungsformen wirklich zu genießen! Im bloßen Hören! Wobei ich keineswegs den Gebrauch der Notenschrift kritisieren möchte, der hier im Umgang mit einer vor allem mündlich und in realer Spielpraxis überlieferten „Musik des Orients“ wichtig wird. Es ist ein dialektischer Prozess (geworden).
* * * * *
Der Begriff „Identigration“ ist ein Kunstwort, sicher kein besonders schönes, aber die Bestandteile Identität und Integration sind heute in aller Munde und geben Stoff für härteste Diskussionen. Hier scheinen sie versöhnt; oder sie sind es sogar. Mit den Worten des Booklets:
Alle Musiktitel machen Mehrfachidentitäten hörbar und sind von Orchestermitgliedern maßgeschneidert komponiert bzw. arrangiert für die einmalige Besetzung von Instrumenten und Musiker*innen-Persönlichkeiten. Aufgrund ihrer unterschiedlichen musikalischen Ausbildung vermitteln die Orchestermitglieder europäische, arabische und persische Klassik sowie Jazz, Folklore und zeitgenössische Musik. Damit trägt das Bridge-Kammerorchester einen eigenen Beitrag zur Erweiterung.
Das Bridge-Kammerorchester entstand 2019 als Klangkörper der transkulturellen Frankfurter Musikinitiative Bridges – Musik verbindet, die seit 2016 Musiker*innen mit und ohne Flucht- und Migrationsgeschichte zusammenbringt.
Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein, aber jedes einzelne Stück der CD erzählt vom Gelingen des Projektes. Es entstand keine leicht konsumierbare World Music, wie sie in den 80er Jahren vielfach zusammengerührt wurde, indem man Gitarren-Akkorde untermischte und Pop-Rhythmen einbezog, und tatsächlich ist es wohl auch die Verschriftlichung, die eine musikalische Professionalität garantiert. Der hörbare Erfolg beruht nicht einfach auf einer cleveren Management-Idee. Man liest und betrachtet auch das Booklet mit Freude. Kein Wort zuviel, keine Farbe zu wenig, keine humanitäre Aufschneiderei, es geht um nichts als Musik. Und während ich bei mir ab Tr. 8 relativierende Tendenzen beschwichtigen musste (Achtung – karibisch-gefällige U-Musik), rate ich heute manchen Freunden, lieber bei Tr. 8 zu beginnen und dann erst auf Anfang zu gehen. Und bitte sie, nicht von Vierteltonmusik sprechen, das klingt fast so abschreckend wie einst Zwölftontheorie. „Die persische Vierteltonskala Chahargah“, so zu „Silk Road“ Tr.1, die „auf europäische Harmoniekonzepte von Dur- und Molltonalität“ trifft, gibt es nicht; es gibt darin einzelne Töne, deren Intonation von westlichen Skalen um etwa einen Viertelton abweicht. Und das ist von einer wunderbaren Wirkung, wenn man es weiß – und nicht für ungenau intoniert hält. Auch wenn man einen Grundton hört, dem nicht ein Leiteton vorausgeht, sondern die kleine Terz darunter, sagen wir: wie bei einem umgekehrten Kuckucksruf, aber eben nicht die „korrekte“ kleine Terz, sondern der um einen Viertelton tiefere, abweichende Ton, eine sog. neutrale Terz. Man hört es auf Anhieb in dem folgenden kleinen Lehrbeispiel, passen Sie nur auf: Sie verstehen die iranische Sprache!
Ich liebe diese Skala bzw. diesen Dastgah, seit er mir 1972 in der ersten iranischen „Nachtmusik im WDR“ so unglaublich expressiv entgegentrat, im kleinen Sendesaal des Funkhauses (später füllte ein iranisches Konzert spielend den großen Sendesaal, und dann ebenso die Kölner Philharmonie).
WDR-Karteikarte mit Kopie aus dem Buch von Ella Zonis „Classical Persian Music“ Harvard 1973.
