Archiv der Kategorie: Naturwissenschaft

Vom zweistimmigen Gesang der Gibbons

Nach der Sendung Terra X „Vietnam“ 28.01.2018

Es war die kurze Szene mit der Musik des Dschungels am Anfang des (wirklich) faszinierenden Films. In der ZDF Mediathek noch einige Jahre (!!!) abzurufen. (Allzu „kurze Szene“? wie immer ist die Filmusik aufdringlich-geschickt und viel zu früh reingemischt.)

HIER  beginnen bei 1:30 (ab etwa 5:40 über das Alter der Wälder in Vietnam) also: Thema Gibbon!

Bei vielen schönen Aufnahmen im Zoo stören die anwesenden Menschen durch ihre belustigten Reaktionen. Nur ein Youtube-Beispiel zum Zwiegesang:

Die folgende Einführung in den Gibbon-Gesang stammt von Thomas Geissmann (Universität Zürich):

Im Wald ist die stimmliche Verständigung von Vorteil, weil Rufe im dichten Blätterwerk weiter tragen als optische oder geruchliche Signale. Gibbons «markieren» ihr Wohngebiet durch laute, lange Morgengesänge, die in der Regel 10 bis 20 Minuten dauern, je nach Art. So tun Gibbons den Konkurrenten unter anderem kund «Hier wohne ich». Die meisten Gibbonarten produzieren Duettgesänge. Weibchen und Männchen singen jeweils unterschiedliche Strophen und koordinieren ihre Gesangsbeiträge nach festen Regeln. Zudem kennt man von vielen Arten auch Sologesänge der Männchen. Bei zwei Arten, nämlich dem Kloss-Gibbon und dem Silbergibbon (Hylobates klossii und H. moloch), produzieren Männchen und Weibchen ausschliesslich Sologesänge. Während Sologesänge vermutlich vor allem dem Verteidigen von Ressourcen (Territorium, Fruchtbäume, Partner) und eventuell der Partnersuche (mate attraction) dienen, dürften den Duettgesängen noch andere Funktionen zukommen. Vermutlich erfüllen dabei die geschlechtsspezifischen Gesangsanteile unterschiedliche Funktionen. Bei einfacheren Duetten sind partner-bewachende oder paar-anzeigende Funktionen wahrscheinlich, während bei den komplexen Duetten der Siamangs (Symphalangus syndactylus) zudem auch paar-bindende Funktionen involviert sein dürften.

Die Gesänge finden meist in den frühen Morgenstunden statt, zeigen aber oft art- und manchmal sogar geschlechtsspezifische Zeitpräferenzen. So erreicht der Weisshandgibbon in Malaysia seine grösste Rufaktivität morgens um 8 – 9 Uhr, der im gleichen Gebiet lebende Siamang dagegen etwa zwei Stunden später. Die verschiedenen Gibbonarten lassen sich an ihren Gesängen erkennen. Da die artspezifischen Merkmale nicht erlernt werden, sondern erblich sind, sind die Gesänge in der Systematik nicht nur bei der Artidentifikation, sondern auch bei der Bestimmung der Verwandtschaft zwischen Gibbonarten von Bedeutung. Die Gesänge weisen bei allen Gibbonarten Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf, wenn auch in verschiedenem Ausmass. Ein relativ einfaches Duett produziert zum Beispiel der Nördliche Weisswangen-Schopfgibbon (Nomascus leucogenys): Erwachsene Männchen singen drei verschiedene Strophen:

• Einzelne Heullaute, bei denen ein kleiner Kehlsack aufgeblasen wird, • Reihen von rhythmischen hohen Kurzlauten: Staccato-Laute, • Rufreihen mit starken Frequenzsprüngen: Multimodulierte Laute.

Erwachsene Weibchen produzieren dagegen nur eine einzige Strophenform, die als great-call bezeichnet wird. Jeder great-call besteht aus Lauten aufsteigender Tonhöhe, die mit beschleunigtem Tempo ausgestossen werden: Laute und Intervalle werden im Strophenverlauf verkürzt. Mehr oder weniger ähnliche great-call-Strophen finden sich im Weibchengesang aller Gibbonarten. Im Duettgesang werden die drei Männchenstrophen in der oben genannten Reihenfolge wiederholt. Von Zeit zu Zeit setzt das Weibchen mit seinem great-call ein. Das Männchen verstummt zu Beginn einer Weibchenstrophe und antwortet danach mit einer speziellen multi-modulierten Strophe, der so genannten coda. Dann folgt erneut der Zyklus der drei Männchenstrophen. […] Bei den Duettgesängen anderer Gibbonarten können mehr Variabilität, mehr Strophen und mehr vokale Interaktionsformen zum Einsatz kommen. Die komplexesten Säugetierduette kennt man vom Siamang (Symphalangus syndactylus).

GIBBONS A Screenshot 2018-01-30 10.19.13

Quelle Thomas Geissmann Begleitheft zur Ausstellung / Accompanying booklet Gibbons – die singenden Menschenaffen / Gibbons – the singing apes / pdf. siehe HIER (nach Anklicken warten!)

Gibbons B Screenshot 2018-01-30 10.19.38

zur Gibbon Sound Gallery siehe u.a. Hier

ZITAT (Hinweis zur Evolution des Gibbon-Gesangs)

Jede Gibbonart hat ihren eigenen unverwechselbaren Gesang, aber all diesen Lautfolgen sind gewisse Elemente gemein, die sich laut dem Gibbonexperten Thomas Geissmann von der Universität Zürich-Irchel bei einem gemeinsamen Vorfahren gefunden haben müssen. Somit haben schon die Vorfahren moderner Gibbons vermutlich Duette und lange, laute und komplexe Gesänge angestimmt. Die einzelnen Phrasen bestanden wahrscheinlich zunächst aus einfachen Tönen und entwickelten sich bei den Männchen allmählich von einfachen zu immer komplexeren Phrasen weiter. Die Weibchen brachten vermutlich einen einzigen, lang gezogenen Ruf (great call) aus einzelnen Lauten hervor, die zunächst lauter und schneller und gegen Ende kürzer und langsamer wurden; an diesem Punkt könnte der Ruf von akrobatischen Darbietungen begleitet gewesen sein. Die Männchen ließen sich möglicherweise zu ähnlichen Darbietungen hinreißen, oder auch nicht. (Geissmann, „Gibbon Songs and Human Music“)

Quelle Dean Falk: Wie die Menschheit zur Sprache fand / Mütter, Kinder und der Ursprung des Sprechens /DVA München 2010 / ISBN: 978-3-641-05098-6 / Anm. 30

Als Anregung: Zitat zur „Archäologie“ der Meisenrufe!

Meisenrufe historisch G.Thielcke

Nur als Beispiel. Ein interessantes Kapitel aus einem immer noch sehr lesenswerten Buch:  Gerhard Thielcke: Vogelstimmen / Springer-Verlag Berlin, Heidelberg, New York 1970.

Gerade heute meldet die Süddeutsche Zeitung ein neues Forschungsergebnis zu Meisenrufen: bei einem bestimmten Warnruf produzieren sie offenbar das Bild (!) einer Schlange in ihrem Kopf und suchen nach der Entsprechung am Boden.

SZ Meisen a SZ Meisen b SZ Wissen (31. 01.2018) Seite 14

Siehe auch den hier erwähnten Wissenschaftler Toshitaka Suzuki über das „Vokabular“ der Meisen in „Bild der Wissenschaft“ hier.

