Archiv der Kategorie: Naturwissenschaft

Stimmung! Raum! Klang!

Das Hören selbst hören

Ich komme zurück auf die CD „Discovery of Passion“ und nehme den schon besprochenen Track 9 als Beispiel. „Hor che’l ciel e la terra“, ein Monteverdi-Madrigal, im Original für 6 Stimmen, – schwer zu akzeptieren, dass statt des  emotionalen Ineinandergreifens der menschlichen Stimmen eine flinke Blockflöte mit ihren Läufen über dem ruhigen Continuo brilliert. Hat sie noch mit dem Ausdruck des Textes zu tun? Wohl nicht, Erinnerung an das vokale Vorbild wirkt eher störend, der Augenblick gilt, der ungeschützt herausragende hohe Ton, die lerchenhaften Kapriolen, das rhythmische Beben des Atems. Und das alte Vorurteil, die Flöte stimmt nicht ganz, hier und da, es sind nur Einzeltöne, sie sind offenbar so gewollt oder wenigstens akzeptiert, und ich bin im Zweifel, ob es nicht nur mein Ohr ist, das sie anders erwartet. Unzulässigerweise. Wie kann ich herausfinden, was objektiv gilt. Cello und Cembalo beginnen, der harmonische Rahmen ist eindeutig, und wenn die Flöte dazukommt, scheint der erste hohe Ton zu tief, und erst in der Folge fügt sich alles harmonisch zusammen, auch wenn die Flöte zurückkehrt zum Ausgangston und sogar darüber hinausgeht. Die Modulationen, – alles wunderschön, bis zur Kadenz bei 1:08. Man badet in den Klängen. Die darauffolgenden Tupfer (ich denke an den Text: „veglio, penso, ardo, piango!“) sehr fein artikuliert, in der Tonlänge kalkuliert, bei 2:14 denke ich wieder an den Text („e chi mi sface“ ) und fühle den Schmerz im Beben der Vierergruppen – und dann kommt der Halt bei 2:49, die hohe Terz des darunterliegenden Akkordes, was ist damit? … sie steht im Raum und ist tief… 2:52 darf ich das fühlen und monieren? Oder mich an die kleinen Tücken der Physik erinnern, die auch wieder zu den Ausdrucksmitteln der Musik gehören?

Wie oft haben wir uns im WDR darüber ereifert, wenn ein Kollege, der die „Aufführungspraxis“ hasste, seine englischen Lieblingsfeinde verbal abstrafte („da stimmt kein Ton!“), und ich vermutete, das ihn die Abwesenheit des Vibratos irreführte: vielmehr, er kennt gutes Geigenspiel nur mit starkem Vibrato, er hat sich an die Schärfung des Tones, die sich aus dem Vibratoausschlag ergibt, derart gewöhnt, dass er den bloßen Ton, den vibratofreien, als unrein empfindet. Allerdings: wenn man das formuliert, wird der andere es mit Empörung zurückweisen, denn sein Ohr ist ihm heilig und unfehlbar wie der Papst.

Ich will an dieser Stelle keineswegs eine Kritik der CD festmachen, die mir ein riesiges Vergnügen bereitet hat. In diesem Artikel ist sie mir jedoch auch Anlass, einem schwierigen Thema der alten Musik, der Kammermusik, gerade der aus Streichern und Bläsern zusammengesetzten Ensemblemusik nachzugehen: es sind ja schon Leute darüber verzweifelt. Streicher stimmen permanent nach, vergleichen die C-Saite des Cellos mit der E-Saite der Geige, verabreden, dass die unterste Quint etwas enger eingestimmt wird. Und wenn ein Klavier mitwirkt, diskutiert man anders als wenn ein Cembalo dabei ist, das einer bevorzugten barocken Stimmung angepasst ist. Intonation ist keine Privatsache, und wer sich auf entsprechende Lehrgänge einlässt, wird reich beschenkt. Ich würde behaupten: das hat zwar mit Physik zu tun, aber man wird auch musikalischer. Als Orientierung über die Vielfalt der Thematik geben ich die Inhaltsübersichten der beiden Hefte, die mir zur Verfügung stehen, beide im Verlag Bärenreiter:

Hemann 1981 Geller 1997

Am E-dur-Dreiklang in der Kreutzer-Etüde Nr. 9 übe ich, den Weg zum obersten Flageolet-Ton zu kontrollieren; damit man nicht zu hoch ankommt. In der letzten Sechzehntelgruppe wahlweise  auch schon mit Flageolets auf e und h, überhaupt dort in der 7. Lage verweilen (+ Sprung) und einfach – spielen.

Der entscheidende Punkt (wie immer): man muss sich motivieren. Ein Beispiel in eigener Sache: der Anblick von Tonleitern ödet mich an, aber die folgende Seite aus Hemann hatte von vornherein mehrere Sympathiepunkte: sie bestätigten die Urstudien von Flesch, die Schradieck-Übungen, die mir seit Jahrzehnten vertraut sind, und in der Anmerkung das Problem mit den höchsten Flageolettönen. Das zieht mich an, und ich bleibe „am Ball“ bzw. im Spiel. Grete Wehmeyers Wort von der „Kerkerhaft am Klavier“ – um es im Stil eines ehemaligen Vorgesetzten zu benennen – ist nicht „zielführend“.

Kann man Intonation heute auch online trainieren?

https://de.wikipedia.org/wiki/Streckung_(Musik) hier

Intonation und historische Stimmungen (Andreas Puhani):

https://musikanalyse.net/tutorials/stimmungen/ hier

BEETHOVEN IX. (Thema Raum)

Die beiden Beethovenaufführungen sind nur dank eines Zufalls in diesen Artikel gelangt: die Genfer Aufführung hat mich als erste durch den Raumeindruck fasziniert, mir schien, dass die Stimmen des Orchesters besser denn je aus dem Gesamttext herauszulesen waren. Ich wollte eigentlich die Sinfonie gar nicht als Ganzes hören und stieg beim langsamen Satz eine, konnte dann aber beim Übergang zum Chor-Finale, das ich früher immer etwas gefürchtet habe, nicht aufhören. Der „Rest“ war gewaltig, ekstatisch, der Bass ein glaubwürdiger Redner und Rufer, der Chor keine geballte Masse an der Grenze zur Hysterie, man war nicht das ferne Publikum, sondern in den Raum mit einbezogen, angesogen, eine riesige Zahl von Sympathisanten und Empathisten, „Millionen“ in der Tat, wie es in Musik und Text behauptet wird.

Weiterhin (immerhin noch bis 1.1.22 abrufbar?):

GENF https://www.arte.tv/de/videos/097958-000-A/ludwig-van-beethoven-die-neunte/ ab 2:12 hier

Vorbei (nur bis 30. Dezember verfügbar – warum? ein Weihnachtswerk?)

WIEN https://www.arte.tv/de/videos/094540-001-A/beethoven-symphonie-nr-9/ ab 3:00 hier

Novemberabend

Krüdersheide

Fotos JR

Es mag noch so dunkel drohen, die Welt da draußen ist schön. Und drinnen auch.

Kontrastthema zuhaus

Erinnerung an dies und das.

Zufällig gerade heute noch an folgendes HIER (noch 6 Tage)

Und dieses gab es damals dazu noch zu lesen DW hier.

Vor kurzem erlebten wir eine Energie-Diskussion bei Markus Lanz, die eine Überprüfung verdient: hier (bis 4.11.2022 abrufbar). Wird der hochgeschätzte Harald Lesch dem Atom-Befürworter Thelen widersprechen?

