Musik und Leben . . .

. . . im Zeitalter der Weltkriege

Das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Jedes Wort, das man oben im Cover-Text darüber liest, ist wahr.

Hier finden Sie eine Anzeige des Buches mit einer überzeugenden, langen Leseprobe (!!!). Mich interessierte besonders die Frage, ob es Vorbilder gibt, in der Art dieses Autors mit biographischem „Stoff“ umzugehen. Hier sein eigener Hinweis:

Ein späterer deutscher Autor, dessen Werke mich besonders ins-
piriert haben, ist W. G. Sebald (1944 –2001). Mit seinen Romanen
Austerlitz, Die Ausgewanderten und Die Ringe des Saturn profilierte
sich Sebald als der deutsche Nachkriegsdichter der Erinnerung, der
meisterlich vormachte, wie Landschaft, Kunst und Architektur als
Zugang zur Vergangenheit dienen können. Holocaust, Exil, Kolo-
nialismus und die Geschichte der menschengemachten Zerstörung
sind allgegenwärtige Themen in seinem Werk, aber die Erinnerung
an sie ist durch Sebalds elliptische Prosa gefiltert wie durch mehrere
Lagen Baumwollstoff, weshalb das einstmals blendende Licht dieser
Katastrophen nur noch als schwaches Leuchten wahrgenommen
wird. Und auch wenn Sebald nur selten über Musik schrieb, hat sein
Umgang mit den ständig weiter verschwindenden Überbleibseln
der Vergangenheit, den Spuren früherer Verluste, eine große Ähn-
lichkeit mit dem geisterhaften Spiel der Musik, mal an- und dann
wieder abwesend zu sein, sowie ihren flüchtigen Momenten des
Kontakts mit den wortlosen Wahrheiten einer anderen Zeit.

Die Musikbeispiele, soweit ich sie mir in Lesepausen zusammenstellen konnte:

(Fortsetzung folgt, – anfangen mit den „Metamorphosen“ von Richard Strauss!)

Beginn bei 1:06 / hören bei 2:02 Beethoven-Zitat (s.u. Marcia funebre Takt 3)

⇑ ⇑ ⇑ Was im Buch steht zum Thema „Metamorphosen“, ⇓ ⇓ ⇓ Beethoven „Eroica“ Trauermarsch

Schostakowitsch 13. Sinfonie „Babyn Jar“ hier (Buch S.342 ff) Wikipedia hier

hier (Beginn erst bei 1:14) VALERY GERGIEV – MUSICAL DIRECTOR AND CONDUCTOR THE MARIINSKY ORCHESTRA AND CHORUS 8° de Enero del 2013 – January 8th, 2013

mit Jewtuschenko-Text Baby Yar (engl. Übersetzung)

Schostakowitsch 14. Sinfonie hier (Buch S.360 ff) Wikipedia hier

Dmitrij Schostakowitsch: 14. Sinfonie op. 135 für Sopran, Bass und Kammerorchester auf Gedichte von Federico García Lorca, Guillaume Apollinaire, Wilhelm Küchelbecker und Rainer Maria Rilke ∙

(Auftritt) 00:00 ∙ 1. De profundis (Bass) 00:44 ∙ 2. Malagueña (Sopran) 05:50 ∙ 3. Loreley (Sopran und Bass) 08:52 ∙ 4. Der Selbstmörder (Sopran) 17:50 ∙ 5. Auf Wacht (Sopran) 24:54 ∙ 6. Sehen Sie, Madame! (Sopran und Bass) 27:46 ∙ 7. Im Kerker der Santé (Bass) 29:39 ∙ 8. Antwort der Zaporoger Kosaken an den Sultan von Konstantinopel (Bass) 40:07 ∙ 9. O Delvig, Delvig! (Bass) 42:06 ∙ 10. Der Tod des Dichters (Sopran) 46:48 ∙ 11. Schlußstück (Sopran und Bass) 52:23

hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony ∙ Miina-Liisa Värelä, Sopran ∙ Mika Kares, Bass ∙ Klaus Mäkelä, Dirigent ∙ hr-Sinfoniekonzert ∙ hr-Sendesaal Frankfurt, 1. Oktober 2020

Was Schostakowitsch zu dieser Sinfonie sagte (nach Wikipedia):

„Zum Teil versuche ich, den großen Klassikern etwas entgegenzustellen, welche das Thema ‚Tod‘ in ihren Werken behandeln. Denken Sie an den Tod Boris Godunows: Wenn Boris Godunow gestorben ist, wird es gleichsam hell. Denken Sie an Verdis Otello: Wenn die ganze Tragödie endet und Desdemona und Othello sterben, erleben wir auch eine wunderbare Verklärung. […] Ich finde dies sogar unter unseren Zeitgenossen, nehmen Sie zum Beispiel den außerordentlichen englischen Komponisten Benjamin Britten: Ich habe in dieser Hinsicht auch an seinem War Requiem etwas auszusetzen. Ich finde, all dies kommt von verschiedenartigen religiösen Lehren her, […] daß uns im Jenseits der absolute Friede erwarte. So scheint es mir, daß ich zumindest teilweise in die Fußstapfen des bedeutenden russischen Komponisten Mussorgski trete. Sein Zyklus Lieder und Tänze des Todes – vielleicht nicht alles davon, aber auf jeden Fall ‚Der Feldmarschall‘ – ist ein großer Protest gegen den Tod […]. Der Tod erwartet jeden von uns. Ich kann nichts Gutes darin sehen, daß unser Leben so endet, und das ist es, was ich in diesem Werk vermitteln will.“