Archiv der Kategorie: Volksmusik

Musik mit Implikationen

Toleranz und Intelligenz

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Sieht es wirklich so friedlich aus, wie wir es gerne hätten? Es ist offensichtlich nicht unproblematisch, links der Moslem, rechts der Christ. Aber kein Zweifel, sie spielen und hören einander zu. Es handelt sich um eine Abbildung aus den Cantigas de Santa Maria, und diese Maria genießt zwar im Islam und im Christentum gleichermaßen große Verehrung, – aber … im Judentum? Man lese über Alfonso el Sabio (1221-1284) hier und über Maria hier. Seien wir froh darüber, dass es diese Zeugnisse gibt, aber trotzdem sollte man mehrfach nachfragen, bevor man Schlüsse daraus zieht. Sollte man heute überhaupt noch von Religion reden, wenn es um Musik geht? Im Fall Johann Sebastian Bach (1685-1750) gebe ich gern zu, dass man etwas von Luther und auch vom Pietismus wissen müsste, sogar eine Anzahl von Chorälen verinnerlicht haben sollte. Aber zwischen den eben avisierten historischen Welten gibt es noch einen gewaltigen doppelten Riss, der durch die Geschichte gegangen ist, komprimiert in der Jahreszahl 1492.

Quelle Christian Geulen: Geschichte des Rassismus / C.H.Beck  München 2007 / Seite 38

Es gibt nicht viel Anlass, in einem früheren Abschnitt der Geschichte ein Goldenes Zeitalter des friedlichen kulturellen Miteinanders zu unterstellen. Vielleicht von Mensch zu Mensch, aber nicht zwischen organisierten Machtstrukturen. Auf der nächsten Seite dieses Büchleins ist vom ersten wahrhaft ‚globalisierten‘ Wirtschaftssystem der Geschichte die Rede. Gemeint ist der später so genannte „Dreiecks-Sklavenhandel zwischen Europa, Afrika und Amerika“, so zynisch das klingt. Die Folgen waren unterschiedlich, und überall in der Welt gab es Varianten solcher Begegnungen. Vernichtung oder Koexistenz waren nicht die einzigen Alternativen. Die spanischen und portugiesischen Kolonisatoren verhielten sich anders als die nordeuropäischen, mit der (nicht beabsichtigten) Folge, dass sich langfristig nur in Südamerika eine wirklich multiethnische Bevölkerung entwickelte, und so z.B. auch eine wirkliche Symbiose der Musikstile, die etwa zur Genese neuer Tanzformen führte. Volksmusik, – wenn ich das hier schon anführen darf. Und niemand dort hätte andere Ohren gebraucht.

Das hat allerdings nicht unbedingt mit dem Nahen Osten zu tun. Nichts in den verschiedenen Kulturen der Welt ist ohne weiteres 1 zu 1 übertragbar.

Konzentrieren wir uns also auf den ZEIT-Artikel, der sich weit entfernt von diesem Hintergrund in unserer Gegenwart entfaltet, – was soll es bedeuten: Mit anderen Ohren zu hören? All dies ausschalten? Andererseits die Warnung vor Vereinfachung, während sie massiv weitergetrieben wird. Der Rhythmus, essentieller Parameter der orientalischen Musik, kommt in dem Artikel gar nicht erst vor. Und vom Westen heißt es: „Der Gigant der abendländischen Musik, Johann Sebastian Bach, komponierte fast ausschließlich religiöse Musik.“ Das ist nicht wahr, ich muss es nicht aufzählen, von den Brandenburgischen Konzerten über die Goldberg-Variationen bis zur Kunst der Fuge. Da gibt es nun mal nichts, was mit den Meditationen bestimmter Sufi-Orden des Nahen Ostens vergleichbar wäre, die „über Jahrhunderte hinweg die Kaderschmieden klassischer Musik“ gewesen sein sollen. Das Wort klassische Musik ist auch nur ein Etikett, wie Volksmusik oder Kunstmusik. Wenn gesagt wird, dass ein Abend deutscher Musik mit dem Violinkonzert von Brahms und Stücken aus Ludwig Erks Deutschem Liederhort nicht denkbar sei, so steckt darin nur der wahre Kern, dass Brahms diese Sammlung nicht leiden konnte. Aber seine eigene Volksliedersammlung hätte er wohl gelten gelassen, und in jedem Radioprogramm wäre eine Liedergruppe nach seinem Violinkonzert oder vor den vierhändigen Ungarischen Tänzen denkbar.

Es grenzt an fahrlässige Pauschalisierung, aber man muss irgendetwas an Prämissen vorgeben, bevor man uns ein neues Hören empfiehlt; denn dies beginnt nun einmal nicht mit guten Vorsätzen, sondern mit (Geschmacks-)Bildung und knallharten Detailkenntnissen. Beginnen wir also mit besonders breiten Schubladen!

Meine Vereinfachung ad hoc

Die Musik wirkt anders auf die Menschen als etwa die Gebrauchsgraphik, wo ein sich wiederholendes Ornament den ganzen Raum füllen darf, ohne dass jemand sagt: die Wände langweilen mich, im Gegenteil, erst so entfaltet diese Kunst ihre belebende oder beruhigende Wirkung, auch – und gerade – als Hintergrund.

Die Musik bedarf der Zeit, macht durch ihre Präsenz fortwährend auf sich aufmerksam. Und da gibt es von vornherein eine Ökonomie der Mittel: Wenn ein Orchester dasitzt, soll es tätig sein; es wirkt deplaziert, wenn zwischendurch eine halbe Stunde lang nur kurze Liedchen mit Lautenbegleitung gesungen werden.

Wenn dagegen ein Trommler eine halbe Stunde untätig bleibt, während der Sitarspieler ein entsprechend großes Solo spielt, entspricht dies dem zugebilligten Rang der Melodie gegenüber dem Rhythmus und zugleich einem Sinn für Steigerung der Mittel, wenn nun beide Spieler zusammenwirken. (Beispiel Indische Musik.)

Und es gibt einen inhaltlichen Anspruch: die endlose Wiederholung einer leicht überschaubaren Melodie, selbst in diversen Abwandlungen, ist einem gebildeten Publikum, das adäquat beschäftigt sein will, nicht zuzumuten. (Ravels Bolero ist eine Ausnahme, zudem wiederholt er eine durchaus nicht leicht überschaubare Melodie, und die Steigerung der Mittel lässt ein in der Ferne – in 15 Minuten – winkendes Ziel erahnen.)

Volksmusik lebt von der Wiederholung, wie auch die einfache Choreographie des Volkstanzes. Das einzelne Lied lebt von den Strophen oder Zeilen mit einem Fortgang des Textes, der Tanz zudem von der hypnotischen Wirkung der Kreisbewegungen und auch vom Wechsel der Tanzarten (Rhythmen), von der Mode, den Bräuchen und der gesellschaftlichen Notwendigkeit.

Kunstmusik lebt von dem sinnvollen Aufbau größerer Gebilde, die Zeit brauchen und den Zeitaufwand lohnen. In der (alten!)  klassischen westlichen Musik ist dies bereits in Umrissen vorgezeichnet durch bestehende, erprobte Formen wie Oratorium, Kantate, Sinfonie (Sonate), Konzert für Solo und Orchester und ähnliches, in der klassischen orientalischen durch die Aussicht auf eine große, detaillierte Darstellung eines Maqams (Dastgah, Raga), solistisch oder im Ensemble, auch innerhalb bestimmter Formen (Nouba, Qasida, Tawsih, Taqsim, Daramad).

