Quelle Süddeutsche Zeitung „Alter weißer Mann“ im Kino Fühlt sich so real an Von Josef Grübl 30.10.24
Eine Stoffsammlung? Wann habe ich denn das Lachen – z.B. bei Schopenhauer – zum erstenmal nicht nur mit Interesse wahrgenommen, sondern zum Thema gemacht? Vielleicht hier? Oder hier? Auch noch hier! Vielleicht bei der künstlichen Intelligenz wie hier.
Nein, ich suche nicht weiter, habe ich den vielleicht schon mal irgendwo erzählt:
Der Bratscher hört das Baby schreien und fragt seine Frau: „Soll ich dem Kind vielleicht noch ein Schlafliedchen spielen?“ Sagt sie: „Ach, lass es uns doch zuerst nochmal im Guten versuchen.“
Einen andern Witz, den ich früher immer auf Lager hatte, wenn ich damit mehr irritieren als zum Lachen anregen wollte:
„Die Erna ist mit den Milchkannen auf der Treppe gestürzt!!!“ – – – „Ging sie hinauf oder hinunter?“
Grundsätzlich kann über Komik gesagt werden, dass sie Erwartungshaltungen durchbricht. Die überraschende Konfrontation mit Missverhältnissen oder -verständnissen zeitigt unwillkürliches Lachen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Witz hier – Bester Witz der Welt[52]
„Zwei Jäger sind im Wald unterwegs, als einer von ihnen zusammenbricht. Er scheint nicht mehr zu atmen, und seine Augen sind glasig. Der andere Typ zückt sein Telefon, ruft den Notdienst an und stößt hervor: ‚Mein Freund ist tot! Was kann ich nur machen?‘ – Darauf der Telefonist: ‚Beruhigen Sie sich. Ich kann Ihnen helfen. Zuerst sollten wir sicherstellen, dass er tot ist.‘ Kurze Pause, dann ein Schuss. Zurück am Telefon sagt er: ‚OK, was jetzt?‘“
Ich kannte ihn schon in leicht abgewandelter Form, konnte also nicht mehr drüber lachen. Könnte aber noch beurteilen, ob er als bester Witz der Welt gelten kann. Antwort: Nein.
Quelle DIE ZEIT 30. November 2024 Seite 38 Sven Regener »Humor und Mitleid schließen sich aus« Wenn einer was weiß zum Thema Humor in der Literatur, dann Sven Regener, der Autor der Herr-Lehmann-Romane. Im Gespräch mit David Hugendick erklärt er, was lustig ist.
Vor ein paar Wochen hat mir eine Bekannte Elke Heidenreichs Buch “Altern” geschenkt (1). Eine passende Gabe für einen Mann, der 85 Jahre alt ist. Dieses Buch ist so lebendig, so persönlich und frech geschrieben, dass mich nach der Lektüre die Lust gepackt hat, über mein eigenes Altsein auf der Westbank von Luxor zu schreiben, dabei einen Blick auf meine Mitresidenten zu werfen und mein Altern mit dem meiner ägyptischen Nachbarn und Freunde zu vergleichen.
Dass Altern im Deutschen einen anderen Stellenwert hat als im Arabischen, zeigen die Vokabeln. Im Deutschen sagt man nur in gehobener, leicht unehrlich klingender Sprache, dass „die Betagten in einer Seniorenresidenz leben“. Das Wort „alt“ dagegen hat einen mehr oder weniger negativen Beigeschmack, wie die Synonyme zeigen, die im „Deutschen Wortschatz“ (2) zusammengestellt sind: „greisenhaft, senil, verlebt, verbraucht, verkalkt, verrostet“. Spöttisch gemeinte Ausdrücke im Zusammenhang mit dem Alter sind „alter Knacker“, „alte Schachtel“, „alte Vettel“ oder „alte Hexe“. Im Arabischen heisst „alt“ kabîr es-sinn“, „gross an Jahren“. Da man den Zusatz in der ägyptischen Umgangssprache weglässt, wird der alte Mensch als „kabîr“,كبير bezeichnet, dem Wort, welches das Wörterbuch mit „gross, bedeutend, mächtig, angesehen, wichtig, herausragend“ übersetzt (3).
Während es im Deutschen wohl kaum einen Titel gibt, den man gebraucht, um seine Achtung vor alten Menschen auszudrücken, verwenden die Ägypter regelmässig die Anrede „ya scheich“ oder „ya hâg“. „Scheich“شيخ ist eigentlich der Titel „für Männer, die im geistlichen, weltlichen oder sozialen Leben irgendwelche Bedeutung“ haben, speziell für Männer, die einen islamisch geprägten Beruf ausüben wie den Koranrezitator oder den Leiter eines Sufiordens. Den Ehrentitel „Hâg“حاجّ bzw. „Hâgga“حاجّة gibt man Männern und Frauen, welche die Wallfahrt nach Mekka unternommen haben (4). Aber die Anrede „Pilger, Wallfahrer“ gebührt nicht nur jenen, welche diese für die allermeisten unerschwingliche Reise hinter sich haben, sondern ganz selbstverständlich allen alten Menschen. Es ist so, als ob man dem Altsein und der Lebenserfahrung einen Wert zuweist, der geistlichen Würdenträgern und Mekkapilgern ebenbürtig ist. Der Schreibende selbst wird oft so angesprochen und lächelt insgeheim, wenn ihm bewusst wird, dass er Menschen auf der Strasse mit „ya Hâg“ begrüsst, die vermutlich jünger sind als er selbst.
