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Vom Sinn des Lebens schweigen

Ist die Frage danach sinnlos?

      Richard Taylor! Robert Nozick!

 

Typisch für Philosophen: sie kommen zu spät zur Musik, daher der Jazz als Anker.

 2006

Ich kam darauf, dieses Thema zu rekapitulieren, weil ich gestern um 9 Uhr ins Krankenhaus bestellt war; es galt, mich auf eine kleine Operation vorzubereiten. In der Vorausahnung, dass es einige Wartezeit geben würden, sagen wir: bis 11 etwa, hatte ich ein Reclam-Bändchen mitgenommen, dessen Thema irgendwie zur gegenwärtigen Kant-Lektüre passen könnte, aber leichter in der Westentasche zu versenken ist. Das war richtig, nur meine Vorausahnung lag völlig neben der Realität: erst um 15.30 Uhr konnte ich ein Taxi vorm Haupteingang besteigen und fliehen. Immerhin hatte sich gegen Mittag die Wartezeit so massiv gedehnt, dass ich anstandslos in den nahgelegenen Botanischen Garten ausweichen konnte, wo ich allerdings wegen Nieselregens die Gewächshäuser bevorzugte. Ein paar Handy-Fotos werden das weiter unten bezeugen.

 Thomas Nagel

Linke Seite: die Überschriften der Kapitel, ganz unten „Der Sinn des Lebens“. Ein Textauszug kann beweisen, dass die Lektüre tatsächlich sehr ernste Gedanken generiert, die nur durch den Anblick lebender Wesen, ob pflanzlich, ob tierisch, beschwichtigt werden, weniger durch leidende Menschen, genannt Patienten, noch weniger, wenn man sich ihnen in Kürze zuzugesellen fürchtet.

Gewiss hat jeder schon einmal in diese Richtung gedacht. Zum Beispiel wenn man über den frühen Tod Franz Schuberts zu trauern begann und sich mit den Worten zu trösten versuchte: selbst wenn er sehr gesund gewesen wäre, hätte er doch auch irgendwann sterben müssen. Ohne die leiseste Chance, das 20. Jahrhundert zu erleben… Hat er etwas vom Sinn seines Lebens gewusst? Oder wenigstens: zu wissen geglaubt? Ganz zu schweigen von der Kürze der ihm zugemessenen Zeit. Oder dass sein Werk eines Tages Sterbenskranke würde aufrichten und trösten können? Wenn jedoch niemand mehr bereit ist, diese Musiksprache zu erlernen, – vielleicht wäre erst dann – alles umsonst und vergebens?

Ich halte mich einstweilen an Räume, in denen sich die Frage nach dem Sinn erübrigt.

 Alle Fotos Huawei (JR) 7. Januar 2019

Noch einmal Thomas Nagel (Seite 82):

Wenn jemandes Leben als Teil von etwas Größerem einen Sinn hat, so kann man immer wieder in Beziehung auf dieses Größere fragen, welchen Sinn es hat. Entweder es gibt eine Antwort, die auf etwas noch Größeres verweist, oder es gibt sie nicht. Gibt es sie, so stellt sich die Frage erneut. Gibt es sie nicht, so sind wir mit unserer Suche nach einem Sinn am Ende und bei etwas angelangt, das keinen Sinn mehr hat. Wenn eine solche Sinnlosigkeit jedoch bei jenem Größeren akzeptiert werden kann, von dem unser Leben einen Teil ausmacht, warum dann nicht bereits bei unserem Leben selbst, als ein Ganzes betrachtet? Warum darf unser Leben eigentlich nicht sinnlos sein?

Und dann sah ich drei schwarze Fischlein, von denen eins das andere fragte: „Wo ist denn der Sinn deines Lebens? Ich habe gehört, dass du es weißt.“ Da antwortete dieses: „Gewiss: siehst du da draußen die große Gestalt hinter der transparenten Wand? Und auch das kleine Gerät in dreifacher Fischgröße? Man zeigt es uns des öfteren, sie nennen es Huawei. Schau, das muss der Sinn unseres Lebens sein!“ (JR)

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Nachtrag

 Wikipedia O.E.Wilson

Erwähnenswert, dass auf meinem Nachttisch ein Abreiß-Kalender liegt, den mir wohlmeinende Freunde im Dezember geschenkt haben, nichtahnend, dass ich kein einziges Blatt abreißen werde. Es ist zu kostbar, und so lese ich das meiste zur Unzeit, was ich wohl einmal dokumentieren darf. Soll sich doch freuen, wer am 26. August Geburtstag hat:

Der Autor ist übrigens derselbe Philosoph, der die Zeitschrift „Hohe Luft“ als Chefredakteur betreut und der das Buch „philosophie! die 101 wichtigsten fragen“ geschrieben hat: Thomas Vašek, siehe auch hier und hier.