Die Wahrnehmung solcher Gebilde erfordert Bildung: die Fähigkeit der fesselnden Darstellung (Künstler) und des kennerhaften Nachvollzuges (Publikum).

Es genügt also nicht, (vorläufig) reizvolle neue Farben zum Verwechseln ähnlich wiederzugeben (Weltmusik mit „fremdkulturellen“ Akzenten), exotistische Einzelstücke im exotischen Outfit zu bieten, aneinandergereiht nach mehr oder weniger zufälligen geschmacklichen Erwägungen.

Je mehr man weiß und kennt, desto empfindlicher wird man gegenüber falschen Tönen und geistlosen Imitaten. Auch weltanschaulich oder ethisch, im Umgang miteinander. Dies aufzuzeigen, ist wohl auch der Sinn des ZEIT-Artikels, der aber zugleich mit Illusionen spielt: als sei im Rahmen von Konzerten, die sich an Pop-Sessions orientieren, eine Differenzierung zu lernen, die sonst jahrelanger Übung bedarf.

Was nicht hilft (aber auch nicht schadet): der bloße Wille zur Toleranz, gerade gegenüber dem, was geschmacklich (in der Vermischung) misslungen scheint. Sie braucht keine Begründung. Und es ist sogar unnötig, den anderen Mitmenschen im eigenen Land, andere Ohren zu wünschen.

Die Sorge des ZEIT-Artikel-Autors mag dennoch begründet sein:

Brot backen, Yogi werden, fremde Sprachen entdecken: Das Angebot an virtuellen Bildungsmöglichkeiten während der Corona-Krise ist überwältigend. Von diesem Appetit auf Neues profitiert in Deutschland auch die nahöstliche Musik, deren Bekanntheit durch die Zuwanderung der letzten Jahre ein ansehnliches Niveau erreicht hat. Rasch haben westlich ausgebildete Geiger oder Cellisten syrische Volkslieder oder „arabische Tonleitern“ erlernt, Wohnzimmerkonzerte mit der Kurzhalslaute Oud oder der Kastenzither Kanun werden über Facebook tausendfach geteilt. Das Ganze nennt sich dann „orientalische“, „türkische“ oder „arabische“ Musik und ist fast immer volkstümlich konnotiert. Klänge „aus Tausendundeiner Nacht“ eben.

Er hält das für Marketingstrategien. Man könnte aber auch hier globale Toleranz fordern. Daher ist die Schlussfolgerung interessant, – welcher Gewinn winkt uns?

Was ist der Zweck des ZEIT-Artikels?

ZITAT:

Warum ist es wichtig, dies zu verstehen? Ein klischeefreies Hören nahöstlicher Musik kann dem europäisch geschulten Geist neue Horizonte eröffnen. Diese Musik in ihrem künstlerischen wie historischen Reichtum zu erfahren könnte ein bedeutender Schritt sein bei der Überwindung eines eurozentrischen Weltbildes, das unseren Blick auf Musik und Philosophie genauso verzerrt wie auf Religion, Politik, Geschichte und Ästhetik. Die Welt mit anderen Ohren zu hören wirkt mindestens so bereichernd, wie sie mit neuen Augen zu sehen.

Also: Bereicherung? Gewiss, man soll den Begriff nicht überfrachten, gemeint ist offenbar das Erleben von geistigen Reichtümern, die man gar nicht im aggressiven Sinn erobert.

Was bringt uns diese Einsicht? Ein klischeefreies Hören nahöstlicher Musik? Was ist mit indischer, vietnamesischer, indonesischer Musik? Wieviel darf es denn sein zur „Überwindung eines eurozentrischen Weltbildes, das unseren Blick auf Musik und Philosophie genauso verzerrt wie auf Religion, Politik, Geschichte und Ästhetik.“

Soviel auf einmal!? Nach dem Mozart-Effekt eine Art Makam-Effekt. Ich wäre der letzte, der sich darüber nicht freuen würde, könnte aber auch an die von Mantle Hood geforderte Bi- oder gar Multi-Musikalität erinnern. Es bleibt also schier unendlich viel zu tun. Bevor wir auf  Philosophie, Religion, Politik, Geschichte und Ästhetik kommen.

Was für eine Illusion!

Die Toleranz ist nicht alles. Die Intelligenz des Menschen ist auch dazu da, grundsätzliche Differenzen zu erkennen. Deshalb bin ich gleich mit dem Rhythmus gekommen. Ich hätte auch vom Gebrauch der Harmonien anfangen können. Oder davon, dass sie im klassischen Sinn bei uns eigentlich nur noch in Pop und Volksmusik verwendet werden, und dass sie der unversöhnliche Feind der fein ausgebildeten Makam-Ohren sind…

Beides große Erfindungen der musikalischen Menschheit.

„Musikfest der Zigeuner“

Darmstadt 1979

Es ist genau 40 Jahre her, dass dieses Musikfest in Darmstadt durchgeführt wurde, der WDR Köln war beteiligt, und es wurden Mitschnitte gesendet. Wir trafen uns dort mit Tom Schroeder, der wahrscheinlich sogar die treibende Kraft gewesen war (SWR Mainz).

 

Hier folgt ein Text von Mark Münzel aus dem Programmheft 13. und 14. Oktober 1979. Auf der zweiten Seite beginnt – leicht abgewandelt – das Märchen, das ich bei Rosemarie Tüpker wiedergefunden und zitiert habe. (Es stammt aus der Sammlung Wlislocki 1890, s.u.).

Ich hatte lebhaftes Interesse: im Mai 1979 war ich (mit Herman Vuylsteke BRT Brüssel) in Rumänien unterwegs gewesen, – als Ethnologe nannte man das „Feldaufnahmen“ -, viele Radiosendungen folgten, weitere Aufnahmereisen1980 in Mazedonien, 1984 beim Festival der Blasorchester im serbischen Guča (siehe hier). Im Blog habe ich hier darüber erzählt. Viele Musiker und Ensembles wurden im Laufe der Jahre nach Köln eingeladen, ostserbische Geiger z.B. zum WDR Violinfestival 1980. Wunderbare Aufnahmen wurden auf der World Network CD Romania veröffentlicht.