Harald Lesch, Wissenschaftsjournalist
Er skizziert die Dimension der Klimakrise und deren weitreichenden Auswirkungen für die Erde und die Menschheit. „Wir können mit der Natur nicht verhandeln“, mahnt er.

Frank Thelen, Unternehmer
„Uns fehlt der Mut, wirklich neu zu denken“, sagt der Investor mit Blick auf die Herausforderungen der Energiewende. Er erläutert seine Zukunftsvision.

Ein Gang durch die Botanik

Sonntagsvergnügen

  Anfang an Wellensittich-Voliere

Whatsapp senden

Alles zum Staunen. An Tieren sonst nur Insekten und freifliegende Vögel.

Alle Fotos: Lumix E.Reichow  

Der große Ausblick und die Kleinigkeiten. Ordnung und Unordnung.

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Am Abend mehr über Farbensehen im Fernsehen bei Terra X mit Dirk Steffens HIER

Zeigt er uns hier die Farbe Blau, Lila oder – Purpur?

Über Schnecken, die Farbexplosionen auslösen, Vögel, die Feuer legen, Eisflächen, die singen, und Holzstämme, denen plötzlich scheinbar Haare wachsen.

À propos „Eisflächen, die singen“ – die Filmmusik, die den Naturphänomenen ansonsten hinzugefügt wird, ist grauenhaft, dem phantastischen Thema völlig unangemessen.

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Nach dem Botanischen Garten das obligate Mittagessen in der Heidberger Mühle nicht zu vergessen, einer der besten Punkte zwischen Solingen-Wald und Haan. Siehe Fotos und Infos oben im Link. Unten der Blick von der Terrasse, am 1.8. im Foto festgehalten von E.Reichow, – eine eigenartige Stimmung, der Karpfenteich steht noch entleert, die angrenzende Itter hatte neulich in ihrem Bett getobt, wie alle Bäche und Flüsse in der Region Solingen (und anderswo). Siehe auch hier.

Denken Tiere?

Was sie für uns bedeuten (und für sich selbst)

Noch nie habe ich einer Nachtigall so lange beim Singen zuschauen dürfen… Ich wüsste gern, was der Gesang für das Tier bedeutet und denke seltsamerweise einen Satz von Ludwig Wittgenstein: Wenn ein Löwe sprechen könnte, würden wir ihn nicht verstehen. Auch an Thomas Nagels Essay: „Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?“ Dann versuche ich, diesen Gesang zu lesen wie vor 66 Jahren in Bielefeld, als er aus dem weitläufigen Gebüsch oberhalb unseres Gartens nächtelang und oft sogar am Tage zu hören war. Auch Fledermäuse gab es da. Aber keinen Löwen, mit dem ich ein ernstes Wort hätte sprechen können.

1994 2005 / s.a. Perlentaucher hier Der Geist der Tiere: Inhalt

Aus der Einführung der Herausgeber Dominik Perler und Markus Wild:

Zu Julian Nida-Rümelin (in Aktion) hier

Zur Schimpansin Sarah und Spracherwerb bei Affen hier und hier

auch als BUCH hier

Im folgenden Video bei 32:50 ein gut informierter Moderator, Yves Bossart, im Gespräch mit Hans-Johann Glock:

Das ist ein interessanter Fall. Vögel, die schneiden, was so die syntaktischen Fähigkeiten angeht, also die Fähigkeit, Elemente zu kombinieren, sehr gut ab. Aber ich glaube nicht, dass es Hinweise darauf gibt, dass sie dadurch auch unterschiedliche Sachverhalte ausdrücken. Sie annoncieren wiederum ihre Identität oder sie locken z.B. Geschlechtspartner an, aber es ist nicht so, dass sie einander dadurch Informationen über das vermitteln, was vorgeht, mit der Ausnahme von bestimmten Warnrufen z.B., da kann man das feststellen – (Verweis des Moderators auf Erdmännchen: unterschiedliche Warnrufe für unterschiedliche Feinde, die kommen; wo also ein Sachverhalt kommuniziert wird) – das ist völlig richtig, das hat man z.B. hier in Zürich bei Erdmännchen [siehe im Blog hier] nachgewiesen, aber schon früher wusste man das von grünen Meerkatzen, also es gibt einen Warnruf für Leoparden, einen für Adler, einen dritten für Schlangen, und nicht nur produzieren die Meerkatzen diese Warnrufe, sozusagen mit der Absicht, andere zu warnen, die anderen reagieren dann auf die Warnrufe gemäß der Situation. Die Warnrufe beziehen sich auf eine bestimmte Situation, „Leopard naht sich“, sondern auch die Empfänger des Signals reagieren auf bestimmte Weise, z.B. bei Leoparden steigen sie auf einen Baum, bei Adlern verstecken sie sich in einem Busch, bei Schlangen richten sie sich auf und schauen im Gras, wo die Schlange ist. (Moderator: Und die Möglichkeit der Täuschung gibts dann noch…). 34:37

Wer ist Hans-Johann Glock? Siehe Wikipedia hier. Video bei 56:56 Wenn Sie ein Tier sein könnten, welches? Delphin!

Die Klugheit der Schweine

abrufbar HIER bis 2026

CORONA verstehen

Ein neues Vorwort zur Warnung

Ich war hochgemut gestimmt, als ich diesen Artikel entwarf und sozusagen die Lektüre noch als Aufgabe für mich selbst betrachtete, ohne schon alles gelesen zu haben, was ich da empfahl. Inzwischen hat sich vieles verändert, ich bin zwischendurch völlig ausgestiegen, das Verlangen nach einer sorgfältigen Überarbeitung wurde immer stärker, der Eindruck, dass der Fachjargon doch wohl so nicht zumutbar sei. Ich müsste eine andere Reihenfolge der Themen versuchen, eine Umgestaltung, allerhand eigene Kommentare einfügen usw. – aber es ist klar, dass ich das nicht leisten kann. Ich will so bald wie möglich zur Musik oder anderen mir näherliegenden Themen zurückkehren und nicht zu einem Hobby-Epidemiologen mutieren. Meine Sorge um das Interesse der Gutwilligen gebot mir vorzuschlagen, nur das zu lesen, was mir am ehesten eingeleuchtet hat, es folgt auf die Überschrift:

PLURV-Prinzip

Alles lesenswert! (Aber auch schon bekannt.) Oder ich nehme folgenden Abschnitt (Linkeinfügung von mir):

Jetzt kommt also ein Virus, das trifft auf eine Population, wo es einen leichten Immun-escape bewerkstelligen kann. Jetzt denken wir uns mal: Da waren vorher 50 Prozent de facto immun, davon 30 Prozent richtig knallhart immun und 20 Prozent grenz-immun gegen das bis dato zirkulierende Virus. Grenzimmun heißt in meiner Vorstellung: Die können sich noch infizieren, aber die werden nicht mehr so schwer krank, weil das Virus schon ganz schön gebremst wird, sobald es eine Infektion setzt. Im Hals muss es schon wieder aufhören, weil die Antikörper das schon wieder abbremsen. Das ist also alles noch nicht T-Zell-Immunität. Jetzt kommt ein Virus, das zeigt einen leichten Escape. Und plötzlich sind diese 20 Prozent Grenzimmunen nicht mehr ausreichend immun. Die können sich wieder richtig infizieren. Außerdem noch die 50 Prozent in der Bevölkerung, die noch keinen Kontakt hatten. Und jetzt haben wir wieder offene Türen für eine rasende nächste, zweite Welle.

