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Dokument aus Gohfeld 1902

Familiengeschichte

 

Oben: Konfirmation 1902 in Gohfeld ; das Siekertal kann nicht weit sein, oben rechts: Stammvater Siekmann im hohen Alter. Unten: Seine Tochter als Mutter. Meine Mutter als Kind.

Während des ersten Weltkrieges 1914-1918 und (unten) danach, dieselben Kinder mit Tante Jette (Henriette Arnhölter) im Kurpark Bad Oeynhausen.

Aus der guten alten Zeit… der Junge wollte wohl auch so eine Mütze tragen wie sein Vater, oder … wenn man an die familiären Machtverhältnisse denkt: er musste.

(und wie gings weiter? so!)

Die Erwähnung des Wortes Weltkrieg verleitet beim Betrachten der Fotos dazu, die ernsten Gesichter mit einer fatalistischen Zeitstimmung in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich entsprach es dem notwendigen Fotografierverhalten: man musste stillhalten und brauchte ein Mimik, die Dauer verträgt. Lächeln ist flüchtig, verwackelt die Mimik und ist gesprächsabhängig, es wirkt bei willentlicher Fixierung leicht künstlich (dann lieber künstlich ernst). Und ein Foto war damals  kostspielig, man machte nicht beliebig viele. Hieß es: „Bitte recht freundlich“ – oder „Bitte lächeln“ – stets recht zweischneidige Ermahnungen. Es ist im übrigen anzunehmen, dass religiöse Menschen und besonders Frauen bestrebt sein mussten, nicht leichtfertig zu wirken. Gott hat die Lippen geschaffen, um die Zähne zu bedecken, – die zudem oft schadhaft waren. Dass Tante Jette einen Anflug von Lächeln zeigt, passt zu ihr: sie hat nie geheiratet und soll einige Jahre in Köln gelebt haben, was unterschwelligen Argwohn nährte: vielleicht ein allzu lebenslustiges Pflaster dort (katholisch!), jedenfalls im Vergleich zur ländlichen Region rund um Bad Oeynhausen. Die kleine Familie trat folgerichtig über zu den „Ernsten Bibelforschern“ (!) und hielt Versammlungen (mit Harmonium + 1 Geige) im eigenen Hause ab. Nur der Vater fiel irgendwann vom Glauben ab und setzte allein auf gute Ernährung. Seine Frau las heimlich „Erwachet!“ und „Der Wachturm“.

Vgl. auch die Psychologie der Portraitkunst in der Malerei – hier. (Nicholas Jeeves: The Serious and the Smirk The Smile in Portraitur.)

Ein Portrait der weiter gefassten Familie (d.h. inklusive Nachbarhaus):

Familienfoto ca.1920

Der düstere Mann auf der Bank ist der Bruder des hinter ihm stehenden Herrn, den wir oben schon in Uniform gesehen haben. Nach links hin dessen Frau, dann seine Schwester („Tante Jette“), offenbar im gleichen Outfit wie oben, ebenso die Kinder (ganz links meine spätere Mutter). Der jüngere Mann mit Hut (ganz rechts) ist der Schwiegersohn Karl B. mit seiner lieben Frau „Lenchen“, Tochter des auf der Bank sitzenden Paares: des bärtigen Mannes und seiner Frau Elise. Er hat die Augen geschlossen, als wisse er von seinem Schicksal; man munkelte übrigens, sie sei schuld gewesen […]. Und die Witwe, von uns 25 Jahre später nur die „alte Elise“ genannt, lauerte, solange ich denken kann, am Gartenzaun und flüsterte ihrem Schwager böse Gerüchte zu, oft zu unserem Nachteil. Die kleine Oma Anna sah das gar nicht gern. Aber es ist eine kindliche Perspektive, der ich weiterhin folge. Wir hatten hier – nach dem zweiten Weltkrieg – eine schöne Kindheit, unsere Mutter zu ihrer Zeit definitiv nicht. (Und wir – nach heutigen Maßstäben – wohl auch nicht. Aber unvergesslich.)

Die kleine Oma Anna (unten links außen, also die mit dem Konfirmations-Denkspruch) kam aus der Familie Siekmann, neben ihr, sitzend, ihr Mann Heinrich Arnhölter, daneben ihre jüngste Schwester Martha (später verh. Pospiech in Brackwede), hinten in weißen Blusen die anderen Schwestern, vermutlich waren sie noch zu „haben“. Eine von ihnen hieß Lina (später genannt „aus Löhne“, ich glaube, es war die mit dem seltsamen Auge), der Vater in der Mitte, – möglicherweise derselbe, der auf dem Einzelfoto ganz oben als Uropa übriggeblieben ist, genannt „Tiktak-Opa“ -, und schließlich noch, sitzend, ganz in schwarz, die Mutter der 5 Geschwister.

Ein Sprung ins Jahr 1928 – das Dokument betr. den  obigen Heinrich, der sich nach dem Weltkrieg als Möbeltischler etablieren konnte (hier mit einer Spiegelung heutiger Bäume):

unten die Eltern des Meisters:

zurück also zum Ursprung,

benannt vom Enkelkind (1993 – 80jährig)

Die Mieter im Haus Arnhölter feiern ein Hochzeit in großer Gesellschaft (etwa 1922)

Lohe 171

3 Arnhölters links, letzte Reihe in aufsteigender Folge: Tochter Gertrud, Eltern Anna & Heinrich, vorne liegend der Knabe rechts: Ernst. Das Haus noch ohne die später herumgebaute Fabrik.

meine zukünftige Mutter, ganz links