Elke Heidenreich hat ihr Buch geschrieben, um am Beispiel ihres eigenen Alterns aufzuzeigen, dass dies ein wertvoller Lebensabschnitt ist, den man zufrieden und dankbar geniessen sollte. Altern bedeutet keineswegs „noch nicht tot sein“. Die Verluste, die es mit sich bringt, werden kompensiert durch andere, neue Lebensqualitäten, welche uns die Lebenserfahrung schenkt. Sie zitiert die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz: „Das Alter ist für mich kein Kerker, sondern ein Balkon, von dem man zugleich weiter und genauer sieht.“ Elke Heidenreich ermuntert die Alten, gegen Einsamkeit, Langeweile und Lethargie anzukämpfen und zu akzeptieren, dass zwar der Körper altert, nicht aber das Bewusstsein. Wichtig ist, die Neugier nicht zu verlieren und den Glauben an die Zukunft. „In dem Alter, das ich nun erreicht habe, bin ich immer noch auf dem Schiff Hoffnung und glaube nicht an seinen Untergang“, hat der französische Schriftsteller Julien Green mit 97 Jahren gesagt.
Wie steht es in dieser Hinsicht mit den ausländischen Bewohnern auf unserer Westbank? Zunächst gilt es, den Mut zu würdigen, den es braucht, im Alter in einem fremden Land und einem fremden Sprachraum zu leben. „Das Altern ist nichts für Feiglinge“, hat die amerikanische Schauspielerin Bette Davis drastisch formuliert. Im Lauf der Jahre haben einige von uns Ägypten unwiderruflich verlassen, weil sie sich das Reisen und das Leben in der Fremde nicht mehr zutrauen. Unter denen, die geblieben sind, fallen jedoch solche auf, die auch im Alter noch erstaunlich aktiv sind und sich nützlich machen für ihr Gastland und ihre Mitbürger. Sie engagieren sich in karikativen Institutionen, Hilfswerken und Krankenhäusern, organisieren Ausstellungen zeitgenössischer ägyptischer Künstler oder vertiefen sich so sehr in das Studium der pharaonischen Geschichte und der Zeugnisse altägyptischer Kunst, dass sie es fast mit professionellen Altertumsforschern aufnehmen können. Bewundernswert, mit wie viel Elan alte Menschen sich ein altes Land zu eigen machen.
Die Neugier treibt auch den Schreibenden an. Er ist dankbar für den Gewinn, den das Studium einer fremden Sprache, Religion und Kultur mit sich bringt. Wer die fremde Sprache (sei es auch unvollkommen) spricht und versteht, erfährt eine Nähe, welche der Gebrauch des Englischen kaum zu erreichen vermag. Wer sich nicht verschanzt hinter den Mauern seiner Villa, hat Nachbarn und Freunde, teilt ihre Sorgen und Hoffnungen und nimmt, aus einem gewissen Abstand oder ganz aus der Nähe, Teil an ihren Traditionen und Gebräuchen. Zu ihren Hochzeiten braucht es nicht einmal eine Einladung. Das ganze Dorf kommt und lauscht der lauten Musik. Wenn jemand stirbt, wird vor dem Haus ein Zelt aufgebaut, wo drei Tage lang die Männer des Dorfes schweigend dasitzen und dem Scheich zuhören, der aus dem Koran rezitiert. Die Frauen strömen schwarzgekleidet in den Hof des Hauses. Ihre Aufgabe ist das Klagen um den Toten, aber so mancher sieht man heimliche Freude an, denn der Tod der Nachbarn ist für sie eine der wenigen Gelegenheiten, ihr eigenes Haus zu verlassen. Wer offene Augen und Ohren hat für das Leben seiner Mitbürger, erlebt, was diese beschäftig: den Fastenmonat Ramadan, den Geburtstag des Propheten, die Beschneidung der Knaben oder die grossen Dorffeste (halb Wallfahrt, halb Jahrmarkt), „Mûlid“,مولد „Geburtstag“ genannt, weil sie den Lokalheiligen feiern, wie „Abu al-Gomsan“ in al-Qurna oder Abu al-Haggâg in Luxor.
Die Alterseinsamkeit, in Europa oft beklagt, existiert hier nicht. Die Alten sind nicht „unsichtbar“, wie oft in Europa gesagt, sondern geachtet und geliebt. Sie werden nicht in ein Heim abgeschoben, sondern sind aufgehoben im Familienverband und beschäftigt mit den Aufgaben, die sie noch erfüllen können. Die alten Männer machen sich nützlich auf dem Feld und bei der Betreuung der Tiere. Die Frauen thronen draussen im Hof, umgeben von Töchtern, Schwiegertöchtern, Enkelinnen und einer ansehnlichen Schar von Kindern, die zur „gidda“جدّة ein enges Verhältnis haben. Wir Europäer werden, sofern wir das wünschen, in diese Gemeinschaft aufgenommen. Einsam sind wir nicht, weil wir sehr schnell Freunde gewinnen. Im Gegenteil: der Schreibende musste für ein gewisses Alleinsein kämpfen. Allzu oft wurde er bei seiner Lektüre und beim Schreiben gestört, weil seine Nachbarn Mitleid hatten mit dem armen Mann, der so einsam in seiner Wohnung hockte. Die Hochachtung vor dem Computer hat schliesslich geholfen, auch wenn nicht alle verstehen, was der Fremde damit treibt. Der Mann am Computer bleibt jetzt weitgehend ungestört.
