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Noch mehr lachen!

Geht’s noch???

Ich wusste heute morgen noch nicht, dass ich meine kurze Philosophie des Humors verlegt habe. Sie ist weg! Und ich habe doch verschiedentlich auf eigene Faust gelacht, heute beim ersten oder zweiten Blick in die Zeitung wurde es mir klar, ich habe gestern die entsprechende Fernsehsendung verpasst, gibt es die wohl in der Mediathek (ja! bis 2030!). Aber womöglich dann meine Blog-Einträge nicht mehr, im sogenannten www ? World Wide Web. Einfach lächerlich, wissen Sie denn nicht, wieviele es sind, allein das Lachen betreffend, ich könnte ein Buch drüber schreiben!

Vom Lachen

Solinger Tageblatt 20.02.25

MEDIATHEK Zitat:

Psychologen und Soziologen erforschen, wie und warum Humor so umfassend auf Menschen wirkt. Humor hat vielfältige Effekte auf unsere physische und psychische Gesundheit. Er stärkt das Immunsystem, vertieft die Atmung, vermehrt Glückshormone wie Endorphin und hemmt die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. So steigt unser Wohlbefinden.

Humor ist auch ein Geschäft

Heute sind es nicht nur weiße, heterosexuelle Männer wie einst Heinz Erhardt, Loriot, Otto und Dieter Hallervorden, die uns zum Lachen bringen – immer mehr weibliche Comedy-Stars wie Maria Clara Groppler erobern das Publikum. Sie bringt einen überraschend derben Humor auf die Bühne und begeistert damit vor allem junge Menschen. So ist Humor auch immer ein Spiegel der aktuellen gesellschaftlichen Machtverhältnisse und dafür, wie wir auf die Lage der Welt blicken und welche politischen und soziokulturellen Konflikte vorherrschen.

Sendungen wie die „heute-show“ und „Till Reiners‘ Happy Hour“ arbeiten sich an der politischen Aktualität ab und schaffen durch die humoristische Aufarbeitung Distanz und Akzeptanz. Humor wird so auch zum Mittel, um auf gesellschaftliche Missstände und Bedrohungen aufmerksam zu machen.

https://www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/250220-sendung-humor-hilft-lachen-als-lebensressource-wido-100.html HIER

Ja, „Resilienz“, das Wort fehlte mir kürzlich, ich kam nicht drauf. Eben habe ichs gesehen, und finde es jetzt nicht wieder. Wenn vom Nutzen des Humors die Rede ist, könnte man es in die Debatte werfen…

Wieder was zum Thema:

Glauben Lachen verboten!? Religionen und der Humor Von Michael Hollenbach

Im Christentum nach Umberto Ecos Bestseller „Der Name der Rose“ gilt allein das Lachen schon als Sünde, umso mehr das Lachen über Religiöses. Auch heute haben Kabarettisten und Geistliche noch ein schwieriges Verhältnis. Religiöse Würdenträger sind oft „not amused“, wenn das Thema Religion auf die Schippe genommen wird. Dabei passt der Humor doch so gut zur „Frohen Botschaft“ des Christentums. Das gilt übrigens auch für den Islam. Bei Fundamentalisten kann religionskritischer Humor allerdings zu heftigen Reaktionen führen, wie der Anschlag auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ vor Jahren belegt. (SWR 2022)

Sendung am

Vom Lachen

Eine glücklicherweise nicht zu kurze Philosophie des Humors

Ich habe mich schon oft mit Komik beschäftigt: wie entsteht sie, wozu brauchen wir sie, warum verstehen manche Leute keinen Spaß, haben Mühe, über einen Witz zu lachen, erkennen keine Doppeldeutigkeit? Worauf beruht die erlösende oder beleidigende Wirkung der Pointe? Was ist heute anders als früher? Bei Yves Bossart wird uns manches klarer. Ich zitiere:

