Reise in die Weisse Wüste

„Eine Heimat, die an die Ewigkeit reicht“

Hans Mauritz berichtet aus Ägypten

Im Ramadan 2024 reiste ich mit einer Freundin in die Weisse Wüste, die etwa 420 km südöstlich von Kairo und 130 km von der Oase al-Bahariya entfernt ist. Dieses Gebiet ist bei Touristen beliebt wegen seiner Kalksteinfelsen und Steinformationen, ein riesiger Skulpturenpark, wie von einem übermenschlichen Künstler aufgebaut. Weite Flächen glänzen weiss in der Sonne und lassen an Schneefelder, an Seen und an Eisschollen denken. In der Ferne glaubt man Städte mit Kuppeln und Moscheen zu sehen und hoch auf den Felsen Ruinen von Burgen und Gehöften. Auf einem Hügel tront eine Madonna, anderswo hocken dunkle Gestalten auf hellen Klippen. Kolossale Menschenköpfe ragen aus dem Sand heraus, bedrohliche Gesichter mit Fratzen und aufgerissenen Mäulern. Überall riesige Tiere mit ausgestreckten Hälsen, Pferde und Kühe, Elefanten und Nashörner, Vögel, Enten und Schildkröten. Wenn unser Jeep näher kommt, verschwinden diese Trugbilder und verwandeln sich in Geröll, in Steine und Felsen in bizarren Formen . Wir fahren durch eine tote, versteinerte Welt, eine Welt der Illusionen, eine Fata Morgana, die nur in unseren Augen und Köpfen existiert. Menschen, Tiere, Häuser, Städte sind ein Nichts, das uns durch seine Täuschungen zu necken scheint.

Die Weite und das Schweigen sind sogar in dem Zeltlager präsent, in dem wir dreimal übernachten. Zwei Abende und Nächte waren wir ganz allein und liessen die Einsamkeit zu unserer Seele sprechen. An einem dritten Abend tauchten dann Gruppen von Touristen auf und brachten Betriebsamkeit und Geschwätz.

Ein Blick in die Semantik (1) zeigt, dass das deutsche Substantiv „Wüste“ und das Adjektiv „wüst“ negative und bedrohliche Assoziationen hervorrufen. Synonyme von „Wüste“ sind „Unfruchtbarkeit, Wildnis, Unwirtlichkeit, Verlassenheit und Öde“. Das Adjektiv „wüst“ meint „unbewohnt, öde und verlassen, ausgestorben, wirr und chaotisch, abscheulich, widerwärtig, grässlich und vulgär“. Das Verb „verwüsten“ bedeutet „zerstören, beschädigen, ausplündern und brandschatzen“. Ein „Wüstling“ ist ein zügelloser, lasterhafter Mensch, rücksichtslos, zu Gewalt neigend und mit einem sexuell ausschweifenden Lebenswandel. Aber Zusammensetzungen wie „Wüstenheiliger“, „Wüsteneremit“ und „Wüstenpilger“ weisen darauf hin, dass dieser endlose, leere Raum auch eine ganz andere Dimension erahnen lässt.

Die Unendlichkeit lässt an grenzenlose Freiheit denken , und die Stille redet von Gott. Nicht umsonst sind alle grossen monotheistischen Religionen in der Wüste entstanden. Die Wüste war Heimat von Propheten, von Einsiedlern und Mystikern. „Wenn ich einen Gottlosen bekehren wollte, würde ich ihn in eine Wüste verbannen„, sagte der französische Philosoph Théodore Jouffroy. (2) „Die Welt tötet uns durch Betriebsamkeit, die Wüste belebt uns durch Stille. Die Wüste ist das Erwachen der Seele, die Heimat Gottes, ein Paradies aus Nichts, eine Heimat, die an die Ewigkeit reicht. Wir gehen in die Wüste, um unseren Durst nach Freiheit zu stillen„. Dies sind Zitate aus einer Aphorismen-Sammlung von Ibrahim al-Koni (3). Dieser Schriftsteller ist nicht Ägypter, sondern Libyer. Er wurde 1948 in der Region von Ghadames, im Nordwesten der Sahara nahe der algerischen Grenze, geboren. Er entstammt einem Tuareg-Stamm, seine Muttersprache ist Tamasheq, ein Berberdialekt, und er hat erst mit zwölf Jahren Arabisch gelernt, die Sprache, in welcher er dann mehr als achtzig Bücher geschrieben hat (4). Dass wir ihn zum Kronzeugen für unseren Bericht heranziehen, ist nicht unberechtigt. Dieses Wüstengebiet ist, über alle nationalen Grenzen hinweg, eine geographische Einheit. Die Weisse Wüste liegt zwar im ägyptischen Sprachgebrauch in der „Westlichen Wüste“, aber der offizielle Name, den die Geografen verwenden, lautet „Libysche Wüste“.

