Was bedeutet dieser Überdruss?
Man hört es im Freundes- oder Bekanntenkreis und fragt sich: wie kommt das zustande? Vielleicht nur, weil da andere Meinungen vertreten werden, als man sie selbst äußern würde? Oder weil sie geschickter vorgetragen werden, als man es selber könnte? Oder genau das Gegenteil? Aber man könnte doch in jedem Fall die Technik des Ablaufes analysieren, die Gedankenführung oder-verwirrung, die Reaktionen aufeinander, das Nachhaken oder das Schweigen der Betroffenen. Dieses eher zufällig (auf Hinweis eines Medienfreundes) eingeschaltete Gespräch verblüffte mich durch das Misslingen der Verständigung. Das wird gleich zu Beginn eingefädelt, durch die Frage des Moderators, warum denn die Autorin sich auf ihrem Buch-Cover nicht mit einem freundlicheren Gesicht präsentiere. Sie soll offenbar lächeln? Was soll sie dazu sagen? Sie kommt in Kürze darauf, dass diese Frage durch Gender-Erwartungen geprägt ist: Frauen die uns etwas verkaufen wollen, sollen gefälligst lächeln. Mit diesem Geplänkel werden mindestens 2 Minuten verbraucht, und schon sind die Weichen so gestellt, dass man das ganze Gespräch als unterschwelligen Geschlechterkampf deuten kann. (Ich denke an eine Beethoven-Sonate, „die Schöne und das Biest“.) Das ist dumm, aber es könnte einem auch Spaß machen, wenn man ohnehin vorhat, das Buch zu lesen und vorweg den Widerstand gegen vernünftige Ideen begreifen will. Das geht von 5:03 bis etwa 8:03 ! Schon das nächste Thema „Was ist Natur?“ wurde ja schon 1000fach diskutiert. Warum nicht hier nochmal? Und danach, finde ich, kann man auf den Schluss springen ab 29:07 und es genießen, wie die Wissenschaftlerin unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dass ihre Geduld am Ende ist. Bloß keine solche Talkshow!!! könnte man sagen. Aber andererseits: zwischenmenschlich hat man viel gelernt. Und das Buch wird man sich aus rein sachlichen Gründen leisten und mit Leidenschaft lesen, – dafür braucht man keinen moderierenden Klotz am Bein.
Fr 20.11.2020 | 00:30 – 01:00 PRESSETEXT rbb
Talk aus Berlin: Maja Göpel – Transformationsforscherin
Moderation: Jörg Thadeusz
„Weitermachen wie bisher ist das am wenigsten Sinnvolle“, sagt die Transformationsforscherin Maja Göpel. Im Rahmen der ARD-Themenwoche „Wie wollen wir leben?“ erklärt sie im „Talk aus Berlin“, warum gerade jetzt das Fenster der Möglichkeiten für eine nachhaltige Veränderung offen ist.
PRESSETEXT rbb ENDE
Zum Video der Sendung hier
ENDE der Sendung (es sind doch politische Forderungen? fragt er, als sei das unbillig.) ab 29:07
Maja Göpel: Herr Thadeusz, noch einmal: möchten Sie das nun ernst nehmen mit der Umweltkrise, oder möchten Sie das insgesamt in Frage stellen? Haben Sie den Eindruck, uns Wissenschaftlern macht das Spaß? Meinen Sie nicht, dass ich das nicht supergeil fände, ey, jeder soll 14 Häuser haben, 20 SUVs, 434 Mobiltelefone? Wenn es diese Probleme nicht gäbe, wär ich doch die Allerletzte, die nicht sagen würde: alles raus damit, für alle immer mehr! Ich frag mich immer: was ist das Motiv, was Sie uns unterstellen wollen, es ist doch einfach erstmal Naturwissenschaften ernst nehmen, und dann sich zu fragen: was mache ich mit diesem Befund. Und zu gucken: wie können wir – und wenn wir in die Geschichte gucken, sind typischerweise Kriege über Ressourcenengpässe entstanden, sind Sicherheitsfragen durch ein Versorgungsunsicherheit entstanden. Was ist das Motiv? Sie tun immer so, als wollte ich den Leuten den Spaß verderben oder irgendwas. Hier geht es um darum, einfach das, was die Wissenschaft und die Beobachtung, und da haben wir auch durch die Digitalisierung ziemlich gute Datenbasen und sagt, was sich verändert und was nicht positiv ist. Und dann versuchen wir daraus – im Auftrag der Bundesregierung im übrigen, die die politischen Ziele gesetzt hat, das zu verhindern, diese Konsequenzen, – Lösungen zu formulieren und Möglichkeiten zu formulieren, und dann gucken wir ran, was sind möglicherweise die Treiber, Überkonsum, und das ist ein Wort, da wird wahrscheinlich wieder die Hälfte der Republik aufschreien, was das überhaupt ist, aber es ist ein Begriff in der Wissenschaft, wenn wir uns angucken, wie die Verteilung dessen ist, was Menschen unterschiedliche Menschen auf diesem Planeten – jeder für sich ein Individuum – pro Kopf für sich in Anspruch nehmen auf diesem Planeten, und dann gibt es da so etwas wie Überkonsum, weil eine Grundversorgung, im Sinne von tatsächlich „ich bin gut versorgt“ längst erreicht ist, und dieses hohe Konsumniveau in einem Teil des Planeten dazu führt, dass wir nicht genug Ressourcen haben, um denjenigen auf diesem Planeten genug zu geben, die noch nicht genug materiell versorgt sind. Entweder wir wollen das ernst nehmen mit diesen physikalischen Größen oder wir lassen es!
Jörg Thadeusz: Frau Göpel, wir nehmen das ernst, Leute lesen Ihr Buch, tun das weiterhin, „Unsere Welt neu denken“ von Maja Göpel. 31:06
Das Buch können Sie sich hier besorgen, aber Ihr Buchladen in der Stadt ist ebenso schnell! (Und ich habe überhaupt nichts von dieser Empfehlung. Es geht um die Sache.)