Und dann schimmert bereits ein Unbehagen an der volksnahen Ausdrucksweise durch:

So muss man sich das vielleicht grob und hemdsärmelig vorstellen, was in Manaus wahrscheinlich passiert ist, was man in Südafrika erlebt hat, jetzt über den späten Herbst und die Wintermonate mit der 1351-Mutante.

Zitat Drosten. Am Ende driftet das Gespräch für meine Begriffe sogar etwas ins unfreiwillig Komische ab, wenn Frau Schulmann sagt:

Über verschiedene Strategien im Umgang mit der Pandemie spricht auch die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim mit meinem NDR Kollegen Norbert Grundei, im Podcast „Die Idee“. Mai Thi ist YouTuberin und hat mehr als eine Million Abonnentinnen und Abonnenten auf ihrem Funk-Kanal maiLab. Ich habe gesehen, Herr Drosten, dass Sie ihr bei Twitter gratuliert hatten, als sie zur Journalistin des Jahres 2020 gekürt wurde. Kennen Sie sie auch persönlich?

usw.

(JR) Ich neige selbst zu größter Bewunderung einiger Wissenschaftsjournalist*innen, deren Artikel ich in den großen Zeitungen lese. Auch zur Bewunderung derer, die imstande sind, Kritiken solcher Artikel zu schreiben, aber ich habe keine Lust oder Begabung, diese kritischen Behandlungen selbst vorzunehmen. Ich würde sie im vorliegenden Fall, da ich die Kompetenz des Wissenschaftlers Christian Drosten keinen Moment bezweifle, auch nur auf die fachlich vorgeprägte Sprache und die  journalistische Darstellung insgesamt beziehen. Vielleicht ein andermal, – aber jetzt ist mir das Thema zu ernst, um mich weiter daran zu üben. Vielleicht füge ich an dieser Stelle hier ein, was mir in Zukunft noch Lesens- und Lernenswertes zur Pandemie begegnet. Ich werde auch die ganze NDR-Veröffentlichung noch gründlicher studieren. Aber im Moment verabschiede ich mich aus diesem Blog-Artikel. (Sonntag, 11.04.2021, 10 Uhr)

 *     *     *     *     *

Die Lage im April (begonnen am 9.4.2021, 10 Uhr JR)

Es ist keine Kleinigkeit, sondern ein Jahrhundertereignis, das ALLE und zugleich jeden persönlich angeht. Man verlangt also von sich selbst durchaus nicht zuviel, wenn man MEHR oder potentiell sogar ALLES Wesentliche darüber wissen will. Warum soll man die Corona-Situation nicht so ernst nehmen, dass man die Veränderungen der aktuellen Lage nicht nur fürchtet, sondern auch die Art der neuen Bedrohung ganz genau zu verstehen sucht? Mich hat der NMZ-Newsletter daran erinnert:

Wir hoffen sehr, dass wieder mal etwas für Sie dabei ist. Unsere Themen kreisen ja wie in einem Magazin kreuz und quer durch das Musikleben. Was Sie sicher hier nicht bekommen: Mathematische, epidemiologische, virologische und statistische Berechnungen in Sachen Bewältigung der Corona-Pandemie. Da werden Sie ganz sicher an anderer Stelle fündig. Aber gerade deswegen liegt es mir am Herzen, auf den letzten Podcast mit Christian Drosten im NDR hinzuweisen. Denn dort streifen Sie am Rande viele wichtigen Fragen zum Thema. Das machen die Moderatorin und der Experte in Folge 81 mit so viel Sachlichkeit und Fachkenntnis, die man sich in derlei Diskussionen sonstwo nur wünschen kann. Das ist kein Showlaufen. 

Dank also an die NMZ, die Neue musikzeitung www.nmz.de !

Die NDR-Wissenschaftsredakteurin Beke Schulmann spricht mit Christian Drosten, dem Leiter der Virologie an der Charité Berlin: unter anderem über den Umgang mit der dritten Welle, die laufenden Modellprojekte und die Frage, wie sich ein einfacher Schnupfen auf eine Infektion mit dem Coronavirus auswirken kann.

HIER

Das Interview mit Christian Drosten beginnt mit einer der vorangestellten Übersicht der behandelten Themen, in deren Behandlung man dann direkt per Klick springen kann.

Stattdessen findet man im folgenden auch den Fließtext als Ganzes:

Coronavirus-Update: Die Lage ist ernst

Hier

Nur ein kleiner Hinweis vorweg (JR) / wach bleiben! Ich bin gleich bei der zweiten Antwort des Virologen über einen Satz gestolpert, den ich kurz auflösen will:

Drosten: Wir wissen relativ gut, dass die aktuellen Impfstoffe eine Immunität hervorrufen gegen die die südafrikanische und die brasilianische Mutante einen Escape zeigen. Das heißt in Neutralisationstests im Labor, wo wir Antikörper mit Virus zusammenbringen und dann sehen, dass die Virusinfektion ein bisschen schlechter abläuft.

Es fehlt schlicht ein Komma vor gegen die die , und gleich danach weiß ich nicht unbedingt, was ein Escape ist. Ich ahne es nur:

Als Immunevasion (von lateinisch evadere „entkommen, entrinnen“, englisch immune evasion oder immune escape) bezeichnet man einen Vorgang, bei dem Pathogene mithilfe von Mutation oder spezifischen Mechanismen einer Erkennung oder Abwehr durch das Immunsystem entgehen.

Das Zitat stammt aus Wikipedia. Somit bedeutet das wohl, dass diese Virus-Mutanten ihrem Feind, dem Impfstoff, ausweichen können. Aber was heißt dann: dass die Virusinfektion ein bisschen schlechter abläuft (?). Sie gelingt trotz unserer Maßnahmen leichter. Das Wort „schlechter“ ist schlecht.

Wenn ich recht habe, bedeutet das erhöhte Wachsamkeit: es handelt sich um die Niederschrift eines gesprochenen Interviews – mit neuen Missverständnismöglichkeiten. Wenn mir noch mehr passiert, werde ich auch das notieren…

Es gibt aber auch Leute, die besser hörend als lesend verstehen. (Wie meine Tochter in frühen Jahren, die, wenn ich ihr einen Text zu lesen geben wollte, sagte: „lieber erßählen!“ Dabei las sie gut, aber besser Noten als Buchstaben).

Sie können leicht über den ersten, oben gegebenen Link in den Text kommen, jedoch darin auch zum Original-Interview vorstoßen, um es akustisch weiterverfolgen, sobald Sie dort die folgende Schaltfläche sehen:

*    *    *    *    *    *

An dieser Stelle können Sie frühestens nach einer Stunde angelangt sein. Plus Pause.