Wie schön eröffnet dieser Dastgah auch die CD mit einem großen Thema, das zu dem Stück SILK ROAD gehört, komponiert von Pejman Jamilpanah: „Seidenstraße“; das ist also der alte Handelsweg, der für den jahrhundertelangen Austausch von Waren und Kultur zwischen Orient und Okzident steht. Hier wird am Anfang der Grundton umkreist, und der höhere Ton (von dreien) klingt ebenfalls „neutral“, es ist keine kleine Sekunde und keine große, sondern ein 3/4 -Tonschritt. Und die von mir hervorgehobene, zum Grundton aufspringende Terz ist so – kadenzierend – erst ganz am Schluss zu hören. Aber er ist als Ton natürlich fortwährend in der Skala präsent, in diese ist er ja oft genug melodisch eingebunden. Es wäre gar nicht dumm, an einem so gut gelaunten Stück auch das genaue Hören bzw. das Hören einer klaren Skala zu üben. Ausgangsmaterial einer wohlgeformten Melodie. Ich habe sie mir provisorisch notiert und wundere mich, dass sie nicht symmetrisch ist. Wahrscheinlich stimmt meine Takteinteilung nicht. Aber so kann ich synchron mitsummen und eine korrekte Intonation üben auf den Tönen d und a, die in Chahargah eben einen Viertelton tiefer intoniert werden, daher in den Vorzeichen die Striche durch den „b-Hals“.
Dann setzt der Rhythmus ein, und die Melodie wird auf verschlungenen Pfaden fortgeführt, unberechenbar, ein fragiles Miteinander, feine Kontrapunkte, und darin immer wieder diese süßen Intervalle, die eine Missdeutung in Richtung Dur oder Moll unterbinden. Ich spiele die CD selten ohne solche Stücke sofort zu wiederholen, und wenn ich mich unterwegs daran zu erinnern versuche, habe ich zuerst diese Töne und ihre besondere Farbgebung im Ohr.
Das nächste Stück, dem die CD ihren Titel verdankt, enthüllt erst ganz allmählich seinen Jazz-Hintergrund, in dem Peter Klohmann zuhaus ist. „Gleichzeitig entstehen durch die Verwendung von Fusion-Skalen und Harmonien mit uneindeutigem Geschlecht tonal-heimatlose, schwebende Klänge und eine stilistische Breite, die von Klassik über Jazz mit Einflüssen indischer und orientalischer Couleur bis zu Disco- und Funk-Sounds reicht.“ So steht es im Booklet, Werbeslang denke ich und bin vom ersten quasi improvisierten, rufartigen Flöten-Einstieg gefesselt, dann von den parallel geführten Clusterakkorden, komplexen Mixturen aller Art, Tablarhythmen, werde fortwährend sinnlich und irgendwie sinnvoll beschäftigt: im Nu sind spannende 11 Minuten vorüber. Die Neugier bleibt.
Tr. 3 erinnert auf Anhieb an den Orchesterklang der großen Aufnahmen mit Oum Kalthoum, der „eingetrübte“ Dreiklang, das folgende Streicher-Unisono, – schwierig für ungeübte westliche Hörer aus heiklen Gründen… es bedarf einiger Worte. Mit meiner Begeisterung für arabische Musik bin ich in den 60er Jahren oft auf Unverständnis gestoßen, selbst gute Freunde haben mit verlegenem Kichern reagiert. Und ich wusste warum! Aber ich konnte die Ursache nicht „weg-erklären“. Eine frühe WDR-Sendung, in der ich es versuchte, hieß „Trivialität und Finesse“. Denn meine musikalischen Freunde lachten nicht über „Fremdheit“, sondern über scheinbar „Triviales“ oder sogar Banalitäten. Z.B. über Sequenzen, das allzuleicht Vorausberechenbare (mit kleinen „Fremdheitspartikeln“ darin), die „schmalzigen“ Tonübergänge. Ich wusste, da hilft nur eins: Hören, immer wieder und noch einmal: Hören. Dann verändert sich die Musik in unseren Ohren. Ich hatte arabische Musik aufgeschrieben und dabei jede Wendung 10mal, 20mal und öfter vom Tonband abgehört. Ich vergesse nie das Lautensolo „Taksim Souba Bouzk“, – und noch keine Ahnung hatte, dass der Aufdruck bedeutete: „Vorspiel im Maqam Saba auf dem Bouzok (Zupfinstrument)“, und dass Saba mein Lieblingsmodus werden sollte, – bis ein libanesischer Musiker behauptete, das sei die Hure unter den Maqamat. In der vorliegenden Komposition kommt er auch vor, wenn ich mich nicht irre (obwohl das Stück insgesamt im „Bayati“ steht):