Da steht’s: Weil der Kölner Sender „hartnäckig“ darauf bestand, eine bestimmte Blaskapelle einzuladen, wurde sogar eine CD-Firma gegründet, die heute noch besteht: Asphalt-Tango. man kann es auf der nächsten Seite nachlesen:

Quellen 

Cartwright, Garth: Balkanblues und Blaskapellen / Unterwegs mit Gypsy-Musikern in Serbien, Mazedonien, Rumänien und Bulgarien / Aus dem Englischen von Jörg Gülden / Koch International / Hannibal  (2008)

Wlislocki, Heinrich von (1890): Vom wandernden Zigeunervolke. Bilder aus dem Leben der Siebenbürger Zigeuner ins Deutsche übersetzt. Hamburg: Hamburger Verlagsanstalt

Rosemarie Tüpker, die das Märchen „Die Erschaffung der Geige“ daraus zitiert (Musik im Märchen / Wiesbaden 2011 Seite 33), schreibt in der Anmerkung dazu: „Eine Darstellung und kritische Auseinandersetzung mit den Forschungen Wlislockis findet sich bei Maria Sass (2007): Märchen und Sagen der transsilvanischen ‚Zigeuner‘ , gesammelt, übersetzt und herausgegeben von Dr. Heinrich von Wlislocki. Ein sinngleiches Märchen findet sich in der Sammlung polnischer Zigeunermärchen von Jerzy Ficowski (dt. von Karin Wolff 1985) unter dem Titel Der verzauberte Kasten“. In wesentlichen Zügen gleich, zeichnet es sich durch viele weiter schweifende Details und eine unterschiedliche Umgebung aus. Die Geige ist hier aus Buchenholz.

Nachtrag (5.11.2021) erst heute entdeckt: ein Dokument

Zigeunerfest Darmstad 1979 part 1
Document vidéo: archives Michel Lefort
With Bireli Lagrene, Tchavolo Schmitt, Martin Weiss, Hans’ch Weiss, Vadi Mettbach, Hot Club the Tzigan, la Romanderie, Markus Reinhardt…

Afghanische Lieder (©JR vor 1974)

Alte Arbeiten rekapitulieren

Es ist auffallend, wie sehr man dazu neigt, gegen Jahresende Bilanz zu ziehen, und dies nicht nur das vergangene Jahr betreffend, sondern weit zurückgreifend. Die WDR-Aufnahmereise mit Abdul Wahab Madadi fand im April 1974 statt und hat mich viele Jahre danach noch bewegt. Aber auch vorher schon, weil ich wissen wollte, was mich dort erwartete, und auch weil Madadi ja im WDR arbeitete (er war Musikchef bei Radio Kabul gewesen). Wir machten Sendungen gemeinsam, ich beschäftigte mich mit den damals greifbaren Schallplatten und schrieb Einzelstücke nieder: Transkribieren hieß das, und in diesem Punkt hatte ich im Studium (bis 1970) einiges in Seminaren bei Josef Kuckertz gelernt. Der Sinn des Aufschreibens einer Musik, die ausschließlich mündlich lebte, war auch damals nicht unumstritten, aber in der Wissenschaft galt eben das, was geschrieben und veröffentlich werden konnte. Für mich war die Methode durch Bartók geheiligt, und ich erlebte täglich, dass die Arbeit des Niederschreiben der beste Weg war, sie zu verinnerlichen und lieben zu lernen. Bis heute kann ich jede Musik, die ich transkribiert habe, ziemlich genau imaginieren; ob sie für andere einen ähnlich Nutzen hat, kann ich nicht sagen. Falsch wäre es, sie nach diesen Noten einstudieren zu wollen;  das wäre nur möglich, wenn man das tönende Original tönt (oder einen „originalen“ Musiker). Das Unglaubliche ist, dass ich heute fast alle diese Stücke, die mir damals kostbar wurden, auch weil die Schallplatten so zerbrechlich und vergänglich erschienen, im Internet wiederfinden kann. Ja, der alte Schnittfehler im „Herati Lullaby“ (siehe ganz unten), den Mark Slobin 1970 hat durchgehen lassen, zu schweigen von dem etwas hohlen Klang, wird „in alle Ewigkeit“ erhalten bleiben, und schon Madadi, der das Original gesungen hatte und den wir 1974 mit dem gleichen Lied noch einmal aufgenommen haben (ohne die intime Atmosphäre wieder herbeizaubern zu können), war unglücklich darüber. Und zu den wenigen, die das Lied heute noch in dieser Version auf Anhieb erkennen, gehört vielleicht die zeitgenössische Komponistin Carola Bauckholt, die 2009/2010 eine Zeile originalgetreu in eine Komposition (für Salome Kammer) aufgenommen hat.

 youtube ab 36:54

 youtube ab 41:04

 youtube

 

 Alle Transkriptionen ©JR

Weiteres über afghanische Volksmusik siehe unter Shah Kokojan hier. Über Afghanistan heute (2015) und vor 41 Jahren hier. Über Badakhshan hier. Über Baktrien (Fotos aus Nord-Afghanistan 1974) hier. Über den Rhythmus (auch eines der auf dieser Seite oben wiedergegebenen Lieder Lyrichord Seite 2 Nr.6) hier.

 Skizze: JR / Musik hier

 Text: Mark Slobin

 Beispiel-CD Tr.17

(Fortsetzung folgt)

Klassik zum Kuscheln oder Gegentreten

Nur keine Berührungsängste!

Seltsame Welt: im Kultur-Magazin kann der Massensport Fußball dazu dienen, die Klassik attraktiver erscheinen zu lassen. Irgendwie. Im Hintergrund des massenwirksamen Pop-Geschäftes dagegen wird gedämpfte Klassik am ehesten im Blick auf Wellness genutzt. Der kernige Begriff sorgt für Prestige ohne eigene Anstrengung und suggeriert zugleich unterschwellige Leistungsförderung: Geht Klassik nicht Hand in Hand mit Langeweile, und sieht das nicht einer Art Entspannung zum Verwechseln ähnlich? Man sagt doch auch „Kuschelklassik“.

Helene Fischer hier zur Klassik.

ZITAT

Um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen und nicht die Nerven zu verlieren, hat Helene Fischer nach ihren Konzerten immer spezielle Rituale: „Abschminken im Bad, manchmal höre ich auch Klassik, um meinen Kopf nicht zu sehr arbeiten zu lassen, weil da hat man ja auch einiges erlebt an diesen Abenden.“ Noch viel wichtiger ist Helene Fischer allerdings der Austausch mit ihrem Liebsten: Moderator Florian Silbereisen (36). „Ich schotte mich ab, damit ich wieder zu mir komme. Trotzdem ist es das Schönste und Wichtigste, auch direkt, nachdem ich in mein Zimmer gekommen bin, mit Florian zu telefonieren.“

Was hat Violinespielen mit Fußball zu tun? Erfahren Sie es bei ttt Titel Thesen Temperamente hier – ab 24:16 der Violinist Emmanuel Tjeknavorian im Porträt.

(Warum ist überhaupt vom Fußball die Rede? Ich wette: nur wegen der laufenden WM. Und der junge Mann wurde von der Regie dringend gebeten, die Fußball-Idee in Bild und Wort umzusetzen. Sehr halbherzig, denn das Thema verschwindet aus gutem Grund.)

