Die graue Insel in der Nordsee (oder: was Prägung vermag)
1954 (oben) 2014 (unten)
(Foto: Dieter Hartmann)
Nachtrag 30.12.2014
Wenn auch die Jahre enteilen…
Erst-Begegnung mit Galloway „Jürn“ (und bald danach mit seinem Herrn Rumbi, von dem die Information über den NDR-Film stammt, in dem er selbst auch auftauchen wird, s.u.):
(Fotos: E.Reichow)
Da steht Jürn, der junge Bulle, vor zwei Minuten lag er noch da wie für die Ewigkeit, erhobenen Hauptes wiederkäuend, der tiefstehenden Sonne zugewandt. Ein Bild unendlicher Ruhe. Er beachtete uns nicht, er schaute hinaus aus dem Dickicht der Wolle, so lässt sich jedenfalls vermuten, ins Licht. Oder horchte er? Geht dann und wann ein Bild hinein? Oder vielmehr ein Ton? Plötzlich steht der mahlende Kiefer still, das Wiederkäuen hat ein Ende. Da ist ein Ton, kaum wahrnehmbar, ein fernes Flugzeug vielleicht, doch der Zweifel verfliegt: der Ton nähert sich, der Bulle steht urplötzlich auf den Beinen; möglicherweise eher ein Fahrzeug? Ein Traktor, ein Schaufelbagger, eine Art Erntefahrzeug, das Geräusch kommt auf uns zu, der Bulle setzt sich in Bewegung, er eilt, er stürmt in Richtung Zaun, vollführt dort einen Freudentanz. Dem Traktor entsteigt ein kräftiger Landwirt oder so, greift zwei Eimer, die randvoll mit Kartoffelschalen gefüllt sind, dann einen Plastiksack mit trockenen Brötchen und schüttet den Inhalt über den Zaun, wo sich inzwischen auch noch ein zweiter Zottelgeselle eingefunden hat. Die Mahlzeit beginnt, zugleich unser Gespräch. Jawoll, das sind Kartoffelschalen, die kommen aus dem „Seekrug“, Bio-Kartoffeln, genau das richtige für freilaufende Tiere. Der Mann hat offensichtlich bodenständigen Witz und ist auskunftsfreudig: „Haben Sie uns Weihnachten im Fernsehen gesehen? Seitdem fragense einen nämlich immer so aus. Klar können Sie ’n Foto machen, aber nicht fürs Facebook, da halt ich nichts von. Den NDR-Film können Sie sich immer noch ansehen. Ich sach Ihnen genau, wo.“
Heiko Arends (ohne h!) – „man nennt mich hier ‚Rumbi‘ mit Spitznamen“ -, ein freundlicher Mann von hünenhafter Statur, ist Herr über 60 Galloway-Rinder, einen Bullen und den Nachwuchs. Die meisten werden nur 3 Jahre alt, diese beiden hier sind im Frühjahr dran. Dann gehts aufs Festland und bald danach landen sie – im „Seekrug“, großes Lob an den Spiritus rector dort, der alles kann! Und die Tiere hier, die führen ein glückliches, aber begrenztes Leben.
Dies würde in die Rubrik gehören, die mir am liebsten ist (nach Musik): Tiere & Menschen. Siehe auch hier.
DER FILM
„Die zotteligen Rinder von Langeoog“ / NDR Nordseereport / 26.12.2014 / 19:00 Uhr, Ausschnitt 5 Minuten / Autorin Annicka Erdmann. Mitwirkende: Heiko Arends und Michael Recktenwald. Drehorte: Salzwiesen auf Langeoog, Küche und Restaurant „Seekrug“.
Zum Film HIER – Zum „Seekrug“ HIER – Zum Galloway-Rind Hier
Korrektur 3. Januar 2015 14.20 Uhr
Wir haben Heiko Arends, genannt Rumbi, wiedergetroffen, draußen an den westlichen Wiesen, rund 500 m vom Hafen entfernt. Es sind keine Galloways, sagt er, sondern Highland-Rinder oder Bullen. („Galloways haben keine Hörner!“) Weder der Film noch der falsch gesetzte Wikipedia-Link konnte meinen Irrtum aufklären. Man hört kaum, was man schon zu wissen glaubt. Außer wenn Rumbi es korrigiert. Jetzt also zum Highland Cattle bei Wikipedia HIER.
Der Mann, der alles übers Highland Cattle weiß. Bitte anklicken. (Verzeihung fürs Foto im Blog! Nachklapp zum Film. Hier mit B.St. und JR, Foto ER).