Als Ergänzung habe ich dann die Ausführungen des Philosophen Nida-Rümelin nützlich gefunden, die ich vage in Erinnerung hatte: gehört bei Markus LANZ (https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-7-april-2021-100.html) und wiedergefunden:

HIER / Ab ca. 32:55 Julian Nida-Rümelin: aus der Pandemiekrise etwas lernen! Wenn man einmal den globalen Blick einnimmt, das fällt manchen schwer, und dann kommt immer das Kulturargument, ich verstehe das Argument gerade bei Ostasien überhaupt nicht. Was sind die Regionen auf der Welt, die am schlechtesten herausgekommen sind? Nicht Afrika, und auch nicht Ostasien. Nicht einmal Südasien. Sondern Europa und Südamerika. Das sind die beiden Regionen mit der höchsten Mortalität weltweit. Mit Abstand die höchste Mortalität! das heißt: da ist was schief gelaufen. Wenn das in Südamerika passiert, sagen manche, na ja, Schwellenländer, funktioniert nicht so richtig. Chile ist, was Impffortschritte angeht, weit weit weit vor Europa, Chile! Wir schaun mal auf die Daten. Was ist in Ostasien? Das sind Demokratien, da gibt es auch ne große Diktatur, China, mit Maßnahmen, die wir nie akzeptieren könnten. Aber liberale Demokratien wie Südkorea. Übrigens auch Australien, Neuseeland, nicht nur asiatische Länder, sondern Länder, die in dieser Region sind, haben es gut gemacht. Thailand! hat es gut gemacht, ne Diktatur, zugegebenermaßen. Singapur hat es sehr gut gemacht. Taiwan, Vietnam! Sie haben auch eine andere Logik von Anfang an gehabt. Ich habe immer gesagt: Leute, bei Exponentialfunktionen, bitte, schaut doch mal hin in eure Lehrbücher in der Schule, da hilft es nur am Anfang! Das hilft, und wenn man das verpasst am Anfang, dann geraten diese Dinge außer Kontrolle. Ich hab überhaupt nicht verstehen können, wie die Ischgl-Rückkehrer in ihre Häuser zurückkehrten und ihre Wohnungen – ohne Quarantäne! Erinnern Sie sich noch? Europa hat sich aufgeregt, als die USA die Grenzen geschlossen hat, – viel zu langsam! Die WHO hat gesagt, wir schauen jetzt mal zu – ich karikiere jetzt etwas, aber nicht wesentlich, ich kann das belegen – wie sich die Risikosituation entwickelt. RKI ebenfalls, ja, wenn man zuschaut, ist es schon zu spät! Das heißt, wir haben am Anfang keine konsequente Containment-Politik gemacht, wir haben alle Empfehlungen des RKI von 2012 missachtet, jahrelang, bis die Katastrophe da ist, und jetzt rettet uns – hoffentlich! – die Impfkampagne. Was würden wir denn machen, wenn das mit dem Impfen – bei andern Infektionskrankheiten 10 Jahre, 7 Jahre, oder vielleicht überhaupt nicht gekommen wäre, wie das bei Aids der Fall ist. Was hätten wir dann gemacht? Wir hätten uns jetzt mit Lockdown zu Lockdown zu Lockdown immer weiter runtergewirtschaftet, bis das Land ruiniert ist? Wirklich? Das kann doch nicht sein. Also wir müssen daraus dringend lernen. Und deshalb möchte ich – wenn ich darf, möchte ich nochmal einen Begriff am Anfang, den wir so schnell abgetan haben, – keine Laschet-Diskussion jetzt, ja? – das mit der Brücke ist nicht so ganz uninteressant. Er spricht von Brücken-Lockdown. Ich weiß nicht, ob er sich die Zahlen angeschaut hat 35:30

(Fortsetzung folgt)

Außerdem unbedingt lesen:

Philosoph Nida-Rümelin plädiert für Öffnung von Kultureinrichtungen Hier

Prof. Michael Meyer-Hermann, Physiker MMH
Der Systemimmunologe vom Braunschweiger Helmholtz Zentrum erstellt Risikoeinschätzungen zum Verlauf von Epidemien. Er analysiert das Corona-Infektionsgeschehen in Deutschland.

sehr überzeugend!

siehe Lanz 29. April 2021 HIER ab 4:13 Bericht über die Situation in Indien / ab 14:14 MMH zum Indien-Bericht / ab 17:43 Das ist etwas, was wir uns merken sollten: (…) in England hat man’s gesehen, in Irland, in Portugal…, in dem Moment, wo man diesem Virus Raum gibt, breitet es sich aus, und es kümmert sich überhaupt nicht darum, was für Verluste dabei entstehen. Und das ist ne Sache, die wir uns merken sollten, wenn wir hier der Meinung sind, dass wir hier hohe Inzidenzen tolerieren können. (18:12)

18:50 … es ist noch schlimmer. Ich hatte ja gehofft, nachdem ich gesagt habe, dass man schon reagiert, und nicht erst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Wir haben ja eigentlich viele Chancen: wir habe jetzt die Impfung, die wirkt, die wirkt sich auch epidemiologisch langsam aus, im Mai wird man das auch merken, jede Impfung ist auch eine Reduktion der Reproduktionszahl, also ein Hoffnungsschimmer, wir haben ja Möglichkeiten, die Situation besser in den Griff zu kriegen, und das Wetter wird besser, – nicht gerade heute -, aber grundsätzlich wird es wärmer, wir haben also auch da die Möglichkeit, dass eventuell die Reproduktionszahl etwas runtergeht, aber wir machen einen grudnsätzlichen Fehler, und der spiegelt sich eigentlich auch in dem neuen Gesetz: (…) dass wir jede Hilfe, die von außen, also Impfung dazukommt, ausgleichen und zunichte machen, indem wir denken, dass wir dann mit Öffnung das ganze wieder zu null machen. Also wir öffnen in dem Moment, wo die Impfung anfängt zu wirken. Und wir öffnen in dem Moment, — also das ist eigentlich ne Chance, weil – wir haben ja durch die Impfung die Chance, die Zahlen runterzubekommen. Das wäre eine zusätzliche Möglichkeit, mit der man erreichen könnte, niedrige Inzidenzen zu bekommen. Und was wir machen, ist, wir öffnen, damit einfach nichts passiert und die Inzidenzen gleich bleiben. Und das ist die grundsätzliche Strategie, die auch in dem Gesetz drinsteckt. In dem Gesetz, das ist ja ne Notbremse, genau das, keine Lösung (ML es klingt eher nach Verzweiflungstat), was passiert denn jetzt? Es passiert, dass wir die Fallzahlen kontrollieren, durch irgendwelche Kontakbeschränkungen, dann geht sie unter 100, dann machen wir auf, dann gehen sie wieder über 100, – immer ein bisschen verzögert, weil – es gibt ja diese Zwei-Wochen-Frist, dann gehen sie wieder rauf, dann machen wir wieder ein bisschen mehr Druck, dann gehen sie wieder runter, so – Yoyo – dieses berühmte Wort -, und das kostet die Gesellschaft unglaublich viel. 20:50 In jeder Hinsicht, wirtschaftlich, bildungstechnisch, psychosozial, auf allen Ebenen verlieren wir mit dieser Taktik, die das in die Länge zieht, und zwar auf Ewigkeit. Wir können das natürlich in Ewigkeit auf 100 lassen, aber das ist ja keine Lösung dieses Problems. Und wenn man jetzt mal einen Moment lang daran denkt, wo wir noch vor ein paar Wochen noch waren, da hatten wir eine Inzidenz von 35 als Schwellenwert, und was würde das jetzt kosten, wenn wir bei 35 die 35 jetzt halten anstatt der 100, wirtschaftlich, bildungstechnisch, psychosozial? exakt das gleiche! Wir haben gar keinen Vorteil durch die 100. Aber es gibt einen massiven Unterschied: wir haben dreimal soviel Tote. Ist das irgendwie sinnvoll? dass wir uns hinsetzen und mit den Maßnahmen, die gleichen Maßnahmen den gleichen gesellschaftlichen Schaden erzeugen, bei 100 und bei 35, und dreimal soviel Tote in Kauf nehmen? Warum machen wir das? Ich versteh es nicht. Ich komm nicht dahinter 21:52 Und es gäbe eine ganz einfache Lösung. Der Schwellenwert, das wäre die Krankheit. Der Schwellenwert ist einfach nicht der Wert, wie wir mit den Zahlen runterkommen. Wir müssten ein anderes Kriterium haben. Anstatt zu sagen, bei 100 machen wir wieder auf, bei 35 machen wir wieder auf, – das ist immer die gleiche Sache, wir laufen dann immer mit Reproduktionszahl gleich 1, das Kriterium sollte sein, dass wir in jeder Woche die Fallzahlen, die neuen Fallzahlen, um 20 Prozent senken. Das wäre ein Kriterium! (ML) Wenn Sie weniger als 20 Prozent schaffen, dann muss man eben die Kontaktbeschränkungen machen, und auf diese Weise kommen Sie ganz allmählich runter in den Niedrig-Inzidenz-Bereich. Das habe ich aber auch allen gesagt. 22:41

