Archiv der Kategorie: Allgemeines

Sonderbeitrag Satire

Was darf sie, was kann sie? Hören Sie bitte:

die Sendung „Neues aus der Anstalt“ vom 8. März (gestern),

HIER

bzw. beginnen Sie mit den letzten 3 Minuten, springen Sie dann auf den Anfang, schauen Sie bis mindestens 4:50  und notieren Sie:

Im Ernst: Bitte anklicken!

Und wenn Sie wollen, schauen Sie in Ruhe weiter. Trotz der (absichtlich – und mit Recht – platten) Putin-Witze. Sie können gar nicht anders, – und sei es nur, um der Frage nachzugehen, ob Satire in dieser Form wirklich Wirkung tut. „Sinn macht“. Oder ob eine weitere Talkshow nützlicher gewesen wäre.

Mit freundlichen Grüßen (und Dank an JMR)

JR

P.S. … und heute bin ich froh, ein Pendant gefunden zu haben (10.03.22): man braucht nicht mehr (event. sogar viel weniger) als 55 Minuten. Weniger, wenn ich mich auf das Gespräch mit Christian Gerhaher beschränke. (Im folgenden Link unter „Wie neu muss Oper?“ gegen 32:00) Aber nicht immer ist weniger auch mehr. Nicht immer. Siehe also Hier  /  Inzwischen liegt sogar eine zeitsparende Abschrift des Gesprächs vor, siehe hier.

Und aus der Quelle Crescendo übernehme ich gern – ohne logische Begründung – den Ausklang des ganzen Beitrags:

Cookies (Info in eigener Sache)

Auch mich, den Autor des Blogs, stört das:

diese verdammte Schrift, die sich unten ins Bild schiebt, sehr störend, wenn man auf einem Handy recherchiert (bei manchen PCs hat man Glück):

This website stores cookies on your computer. These cookies are used to provide a more personalized experience and to track your whereabouts around our website in compliance with the European General Data Protection Regulation. If you decide to to opt-out of any future tracking, a cookie will be setup in your browser to remember this choice for one year.

Was sind (wären) Cookies, wozu dienen sie (wenn sie funktionieren)??? Siehe hier.

In meinem Fall aber handelt es sich um eine Fehlfunktion, die nichts bewirkt, deren Anzeige ich aber im Augenblick auch nicht verhindern kann. Die Alternative Accept oder Deny bewirkt hier nichts,- ein sinnloses, „kreisförmiges“ Abstellgeleis. Es wird eines Tages wieder verschwinden, wenn wordpress und Blog „upgedated“ werden. Ich verzögere das, weil bei einem solchen Vorgang vor einigen Jahren alles, was ich bis dahin geschrieben hatte (und was für mich von Bedeutung war), auf einer digitalen Müllhalde gelandet ist. Der Neuanfang danach sah so aus, als würde „der alte Blog“ als Archiv wieder verfügbar sein. Es ist uns nicht gelungen  (Foto von meiner alten Website):

hier. Und so ging es weiter, und nicht alles ist mir gleichermaßen wichtig geblieben, aber nichts möchte ich missen . . . erst recht nicht auf einer digitalen Halde wissen . . .

Damit die Kenntnisnahme dieser Erklärung für Leserinnen und Leser noch einen zusätzlichen Nährwert hat, lasse ich jetzt noch eine Information folgen, die ich gestern privat für einen Freund gescannt habe, aus der Frühzeit meiner Mitarbeit im WDR, die Ende der 60 Jahre begann.

Horst Hempel war auch für die Aufnahmen der Bach-Kantaten zuständig, bei denen ich (im Collegium musicum des WDR) als Geiger mitwirken durfte. Als Tonmeister hat die meisten Aufnahmen Dr. Alfred Krings durchgeführt, der dann Leiter der Abteilung Volksmusik wurde und mich sofort als freien Mitarbeiter anwarb (1976 wurde ich sein Nachfolger), auch weil er wusste, dass ich bei dem von ihm hochverehrten Prof. Marius Schneider Musikethnologie studierte (Promotion 1970). Das Wort „Volksmusik“ löste sich von den alten engen („tümlichen“) Vorstellungen, und die Musik aller Kulturen wurde subsumierbar.)

All das ist Geschichte, die erst Ende der 90er Jahre wirklich „Geschichte“ wurde.

Tage des Durchblicks

Beispiele aus dem Leseleben

Es ist vielleicht so, dass man es nun mal braucht, in Tagen größter Verunsicherung eine höhere Aktivität zu entfalten, auch in Bereichen, die jeder Außenstehende für abseitig halten wird, und ich könnte nicht einmal zugeben, dass es nur zur eigenen Versicherung geschieht. Niemand bedarf meiner Arbeit an der Bach-Fuge BWV 865 (seit Dezember 2021!), und nur ich möchte diese Erfahrung nicht missen, wie ich meinen eigenen Widerstand, mein Missfallen, meine Blindheit des Gehörs  ganz allmählich überwunden habe.

glorreiches Ende – wer spricht von Siegen?

Es passt: die störende Cookies-Banderole am unteren Bildrand dieses Blogs, die ich nicht heraufbeschworen habe und auch nicht beseitigen kann, und wenn man sie anklickt,  ärgert sie einen doppelt durch sinnloses Bedauern.

