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Plinius (Pompeji, Vesuvausbruch)

Non scholae sed vitae discimus? Na gut, es ist nie zu spät…

In der Nähe des Klaviers liegen ausgemusterte Lehrbücher. Doch die Farbe blau … nicht grau.

inliegend der Kommentar, davon nur 1 Seite, betrifft die Textseiten 15-17.  Immerhin erfährt man, dass Plinius häufig an Sodbrennen litt… (Anm.19)

Der zufällige Blick in ein altes Latein-Schulbuch erweckt widerstreitende Gefühle. Was hinderte mich eigentlich damals, den Stoff spannend zu finden? Mir fehlten die angrenzenden Wissensgebiete. Oder sie waren ohne lebendigen Anreiz. Die Plinius-Briefe hätten mich interessieren müssen, schon weil es „Briefe“ waren, die sich auf wirklich Erlebtes bezogen. Aus freien Stücken hätte ich heute hinter den Namen  in der Überschrift nicht einmal die Stichworte Pompeji und Vesuv schreiben können. Vor oder nach Christus? Plinius der Ältere oder der Jüngere? Sind sie nicht Vater und Sohn? Avunculus? Später änderte sich alles, – als alles spezifisch Lateinische schon längst vergessen war, 1970 Pompeji in Essen und auf Konzertreise in Süditalien hier. Daran erinnere ich mich, wenn ich heute als erstes bei Wikipedia nachschaue.

„Vom Vulcanusfest an [jährliches Fest des Gottes Vulcan am 22. August] begann er bei künstlicher Beleuchtung zu arbeiten, […] und zwar lange vor Tag; im Winter aber begann er um ein oder spätestens um zwei Uhr, oft schon um Mitternacht – freilich konnte er jederzeit sehr gut schlafen, manchmal auch mitten in der Arbeit, um dann sofort wieder weiterzufahren. Vor Tagesgrauen ging er zu Kaiser Vespasian, denn auch jener benützte die Nacht zur Arbeit, dann zu dem ihm aufgetragenen Geschäft. Nach Hause zurückgekehrt, widmete er den Rest der Zeit seinen Studien.“

„Daher pflege ich zu lachen, wenn mich gewisse Leute einen fleißigen Gelehrten nennen, der ich im Vergleich zu ihm der größte Faulpelz [desidiosissimus] bin – doch etwa nur ich, den teils öffentliche Verpflichtungen, teils solche meinen Freunden gegenüber zersplittern? Wer von denen, die ihr ganzes Leben der Wissenschaft widmen, müßte nicht neben ihm gleichsam als Träumer und Nichtstuer erröten?“[

HIER Wikipedia zu Plinius dem Jüngeren, der die Katastrophe üb/erlebte. In unserm Latein-Text gab es sogar die deutsche Zwischen-Überschrift Der Vesuvausbruch des Jahres 79 mit dem Zusatz (VI 20); das muss doch die jungen Leute von heute (wie damals auch?) fesseln. Scrollen Sie bitte unten zum Buch-Text und weiter zum Link der Übersetzungen, klicken Sie dort in der Liste auf Buch 6.20 und lesen Sie:

„Du sagst, der Brief, den ich Dir auf Deinen Wunsch über den Tod meines Onkels schrieb, habe Dich begierig gemacht, zu erfahren, was ich, der ich in Misenum zurückgeblieben war – an dieser Stelle hatte ich abgebrochen – , erlebt hätte, nicht nur an Ängsten, sondern auch an Geschehnissen. Obwohl ich schaudere, daran zu denken, will ich beginnen. Nach der Abfahrt meines Onkels verwandte ich den Rest des Tages auf meine Arbeit – deswegen war ich ja zurückgeblieben – ; dann Bad, Essen, unruhiger, kurzer Schlaf. Vorhergegangen waren während vieler Tage Erdstöße, kaum furchterregend, weil in Campanien gewöhnlich; in jener Nacht aber nahm das Beben so zu, daß man glaubte, es gerate nicht nur alles in Bewegung, sondern gründlich durcheinander. Meine Mutter stürzte in mein Schlafgemach; ich wollte gerade aufstehen, um sie zu wecken, falls sie schliefe.“

Die lateinischen Texte und deren Übersetzungen, Satz für Satz, findet man HIER

Wäre es damit nicht verführerisch leicht, im lateinischen Satzbau wieder Fuß zu fassen? … tibi de morte avunculi mei scripsi… .[der ich] Dir vom Tode meines Onkels geschrieben habe …  Zumal nach schlechten Erfahrungen in der Schule. Grundkenntnisse vorausgesetzt. Selbst das abweisende Druckbild entfernter Jahrzehnte rückt durch Vergrößerung psychologisch näher.