ZITAT Max Moor

Und nun zum Fußball. (MM macht ein pfiffiges Gesicht dazu.) Der Vater ein bekannter Dirigent, die Mutter eine Pianistin, und sie wünschte sich für ihren Sohn nur eines, – dass er nicht Musiker werde. Doch der fünfjährige Pimpf bestellte bei Papa per Telefon eine Geige als Mitbringsel von dessen Auslandstournee, keine Spielzeuggeige, eine richtige, Mamas Protest half nichts, der Bengel kriegte die Violine und – Sie ahnen es schon – ist heute der aufsteigende Stern am Klassikhimmel. Und was hat das jetzt alles mit Fußball zu tun? Dies: (man sieht einen Halbwüchsigen mit Fußball agieren) ein gutes Violinkonzert ist wie ein gutes Fußballspiel. Emmanuel Tjeknavorian, Fan von Real Madrid und Ludwig van Beethoven, weiß das. Auf dem Platz wie auf der Bühne geht es um präzise Technik und kluge Taktik, und ohne Leidenschaft geht gar nichts. (Musik Sibelius) Als Teenager spielte Emmanuel Tjeknavorian in einer Schülermannschaft, offensives Mittelfeld (Sibelius + Fußball spielende Jugendliche). Geige spielte er, seit er fünf ist.

O-Ton Tjeknavorian

Wenn ich Sibeliuskonzert spiel, dann muss jeder Lagenwechsel sitzen, genau so wie auf dem Feld muss jeder Pass sitzen, wenn man ein erfolgreiches Spiel absolvieren möchte oder es hat sich in der Sprache etabliert, wenn man sagt: ja, und der dirigierte die Abwehr oder … der gibt den Takt vor… (Popmusik)

Emmanuel Tjeknavorian in Berlin, eingeladen zum Debüt im Deutschlandradio Kultur mit dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin. (25:59) In dieser legendären Reihe etc. etc. Filmbilder aus Kindheit, Wunderknabe? nein, Vater iranischer Dirigent etc., das Thema Fußball ist weg.

Besonders stark werden die Gefühle, wenn ich armenische Musik spiele zum Beispiel.

Ausnahmetalent… Stradivari. Sehr alt: Mozart, Beethoven, Philharmonie, dennoch: die Geige klingt unbeirrt heute … Übung! (Wo bleibt der Fußball?)

ZITAT (aus dem Off):

Emmanuel Tjeknavorian ist 22. Die Zeit der Wettbewerbe liegt hinter ihm. Er muss nicht mehr siegen, um sein Können zu beweisen. Jetzt muss er ein Publikum gewinnen. Die Zugabe in der Berliner Philharmonie ist ein Kinderlied von Beethoven, das Murmeltier, ein schlichte traurige Weise. Pures Spiel, ganz fein, ganz groß. (Er spielt die Melodie von „La Marmotte“…)

*   *   *

Auch in diesem (wohlgemeinten!) Beitrag erfährt man nichts über Klassik, abgesehen davon, dass beiläufig der „Klassikhimmel“ erwähnt wird. Die Musik ist so ausgewählt, dass niemand verschreckt wird. Es liegt daran, dass ein Klassikhintergrund bei Kulturmoderatoren keine Rolle spielt, musikalisch versuchen sie regelmäßig mit irgendwelchen 30 Jahre zurückliegenden Pop-Erinnerungen zu imponieren. So inszenieren sie das Kinderlied als Höhepunkt. So schlicht – ohne alles – ist ihnen Klassik am liebsten. Zu „Lebzeiten“ der Klassik schrieb ein zeitgenössischer Rezensent über Beethovens Klavier(!)lieder op. 52, zu denen „La Marmotte“ mit Goethes Versen gehört:

Begreif‘ es, wer es kann, dass von solch einem Manne etwas so durchaus Gemeines, Armes, Mattes, zum Theil sogar Lächerliches – nicht nur kommen kann, sondern sogar ins Publikum gebracht werden mag! [AmZ 1805]

Berührungsängste allenthalben. Aber Kuschelklassik und Kinderlied, ganz fein, ganz groß.

*   *   *

Auch Helene Fischer will mal loslassen, sich abschminken, die Maske abnehmen, den Kopf mit Klassik ausschalten statt mit Schlagern. Und der Klassikstar soll keinen Wettbewerb mehr gewinnen wollen, sondern ein Publikum. Wenn es sein muss, mit einem halben Schritt zurück ins Kinderland. Es ist doch alles nur Spiel…

*   *   *

Verdammt noch mal, was war los mit unserer Fußballmannschaft? Es fehlte die Spielfreude! Sie haben nicht gebrannt!! Sie sind nicht um ihr Leben gerannt, es war nur ein gutwilliges Traben.

Man muss es aber gar nicht psychologisch sehen. Eine schöne Lösung fand die ZEIT in der Kolumne von Josef Joffe: Total global – Warum die Kleinen bei der WM die Großen überflügeln.

Die Erklärung besteht aus einem Wort: „Globalisierung“. Als die Deutschen 1954 den Pokal in Bern holten, kamen Sepp Herbergers Mannen aus deutschen Vereinen: große Bevölkerung, große Auswahl. Da konnte das winzige Island nicht mithalten. Doch heute sind die Scouts der Club-Teams in der gesamten Welt unterwegs und rekrutieren die Besten der Besten.

Die spielen mit den Besten in der Premier League oder der Bundeslinga. Sie erringen Ruhm und Reichtum, egal, ob sie aus dem Senegal oder Ägypten kommen. Sie steigen auf in die Welt-Elite, was sie im einst abgeschotteten Daheim nie hätten schaffen können. Alle vier Jahre kehren sie heim, wo sie mit andern Cracks im Nationalteam spielen und die klassischen Fußballmächte das Fürchten lehren.

(…) Bei der WM spielen zwar nationale Teams, aber in Wahrheit die Besten gegen die Besten der ganzen Welt. „National“ an ihnen ist nur der Pass. Vergleichbar ist dieser globale Markt nur mit den großen Orchestern der Welt, wo nicht Herkunft die Zukunft bestimmt, sondern Talent und Ehrgeiz.

Anders als Football, Baseball und Rugby ist Fußball der einzige Sport, jedenfalls gemessen an den drei Milliarden, die in Russland zugucken. Dass in der gnadenlosen Konkurrenz die Letzten zu den Ersten aufrücken und umgekehrt, befeuert die Faszination. Über diese Art der Globalisierung darf sich niemand beschweren.

Quelle DIE ZEIT 5. Juli 2018 Seite 12 ZEITGEIST / Total global Warum die Kleinen bei der WM die Großen überflügeln / Von Josef Joffe.

Der Vergleich mit den Orchestern hinkt allerdings mehr als der fast tödlich gefoulte Neymar, nachdem er wieder aufgestanden war.

In der Musik gibt es keine zählbaren Tore, die auch eine künstlerisch hervorragende Leistung in die Vergessenheit drängen könnten. Und umgekehrt funktioniert es auch nicht. Letztlich zählt nicht das Kinderlied, sondern das Sibeliuskonzert.

Das Wort „Abschotten“ spielt eine ambivalente Rolle. Bei der „Welt-Elite“ ebenso wie in Helene Fischers Abschminkzimmerchen. Der geigende Eremit im Sinne Max Regers würde sich auf den Klassik-Podien der Welt nicht durchsetzen. Wohl aber als Effekt in einem dramaturgisch gelenkten ttt-Beitrag.

Das Kinderlied geht mir doch nachhaltig durch den Kopf.