Unter Langeweile leiden wir Fremden nicht, weil es so viel Neues und Überraschendes zu entdecken gibt. Und Langeweile bemerke ich auch bei den alten Ägyptern nicht. Wenn sie nicht mit Aufgaben innerhalb der Familie beschäftigt sind, sitzen sie gelassen da, schauen vor sich hin oder in sich hinein und scheinen gelernt zu haben, was Elke Heidenreich den Alten in Europa rät: das Loslassen. Vermutlich fällt ihnen dies leichter als manchen ihrer europäischen Altersgenossen. Die Ägypter und speziell die Muslims haben ihr Leben lang gelernt, „inch’Allah“ „so Gott will“ ان شاء الله und „al-hamdu lillâh“الحمد لله zu sagen und damit alles, was ihnen widerfährt, in Gottes Hand zu legen. Wer „inch’Allah“ sagt, dem wird vom Gesprächspartner mit derselben Formel geantwortet.. „El-hamdu lillâh“ („Gott sei Dank“) sagt man keineswegs nur bei guten Ereignissen. Wenn Dir etwas schief läuft, wenn z.B. dein Auto gerammt wird, schärft man dir ein, noch bevor du deinem Ärger Luft verschaffst: „Sag el-hamdu lillâh“, und du tust es. Wir Europäer mögen uns vielleicht stören an einem Verhalten, das die Verantwortung für alles in Gottes Hände legt. Wenn du einen Kettenraucher auf die Gesundheitsgefahr ansprichst, wird er dir antworten: „Allah liebt mich, el-hamdu lillâh.“ Für alte Menschen, die das Akzeptieren und Loslassen lernen müssen, ist diese Haltung selbstverständlich. Sie zeigt sich oft deutlich im Gesicht der Alten. Alte Frauen und Männer haben ihre eigene Schönheit, sie leuchtet in ihren Augen von innen heraus.
Auch wenn wir stolz darauf sind, in Europa die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts überwunden zu haben, ist sie in Bezug auf das Altern noch immer präsent. „Die Frau verblüht, der Mann reift“, bemerkt Elke Heidenreich. Dass „reife“ Männer eine wesentlich jüngere Frau heiraten, wird akzeptiert. Wenn aber ältere Frauen sich einen jüngeren Liebhaber zulegen, wird das als peinlich empfunden und geächtet. Erstaunlicherweise wird dies bei uns in Ägypten im Zusammenleben von Ausländerinnen und Einheimischen als weitgehend normal erlebt. Ältere Frauen aus Europa reisen nach Ägypten, verlieben sich in einen weit jüngeren Mann, heiraten ihn und leben mit ihm in ihrer neu gebauten Villa. Es ist nicht zu leugnen, dass eine solche Verbindung manchmal desaströs und tragisch endet. Aber wir kennen alle Beispiele dafür, dass eine solche Ehe funktioniert. „Im Innersten ist man nie alt“, hat der 97 jährige Julien Green behauptet, „die Zeit existiert nicht für die Liebe“. Und Elke Heidenreich betont: „Das Fieber der Leidenschaft lässt nach, aber doch nicht Liebe und Zärtlichkeit.“ Diese Beziehung gelingt vor allem, wenn die Frau Toleranz und Verständnis für die Gegebenheiten ihres Gastlandes aufbringt. Sie muss akzeptieren, dass sie früher oder später ihren Mann mit einer ägyptischen Ehefrau teilen muss, sei es auch nur, weil seine Umgebung und seine Eltern darauf drängen. Die Tradition und die ausgeprägte Liebe zu Kindern zwingt ihn dazu, die Familie mit Enkeln zu beglücken. Den ausländischen Gattinnen erwächst daraus eine neue Aufgabe. Da die öffentlichen Schulen so mangelhaft sind, empfiehlt sich der Besuch der Privatschulen, die für die meisten Ägypter zu teuer sind. Die Fremde, in die Familie aufgenommen, übernimmt die Kosten für die Ausbildung der neuen Generation und tut damit wohl das Beste, was wir in unserer Gastheimat leisten können. Inch’Allah, wir Alten in einem alten Land bleiben jung, wenn wir uns um die Jungen kümmern.
Und damit erfüllen wir Elke Heidenreichs Maxime: „Die Kunst des Lebens besteht darin, jung zu sterben, das aber so spät wie möglich.“
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(1) Hanser Berlin, 11/2024
(2) Wehrle/Eggers, „Deutscher Wortschatz“, Band 1 und 2, Fischer Bücherei, 1968
(3) und (4) Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch, Wiesbaden 1952
Angesichts mancher Missverständnisse bei der gründlicheren Lektüre, ist meine These: die meisten Mozart-Fans geben sich zu wenig Mühe mit den Frühwerken, und Reinhard Goebel setzt zuviel voraus, verrät seine fabelhafte Kenntnis in Anspielungen. Man nimmt es hin, aber niemand folgt seinen Spuren (behaupte ich – und fange erst heute an).
Es geht um die beiden Violinkonzerte KV 207 B-dur und KV 211 D-dur, die noch nicht zu der berühmten Dreiergruppe zählen (in G, D, A), die insgesamt im Jahr 1775 entstanden sind. Von den anderen beiden gehört das zweite ebenfalls in oder vor die Dreiergruppe, ich behaupte einfach: als Lernstück; das erste aber in eine andere Zeit, wie Wikipedia sagt: Dieses Violinkonzert entstand im Frühjahr 1773 auf einer Italienreise Mozarts; es wurde am 14. April 1773 fertiggestellt. Siehe hier (mit Notenbeispielen). Noch einmal Wikipedia:
Vom 24. Oktober 1772 bis zum 13. März 1773 folgte die dritte Italienreise zur Uraufführung des Dramma per musicaLucio Silla (KV 135), die am 26. Dezember 1772 im Teatro Regio Ducal in Mailand stattfand. Während dieser Zeit komponierte er auch das Exsultate, jubilate für den Sopranisten Venanzio Rauzzini. Nach einigen Monaten in Salzburg folgte von Mitte Juli bis Mitte Ende September 1773 die dritte Reise nach Wien.[19] Im selben Jahr entstand sein erstes Klavierkonzert.