Und was nun? Mehr Grundlagen? Aber welche und wie? Ich aktiviere mir ein hervorragendes Buch (WBG):

Der Test-Text ist hier allerdings unvollständig wiedergegeben. Man kann ihn auch nicht isoliert vom Lehrbuch gebrauchen, aber er erhöht die Motivation erheblich („non scholae discimus“). Das Lehrbuch im Ganzen setzt wiederum voraus, dass man 6 -7 umfangreiche Nachschlagewerke greifbar hat, Wörterbücher, Grammatiken, Lateinische Phraseologien usw. (daher im obigen Text auch die Literaturhinweise in Gestalt von Großbuchstaben). Trotzdem: Ich nutze es ohne weitere Hilfen, weil es unzählige Anregungen bietet durch Mustersätze, kommentierte Übersetzungen und Bemerkungen zur „Andersartigkeit römischen Denkens“.

Quelle Gregor Maurach: Lateinische Stilübungen / Ein Lehrbuch zum Selbstunterricht / Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 ISBN 3-534-13692-6

Und was ist eine Plinianische Eruption? Am besten hier in Wikipedia selbst nachlesen!

Neue Meldung 12.08.2023

https://www.merkur.de/wissen/super-vulkan-italien-fachleute-warnen-studie-neapel-supervulkan-campi-flegrei-92334142.html hier

Neuer Film ZDF 3.4.23

HIER

Nachtrag 3.7.24

Pompeji hier https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/schaetze-des-roemischen-reichs–pompeji-100.html

Herculaneum hier https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/schaetze-des-roemischen-reichs–herculaneum-100.html

Erinnerung an die frühen Siebziger

Antike, Indien, Gegenwart

WDR Nachtmusik 1972 ganz Pompeji JMR 1973 Pompeji Essen 1973 Cover-Bild Pompeji Essen 1973 TextWDR Nachtmusik 1972 Detail Bitte anklicken!Nikhil Banerjee WDR 1971

Grassi Buch Cover Pompeji kl

Dieses Buch besaß ich seit 1962, das Titelbild vom Dionysos-Kult fand ich erst im Essener Katalog der Pompeji- Ausstellung genauer beschrieben (S.203ff). Dionysos hatte eine Bedeutung seit der Lektüre des Nietzsche-Buches „Die Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik“, – bezogen auf Richard Wagner, der bei uns seit 1957 (Lohengrin) eine große Rolle spielte. Später schien mir das Lohengrin-Vorspiel einem Raga-Alap zu gleichen. Die Kinderzeichnung befindet sich auf der Rückseite des WDR-Plakates. Pompeji hatte ich auf einer Italien-Tournee mit dem Collegium Aureum besucht. Alles schien mit allem irgendwie verbunden, und so immer noch im Rückblick, – wenn auch als Illusion eingeordnet.

Vergangene Zeiten? Nein, alles ist noch da. Zum Beispiel Hier (Indische Musik). Oder HIER (Pompeji).

„Es ist viel Unheil in der Welt geschehen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude gemacht hätte“, notierte Goethe im März 1787 nach einem Besuch im Pompeji, und wer die auf den Wandgemälden dargestellten verliebten Götter und Heroen, die ländlichen Heiligtümer und die idyllischen Villen mit Meerblick betrachtet, ist geneigt, dem Dichterfürsten recht zu geben. „Interessant ist aber auch, welche Themen hier nicht dargestellt werden“, sagt Andreas Hoffmann, und nennt Politik, Gewalt und Szenen aus dem Arbeitsleben.

Quelle siehe vorhergehenden Link zum „Hamburger Abendblatt“ 26.09.2014