Seit einer Woche die fortwährende parallele Beschäftigung mit dem Ukraine-Krieg, die Skrupel, sich überhaupt mit ferner liegenden Themen zu beschäftigen. Was bedeuten mir Tonleitern auf der Geige? Technische Grundlagen? Und was aus anderem Blickwinkel? Nichts. (Wenn jemand das hört? jämmerlich! Strickleitern!) Ich gehe durchs Haus, viele Stufen, ich kann Treppensteigen, abwärts, aufwärts, ich lebe noch. Das Klavier will belebt werden. Chopins E-dur-Etüde im legatissimo. Ich kenne die schweren Stellen der Bach-Fuge, die an sich eine Zumutung ist. Er war ein junger Mann, als er sie schrieb, rücksichtslos in seinen Forderungen, wieso muss er alle kontrapunktischen Künste durchziehen, alle auf einmal, und nachher klingt es nach Berserker, aber man freut sich, es endlich in den Griff zu bekommen. Wozu?

1988

Wann hatten wir das Nagasvaram-Ensemble aus Madras auf dem Domplatz zu Gast? Was für ein Sieg des Fremden über die Fernsehästhetik. Von wegen „näselnd“. Psychologisch steht die Zurna eher in der Nähe unserer Trompete. Auf der Seite der Sieger.

Ich beschäftige mich immer noch mit Oboen, „Reeds“ heißt die CD, die ich auflege, wenn ich die „Ohrwürmer“ hinter mir habe. Und Christians Bücher, die mich herausfordern. Alles wie neu. Und mit der ZEIT geht es noch weiter zurück, WDR 70er Jahre, der große Bericht von/über Désirée Nosbusch, die Redaktion Kinderfunk, da sah doch alles nach Aufbruch aus, Krings sprach mit leuchtenden Augen von Georg Bossert, –  alles sollte anders werden, besser natürlich, aus „Volksmusik“ sollte gerade  „Musik der Völker“ werden -, auch Lieder für Kinder spielten eine Rolle. Ich wusste bis heute nicht, dass der eben erwähnte, damals so provozierend jugendbewegte Mann 1995 von seinem Sohn erstochen worden ist.

Resilienz beginnt damit, dass man seine eigene Gesellschaft kennt. Wie man sagt, sinken große Schiffe auf dem Meer nicht wegen des Wassers um sie herum, sondern wegen des Wassers, das in sie eindringt. Gesellschaften können auf unterschiedliche Weise verwundbar sein, die gefährlichste ist es aber, wenn eine Regierung ihre eigene Gesellschaft falsch versteht und auf ihre eigene Propaganda hereinfällt. Putins Krieg in der Ukraine entwickelt sich zu einem klassischen Beleg dafür.  Der russische Präsident ist felsenfest überzeugt, dass Russen und Ukraine ein Volk sind, hat aber die Ukrainer nie dazu befragt. In Putins Fantasie sieht seine »Spezialoperation« wahrscheinlich wie die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 aus. Aber die Teilung der Ukraine ist das genaue Gegenteil der Einheit. Und die Ukrainer wehren sich, sie kämpfen um ihre Freiheiten und ihre Unabhängigkeit.

Ivan Krastev

Heute ist der Tag, an dem in aller Frühe die ZEIT im Briefkasten steckt, und mir scheint, das voluminöse Blatt kam nie gelegener. Ich werde die wesentlichen Artikel gleich auflisten, in der Rangordnung ihrer Wesentlichkeit.

Alexander Kluge Der wichtigste Artikel heute.

»Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt« Der Krieg ist zurück in Europa. Ein Gespräch mit Alexander Kluge über das Böse und die Möglichkeit eines Frieden. Interview: Peter Neumann

Fritz Habekuss: Der Zweifel Schwächelnder Homo Sapiens (Seite 39)

Tobias Hürter: Da und gleichzeitig nicht da Werner Heisenberg revolutionierte die Physik mit seiner Unschärferelation. Sein Einfluss reicht bis in die Zukunft

Stefan Schmitt: Was für immer verloren geht, ist für immer verloren. Naturschutz verträgt keinen Aufschub. (Seite 1)

Giovanni di Lorenzo: Wie können wir uns wehren? Von einem Tag auf den anderen scheint das Land politisch ein anderes geworden zu sein. Die Frage aber ist, ob die Gesellschaft da mitgeht. (Seite 1)

Alexander Kluge:

Wir können auf keinen Fall eine Übersichtsposition für uns beanspruchen: so als könnte jeder ein Richter in dieser Sache sein. Mir kam es natürlich auch bizarr vor, wie Putin da mit Macron oder Scholz an diesem langen Tisch zusammensitzt. Oder wie er seinen eigenen Geheimdienstchef abkanzelt. Aber ist es Theater, ist es Darstellung von Macht wie im 18. Jahrhundert, ist es Verrücktheit oder Kalkül? Das kann ich nicht beurteilen. Als Jurist weiß ich, dass der Rechtsprechung, dem Urteil von zwanzig Zeilen, oft dreißig Seiten Sachverhalt vorausgehen. Und die haben wir nicht.

Man muss den ganzen Apparat resetten. Und zwar auf beiden Seiten.