Goebel bezieht sich auf genau diesen Zeitraum, und ich wage zu behaupten, dass da, hier oder dort, ein kleiner Fehler vorliegt. Booklet Seite 5, unten linke Spalte:
Doch zurück ins Salzburg des Jahres 1773. Gleich im Frühjahr komponiete Mozart sein erstes eigenhändiges Konzert, das Konzert KV 207 in B-Dur für Violine. Es figuriert chronologisch falsch im Köchelverzeichnis, steht hinter den später entstandenen Konzerten für Klavier KV 175, Fagott KV 191 und dem Concertone KV 190, da sowohl Vater als auch Sohn an den ursprünglichen Datierungen manipuliert haben, so auch bei den Autographen der vier folgenden Konzerte, die wohl alle in einer Tour de force zwischen Juni und Dezember 1775 komponiert wurden.
Dann spricht Goebel vom Gebrauch „kriminaltechnischen Methoden“, die bei der Ermittlung der Datierung zur Seite standen. Da strecke ich die Waffen…
… zwischen Juni und Dezember 1775…, ja, wenn ich mit dem KV 211 beginne, aber da gerade von dem KV 207 die Rede war – da schien doch der 14. April 1773 gesichert – nach Wikipedia und wohl auch nach Goebel („Frühjahr“).
Worum es mir geht – und wo ich genau das lernen will, was Goebel so plausibei entwickelt, und was bei mir unter dem Stichwort Entwicklung der „Ereignisdichte“ haften blieb, das finde ich im Booklet ab Seite 7 rechte Spalte und betrifft die Anlage der Kopfsätze . . . – „ein wenig bieder noch im Konzert KV 211, stets riskanter, übermütiger und buffonesker dann in den Folgewerken.“ Ja ! wunderbar !
Aber irgendetwas war ja schwer zu begreifen, an der formalen Anlage der Kopfsätze, und Goebel gibt sich alle Mühe, den dramaturgischen (!) Aufbau dieser Sätze plausibel zu machen, nicht ohne die üblichen Fehlversuche zu brandmarken. Ich zitiere:
Um die formale Anlage dieser Sätze hat man lange weniger gerungen als vielmehr herumgeredet, entziehen sie sich doch aufgrund ihrer Kleinteiligkeit der klassischen Sonatensatz-Diskussion und dem damit verbundenen Wortschatz. Konrad Küster wies 1991 darauf hin, dass in einzelnen Bravour-Arien des Mailändere Lucio Silla aus dem Jahr 1772 das dem Wort der Dichtung verpflichtet folgende Form-Vorbild der Violinkonzert-Kopfsätze zu finden sei. Atmosphärisch war dieser repräsentative, darstellende, ja fast poykinetische Bühnen-Gestus wohlbekannt, aber anstatt ihn „auszuspielen“, wurde lange Zeit alles daran getan, dem zerklüfteten Material Glätte und Klassizität nicht nur einzuhauchen, sondern mit Gewalt aufzuoktroyieren: eine Quadratur des Kreises, die zu den wunderlichsten Verspannungen geführt hat.
Bezeichnet man Vivaldis Opern-Arien als gesungene Violinkonzerte, so sind Mozarts Violinkonzerte also „gegeigte Szenen“, die ein deutlich anderes Verhältnis zwischen Solist und Orchester fordern, als es beim „echten“ Violinkonzert der Fall ist. Im „solistischen“ Idealfall kann ohne Punkt und Komma durchgefiedelt und das Accompagnement von allenfalls zwei Violinen ohne Viola und Basso, geschweige denn Blasinstrument bis zur völligen Unhörbarkeit zurückgedrängt werden. Hingegen muss es selbst in den vokalen Hauptteilen einer Arie kurze, wohlgemerkt gesungene Ruhestellen geben, in denen das Orchester thematische Aktivität übernimmt, entfaltet und wieder zurückspielt: es sind also immer wieder meist zweitaktige Einschübe mit Rollentausch zu finden. Ökonomischer und kunstvoller noch ist bisweilen die lang ausgehaltene Note, die mit einem messe di voce bzw. einem Triller verziert gleich zum Ereignis, vor allem aber auch zum Einstiegspunkt von höchstem dramaturgischen Effekt ist.
Autor: Reinhard Goebel im Booklet zu „MOZART 6 Concerti per il Violino“ mit Mirijam Contzen und der Bayerischen Kammerphilharmonie. OEHMS CLASSICS OC 862
Machen Sie die Probe aufs Exempel: die Oper „Lucio Silla“, und daraus eine groß angelegte Sopran-Arie, die derartig von Leidenschaft und wechselnden Affekten überquillt, dass man kaum der Idee nachgehen mag, dass sie als Vorbild eines Konzertes für die feinsinnige Geige dienen könnte. Aber wieso eigentlich nicht? Wenn ein ganzes Orchester ihr Schützenhilfe leistet und im steten Wechselspiel die lebhaftesten Phantasien entfesselt. Hören Sie von 9:20 bis 16:40 und denken Sie sich eine durchdringende, aber edle Violine im Vordergrund, die alle hören wollen, weil sie wirklich etwas zu sagen hat… Nicht um die Lautstärke geht es, – es geht um Ereignisdichte.
Und dann hören Sie bitte in das Violinkonzert KV 211, danach wieder die Arie, anschließend das Violinkonzert KV 218. Erkennen Sie, wie das vielteilige Gewebe entsteht und wächst?
Zu allem Überfluss muss ich noch zwei weitere Aufnahme heranziehen, mit dem (für mich unvergesslichen) Andrew Manze (2006), den ich an anderer Stelle schon ausgiebig gewürdigt habe, und mit der wahrhaftig unvergleichlichen Geigerin Isabelle Faust (2016). Obwohl ich keinen Augenblick versucht bin, ihr zuliebe das Mozartspiel von Mirijam Contzen zurückzustufen.