Das Neue Jahr mit Mozart!

Die Süddeutsche Zeitung macht’s möglich bzw. nötig oder sogar notwendig: das dort besprochene Buch muss man (?) besitzen. Autor Laurenz Lütteken. Ich bin kein Mozartforscher, aber wenn ich die wichtigsten Menschen in meinem Leben aufzählen sollte, würde dieser Komponist zu den ersten fünf gehören. (Gewiss, darin folge ich Hildesheimer, der mir die Sinne dafür geöffnet hat und der selbst Shakespeare und Mozart an erster Stelle genannt hat.) Und ich habe nicht vergessen, wie mich Così fan tutte im Jahr 2004 begleitet hat, – angeleitet, über „Lug und Trug“ nachzudenken.

ZITAT Radiosendung 2002 WDR 3 (Skript)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich gleich mit der Tür ins Haus fallen: das schönste, innigste und hintergründigste Drei-Minuten-Stück, das je geschrieben wurde, stammt von Mozart: ein Abschiedslied – man wird den Ruf „Addio“ hören, zwei Frauen und zwei Männer verabschieden sich voneinander, ein dritter ist Zeuge, die Frauen weinen und stammeln: „Ich sterbe. Schwöre, mir jeden Tag zu schreiben!“

1) Così fan tutte / Jacobs CD I Tr. 11 Di scrivermi 2’57“ [oben – weil auf youtube leichter erreichbar – in einer anderen Aufnahme als in der Radio-Sendung damals; enthält leider auch Werbung]

Das Traurige ist eigentlich nicht, dass diese Menschen, die sich lieben, Abschied voneinander nehmen müssen, – die Männer hier täuschen die Frauen, der Zeuge, der alles eingefädelt hat, meint: „ich platze gleich, wenn ich nicht lache“, und die nichtsahnend betrogenen Frauen werden sich bald trösten lassen. Wie ehrlich aber meint es die Musik in all ihrer Schönheit???

Wäre es nicht schöner, alles stimmte überein? Der Text, das Gefühl, der Mann, die Frau, die Situation, die Musik?

Es ist spät, das Dorf liegt im Dunkel und die Welt schweigt; der Bursche gibt der Geliebten das Geleit nach Haus und redet von seiner Liebe. „Solltest du meinetwegen Schwierigkeiten bekommen, dann ist es mir recht, wenn wir uns sofort trennen.“ So etwa spricht der Bursche. Aber nun das Mädchen — wie das schon angekündigt wird: „Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht“! Josef Wenzig ist der Dichter, Johannes Brahms der Komponist. Ja, und was sagt sie nun? Marmor, Stein und Eisen…NEIN! das nun grade nicht! Aber es ist wie ein Traum, – vergessen wir nur nicht: geträumt von den Herren Wenzig und Brahms!

2) 5046 920 1 Tr. 14 „Von ewiger Liebe“ Brigitte Fassbaender 4’25“

Brigitte Fassbaender sang, am Klavier Irwin Gage.

Was für ein Aufschwung! Kann man sich ewig, ewig auf dieser Höhe halten? Der junge Mann, so kleingläubig kann er nicht gewesen sein, wie er vorgab; er hat nur dies hören wollen! „Unsere Liebe muss ewig bestehn!“
Dann ist das Lied zuende. Und der Bursche geht überglücklich ins Dorf zurück. Oder? Was meinen Sie? Kommt ihm nicht irgendwann der Gedanke: Sie hat „muss“ gesagt, sie wünscht es sich und zwar mit aller Energie, – aber warum hat sie nicht „wird“ gesagt? „Unsere Liebe wird ewig, ewig bestehn!“ Sie ist sich also nicht ganz sicher? Eines Tages könnte sie sagen: ich habe es gewollt, habe es gehofft, aber das Leben hat es nicht zugelassen. Ich kannte dich ja kaum, – usw., was dann eben alles so gesagt wird.
Nein, das wollen wir nicht weiterspinnen. Gönnen wir uns diesen schönen Traum noch einmal. Aus paritätischen Gründen singt jetzt ein Mann.

3) Brahms op.43 Nr.1 (1864) „Von ewiger Liebe“ Dietrich Fischer-Dieskau 4’39“

Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld, Abend schon ist es, nun schweiget die Welt.
Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch, Ja, und die Lerche, sie schweiget nun auch.

Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus, Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus,
Führt sie am Weidengebüsche vorbei, Redet so viel und so mancherlei:

„Leidest du Schmach und betrübest du dich, Leidest du Schmach von andern um mich,
Werde die Liebe getrennt so geschwind, Schnell wie wir früher vereiniget sind.“

Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht: „Unsere Liebe, sie trennet sich nicht!
Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr, Unsre Liebe ist fester noch mehr.

Eisen und Stahl, man schmiedet sie um, Unsere Liebe, wer wandelt sie um?
Eisen und Stahl, sie können zergehn, Unsere Liebe muß ewig bestehn!“

*** *** ***

Die WDR-Sendung von damals kann man im nachfolgenden Link weiterlesen, aber ich vergesse nicht: das war in meinem anderen Leben. 24.04.2002 – WDR 3 Musikpassagen 15.05 – 17.00 Uhr
Gespaltene Gefühle: Von Lug und Trug (und ewiger Liebe) / Lieder von Johannes Brahms und Hugo Wolf / Ausschnitte aus Così fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart / Aufnahmen des indischen Ragas Lalita mit dem Flötisten Hariprasad Chaurasia und dem Sänger Bhimsen Joshi  / Moderation: Jan Reichow / Skript der Sendung HIER.

In der SZ-Besprechung des neuen Mozartbuches schrieb Helmut Mauró u.a. über die Situation Mozarts, auch – und das ist ein sehr wichtiger Aspekt! – in steter Auseinandersetzung mit den Ideen seines Vaters:

Wie die Musik so aus ihrer untergeordneten Kunstrolle als unvollkommene Naturnachahmerin herausfand und sich über die bis dahin führende Malerei erhob, wie sie schließlich zur Leitkunst des 19. Jahrhunderts wurde, auch diesen Aspekt diskutiert Lütteken im Zusammenhang mit Mozart oder „den Mozarts“, wie man nach der Lektüre des Buches sagen muss.

Natürlich ging der Sohn dann viel weiter, richtete seine ganze Existenz auf ein neues Künstlerbild aus, riskierte viel und zwar nicht nur im Bezug auf die eigene materielle Existenz, sondern, und das ist vielleicht doch neu, auch im Bezug auf sein Werk selber. Auch Mozarts menschenfreundlicher und so lebensnaher Musik – selbst für die als Türken verkleideten Ehemänner in seiner „Così fan tutte“ gibt es einen realen Hintergrund – wurde in der Opera buffa auf einmal der schaurige Abgrund einer pragmatischen Realität. So mutig er in seinen Opern die Bedingungen des menschlichen Daseins und die soziopolitischen Bedingungen vorführt, indem er die Labilität moralischer Kategorien aufzeigt, so zielsicher demontiert er auch die eigenen Überzeugungen. Lütteken verweist auf die Schriften des Materialisten Julien Offray de La Mettrie, die in Wien damals kursierten – und verboten waren. Für Mettrie war die Seele keine göttliche Inspiration, sondern das Resultat komplexer Körperfunktionen.