Zeitsprung

Henning Venske

Kennengelernt haben wir uns vor über 40 Jahren. Jedenfalls bin ich sicher, dass er die Matinee mit der Gruppe Moin moderiert hat, 1976, (siehe hier). Für mich war es, glaube ich, das erste Konzert in der Reihe, für das ich nun allein verantwortlich war, bis dahin war ich freier Mitarbeiter des WDR gewesen, „fester Freier“, jetzt festangestellt. Venske begann mit der Erläuterung des an der Nordsee allgegenwärtigen Friesengrußes „Moin“, lakonisch kurz und lustig. Seine Moderationen waren pointiert, unorthodox, unvergesslich. Die Ansage zu einem Heiduckenlied begann er folgendermaßen: „Heidschnucken heißen die schmucken Schafe in der Lüneburger Heide, sehr schmackhaft. Heiducken jedoch die Kämpfer in der ungarischen Puszta, sehr mannhaft“. Es war selten voraussagbar, wie er die Informationen verpackte, die er unglaublich schnell  aufnahm und mit einem Schuss jugendlichen Übermuts, ja, Mutwillens versah; er brachte einen neuen Ton in die Musikpräsentation. Witzig, aber nie flapsig. Wir wussten, dass er auch gerne für uns arbeitete, aber als ich es jetzt schwarz auf weiß las, nachdem ich ihn lange aus den Augen verloren hatte, war ich doch sehr gerührt. Ich muss den Text hier wiedergeben, stolz und dankbar.

Venske Cover 1979 1979

Venske Cover 2014

Venske 260 Venske 261

Es ist keine Retourkutsche, wenn ich hinzufüge, dass die Lektüre dieses Buches für mich von A bis Z ein großes Vergnügen ist, auch wenn von mir überhaupt nicht mehr die Rede ist (ja, natürlich nicht). Ein faszinierendes Leben „aus erster Hand“!

Konkreteres HIER. (Nebenbei: Dieser Hinweis bringt mir keinen persönlichen Gewinn, war mir allerdings auch wieder ein Vergnügen.)

Venske in Wikipedia HIER.

April 2024. Heute in der Tageszeitung: er ist 85 geworden. Ich staune über die Website, die ich bisher nicht kannte: venske.de (hier).

The Sailor’s Bonnet

Irisches Abendlicht

The Whistler schreibt: A lovely reel that is the third reel in Michael Coleman’s famous „Tarbolton Set“. Has an interesting 12-bar or ABB structure. Enjoy! 🙂

HIER

Verstehen Sie, was er meint mit der 12er-Takt- oder ABB-Struktur?

Coleman’s berühmtes Tarbolton-Set soll gleich folgen. Frage für Anfänger: wo beginnt welcher Tune?

Nun? The Sailor’s Bonnet jedenfalls genau bei 2:19 (2:20).

Sailor's Bonnet Notation

Quelle Bowing Styles in Irish fiddle playing Vol.1 by David Blyth / Foilsithe AgComhaltas Ceoltóiri Éireann 1981

Was ist (s.o.) mit der ABB-Struktur gemeint? Wiederholungen verstehen sich von selbst, Zeile 1 ist A (+ Wiederholung) Zeile 3 ist B, Zeile 4 immer noch B (oder B‘), die Zeilen 5 und 6 wiederholen B und B‘. Jede Zeile umfasst 4 Takte, die Zeilen 1 + 3 + 4, die die thematische Substanz ABB‘ bilden, ergeben also die 12-Takt-Struktur.

Gut, und das Tarbolton-Reel? … endet bei 1:11 / Der Grundton wechselt: Tarbolton steht auf E, Longford Collector auf G (bzw. E), Sailor’s Bonnet auf D. Um die Übersicht mit David Blyth’s Hilfe zu vervollständigen, folgen hier seine Niederschriften, und zwar in der umgekehrten Reihenfolge, so dass Sie – wenn die Aufnahme einmal läuft – den Transkriptionen lückenlos von unten nach oben folgen können:

Longford Collector Tarbolton

Eine absolut neue Version findet man auf der CD „The Gloaming“ Track 3, der auch auf Youtube abzurufen ist. Ein Folge von 4 Reel-Tänzen:

The Sailor’s Bonnet + Rolling in the Barrel + The Tap Room + Tom Doherty’s

Gloaming Cover Die CD The Gloaming

Martin Hayes spielt „The Sailor’s Bonnet“ zuerst frei (als Air), dann ab 2:35 bis 3:37

Ist es Tommy Potts?

Der große Fiddler aus Dublin

Das Foto stammt wohl aus dem Jahr 1983. Fran O’Rourke hatte mich in einen Folk-Pub in Dublin geführt. Auch Tommy Potts war dort, nie werde ich diese Begegnung vergessen. Aber ich wusste nicht einmal mehr, dass ein Foto davon existiert. Wahrscheinlich habe ich es vernachlässigt, weil ich mich selbst so nicht wahrhaben wollte („the last pint“?). Aber der Mann neben mir, – er könnte es wirklich sein; und da wenig Fotos von ihm im Netz zu finden sind, gehört es hierher. Jedenfalls nicht in meine Zigarrenkiste.

Tommy Potts + JR (Foto:privat)

Tommy Potts RTE (Foto: RTE)

Ist es derselbe? (In dieser Schreibweise? Man sehe unten im Titel beider Arbeiten von „MOS“: Einmal Tommy, ein andermal Tommie, und er muss es wissen!) Vielleicht hat der Fiddler da gerade begonnen, die Haare nach vorn zu kämmen. Aber ältere Folk-Haudegen erinnern sich so an ihn:

Tommy Potts Kitchen Concerts Tony MacMahon (Foto: Kitchen Concerts Tony MacMahon)

Und so kennt ihn jeder, der Irish Folk liebt. Nämlich von dieser Schallplatte (1971):

Tommy Potts The Liffey Banks (Foto: Jeffrey Craig)

Damals im Pub war Tommy Potts nicht zum Spielen zu bewegen, er wurde respektiert und ließ die andern fiddeln und singen; er lachte nicht, sprach kaum, wirkte fast depressiv. Er war sehr freundlich zu mir, ich hoffte, dass er sich doch noch erweichen ließe. Irgendwann jedoch musste ich selber ran, bekam eine Geige in die Hand und spielte Bach, den dritten Satz aus der Solosonate a-moll, zwei- bis dreistimmig also, mit dem getupft angedeuteten Bassgang. Ich bilde mir ein, dass dies ausschlaggebend war für Tommy, nun auch zu spielen, und was dann kam, hatte ich am wenigsten erwartet. Er schüttelte es nicht aus dem Ärmel, er stampfte auch nicht dazu, wie andere, er wand und krümmte sich, sein Bogen kratzte zuweilen, verschluckte fast manche Motive, seine Arabesken quälten sich ans Licht, – und es war atemberaubend. Ein ganz außergewöhnlicher Musiker!