Sieger ist nicht, wer die Schlachten gewinnt – Sieger ist, wer einen Frieden herstellt.  (Beispiel:)

JR Ich hatte noch etwa eine lange Seite weiter abgeschrieben, während das Räsonnieren in mir immer lauter wurde: „Er versucht das flammende Unrecht zu relativieren“, und ich las alles aufs neue, versuchte ihn besser zu verstehen und wusste am Ende: es ist mir unmöglich, neutral zu verhandeln, wenn sozusagen der Teufel im Gerichtssaal gleiches Stimmrecht oder auch nur Mitspracherecht haben soll. Ich bin ungeeignet. Ich will mich gar nicht einigen. Ich will einen Schuldspruch, sofort. Ich gebe noch einen Teil der Abschrift, bevor ich pausiere:

Das Völkerrecht ist entstanden im Umkreis von Münster und Osnabrück 1648. Dort wird damals ein achtzigjähriger Krieg zwischen den Niederlanden und Spanien und zeitgleichg ein dreißigjähriger Krieg in Mitteleuropa in einem fünf Jahrer dauernden Verhandlungsprozess beendet. Das Entscheidende an diesem Westfälischen Frieden ist die Feststellung des »Normaljahrs«. Man einigt sich darauf, dass der evangelische und katholische Besitzstand so bleiben odfer wiederhergestellt werden soll, wie er am 1. Januar 1624 war. Dies ist der Schnittpunkt der Schmerzlinie für alle Parteien, der einzige Zeitpunkt, an dem nicht die eine Seite mehr gesiegt hatte als die andere. Dieser Punkt ist ein kleiner Möglichkeitsraum. Diesen Möglichkeitsraum zu finden und auszuverhandeln, das war der Schlüssel zum Frieden. (Was heißt das in Bezug auf den Krieg in der Ukraine?)

Zuerst: keine Politik oder Redeweise der Selbstgewissheit. In der derzeitigen Debatte behauptet jede Seite, jedes Gremium, die Übersicht zu haben. Die gibt es aber gar nicht. Wir sprechen mit dem großen Kriegstheoretiker Carl von Clausewitz von den »Nebeln des Krieges«. Sowie der Krieg ausbricht, ist alles unbestimmt. Dieses Nebelhafte, dieses Unbestimmtheitsfeld, ist die Herausforderung, auf die wir antworten müssen. Und deswegen können wir mit einer Psychologisierung Putins oder mit einer moralischen Haltung, die wir im Westen alle teilen, keine Sicherheitsstruktur gewinnen. Immanuel Kant hat einmal sehr schön gesagt: Selbst eine Welt von Teufeln, sofern sie die Regeln der Vernunft anwenden, könnte eine Republik gründen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin in keiner Frage gleichgültig. Meine Urteilsbasis ist: Wo wäre selbst für einen Verrückten oder einen Bösen der Punkt, an dem er sich aus Realitätsgründen einigen kann? (…)

Die Hoffnung auf einen gerechten Frieden verengt den Möglichkeitsraum. Der Krieg ist ein Monster. Sein erstes Element ist, wie gesagt, die Nebelhaftigkeit.

Soweit Alexander Kluge. (DIE ZEIT SEITE 59)

Liegt der Fall heute nicht ganz anders? Es geht nicht in Richtung Republik, sondern David gegen Goliath, und diesmal zum Nachteil des ersteren. Wie es Giovanni di Lorenzo in seinem Leitartikel sagt:

Es sind nicht »wir«, die Frieden in die Ukraine oder nach Russland oder an irgendeinen anderen Ort der Welt tragen müssten. Den Krieg führen doch Putin und seine Soldaten. Es ist nicht nur für Deutschland, aber besonders für die Menschen hier, eine brutale Konfrontation mit der Realität. Was tun, wenn jemand weder durch gute Worte noch durch gute Taten, noch durch Konzessionen zu besänftigen ist? Wenn er aus Machtstreben und Verblendung das Böse in die Welt trägt? Wenn er Völker überfällt, Menschen tötet und ihre demokratisch gewählten Vertreter von tschetschenischen Killerbanden jagen lässt? (…)

Der Korrespondent der BBC in Moskau, Steve Rosenberg, hat (…) gerade in einem fulminanten Text dargelegt, wie Putin bislang alle Drohungen wahr gemacht hat, obwohl sich das im Westen keiner vorstellen wollte. Und dass er bereits 2018 kundgetan hat, mit schärfsten Waffen auf jeden »Entschluss« zu reagieren, »Russland zu vernichten« – was auch immer er darunter versteht. Putin sagte damals: »Ja, das wäre eine Katastrophe für die Menschheit und die Welt … Aber warum bräuchten wir eine Welt ohne Russland?« Man kann nur hoffen, dass Putins Ankündigung dieses Mal wirklich nur eine Drohung ist, obwohl er mit einiger Sicherheit davon ausgehen kann, dass der Westen selbst auf einen Nuklearschlag militärisch nicht reagieren würde. Er weiß, was von einer Welt übrig bliebe, die sich mit Atomwaffen bekriegte.

Quelle DIE ZEIT 2.3.22 Seite 1 Giovanni di Lorenzo Wie können wir uns wehren? Von einem Tag auf den anderen scheint das Land politisch ein anderes geworden zu sein. Die Frage aber ist, ob die Gesellschaft da mitgeht.

