Lanz-Analyse

Für + Wider = Lernprozess

Ich zum Beispiel lese ungern etwas von Maxim Biller, weil ich immer seine mündliche Argumentation aus dem früheren Literarischen Quartett im Ohr habe; dies steht auf/in einem ganz anderen Blatt:

Wenn man viele Sendungen ernsthaft interessiert an- und auch mal weggeschaut hat, dann ist das Irritierende an Lanz, auf das man sich erst mal einlassen können muss: dass er wirklich politisch informiert und interessiert ist, aber weitgehend unideologisch. „Er fragt ohne eigene Agenda“, sagt der Schriftsteller Maxim Biller, der zu den Ersten gehörte, die ihn öffentlich gut fanden.

Mir selbst wurde das bei der Analyse früherer Reaktionen klar, die unterschiedlich ausfielen, je nach Gast. Bei einer mir unsympathischen linkskonservativen Politikerin war ich begeistert, wie scharf Lanz fragte, und dachte: Sooo muss man es machen. Bei einer mir sympathischen Klimapolitikaktivistin war ich empört, wie scharf Lanz fragte, und dachte: Sooo geht es ja gar nicht. Der Ideologe war also ich.

Dies sind Sätze aus einer herrlichen Beschreibung des Talk-Masters und Menschen Markus Lanz. Der Autor heißt Peter Unfried, was wohl kein Pseudonym ist, sonst läse man’s bei Wikipedia, siehe hier.

Sein Taz-Artikel hat mir großes Vergnügen gemacht, er spiegelt – so scheint mir bzw, so bilde ich mir ein – auch meine Geschichte jahrelanger Beobachtung der Lanz-Sendung zu nächtlicher Stunde. Reiner Zufall?

Ich habe als größten Fehler in Lanz‘ Laufbahn sein Bierkastenstemmen in „Wetten dass…“ gesehen. Er hätte wissen müssen, dass man danach außer Atem ist und nicht mehr souverän moderieren kann. Aber das liegt unglaubliche 8 Jahre zurück. Er hat in dieser Zeit unglaublich viel gelernt. Man muss ihn aber deswegen nicht unbedingt mögen.

Hier ist der Zugang: https://taz.de/Moderator-Markus-Lanz/!5693746/