DIE ZEIT vom 29. August enthielt ein langes, ein überlanges Interview mit der Sängerin Edda Moser, und darin ging es unvermeidlicherweise um ihren Vater, den berühmten Musikwissenschaftler, dessen neueste Bücher ich noch in den frühen 50er Jahren geschenkt bekam. Vergessen seine emsige Tätigkeit bis Kriegsende im Sinne einer musikalischen Rassenlehre. Aber die Tochter Edda Moser sollte doch davon gehört haben.
Wikipedia Hans-Joachim Moser HIER
Möglicherweise hat mein Vater das Lexikon erst nach dem Krieg (in Bielefeld) antiquarisch gekauft; es hatte offenbar seinen Wert für ihn behalten, obwohl er Moser aus Studienzeiten in Berlin kannte.
Eine Ahnung dessen, was sich wenige Jahre später abgespielt haben wird, erhält man, wenn man – immer empfehlenswert – bei Fred K. Prieberg im „Handbuch Deutsche Musiker 1933-1945“ nachliest. Auch das überarbeitete Moser-Lexikon hat sein Gesicht verändert.
Bei meinem Vater gab es nicht den Hauch eines Widerspruchs gegen den Zeitgeist. Ich erinnere, dass er sich über Mahler äußerte, der habe nur Kapellmeistermusik geschrieben. Von Schönberg würde in 100 Jahren kein Mensch mehr reden. Über Mosers „barocken Sprechstil“ sprach er belustigt, aber nicht ganz ohne Bewunderung. Es gab keine Tradition des Widersprechens, auch bezüglich etwa Franz Schrekers: das sei eine kurzlebige Blüte der 20er Jahre gewesen, und was habe man damals daraus gemacht! – Zitat Wikipedia:
Von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert, gerieten Schrekers Werke nach 1933 nahezu in Vergessenheit. Ende der 1970er Jahre setzte eine Schreker-„Renaissance“ ein, die bis heute anhält…
Damals (Moser-Lexikon):