Die Melodie, die beim letzten Link oben („diese Schallplatte“) zu hören war, heißt „The Butterfly“; sie stammt von Tommy Potts selbst. Er wollte damit den schwankenden Flug eines Schmetterlings andeuten. Im Fiddle-Buch von Martin Keck steht die folgende Kurzfassung:

Irish Fiddle Butterfly +

Es ist die Version, die ich gern spiele, sooft ich gefragt werde, – ohne den leisesten Versuch, Tommy Pott zu imitieren. Ich hatte mich vor Jahren schon einmal mit seiner Kunst beschäftigt (der Blog ist abgestürzt, irreparabel), und gehe jetzt nochmals auf die Vorlage von damals zurück. Sie stammt aus einer Arbeit  von Michael O’Suilleabhain, dessen Transkription von „My Love is in America“ ich auf meine Art nochmal abgeschrieben habe, ebenso die Standard-Version. Ich empfehle, sie später mitzulesen, was nicht ganz leicht ist. Die Original-Aufnahme finde ich (außer auf der Schallplatte oder der CD „The Liffey Banks“) auf youtube, jedoch gekoppelt mit einer bescheuerten Film-Tanzszene, die nicht im geringsten dazu passt, man muss sie ignorieren. Kommen Sie nach dem Anklicken sofort zurück! HIER.

Kleine Anmerkung: Glauben Sie nicht, dass der Ton fis „unsauber“ gespielt ist. Hier gilt das gleiche wie am Ende des Norwegen-Artikels für die Hardingfele-Skalen.

Dies ist die Standard-Version (sie folgt am Ende der transkribierten Version noch einmal):

My Love America Standard

My Love America Potts notiert 1 My Love America Potts notiert 2 My Love America Potts notiert 3

Diese analytische Abschrift ist meine Version, sie wäre aber nicht möglich gewesen ohne die detaillierte Transkription von Michael O’Suilleabhain, deren erste Seite hier wiedergegeben sei:

My Love is in America Analyse kl Michael O’Suilleabhain in An Fhidil Ghaelach 1980

Interessant ist der Hinweis auf programmatische Elemente in Tommy Potts‘ Interpretationen: Beispiele aus der CD The Liffey Banks in den Tunes „The Butterfly“, „The Drunken Sailor“ und „The Fisherman’s Lilt“. Im vorliegenden Stück sind es rhythmische Besonderheiten, die mit dem Stichwort America zu tun haben. Zum einen die starke Synkopierung in den Takten 3, 75 und 107, die sich auch in der Tendenz zeigt, in den ersten Schlag des Taktes überzubinden, wie in den Takten 5, 9, 13, 29, 37 usw.; zum anderen ist der Gebrauch dessen, was in der Jazz-Terminologie als Riff bezeichnet wird. Das begegnet in den Takten 9/10 (Sitz der Triole), 17/18 (Bindung!), 42/43 und 81/82 (=Wiederholung der Takte 17/18). Ein Riff, so O’Suilleabhain, sei gekennzeichnet durch aufeinanderfolgende Repetitionen eines melodischen Fragmentes in unterschiedlich akzentuierten Gestalten.

Viele Jahre später hat  Michael O’Suilleabhain eine umfangreiche Arbeit über dieses Thema veröffentlicht, die glücklicherweise im Internet als pdf abrufbar ist. Darin findet man auch Zitate aus Gesprächen mit Tommy Potts, die einen interessanten Einblick in seine musikalische Vorstellungswelt geben:

Ó Súilleabháin, Mícheál. The Litany of the Saints: Musical Quotations and Influences in the Music of Tommie Potts. Inbhear, Volume 1, Issue 1. © Inbhear, Journal of Irish Music and Dance, 2010. www.inbhear.ie / abrufbar: HIER.

Eine interessante Einschätzung ist im Artikel „style and authenticity“ des großen Nachschlagewerks von Fintan Vallely zu finden:

Tommy Potts Lex

Quelle: The Companion to Irish Traditional Music edited by Fintan Vallely / Cork University Press 1999 / Seite 388

Und man kann „MOS“ auch in Aktion am Klavier erleben:

Lichteinfall aus Norden

Leuchtende Streifen 

Strimur Cover

Hardanger Hytta kl

Ich habe lange nach der Bedeutung des Wortes „Strimur“ gesucht; es könnte sich auf die Saiten beziehen, da die Hardingfele nicht nur Spielsaiten besitzt, sondern auch noch Resonanzsaiten: sie verlaufen unterhalb des Griffbretts und schwingen mit bei sympathetischen Tönen der Melodie oder der Harmonie.

Aber sicher war ich nicht. Denn dieses Wort kommt im englischen Text des Booklets gar nicht vor, nur in dem Motto, das allein dem norwegischen Text vorangestellt ist. Und damit hatte ich das Rätsel, das ich brauchte, um mich vom eigentlichen Rätsel der Töne und Motive abzulenken. Wie lange hatte ich nun keine Hardangerfiedel mehr gehört? Die Namen Gunnar Stubseid und Hallvard Bjørgum kamen mir in den Sinn, „mein“ zweites Kölner Geigenfestival, war es nicht 1984? Ausweichmanöver: ich dokumentiere das erste. Und sinniere weiter über den vertrackten Vers, recherchiere das Gedicht, den Dichter, die Dichterin, das Lied (!) und schreibe eine Mail, die letztlich bei Freunden in Norwegen landet…

Strimur Motto

Aus der Antwort: „Der von Dir angesprochene Text ist möglicherweise im Dialekt von Telemark verfasst, – oder in Neu-Norwegisch (was die alte Sprache sein sollte, die erst vor nicht allzu langer Zeit geschaffen wurde; sie sollte sich vom üblichen Riksmål, das dem Dänischen sehr ähnelt, abheben. Man lernt beide Sprachen in der Schule, aber Riksmål dominiert. Nynorsk wird nur in einigen Teilen, eher Westnorwegen gesprochen. Im Fernsehen kann aber beides benutzt werden. Der Vers ist aus einem Gedicht, das beschreibt, wie Menschen in Telemark zur Kirche gingen und die Gedanken fliegen ließen, während der Priester seine Predigt hielt. Der Fluss Vimur entspricht dem Styx, dem Todesfluss der altgriechischen Mythologie.“

Das Ergebnis:

Strimur Strophe Screenshot 2017-05-30 +  DANK an Günter, Lisbeth und Rolv!

Ein Abdruck des Gedichts (ohne Gewähr) HIER – dort 7. Strophe.

Die Melodie „So rodde dei fjordan“ (Geirr Tveitt), Notationsversuch JR nach spotify-Aufnahmen (ohne Gewähr).

Strimur Melodie

Damit sollen die Praeliminarien beendet sein. Eine letzte Reminiszenz: Das schon erwähnte zweite Kölner Geigenfestival „West-Östliche Violine“ 1984; ich habe inzwischen das Plakat wiedergefunden, darauf Gunnar Stubseid und Hallvard Bjørgum, bitte anklicken:

West-Östliche Violine 1984 ok

Ein paar historische Details zur Hardangerfiedel:

Hardanger kl MGG Autor: Bjørn Aksdal (MGG „Norwegen“, 267)

Ich weiche ungern in die Instrumentenkunde aus, nur weil ich zu wenig Gelegenheit oder keine zureichende Begabung habe, mal eben in die Praxis einzusteigen. Unmöglich. Ich kann es doch mit den Ohren schaffen! Es ist allerdings besser, die Spieler dabei zu sehen. Die Impulse sollen sich übertragen. Also stürze ich mich nicht sofort in die Hör-CD, – ich warte, bis ich eine Aufgabe sehe, an der ich mich abarbeiten kann -, das rezeptive Vergnügen wird nicht ausbleiben. Schließlich handelt es sich um Musik…

Schauen Sie im folgenden Fenster in die Ecke oben links, klicken Sie auf 1/38 und wandern Sie auf den Bildchen weiter bis Nr. 7 und wieder – klick. Anne Hytta spielt, deren Name auch (siehe ganz oben) auf unsrer CD „Strimur“ steht:

Diese Aufnahme entstand im September 2010. Wenn Sie den Film in einem anderen Fenster öffnen wollen, klicken Sie nicht aufs Bild, sondern HIER .