Was mich an der CD von vornherein besticht, ist die Beteiligung eines kompetenten Geistes, der in diesem Fall auch verantwortlich für die Kadenzen zeichnet, nämlich Andreas Staier. Bei Mirijam Contzen finde ich keinerlei Hinweis, – soll das heißen, dass sie selbst tätig wurde? Das wäre erstaunlich. Darüberhinaus gibt es hier auch einen in aller Kürze (!) lesenswerten und zuverlässigen Text von Florence Badol-Bertrand.
Gerade leben rund 8,11 Milliarden Menschen auf der Erde (Stand Juli 2024). Die Marke von acht Milliarden Menschen wurde bereits 2022 überschritten. Alle zwei Jahre gibt die UN neue Prognosen zur Weltbevölkerung ab. Am Weltbevölkerungstag 2024, am 11.07.2024, veröffentlichte die UN ihre neuen Zahlen, die auf Daten aus dem Jahr 2023 beruhen.
Weltbevölkerung schrumpft ab 2084
Wie auch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung berichtet, dürfte laut UN-Prognose der Höhepunkt des Bevölkerungswachstums in den 2080er-Jahren erreicht sein. Erst ab dem Jahr 2084 soll die Weltbevölkerung wieder schrumpfen – bei dann knapp zehn Milliarden Menschen.
Dasreichste Prozent der Menschen verursacht 16,9 Prozent der Emissionen. Das Problem ist nicht die Zahl von Menschen, sondern ihre Lebensweise. Heute wissen wir: Die Emissionen müssen nicht steigen, um in Wohlstand zu leben. Global sollte unser Leitbild der gerechte Verbrauch sein. Wir sollten weniger über Migration sprechen und mehr über die extrem ungleichen Emissionen.
A propos: eine Klimakonferenz geht zuende. Siehe u.a. Wikipedia hier
Es ist schön, den ganzen Formenreichtum vorüberstreichen zu lassen, der im Laufe eines Lebens entsteht, Bild für Bild, sehenden Auges und in der Imagination versunken. Zurückkehrend das eine Bild zur Wirkung aufsteigen zu sehen, von dem du ausgegangen bist und bei dem du verweilen möchtest. Ein Stück Welt als Abbildung, die zu dir spricht und keiner Worte bedarf. Es hat Ähnlichkeit mit einem differenzierten Klang. (JR)
Was hat denn eigentlich, so frage ich mich, der mehr oder weniger zufällige Lauf meines Lebens mit den geistigen Phänomenen zu tun, die sich in seltsamsten Wechselwirkungen manifestieren?
Meine private Musikgeschichte begann mit dem getanzten Bi-ba-butzemann und mit schwerfälligen Russenliedern. Zwei Brüder (4 und 6) als Soldatenchor. Greifswald – das wussten wir nicht – war kampflos übergeben worden, während Anklam lichterloh brannte. Ich bin in einem zerstörerischen Weltkrieg Ende 1940 geboren, habe jahrelanges Chaos erlebt, das ich nicht einzuordnen wusste, Kälte, Hunger, endlose Eisenbahnfahrten, und bin doch nach 20 Jahren – in Lohe bei Bad Oeynhausen und Bielefeld – an einen Punkt gelangt, von dem aus ich mit vielen Punkten dieser Welt freundliche Verbindung aufnehmen konnte. Nachträglich sieht es fast wie Planung aus, aber da war nichts, nur der Vorsatz, nach dem Abitur etwa 10 Jahre lang zu studieren, Musik im Zentrum, darüberhinaus möglichst viel Wissen und Können zu erwerben – wer weiß was wieviel und wo, nur nicht drauflos wie wild, sondern immer mit den zugehörigen Abschlüssen. Niemand sollte sagen können, ich wisse nicht, was ich wolle, mal dies mal das. Ich kritisierte tatsächlich tüchtige Mitschüler, die beim Abitur bereits wussten, wohin die nächstfolgende Ausbildung führen würde, dass sie also gewissermaßen einen glasklaren Lebensplan erfüllten, alles im Griff hatten, alles im Blick, bis hin zu den aus der Ferne winkenden Pensionsbezügen.
Kurz: bei mir lief es anders, mit vollem Risiko, besonders als sich Nachwuchs einstellte, eine unverhoffte Aufgabe, die mein Studium generale nicht beeinträchtigte, vor allem intensivierte sie die pädagogische und philosophische Begleitlektüre. Ich extrahiere hier einmal das entscheidende Jahrzehnt aus einer Bio-Bilanz, die ich wohl 2005 angefertigt habe (s.a. hier ohne die Unschärfen der Kopie). Weichenstellung! Sofort sehe ich aus der Mitte des Textes das Wort Beirut bedeutungsvoll hervorleuchten: im Apri 1967 hätte ein verlockendes Angebot aus dem Goethe-Institut Tripolis fast bewirkt, dass wir unseren Lebensmittelpunkt für ein paar Jahre dorthin verlegten. Ich gab meinem Studium in Köln schon mal eine neue Wendung: Musikethnologie mit Schwerpunkt Beduinenmusik. Der Sechstagekrieg im Juni 1967 machte die Libanon-Pläne zunichte, zugleich rückte daheim der WDR ins Blickfeld. Der Lebensunterhalt war gesichert. Allerdings entwickelten die fremden Kulturen eine bleibende Faszination, ich konnte nichts von dem aufgeben, was ich einmal aus der Nähe kennen- und liebengelernt hatte. Und die arabische Musik ist mir beim Aufschreiben und Analysieren für die Dissertation besonders ans Herz gewachsen. So erlebte ich einen kleinen arabischen Frühling, als mir JMR jetzt das neue Beirut-Heft mitbrachte. Plötzlich fand ich darin all die Themen wieder, die mich jahrelang beschäftigt haben. Qasida, Mawwal al Bagdadi und das Rauschen der alten Baidaphon-Schallplatten, die aus einer versunkenen Epoche wieder auferstehen wollen und heute dank Internet plötzlich mühelos abrufbar sind.