Singdrossel (Notiz)

Foto: Jan Piecha

Heute, 25.02.21, auch bei uns im Areal ringsum, zum ersten Mal dieses Jahr.

Oder ist es keine? Eine sehr schöne Aufnahme von Lars Lachmann: HIER  https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/portraets/singdrossel/

„Unsere“ singt (schreit) einfacher. Ist es überhaupt eine? Bzw. ein Singdrosselmann? Ich warte ja auch auf die Wiederkehr des Gelbspötters, dessen ich mir auch nicht so sicher war, mit seinem undurchschaubaren, aufgeregten Haspel-Gesang.

Eine gute Sammlung von Singdrosseln in Bild und Ton findet man HIER

Bei Wikipedia gibt es eine lange (und „trockene“) Tonaufnahme, direkt: hier.

Oder zuerst eine bunte Folge verschiedener Singvögel zum Üben und Freuen? hier !

Hierher! Hier sollen sie leben!

 

Unfassbar hässlich

Aber: wie genial ist eigentlich ein Nacktmull?

Was lehrt er uns?

Screenshot eines Artikels, den Sie hier finden. Da gibt es nichts zu befürchten, im Gegenteil. (Bild: picture-alliance/Zentralbild/Wolfgang Thieme)

Mehr über das süße Tierchen bei Wikipedia: hier. Darin der interessante Satz:

Zur Verständigung untereinander benutzen die Tiere bis zu 18 verschiedene Laute, die teilweise an Vogelzwitschern erinnern.

Und auch dieser:

Aufgrund seiner von vielen Menschen subjektiv empfundenen Hässlichkeit hat der Nacktmull auch schon Eingang in die Populärkultur gefunden.

Ich gebe den Satz wieder – auch wegen des darin enthaltenen Links zum Begriff der Hässlichkeit, der mich schon mehrfach angezogen hat: etwa hier oder auch hier.

Und jetzt ist der rechte Augenblick gekommen zu verraten, wie ich überhaupt auf den Nacktmulch und seine besondere Begabung komme, es ist nicht die Suche nach dem Hässlichen schlechthin: schuld ist wieder mal ein schöner Artikel aus dem Ressort Naturwissenschaft der Süddeutschen Zeitung; die Sachen faszinieren mich oft mehr als die Musikthemen, was an den Autor*innen liegen mag. In diesem Fall wieder Tina Baier, und ihr aktueller Beitrag ist neben vielen anderen hier nachzulesen. Einige Sätze habe ich von dort kopiert und zitiert. (Aber die echte Zeitung aus Papier habe ich für bares Geld erworben, der Beweis folgt auf dem Fuße.)

ZITAT

Kleine Nacktmulle lernen den spezifischen Dialekt ihrer Kolonie wahrscheinlich, indem sie den erwachsenen Tieren zuhören und ihre Laute nachahmen. Das lässt unter anderem ein Experiment vermuten, bei dem die Wissenschaftler zwei Nacktmull-Zwillinge, deren Mutter gestorben war, aus ihrer ursprünglichen Kolonie entfernten und in jeweils eine andere setzten. Innerhalb weniger Monate hatten beide den Dialekt ihrer neuen Kolonie gelernt. Allerdings nicht ganz akzentfrei, was nach Ansicht der Wissenschaftler daran liegen könnte, dass sie zu Beginn ihres Lebens zunächst angefangen hatten, einen anderen Dialekt zu lernen.

Anders als bei den meisten anderen Säugetieren sind die Lautäußerungen von Nacktmullen also nicht genetisch festgelegt, sondern hoch variabel. Diese Erkenntnis stützt die Theorie, wonach es einen Zusammenhang zwischen einem Leben in einer komplexen Gemeinschaft und der Entstehung einer ausgeklügelten Sprache gibt. Das gilt nicht nur für Nacktmulle, sondern wäre auch eine Erklärung für die Entstehung der komplexen Sprache des Menschen.

Quelle Süddeutsche Zeitung 1. Februar 2021 Seite 13

Liebe Leserinnen und Leser, wenn ich eins im Leben gelernt habe, dann dies: dass man mit Ambivalenzen leben lernen muss. Fanden Sie den kleinen Nacktmull tatsächlich süß oder haben Sie mir die Wortwahl übel genommen? Bitte bleiben Sie nicht bei diesem Eindruck stehen, ich verdiene jede Aufmerksamkeit. Und für mich selbst war es erfreulich, unter dem Link zum Wort „Hässlichkeit“ einer alten Bekannten wiederzubegegnen. Ich erinnerte mich an die schöne Zeit, als ich mich in Südtirol mit der einschlägigen Kunstgeschichte befasste (siehe hier http://s128739886.online.de/st-katharina) und den Namen Maultasch, der mir dort schon öfter vorgekommen war, sinnreich ikonographisch hergeleitet sah, so dass ich mir eine naseweise schriftliche Bemerkung nicht verkneifen konnte. Auch der bekannte Name „Kusstatscher“ kam mir in den Sinn. Alles im Bereich der Normalität. „Aber, Herrschaften, es kommt immer auf den Zusammenhang an,“ sagte einst mein Deutschlehrer, „man nennt das Kontextualität.“ Er ahnte nicht, dass im Kontext „hässlich“ ein Nacktmull abgebildet sein könnte. Dies ist die Wahrheit einer seriösen Kunstgeschichte:

Quelle Walter Pippke, Ida Leinberger: Südtirol / Landschaft und Kunst einer Gebirgsregion unter dem Einfluss nord- und südeuropäischer Traditionen  / DUMONT KUNST Reiseführer / Ostfildern 3., aktualisierte Auflage 2006

Handelt es sich denn wirklich um ein Portrait und nicht um eine Satire? Darf man sich über solche armen Menschen lustig machen? Dürfen verdiente Politiker*innen karikiert werden? Natürlich, natürlich, sagt jeder, die Satire darf alles. Aber wie kann man die Wahrheit der Darstellung oder die Bosheit der Satire nachprüfen, wenn Jahrhunderte vergangen sind?

Bei Wikipedia lese ich die folgende Bildlegende:

Die hässliche Herzogin (Gemälde von Massys 1525) Quentin Massys National Gallery, London Es wurde wahrscheinlich gedacht, um alte Frauen zu persiflieren, die fälschlicherweise versuchen ihre Jugend wieder zu beleben, und nicht als Porträt einer bestimmten Person. Gegenstück zu Portrait of an old man, by Quinten Matsys

Es gibt auch die Möglichkeit, das Paradox der Hässlichkeit zu verinnerlichen, siehe hier.