Wir haben gesehen, wie wichtig der jeweilige Kontext für die Beurteilung von Komik und Satire ist. Dieser Kontext wird nun aber durch die Digitalisierung zunehmend aufgelöst. Mithilfe des Internets und der Sozialen Medien kann ein blöder Spruch, eine Anspielung oder ein Witz ohne Weiteres aus dem ursprünglichen Kontext gerissen und in Sekundenschnelle über den ganzen Erdball transportiert werden. Die Pointen hängen damit im leeren Raum und laufen Gefahr, falsch oder feindselig interpretiert zu werden. Hinzu kommt eine verstärkte Polarisierung durch die vielzitierten Filterblasen, also durch die Tatsache, dass uns Soziale Netzwerke gern mit Information und Desinformation versorgen, die in unser Weltbild passen. Dadurch verlieren wir zunehmend die Toleranz für andere Weltsichten ebenso wie für Zwischentöne und neigen immer mehr zu einem empörungsgetriebenen Freund-Feind-Denken.

Hinzu kommt ein Phänomen, das man gerne als »Tocqueville-Paradox« bezeichnet. Der französische Publizist Alexis de Tocqueville machte Mittte des 19. Jahrhunderts die Feststellung: Ja geringer die gesellschaftlichen Missstände, desto höher ist die Empörung über die verbleibenden Missstände. Ähnliches beobachten wir heute. Es ist kaum zu leugnen, dass wir sensibler geworden sind gegenüber Ungleichbehandlungen in Alltag und Sprache. Begriffe und Phänomene wie »Political Correctness«, »Safe Space«, »Triggerwarnung«, »Mikroagression« und »Wokeness« sind auch hierzulande angekommen. Wir sind wacher geworden, was Diskriminierungen aller Art betrifft, nicht nur handfeste Ungleichbehandlungen wie etwa die Lohnungleichheit zwischen Mann unf Frau, sondern auch subtilere Formen der Abwertung. Man denke etwa an die Phänomene »Mansplaining« oder »Manspreading« – also daran, dass Männer gerne mehr Platz einnehmen als Frauen, sowohl beim Reden als auch beim Sitzen. Oder an die vielen Debatten über gendergerechte Sprache. Die entscheidende Frage lautet meines Erachtens: Wann kippt der wichtige und verdienstvolle Kampf gegen Diskriminierung in ein Gerangel um bloße Empfindlichkeiten?

Mit Blick auf die Komik stellt sich also die Frage: Wer bestimmt eigentlich, was noch geht und was bereits zu weit geht? Ist ein Witz bereits dann moralisch schlecht, wenn es einzelne Personen gibt, die sich davon verletzt, beleidigt oder herabgewürdigt sehen?

Quelle: Yves Bossart a.a.O. Seite 83 f – s.a. hier

Es geht nicht immer lustig zu, in diesem  Buch über das Trotzdemlachen, zum Glück. Es ist ja nebenbei eine kleine Philosophie des Humors, und jede Zeile ist ein Lesevergnügen.

Für mich ein Anlass, den bisherigen Stand der Komik im Blog zu sichten, bierernst, fürchte ich:

Lachen mit Schopenhauer?

Kein Witz für Kinder (warum?)

Wie war denn Ciceros Witz?

Witze verstehen

Künstliche Intelligenz – entspannen Sie sich

Sonderbeitrag Satire

Humor und Virus

Humor und Tragik

Der Effekt des Zeitunglesens

Nicht lachen wollen

Scherzverwandtschaft

Lachen – worüber?