Seltsam, wie man dazu neigt, nach solchen aktuell bezogenen Artikeln alles andere auch damit im Zusammenhang zu sehen. Was uns droht, ist absolut anders als zu Napoleons oder Hannibals Zeiten, und auch die Tabula rasa nach dem Dreißigjährigen Krieg sah immerhin noch nach Zukunft aus.

Und so lese ich den Habekuss-Artikel als eine Wende der Evolutionsgeschichte:

Bisher deuteten fast alle Funde darauf hin, dass Homo sapiens vor 43.000 bis 45.000 Jahren auf dem Kontinent ankam. Der war damals Heimat der Neandertaler, die kurz darauf ausstarben. Die Schlussfolgerung lautete: Der moderne Mensch war dem Neandertaler haushoch überlegen, sodass er ihn binnen kurzer Zeit verdrängte. Es war nicht gerade eine Erzählung der Bescheidenheit.

Nun zeigen Funde in einer Höhle in Südfrankreich ein viel komplexerer Bild. In der Grotte Mandrin, von der aus man das Rhônetal überbvlickt, fanden die Archäologinnen und Anthropologen in verschiedenen Schichten Steinwerkzeuge und Zähne. Die meisten stammen von Neandertalern, einige jedoch von modernen Menschern. Das Besondere: Die Funde wechseln einander ab. Vor 80.000 Jahren lebten hier Neandertaler, bis vor 54.000 Jahren Homo sapiens auftauchte – wenngleich nur für 40 Jahre. Dann übernahmen erneut Neandertaler. Rund 10.000 Jahre später lassen sich wieder Homo-sapiens-Spuren nachweisen.

Diese Forschungsergebnisse datieren die Ankunft des modernen Menschen in Europa gut 10.000 Jahre nach vorn – ein gewaltiger Sprung. Das heißt, seine Ausbreitung ging langsamer vonstatten und war weniger geradliniug als vermutet. Homo sapiens scheint sich zunächst so schwergetan haben im neuen Lebensraum, dass er wieder verschwand. Die Funde sind spannend, weil sie zeigen, dass die Welt nie so simpel gewesen ist, wie es uns die Erzählung von Homo sapiens in Europa glauben machen wollte. Kein Zweifel: die kommenden Jahre werden das Bild noch weiter verfeinern.

Quelle Fritz Habekuss: Der Zweifel Schwächelnder Homo sapiens / DIE ZEIT 2.3.22 Seite 39

Siehe auch Wikipedia die Grotte Mandrin, Artikel zuletzt bearbeitet am 13. Februar 2022.

Was will ich als nächstes notieren? Heisenbergs Physik der Unschärferelation oder die Geschichte von Désirée Nosbusch, die im WDR begann, weltenfern, aber nicht weit von den Eckpunkten meiner Arbeitswelt, die damals durch Budengasse, Heinzelmännchenbrunnen, Musikhaus Tonger, Wallrafplatz, Funkhaus, Sendesaal, Domplatz und Hauptbahnhof bezeichnet werden konnte.

Die Theorie bestimmt, was man beobachten kann. Wenn nun die Quantenmechanik eine prinzipielle Grenze dafür setzt, wie genau sich Ort und Geschwindigkeit eines Teichens messenb lassen, dann sind diese Größen eben unbestimmt: Es ist nicht nur so, dass man sie nicht genau kennt. Die Welt selbst verschwimmt. Nicht nur unser Blick auf sie. Das ist der unerhörte Kern jener Formel, die Heisenberg damals hinschreibt: die Unschärferelation. (…)

Auch der Begriff Unschärfe lässt Spielraum für die Antwort auf die Schlüsselfrage: Was ist unscharf? Unser Bild von der Welt? Oder die Welt selbst? Hat das Elektron in Heisenbergs Gedankenversuch tatsächlich keinen eindeutigen Ort und keine eindeutige Geschwindigkeit – oder kennt die Beobachterin diese Größen nur nicht?

Für einige Kollegen Heisenbergs ist die Vorstellung, die Welt sei irgendwie unscharf und die Kausalität außer Kraft gesetzt, nicht akzeptabel. »Wenn schon, dasnn möchte ich lieber Schuster oder gar Angestellter einer Spielband sein als Physiker«, erklärt Albert Einstein. Er und Erwin Schrödinger, die beide an der Entstehung der Quantenmechanik mitgewirkt hatten, werden zu Dissidenten. Einstein versucht jahrelang, die Unschärferelation zu widerlegen und eine »schärfere« Beschreibung der Welt zu finden. Vergebens.

Die Quantenmechanik ist so erfolgreich, dass sich auch Wissenschaftler anderer Disziplinen darum bemühen, von ihrem Erfolg zu profitieren. So gab es Versuche, die Unschärferelation in die Anthropologie und die Filmtheorie zu übertragen. Die Anwesenheit ethnografischer Beobachter beeinflusst die beobachteten Menschen. Die Präsenz einer Kamera beeinflusst die gefilmten Ereignisse.

Physiker sind selten erfreut, wenn ihre Unschärferelation zweckentfremdet wird, um Trivialitäten wie »Alles ist irgendwie ungewiss« Gewicht zu verleihen. Sie reagieren alleergisch auf jede Form von »Quantenpoesie«. Aber sie sind nun mal das Vorbild dafür, wie man sich in einer unscharfen Welt zurechtfindet.