Diese Haltung scheint in Mozarts Opere buffe nicht nur durch, er erweitert, etwa in „Così fan tutte“, das Spiel um Affekte und Erotik gegenüber dem Drama, das schon die Anlage eines radikalen Gesellschaftsexperiments aufweist, um eine entscheidende Komponente: Er stellt nun auch die von ihm geschaffene Musik selber auf die Probe. Er unterläuft die kalkulierte Wirkung auf das Publikum, vor allem durch eine neue harmonische Doppelbödigkeit, die eine einzige musikalische Wahrheit unmöglich macht. Im Moment der größten Wirkung seiner Komposition muss Mozart erkennen, dass seine Musik „keine wahre Seele mehr hat“. Da ist auch die aufklärerische Vernunft bestenfalls nur ein Notanker. Lütteken zitiert einen Brief Mozarts an seine Frau aus dieser Zeit: „Es ist alles kalt für mich – eiskalt. Ja wenn du bei mir wärest, da würde ich vielleicht an dem artigen Betragen der Leute gegen mich mehr Vergnügen finden, – so ist es aber so leer.“

Quelle Süddeutsche Zeitung 27. Dezember 2017 Seite 12 So kalt, so leer Leopolds Meisterschüler – Laurenz Lütteken zeigt Mozarts aufklärerischen Ehrgeiz und sein tragisch-logisches Ende / Von Helmut Mauró

Zu Julien Offray de La Mettrie siehe auch den ZEIT-Artikel von Rudolf Walther: Weder Gott noch Zufall / Das wilde Denken des Julien Offray de La Mettrie / aufzufinden Hier

Die abschließenden Sätze des SZ-Artikels geben wohl eher die Assoziationen des Journalisten als die des Mozartforschers wieder, sind aber durchaus nachzuvollziehen:

Man kann nicht umhin, zu denken, Mozart habe durch sein eigenes Werk psychisch-metaphysischen Selbstmord begangen; der körperliche Zerfall und frühe Tod wären dann nur logische Folge, also Symptome. Lütteken sagt das nicht, aber seine Darstellung erklärt so viel von der tiefen Traurigkeit, die den Komponisten Mozart in einer kalten Dezembernacht aus der Welt hinaustrieb.

Das heißt auch: es gibt in Sachen Mozart nur den Weg, sich auf denselben Wissensstand zu bringen, der durch das neue Buch umrissen ist.

Vielleicht handelt es sich um eine ähnliche Aporie, wie sie sich am Ende des Bachschen Lebensweges einstellte. Man findet sie in dem Buch von Peter Schleuning über die „Kunst der Fuge“ zumindest angedeutet: selbst der vollkommenste Komponist muss gerade an dem Denkrahmen scheitern, dessen Belastungsfähigkeit er bis zum äußersten ausgetestet hatte. Darüberhinaus gibt es nichts. NICHTS.

P.S.

Zweifellos bin ich gestern am Ende übers Ziel hinausgeschossen. Ein Grund mehr, das Buch selbst zu studieren. Oder einstweilen noch die Rezension von Peter Gülke einzubeziehen und zu überdenken: Hier.

Zumal, wenn man sich hier befindet:

Langeoog 29 Dezember 2017 Langeoog (Foto E.Reichow)

Rückblick und Ausblick

Soweit ich denken kann…

Es hat mich begeistert, als wir in der Grundschule – „viel zu früh“, sagte mein Vater – den Neandertaler durchnahmen. Aber schon begann ich heimlich seinen Bücherschrank zu durchforsten, bis ich ein Werk über Frühgeschichte fand. Und an den Hängen des Teutoburger Waldes suchte ich fortan nach Faustkeilen. Bei meinem Onkel „Am Alten Saupark“ in Misburg hatte ich in den Ferien schon ein Buch von Bruno Bürgel über den Kosmos entdeckt und mit Feuereifer durchgeblättert. Spät abends betrachteten wir den Sternenhimmel, und ich schwadronierte wie ein Kenner. Das sollten ja nun auch meine Rahmenbedingungen sein! Und eines Tages lag ein Buch im Schaufenster bei Velhagen & Klasing, das mich extrem faszinierte, weil es Allumfassendes versprach: „Weltall und Urwelt“. Ich bekam es nie, aber das Titelbild grub sich in mein Gedächtnis; jetzt habe ich es im Internet wiedergefunden. Es kostet fast nichts, nur der Zeitpunkt ist falsch. Und das Wort „kurzweilig“ ist mir damals nicht aufgefallen, es hätte mich empfindlich gestört. Mir war es durchaus ernst! Und die wirklichen Rahmenbedingungen sehe ich heute bei Kant (siehe hier).

Steinzeit Kunst Steinzeit Kunst rück HEUTE

Weltall und Urwelt Screenshot 2017-12-26 18.31.14 VOR 60 JAHREN

EDITORIAL zu NATUR 1/18 von Sebastian Jutzi

Seit Homo sapiens gen Himmel blickt, haben sich zumindest einige Vertreter seiner Art schon immer gefragt, was da oben sein mag. Mangels technischer Möglichkeiten musste die Antwort auf diese Frage zunächst ein Mysterium bleiben. Also bevölkerte der Mensch den gewaltigen Raum, den er da sah, mit allerlei Wesen wie Göttern und Dämonen. Das hat sich in den vergangenen Jahrhunderten grundlegend geändert. Mit immer leistungsfähigerer Technik erkunden Forscher den Weltraum und entreißen ihm zusehends seine Geheimnisse. Noch sind nicht alle Rätsel gelöst. Das größte: Gibt es Leben außerhalb der Erde? Wenn das Universum tatsächlich etwa eine Billion Galaxien beherbergt, wie Forscher im vergangenen Jahr errechnet haben, dann ist die Zahl der Sterne noch viel größer, die der Planeten erst recht. Das alles übersteigt zwar die menschliche Vorstellungskraft, führt aber gleichzeitig vor Augen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich irgendwo dort draußen Leben entwickelt hat, ist sehr hoch. Sogar ganz in unserer astronomischen Nähe könnten Lebewesen existieren, zum Beispiel auf den Monden des Jupiter oder des Saturn. Die Voraussetzungen dort sind, nach derzeitigem Wissensstand, nicht schlecht. Vielleicht werden wir noch erleben, dass Raumsonden Spuren von Leben dort finden. Das wäre eine weitere fundamentale Veränderung in unserem Wissen und würde auch das Selbstbild des Menschen verändern.

Viel näher liegt dagegen ein anderes, ebenfalls schwer zu knackendes Rätsel: Der Klimawandel findet statt und dennoch wollen oder können wir nicht begreifen, dass er eine ernste Bedrohung darstellt. Durch unser eigenes, unvernünftiges Verhalten schlittern wir in eine gewaltige Misere. Auch diese Erkenntnis könnte dazu verhelfen, unser Selbstbild zurechtzurücken. Jedenfalls stehen damit das evolutionäre Modell Mensch und vor allem die derzeitige, sogenannte westliche Zivilisation wieder einmal vor einer entscheidenden Prüfung.

Wie die Entwicklung weitergeht, ist noch offen. Sicher ist dagegen, dass sie nur im Rahmen der Bahnen verlaufen kann, die die Naturgesetze vorgeben. Geht man davon aus, dass letztere überall im Universum gelten, wäre dann leider nicht unwahrscheinlich, das sich Ähnliches noch anderswo im Weltall abspielt. Entgegen vieler Fantasien, die sich in Science-Fiction-Geschichten niederschlagen, wären außerirdische Zivilisationen unserer dann erstaunlich ähnlich. Das wäre eine wahlweise faszinierende, groteske oder auch traurige Verbindung zwischen uns und dem Kosmos. Vorerst bliebt das ein vage Vision und der Blick zum Himmel darf, irdischen Malaisen zum Trotz, weiterhin zum Rätseln und Träumen einladen.

