Was ist Volksmusik? Was war sie?
Schlagwort-Archive: Werner Fuhr
Zeitsprung
Henning Venske
Kennengelernt haben wir uns vor über 40 Jahren. Jedenfalls bin ich sicher, dass er die Matinee mit der Gruppe Moin moderiert hat, 1976, (siehe hier). Für mich war es, glaube ich, das erste Konzert in der Reihe, für das ich nun allein verantwortlich war, bis dahin war ich freier Mitarbeiter des WDR gewesen, „fester Freier“, jetzt festangestellt. Venske begann mit der Erläuterung des an der Nordsee allgegenwärtigen Friesengrußes „Moin“, lakonisch kurz und lustig. Seine Moderationen waren pointiert, unorthodox, unvergesslich. Die Ansage zu einem Heiduckenlied begann er folgendermaßen: „Heidschnucken heißen die schmucken Schafe in der Lüneburger Heide, sehr schmackhaft. Heiducken jedoch die Kämpfer in der ungarischen Puszta, sehr mannhaft“. Es war selten voraussagbar, wie er die Informationen verpackte, die er unglaublich schnell aufnahm und mit einem Schuss jugendlichen Übermuts, ja, Mutwillens versah; er brachte einen neuen Ton in die Musikpräsentation. Witzig, aber nie flapsig. Wir wussten, dass er auch gerne für uns arbeitete, aber als ich es jetzt schwarz auf weiß las, nachdem ich ihn lange aus den Augen verloren hatte, war ich doch sehr gerührt. Ich muss den Text hier wiedergeben, stolz und dankbar.
Es ist keine Retourkutsche, wenn ich hinzufüge, dass die Lektüre dieses Buches für mich von A bis Z ein großes Vergnügen ist, auch wenn von mir überhaupt nicht mehr die Rede ist (ja, natürlich nicht). Ein faszinierendes Leben „aus erster Hand“!
Konkreteres HIER. (Nebenbei: Dieser Hinweis bringt mir keinen persönlichen Gewinn, war mir allerdings auch wieder ein Vergnügen.)
Venske in Wikipedia HIER.
April 2024. Heute in der Tageszeitung: er ist 85 geworden. Ich staune über die Website, die ich bisher nicht kannte: venske.de (hier).
Heute neu: FOLKER
In eigener Sache
Magazin FOLKER Heft 108 6/2015
In demselben Heft:
Letzter Satz vervollständigt: … Er war zudem regelmäßiger Gast beim TFF Rudolstadt und darüber hinaus am EBU Euroradio Folk Festival und dem Weltmusikpreis Creole beteiligt.
Und nun? Wohin geht der WDR?
Nachtrag 24. Januar 2016
Noch funktioniert der Link, es erscheint folgendes Bild:
Und selbst die pdf-Links funktionieren noch. Aber nach aktuellen Programmen mit diesen oder ähnlichen Inhalten sucht man vergebens. Man forsche nur nach – „Weltmusik“ oder „Musikkulturen“ – lauter Ergebnisse aus den Vorjahren. Und schaut man sich ein ausführliche Darstellung der Hörfunkprogramme im Januar 2016 an – etwa in der Zeitschrift HörZu -, so wird man keine einzige Sendung mit Musik anderer Kulturen finden. Weder in WDR 3 noch in in irgendeinem anderen Sender. Es ist wie auf Verabredung: nach dem Jahr der großen Fluchtbewegungen aus dem Osten schotten wir unsere Sender ab! KEINE MUSIK MEHR, die nicht unter Klassik (West) oder Jazz (World) zu subsumieren ist. Natürlich: Pop die Skala rauf und runter, und dazu gehört auch Funkhaus Europa, das noch eine Weile als Feigenblatt dienen wird. Reicht es wirklich, um die Blöße zu bedecken? Oder gar als Angebot einer farbenfrohen Kleidung?