Daher beende ich diesen Blogbeitrag, der an sich ein naturwissenschaftliches Phänomen zum Aspekt „Lautäußerungen“ betraf, mit einer speziellen Ausformung der Menschengestalt. Auch Leonardo hat sich mit solchen Prägungen befasst, für meinen Geschmack ist selbst seine „Mona Lisa“ kein Muster der Schönheit. Und lächelt sie nicht ein bisschen süffisant? Da sieht man doch die aufrechte Fürstin Maultasch mit anderen Augen.

Zwei drei Fragen der Zeit

Beethovens Metronom und das Tempo der Pandemie

Vorweg sei gesagt: es hat wirklich nichts miteinander zu tun. Ähnlichkeit besteht nur in der Logik der Alternativen. Zunächst die Frage: Irrte sich Beethoven oder ging sein Metronom zu schnell?

Apollinische Prüfung

In der neuen ZEIT berichtet Christine Lemke-Matwey über die unerwartete Auflösung des Problems: Beethoven hat falsch abgelesen, als er die Metronomzahlen seiner Werke nachträglich in die Noten schrieb. Er nahm die Zahl an der oberen Kante des auf- oder abwärts verschiebbaren Pendelgewichts, auf meinem Foto wäre es M.M. 60, aus Beethovens Sicht aber wäre korrekt die Zahl an der unteren Kante gewesen: M.M. 88 … nein, umgekehrt, denn dies ist ja die schnellere Variante. Oder? Man beklagt sich ja gern über die allzu hohen Zahlen der Beethovenschen Tempoangaben. Aber jetzt weiß ich selber nicht mehr, wie ich ablesen soll. Was schreibt denn Christine Lemke-Matwey?

Eine junge spanische Mathematikerin und ihr Kollege (beide ausübende Musiker) wollen das Rätsel nun gelöst haben. Beethoven, so das Ergebnis ihrer streng wissenschaftlichen Studie, habe das Metronom falsch herum abgelesen. Nämlich nicht, wie es sich gehört, oberhalb des kleinen verschiebbaren dreieckigen Gewichts am Pendel und seiner Zahlenleiste, sondern unterhalb des Gewichts; nicht am Schenkel des Dreieckchens, sondern an dessen Spitze.

Ja, gewiss, aber wie gehört es sich? Beim Apoll, ich sehe da oben kein Dreieck, sondern ein gleichschenkliges Trapez, das man allerdings nach unten hin (gedanklich) leicht zu einem Dreieck ergänzen könnte. Und wenn ich es lieber dort ablese, wo zwar keine Spitze ist, jedoch der schmalere Schenkel, wäre ich immerhin Beethoven etwas ähnlicher als manch einer vermutet hätte.  Andererseits: es könnte ja auch umgekehrt hängen, zum Beispiel wie beim folgenden Metronom:

Wikipedia

Immerhin: die Differenz zwischen oben oder unten abgelesen entspricht in etwa der Differenz zwischen den in der Praxis als „normal“ empfundenen Tempi und den strikt an den Beethovenschen Metronomzahlen orientierten. Abgesehen vom Satzbau: so einfach kann das Leben sein ! Ich kann mir gut vorstellen, dass Beethoven hier die längere waagerechte Kante für die maßgebliche gehalten hat, unter der man also ablesen sollte. Aber wie ist es nun wirklich??? Bei uns zuhaus, – welche Kante gilt? Wir sollten M.M. 60 einstellen (oben oder unten) und mit dem Sekundenzeiger unserer Uhr vergleichen. Wo oder bei welcher Einstellung stimmt die Frequenz überein? Dann wissen wir auch, welche Kante die richtige ist. Und müssen uns wegen wahnwitziger Metronomzahlen nicht die Kante geben.

Quelle DIE ZEIT 28. Januar 2021 Seite 43 Beethoven wollte gar nicht so schnell Ein großes Rätsel der Musikgeschichte ist gelöst. Von Christine Lemke-Matwey s.a. hier

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Zu anderen Beethoven-Rätseln, z.B. seinen Krankheiten, gibt es dies neue Buch, das mir physisch vorliegt; dessen hätte es gar nicht bedurft, denn man kann es vollständig digital abrufen. Es beruht auf einem Beethoven-Symposion, das unter folgendem Link dokumentiert wurde:  Hier

Darin der ebenso fesselnde wie abstoßende Forschungsbericht von Christian P. Strassburg: Kapitel 5 (ab Seite 80) über „Beethoven: die Auswirkungen der internistischen Erkrankungen auf seine Kompositionen“. Zu dieser möglichen Wechselwirkung zwischen Krankheit und Werk insbesondere ab Seite 89 ff.

Ausgiebige Seitenblicke auf Schubert und Smetana, man erinnert sich unwillkürlich an die oft genug peinliche Behandlung des Spätwerks Schumanns, wo plötzlich alles unter Verdacht steht. Und man wird gewahr, auf wie tönernen Füßen die eigene Ästhetik steht. Es wirkt wie eine Flucht nach vorne, dass man im gleichen Zug die Kunst der Geisteskranken nobilitiert hat (vgl. hier) .

ZITAT

Beethoven selber beschreibt, dass er von dem Ertrage seiner geistigen Leistung abhängig sei. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die chronische Lebererkrankung mit den oben geschilderten Konsequenzen auch einen Einfluss auf die kompositorische  Schaffenskraft, aber auch die Art der Komposition gehabt hat. Die Musik Ludwig van Beethovens ist gekennzeichnet durch oft jähe Kontraste der Lautstärke, durch Ausbrüche, Perseverationen (…) und abrupte Wechsel der melodischen Linien oder des Metrums. All dieses kann schlicht der Einsatz von kompositorischen Mitteln eines genialen Geistes sein, es besteht aber die Möglichkeit, dass diese Genialität durch die hepatische Enzephalopathie beeinflusst worden ist. Anhand von Schriftproben und Verhaltensbeschreibungen von Ludwig van Beethoven erscheinen jedenfalls diese Diagnose und ein Einfluss auf die späten Kompositionen des Meisters sehr wahrscheinlich.

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Zur Logik der Pandemie Von Herfried Münkler

Was unterscheidet Covid-19 von den Epidemien der zurückliegenden Jahre, bei denen man durch Verhaltensänderungen die Infektion zuverlässig vermeiden konnte?

Das ist bei Corona nur sehr eingeschränkt der Fall. Der virale Angriff ist nicht auf die Leichtsinnigen und Rücksichtslosen beschränkt, sondern nutzt diese, um auf die vielen anderen überzuspringen. Die Egalität des Angriffs macht eine Egalität des Abwehrverhaltens erforderlich. Also müssen alle mitmachen. Falls nicht, scheitert die liberale Ordnung mit ihren starken Einschränkungen staatlicher Handlungsmacht an der Unvernunft einer Minderheit – auch darum, weil dann die vielen Vorsichtigen und Rüclsichtsvollen für einen Staat optieren, der alle, die dem entgegenhandeln, unter seine Kontrolle bringt. Sie setzen dann auf die „chinesische Lösung“.