Text: ©Sebastian Jutzi / siehe auch hier /Abdruck im Blog mit freundlicher Erlaubnis.

Natur Jahreswechselheft

Nachtrag 9. Januar 2018

Wie groß ist unser Sonnensystem? Sehr eindrucksvoll finde ich immer noch die Verdeutlichung von Bill Bryson („Eine kurze Geschichte von fast allem“ Goldmann München 2004 / Seite 39f):

Die Entfernungen sind sogar so groß, dass es unter praktischen Gesichtspunkten völlig unmöglich ist, das Sonnensystem maßstabsgerecht zu zeichnen. Selbst wenn man in Lehrbücher viele Seiten zum Ausklappen einfügen oder ein wirklich langes Stück Plakatpapier verwenden würde, käme man nicht einmal annähernd zurecht. In einer maßstabsgerechten Schemazeichnung des Sonnensystems, in der die Erde ungefähr den Durchmesser einer Erbse hat, wäre der Jupiter mehr als 300 Meter entfernt, und den Pluto würden wir erst nach zweieinhalb Kilometern finden (außerdem hätte er ungefähr die Größe einer Bakterienzelle, das heißt, man könnte ihn ohnehin nicht sehen). Proxima Centauri, unser nächstgelegener Fixstern, wäre im gleichen Maßstab mehr als 15000 Kilometer entfernt. Und selbst wenn man alles so weit verkleinert, dass der Jupiter so groß wie der Punkt am Ende dieses Satzes und der Pluto nicht größer als ein Molekül, wäre Pluto immer noch mehr als 100 Meter von uns entfernt.

Das Sonnensystem ist also wirklich riesengroß. Wenn wir den Pluto erreichen, sind wir von der Sonne- unserer geliebten, warmen, bräunenden, Leben spendenden Sonne – so weit entfernt, dass sie auf die Größe eines Stecknadelkopfes geschrumpft ist. Eigentlich ist sie dann nur noch ein heller Stern. Angesichts einer derart einsamen Leere versteht man besser, wie selbst die bedeutendsten Objekte – beispielsweise der Plutomond – der Aufmerksamkeit so lange entgehen konnten. (…)

An eines müssen wir dabei natürlich immer denken: Wenn wir das Universum als Ganzes betrachten, wissen wir eigentlich noch nicht einmal, was alles zu unserem eigenen Sonnensystem gehört.

(Fortsetzung folgt)

Am 29.12.2017 antwortete der Astrophysiker Hermann Nicolai im Berliner Tagesspiegel auf die folgende Frage des Journalisten:

Also nix mit der Menschheit als Krone und Zentrum der Schöpfung?

Wir sind so unvorstellbar unbedeutend, wie das Universum unvorstellbar groß ist. Die Voyager-Sonde, die 1977 gestartet ist, fliegt mit 17 000 Metern pro Sekunde durchs All und ist jetzt nach 40 Jahren gerade mal am Rande des Sonnensystems. Der nächste Stern von uns ist Alpha Centauri, vier Lichtjahre entfernt, im kosmischen Maßstab also ein Katzensprung. Mit jeder realistisch denkbaren Technologie braucht man dahin mindestens 30 000 Jahre. Und wir haben hier auf der Erde auch völlig falsche Vorstellungen davon, welche Materie im All dominiert. 74 Prozent der sichtbaren Materie im Kosmos – die dunkle lassen wir jetzt mal beiseite – ist Wasserstoff und 24 Prozent Helium. Die schwereren Elemente, die wir hier auf der Erde überwiegend vorfinden und aus denen wir bestehen, kommen von den restlichen zwei Prozent. Aber alles das wird von der Dunklen Materie überwältigt, von der es fünfmal so viel wie sichtbare Materie gibt.

Quelle hier

Wie die alte Eiche starb

In der Nacht vom 20. auf den 21. Dezember 2017

Eiche Frühjahr 1989 a Eiche Doppelbild Frühjahr 1989 b April 1989

Eiche 140414 Eiche 140419 18Uhr51

Oben: Am 19. April 2014 abends 18:51

Reh im Garten 141011Okt 2014 Eiche Juli 2017Juni 2016

Eiche Juni 2016Juli 2017

Vor dem Bau der Häuser wurde der Abhang aufgeschüttet, viele Bäume mussten weichen: nur diese alte Eiche haben wir 1976, als wir hier einzogen, wieder ausgraben lassen; sie wurde mit einem Mantel aus Kies umgeben und konnte über abwärts eingelagerte Plastikrohre im Wurzelbereich bewässert werden. 1989 wollte ich den Garten erneuern, habe alles umgegraben und geglättet. An den Abhang und im Tal hatte ich im Lauf der Zeit an die hundert Bäume gepflanzt (Hainbuchen, Ahorn, Kastanie, Erlen). Aus einem Schmuckgarten wurde nichts, die Wildnis breitete sich aus, wie der Efeu an der Eiche, – ein Vogelparadies. Immer noch grünten einige starke Äste, es regnete sogar noch Eicheln. Bis nun dieser Tag kam, diese Nacht… Dort wo der schwere, efeubepackte Stamm mit großem Gekrache niedergegangen ist, war ich tagtäglich zum Kompost gegangen, dort wo man noch bis vorgestern die Steinplatten von 1989 liegen sah, habe ich im Sommer -zig Schubkarren mit Erde hinuntertransportiert und am steilen Hang abgekippt. Heftige Stürme sind durch die Eiche gebraust, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Vor kurzem noch: der schwere Schnee.

Eiche + Schnee 171210 Eiche, Lampe, Schnee 171210

Und nun dies. Wie die Nachbarn sagten, wohl in zwei Schüben, der erste um 1.15 Uhr, von kleineren Bäumen etwas aufgefangen, gegen 3.15 Uhr der zweite, der auch den Rest niederbrach.

Eiche der Länge nach 171222

Eiche am Boden b

Eiche Bruchstelle b

Die morsche Bruchstelle. Die Wurzeln sind natürlich nicht die der Eiche, denn die befinden sich in drei Meter Tiefe; man sieht nur die des Efeus.

Bach und die Raumakustik

Eine Abschweifung

Jeder Bachkenner hat das gelesen: Ende 1774 schickte Carl Philipp Emanuel Bach an den Bach-Biographen J.N. Forkel in Göttingen einige Ergänzungen und Berichtigungen zum Lebenslauf seines Vaters. Und darin findet sich unter vielen interessanten Einzelheiten die folgende Bemerkung, die gern zitiert wird, wenn es um Bachs Kenntnis der physikalisch-praktischen Konditionen der Musik ging.

Bach Raumakustik

Es ist aber durchaus möglich, dass dieses Wissen damals unter Musikern allgemeiner verbreitet war, als man heute annimmt. Zumindest unter solchen, die von den Forschungen des gelehrten Athanasius Kircher gehört oder sogar ein Werk von ihm erstanden hatten. Und zwischen Fakten und Fantasien unterscheiden konnten, – obwohl dies unwahrscheinlich war angesichts eines erdrückend universalen Geistes.