Hier folgt eine von vielen Qasiden aus meinem syrisch-libanesisch getönten Lebensabschnitt Ende der 60er Jahre, als jede Baidaphon-Schallplatte, die Marius Schneider mir auf den Tisch legte, mich wochenlang beschäftigte. Man legt die beiden Blätter nebeneinander, links sind die Instrumentalteile, denen auf der rechten Seite eine Strophe folgt. Das Untereinanderschreiben der Strophen und der Zwischenspiele erlaubt ein detailliertes Vergleichen der Varianten und Konstanten, woraus sich das eigentliche Hörvergnügen entwickelt. Vor dem „geistigen Ohr und Auge“ bildet sich die differenzierte Gestalt dessen, was die gebildeten Araber „Maqam“ nennen. Sie brauchen dafür keine Notenschrift. Ob der Volksmusiker davon weiß, steht dahin, er macht eher intuitiv Gebrauch von einem unbewussten Arsenal melodischer Formeln und Formen, das ihm die mündliche Tradition bereitstellt.
Daraus ergab sich allmählich der ganze Ablauf der Dissertation, es hat Jahre gebraucht, ehe ich verstand, warum und in welchem Unfang der Maqam Sikah mit seiner Grundformel aus drei Tönen zum unerschöpflichen immateriellen Kulturerbe des Orients gehört. Wie so oft in meinem Leben lichtet sich das Chaos, nach langer Vorarbeit, wie durch ein Wunder, „von selbst“.
Heute erfahre ich in Kürze viel mehr, als mir damals das Morgenländische Institut Beirut in Wochen mit Marius Schneider und Salah el-Mahdi (aus Tunis) vermitteln konnte. Den Weg gewiesen hat mir Diana Abbani mit ihrer Arbeit „Auf der Suche nach Beiruts Klang“, veröffentlicht in der Zeitschrift für Ideengeschichte, Verlag C.H.Beck, auffindbar im folgenden Link: www.z-i-g.de hier
Es ist ein Hörvergnügen, in die folgende Reihe einzutauchen, der wohltönenden arabischen Sprache zu lauschen, zugleich dem englischen Text zu folgen und die zahlreichen eingestreuten Musikbeispiele zu genießen, vielleicht sogar den Versuch zu wagen, sie mitzusummen: Liebe Leserinnen, lieber Leser, hörend werden Sie sich ganz allmählich zu Hause fühlen – und vielleicht in der nächsten Nachrichten-Sendung mit den Tränen kämpfen.
Vorübung zur Musik des LibanonHIER (Wikipedia Music of Lebanon)
Entdeckung zu einer Phase meiner Geschichte (dank JMR): eine Zeitschrift:
Idee / Zeitschrift für Ideengeschichte Heft XVIII/4 Winter 2024 C.H.Beck www.z-i-g.de hier)
1967!
Bezug dieses Blogbeitrags Seite 23ff und Seite 60ff:
Jad Tabet„Die Fassaden der arabischen Moderne“ Auf der Suche nach dem Architekten Antoine Tabet (s.a. hier) siehe oben
Diana Abbani „Auf der Suche nach Beiruts Klang“ (in der Zeitschrift Idee Zeitschrift für Ideengeschichte Heft XVIII/4 Winter 2024 C.H.Beck www.z-i-g.de hier) siehe unten
Aus der Einleitung:
Ich folge den Spuren von Geistern und der Erinnerung an Orte und Worte, die längst verklungen sind. Doch das Fehlen von staatlichen Tonarchiven und die Unzugänglichkeit der Radioarchive machen meine Suche zu einer beschwerlichen Reise. Das verrät uns schon etwas über die selektive Bewahrung des kulturellen Erbes des Libanon. Auf meiner Suche entdeckte ich Privatarchive sowie Online-Foren und spezialisierte Websites, die mir Einblicke in die musikalische Vergangenheit Beitruts boten. Mir wurde immer klarer, dass Archive nicht nur alte Musikaufnahmen bewahren, sondern auch vergangene Kulturtechniken dokumentieren: von Schellack- und Vinylplatten bis hin zu mp3. Ich verstand, dass Archive weit mehr sind als bloße Verwahrstätten der Vergangenheit. Vielmehr müssen wir sie uns als dynamische Foren vorstellen, die von Machstrukturen und hegemonialen Wissenskonstellationen geprägt werden. Archive kanalisieren und formen kollektive Erinnerungen.