Und wenn die Terzparallelen in Flöte und Klarinette auftauchen, könnte ein Kind sagen: sowas kenne ich doch aus unserm Kanon „O wie wohl ist mir am Abend“. Die Mutter stimmt zu: Nein, das kann nicht echt arabisch sein! Als ich klein war, staunte ich auf Schulbusfahrten, wenn lauthals „Hoch auf dem gelben Wagen“ angestimmt wurde und die Mädchen es immer fertigbrachten, die Schlusszeile in Terzen hinzukriegen! Ich sage das nicht, um mich lustig zu machen. In andern Weltregionen hat diese Zweistimmigkeit eine andere Bedeutung. Und ich traue mir selbst nicht, wenn ich sage, dieses „Sama’i Bayati“ auf der CD „Identigration“ gefällt mir besser als die „authentische“ (?) Version des Syrischen Nationalorchesters, die lange vor dem furchtbaren Krieg entstand:
Und ich wünschte, ich hätte Gelegenheit, eine liebevolle Beschreibung dieser Komposition, ihrer Substanz (!), von einem syrischen Musiker zu lesen; schon das neue Arrangement erzählt einiges, z.B. dass trotz des ersten Taktes in „d-moll“ keine Harmonik im westlichen Sinn zur Kolorierung verwendet wird. Sie würde die melodische Charakteristik des Maqam Bayati zerstören:
Ich liebe dieses Stück. Aber warum – bleibt mir ein Rätsel. Ich höre es mit Vorliebe zweimal hintereinander, genieße die Nuancen der verschiedenen Melodieabschnitte, samt Terzenparallelen. Ich liebe aber auch den Übergang zum nächsten, einem der berühmtesten Stücke „unseres“ Barock-Zeitalters. Ich selbst habe oft die Corelli-Variationen darüber gespielt, aber immer in dem Bewusstsein, dass die Melodie (als feierlicher, stolzer Tanz) aus Spanien stammt. Ebensogern identifiziere ich mich mit dieser neuen Version, genieße die phantasievoll angereicherten Variationen, die Rolle der orientalischen Instrumente, die Oud-Terzen, die wunderschöne Bläser-Kombination in der langsamen Variation, in der darauf folgenden das herrliche Gewimmel, das Blech, die Mandoline (?) usw.usw. – darf man das Stück so vertändeln? Gewiss doch, mehr denn je! Und vor allem das Ensemble als Ganzes in Aktion zu erleben.
An dieser Stelle sei ganz kurz erläutert, worin musikalisch gesehen des Problem einer Ost-West-Fusion liegt: Die Vielfalt der orientalischen Skalen – Maqam, Dastgah, Raga, wenn man dafür überhaupt das Wort Skala anwenden darf – findet ihren westlichen Widerpart nicht in der Dualität von Dur und Moll, sondern in deren Harmonik, die nicht von ihrer Geschichte ablösbar ist. Die entsprechenden Skalen gibt es im Orient, wenn man sie so pauschal bezeichnen darf, unter hundert anderen auch. (Samt ihren „Vierteltonabweichungen“.) Aber deren feine Abstufungen kann man mit den 3 – 4 Kadenzakkorden nach den Regeln des Generalbasszeitalters leicht zugrunderichten. Und das ist vielleicht implizit im folgenden Text mitgedacht, der nur von Skalen handelt, oder von den tonalen Mustern, die sie bilden. Harmonik oder Kontrapunktik – gegenläufige Stimmen – gibt es nur andeutungsweise, mit Vorsicht und Geschmack eingesetzt.