SHAH KOKOJAN
Afghanische Volksmusik
Diese Arbeit ist Dr. Werner Fuhr gewidmet, dem langjährigen Mitarbeiter und Freund in der Redaktion Musikkulturen des WDR Köln. Am 22. September 2015 nimmt er Abschied von seiner Arbeitsstätte, und er hat mich bei dieser Gelegenheit sozusagen noch einmal auf die Reise geschickt, die ich vor 41 Jahren für den WDR unternommen habe: indem er einen Sendetermin am 13. Oktober anberaumte – WDR 3 Open Soundworld Hindukusch mit Bernhard Hanneken – und mir nach der Vor-Produktion am 5. August das neue Buch von Maximilian Hendler überreichte, das mich nun nachhaltig beschäftigt.
Vorläufige Notenskizze (© Jan Reichow) nach einer WDR-Aufnahme mit Mohammad Omar, Rubab-Laute; Ghol Alam, Dhol-Trommel. 2. April 1974 Kabul Konzertsaal Radio Afghanistan
Siehe auch WDR 3 Soundworld Hindukusch 13. Oktober 2015 HIER
Wenn man die CD schon besitzt (Achtung: ich habe keinerlei Vorteil davon!), ist es reizvoll, die gleiche, aber viel üppiger ornamentierte Melodie auf Tr.16 zu vergleichen; Interpreten sind dort: Abdul Djabbar, Tula-Flöte, und Malang Nadjrabi, Zerbaghali-Trommel. Man vergesse nicht, dass es uns auch um die Verinnerlichung des Rhythmus geht, und damit um dasselbe Phänomen, das in diesem Blog immer wieder unter den Namen Maximilian Hendler oder Thrasybulos Georgiades (Musik und Rhythmus bei den Griechen) angesprochen wird.
Fotos: Jan Reichow 1974 – Aufnahmesituation im Saal Radio Afghanistan
Die zuletzt genannten Interpreten hört man übrigens auch beim nachfolgenden Youtube-Afghanistan-Memorial. (Ich habe noch nicht gecheckt, ob es sich um dieselbe Aufnahme handelt… werde es später nachtragen, – aber nicht monieren. / / / Oh doch, ich moniere: die Tonqualität ist miserabel, brutal eingeblendet, oft übersteuert und hässlich ausgeblendet, aber ansonsten Phrase für Phrase dieselbe Aufnahme, die im Original wunderschön ist. )
Die Tula-Version der Afghanistan CD (Tr.16) in einer sehr vereinfachten Skizze (siehe Erläuterung der Defizite weiter unten):
…die Skizze bricht hier ab, würde in voller Länge 32 Zeilen umfassen. Die absolute Tonhöhe (original: notiert e“ = klingend cis“) ist der Rubab-Notation (siehe ganz oben) angepasst, ebenso die Bezeichnung der Melodie-Abschnitte A, B und C. Besonders vermerkt sei die Variante C‘, die in der Zeile 9 zum ersten Mal auftaucht. Eine Vorstellung des formalen Ablaufes der Wiederholungen soll die folgende Reihe vermitteln:
Zeile 1 C / 2 C / 3 C / 4 A / 5 B / 6 B / 7 C / 8 C / 9 C‘ / 10 C / 11 C / 12 A / 13 B / 14 B / 15 C / 16 C / 17 C‘ / 18 C / 19 C / 20 A / 21 B / 22 B / 23 C / 24 C / 25 C‘ / 26 C‘ / 27 C / 28 C / 29 C / 30 C / 31 C‘ / 32 C //
Die Zählfolgen der Zerbaghali-Trommel sind völlig schematisch wiedergegeben, um die Zuordnung der Melodie übersichtlicher zu machen. Die Melodie ist ebenfalls schematisch aufgezeichnet, denn fast jeder Ton ist mit Triller versehen, auch viele Tonverbindungen sind durchornamentiert. Ab 23 Beschleunigung, ab 28 noch mehr, die roten Schrägstriche nach 6 B, 14 B und 22 B bedeuten einen winzigen rhythmischen „Break“. Letztlich ist diese Skizze nur eine Hörhilfe, die in etwa einschätzen lässt, was sich wirklich (?) abspielt.
(Fortsetzung folgt, betr. insbesondere rhythmische Unwägbarkeiten)