Regelung und Rekonstruktion akustischer Verhältnisse
(In Arbeit seit Ende März)
Natürlich ist es von größtem Interesse, an welche Konzerträume Beethoven gedacht hat – ganz unabhängig von seiner beginnenden Taubheit -, wenn er sich die Realisierung seiner Werke vorgestellt hat. Das Fortissimo des Orchesters musste umwerfend mächtig, ein Tremendum, aber auch das feinste Pianissimo sollte wahrnehmbar sein.
In diesem Moment (7.4.16 10:27 h !!!) erreicht mich eine Mail mit dem folgenden Inhalt. (Ich ergänze die Meldung später in einer Anmerkung am Ende des Beitrags):
Ein klanglich besonderer Ansatz gelingt dem Orchester Wiener Akademie und seinem Leiter Martin Haselböck. Mit „RE-SOUND Beethoven“ werden die orchestralen Werke Beethovens an den Originalschauplätzen der (Erst-)Aufführungen in einen klanglichen Kontext zur Architektur gestellt. Originalinstrumente sowie Anekdoten über die Aufführungspraxis und den historischen Programmablauf zu Zeiten Beethovens bilden dabei das Fundament. (JR: s.a. HIER)
Des weiteren spielte die Geräuschwelt außerhalb des Saales durchaus schon eine Rolle, so dass man u.U. Konzerte nur im Winter stattfinden ließ, – wenn auch der Musiker J.G. Müthel ein Unikum gewesen sein mag (Zitat Wikipedia):
In den letzten Lebensjahren zog sich Müthel mehr und mehr aus dem öffentlichen Leben zurück, schien sich aber trotzdem in Riga wohlzufühlen, da er mehrere Angebote aus Deutschland ablehnte. Bekannt wurde die Anekdote, dass er sich zuletzt nur noch im Winter als Pianist öffentlich hören ließ, da nur dann der Schnee das Gerassel der vorbeifahrenden Wagen auf ein für den Künstler erträgliches Maß dämpfte.
Auch das Beispiel Schopenhauer ist bekannt, der das Peitschenknallen der Kutscher als schlimmsten Feind der Gedankenentwicklung anprangerte.
Die antike Welt, in der es – im wörtlichsten Sinne – von politischer Tragweite war, wie weit die Stimme trug, man denke an die Übungen des Redners Demosthenes, der das starke Reden am brausenden Meer und im raschen Lauf bergan übte, oder auch mit Kieselsteinen im Mund (siehe hier), an die Bedeutung des Marktes, der Agora, des Forums, wo der Politiker von vielen Menschen direkt gehört werden konnte, aber auch an die ausgeklügelte Akustik der Theater, das allerdings ein geschlossener Ort war, den man aufsuchen musste, – keine „unwillkürliche“ Öffentlichkeit, die sich zu bestimmten Tageszeiten – fluktuierend – auf den großen Plätzen im Zentrum bildete. Dort bedurfte es nur noch der Ausrufer oder der starken, signalgebenden Instrumente, die oft genug den Vornehmen oder den Herrscher vorbehalten waren (wie auch bestimmte Farben), um Aufmerksamkeit zu heischen oder zu erzwingen. Man denke auch an Stentor, den „großherzigen, mit der ehernen Stimme, der so laut zu rufen pflegte wie fünfzig andere“ (Homer, Ilias 5,784–791).
Die Frage, in welchem Radius man den Redner auf dem Forum Romanum verstehen konnte, hat durchaus politische Bedeutung und bewegt heute durchaus die Wissenschaft:
HIER http://www.digitales-forum-romanum.de/wp-content/uploads/2014/06/Muth-Susanne-Holger-Schulze_Wissensformen-des-Raums_CZ-55_7-11.pdf
Zurück in die ewige Gegenwart: Beethoven bzw. Beethoven und seine historischen Konzerträume! Folgenden Termin vormerken 10. April 2016, 09.45 – 10.45 Uhr im WDR Fernsehen.
Pressetext:
Alle Symphonien Beethovens wurden in Wien uraufgeführt. RESOUND Beethoven bringt diese auf Instrumenten ihrer Entstehungszeit erstmals in die prachtvollen Theater und Konzerträume ihrer Premieren zurück.
In der Präsentation der Konzerte wird dabei besonders darauf geachtet, die Intensität der Uraufführungen wiederzubeleben: Orchesteraufstellungen, Platzierung des Chores vor dem Orchester, ja selbst die Positionierung des Publikums soll mithelfen, die von der heutigen Musikpraxis doch sehr unterschiedlichen Aufführungsstil wiederzubeleben.
Partner in der musikwissenschaftlichen Aufbereitung der Konzertserie ist die Universität Wien (Univ. Prof. Dr. Birgit Lodes) .
In der Kombination von Konzerten und Vorlesungen soll auch die bereits in der Vergangenheit beim Publikum mit großem Interesse aufgenommene Kooperation mit den Wiener Vorlesungen (Univ. Prof. Dr. Hubert Christian Ehalt) fortgesetzt werden.
http://www1.wdr.de/fernsehen/wdr-klassik/sendungen/re-sound-beethoven-100.html bzw. HIER
Weitere in der Rubrik ZEITGESCHICHTE anklickbare Informationen:
International ausgewiesene Beethoven-Forscherinnen und -Forscher thematisieren anschaulich inhaltlich übergeordnete Aspekte zur Musik und Musik-Rezeption Beethovens zu seiner Zeit. Nach einer Klangreise durch Beethovens Konzerträume wird seine symphonische Umgebung in Wien genauer erkundet. Dann werden Fragen zur Interpretation seiner Werke erörtert, um schließlich Beethovens engmaschiges Netzwerk aus Förderern und Mäzenen kennenzulernen.
Univ.-Prof. Dr. Klaus Aringer
“wie geschwinde die Pauken umgestimmt sind” – Beethoven und das Orchesterinstrumentarium seiner Zeit ›
Univ.-Prof. Dr. Markus Grassl
“Listening in Vienna – Wie hörte man Beethoven zu seiner Zeit?” ›
Univ.-Prof. Dr. Birgit Lodes
“Beethovens berühmte Akademie im Festsaal der alten Universität – ein WiederHören” ›
Univ.-Prof. Dr. Stefan Weinzierl (Autor des oben abgebildeten Buches)
“Der Festsaal der Alten Universität und die Konzerträume Ludwig van Beethovens in Wien” ›
Univ.-Prof. Dr. Birgit Lodes
“Die Widmungsträger von Beethovens Symphonien” ›