            

Die Oasen, die wir vor und nach unserem Ausflug in die Wüste besuchen, bilden einen starken Kontrast zu dieser Welt aus Sand und Steinen. In unseren Augen, an Weiss und Grau gewöhnt, an das Nichts, die Leere und Unendlichkeit, erscheinen die Oasen wie eine andere Welt. Die Dattelplantagen, die Olivenhaine und der Klee erstrahlen in saftigem Grün. Gut genährte Kühe und elegante Pferde weiden auf den Wiesen. Stille herrscht freilich auch hier. Nur wenige Bauern fahren auf Eselskarren und Motorrädern vorbei, um auf den Feldern zu arbeiten, Viehfutter zu transportieren und ihre Tiere zu versorgen. Obwohl in diesem Grün Ställe und z.T. stattliche Häuser versteckt sind, wohnt hier niemand. Die Fellachen ziehen es vor, in den Dörfern entlang der Strasse zu leben, die in pharaonischer, griechisch-römischer und koptischer Zeit blühende Kulturzentren waren, deren Tempel, Friedhöfe und Gräber heute von den Touristen besucht werden. Aber die Dörfer wirken unspektakulär und schäbig. Wichtiger als Einsamkeit und Nähe zur Natur sind diesen Menschen wohl dörfliche Gemeinschaft und Geselligkeit. Manche ihrer Söhne arbeiten im Tourismus und fahren stattliche Autos, auch wenn dieser Sektor immer mal in der Krise steckt. In den Nächten, in denen wir in den Oasen übernachteten, waren wir stets die einzigen Gäste in den prächtigen Hotels.

In der Oase al-Bahariya besuchten wir den Landwirtschaftsbetrieb, den unser Reiseführer Montasser Farag und seine Schweizer Gemahlin Juliette Kaltenrieder betreiben (5). Die beiden haben sich 2008 auf einer Wüstenreise kennen gelernt, drei Jahre später geheiratet und sich in al-Bahariya niedergelassen. Weil Montassers Reiseunternehmen in Schwierigkeiten gerät, als 2015 bei al-Bahariya mexikanische Touristen von Soldaten getötet werden, die sie für Terroristen hielten, und die Wüste danach jahrelang für den Tourismus gesperrt wird, beschliesst das Paar, auf Landwirtschaft umzusatteln.

Juliette und Montasser erwerben drei Hektar Land, auf denen 70 bis 80 Palmen wachsen, und bauen das Unternehmen „Oasen-Delikatessen“ auf, das vor allem Datteln und Oliven produziert. Die Schweizer Geografin und Dozentin eignet sich das Wissen über traditionelle Anbaumethoden und moderne Techniken an, mit dem Ziel, Bio-Produkte von höchster Qualität zu erzeugen. Die Arbeitsvorgänge sind sehr aufwendig und erfordern Konzentration und ein gut geschultes Team. Die Datteln müssen sortiert, getrocknet und gewaschen werden. Jede Dattel wird mit Stirnlampe einzeln begutachtet, um Schädlingsbefall zu erkennen. (6)

Juliette arbeitet mit einer Gruppe von Frauen zusammen, die so zu einer bezahlten Arbeit kommen, was in der Oase ganz ungewöhnlich ist. Auf diese Weise erwerben sie Wissen und Erfahrung, ihr Selbstvertrauen wird gestärkt, und sie sind stolz auf ihre Arbeit und die Qualität der Erzeugnisse. „Juliette hat mir mehr geholfen als meine Mutter“, sagt eine junge Mitarbeiterin.

Der Schweizerin gelingt es, sich in diese fremde Welt zu integrieren, weil sie deren Traditionen und Denkweisen respektiert, ohne sich selbst aufzugeben. Ihre Arbeit gibt ihr Erfüllung. „Nach Ägypten auszuwandern, ist das Beste, was ich je getan habe.“ (7) Dennoch bleiben Misserfolge nicht aus. Der Betrieb erweist sich als zu klein, um mit den grossen, industriell arbeitenden Firmen zu konkurrieren. Der Export ihrer Produkte in die Schweiz wird erschwert durch hohe Zollgebühren, und der Bio- und Fairtradehandel bringt nicht, was er verspricht. Juliette greift zu ungewöhnlichen Lösungen. Sie verteilt einen Grossteil der Datteln an Menschen in den Armenvierteln von Kairo und in der Oase selbst. Und sie startet eine Patenschaftaktion: Interessierte können eine Palme adoptieren und werden dafür mit Datteln belohnt.

Wüste und Oase, Leere und üppige Vegetation, Leben und Tod, Jenseits und Wirklichkeit, Physik und Metaphysik, Glaube an Gott und Arbeit im Dienst von Anderen: Unsere Reise schenkt uns einen Erlebnisschatz, wie er vielfältiger nicht sein könnte.


Fotos (mit Menschen und grüner Vegetation): ©Juliette Kaltenrieder / Alle Wüstenfotos: ©Hans Mauritz

(1) „Wüste“ s. „Uni Leipzig: Wortschatzportal“ und „Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm“

(2) Wikiquote, „Wüste“

(3) „Schlafloses Auge. Aphorismen aus der Sahara“,2001, Lenos, Basel

(4) Wikipedia, Ibrahim_al-Koni

(5) Neue Zürcher Zeitung, 27.1.2022

(6) Bericht von Christina Suter, Newsletter von „Oasen-Delikatessen“,15.3.2024, https:// www.oasen-delikatessen.com

(7) Der Bund, 7.9.2020

Hans Mauritz, März 2024

Was machte Igor Levit sprachlos?