Kircher Raumakustik a *   *   *Kircher Raumakustik b *   *   *

Kircher Raumakustik c *  *  *Kircher Raumakustik d *  *  *

Kircher Raumakustik e *   *   *

Quelle: Athanasii Kirchers Neue Hall= und Thonkunst Reprint nach dem Original aus dem Jahre 1684 aus dem Bestand der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel / Wieder aufgelegt im Jahre 1983 von der Edition „libri rari“ Th. Schäfer GmbH Hannover. ISBN 3-88 746-0 72-3 / Wikipedia Athanasius Kircher siehe hier.

Kirchers Universum – und Bachs Glaubensgebäude

Kircher Universum  Kircher Weltorgel die Weltenorgel…

Rolf Dammann beschreibt und deutet diese Bilder detailliert in seinem grundlegenden Werk „Der Musikbegriff im deutschen Barock“ (Laaber-Verlag 1984) auf den Seiten 406 bis etwa 427.

1. die himmlische, übernatürliche (supranaturale) Welt, 2. die des Makrokosmos, also die außermenschliche Natur mit der wiederum höchsten Rangstufe der Gestirnwelt und 3. der Mikrokosmos, d.h. die Welt des Menschen.

Und fügt hinzu (Seite 411):

Diese Gliederung entspricht offensichtlich auch dem Aufbauplan von J.S.Bachs Clavierübung III, der möglicherweise ein praktisches Gegenbild dieser Weltstruktur liefert.

„offensichtlich“? „möglicherweise“? Das ist durchaus nicht geklärt, soweit ich weiß. Um einmal bei der älteren Deutung zu bleiben (Dammann beruft sich auf R. Steglich 1935), sei hier noch ein Absatz aus Hermann Kellers „Die Klavierwerke Bachs“ (Edition Peters 1950) angefügt, woraus nur andeutungsweise dergleichen zu entnehmen ist:

Bach Clavier Übung III

Bäume hören

Wie uns David G. Haskell in den Wald lockt

Ein erster Blick in die Baum-Klang-Sammlung

(im Anschluss an einen Bericht in der ZEIT – online hier – aber nur als Anreiz)

Baum-Klang-Sammlung  Nur zum Lesen anklicken!

Zum Hören anklicken:

Tree sounds compilation

***

Wer sich bei diesem Thema („… haben wir doch schon gehabt!“) an die Bestseller von Peter Wohlleben erinnert, lese zur Vorsicht auch das folgende Gespräch im FAZ-Blog: HIER.

Bei Haskell ist scheinbar von denselben Vorgängen die Rede, aber ohne diese kindlich- anthropomorphe Tendenz. Alles da draußen ist wie ich, – lauter fühlende Wesen. Aus dem ZEIT-Gespräch:

Haskell: (…) Licht ist hier unten die zentrale Überlebensfrage. Sehen Sie diese Pflanze dort, die Fußblätter? Was aussieht wie viele verschiedene Pflanzen, ist ein einziges Individuum. Vieles hier ist [jedoch] nicht so wie es scheint. Keiner dieser Bäume ist ein Einzelkämpfer, Vertreter unterschiedlicher Arten stehen über Netzwerke von Pilzen miteinander in Kontakt. Ein Wald sieht vielleicht aus wie eine Ansammlung von Individuen. Aber das führt in die Irre. Wir müssen ihn als Netzwerk begreifen. Genau diese Idee behandle ich in meinem neuen Buch Der Gesang der Bäume.

ZEIT: Die meisten Theorien der Biologie, Chemie, Wirtschaft oder Religion gehen von der Idee eines Individuums aus. Die fundamentale Grundeinheit der Physik ist das Atom, in der Biologie eine Art, eine Spezies. Auch in der Religion geht es um die Entscheidungen eines Einzelnen.

Haskell: Es steckt viel Wahrheit darin, so auf die Welt zu schauen. Aber es gibt den anderen Blick, in dem diese Dinge nur temporäre Manifestationen temporärer Verbindungen eines Netzwerks sind. Ubnd dieses Netzwerk überlebt die Zeiten und etnwickelt sich. Wenn Sie diesen Baum von seinem Netzwerk abschneiden, dann stirbt er.

ZEIT: Fließen jetzt in diesem Moment Informationen durch das Wald-Netzwerk?

Haskell: Natürlich. Die Wurzeln dieses Baums hier sind über unterirdische Pilze mit vielen anderen Bäumen verbunden. Wird einer von Insekten befallen, gelangt diese Information ins gesamte Netzwerk. Als wir uns vom Auto auf den Weg gemacht haben, sind auch wir Teil davon geworden. Unsere Ankunft ist von Vogelrufen durch den Wald getragen worden, deshalb werden wir wahrscheinlich keine Füchse oder Hirsche sehen. Sie können an diesem Ort nicht unbemerkt auftauchen.

Quelle Der oben verlinkte ZEIT-Artikel „Grausam und schön“ 12.Okt.2017 (Seite 39)

Das klingt zum Teil ähnlich wie bei Wohlleben, aber der gedankliche Hintergrund ist anders. Auch zur Idee mit dem Netzwerk könnte man sagen: alles schon dagewesen. Habe ich das im Prinzip nicht schon Anfang der 90er Jahr gelesen (und unterstrichen)?

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Noch ein bemerkenswerter Absatz aus dem Zeit-Interview mit David G. Haskell, der den Menschen natürlich nicht aus dem Netz ausschließen will, sondern glaubt, dass wir eine Ethik der Zusammengehörigkeit brauchen :

Nehmen wir diesen Wald. Er ist wunderschön, seine einzelnen Elemente fügen sich zu einem Ganzen, er vibriert, ist voller Leben – Menschen eingeschlossen. Hier und da befriedigen Menschen ihre Bedürfnisse, fällen etwa Bäume oder jagen. Andere Areale werden ganz in Ruhe gelassen. Dort entscheiden andere Arten, Wind und Feuer darüber, wie unsere Zukunft aussieht.

ZEIT: Sie ziehen also keine Grenzen zwischen Mensch und Natur.

Haskell: Menschen sind natürlich! Ein Flugzeug und ein Wolkenkratzer auch, denn sie sind aus Dingen gemacht, die aus der Erde kommen und durch den menschlichen Geist geformt sind. Und das ist ein Resultat der natürlichen Selektion. Ein Flugzeug ist so natürlich wie ein Vogelnest.

ZEIT: Noch nie hatte eine Primatenart einen so großen Einfluss auf die Erde wie wir heute, und das ist global gesehen kein guter.

Haskell: Unser Geist ist mächtig, er hat etwa herausgefunden, wie man fossile Brennstoffe nutzbar [machen] kann. Die Ethik, die wir brauchen, erreichen wir nicht, indem wir uns als Aliens auf diesem Planeten begreifen. Das würde bedeuten, dass wir unsere Natur verneinen. Hören Sie diesen Rotkardinal singen? Er macht nichts anderes als wir beide gerade. Die eine Handlung ist nicht mehr oder weniger natürlich als die andere.