Interessant: den Takt zu erforschen. Das Fußklopfen müsste Hinweis genug sein. Aber wie, wenn es sich nun flexibel einem freieren Spiel anpasst? Versuchen Sie doch vor allem, eine Melodie zu erfassen, ein wiederkehrendes Motiv. Und versuchen Sie später einmal zum Spaß, eine andere Aufnahme mit dem gleichen Titel (dem bloßen Namen!) „Fjellmannjenta“ zu vergleichen: handelt es sich um ein vereinfachtes Arrangement, um ein ganz anderes Stück oder um eine bloße Namensverwechslung? HIER.

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Und zurück zu Anne Hytta. „Strimur“! Ich sage nicht, dass jeder diese CD erwerben, nach Hause tragen und täglich von Anfang bis Ende hören muss. Es könnte sein, dass sie das unvorbereitete Ohr nervt. Wer nie Bordun-Musik gehört hat, sardische Launeddas, irische Uillean Pipes, eine bulgarische Gajda, wer nicht gelernt hat, in dem unendlichen Tonstrom Einzelheiten zu unterscheiden, der wird Schwierigkeiten haben, diese Musik zu goutieren. In der Musik der Hardingfele gibt es zwar wechselnde Borduntöne, die leeren Saiten der Geige, die je nachdem oberhalb oder unterhalb der Tonfiguren mitgespielt werden (zudem wechselt die Einstimmung der Geigen, der leeren Saiten). Da sie „frei“ schwingen, sind sie natürlich auch klangstärker als die ornamentalen melodischen Bewegungen, die nicht durch Bogendruck hervorgehoben werden. Überhaupt gibt es wenig Lautstärkeunterschiede, keine Spannungsbögen; die glänzende, gleichmäßig, bewegte Klangfläche ist es, die das Ohr zum Eintauchen verlockt. Das erste Stück ist ideal, sich damit vertraut zu machen, zumal wenn Sie – wie ich – den Klang der Glocken lieben. Noch schöner die Vorstellung, dass die Glocken nacheinander rufen, die eine an Land, die andere auf dem Grunde eines Sees, das mythische Motiv von der versunkenen Glocke. Und wenn sie sich den sehnsüchtigen Ruf des Anfangs eingeprägt haben, sollten Sie von Tr. 1 direkt einmal zu Tr. 18 springen: wie dieses Motiv, dieser Lichtstrahl, die ganze Musik durchzieht. Noch einen anderen Wechsel würde ich regelrecht üben, den von Tr. 2 zu Tr. 16, bis Sie wahrnehmen, dass es sich um die gleiche Melodie handelt, die aber – in der unterschiedlichen Stimmung der beiden Violinen – einen ganz unterschiedlichen Charakter annimmt. Die „Lichtstreifen“ spielen gewissermaßen in den Saiten der beiden Hardangerfiedeln. Es sind vier Instrumente, die im Verlauf der CD zu hören sind, – schauen Sie oben auf das zweite Foto dieses Artikels. (Fotos: Ingvil Skeie Ljones.) Und man kann dort neben den Namen der Instrumentenbauer und den Entstehungsjahren auch die Stimmung der leeren Saiten (in Klammern!) studieren:

Strimur Stimmungen

Die Schönheit der reinen Intervalle und der „springenden“ Borduntöne. Dann die kleinteilige Periodik der Melodien, – bevor man das nicht liebevoll erfasst hat, muss man nicht weitergehen.

Ein sehr eigenartiges Phänomen begegnet uns am deutlichsten in Tr. 9, „Brurevise“, die nicht „reine“, aber „natürliche“ Intonation bestimmter Töne, die mich früher schon an arabische Viertelton-Abweichungen erinnert hat, – Abweichung von dem, was wir durch Gewöhnung als „normale“ Tonleiter empfinden, also Dur oder Moll in einer Temperierung, die durch unser Klavier erzwungen wird. Es handelt sich hier um die hohe, „lydische“ Quarte (nach Anfangsoktave der dritte Ton, sofort bei 0:02, aber mehrfach wiederkehrend). Sehr deutlich derselbe Ton in Tr. 11, wo aber daneben auch die höhere, „leittönige“ Variante vorkommt. Merkwürdigerweise verliert Anne Hytta darüber kein Wort im Booklettext, vielleicht weil es uferlos würde. Ich habe zum erstenmal gestaunt, als ich das Ensemble Chateau Neuf Spelemannslag aus Oslo kennenlernte (WDR Folkfestival Köln 1995) und eine einfache Choralmelodie kaum wiedererkannte („Nu er en dag fremilden“): ich weiß, dass Birger Gesthuisen damals die altnorwegische Intonation und Ornamentation mit dem Wissenschaftler Reidar Sevåg in einem Interview zum Thema gemacht hat, – auch er wusste diese Skalen nicht recht einzuordnen. (So jedenfalls meine vage Erinnerung: die Interview-Cassette könnte noch reaktiviert werden.) Demnach wurden in alter Zeit zuweilen sogar die von der Kirchenleitung verordneten teuren Orgeln wieder rausgeworfen, weil das Volk (oder die hochangesehenen Spielleute) sich nicht mit der begradigten Stimmung und Harmonisierung abfinden wollten. Kein Dur oder Moll, sondern etwas dazwischen, etwas, das die Wissenschaftler nicht benennen können; es lässt sich nicht von einem übergeordneten theoretischen System her erfassen.

Raidar Sevag

Die von Birger Gesthuisen in seinem Laber „feuer & Eis“ produzierte CD:

Chateau Neuf CD ListeChateau Neuf CD

Tr. 1-15 sind wo produziert? Im Rainbow Studio Oslo! Genau dort: 51 Jahre später die CD mit Anne Hytta.

Reidar Sevåg wusste die Skalen nicht recht einzuordnen? Weit gefehlt! Der Mann wusste bestens Bescheid, und ich hätte auch mehr wissen können, da ich seit 1982 seine Arbeit „Geige und Geigenmusik in Norwegen“ besaß. (Die Geige in der Europäischen Volksmusik, Walter Deutsch und Gerlinde Heid, St.Pölten 1971/ Wien 1975 Seite 89ff). Und da stehen schon mal die wichtigsten Fakten drin, z.B. zum Rhythmus:

Ein Hauptunterschied innerhalb der asymmetrischen Aufführungspraxis liegt darin, dass man in gewissen Gebieten (z.B. Telemark) den dritten Taktteil sehr deutlich abkürzt, während in anderen gebieten (Hallingdal, Valdres, Gudbrandsdal, Österdal) eine ähnlich Abkürzung beim ersten Taktteil vorgenommen wird. (…) Es handelt sich selten um einen kurzen und zwei gleich lange Taktteile. Außerdem kann man auch Gebiete finden (z.B. Gudbrandsdal), wo sich der Rhythmus von einem Tal zum anderen innerhalb des gleichen Tanzes verschieden ausprägt.