Termeh ist eine typische persische Webkunst mit traditionellem Bothe-Muster, das in Europa als Pasley-Muster bekannt wurde. Jamilpanah vertont die Farbenvielfalt des Temeh in der typischen Vierteltonskala Afshari und thematisiert am Ende des Stücks die Begegnung von Orient und Okzident, indem er das Stück in einer Dur-ähnlichen Skala enden lässt.
Zu den erwähnten Mustern siehe hier und hier Zur Biographie des Komponisten/Instrumentalisten hier, über eine andere „Bridges“-Formation hier.
Ein im Westen ausgebildeter Gitarrist wie Dennis Merz hat selbstverständlich eine enge, professionelle Beziehung zur westlichen Harmonielehre und wird sie auch anwenden, wenn er Musik arrangiert. Im Fall der Bulgarischen Volksmusik gibt es bereits eine Tradition, dass sie innerhalb der Kunstmusik von bulgarischen Komponisten so eingesetzt wird, dass ihre besondere Charakteristik respektiert wird, ähnlich wie es Béla Bartók mit der ungarischen Bauernmusik gehalten hat. Der von B.B. oft behandelte und so genannte „Bulgarische Rhythmus“ im 7/8 (aus 4 + 3) ist, wie er natürlich wusste, nur einer von vielen asymmetrischen Rhythmen, die gerade in der bulgarischen Musik besonders geläufig sind, was ein kurzer Blick in den MGG-Lexikon-Artikel „Bulgarien“ von Lada Braschowanowa zeigt. Davon sollte eigentlich jeder musikalische Mensch eine gewisse Kenntnis haben. Und der Track 6 unserer CD, „Bucimis“, gibt dazu attraktiven Stoff. Man versuche einmal, das Hauptthema einzuordnen. Die Takbezeichnung ist 15/8, bestehend aus 8 + 7 Achteln, darin die 8 in 4mal 2 gruppiert, die 7 in 3 plus 4 .
Oben: Anfang der Partitur von Dennis Merz
MGG Art.Bulgarien
In dem zweiten der auf der rechten Seite gegebenen Rhythmen müsste also in die Reihe der Zweier-Gruppen nun noch eine weitere eingefügt werden, so hätten wir den 15er-Takt (statt 13). Um einen Fachbegriff zu erwähnen: man nennt diese Rythmen additiv (statt divisiv wie in klassischen Taktarten). Kleiner Tipp, dieses Thema beim bloßen Hören recht zu verstehen (Musiker*innen versuchen gern mitzuzählen): Der allererste Ton ist kein Auftakt, sondern der Taktbeginn. Man beginne das Stück so oft von Anfang, bis man es genau erfasst hat. Das ist keine private Pedanterie, es macht uns alle musikalischer, und man spürt das bereits beim bloßen Zuhören, noch besser: es physisch nachzuvollziehen. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem WDR-Konzertmeister Paraschkevov, der mir einen Rhythmus demonstrierte, indem er die Tanzschritte ausführte. Das gehört bei uns zum Musikunterricht der Streicher und Pianisten, sagte er, und als ich eines Tages ein Kammermusikfestival in Plovdiv besuchte, kaufte ich mir dort die täglichen Studien von André Stoyanov, die ich heute noch übe. Leider bin ich weit davon entfernt, ein Meister zu werden; ich bin allenfalls ein – Liebender. Ein Dilettant im besten Sinne des Wortes. Ich liebe diese Übungen:
Die bulgarische Tanzfolge, die Dennis Merz erarbeitet hat, ist natürlich trotzdem nicht als Etüde für ein gelehriges Publikum gedacht: sie erzählt eine Geschichte. Sie beginnt „folkloristisch“und „migriert“ im zweiten Satz in die europäische Klassik.
Später stoßen Elemente aus andern Kulturen wie Flamenco und Latin hinzu, bis letztlich alle Stile in einem Schluss-Kanon verschmelzen: Inklusion. Die bewusst gewählten Satzbezeichnungen Herkunft – Migration – Inklusion zeigen im übertragenen Sinne die Bereicherung von Kultur durch Migration.