Quelle DIE ZEIT 2.3.22 Seite 46 Tobias Hürter: Da und gleichzeitig nicht da / Werner Heisenberg revolutionierte die Physik mit seiner Unschärferelation. Sein Einfluss reicht bis in die Zukunft.

Ganz neu ist mir das alles nicht, vorn in dem Heisenberg-Band steht der Eintrag: August 1956. Gekauft wohl in den Ferien auf Langeoog. Unsere Welt galt uns als harmonisch, wie man sieht, – auch das ein unscharfes Bild:

Unter Brüdern

Heute ist sie auseinandergefallen. (Andererseits: sie bildet sich neu, und es blieben Kinder und EnkelInnen.)

Am Klavier

Wie allein bin ich?

Einzeln, einsam oder wirklich allein?

.    .    .    .    .

Safranski bezieht sich auf Burckhardt

Jacob Burckhardt – das ist mein Italien (Michelangelo)

.    .    .    .    . Notiz im Buch

Meine Mutter hatte das hineingeschrieben, ein Geschenk also von Frieder Lötzsch, einem Klavierschüler meines Vaters, in dessen Todesjahr 1959. Er galt als intellektuelles Wunderkind, als er auf Langeoog mit den Älteren diskutierte; er belehrte sie alle und zitierte Aristoteles (Thema „Persönlichkeit“). Nach Jahrzehnten traf ich ihn bei einem Ehemaligen-Treffen in Bielefeld wieder, wir hatten uns nicht viel zu sagen. Seine Veröffentlichung des Jahres 2006 betraf einen unserer ehemaligen Lehrer, den Philosophen Helmuth Dempe, den ich erinnere dank eines heftigen „Gesprächs“, das zwischen ihm und meinem Vater entbrannte, beide recht intensive Rechthaber. Beim Kaffee im Freudental an der Sparrenburg-Promenade. Lauter typische Einzelne. Wie auch ich, im jüngeren Umfeld, zumal ich Geige spielte und klassische Musik ernst nahm. Sehr befremdend eigentlich, dass ich – obwohl Altsprachler und eher schüchtern – zum Schulsprecher gewählt wurde.

Es ist eigentlich immer dasselbe Problem mit den Anderen: ob man mehr vom Individuum her denkt – oder mehr von der Gesellschaft, der Gemeinschaft, der Freundschaft, den Außenbindungen her denkt. Man kann es überall herauslesen, wenn man will. Ein Beispiel: das aktuelle Spiegelgespräch:

Quelle Der Spiegel Nr.46 / 13.11.2021 Seite 96 (Gespräch Christiane Hoffmann mit Timothy Garton Ash).

Gab es nicht schon immer „Persönlichkeiten“? Leute mit bedeutender Ausstrahlung?

Renaissance, Wiedergeburt. Und Gegenwart.

Hannah Arendt nach Safranski

Das muss man verinnerlichen, den Satz von der „Balance zwischen Einheit und Vielheit“. Die Demokratie bewirke und bewege die Lebendigkeit der Gesellschaft dadurch, dass die Einzelnen einander dabei helfen, jeweils neu anzufangen. „Doch die damit einhergehende Nichtübereinstimmung der Individuen muss lebbar bleiben. Das leistet die Demokratie mit ihrem rechtsstaatlichen Regelwerk, das den Differenzen und der Pluralität einen Rahmen gibt. Nur so entsteht die Balance zwischen Einheit und Vielheit. “

Jeder kommt von einem anderen Anfang her und wird an einem ganz eigenen Ende aufhören.

Aber das ist im realen Leben eine zu abstrakte Formel. Denn das Kernproblem liegt heute anders: Wir leben in einer Kultur,

die getrieben ist von einem Konzept der Unendlichkeit, dem unerschütterlichen Glauben daran, dass alles für immer so weitergeht. Diese Kultur ist sehr erfolgreich. Aber wenn man es mit Endlichkeitsproblemen zu tun hat, ist es nicht ideal, keine Vorstellung von Endlichkeit zu haben. Und die Themen, die aus meiner Sicht das 21. Jahrhunderrt bestimmen – Artensterben, Klimawandel und alle anderen ökologischen Probleme – sind Endlichkeitsprobleme. Wenn die Insekten weg sind, sind sie weg. Und wir auch. Ganz einfach.

So Harald Welzer im Interview der Süddeutschen Zeitung (Johanna Adorján) am 13./14. November 2021 (Seite 56), und es wird konstatiert:

2020 hat die tote Masse auf diesem Planeten die Biomasse erstmals übertroffen. Das bedeutet, es gab auf der Welt mehr Menschgemachtes als Natur.

Mehr, mehr, mehr. Die Litanei der Ökonomen.

Wenn etwas Großes passiert ist wie die letzte Finanzkrise, stehen sie da und sagen: „Huch“. Dann schweigen sie drei Monate. Und wenn die Politik agiert hat, sagen sie: „Im nächsten Quartal rechnen wir mit einem Wachstum von soundso viel Prozent.“ Mehr Beitrag haben sie nicht. Auch bei Corona: keine einzige Idee. Nur Hochrechnungen, ab wann wieder mit Wachstum zu rechnen ist. (…)

Harald Welzer gibt einen interessanten Hinweis zur Sprachpraxis, nämlich, statt „Wachstum“ immer „gesteigerter Verbrauch“ zu sagen. Er sagt:

Man stelle sich nur mal vor, der Koalitionsvertrag, den wir bald sehen werden, beginnt mit der Aussage: „Wir werden für gesteigerten Verbrauch sorgen“. Klingt gleich ganz anders, oder? Dann wäre bestimmt ein anderes Bewusstsein dafür da, was diese wohlklingenden Wachstumsbeschwörungen in Wahrheit immer bedeuten. Vor allem für die Umwelt.