Roter_Kardinal_(Cardinalis_cardinalis)_B._Walker Roter Kardinal (B.Walker in Wikipedia)

Mit meinen Natur- und Baumbüchern könnte ich ein eigenes Regal füllen, die Liebe geht in die Kindheit zurück. Manches kann ich datieren, z.B. mein Lieblings-Bilderbuch in den 70er Jahren, als wir gerade ein eigenes Haus hatten, mit einem wilden Garten  bzw. direktem Zugang zur Wildnis, falls man es so nennen kann. In manchen Nächten am Kamin (der ist längst verschlossen) saß ich und blätterte mit Begeisterung im „Johnson“, derselbe Autor, der das Buch vom Wein geschrieben hat. Eine spezielle Doppelbegabung wie bei mir… In dem mächtigen Bäume-Buch finde ich viele Zeitungsausschnitte, darunter auch noch immer den Auslöser des Kaufes damals: einen ZEIT-Artikel vom 3. August 1978. (Siehe unten rechts in der Ecke, ich löse das Detail heraus.)

Bäume Johnson NATUR Bäume ZEIT

Der Preis damals war erheblich, deshalb verzichtete ich auf das ebenfalls verlockende Gartenbuch daneben…

NATUR Bäume ZEIT Johnson

Und ich kann es mir heute nicht versagen, auf den Anfang des Artikels von Manfred Sack hinzuweisen, als hätte es so sein müssen, dass ich es in dieser Woche wiederlese; er zitiert Hans Christoph Buch, der einem Nachbarn, der Bäume fällen will mit der Begründung „eines Tages müssen sie doch weg“, entgegenhält: genauso könnte man „mit einem Schnellfeuergewehr von irgendeinem Turmfenster aus wahllos Passanten abknallen, einen Atomkrieg vom Zaume brechen oder, um ganz sicher zu gehen, alle Flußufer der Erde mit Atomkraftwerken bestücken“; denn „eines Tages müssen sie ja doch weg: die Bäume, die Blumen, die Vögel – und natürlich auch die Menschen…“

QUELLE DIE ZEIT 4. August 1978 Die Verteidigung der Natur / Bücher über Landschaft und dergleichen / Seite 34 / Von Manfred Sack.

Das alte Bilderbuch ist auch noch da: „Peterchen im Walde“ von Georg Netzband. Jedes einzelne Bild hat sich mir eingegraben, obwohl ich Peterchen selbst ziemlich blöd fand.

Peterchen im Walde Peterchen im Walde Vögel

16. Oktober 2017 Ohligser Heide Waldweg

Peterchen auf dem Weg JR im Walde 171016

Ohligser Heide Pano171016 Panorama: E.Reichow

Ohligser Heide Waldbild b 171016

Eiche am Drei-Insel-Teich 171016 (Huawei-Fotos JR)

19. Oktober 2017 An der Terrasse der Heidberger Mühle

Zitronenfalter 20171019 Heidberger M

Nachtrag 21.03.2018

Siehe auch hier „Nachtigallen in Berlin“ (wegen E.Coccia).

Kuhglocken im Allgäu

Screenshot 2017-10-03 Das Erste Sushi a abrufbar bis 2.10.2018 HIER

3:17 Natürlich kennt der Bauer jede Kuh mit Namen, auch wenn für uns eine aussieht wie die andere. Aber nicht nur das: er kann sogar jede einzelne Glocke zuordnen.

„Wenn die Kuh vom Dunklen in den Stall reinkommt, dann kann ich sagen, welche Kuh da kommt. Weil das hör i ja.“ „Moment, jede Glocke klingt anders?“ „Ja.“ „Und Sie wissen alle, wo die im Stall ihren Platz…“ „Da hat jede ihren Platz, jaja, das weiß die Kuh auch nächscht Jahr no. Die sind ja im  Winter unten im Tal, und im Frühjahr werden sie wieder raufgetrieben, da weiß jede, wo sie war. Darf man nicht sagen: blöde Kuh. 3:57

Screenshot 2017-10-03 Das Erste Sushi b Screenshots JR

Erinnerung an Südtirol (14.09.2017):

Villanders Vorm Melken a  Villanders Vorm Melken c Villanders Vorm Melken d

Villanders Vorm Melken b Sie sind noch nicht lang zurück von der Alm.

Und kennen auch hier ein anderes Leben: Täglicher Auslauf noch im September.

Villanders Auslauf der Kühe In der Ferne liegt Dreikirchen.

Handy-Fotos JR

Kuhglocken im Wallis (Schweiz): HIER

Ziegenglocken in Mittenwald (Bayern): HIER

Kleine Quellenkunde

„Anabasis“ bei a) Xenophon und bei b) Saint-John Perse

a) ist mir seit der Schulzeit (Obersekunda?) bekannt. Wir haben die „Anabasis“ von Xenophon gelesen und behandelt. Was mir als erstes dazu einfällt, ist die 100fach wiederkehrende stereotype Formel, die wir zuweilen parodierten:

Ἐντεῦϑεν ἐξελαύνει σταϑμοὺς δύο Von dort zog er – oder zogen sie – weiter in soundsoviel Stathmen bis zum Gehtnichtmehr, kamen jedoch letztlich ans Mittelmeer und riefen in höchster Freude: „Trallala! Trallala!“

Für uns gehörte es zu den trockensten Geschichtstexten, die uns je begegneten. Hat man uns nichts Wesentliches dazu vermittelt? Es hieß nur, für unsere Griechisch-Kenntnis sei es die Vorstufe zu Plato, und auch Homer sollte noch folgen, dann auch ein Querschnitt herrlichster griechischer Lyrik. Uns schwante nichts Gutes. Heute rekapituliere ich mit Andacht Xenophons Original-Text und die Übersetzung, beides ist HIER zu finden. Wie kam ich jetzt drauf? Eins meiner liebsten Bücher, ein Brevier, das ich allabendlich vor dem Einschlafen lese (aber erst seit ich begann, es zu verstehen, was mir zuerst nicht leicht gefallen ist). Ich benenne es an dieser Stelle nicht, um die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser keinesfalls abzulenken von dem Stoff, den ich aus ganz selbstbezogenen Gründen gründlicher rezipieren möchte, als ich es mir je in meiner Schulzeit hätte träumen lassen. Einem großen Franzosen zuliebe. (Aber nicht dem, den ich oben schon genannt habe und gleich noch einmal nenne: der ist gewissermaßen Beifang wie eben auch schon dieser alte Xenophon, den ich in die Halbvergessenheit abgedrängt hatte.)

b) Wer also ist Saint-John Perse? Schnell nachgelesen bei Wikipedia hier , und ich sehe dort, dass ich ihn schon ganz früh in meiner kleinen Bibel von ehedem hätte entdecken müssen, „Struktur der Modernen Lyrik“ von Hugo Friedrich. In der Wiki-Werk-Auswahl an zweiter Stelle steht Anabase (1924), dazu als Übersetzer: Walter Benjamin. Wie konnte mir alldies in meiner „Adorno-Zeit“ nach 1960 entgehen? Weil es noch kein Internet, kein Wikipedia gab, das heute die schnellsten Kurzausflüge der menschlichen Geistesgeschichte erlaubt… Ich lese parallel im Wasserbuch von Leonardo, dem – so steht es da! – omo senza lettere. Er „besaß immerhin fast zweihundert Bücher. In der stattlichen Bibliothek des Autodiakten gab es auffallend viel Wörterbücher und Grammatiken des Italienischen und auch des Lateinischen. Er versuchte sogar eine Zeit lang, Lateinische zu lernen und aus Ovids Metamorphosen zu übersetzen, aber das hatte keinen Einfluss auf seine eigene Prosa, der gewiss keine lateinische Satzstruktur anzumerken ist, und der Zauber seiner Prosa kommt gerade vom Fehlen einer wissenschaftlichen Terminologie. Leonardo beschreibt genau und anschaulich, aber mit Ausdrücken und im Duktus der Sprache seiner Kindheit, des gesprochenen Toskanisch, mit Anklängen an die Verse Dantes und Petrarcas, mit Stilgewohnheiten der toskanischen Schwank- und Fazetiendichter“ etc.etc. (siehe Wasserbuch a.a.O. Einleitung von Marianne Schneider Seite 9).

