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Alte Musik – über 50 Jahre hin

Beispiel Couperin

Biographie

Ausgangspunkt für mich war diese alte CD von René Jacobs, die mich ratlos machte. Ich habe mich beim Abhören gelangweilt und erst ab Tr. 3 (nach 30 Minuten) begonnen, etwas zu begreifen… (Gedanke: es muss an mir gelegen habe, Die musikalische Grammatik war mir geläufig, aber nichts sprach zu mir. Was tun? Ich suche im Kommentar nach Anhaltspunkten, ab Tr.3 schien sich ohnehin von selbst ein Sinn – was ist das? – zu ergeben. Die zwei Gesangsstimmen, die einander folgen, – ist das nicht sogar schön? Ich möchte sie singen sehen! Ihre „Ausdrucksgesten“. Ich habe vorwitzig schon in das unten gegebene zweite Beispiel geschaut… Tun Sie dasselbe, bevor Sie lesen. Erlauben Sie zuerst intensivere Sinnlichkeit…)

Ich versuche, die stilistische Bandbreite zu erkunden… Die unterschiedlichen Wirkungen, je nachdem, ob ich die Interpreten und den Raum sehe oder nicht. Ich brauche natürlich den Text. Die Klagelieder des Jeremias.

Der Text – zum Mitlesen

JOD. Manum suam misit hostis ad omnia desiderabilia ejus; quia vidit Gentes
ingressas Sanctuarium suum, de quibus praeceperas ne intrarent in ecclesiam
tuam.
Der Feind hat seine Hand gelegt an alle ihre Kleinode. Ja, sie mußte zusehen, dass die Heiden in ihr Heiligtum gingen, während du geboten hast, sie sollten nicht in deine Gemeinde kommen.

CAPH. Omnis populus ejus gemens, et quaerens panem; dederunt pretiosa quaeque pro cibo ad refocillandam animam. Vide, Domine, et considera, quoniam facta sum vilis.
Alles VoIk seufzt und geht nach Brot, es gibt seine Kleinode um Speise, um sein Leben zu erhaIten. »Ach Herr, sieh doch und schau, wie verachtet ich bin!«

LAMED. O vos omnes, qui transitis per viam, attendite, et videte si est dolor sicut dolor meus; quoniam vindemiavit me, ut locutus est Dominus in die irae furoris sui.
Euch allen, die ihr vorübergeht, sage ich: »Schaut doch und seht, ob irgendein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mich getroffen hat; denn der Herr hat Jammer über mich gebracht am Tage seines grimmigen Zorns.

MEM. De excelso misit ignem in ossibus meis et crudivit me: expandit rete pedibus
meis, convertit me retrorsum: posuit me desolatam, tota die maerore confec-
tam.
Er hat ein Feuer aus der Höhe in meine Gebeine gesandt und lässt es wüten. Er hat meinen Füßen ein Netz gestellt und mich rückwärts fallen lassen; er hat mich zur Wüste gemacht, dass ich für immer siech bin.

NUN. Vigilavit jugum iniquitatum mearum: in manu ejus convolutae sunt, et impositae collo meo: infirmata est virtus mea: dedit me Dominus in manu, de qua non potero surgere.
Schwer ist das Joch meiner Sünden; durch seine Hand sind sie zusammen geknüpft. Sie sind mir auf den Hals gekommen, so dass mir alle meine Kraft vergangen ist. Der Herr hat mich in die Gewalt derer gegeben, gegen die ich nicht aufkommen kann.

Jerusalem Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum.
Jerusalem, Jerusalem, bekehre dich zum Herrn, deinem Gott!

Aufnahme 1983

Aufnahme 2021

Aufnahme 2024

unser „Stammvater“ Alfred Deller (ich hatte ihn in Saint Maximin (bei Aix) kennengelernt)

Aufnahme 1967

Aufnahme 1960

Hören Sie Alfred Deller mit „Flow my tears“ , – und Sie verstehen, warum ich ihm ewig dankbar bin. (Jaja, es ist vielleicht zu langsam! Stört es Sie im Ernst?)

Wie ich das Deller Consort 1969 kennenlernte: HIER (Kopierfehler leider ausgerechnet in 24:55) Monteverdi: „Hor che’l ciel e la terra“ !

Und heute? Über 50 Jahre später: die Wirkung ist unvermindert!