Osterlachen – mit Vorsatz

Comedians

Zu guter Letzt wenden wir uns noch einmal an den Schweizer Autor Yves Bossart, mit dessen Buch der heutige Blog-Artikel begann. Er hat einmal in einer der „SFR Kultur Sternstunden“ in aller Kürze erläutert, was es mit dem Humor auf sich hat:

Koinzidenz ZEIT 7.6.2023 Seite 46 Ein Gespräch mit der Philosophin Rosi Braidotti: »Ich halte das westliche Denken für überholt« Zitat:

Humor und Virus

Nichts zu lachen

Ich kann es mir nicht entgehen lassen: wenn es schon nichts zu lachen gibt („in diesen Zeiten“), so möchte ich doch wissen, wie das gewesen wäre, wenn man doch gelacht hätte. („Humor ist, wenn man trotzdem …“) Jemand hat mich auf einen Artikel aufmerksam gemacht (danke, JMR), und ich habe ihn ernsthaft studiert, da ich schon seit längerer Zeit grüble, ob das Lachen nicht nützlicher ist als das Grübeln, oder ob beides noch nicht einmal durch die Beziehung der Gegensätzlichkeit miteinander verbunden ist. Ja, gewiss: Grübeln ist ein sinnloses Kreisen um eine fixe Idee, nach deren Lösung man gar nicht ernsthaft verlangt. Es ist nichts als ein Bohren in der Wunde, und während ich das formuliere, spüre ich, dass solche Sentenzen einem müßigen Zeitvertreib entspringen. Ist denn der Gegensatz des Lachens nicht vielmehr das Weinen? Wohl kaum, denn das Lachen ist kurz, das Weinen braucht Zeit. Das Lachen erschöpft sich (man kann aber auch immer aufs neue über eine komische Situation lachen, wenn es z.B. weniger mit einer verbalen Pointe zu tun hat als mit einer Filmszene) Das Weinen hat mit der Unauflösbarkeit einer Situation zu tun und erneuert sich wie von selbst, so lange man trüben Sinnes ist. Das andauernde Lachen hat eher mit Einfalt zu tun. Nein, die beiden Gemütslagen haben zumindest in ihrer Dynamik wirklich nichts miteinander gemein.

Man kann über eingebildete Krankheiten lachen, aber nicht über wirkliche Leiden.

Dies sind nur Präliminarien, und sie haben nicht unbedingt mit dem Artikel zu tun, der das Lachen mit dem Coronavirus zusammenbringt. Aber sie wecken eine gewisse Bereitschaft, Widersprüche aufzuspüren. Hoffe ich. Der/die Lesende mag anders entscheiden. („Über sowas lacht man nicht!“) Da steht sogar, dass gerade der Humor Zeit und Distanz braucht.Und ich dachte, er äußerte sich – wenn er einmal zündet – geradezu explosiv.

ZITAT aus der Süddeutschen Zeitung 

Witze in der Corona-Krise:„Humor ist das Antidot zur Moral“

Helfen Witze gegen die Panik angesichts des Coronavirus? Und ab wann können sie schaden? Ein Gespräch darüber, welche Funktion Humor jetzt hat – nämlich keine.

Der Zürcher Soziologe Jörg Räwel hat vor ein paar Jahren das Buch „Humor als Kommunikationsmedium“ geschrieben. Ein Gespräch über Witze in Zeiten der Corona-Pandemie und die grundsätzliche Funktion von Humor – nämlich keine.

SZ: Herr Räwel, was ist denn Ihr Favorit unter den Corona-Witzen?

Jörg Räwel: Nun, viele von den Scherzen, die ich im Zusammenhang mit Corona geschickt bekommen habe, sind doch recht ordinär. Was mich aber immer noch zum Schmunzeln bringt, ist ein Plakat der Satirepartei „Die Partei“. Es gab dort den Aufruf „Hand in Hand gegen das Coronavirus: Menschenkette am 30.02.“

Was macht diesen Witz für Sie so lustig?

Es ist sehr durchdachter Humor – eine Reflexion über unser instinktives Verhalten, das oft von Moral gesteuert ist. Diese Menschenkette spiegelt ja manch plötzlichen Anflug von Solidarität und „guter Moral“ wider, die die Gesellschaft in Krisen überkommt. Dieser moralische Impuls wird durch das Plakat aufs Korn genommen. Humor ist das Antidot zur Moral, die ja eher unmittelbar und unüberlegt auf ein Ereignis reagiert. Für Humor dagegen braucht man Zeit und Distanz. Humor ermöglicht Abstand.

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