Ein toller Hinweis, auch wenn man an die polnische Mazurka denkt. Aber jetzt kommt’s:

Abschließend einige Worte über die schwebenden oder neutralen Intervalle, die – trotz eines ständigen Modernisierungsprozesses – noch im lebendigen Geigenspiel reichlich vertreten sind. Viele der Merkwürdigkeiten in den Tonarten unserer Volksmusik – die der Forscher allzu oft zu unfruchtbaren Tonartanalysen verführt haben – lassen sich zweifellos auf ein altes Intervallgefühl oder auf dessen nur teilweise durchgeführte Normalisierung zurückführen. Die alte Gesetzmäßigkeit, die heute nur auf Umwegen festgestellt werden kann, ist meines Erachtens grundsätzlich durch die konsequente Ablehnung des Halbtonschrittes zu charakterisieren. Daraus ergibt sich, daß die alte norwegische Volksmusik sich in keine der bekannten europäischen Modi einfügen läßt. Die Tonleitern bestanden aus unbestimmten Ganz- und Dreivierteltönen. Diese Intervalle konnten innerhalb des Rahmens von reinen Quinten und Quarten in vielerlei Kombinationen auftreten, wodurch die Tonart eine Dur- oder Moll-artige Prägung erhielt, oft abwechselnd innerhalb der gleichen Melodie.

Da es so schwierig ist, einen Spielmann oder einen Sänger zu finden, dessen Spiel und Gesang in den alten musikalischen Gesetzen verankert ist, hat man auch im Zeitalter des Tonbandes und der akustischen Analysegeräte lange auf eine Aufklärung des Phänomens warten müssen. Einer früheren Erkenntnis dieser Erscheinungen war wohl der Glaube an festgefügte Tonleitern und das dazugehörige Mißtrauen gegenüber der Variabilität als System und ästhetischem Ausdrucksmittel hinderlich.

Soweit Reidar Sevåg 1971. Ich hätte ihn kennenlernen können, spätestens durch Birger Gesthuisen in den 90ern, und dann müssen doch weitere 20 Jahre vergehen, ehe ich diesen Abschluss seiner Arbeit von 1971 richtig verstehe. Erst im vergangenen Jahr ist er gestorben. (Der 30 Jahre jüngere Birger Gesthuisen schon 2015.)

So kann einen der Beruf mit wachsenden Belastungen zwingen, die Themen zu verfehlen, mit denen man sich eigentlich beruflich beschäftigte! Und dann flattert, nein, segelt einem nach Jahrzehnten eine CD ins Haus, die zeigt, wie die Dinge weiterleben. Eine junge Geigerin hat die alten Spielleute intensiv studiert und verfügt über das herausragende Talent, den Funken wieder überspringen zu lassen. Was sage ich: Funken? Solreyk i strimur.

Ich muss zurück zur Gesthuisen-CD, zu dem Choral, über dessen Interpretation wir damals diskutiert hatten, Tr. 14 „Nu er en dag fremliden“; ihm liegt der in dänische Gesangbücher übertragene evangelische Choral zugrunde, der 1572 in Erfurt entstanden ist, Text von Ludwig Helmbold (1532-1598): „Von Gott will ich nicht lassen“ (in Gedanken verwechsle ich die Melodie gern mit „Wer nur den lieben Gott lässt walten“), dies aber ist das Original:

Von Gott will ich nicht lassen gr EKG 213

Nu er en dag fremliden deutsch

Um wirklich nachempfinden zu lassen, was in der norwegischen Volksmusik daraus geworden ist, habe ich heute gelernt, den CD-Track in eine hier abspielbare mp3-Musik umzuwandeln, auch schneiden gelernt, so dass ich die sehr expressiven Saxophone weglassen konnte, um (über dräuendem Untergrund) nur die Gesangsstimme und die Geige zu behalten. Beachten Sie die wunderbaren Intervall- und Farbwechsel der Melodie! Eline Monrad Vistven singt so, wie sie es von zwei älteren Damen gelernt hat: Gudlaug und Malmfrid Leirdal. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr mich das schon damals ergriffen hat und jetzt wieder. Es soll weiterwirken! Zum Andenken an den wunderbaren Journalisten, WDR-Mitarbeiter und musikethnologischen Enthusiasten Birger Gesthuisen.

Inzwischen kam Nachricht von Anne Hytta:

„Strimur“ ist ein Dialektwort meiner Heimatregion Telemark, es ist die Pluralform des Wortes „strime“, das ebenfalls im Englischen vorkommt (wenn auch selten). Lichtstreifen ist eine gute deutsche Übersetzung, denke ich. Es ist ein Wort, das für mich eng verbunden ist, wie ich den Klang der Hardangerfiedel wahrnehme, ein Klang, der mich schon als Kind fesselte. Das Gedicht, aus dem das Zitat stammt, gibt es nicht in englischer Übersetzung, es ist auch sehr schwer zu übersetzen. Die oben zitierte Übersetzung ist nicht ganz korrekt, denn mit dem Wort „vimur“ (ebenfalls Telemark-Dialekt: Pluralform von „vime“) ist nicht „Fluss“ gemeint, sondern eher ein Gemütszustand, wenn man in die eigenen Gedanken versunken ist, es könnte sogar eine Art von Trance sein.

Der Vers beschreibt also, wie die in der Kirche versammelte Gemeinde in diesem Gemütszustand zum Gebet niederkniet, die Sonne alle einhüllt wie Rauch, streifen- oder strahlenförmig: wenn das Sonnenlicht durch ein Fenster fällt, macht es Staubpartikel in der Luft sichtbar, was wie Rauch aussieht. Ich bin kein Kirchgänger, aber der Vers gibt ein wunderbares Bild, und der Klang der Worte ist wie reine Musik.

Mir gefällt die Vielfalt der Deutungen und Bilder, die sich eingestellt hat (auch die Erwähnung des Styx, der wiederum den Lethe-Trunk des Vergessens assoziiert, – der aboluten Trance nicht fern). Die folgenden Beispiele mit freundlicher Erlaubnis (die technische Qualität ist gegenüber der Original-CD reduziert):

Tr. 1 „Thomasklokkene“ – man hört ein Paar von Kirchenglocken, die voneinander getrennt sind: die eine ist auf den Grund eines Sees gesunken, die andere ruft vom Land aus, und das Echo kommt aus der Tiefe. Die Stimmung des Instrumentes entspricht der Harmonie der Glocken.

Der melodische Ruf, mit dem die CD beginnt, scheint am Ende in tieferer Lage wiederzukehren. Aber es steckt eine alte Legende hinter diesem abschließenden Zyklus „Kivlemoyane“: Sie erzählt von drei Schwestern, die exkommuniziert und in Steinsäulen verwandelt wurden, weil sie mit ihren hölzernen Blasinstrumenten Kirchgänger aus der Kirche gelockt haben sollen. Ich glaube, in der Hardingfele leben diese Klänge ewig weiter. Selbst wenn die Spielerin kaum noch die Kirche betritt, – es sei denn, um den Widerhall der Klänge hervorzulocken.

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Mehr über den Hintergrund der „Strimur“-Produktion: HIER.