Diane Abbani
Es folgt die Ausarbeitung der wertvollen Links, die in den Anmerkungen näher bezeichnet sind:
Anmerkung 9 („Oh, ehrbare Leute der Nachbarschaft“)
https://soundcloud.com/jeem_me/13-emp3-ws?utm_source=clipboard&utm_medium=text&utm_campaign=social_sharing hier 7:04 Badriya Saadeh (Sängerin) wiederentdeckt und behandelt von Diana Abbani Seite 64 Stichwort: Qasida
Anmerkung 10
https://www.amar-foundation.org/001-alqasida-ala-al-wahdah hier 28:03
Al-qaṣīda ‘alā al-waḥda (on-the-beat /4/4 rhythmic cycle) is a distinctive Nahḍa (Arabic Renaissance) form that appeared in the second half of the 19th century. This does not imply that pre-Nahḍa performers did not sing Arabic qaṣā’id to the waḥda –or to any other– rhythmic cycle. Al-qaṣīda ‘alā al-waḥda was intended to blend the Sufi form (i.e. the dhikr) and the secular form. The rhythmic cycle was used in the inshād of qaṣā’id (chanting of qaṣā’id) in order to preserve the group approach to the responsorial parts –i.e. al-inshād (the singing/chanting) and al-radd (the répons)– in dhikr ceremonies. But later on the takht (Arabic orchestra/ensemble) was entered into this minimalistic Sufi form that was then performed with the instrumental and vocal lāzima (chorus): Sufi music and secular music came together, creating a form equivalent to other revamped forms, such as the dawr and the taḥmīla …etc. Here’s a detailed description.
According to Professor Nidaa Abou Mrad, the qaṣīda ‘alā al-waḥda is the result of a fusion between two major forms in the eastern traditions: al-tilāwa (cantillation/recitation) and al-lāzima (chorus).
The meaning of al-tilāwa in this context is the tilāwa form or the singing form of a qaṣīdamursala (of non-metric measure), i.e. the improvisation of a melody for a classical Arabic text outside any rhythmic cycle.
Here is an example of a qaṣīdamursala performed by Sheikh Alī Maḥmūd.
Al-lāzima is a chorus or a madhhab, a melodic phrase repeated after specific vocal or instrumental passages. In the 20th century, al-lāzima was the instrumental phrase linking two melodic passages of a song or of an instrumental piece.
In the qaṣīda ‘alā al-waḥda, the lāzima implies “Lāzimat el-‘awādhil” adapted from a madhhab in the dawr “Āh yā anā” to the sīkah maqām (mode), and whose existence’s only proof is its mentioning in Nahḍa books. The lyrics of this dawr are: “Āh yā anā w-ēsh li-el -‘awādhil ‘andinā, qūm maḍya‘ el-‘udhdhāl we-wāṣelnī anā”. “Lāzimat el-‘awādhil” can be performed to the waḥda rhythmic cycle and to different maqāmāt according to the performer’s wish.
Let us listen to a performance of “Lāzimat el-‘awādhil” by a baṭāna -choir of munshidīn (chanters)- to the bayyātī maqām, the most common in qaṣā’id chanting.
The fusion between the two above mentioned factors (tilāwa and lāzima) created a new form: the qaṣīda ‘alá al-waḥda. This form was the principal competitor of the dawr, especially as to the conclusion of the waṣla.
According to Professor Frédéric Lagrange, the tilāwa of the qaṣīda accompanied by instrumental music is an invention particular to the Nahḍa period. He adds that the improvisation of a qaṣīda ‘alá al-waḥda is a marriage between the rhythm of the lyrics and the cyclic rhythm, half- composed, in which the performer renders different versions where the rhythm of the lyrics may follow the cycle’s rhythm or the other way around, with every verse ending with a dum.
‘Abduh al-Ḥamūlī was in the lead of those who performed qaṣā’id ‘alá al-waḥda in their early stage at the end of the 19th century, followed by Yūsuf al-Manyalāwī, ‘Abd al-Ḥayy Ḥilmī, Salāma Ḥigāzī and many others.
etc. etc. siehe im Link
Anmerkung 12
Mawwal Bagdadi
https://www.amar-foundation.org/013-the-mawwal hier 40:40
The mawwāl is the third passage of the musical waṣla sang in classical Arabic during the Nahḍa period. It is preceded by the instrumental istihlāl (overture) represented by the samā‘ī or the bashraf, and the vocal istihlāl embodied by the muwashshaḥ. We can safely state that the mawwāl is the passage of taqsīm, layālī, and mawwāl, all being interconnected passages gathered under one appellation: the mawwāl. This passage is supposed to be entirely improvised to the same maqām as the waṣla’s maqām. The mawwāl started as a popular form before gradually entering the vocal waṣla. Various forms of mawāwīl are found in the popular traditions of the Arab people. This particular subject will be discussed in another episode. Today’s episode is about the mawwāl in the literary artistic traditions.
The mawwāl as a literary form is a text written in dialectical Arabic. Some trace it back to the word mawāliya. There are different forms of mawwāl, yet only two of them are left in the waṣla. These two forms are written to the baḥr al-basīṭ “mustaf‘ilun fā‘ilun mustaf‘ilun fā‘ilun”. etc.etc.
ab 3:00 in Maqam Sikah (Baidaphon)
Anmerkung 13
https://www.amar-foundation.org/059-muhyiddin-bayun-1 hier 37:30
Muḥyiddīn Ba‘yūn…
The muṭrib of Bilād al-Shām and a star who shone in Beirut’s sky, as well as an unrivalled player of ṭanbūr baghdādī –known today as the buzuq.
We will dedicate two episodes to this multi-talented artist: the first episode will be about his singing, and the second one about his playing.
Abū Sa‘īd, i.e. Muḥyiddīn Ba‘yūn, was born in Beirut around 1885 and died in this city at the age of 45 after a 2 years’ struggle against illness.
The relationship of Muḥyiddīn Ba‘yūn with music seems to have started early, and he seems to have been quite eloquent in the Arabic language. Some say that this was the result of his attending the Maqāṣid school –newly established then– where, according to a muḥaddith, Ba‘yūn studied Arabic, fiqh (Islamic Jurisprudence), tilāwa (Quran Recitation), and adab (Arabic Literature).