Ein optimistisches Programm also, das vielleicht reichlich didaktisch wirken würde, wenn es nicht so hinreißend interpretiert wäre; zudem auch eine schöne gedankliche Brücke zu dem übernächsten, lateinamerikanisch inspirierten Werk darstellt, „La Suite“ von Andrés Rosales. Allerdings lauert nach den bulgarischen Rhythmen eine ganz andere Gefahr für Leib und Seele: „Spiegelung in der Ferne“, eine melodische Vision sondergleichen, angeblich ein bekanntes mongolisches Volkslied, aber sobald man begreift, was für eine gewaltige Melodie diese Sängerin da über den ruhenden Haltetönen ausspannt, in den Himmel zeichnet, aus der gurgelnden Tiefe lockt, es ist fast nicht zu begreifen. Vielleicht ist es für mongolische Ansprüche ganz normal und seit alters vertraut, – von ganz anderer Wirkung jedoch, wenn man diesem offengelegten, kraftvoll zelebrierten „Naturpathos“ zum ersten Mal begegnet , – man braucht sich der Tränen nicht zu schämen! Es ist wirklich ein Wunder. Vielleicht irre ich mich und bin doch durch Hörerfahrungen mit Musik aus Tuva, dem winzigen Nachbarland der Mongolei vorgeprägt, zuletzt hier. Aber zum Glück ist es nicht nur ein „Intro“, es dauert, eine wunderbare 5-Minuten-Spanne, und man nimmt ebenso dankbar noch den angehängten Tanz mit dem Rhythmus der Pferdehufe entgegen…
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Man kann sich leicht vorstellen, dass ein solch bunt gemischtes CD-Programm auch Widerspruch erzeugt. Als würde hier auf Biegen und Brechen etwas zusammengebracht, was nicht zusammen gehört, als sei süffiges Lateinamerika die Belohnung für befremdende Asiatica. Und die allzu eiligen Versöhner – das eine wir das andere missverstehend – erwiesen sich doch als die Grobiane, die von den feinen Unterschieden nichts begreifen. Aber da macht man es sich zu einfach und sieht nicht die Arbeit, die in einem solchen Unternehmen steckt, die scheinbar heillosen Diskussionen, die vorausgegangen sind, die gescheiterten Zwischenlösungen, die Skizzen und Vorstudien, aus denen am Ende eine akribisch notierte Partitur hervorging. Und dann kommt jemand und sagt: die Notation ist das Ende aller wildwüchsigen künstlerischen Hoffnungen, die Figur des Dirigenten da vorn erübrigt den Traum einer Gemeinschaft von Individuen und autonomen Künstlern. Wissen wir denn, wie strikt die Regeln der Tradition den Einzelnen bevormunden, welche rhythmischen Freiheiten ein 15/8-Rhythmus dem bulgarischen Trommler überhaupt noch einräumt?
Es sind übrigens gerade die besonders engagiert Musikbeflissenen, die kaum je mit „echter“ Volksmusik zu tun gehabt haben und dann doch als erstes „Authentizität“ einklagen. Auch wenn man den Verdacht hegt, dass sie im Leben nicht eine halbe Stunde opfern würden, um einem bulgarischen Schäfer, der Kaval oder Gajda spielt, aufmerksam zu lauschen. Und gehört nicht die Einsamkeit, die Stille, die Schafherde, der Dorfplatz, die Kenntnis der Tanzschritte dazu? Hat Béla Bartók seine geliebten Bauernweisen etwa einem westlichen Publikum einfach so vorgepfiffen, wie er sie in aller Präzision im Gedächtnis bewahrte? Genau so, wie er sie aufgezeichnet hatte? Nein, er hat sich an den Steinway im Konzertsaal gesetzt, oder ein ganzes Orchester bemüht, um gerade die städtisch geprägten Ohren zu erreichen und zu überzeugen.
