Das Erlebnis eines ZEIT-Artikels
Eine Riesenseite politische Theorie, – wer rafft sich dazu auf, das Zeile um Zeile nachzuvollziehen? Nicht hochkompliziert inhaltlich, aber auch nicht journalistisch auf leicht getrimmt. Der Autor ist Professor für Politische Theorie und Philosophie und verleugnet es keinen Moment in seiner Sprache. Wikipedia-Biographie hier.
Ich versuche den Beitrag auf ein Minimum zu reduzieren, – den Kern der Sache nach meinem ersten, vielleicht allzu eiligen Leseverständnis….
Wie anders kann ich darauf reagieren, als mit einem irritierten Blick auf die tagespolitische Diskussion. Und sobald es auf „glaubwürdige Politik“ geht, wird in allgemeinen Formulierungen angedeutet, was sie tun müsste (ohne dass Ross und Reiter genannt werden), stattdessen der unerwartete Versuch einer starken Bildersprache: dass die Aufgabe „im nationalistischen Feuer der Gegenwart herkuleisch zu sein scheint“.
Ja, „gerechtigkeitsorientiert“, das ist jederzeit aus jedem Mund ein gutes Wort, aber was geschieht wirklich in Taten? Was bleibt für uns nach dem Lesen zu tun?
Ratlosigkeit… oder war es nur falsch, die Lektüre abzubrechen? Es fehlt nicht mehr viel…
Zitat (Fortsetzung)
… den politisch-ökonomischen Spielraum für gerechtigkeitsorientierte Politik zu vergrößern. Und sie muss auf nationaler Ebene anfangen damit, den Menschen, die nicht wissen, wie sie mit kleinen Einkommen und steigenden Kosten und Abgaben zurechtkommen sollen, das Leben ernsthaft zu erleichtern.
Progressive Politik muss dabei die fatale, faschistoide Verbindung zwischen kulturellem und ökonomischem Ressentiment abschneiden.
Mein Versuch, den Text aufzubrechen und etwas mehr Praxisnähe zu gewinnen. Muss ich die Parteienprogramme entschlüsseln und nachprüfen, was über den nächsten Wahltermin hinaus gelten kann und wo sich eine wirkliche Perspektive des Fortschritts abzeichnet? Eröffnet dieser Text eine solche Perspektive, – geht es über einen Appell an die Wohlmeinenden (die „Menschen guten Willens“, die Gerechten, die verächtlich so genannten „Gutmenschen“) hinaus? Ich lese und lese.
Ich liebe es nicht, mit einer großen, nachdenklichen Sentenz (nur) entlassen zu werden. Aber vielleicht erwartet mich in absehbarer Zukunft eine unerwartete Wirkung ?
Quelle DIE ZEIT 18. Juli 2024 Seite 6 Die falsche Sicherheit / Abschottung ist keiner Antwort aus die rechtsextreme Gefahr. Es braucht eine neue Politik der Gerechtigkeit, meint der politische Philosoph RAINER FORST