Quelle DIE ZEIT 28. Januar 2021 Seite 8 Abschied von der Arroganz  China steht beim Kampf gegen das Virus besser da als der Westen. Was wir tun können, um trotzdem im Systemvergleich zu bestehen. Von Herfried Münkler

Vorher im Text der Systemvergleich, ausgehend von dem interessanten Politikparadox, »was … wesentlich ein Paradox der Politik in Demokratien ist«:

Wenn die gegen eine Gefahr eingeleiteten Maßnahmen sich als wirksam erwiesen haben, breitet sich anschließend die Vorstellung aus, die Darstellung der Gefahr sei übertrieben und die getroffenen Gegenmaßnahmen seien unnötig gewesen. Die dafür verantwortlichen Politiker stehen dann als sie Dummen da. Da sie dieses Image scheuen, reagieren sie, wenn schnelles präventives Handeln angezeigt wäre, notorisch zögerlich. Es gilt das Motto: Wer zu früh handelt, den bestraft der Wähler.

Es kam hinzu, dass in Regionen, in denen die Infektionszahlen während der ersten Welle niedrig waren, sich Immunitätsvorstellungen ausbreiteten, die zu Nachlässigkeit führten – dementsprechend schossen in Sachsen und Thüringen die Infektionszahlen in der zweiten Welle prompt nach oben. Das war keine ostdeutsche Spezialität, sondern betraf ganz Mitteleuropa, das von der ersten Welle weniger betroffen war als Süd- und Westeuropa. Es war auch kein mitteleuropäischer Sonderfall, wie jetzt das Beispiel Irland zeigt. Es handelt sich um ein Lernen in die falsche Richtung, bei dem selbstzufriedene Überzeugtheit von der eigenen Sonderstellung unmittelbar ins Verhängnis führte.

Bauernhof und Realismus

Eindrucksvolle Jahreszeiten-Serie auf ARTE !

Zum Nacherleben bis 12. März 2021. Man müsste Landwirte fragen, inwiefern diese Filme romantisiert sind? (Und ihnen auch wieder nicht alles glauben… Irgendwo wird erwähnt, dass es sich hier um einen Bio-Hof handelt). Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt? Oder: etwa so wie bei Förster Wohlleben? In meiner Kindheit habe ich Hans-Hass-Filme gesehen und war sehr enttäuscht, als ich erfuhr, dass seine Abenteuer im Meer „frisiert“ waren. Das wirkte nach. Aber das war eine andere Zeit, die Fotografie heute ist so leistungsfähig, dass das bloße SEHEN zum Ereignis wird. Zumal das, was mich in diesen Filmen so anspricht, nicht gestellt sein kann, auch nicht hineingedeutet oder trickreich kompiliert. Beispiel: Wie Hühner einander beobachten. In einem Schweizer Radio-Essay (DRS) habe ich einmal einen Beitrag über die akustische Kommunikation der Hühner gehört und sie zugleich vorm Fenster gehört (in Ftan/Unterengadin). Sie sind klüger als man denkt. Einmalig: der Doppel-Balzflug der Milane. Nachzuprüfen wäre, ob die Kühe im Stall tatsächlich interessiert auf Musik reagieren (Zauberflöte), so dass mit Fug auf ihr Hörvermögen verwiesen werden kann. Weil diese neudierigen Tiere sich im Stall langweilen. Wie sie „begeistert“ mit Strohballen spielen. Die Filme werden zwar im Märchenton kommentiert (fürs Betrachten mit Kindern geeignet!), in der Wortwahl zuweilen anglisierend „angepasst“, andererseits wunderbar ruhig, am Detail interessiert, verweilend, die Fäden werden geknüpft und weiterverfolgt. Das olfaktorische Interesse der Schweine an den Stiefeln des Bauern. Der Bauer selbst (oder auch die Menschen) ganz selten im Bild, uneitel, man sieht alles aus dem Blickwinkel der Tiere. Selbst die Musik möchte ich loben, weil sie nicht nach Computer klingt und mit großer Sorgfalt motivisch und akustisch angepasst ist. Keine Karl-May-Effekte. Nicht so wie die schlimmen „Deutschland von oben“-Präsentationen.

Ich werde noch alle Verantwortlichen aus dem Nachspann notieren. Über den Regisseur Mike Nicholls (mit 2 L!) habe ich noch nichts Triftiges gefunden. Welche Naturwissenschaftler sind beteiligt?

HIER Das verborgene Leben der Bauernhoftiere Frühling – Erste Gehversuche

Pressetext:

Mit dem Frühling kehrt das Leben zurück auf den Bauernhof: Schneeglöckchen, zartgrüne Eichenknospen und Kirschblüten künden vom Neubeginn der Natur. Und sowohl die Tiere auf dem Hof als auch die Wildtiere in der Umgebung spüren den nahenden Frühling. Nach dem Winter ist es Zeit sowohl für die Nahrungssuche als auch für die Wahl des Partners.
Mit dem Frühling kehrt das Leben zurück auf den Bauernhof: Schneeglöckchen, zartgrüne Eichenknospen und Kirschblüten künden vom Neubeginn der Natur. Das Schaf Patch hat die Lämmer Larry und Flora zur Welt gebracht, die bereits über die grünen Felder tollen. Die Muttersau Grace sieht zu, wie ein neuer Freier namens Handsome Hugo auf den Hof kommt. Doch der Eber hat nur Augen für eine ihrer Nachbarinnen. Dem Hereford-Kalb Molly fällt es schwer, eine Adoptivmutter zu finden. Wenn das Jungtier, das noch mit der Flasche gefüttert wird, einen Platz in der Herde finden will, muss es von den anderen Tieren akzeptiert werden. In einem Brutstall hat sich Leithenne Sally ein gemütliches Nest gebaut. Allerdings schlüpft nur ein Küken, Little Frankie. Während die Dachse nach dem Einbruch der Nacht unweit des Hofs nach Regenwürmern suchen, veranstalten die Hasen auf den Feldern wahre Boxkämpfe: Weibchen treten gegen Männchen an, um deren Kraft zu beurteilen und so den besten Partner für die Paarungszeit zu finden. Auch am Flussufer ist der Frühling zu spüren: Eine Singdrossel füttert ihre Jungen, und zwischen den Brennnesseln entbrennt ein Streit zwischen männlichen Fasanen. Lola, das British-White-Kalb ist mit ihrer guten Laune für jeden Spaß zu haben. Im Bienenstock erwachen die Bienen aus dem Winterschlaf, um die ersten Blumen anzufliegen. Auf den Feldern wird neue Saat ausgebracht, was den Rotmilan anlockt. Mit den wärmeren Temperaturen erblühen Hunderte Englische Hasenglöckchen auf dem Hof und bedecken das Unterholz mit einem blauen Teppich.