Ich habe viel über Bartók nachgedacht, nachdem ich aufgehört hatte, „von fremden Ländern und Menschen“ nur zu träumen und eines Tages sogar in die glückliche Lage kam, für den WDR in die entlegensten Dörfer Rumäniens oder Ostserbiens reisen zu müssen. Oder auch 1974 zum Frühlingsfest in Mazar-e-Sherif, dem heute vielgenannten Ort, der damals noch am Ende der Welt lag, und als ich zurückkehrte, war das für mich die schönste Volksmusik, die ich je gehört hatte, und zwar von Menschen, die mir weniger fremd erschienen als die meines westfälischen Heimatdorfes, wo die Welt noch einfach gewesen war, – nur eben ohne Musik. Bei meinen Großeltern gab es nach dem Krieg immerhin ein von Mäusen zerfressenes Harmonium und eine Fabrikgeige mit dem Zettel „Stradivarius me fecit“. Musik als Rätsel des fernen Vaters.
„Bucimis“ Letzte Seite (51) Fine 9:25 Partitur von Dennis Merz (Wiedergabe mit freundlicher Erlaubnis)
Ein Versuch zu erklären, weshalb ich in dieser Form über eine so rühmenswerte und schöne Serie von Aufnahmen schreibe, statt den Text auf genau das zu beschränken, was zur Sache gehört. Ich arbeite ja nicht für eine Schallplatten-Revue, verteile keine Noten, mache kein Ranking, würde mir nicht erlauben, den Track 8 negativ zu beurteilen, weil er mich an Operettenstil erinnert; natürlich würde es mich ärgern, wenn jemand eine afghanische Melodie ins Hip-Hop-Genre überträgt, diese Art von Fusion hat eine Null-Bedeutung. Es ist zu leicht, das eine dem andern zu überstülpen, ohne es verstanden zu haben, wenn also nur ein gewisser Wiedererkennungswert ausgenutzt wird. Es kommt auch immer drauf an, wer sich was „unter den Nagel reißt“. Und ich bin nicht prädestiniert, die Reinheit der Musikkulturen zu überwachen, weiß allerdings, dass es angreifbar ist, von einer Kultur in die andere zu switchen, als sei das ein Leichtes, es ist Mangel an Respekt. Wenn jemand den bulgarischen Rhythmus 12 12 123 so interpretiert, dass die 123-Gruppe eine Triole ergibt, so kann ich mich ohne Hochmut distanzieren. Es würde ja bloße Simplifizierung bedeuten, die auf einem Missverständnis beruht. Da hat die Aufklärung immer Vorrang. Andererseits kann ich mich auf einen gewissermaßen egozentrischen Standpunkt zurückziehen: es geht nicht um Schweigen, Abschließen und Verbieten, sondern um Öffnen, Lernen und Kommunizieren. Niemand verlangt die absolute Nachahmung jeder nur möglichen, anderen Kultur, was auch bedeuten würde, eigene Bräuche und Fertigkeiten zu eliminieren oder zurückzudrängen. Daher sage ich lieber: es geht um die Erweiterung der eigenen Musikalität, nicht um die Reduzierung. Daher rede ich von mir, statt allein von anderen Künstlern zu reden, die ich bewundere. Und hier schreibe ich eher ein Logbuch von eigenen Klangreisen, zugleich als einen Kommentar der Reisen, die von anderen real und imaginativ geleistet wurden und die ich letztlich nur indirekt nachvollziehen kann. Nochmal: es geht um Musikalität, – und wie immer und überall: um lebenslanges Lernen.
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Die in diesem umfassenden Sinne anregende und weiterführende, kluge und hochmusikalische CD „Identigration“ …
… kann man natürlich auch bestellen für 22 € (plus Versandkosten) und zwar unter folgender Mailadresse: bestellung@musikverbindet.de / – dabei nicht vergessen: die eigene Postanschrift für Versand und Rechnung.
