SENECA heute
Ich kann mich gut erinnern, wie sich eine Glocke von Langeweile über die Schulklasse senkte, sobald diese Heftchen vor uns auf den Pulten lagen. Und es war doch noch nicht lange her, dass ich mit Begeisterung den Roman „Quo vadis“ gelesen hatte, auch den Kinofilm dann seit 1954 mehrfach gesehen habe, und nicht im Traum daran dachte, dass dieser Seneca identisch sein könnte mit dem, der beim Gastmahl an Neros Tafel saß. Vielleicht im Gespräch mit Petronius, dem „arbiter elegantiarum“… Dies Wort kenne ich ja nur von dort! Sicher hatte ich einen Pons unter dem Seneca liegen, wie etwas Unerlaubtes, ich ahnte aber nicht, dass dies eine interessante „private“ Botschaft aus der Antike werden könnte, wenn man nur mit Phantasie etwas nachhülfe. Nein, ich befand mich ja in der Schule, Ratsgymnasium Bielefeld.
Der richtige Umgang mit der Zeit |
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(Die obige Synopsis verdanke ich der Website www.gottwein.de)
Wäre es möglich gewesen, mich für immer an solche Lektüre zu binden, wenn es damals schon Lehrbücher gegeben hätte wie heute? Nun ist das folgende ganz neu, winkt mit Informationen über Freizeit und gehört vielleicht zu den Glücksfällen. Zudem mindert sich leicht der Anreiz einer Aufgabe, sobald sie zur Pflicht wird. Vor allem auch in der Gruppe, in der immer ein latenter Wettbewerb läuft und die Gefahr, zu unterliegen oder eine schlechte Figur zu machen, nie auszuschließen ist. Immer wieder irritiert es mich, auf welche Weise neugierige, wissbegierige Kleinkinder in der Schule zu verdrossenen Lernern werden, die aus lauter „Coolness“ Front machen gegen sogenannte „Streber“ in ihren Reihen. Wer die winzige Schwelle hinnimmt, – überhaupt zu einer Leistung aufgefordert, zu bestimmten Reflexionen angehalten zu werden, auf die man vielleicht lieber selbst gekommen wäre, der liest mit größtem Vergnügen. Er oder sie kann gar nicht anders. Der Ton ist seriös, und doch locker genug („wer dies liest, ist doof“), das Angebot so verlockend und aktuell (!) – etwa über Zeitmanagement heute und Massenveranstaltungen bei den Römern -, dass man schnell eingefangen ist. Ich überspringe ungern die ersten Seiten, um sofort – oh je: aus didaktischen Gründen – an den schon zu Beginn dieses Artikels angebotenen Text anzuknüpfen:
Vandenhoeck & Ruprecht Leseproben HIER.
Ein Wort noch zum Autor des Lehrbuchs (für ältere oder sogar – alternde Schüler): Dr. Matthias Hengelbrock. Ich wäre vielleicht nie ohne Facebook auf diese Quelle des Wissens gestoßen. Ich kenne ihn allerdings schon länger als Fachmann für Alte Musik, er besitzt – anders als ich – tatsächlich alle LPs und CDs, die es vom Collegium Aureum gab und gibt, und natürlich alles, was er sonst noch braucht für seine Tätigkeit in der Jury „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“, also unendlich viel, siehe HIER.