Zu einem interessanten Porträt-Film

https://www.arte.tv/de/videos/092276-000-A/igor-levit-no-fear/ HIER verfügbar bis 21.06.24

Pressetext:

Igor Levit: No fear

Das inspirierende Porträt eines Künstlers auf seinem Parcours zwischen traditioneller Karriere und neuen Wegen in der Welt der Klassik: Der Film begleitet den Pianisten Igor Levit bei der Aufnahme neuer Werke, seiner Zusammenarbeit mit seinem kongenialen Tonmeister, mit Dirigent*innen, Orchestern und Künstler*innen.

Igor Levit ist ein Ausnahmekünstler im mitunter etwas gediegenen Universum der klassischen Musik. Seit er auf den großen Bühnen steht, meldet er sich immer wieder öffentlich und politisch zu Wort – eine Überlebensstrategie, die er in seinem Leben und in seiner Musik verfolgt. Er füllt die großen Konzertsäle rund um die Welt und spielt bei Eiseskälte im Dannenröder Forst aus Protest gegen dessen Rodung. Er legt die gefeierte Aufnahme aller Beethoven-Sonaten vor und widmet sich dann Schostakowitsch und Ronald Stevensons atemberaubender „Passacaglia on DSCH“. [ab 38:15 bis 50:20] siehe dazu Levits Video hier und zum Komponisten Wikipedia hier .

Er schlägt die Brücke vom Alten zum Neuen, von der Musik zur Welt, dorthin, wo die Menschen sind.
Der Dokumentarfilm von Regina Schilling („Kulenkampffs Schuhe“) begleitet den Pianisten bei der Erkundung seines „Lebens nach Beethoven“, bei der Suche nach den nächsten Herausforderungen, nach seiner Identität als Künstler und Mensch. Das Kamerateam beobachtet ihn bei der Aufnahme neuer Werke, bei der Zusammenarbeit mit seinem kongenialen Tonmeister, mit Dirigenten, Orchestern und Künstlern, bei seinem Eintauchen in die Musik, seiner Hinwendung zum Publikum, diesen unwiderstehlichen Wunsch zu teilen.
Dann bremst Covid dieses Leben unter ständiger Hochspannung von einem Tag auf den anderen aus. Über 180 gebuchte Konzerte werden abgesagt. In dieser Situation des unfreiwilligen Stillstands ist Levit einer der Ersten, der erfinderisch wird und mit seinen allabendlich gestreamten Hauskonzerten eine musikalische Lebensader zwischen sich und seinem Publikum auf Instagram und Twitter aufbaut. Während dieses Prozesses entdeckt er eine neue Freiheit, abseits der Zwänge des Tourneebetriebs, der Veröffentlichungen und der Vermarktung.

Regie: Regina Schilling / Jahr: 2022

Ab 55:22 Blick auf Salzburg / er beginnt, dem Kollegen Markus Hinterhäuser (Intendant der Salzburger Festspiele) von Keith Richards zu erzählen (Muddy Waters), und der andere erwähnt (allzu beflissen?) die Traurigkeit Chet Bakers. Gut seine kurze Bemerkung über die Oboe /diese Vergeblichkeit der Imagination, die manche Klavierlehrer einem auferlegen… bis 58:07

Nachhilfe in Sachen Blues

↑ siehe bei 4:24 (Muddy Waters)

Diese Beispiele dienen nicht nur der Exemplifizierung dessen, worüber kurz die Rede war, sondern auch der Nachprüfung, was davon übrig bleibt, wenn man es in extenso hört. Stimmt das Erinnerungsbild oder sollte man Vorsicht walten lassen? Das ist keine rhetorische Frage, die Antwort kann auch lauten: nein, ich sollte diese Musik auf jeden Fall länger auf mich einwirken lassen, und selbstverständlich gilt das gleiche für die Beethoven-Sonaten: wenn jemand, der sie studiert hat, beiseitelegen will – etwa um eine andere Form der Unmittelbarkeit zu erleben – ist das etwas anderes, als wenn man ihre Lebendigkeit nie wahrgenommen hat. Die Äußerungen die ein Mensch tut, der so Klavierspielen kann, dass unsereins nur staunt und die traumhafte Fingergerfertigkeit bloß hörend bewundert, darf niemand sonst „1 zu 1“ übernehmen. Und zum Beispiel die Ausdruckskraft eines einzigen Tones von Muddy Waters ausspielen gegen die ersten 25 Sekunden der Sonate op. 110, etwa hier. . .

Neue Schallplatten

Oder auch neu erworbene alte …

Ich hatte sie verloren und wollte sie neu wiederbesitzen, aber nicht so, mit japanischem Text, den ich nicht lesen kann. Allerdings scheue ich in Sachen Musik keine Mühe und hatte das Glück, fb-Freunde zu finden, die mir mit einer Kopie ausgeholfen haben.