Let us listen to Ba‘yūn performing “ ’Indī rāyāt majdak” to the bayyātī maqām, accompanied by Sāmī al-Shawwā (kamān) and Zākī al-Qānūnjī (qānūn), recorded in Cairo on two sides of a 27cm record, # B-082974. ab 3:20
Anmerkung 14 „Bilad al-Sham ist vom Unglück befallen“
https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=wp9JiZY3h4A hier
Anmerkung 16 „Ya mal el-sham ya oje“ („Oh Schönheit aus Syrien, du bist verdreht“) Omar al-Zaani HIER(Wiki !)
https://www.youtube.com/watch?v=5csuSEuApuQ hier bzw. folgender Youtube-Link:
https://www.amar-foundation.org/193-folk-music-in-lebanon-1 hier
Sehr instruktiv: siehe z.B. Lebanon (3) hier Interview arabisch (engl. Übersetzung beigefügt) gute Orig.Musikbeispiele, zur poetischen Sprach-Rhythmik.
Arabic is influenced by Syriac (see Ephrem the Syrian) whose structure is found in the Lebanese mountains, especially in the qerradeh whose melody is to the sikāh (♩).
Even in the structure of the melody, the steps are close: There is no leap to the 3rd, the 4th, or the 5th. There is also the three tone E F G G F E… that we never need to change. Moreover, we recite it as if we were talking, i.e. “ ‘A el-‘mayyim ‘a-el-‘mām ṭīr we-‘allī yā ḥamām”. Yet we can also sing it as follows (♩) …
* * *
Anybody can sing it, even a group. It is easy to sing, unlike solo singing. Whereas a qaṣīda, as a long song, requires a qaṣīda poet / singer with a beautiful voice chosen by the clan or the group to recite a verse of ‘atābā. No one would ask a person with an ordinary voice to sing ‘atābā or mawwāl baghdādī. Whereas qerradeh, as a folk tune, can be sung by anybody and by a group. The qerradeh poem is composed of 4 hemistiches, i.e. 2 verses, and usually includes a lāzima (chorus) repeated by the group and a dawr (semi-composed metric song in colloquial Arabic, sung by the lead-singer and the choir, inclusive of responsorial sections) whose lyrics address a specific situation, and that is interpreted by a soloist and repeated after him by a group. The qerradeh is an important element of the Lebanese zajal category, i.e. zajal concerts, circles, on stage performances, and duels, thanks to its easy performance, simple structure, and compatibility with any chosen topic, usually a happy one, as it is performed in joyful situations rather than upon a sad event.
Quelle des folgenden Zitates siehe im nachfolgenden Wiki-Link:
Friedrich Nietzsche hat mit seiner Unterscheidung zwischen dem dionysischen und dem apollinischen Prinzip in Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik einen wichtigen – im Einklang mit den antiken Denkern stehenden – wenn auch zu seiner Zeit kontroversen Beitrag zur Deutung des Dionysoskultes wie des Theaters geleistet. Unter dem apollinischen Prinzip versteht er das Prinzip der Individuation; das entgegengesetzte dionysische Prinzip ist daher nicht das Aufgehen des Einen im Vielen, sondern umgekehrt das Aufgehen des Vielen im Einen. Wenn also zum Beispiel Heraklit sagt:
Alles ist eins, so ist das dionysisch. Folglich kommt Nietzsche zu dem Ergebnis: Unter dem Zauber des Dionysischen schließt sich nicht nur der Bund zwischen den Menschen wieder zusammen, auch die entfremdete und feindlich unterjochte Natur feiert wieder ihr Versöhnungsfest ….
Dieser Rückblick auf Nietzsches frühes Werk kommt meinen autobiographischen Neigungen sehr entgegen. Zumal wenn ich den spannenden Artikel über den Dionysos-Kult studiere und einen riesigen Horizont wahrnehme, von dem ich in den 50er Jahren nicht die geringste – oder nur eine ganz dunkle Ahnung hatte, dank Nietzsche (und seinem Wagner):
Nicht sicher, ob es einen nach so vielen Jahren in einer großen Ekstase heilt. Oder letztendlich zerreißt. Vielleicht etwas weniger spektakulär als Pentheus.
So ganz nebenbei lässt man das gern einfließen und meint es doch nur in einem klar begrenzten Bedeutungsbereich.
Etwa in einem ökologisch ausgeglichenen, harmonisch funktionierenden Bereich der Natur. Wo das Fressen und Gefressenwerden einander die Waage hält. „Von selbst“. Aber doch nicht unter den Menschen. Als Krieg aller gegen alle. Wo die Anwendung physischer Gewalt also naturgegeben wäre?
Thea Dorn verdient sicher keinen Widerspruch, wenn sie zu einer Filmserie schreibt:
Quelle: DIE ZEIT 30. Oktober 2024 Seite 45 / Der Cowboy wechselt die Seiten / Nach der US-Wahl starten die neuen Folgen von »Yellowstone«. Die Serie macht Vergnügen. Oder Angst. Oder Hoffnung? Von Thea Dorn.
Sollten wir nicht auch unsern Hobbes in diesem Sinn gelesen und verstanden haben? Was sagt er denn? Siehe Wikipedia hier. Man lese dort über „Das radikal autonomisierte Individuum“. Die Idee von einem „Naturzustand“ des Menschen führt zu einer unzulässigen Abstraktion: diesen losgelösten Einzelnen gibt es ja gar nicht. Nie und nirgendwo.
Auch der „Krieg aller gegen alle“ existiert nur als Abstraktum, konkret denkt man von vornherein an kriegerische Gruppen, z.B. Familienverbände, die sich absichern. Und die wiederum – um ihre Chancen zu verbessern – Bündnisse schmieden. Eine Form der Politik zumindest wäre „naturgegeben“.
Aber zurück zum Wilden Westen, wie lange dauerte es denn da bis zu einer amerikanischen Verfassung?