Im Zug meines eiligen Griechisch-Repetitoriums komme ich auf den Spruch zurück, den ich einmal (siehe hier) zitiert habe, indem ich mich auf Nietzsche berief:
Es geht die alte Sage, dass König Midas lange Zeit nach dem weisen Silen, dem Begleiter des Dionysus, im Walde gejagt habe, ohne ihn zu fangen. Als er ihm endlich in die Hände gefallen ist, fragt der König, was für den Menschen das Allerbeste und Allervorzüglichste sei. Starr und unbeweglich schweigt der Dämon; bis er, durch den König gezwungen, endlich unter gellem Lachen in diese Worte ausbricht: „Elendes Eintagsgeschlecht, des Zufalls Kinder und der Mühsal, was zwingst du mich dir zu sagen, was nicht zu hören für dich das Erspriesslichste ist? Das Allerbeste ist für dich gänzlich unerreichbar: nicht geboren zu sein, nicht zu sein, nichts zu sein. Das Zweitbeste aber ist für dich – bald zu sterben“.
Quelle Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Tragödie (1873) Kapitel 12 online nachzulesen hier.
In dem schönen Griechisch-Lehrbuch von Gerhard Fink ist diesem Spruch ein kleines Kapitel gewidmet. Demnach geht er auf Theognis von Megara zurück und lautet im Deutschen so:
Von allem (ist) nicht geboren zu werden für die Erdbewohner am besten / und nicht zu erblicken die Strahlen der hellen Sonne, / Geboren aber möglichst schnell die Pforten des Hades zu erreichen / und (im Grab) zu liegen, (nachdem man) viel Erde auf sich gehäuft (hat).
Und ein Zeitgenosse Pindars wird genannt, der Chorlyriker Bakchylides, der ebenfalls dichtet:
… und für die Sterblichen (ist) nicht geboren zu werden das Beste / und nicht der Sonne Licht zu schauen.
Danach folgt eine ganze Geschichte, die Herodot zu diesem Thema – wenn schon geboren, frühzeitig zu sterben – dem attischen Staatsmann Solon in den Mund legt.
Quelle Gerhard Fink: Die griechische Sprache. Eine Einführung und eine kurze Grammatik des Griechischen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1992 / 1997 (Seite 266 ff).
Ich weiß nicht, warum ich nun an die Bremer Stadtmusikanten denken muss, statt weiter mit altgriechischen Sprüchen zu prunken. Doch, ich weiß es:
‚Ei was, du Rotkopf,‘ sagte der Esel zum Hahn, der Grund hat, um sein Leben zu fürchten ‚zieh lieber mit uns fort, wir gehen nach Bremen, etwas besseres als den Tod findest du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muss es eine Art haben.‘
Nicht wahr? Wenn wir die Musik nicht hätten!