Was nun wirklich neu ist, folgt gleich – wobei man aber die verbale Nachhilfe auch erst erarbeiten muss:

– und auch noch: Aber diese CD ist auch ein Musterfall der unternehmerischen Fehlentscheidungen: optisch sehr schön durchgestaltet, aber – kaum lesbar!  Als ob das eine Absicht sein könnte: schwer zugänglich zu sein, ja, bloß keine Verkaufsabsicht durchschimmern lassen. Wer diese CDs zufällig sieht oder in die Hände bekommt, der soll Arbeit haben. Vorbild: Aschenputtel! Klicken Sie das Bild doch an, vielleicht auch zweimal, gibt es da irgendein Signal, das hineinlockt???

Bei der einen könnte es das Wort FADO sein, bei der anderen vielleicht der erste Titel: „Doina“. So war es jedenfalls bei mir. Gewiss, man baut heute auf andere Wege, man positioniert irgendwo Einzeltitel in den „social medias“. Im Gepräch würde ich ahnungslos ahnungsvoll das Wort Tiktok einwerfen. Nein, nur ich, der überhaupt nicht irgendwo „unterwegs“ ist, der diese Quellen eben nicht unversehens nutzt, ich lebe hinter dem Mond! Halt, immerhin versuche ich es doch an dieser Stelle hier (wer liest das denn?) oder ich verweise auf den Preis der Deutschen Schallplattenkritik, aber wenn es nicht ausgezeichnet wird: wer stöbert dann dort in den Longlists herum? Und auch darin könnte es fehlen… Genau! (Es ist üblich geworden, sich selbst durch die eingeflochtene Exclamatio beim Denken zu unterstützen.) Genau!

Wenn Sie fragen, nach welchen Prinzipien ich eigentlich CDs – oder alles was mit Musik zu tun hat – empfehle oder bespreche, – ob ich denn keine prinzipiellen Unterschiede mache zwischen Klassik, Folk, Pop und anderen Genres, so muss ich antworten: nein. Natürlich werte ich auch, wohl oder übel, aber ohne dieses Urteil für wesentlich zu halten, für mich ist es entscheidend, ob es meine Musikalität – oder die meiner Leser und Leserinnen – anspricht, entwickelt und ausbaut. Das ist alles, was ich entdecke und wichtig finde, und so beachte ich auch das Glockenläuten, den Vogelgesang und das, was mir beim MRT in die Ohren dröhnt, zunächst einmal als Möglichkeit, meine Musikalität zu beschäftigen.

Natürlich weiß ich, dass der Fall bei ernst gemeinter Musik ganz anders liegt. Und deshalb war diese Zwischenbemerkung eigentlich nicht dringend notwendig, diese beiden CDs stehen mir gleichermaßen nah, obwohl ich die „Methode des Hörens“ switchen lasse. Unter dem Aspekt einer immer auszubildenden Musikalität betone ich vielleicht andere Wahrnehmungen als ein „unbefangener“ Hörer. Natürlich orte ich zunächst, sage Portugal bei CD 1 und Balkan bei CD 2, so wie ich eine mir unbekannte klassische Musik chronologisch (und d.h. auch stilistisch) einzuordnen versuche. Im Fall Portugal assoziiere ich zugleich Fado und frage, geschult an historischen Mustern (Amália Rodrigues, Fernando Farinha), ob eine Portugiesische Gitarre mitwirkt (ja!). Im Fall Balkan sehe ich Doina und frage nach Rumänien, auch Griechenland und Bulgarien, Türkei kommen in Betracht. Aber darüber hinaus bin ich in meinem Urteil – nach dem vorigen Beitrag über das Klima – abgelenkt oder aufgehalten, durch ein Interview in der ZEIT mit Diedrich Diederichsen, das bestimmte themenbezogene Popsongs ins Auge fasst, die mir offenbar völlig unbekannt geblieben sind.

ZEIT 14.03.24 Seite 69

Alle genannten Songs muss ich „zwischenlagern“ und begutachten mit 50jähriger Verspätung.

https://www.youtube.com/watch?v=9s_oAV9LtJE / https://www.youtube.com/watch?v=d7epbdQ4YYI / https://www.youtube.com/watch?v=3Q3j-i7GLr0 / https://www.youtube.com/watch?v=hIccZsURyLc / https://www.youtube.com/watch?v=eNDeD_2ngQU /

Alles – aus meiner Sicht – musikalisch indiskutabel. Ganz alt, aber ohne Wert, nur guten Willens.

Ich beginne mit der Fado-CD, und zwar mit dem Titel, den ich als erstes auch auf Youtube gefunden habe (s.o.): „O QUE TEMO E O QUE DESEIO“, mit einem etwas banalen Refrain, unter Beteiligung einer zweiten Stimme: Rodrigo Cuevas. Offenbar ein bekannter spanischer Sänger, dessen Popularität hier nicht schaden kann. Ich studiere im Booklet das Kleingedruckte und den Text, bei dessen Übersetzung man allerdings in Verlegenheiten gerät.