Und nochmals sei die anfangs erwähnte CD hervorgehoben: UNKNOWN NEARNESS s.a. hier
Meine Arbeit hat – wieder einmal – keinen Abschluss gefunden, der Mai-Anfang wäre eine günstige Gelegenheit gewesen. Der Frühling macht ernst. Aber wieder einmal gab es die fatale Kollision von Öffentlichem und Privatem, Außen und Innen, das jeder kennt, in meinem Fall quasi symbolisch angezeigt mit einem roten Auge am 1. Mai, der Begegnung mit Zakir Hussain im Internet am 2. Mai (Thema Percussion Global Celebration) und der Lektüre des Tageblattes am 3. Mai (Thema „Identitätspolitik“, es geht „um Kultur, Würde und Anerkennung“ und es ist Internationaler Tag der Pressefreiheit, aber „noch nie gab es so viel Aggression“) und um 9:05 h hatte ich meinen zweiten Impftermin in Solingen-Mitte, der Arzt dort gab Entwarnung bzgl. meines roten Auges. In einer Woche ist das vorbei. Aber morgen könnte Schüttelfrost kommen. Bis jetzt (4.Mai 9:45 h) habe ich Glück gehabt.
Tag der Pressefreiheit
Banalität des Alltags
Identität
„In der Gesellschaft tobt eine Debatte“ s.a. WAZ hier
Passend dazu: eine neue Erinnerung, die Druck macht – zweifellos, es ist Goethes „Faust“!
Diese CD stand übrigens auch in der Jury „Traditionelle ethnische Musik“ zur Debatte, dort wurde letztlich – mit gutem Grund – die folgende Sammlung ausgezeichnet:
Was ich eigentlich gesucht hatte: eine Möglichkeit den folgenden, langen Film mit demselben Thema aus einer Mediathek oder einem anderen Speicherort abzurufen, außerhalb meines privaten, den ich leider nicht weitervermitteln kann. Genau diesen Film, keinen nur thematisch ähnlichen, über den ich allerdings auch schon ganz froh bin. Merkwürdig, wieviele Versuche fehlschlagen, – es gibt ihn also nicht in der Mediathek. Mit solchen Bildern und Szenen! Oder? Eine halbe Stunde vergeht…
Und: ein Wunder! ich habe ihn doch gefunden, abrufbar bis 14. März 2021 !HIER
Die oben abgebildete Szene „Jüdische Hochzeit in Marokko“ (Tanger) im Film ab 37:59
Sehen Sie, hören Sie, vergleichen Sie Realität und Imagination, z.B. ab 1:16:00
Was für ein Monat, der März, was für eine Entdeckung! Gerade dieser Film, alles ist gut, der Ton des begleitenden Textes, speziell die Experten. Und die Musik! Die Identifikation: meine erste Berührung mit dem Orient in Marokko, wann war das? Die Ankunft auf dem Flughafen Rabat, wir mit unsern Geigenkästen, – überwältigend die laue Abendluft, beneidenswert die unter Orangenbäumen ruhenden, palavernden Männer…
Eugène Delacroix – Ein Maler im Farbenrausch
Jahrzehntelang hat dieser 3 kg schwere, 579 Seiten starke Band aus dem Nachlass meines kunstliebenden Schwiegervaters ein Schattendasein bei mir im Foliantenregal geführt, jetzt kann ich stundenlang darin blättern; zum erstenmal frage ich mich, aus welchem Jahr er stammt (1967 – was für ein Zufall!) und was für einen Stellenwert der Verfasser René Huyghe hatte:
Es überrascht vielleicht, in welcher Hinsicht sich der junge Delacroix mit Deutschland befasst hat. Im Kopf eines solchen Künstlers geht halt mehr vor als eine flüchtige Anmerkung hergeben kann. Das Werk ist entscheidend. Das gilt hier genauso wie in Marokko oder Algier. Man lese unten die Sätze über Musik. Und oben die Kapitelüberschriften Seite 191 und 197.
Man hat sich inzwischen daran gewöhnt, sobald ein Anflug von Orient-Schwärmerei aufzutauchen scheint, mit erhobenem Zeigefinger Edward Said zu zitieren, so auch ich; verweise dabei aber ganz besonders auf die Tatsache, dass Delacroix nur 1 einziges Mal und dann sehr pauschal einbezogen ist, inklusive ein Satz in Klammern, der Platz gibt für eigene Gedanken: „(worauf ich hier leider nicht näher eingehen kann)“.
