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Eine neue Ciaccona

Die Brahms-Version, rücktranskribiert aufs Cembalo

Ich weiß, höchste Vorsicht ist angebracht, wenn uns jemand so bohrend anschaut: möglicherweise will er zuviel. Aber nein, er kann alles. Er spielt die Chaconne (sic!) genau so, wie sie Brahms in seiner Bearbeitung für die linke Hand notiert hat, allerdings mit beiden Händen, was vollkommen legitim ist. Man könnte zwar meinen, dass die Version für die linke Hand allein auf dem Klavier die lebendigen „Probleme“ der Geige mit der Brechung der Akkorde bewahrt und dennoch die klanglichen Vorteile des Klavier durch das Pedal nutzen kann. Aber auf dem Cembalo gibt es kein Pedal, stattdessen gibt es nur die Möglichkeit, die Tasten länger niedergedrückt zu halten, um einen klanglichen Vorteil zu gewinnen. Ansonsten folgt Jean Rondeau der Praxis der Alten Musik, wählt die Doppelpunktierung des Sarabanden-Rhythmus, die Brahms mit ziemlicher Sicherheit nicht gekannt hat, und wendet sparsam alle möglichen Verzierungen der Alte-Musik-Praxis an, wie Praller, Durchgangsnoten, Tiraden, Kadenzornamente und durchweg einen arpeggierten Akkordanschlag, wie ihn – in Grenzen – auch Brahms selbst gepflegt haben dürfte, – wenn auch wohl nicht bei Bach.

brahms-bach-chaconne Die alte Brahmsausgabe, hier dank IMSLP.

(Fortsetzung folgt)