Andere Quelle:

O que temo, e o que desejo, Que sempre o que temo, vejo, Que isso me dera da morte (x2)
De maneira me sucede Nunca o que a vontade pede Alma e vida a toda a sorte (x2)
Con ganas de darme muerte El morirme es dulce suerte Ojos que os detenéis (x2)
Muerto volvéis a mirarme Acabad ya de matarme Por que me resucitéis (x2)
Alma e vida a toda a sorte Que isso me dera da morte De maneira me sucede (x2)
O que temo, e o que desejo, Que sempre o que temo, vejo, Nunca o que a vontade pede (x2)
La llaga, cierto, es la mía El morirme es alegría Y así digo que acabéis (x2)

Ojos ya de matarme Muerto volvéis a mirarme Por que me resucitéis (x5)

Das andere oben wiedergegebene Video entspricht dem wunderbaren Tr. 1 der CD: hier folgt auch dieser Text zum Mitlesen:

Ganz neu – kam heute, 23.03., mit der Post:

spannend, hörenswert, sensationell!

Pressetext

Noch neuer (auf youtube hören und Info lesen):

Siehe auch Preis der Deutschen Schallplattenkritik unter Traditionelle Ethnische Musik hier !

(folgt)

Schlimmes vom Klima

Ist das unsern Gemütern zuzumuten?

Anders gefragt: sind die Auswirkungen dieser Tatsachen unseren Enkeln zuzumuten?

Wir haben es nicht gewusst? Von wegen! Es sei denn – sie klicken auch jetzt noch weg!

⇓  ⇓  ⇓  ⇓

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/klima-wmo-wetter-100.html HIER ⇐  ⇐  ⇐

Praktisch jeder internationale Großkonzern will klimaneutral werden – zumindest offiziell. „frontal“-Recherchen zeigen: Ambitionierte Klimaversprechen sind häufig wenig mehr als heiße Luft. Viele Konzerne setzen bei ihrer Klimaschutz-Strategie auf den Ausgleich von klimaschädlichen Emissionen, etwa durch Bäume irgendwo in den Regenwäldern des globalen Südens. Dafür kaufen sie Zertifikate, mit denen sich die Konzerne jede Tonne CO2, die sie ausstoßen, gutschreiben. Dass diese Rechnung nicht aufgeht, zeigt die frontal-Dokumentation auch anhand eines Selbstversuchs. Schon allein bei der Berechnung der Emissionen nutzen Konzerne Spielräume, um das Ergebnis zu beschönigen. Eine Spurensuche bis hinein in den brasilianischen Amazonas-Regenwald zeigt, dass Projekte, die angeblich CO2 einsparen, Konzernen und Projektbetreibern oft mehr nützen als dem Klima. (ZDF-Text)

12.04.2024 Wo stehen wir?

Warum die „alten Griechen“?

Hast du nicht Besseres zu tun? Aktuelleres?

Doch, natürlich, ich habe heute Morgen schon das Solinger Tageblatt gelesen und mich geärgert über den dort „getriggerten“ Kulturbegriff, der zur Auflösung des (sehr guten) Orchesters führen könnte.

Und dann lese ich Mails, darin u.a. die von Martin Hufner, mit anderen Worten den Newsletter der nmz, und es ist mir, als sei ich persönlich gemeint mit meinen alten Griechen:

„Zeige Deine Wunde“ verlangte schon Joseph Beuys, und es ist die Aufgabe von Kunst, genau dies zu tun. Kultur ist der öffentliche Raum, in dem gesellschaftliche Konflikte verhandelt werden müssen, dafür ist sie da. Schon die ersten antiken Theaterstücke waren Spiegelbild der damaligen politischen Situation und zeigen die Sorgen und Ängste der damaligen Menschen. Nicht jeder dieser Subtexte wird heute verstanden, aber wir spüren, dass es Themen darin gibt, die uns heute noch berühren.

Das ist der Grund, weshalb ich nicht einfach alte Schulbücher rekapituliere – gleichsam wie mein eigener alter Großvater, wenn er aus dem Frankreich-Feldzug erzählte, den er im Ersten Weltkrieg mitgemacht hat, – sondern Christian Meiers Buch „Die politische Kunst der griechischen Tragödie“. Siehe hier.

Und empfehle als Supplement-Text altgriechischer Tradition dringend den von Moritz Eggert im „Bad Blog of Music“ zum Thema:

Skylla und Charybdis HIER

(allerdings entscheide ich mich schon im Titel für diese Schreibweise, bei „Szylla“ bäte ich um Bedenkzeit)

ZITAT

„Liegt Skylla links Charybdis rechts bereit
was kann dem armen Erdenbürger glücken
der falsche Weg ist Meilen breit
der rechte schmäler als ein Messerrücken.“

(Ludwig Fulda)

Muss Kultur politisch sein? Sicher nicht. Befindet sich Kultur momentan in einer politischen Situation? Ganz sicher ja.