In medias res:

Caroline Sauter hat eine Rezension der Benjaminschen Übersetzung von Saint-John Perses „Anabase“ geschrieben und beginnt folgendermaßen:

Saint-John Perses Anabase ist ein einziger langer Satz, der kaum Zeit lässt, Atem zu schöpfen, der keine Zäsur zulässt; ein Strom aus Worten, der sich über die Seiten ergießt. Ein Kritiker bezeichnet das Werk zurecht als „poème en marche“, und in der Tat erinnert Perses Anabase an Xenophons Anabasis, an den darin beschriebenen langen, entbehrungsreichen „Marsch der Zehntausend“. Allerdings besteht diese Ähnlichkeit weniger auf einer inhaltlichen als vielmehr auf einer sprachlich-stilistischen Ebene: Anabase ist ein ununterbrochener Zug von tausenden Sprach-Bildern, die nur aufscheinen, um direkt wieder zu verblassen, das epische Gedicht ist permanent im Aufbruch, ständig in Bewegung. Sprachlich häufen sich im Text Verlaufsformen von Bewegungsverben, der lyrische Kosmos ist „en voyage“, „en marche“…

Doch es ist ein Aufbrechen ohne Ankommen. „The poem is a series of images of migration”, schreibt T.S. Eliot im Vorwort zu seiner Anabasis-Übersetzung. Tatsächlich stellt der Text Migration und Exil als Erfahrung der Menschheit überhaupt dar, und zwar schlicht deshalb, weil der Mensch mit Sprache umgeht, um seine Welt zu verstehen, zu erklären und zu beschreiben. Saint-John Perses Gedicht zelebriert die Erfahrung sprachlicher Fremdheit angesichts einer wirren Welt („… que ce monde est insane!“). Der Erzähler (er ist ein Fremder: „l’Étranger“) befindet sich als Abenteurer in dieser Welt, die seine eigene ist; er dringt als Pionier ins Unbetretene vor, er wird zum Eroberer, der alles Bisherige zerstört und daraus Neues schafft.

Weiter an der Quelle bei Caroline Sauter HIER.

Interessant, dass ich nun, am Ende der Rezension von Caroline Sauter, genau auf den Textausschnitt  aus „Anabase“ gestoßen bin, der mich hierhergeführt hat. Und zwar in der Übersetzung von Walter Benjamin, der aber nicht genannt wird: in dem Buch, das ich auch noch nicht genannt habe, – von ALAIN BADIOU: „Versuch, die Jugend zu verderben“ (Suhrkamp) Seite 53 f. An Ort und Stelle sieht es folgendermaßen aus, –  ich war bei der ersten Lektüre weit davon entfernt, die Zeilen des Saint-John Perse zu verstehen. Vor allem das Wort Mazzoth, das bei Perse nicht vorkommt, gab mir Rätsel auf.

Perse Badiou Benjamin a Perse Badiou Benjamin b

Inzwischen habe ich mir eine Screenshot-Kopie des französischen Original-Werkes mit der Übersetzung von T.S. Eliot angelegt und zitiere aus dessen Vorwort ein paar Sätze über die Beziehung zu Xenophon (nur weil mich der gegebene Anlass gerade interessiert):

Eliot Vorrede Anabase a Eliot Vorrede Anabase b

Es ist also eigentlich nicht „nötig“, Xenophon für Saint-John Perse zu studieren, ebensowenig wie diesen dem oben genannten bzw. verschwiegenen „geliebten Franzosen“ zuliebe, jedoch – soviel Zeit muss sein, wenn es darum geht, den Zusammenhang mit der eigenen Jugend (Xenophon, Hugo Friedrich), das Netz der Erinnerungen fortzuspinnen, das hier und da halbfertig im Winde flatterte.

Hier ist das Lied, das Saint-John Perse ganz ans Ende seines Werkes ANABASE (1924) gesetzt hat (nebst Übersetzung von T.S. Eliot; der Titel dieser englischen Ausgabe von 1930 lautet ANABASIS). Man kann es zugleich hören, gesprochen von Jean Vilar.

ANABASE 74-75 Rezitation auf youtube (Jean Vilar) HIER

Die folgende Übersicht, die Eliot, wie er schreibt, von Lucien Fabre übernommen hat, ist hilfreich, wenn man sich in das ganze Werk hineinarbeiten will:

ANABASE 10-11 Eliot Übersicht 10 Teile

Structure du recueil (nach der frz. Wikipédia hier)

  • Chanson
    • « Il naissait un poulain… »
  • Anabase
    • I. « Sur trois grandes saisons… »
    • II. « Aux pays fréquentés… »
    • III. « À la moisson des orges… »
    • IV. « C’est là le train du monde… »
    • V. « Pou mon âme mêlée… »
    • VI. « Tout-puissants… »
    • VII. « Nous n’habiterons pas toujours… »
    • VIII. « Lois sur la vente des juments… »
    • IX. « Depuis un si long temps… »
    • X. « Fais choix d’un grand chapeau… »
  • Chanson
    • « Mon cheval arrêté… »

Bei Hugo Friedrich habe ich mir damals den folgenden Passus auf Seite 148 dick angestrichen:

1929 schreibt HOFMANNSTHAL einige Seiten als Vorrede zu Anabase. Darin nennt er MALLARMÉ, VALÉRY und SAINT-JOHN PERSE „kreative Individuen, die sich in die Sprache selbst werfen“, worauf die vorzügliche Bemerkung folgt: „Dies war die lateinische Annäherung an das Unbewußte; sie geschieht nicht im halbträumerischen Sich-Verschwelgen des germanischen Geistes, sondern durch ein Durcheinanderschütteln der Objekte, ein Brechen der Ordnungen“, in einer „dunklen und gewaltsamen Selbstbezauberung durch die Magie der Worte und der Rhythmen“.

Auf den Seiten 162 bis 167 befinden sich Auszüge aus Saint-John Perses Werk Exil (1942) (mit deutscher Übersetzung).

Bewundernswert das Verhalten des Dichters, der als Politiker (!) Alexis Leger hieß, – im „wirklichen“ Leben der Politik, aus der er 1940 verbannt wurde. (Exil in den USA). Auf dem folgenden Foto sieht man ihn noch unter den Verhandlungsteilnehmern des Münchner Abkommens 1938: im Hintergrund, rechts hinter Mussolini.