Wir kennen uns seit Mitte der 50er Jahre, er wohnte wie ich in Bielefeld und ebenfalls unweit der Pauluskirche; er war in der Klasse meines älteren Bruders und fiel dort durch größte Belesenheit auf. Wir kamen im Landschulheim auf Langeoog ins Dauergespräch, wo in den Sommerferien auch Schüler aus verschiedenen Altersgruppen aufeinandertrafen. Wir lasen Hermann Hesse und Gottfried Benn, er studierte Romanistik in Paris und Freiburg (bei Hugo Friedrich), fasste Fuß in der Schweiz, wo er später jahrzehntelang als Gymnasiallehrer arbeitete, lebte auf dem Land in der Toscana, und später – halbjährlich wechselnd – in Oberägypten, um sich mit der arabischen Sprache eine neue Welt zu erschließen.
Also schrieb er am 10. Dezember 2020
„… vorgestern bin ich von einer viertägigen Reise nach Aswân (Assuan) zurück nach Luxor gekommen, und weil ich mit der Bahn gefahren bin, liess ich den Laptop daheim. Aber ich hatte das Handy mit, und so kann ich Dir anstelle eines langen Berichts einfach eine Serie von Fotos schicken, die vielleicht unmittelbar zeigen, was diese Region und die Menschen so faszinierend macht.“
„Der Aufenthalt in Aswân hat mir sehr gut getan. Diese Stadt ist viel schöner als Luxor, sie heißt Al-Nuba und ist noch sonniger und milder, weil sie 200 km weiter südlich liegt und noch näher am Rand der Wüste. Ich habe bei nubischen Freunden gewohnt, in einem Häuschen auf Klippen und Sand, ihre überschäumende Lebensfreude erlebt und ihre würzigen kulinarischen Köstlichkeiten genossen. Weil dieses Haus recht weit von der Stadt entfernt liegt (dort wo man die Nubier bei der Überflutung ihrer Dörfer angesiedelt hat. Diese liegen seit dem Bau des Hochdamms ja tief unten im Schlamm des Nassersees), fährt man mit dem Boot auf dem Nil ins Zentrum hinein, etwa eine Stunde lang, zwischen Felsen und Inseln hindurch, und freut sich an einem traumhaft schönen Panorama.“
Scheich Hans im Gespräch
In der Tat, die Bilder wecken zumindest das Verlangen, mehr über das Land zu erfahren, hier ist der Wikipedia-Artikel. (Alle Fotos oben: Hans Mauritz)
Den Namen „al-Nuba“ hatte ich in den obigen Text eingefügt und trage gern eine Korrektur nach:
P.S. Ein kleines Missverständnis, das aber nicht weiter schlimm ist: al-Nuba ist eigentlich nicht der Name der Stadt Aswân, sondern des Siedlungsgebietes der Nubier südlich der Stadt, dort wo heute der Nassersee liegt, und weiter bis in den Sudan hinein. Ich habe al-Nuba auch benutzt für die Inseln und Hänge am Nil, auf denen man die Nubier angesiedelt hat, und die liegen tatsächlich in felsigen und sandigen Gebieten, die zur Stadt Aswân gehören. Einige Orte sind zu Anziehungspunkten der Touristen geworden, andere sind irgendwie Elendsquartiere, aber sauber, bunt bemalt und von nubischer Fröhlichkeit beseelt. Wer weiss, vielleicht geschieht ein Wunder: Und Ihr könnt nicht widerstehen und reist eines schönen Tages mit mir nach al-Nuba !?! (HM)
Darüberhinaus er erfahre ich, dass Dr. Hans Mauritz wieder einmal ein interessantes Buch übersetzt und durch einen Essay ergänzt hat, – aufschlussreiche Aspekte des gesellschaftlichen Lebens, weitgehend unbekannt im Westen, auch in der arabischen Welt mental ausgeblendet oder in den Untergrund verbannt. Im Abseits. Ich warte mit Spannung.