Wie man von (Gott) Bach spricht…

Ein bemerkenswertes Interview in der ZEIT

Angesichts des umfangreichen Lesestoffs, den diese Wochenzeitung einem regelmäßig ins Haus schickt – man kann unmöglich alles verdauen, aber manches doch, was man sonst niemals zur Kenntnis genommen hätte -, muss man immer wieder innehalten und sich sagen: dies gehört dazu, auch wenn über Bach eigentlich alles irgendwo oder irgendwann schon gesagt ist. Ja, dieser Sänger, von Beruf Tenor, spricht aus einer Erfahrung heraus, die uns nicht auf der Zunge liegt, wenn sein Gesang einen mal wieder sprachlos gemacht hat.

Julian Prégardien (Wikipedia)

Um so befremdender, wenn man liest, was er zum Eingangschor der Johannespassion assoziiert, da sehe er

… eine Szene aus dem ersten Fluch der Karibik vor mir: Ein Pirat ist auf den Meeresgrund gesunken und läuft dort entlang. Wann immer das Mondlicht ihn trifft, verwandelt er sich in ein Skelett. Er ist tot und nicht tot. Der verklärte Jesus der Johannes-Passion kommt mir vor wie dieser Pirat. Er trägt eine Dornenkrone, ein Heer von Gläubigen schreitet im Dunkeln hinter ihm her, er reißt sie mit. Sie rufen ihn an: »Herr! Herr! Herr!« Das ist martialisch und gewaltig.

Eine Generation vorher – die seriöse, hochfliegende Musikpädagogik der 80er, 90er Jahre:

Musik und Unterricht 28/1994

Zitat ZEIT s.o. 14.03.24 Prégardien:

Ich haue mich in die Evangelistenrolle total rein, mit allem, was ich kann und fühle, aber auch intellektuell.

mein Klavierauszug, vorvorige Generation, „alte Bach-Ausgabe“, und so klingt es heute:

Hier Bach Johannes-Passion St John Passion BWV 245 Raphaël Pichon Ensemble Pygmalion

1:00:22 : 17. Choral ‚Ach grosser König‘ 1:01:52: 18a. Recitativo ‚Da sprach Pilatus zu ihm‘ 1:03:32 : 18b. Chorus ‚Nicht diesen‘ 1:03:42 : 18c. Recitativo ‚Barrabas aber war ein Mörder‘

„Wie singt man das?“ Zitat ZEIT s.o. Prégardien

Mit Schmerz und Fassungslosigkeit. Mich hat es einmal an der Stelle gerissen, und ich habe das »ein Mörder!« in den Chor gebrüllt. Ich guckte die an nach dem Motto: Kapiert ihr es denn nicht, ihr wollt einen Mörder freilassen! Ich habe wirklich geschrien. Stellen Sie sich das Geißeln bildlich vor. Es ist eine unmenschlich, blutrünstige Strafe. Wenn ich das vor mir sehe, singe ich das anders, denke nicht an das hohe As und an diese Zweiunddreißigstel.

Über die Passionen im Vergleich:

Wie also steht es in der Bibel? (ich benutze die meiner Oma): vergleiche die Petrus-Geschichte in Johannes- und Matthäus-Evangelium:

 

Ich nehme mir – wie so oft – vor, bei Hans Blumenberg nachzulesen; er muss sich darüber im Detail Gedanken gemacht haben…

Gesagt, getan. Hier ist der Anfang der Petrus-Geschichte bei Blumenberg, nicht mehr! Die Erinnerung ist mir aber Grund genug, einen weiteren Beitrag (folgt!) in Angriff zu nehmen:

Hans Blumenberg „Matthäuspassion“

Warum diese kleine Recherche zu dem Interview mit einem Sänger, der eindrucksvoll die Partie des Evangelisten bei Bach singt? Weil es selten (Und seltsam)ist, dass sich jemand darüberhinaus in dieser Weise verbal artikuliert. Es hat in mir verschiedene Erinnerungsschübe ausgelöst, bis hin zu einer despektierlichen Bemerkung, die ich tat, als ich zusammen mit meinem Vater zum erstenmal die Matthäus-Passion am nagelneuen Stereoradio hörte (ca.1955), bis hin zu selbst (von außen oder innen) erlebten Aufführungen, in den 60er bis 90er Jahren. Auch an Julian Prégardiens Vater. Und auch an eines der am meisten erschütternden Rezitative, die sich mir in der Interpretation eines anderen wunderbaren Evangelisten einprägten, Markus Schäfer, – oder da speziell des einen, das von Händel stammt (aus dem Messias)… Ich muss es hier wiedergeben (in Erinnerung an die dumme, despektierliche Bemerkung, die ich als Anfänger in Sachen Oratorien über die gekünstelten Rezitative und die Choräle tat, die ja „nicht mal von Bach“ seien). Warum mir dies Rezitativ unwiderstehlich die Tränen in die Augen trieb? Das wäre eine lange Geschichte.

Zufällig schrieb Lars gerade jetzt in einer Mail aus Barcelona, dass er den Messias in einer beeindruckenden Inszenierung (!) von Robert Wilson erlebt habe. Ich finde einen Ausschnitt, der allerdings vor drei Jahren entstand. Und wohl in Salzburg. Aber er passt in meine Überlegungen zum „Surplus“ von Musik (nicht zu dem eben wiedergegebenen, unvergesslichen Rezitativ).