Bundesarchiv_Bild_183-R69173,_Münchener_Abkommen,_Staatschefs Quelle des Fotos HIER

Die flüssige Gestalt der Bewegung

Zu Leonardo da Vincis Aufzeichnungen
(Siehe auch Wikipedia hier)

„…Und aus den tiefsten Tiefen des großen Ozeans fließt es in die leeren, geräumigen Höhlen der innersten Eingeweide dieser Erde, von wo es dann durch die verzweigten Adern wider seinen natürlichen Drang zu den Gipfeln der Berge hochfließt und durch die aufgebrochenen Adern in einem fort hervorsprudelnd in die Tiefe zurückkehrt…“

So liest man auf dem Umschlag meines schönen Buches, dessen Einführung folgendermaßen beginnt:

Unter seinen wertvollsten Schätzen zeigte der alte Leonardo voll Stolz dem Kardinal Luigi von Aragona, der ihn auf Schloss Cloux bei Amboise besuchte, ein Manuskript mit dem Titel Von der Natur des Wassers. Um welches Manuskript es sich handelte, wissen wir nicht, vielleicht um eine verlorengegangene Handschrift, vielleicht um die achtzehn zusammengefalteten Blätter des Leicester Codex, der fast ausschließlich den Studien über das Wasser gewidmet ist und in dem auf Blatt 21 v. zu lesen steht:

„In immerwährender Bewegung wandeln die Wasser aus den tiefsten Tiefen der Meere zu den höchsten Gipfeln der Berge, wobei sie die Natur des Schweren missachten: …Wenn das Wasser aus einer geplatzten Ader der Erde heraustritt, folgt es der Natur der anderen Dinge, die schwerer sind als die Luft, und strebt deswegen immer nach den tiefer gelegenen Orten.“

Quelle: Leonardo da Vinci: Das Wasserbuch Schriften und Zeichnungen / Ausgewählt von Marianne Schneider / Verlag Schirmer Mosel München 2011 (1996) ISBN 978-3-8296-0592-2

Sehr lesenswert gerade die Einführung und die Editorische Notiz; beides hatt ich früher übersprungen, um direkt zu dem zu kommen, was mich in meiner Jugend beeindruckt hat, als ich den Mereschkowski-Roman las und darin die (fingierten?) Tagebuch-Notizen des Leonardo-Schülers Giovanni oder Francesco. Jetzt fragte ich mich bei den oben herausgegriffenen Notizen, ob Leonardo oft gewissermaßen Variationen des gleichen Textes geschrieben hat. Ob ihn zuweilen ein Geist der Verbalisierung angetrieben hat, eine poetische Motivierung. In der editorischen Notiz liest man:

Eine Ausgabe aller Texte Leonardos über das Wasser wäre nicht nur ziemlich umfangreich, sondern auch unnütz, denn sie würde zahllose Wiederholungen enthalten. Leonardo notierte sich sehr oft – und nicht nur über das Wasser – mehrmals dieselben Dinge, was wohl mit seinem in alle Richtungen offenen, raschen und unsystematischen Denken zusammenhängt. Diese seine Eigenart war ihm bewusst, und er versuchte ihr durch das Aufschreiben seiner Erfahrungen und Erkenntnisse beizukommen; die Wiederholungen konnte er trotzdem nicht vermeiden, und auf Blatt 1 v. des Arundel Codex entschuldigt er sich bei einem etwaigen Leser dafür: „Mach mir deshalb keinen Vorwurf, Leser, denn der Dinge sind viele, und das Gedächtnis kann sie nicht behalten und sagen: Das will ich nicht mehr schreiben, denn ich habe es vordem schon geschrieben. Wenn ich diesen Fehler vermeiden wollte, müsste ich für jeden Fall, den ich schreiben wollte, ohne mich zu wiederholen, alles schon Geschriebene noch einmal lesen, und vor allem, weil bei meinem Schreiben von Mal zu Mal lange Zeiten dazwischenliegen.“

(a.a.O. Editorische Notiz Seite 15)

Das ist vielleicht die Memorier- und Alltagsbewältigungstechnik jener Zeit: ich erinnere mich an die unzähligen Wiederholungen in den Briefen des Kaufmanns Datini an seine Frau, von der er nicht erwarten konnte, dass sie all seine Briefe bibliothekarisch verwaltete und „datentechnisch“ greifbar hielt. Hier waren Menschen der damaligen Zeit am Werk, die taten, was nach dem Stand der Dinge möglich und notwendig war.

Ich nehme Gelegenheit, mich einer Lektüre zu erinnern, die im März 1956 begann und einige frühe Jahre beeinflusste; zur Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule Berlin 1960 habe ich Tschuangtse-Texte aus diesem Buch vorgetragen. Ich werde auch sie in einem weiteren Beitrag zitieren, weil ich sie immer noch liebe und greifbar halten möchte. Doch zuerst – mit Blick auf Leonardo – LAOTSE, Kapitel 4:

DAS WESEN DES TAO

Das Tao ist ein Hohlgefäß;

Und sein Gebrauch ist unerschöpflich!

Unauslotbar!

Wie der Urquell aller Dinge,

Seine Kanten abgerundet,

Seine Schlingen aufgelöst,

Sein Licht abgeblendet,

Sein Wirbel untergetaucht,

Scheint es dennoch dunkel wie tiefes Wasser zu verharren.

Ich weiß nicht, wessen Sohn es ist,

Ein Bildnis dessen, was früher als Gott vorhanden war.

***

Mein altes Tagebuch-Rätsel (durch Mereschkowski-Originalausgabe gelöst): es ist fingiert und doch authentisch. Es ist durchsetzt mit da Vincis eigenen Aufzeichnungen.

Mereschkowski Vinci Tagebuch Mereschkowski Vinci Tagebuch b Roman 1914

Hoher Besuch

Mäusebussard

Seit Wochen (siehe hier – da wurde wohl schon gebrütet) hören wir den Jungbussard aus verschiedenen Bäumen im Tal schreien; meist zwei oder drei Rufe direkt hintereinander. Ich bin nicht sicher, ob er es war, der heute so nah an unser Haus gekommen ist. Schon so erwachsen? Oder ein Elternteil, der ihn suchte. Es wird doch nichts passiert sein? Ich hoffe, dass ich morgen wieder seine Rufe höre…

Mäusebussard 170805 b B Sieper Fotos: Beate Sieper

Mäusebussard 170805 a B Sieper Blick aufs Nebenhaus

Mäusebussard 170805 c B Sieper Der Moment, als ich an die Balkonbrüstung trat…

Notiz aus Wikipedia:

Die Jungvögel betteln ab dem ersten Lebenstag mit „piij piij“, was ab etwa zwölf Tagen tiefer und kräftiger klingt. Die Einzellaute bestehen dann aus einer betonten Vorsilbe und einer tieferen zweiten Silbe: „biijüüi biijüüi …“. Wenn das Nest verlassen wird, also etwa ab dem 40. Lebenstag, besteht dieser Laut oft nur noch aus der zweiten Hälfte. Je nach Hunger der Jungvögel können diese dann in Serien in Abständen von wenigen Sekunden bis zu langen Pausen gerufen werden. Ab Juli sind diese besonders auffälligen Bettelrufe vor allem als Standortrufe abseits vom Nest zu hören.

Und in diesem Augenblick erreicht mich die Mail eines Nachbarn von der anderen Seite; er hat bereits am 25. Juli morgens um 9 Uhr das Kleine vom Balkon aus beobachtet. Der Mäusebussardnachwuchs gehört uns allen! Bitte anklicken:

Bussard-Nachwuchs Helmut Foto: Helmut Böning

P.S. am nächsten Morgen: Ja, das Kleine lebt noch und pfeift weiterhin. Und am Nachmittag sitzt es wieder auf der Bretterwand.

14. August Der junge Bussard pfeift immer noch. Unentwegt (Aufnahme!), und zwar immer ein Dreifach-Ruf, mit ca 15-20 sec Abstand. Auch klanglich mit leichten Unterschieden (klare Pffife oder etwas angeraut).