Das war am Wochenende zu lesen. Sehr interessant auch seine These, die an Ernst Bloch anknüpft: „Gott wurde säkularisiert, der Teufel aber nicht.“

Ja, die Aufklärung hat nur Gott für tot erklärt. Den Teufel – das Prinzip des Widersacherischen, wie es bei Bloch heißt – nicht. Und so kommt es, dass es bei jeder Katastrophe dieselbe riesige Überraschung gibt. Ein Amoklauf an einer Schule in Amerika: Na so etwas, wie konnte denn das passieren? Der Unfall, die Katastrophe, das Misslingen ist in unserer Gesellschaft systematisch nicht vorgesehen. Es wird immer als Unfall gesehen, als Abweichung von der Normalität, nicht jedoch als Teil der Normalität. (…) Ein Unglück, ein Terroranschlag, ein Erdbeben wird immer als einzelnes Phänomen betrachtet. Eine Art negatives Wunder, dass es überhaupt geschah. Es wird völlig überhöht, ist „tragisch“, „unvorstellbar“. Es muss dann auch immer ein Schuldiger gefunden werden, der das zu verantworten hatte. Dabei, und jetzt kommen wir wieder zum Thema Endlichkeit: Es kann nicht immer gutgehen. Es kann immer etwas passieren. Man muss sogar damit rechnen, dass schreckliche Dinge passieren.

Und heute liegt das Buch vor mir, „Nachruf auf mich selbst“ – einzelner geht es nicht:

Welzer: Nachruf auf mich selbst

dies bewegte mich 1980 / 1982 – die Unterstreichungen stammen von damals . . . rückblickend finde ich mich damals jung …

Die 90er Jahre?

Nach der „Jahrtausendwende“ – ein großer Sprung:

Berlin 2017 / 2019 München 2019

Donnerstag 18.11. 2021 – die neue ZEIT ist da: ich habe Zeit, sie zu durchblättern, schließlich bin ich nicht allein, der Kaffee ist längst fertig. Seelenlage: ausgeglichen.

Aber ich bin abgelenkt durch Artikel und Blickfang auf der nächsten Seite: Foto gemeinfrei. Denn der abgebildete Springer, ein junger Mann, war schon damals tot, sonst wäre dies kein antikes Grabmal.

Paestum um 480 v. Chr. s.a. hier

Zurück zu „Seelenlage: Schmerzlich“. Da heißt es zu dem Buch von Daniel Schreiber („Allein“):

Schreiber ist Experte für Tabus. Er hatte 2017 in dem schmalen Band Zuhause erzählt, wie er sich als schwuler Junge in einem ostdeutschen Kaff durch die Kindheit litt. In Nüchtern (2014) geht es um Sucht. Der Autor weiß, wie es sich anfühlt, randständig zu sein, beäugt und beurteilt zu werden. Alleinsein, schreibt er, ist etwas, was auch anderen Furcht einjagt, weil Einsamkeit als ansteckend wahrgenommen wird, sie ist mit Scham behaftet, wird versteckt.

Es ist die Selbstoffenbarung, die Schreibers Buch von dem Werk Rüdiger Safranskis gänzlich unterscheidet, auch wenn die Titel ähnlich sind. […] Hier nun: Start bei der Renaissance! Safranski arbeitet sich durch die Reformation über Rousseau zu Kiekegaard vor, verweilt bei Stefan George, Zwischenstopp bei Ricarda Huch und Hannah Arendt (niemand soll ihm sagen, wie beim Romantik-Buch, er habe die Frauen vergessen!), am Ende landet er bei Ernst Jünger – »Der Einzelne als Stoßtruppführer«

Es ist ein Fast Forward durch die Philosophie. Man kann sich vorstellen, wie so ein Buch zu Weihnachten an die Papas geht und wie wenig nach einem Cognac noch auffällt, wie grob es geschnitzt ist. »Wer als Einzelner erlebt, steht im Freien, ohne sich deshalb schon befreit zu fühlen.« Nun ja. Ob italienische Stadtstaaten sich »in der Arena des polyzentrischen Kräftespiels wie eigensinnige Individuen« verhielten? Sind die großen Künstler von Florenz vor allem »Darsteller des eigenen Ichs«? Eigentlich nein. Wohin führen solche Vereinfachungen? Mit Sicherheit weit weg vom Schmelzkern des Themas, einer eigenen Einsamkeitserfahrung.

Quelle DIE ZEIT 18. November 2021 Seite 72 „Seelenlage: Schmerzlich“ Daniel Schreiber und Rüdiger Safranski erkunden das vereinzelte Ich auf verblüffend verschiedene Weise / Von Susanne Mayer

Stadtstaat und Kosmopolitismus

Die großen Begriffe der italienischen Stadtstaaten uomo singolare, uomo unico“

Quelle Jacob Burkhardt: Die Kultur der Renaissance in Italien / Alfred Kröner Verlag Stuttgart 1952 (1860)

Siehe auch hier: http://s128739886.online.de/athen-und-florenz/

Sobald man das Individuum hervorhebt, ist es ein notwendiger Schritt zu bedenken, dass kein Individuum für sich allein existiert.