Verfügbar vom 04/01/2021 bis 11/03/2021

HIER Das verborgene Leben der Bauernhoftiere Sommer – Sturm und Drang

HIER Das verborgene Leben der Bauernhoftiere Herbst – Der Wind dreht sich

HIER Das verborgene Leben der Bauernhoftiere Winter – Im Schutz des Stalls

Pressetext:

Ein eiskalter Wind fegt über den Bauernhof. Eine neue Apparatur versüßt den Kühen den Rückzug in den Stall: Eine rotierende Viehbürste massiert die Tiere. Als der erste Schnee fällt, wird ihnen Mozarts „Zauberflöte“ vorgespielt. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge hat klassische Musik einen beruhigenden Effekt auf Kühe.
Während sich die Tiere auf den Winter vorbereiten, fegt ein eiskalter Wind über den Bauernhof. Die Tiere der Wildnis zehren von den letzten Ressourcen des Herbstes, bevor die kältesten und unfruchtbarsten Monate des Jahres hereinbrechen. In der Scheune weckt eine Apparatur die Neugier der Kühe: eine rotierende Viehbürste. Dank ihrer genetisch veranlagten Neugierde lernen die Kühe schnell, das Gerät für eine wohlverdiente Massage zu nutzen. Als der erste Schnee fällt, wird den Stalltieren Mozarts „Zauberflöte“ vorgespielt. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge hat klassische Musik einen beruhigenden Effekt auf Kühe. Als das Thermometer fällt, verwandelt ein Schneesturm den Bauernhof in einen Eispalast, und jedes Tier hat seine eigene Methode, um in der Kälte zu überleben. In der Wärme des Stalls wachsen die neun Milchferkel schnell heran und erkunden ihre Umgebung. Bei den Schafen naht die Paarungszeit. Der Bock Roger kann sich zwar in Auseinandersetzungen gut behaupten, ist aber gegenüber weiblichen Tieren weniger selbstsicher. Als seltene Futterquelle in dieser Jahreszeit sind die beackerten Felder ein Glücksfall für die Wildvögel, besonders für jene, die Tausende von Kilometern gezogen sind, um der Kälte zu entfliehen. Im Hühnerstall erklimmt Little Frankie die Stufen der Hackordnung. Bei den Schafen bekommt Patch eine Ultraschalluntersuchung, die ihr Leben verändern wird. Während der Winter zu Ende geht und der Schnee schmilzt, werden immer mehr Anzeichen für einen Neubeginn sichtbar: Die Paarungszeit der Rotmilane und Amphibien kündet vom bevorstehenden Frühling.

Verfügbar vom 05/01/2021 bis 12/03/2021

Regie: Mike Nicholls / Land: Großbritannien / Jahr: 2020
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Evolution und Assoziation

Was mir heute Morgen begegnete

Nicht zu vergessen: der Homo-Sapiens-Band steht immer noch im Wege oder liegt auf dem Tisch. Siehe hier. Aber donnerstags hat die neue ZEIT Vorrang. Vor allem, wenn es etwa so beginnt:

Einem Virus begegnet man genau ein Mal. Es dockt an eine Zelle an und dringt in sie ein. Dort zerlegt sich das Viruspartikel, setzt sein Erbgut frei und erlischt. Aber mit der Infrastruktur und den Ressourcen der Wirtszelle entstehen aus dem Bauplan des Virus Tausende neue Viren.

Schon vor vier Millionen Jahren haben frühe Formen von Viren das beginnende Leben parasitiert. Bis heute sind sie mit Abstand die erfolgreichste Existenzform auf diesem Planeten. Und das, obwohl sie ständig Fehler machen. Keine Kopie eines Virus ist wirklich exakt. Beim Abschreiben der Blaupause passieren Schnitzer. Varianten entstehen. Die meisten sind existenzbedrohend – die Kopiermaschine zerstört sich selbst, indem sie fahrlässig den eigenen Bauplan verstümmelt. Andere Fehler sind unerheblich, weil kleine Veränderungen in der Bauanleitung deren Sinn nicht entstellen. Sehr, sehr wenige Fehler sind nützlich, gehen aber unter, etwa, weil das Virus keinen neuen Wirt findet. Einige Fehler verbreiten sich – und fallen auf.

 Quelle DIE ZEIT Nr. 4/2021, 21. Januar 2021 Seite 39 Nach den Regeln der Natur Viren verändern sich unablässig. Sie können gar nicht anders. Die Mutationen von Sars-CoV-2 treiben Politik und Wissenschaft vor sich her. Von Ulrich Bahnsen und Andreas Sentker

Ich muss erwähnen, welche Musik ich höre: Murray Perahia mit der Bach-Partita in a-moll BWV 827 Sarabande. Immer noch dieselbe CD hier).

Hören!

Wer erzählt uns, wer wir sind und woher wir kommen: der Fisch. Denn die Geschichte unseres Körpers ist jahrmilliardenalt. Um sein Werden zu ergründen, müssen wir in der Evolutionsgeschichte weit zurückgehen. In seinem Buch Der Fisch in uns beschrieb der US-Paläontologe Neil Shubin 2008 auch, wo wir »die Landkarten für die Wege zum menschlichen Körper« finden: in anderen Tieren. Wie die Nerven im Kopf verlaufen, zeige uns der Hai von heute. Zeitgenössische Reptilien würden helfen, das Gehirn zu verstehen. Und der Weg zu den Gliedmaßen führe über die Fische.

In dieser Woche zeigen deutsche Evolutionsbiologen im Magazin Nature, wie recht Slobin hatte. In mühevoller Kleinarbeit haben sie das Genom der Australischen Lungefischs entziffert. Es handelt sich dabei nicht nur um das bislang umfangreichste vollständig sequenzierte Erbgut der Tierwelt – mit 43 Milliarden DNA-Bausteinen ist es 14-mal so groß wie das des Menschen -, sondern auch um das vielleicht spannendste. Denn es erzählt davon, wie die ersten Wirbeltiere dem Wasser entstiegen und das Land eroberten.

Ausgerechnet der Lungenfisch!  (…)

Die Lunge des Menschen, so zeigt das Erbgut, ist entwicklungsgeschichtlich auf dieselbe Herkunft zurückzuführen wie das Organ, das den Lungenfisch zum Luftholen befähigte. Während der Entwicklung als Embryo sind es die gleichen Gene, die die Entwicklung steuern. Dasselbe gilt für die Entwicklung des Geruchssinns. Das Genom des Australischen Lungenfischs lässt das Forscherteam nachvollziehen, dass schon damals jene Genfamilien stark wuchsen, die das Riechen der Luft ermöglichten, sodass die Tiere nach und nach Gefahren witterten, Futter finden und Territorien markieren konnten. Die Forscher identifizierten auch die genetische Anlage für das vomeronasale Organ. Damit können die meisten Tetrapoden Pheromene wahrnehmen, was etwa bei der Suche nach Sexualpartnern wichtig ist.

Er lehrte uns atmen Vor 420 Millionen Jahren eroberten unsere Vorfahren das Land. Da hatten sie noch Flossen. Einem Forschungsteam ist es gelungen, die Geschichte dieses epochalen Schritts nachzuzeichnen – an einem Lungenfisch. Von Urs Willmann

Was mir beim Hören passiert, scheint mir ähnlich zu verlaufen, ich folge den Motivspuren, wohin auch immer sie mich führen, im Netzwerk des Werkes. Oder in ein anderes Werk…

Und die Gedankensequenzen wandern hin und her, wie Motivketten…

Ich höre die Triolenketten und erinnere mich an ich weiß nicht was. Matthäus-Passion? Zunächst mal die g-moll-Arie anschauen. Aber das kann es nicht sein… („blutgefärbter Rücken“?) (Joh.passion! stimmt auch gar nicht…)

(Fortsetzung folgt nach Bedarf)

Schluderei in derselben ZEIT (auf der Seite 76 in Z „Entdecken“)

Zwischen diesen beiden Bildern sollen 5 Minuten liegen? Und die „Amsel“ soll sich nicht gerührt haben? Es ist keine Amsel, sondern allenfalls ein Hahn, und zwar als Skulptur. Sollte es im Schnee noch andere als menschliche Spuren geben: man erkennt sie nicht in den Grautönen des Fotos. Unzumutbar. Ein Rüffel von den Wissenschaftskollegen wäre fällig.