Die Krone der Schöpfung

Aber nichts von Förster Wohlleben

Ich weiß: da ich selber ihm gern zugehört habe (hier), tat mir diese Gegenmedizin gut. Die Naturschwärmerei führt nicht weit, ebensowenig wie Musikschwärmerei; jedes konkret benannte Detail ist interessanter als das bloß mit heißem Herzen gefühlte. Es war ein netter Zug, wenn er davon sprach, dass er den Vorwurf der „Vermenschlichung“ gern auf sich nehme, da er nunmal nicht „bäumisch“ zu reden vermag. Aber wer verlangt das denn?

Dies ist eine schmucklose DVD, die ich gern konsumiert habe. Da sprechen redliche Leute, die uns nicht mit ihrer naturreinen Güte überrumpeln. (Vorsicht: Dies habe ich nach dem ersten Hören niedergeschrieben…) Sie sprechen sehr ausführlich, und das bedeutet nebenbei, dass ich es vielleicht nur einmal hören möchte, für später jedoch gern ein Stichwort-Verzeichnis hätte. Oder einige Kernsätze. Daher dieser Merkzettel, der vielleicht noch etwas anwächst, zumal durch Infos aus Wikipedia und ähnlichen Quellen, die den ersten Eindruck – vorsichtig gesagt – relativieren.

Übrigens ist auch der Titel dieses Beitrag nicht so emphatisch gedacht wie er auf den ersten Blick aussieht. Ich denke zugleich an den Menschen und die Abwandlung seines rühmenden Beinamens in Gottfried Benns Version („…der Mensch, das Schwein“), dann wieder an die ironische Rehabilitierung selbst dieses letztgenannten Tieres in moderner Sicht. (Einen Hinweis aus der Neuen Bücherliste der ZEIT ist nachgetragen…)

Ein Film von Holger Douglas. (Die Musik ist wie so oft in Naturfilmen für Musiker schwer erträglich. Der Sprecher ist in Ordnung, für den Vortrag der Gedichte (Kapitel 2: Eichendorff, Dauthendey) allerdings weniger geeignet. Musik ist etwas anderes. Und Lyrik auch.

(Ich meine das mittlere! 😇)

Was ist der Wald für mich? (Ein individuelles, auf mich zugeschnittenes Produkt? Ein altes Wort lautet: „Glotzt nicht so romantisch!“ Und ich zitiere noch ein ironisches, aber sehr wahres Wort:)

Die Kritik der Massenkultur basierte traditionell auf der Differenz zwischen einem wahren, authentischen Geschmack und dem Massengeschmack. Doch genau diese Differenz funktioniert nicht mehr. Heute ist der Massengeschmack ein Forschungsfeld für professionelle Beobachter geworden. Produktforscher suchen im Firmenaufrag mittels Testvorführungen, Werbepsychologie und statistischen Erhebungen nach individuellen Merkmalen des Massengeschmacks, die für die Entwicklung und Platzierung ihrer Produkte verwendet werden können. Mittlerweile wird gerade der individuelle Geschmack mithilfe von Datenmassen erfasst. Jede Konsumwahl wird vom Subjekt als individuelle aufgefasst: Jedes Ich hat seinen persönlichen Geschmack. Meine selbständige Wahl, von meinen Geschmackspräferenzen zielsicher und ohne äußere Manipulation aus einem riesigen Angebot gesteuert, ist genau auf mich zugeschnitten und kann von mir zusätzlich verfeinert werden. Im Endeffekt aber finde ich mich als Mitglied einer intern höchst differenzierten Konsum-Masse wieder. Ich habe diese Masse nicht gewählt. Es stellt sich aber heraus, dass mein Geschmack, mein individuelles Präferenzsystem, weitgehend ähnlich funktioniert wie das der anderen Mitglieder »meiner« Konsum-Masse. Meine Geschmackswahl ist von mir selbst bestimmt – ebenso wie bei den vielen anderen. Wir haben alle unabhängig voneinander ein sehr ähnliches Bewertungs- und Entscheidungssystem (mimetisch) ausgebildet. Am Ende meiner Kaufentscheidung im Internet sagt mir das System des Online-Händlers: »Kunden, die diesen Artikel kauften, wählten auch…« Als im April 2018 der Musik-Streaming-Dienst Spotify an die Börse ging, schrieb die Süddeutsche Zeitung anerkennend, dass es ihm mit seinen Algorithmen gelänge, den  »individuellen Massengeschmack« von Millionen Hörern präzise zu erfassen.

Meine subjektiven Entscheidungen vollziehen sich in einem Netz ähnlicher Präferenzen. Die Masse, zu der ich gehöre, handelt nicht als homogener Verbund; jeder entscheidet für sich.

Quelle Gunter Gebauer / Sven Rücker: Vom Sog der Massen und der neuen Macht der Einzelnen. / Deutsche Verlags-Anstalt München 2019 (Zitat Seite 245f)

P.S. Ich hoffe nur, dass ich der menschlichen Masse nicht im Wald begegne.

Die Fachleute, die zu Wort kommen: Prof. Ulrich Kutschera (Info vorsichtshalber nachzulesen hier) , Prof. Christian Ammer (Wikipedia hier), – es gibt einen lesenswerten Briefwechsel zu Waldfragen mit Prof. Ammer, nachzulesen hier ,

und Ernst Jungk vom Arboretum (nicht Arboreum, siehe Cover) Alzey, das er zwiefach vertritt: siehe hier und mit seinen eigenen Worten:

„Ich möchte damit ausgleichen, dass wir auf der anderen Seite unseres Werkes in die Natur eingreifen müssen, um den Ton für unsere Ziegelproduktion abzubauen“, erklärt der passionierte Baumfreund und -kenner, dem diese Versöhnung zwischen Technik und der Natur sehr wichtig ist. (Quelle hier).

Preisfrage: welcher Fachmann spricht hier von einer „Aurakarie“ statt einer Araukarie?

(Preis geht in jedem Fall an mich! Und dieser Beitrag entgeht nur um ein Haar der Löschung!)