Leider (oder Gottseidank) erreicht die Fortsetzung im Part II nicht den Moment des besagten Rezitativs (hier). Ich würde es auch nicht ertragen, wenn – wie es vorkommt – der Tenor durch einen Sopran ersetzt wäre.

Nachtrag 25.03.24

Überall hat sich dieser Verkaufstonfall eingeschlichen. Schon wenn ich das Handy aufmache, werden mir klassische Werke in Jugend-Slang angepriesen. Das will ich nicht. Und wenn ich – wie oben erzählt – in der ZEIT lese, dass der Sänger Julian Prégardien sagt „ich haue mich in die Evangelistenrolle total rein“, berührt es mich etwas unangenehm.

Aber im Programmheft auch dieser Anmach-Sprache zu begegnen, das stört mich echt: wie in einem schlechten Quiz werden wir mit einem „Hingehört“ ermuntert, die 11 „Herr, bin ich’s“-Rufe nachzuzählen (aha, einer fehlt!). Und dann auch noch diese falsche Suggestion des Mozart-Zitats: als habe er Johann Sebastian gemeint, während man unter dem „großen Bach“ damals allgemein den Sohn Philipp Emanuel verstand, – so eben auch Mozart, falls Rochlitz (!) ihn überhaupt korrekt zitiert.

Die saloppe Sprachgebrauch in der Hamburger Elbphilharmonie passt nicht zu der höchstwahrscheinlich guten Aufführung (28. März) mit einem überzeugenden Evangelisten. Hier der Weg zum Programmheft: Matthäuspassion Herreweghe. Titel: „Evergreen mit Startschwierigkeiten“ .

Nachtrag 30.03.24

Vergangene Nacht Johannes-Passion mit den Thomanern unter Andreas Reize gehört, bis 1:10. Warum so spät und so lange? Weil es so dicht, so anrührend und so ernst war war, in allen „Rollen“. Man sollte es noch einmal hören, zu Ostern, nach Ostern, wann die Zeit sich bietet. Auch in Einzelteilen, aber nicht unter 20 Minuten. Der Link ist hier.

ARTE Concert / Johann Sebastian Bach Johannes-Passion / Thomaskirche Leipzig /Thomanerchor / Anna Prohaska, Sopran / Andreas Scholl, Altus / Julian Pregardien, Tenor, Evangelist / Raphael Wittmer, Tenor / Tomas Kral, Bass Jesus / Tobias Berndt, Bass / Leitung: Thomaskantor Andreas Reize / 2023 MDR Accentus Leipzig

Heinz-Dieter Reese

Der beste Kenner japanischen Geistes

„Ich melde mich bald wieder“

Zwischen uns war es gerade wieder zu einem regen Mail-Wechsel gekommen.

Das ist jetzt für immer vorbei, ich bin sehr traurig und denke an ihn, in dem Moment,

wo die Gedenkfeier in der Trauerhalle Kippekausen (Bergisch-Gladbach) für ihn stattfindet.

Ich werde versuchen, alle Beiträge aufzusuchen, die ich letztlich ihm verdanke. Zuletzt hier:

ZEN als Verwandlung

Was ist die TENRI Kulturwerkstatt, die auf der Todesanzeige genannt wird? Siehe HIER.

In Gedanken auf Texel (1.-11.März 2024)

2.3. Am Morgen in Richtung Den Burg

6.3. Am Abend vor Paal 15

„mors certa, hora incerta“

Die Riefenstahl-Bilder der NUBA

Zur Information

Im mittleren Sudan, in der Provinz Kordofan lebten in den Nubabergen seit Ausbruch des Bürgerkrieges im Jahre 1983 noch zwischen 8000 bis 10.000 Masakin-Quisar-Nuba der insgesamt eine halbe Million zählenden Nubastämmen, in verschiedenen Sprachgruppen – fern aller Zivilisation. Der österreichische Anthropologe S.F. Nadel berichtete, daß es 105 verschiedene Nubasprachen gegeben haben soll, keine Dialekte, sondern so verschieden, wie es die Sprachen in Europa sind.

Mit diesen aufsehenerregenden Bildern setzt Leni Riefenstahl dem unkriegerischsten Volk Afrikas ein bleibendes Denkmal.

(Scan-Quelle folgt)

http://www.leni-riefenstahl.de/deu/dienuba/1.html HIER

Wikipedia über Leni Riefenstahl hier

Warum diese Information heute und an dieser Stelle? (Am Morgen nach der Rückkehr aus Texel.)

Ich habe das Zeit-Magazin gelesen: Navid Kermani. Nach wie vor motiviert durch die frühere Begegnung mit den Veröffentlichungen Ivo Streckers. (Siehe hier).

Siehe auch Wikipedia SUDAN hier

AM RAND DER WELT

Eine Geschichte, von der man nicht loskommt, erzählt von Navid Kermani, Fotos: Moises Saman.