.    .    .    .    .

Quelle Thomas Vašek: Philosophie! die 101 wichtigsten Fragen / Theiss/ Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2017

P.S. Ich verweise dankbar auf den Artikel, in dem ich wohl zum ersten Mal im Blog auf dieses schöne Lexikon hingewiesen haben (ebenfalls in der Vorweihnachtszeit, Thema SEELE): hier

Und was ist, was vermag eigentlich der einzelne schöpferische Mensch?

Hier war mir das Büchlein noch neu. Jetzt ist es mir aus einer veränderten Situation heraus von neuem wichtig geworden. Ich schaue nicht mehr als erstes auf die Tiere, auf die Natur, sondern auf den Menschen, der an die Stelle Gottes tritt. In der Kunst ebenso wie bei der Herstellung einer wohlgeformten Holzkelle oder eines Hauses. Da sollte ich den entscheidenden Sprung der Gedanken darstellen oder wiedergeben…

Oeconomia

Der Stachel im Fleisch

Wenn der Film beginnt, denkt man, ein Vogel fliegt im Morgenlicht durch die Landschaft. Doch es kommt schlimmer. Man muss sehen, lesen und begreifen…

HIER (abrufbar bis 7.2.2022)

Aus einem Interview mit der Regisseurin Carmen Losmann in der Süddeutschen Zeitung (Johanna Adorján) Montag 8. November 2021 Seite 19 Schlecht gedacht:

Hier wirds spannend: 23:43

26:10 „nach der Finanzkrise…“ siehe Wiki hier

35:15 „warum ist Wachstum wichtig?“… Wirtschaftswachstum siehe Wiki hier

37:30 „wir definieren Wachstum dadurch, dass …“ „wenn man bedenkt, dass in Indien… oder in … Indonesien … ganz viele Menschen anfangen, Geld zu haben, das sie für den Konsum ausgeben …“ 39:20 „aber … wo kommt das Geld her, damit Unternehmen gesamtwirtschaftlich Gewinne machen?“ (Pause) „Das ist ne gute Frage!“

ab 40:00

„Die Gewinnaussicht hängt vom Wachstum der Geldmenge ab.“

Die ökonomische Wissenschaft dient der Verschleierung von Macht. (Norbert Hering) 50:55

55:05 Für steigende Gewinne und steigendes Wirtschaftswachstum ist eine ständige Ausweitung der Verschuldung nötig. Das ist der berühmt-berüchtigte elephant in the room, über den niemand spricht. Der zentrale Akteur im Kapitalismus ist der Schuldner. Er ermöglicht die Profite und den Vermögenszuwachs der anderen.

Wer schöpft diese Gewinne ab? Wer ist das? Das sind ja meistens nur die oberen 10 Prozent. /

1:10:07 Es entstehen ja Vermögen, die nicht einfach nur da sind, sondern die wirtschaftlich und politisch auch Einfluss haben, also: ist das nicht ein Rechnungstrick zu sagen: prozentual gesehen, wachsen die reichen Vermögen geringer, aber es ändert sich ja nicht langfristig, auch wenn ich das über 50 Jahre hinwegrechne, nichts daran, dass die Reichen deutlich reicher bleiben und immer reicher werden. – Das ist so, ja. Kleine Wachstumsraten bei großen Vermögen (lacht) bringen erheblichen Zuwachs, und der ist größer vielfach als große Wachstumsraten bei kleinen Vermögen. Das gilt in in den Ländern, und das gilt auch zwischen den Ländern. Die absoluten Differenzen werden größer. 1:10:50 /

Wenn private Vermögen in dem Maße wachsen, und immer weiter wachsen, was bedeutet das auf der anderen Seite für die Verschuldung? – Also, wenn sich entweder Staaten verschulden, oder Unternehmen, um zu investieren, oder Haushalte, um Häuser zu bauen, dann erzeugt Verschuldung mehr wirtschaftliche Aktivität und mehr Wachstum. Das ist zunächst einmal gut, deswegen versuchen ja die Zentralbanken in der Welt eben genau diese Verschuldung mit ihren Politiken in irgendeiner Weise anzuregen. Das Ganze kann aber irgendwann auch zurückschlagen: die Geldgeber werden das nachrechen:  was brauchen Sie denn fürn Wachstum, und dann werden Szenarien gerechnet, die in der Regel nicht besonders günstig ausfallen. Und dann ist irgendwann das Vertrauen der Finanzmärkte und Kapitalmärkte in diese Volkswirtschaften weg. Dann fließt kein Kredit mehr, im Gegenteil, weil Länder, die überschuldet sind, völlig vom Kredithahn abgeschlossen werden, und dann geht alles mit rasantem Tempo nach unten. 1:12:05 / 1:12:20

MERIDIANA Neue CD

APULIEN Salento (Zur Orientierung)

CGS : Das Ensemble Canzoniere Grecanico Salentino / website hier

Meridiana eng

DANCE NINA

Plant it trim it plant it
A life of work in the vineyard
The pains to grow my flowers