ZEIT-Magazinnind die Nuba?

erwwww sind die Nuba?

Über Bildung

Gehört nicht Musik dazu?

 Zitat …es ist hinlänglich bekannt, dass beispielsweise das Erlernen eines Instruments neben der Sinnerfüllung durch Musik eine der größten Hirn- und Lernleistungen eines Menschen darstellt.

Quelle: https://files.adulteducation.at/wba/1-Gruber_Elke_Bildung.pdf hier

Was ist Bildung? Wikipedia Hier / Was ist Künstlerische Bildung? hier

Hentig https://de.wikipedia.org/wiki/Bildung._Ein_Essay hier – bei dieser Gelegenheit zur Kenntnisnahme: hier

Harald Lesch: Viel zu wenig Kunst, Musik und Sport! NATUR erfahren. Warum kann ein Baum so hoch wachsen? Was tut Chlorophyll? Grundtechniken in der Schule. Mit 16 – ein soziales Jahr, für ALLE, danach wieder Schule. Bleibt Kinder! Dringend: Handwerker! Statt der Über-Akademisierung,

Vollständig:

Zum Inhalt:

Wir werden lernen, dass wir nur aus Katastrophen lernen. Wir sind immer zu spät. Klimawandel wird bei uns vielleicht nicht so schlimm werden. Spanien, Portugal, Griechenland – müssen sich eine neue Heimat suchen. Kurzfristige Horizonte. Weg vom Wachstumsmodell. Amerika – Endstadium des Kapitalismus, Deutschland wird eine führende Rolle spielen, TRAUERARBEIT, Europa ist das Lebensmodell dieses Planeten. Energie ? Fusionstechnik. Aber: Plasma mit 100 Millionen Grad??? Im Dauerbetrieb? Nur in Ländern mit alter technischer Erfahrung. Unsere technologische Zukunft: Südfrankreich Reaktor im Bau. Stellarator. Siehe auch Fusionsreaktor.

Ab ca. 8:00 über Energie-Gewinnung der Zukunft (Atomkraftwerk simpel). Kernfusion! Wir können nicht die Sonne…. den Wind …. grenzenlose Expansion? Wirklichkeitsverlust der Regierenden. Kooperation – statt Konfrontation. Etwas Absolutes, über das man nicht mehr verhandeln kann. Vielzuviel geisteswissenchaftliches Gedankenmaterial. Statt Fakten. Fakten! EMPIRIE – ab 23:00 Bildung (s.o.)

Weiteres über Kernfusion, auch über die zeitliche Planung: sie hat Chancen ab frühestens 2050, aber der Klimakrise müssen wir jetzt begegnen. HIER. (Wolfgang Gründinger: Kann die Kernfusion uns retten?)

Noch etwas – zu den Grundlagen – und zum Film „Oppenheimer“ (und über die Natur des Atomkerns …. und einen Namen):

Nie mehr diesen einen Namen vergessen (BILDUNG!): Lise Meitner.

Durch seine Wunden sind wir geheilt

Während der Autofahrt

B.S. erinnert sich: „Durch seine Wunden…“

Zitat:

Händel entfaltet in der dramatischen Verdichtung auch einen großen polyphonen Reichtum, zum Beispiel in der chromatischen Fuge «Durch seine Wunden sind wir geheilt», in der schon das «Kyrie»-Fugenthema aus Mozarts Requiem deutlich veranlagt ist (Mozart hat sich eingehend mit dem «Messiah» beschäftigt und in Wien für die Pflege barocker Musik im Haus des Kunstförderers Van Swieten eine eigene, den instrumentalen und klanglichen Vorstellungen der Zeit angepasste Version hergestellt). (hier)

ab 4:49

Wikipedia hier

Ohne Pause (attacca) folgt die lebhafte Kyrie-Fuge, deren Thema – mitsamt dem Kontrasubjekt – ebenfalls von Händel übernommen ist (nämlich aus dem Schlusschor We will rejoice in Thy salvation aus dem Anthem for the victory of Dettingen HWV 265).[12] Mozart kannte dieses Thema gut aus seiner Bearbeitung von Händels Messiah (vgl. den Chorsatz And with his stripes we are healed aus dem Messiah).[13] Die kontrapunktierenden Motive zu diesem Fugenthema nehmen die beiden Themen aus dem Introitus wieder auf und variieren sie. Die zuerst diatonisch steigenden Sechzehntel-Läufe werden im Lauf der Durchführung zunehmend durch chromatische abgelöst, was eine Steigerung der Intensität bewirkt.

Auf der Webseite des Bachchors Tübingen stellt Ingo Bredenbach die Themen des Messiah-Chors und der Kyrie-Fuge einander gegenüber, mit einem instruktiven Notenbeispiel; siehe bachchor-tuebingen.de, nach unten scrollen. hier

(Fortsetzung folgt)

https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ludium_und_Fuge_g-Moll_BWV_861_(Das_Wohltemperierte_Klavier,_I._Teil) hier darin Hinweis auf Keller und dort auf Max Seifferts „Ahnentafel“ des Themas.