Plant it trim it plant it
A life of work now I’m old
and I can’t go to the fields anymore

But it moves it moves it moves
My heart fills up with joy
When I see that a baby has arrived at the house

Dance Nina

I learned so many things from you, Sir
And now I dance for you and this baby

Nina it’s me and you in the room
It’s only me and you in this dance
So much pain to give birth
I’ve already forgotten it my Nina

Dance Nina

Ansehen / Anhören auf Youtube

HIER zu dem CD-Cover und den Infos, die man mit Hilfe der bunten Strahlen findet; dazu jeweils ein Video, dessen italienischer Text mit englischer Übersetzung versehen ist. Jede Rubrik hat außerdem eine lesenswerte Introduktion, im folgenden eine Gebrauchsanweisung:

TIME IMAGE
The graphic sign that stands out on the new album of Canzoniere Grecanico Salentino opens up into two almost symmetrical signs, two overturned traces that enclose the „meridiana“ (=sundial) inscription, where the latter wants to be a line of conjunction between past and present but above all a conjugation between shadow and shading. The choice of gold reflecting the illustration fixes the image of the reflected light that signals time. The verticality of the sign, on the one hand shows us the sky and on the other the earth, spirituality and naturalness come together in a single context. The represented figure illustrates a temporal – conventional line – which in Western tradition is made up of “points / hour”. A time image that makes paradox possible, or at least the attempt to possess what by definition can not be possessed, as it is infinite. The sign on the front cover is therefore a trace of time, an arbitrary measure of universality that is accompanied by other lines that find expression in the graphic layout of the album. Colored lines where each color pays tribute to the archetypal elements: green is the vegetation, blue is the sky, orange is the earth and yellow is the most important star in the universe: born in the east, it heads south at noon and sets in the west, bearer of light and consequently advocate of time, the sun.

Luca Coclite

Photographer Francesco Sambati’s signature style is based on the impact and simplicity of lights and shadows. Following his own artistic research, he produces a series of pictures of CGS

The direction and conception of the music videos, and the editing of the footage which will be streamed for the vernissage of the project, will be curated by Gabriele Surdo (long time collaborator with CGS for videos Taranta and We’re All in The Same Dance). Surdo is a well known filmmaker, author, producer, editor and director of commercials, short films, virals and music videos with several prestigious awards and nominations (Miami Fashion Film Festival, London Fashion Film Festival, Berlin Music Video Awards, Pivi, MTV New Generation, David di Donatello).

The contribution of philosophical speculations is curated by Mauro Gancitano and Andrea Colamedici, philosophers and communicators, founders of Tlon, one of the main Italian realities in the field.

Domenico Licchelli, astrophysicist, teacher and science communicator, talks about sundials and our relationship with the measurement and perception of time. Domenico Licchelli has been working for over 35 years on astronomical observations, made with different and various instruments. From 2003 he is the director of the Osservatorio Astrofisico R.P. Feynman, which is the Italian knot for numerous international scientific collaborations. As an acknowledgement for his scientifica, educational and communication successes, the International Astronomical Union named the asteroid 2000 OT60 after him: “(18151) Licchelli”.

Massimiliano Morabito, musician of CGS and professor of Anthropology of Music at the Conservatory of Lecce, talks about the function of lullabies in folk culture and tradition.

The scientific contribution about the concept of time is curated by Roberto Vacca, 94 years old, famous scientist, science communicator, and expert of time.

Gianfranco Salvatore, professor of Ethnomusicology at UniSalento, talks about the magic in music, Orphism and laments.

Francesca Corbo from Amnesty International Italy, talks about the situation with human rights, and women rights in particular, after the changes caused by the pandemic.

ZU DEN EINZELNEN TITELN:

DANCE NINA
Alice: “How long is forever?”
White Rabbit: “Sometimes, just one second.”
Lewis Carroll

ORPHEUS
If more gently than Orpheus
who moved even the trees
you were to pluck the zither
the life-blood would not return
to the vain shadow…
Harsh fate,
but its burden becomes lighter
to bear, since everything
that attempts to turn back
is impossibile (I, 24)
Orazio

PIZZICA BHANGRA
“The change in question is the new irrelevance of space, masquerading as the annihilation of time”
Z. Bauman

THE PLACE TO SIT
“The difference between past and future, between cause and effect, between memory and hope, between regret and intention… in the elementary laws that describe the mechanisms of the world, there is no such difference”
C. Rovelli

NINNARELLA
“The hand that rocks the cradle is the hand that rules the world”
William Ross Wallace

STORNELLO TO MEMORY (dedicated to memory)
“Reality is formed only by memory”
Marcel Proust

I WISH
“Time is the measure of change”
Aristotele

WHEN YOU WALK
“It’s over. Time begins now, and will last only moments”
E. De Luca

TICK TOCK
“The incessant happening that wearies the world is not ordered along a timeline, is not measured by a gigantic tick-tocking”
C. Rovelli

NTUNUCCIU
“It is within my mind then, that I measure time. I must not allow my mind to insist that time is something objective”
Sant’Agostino

RONDA
“The eternal hourglass of existence is turned upside down again and again, and you with it, speck of dust!”
F. Nietzsche

SUNDIAL
“There’s a time for giving birth, a time for dying; a time for planting, a time for uprooting what has been planted. A time for kiling, a time for healing; a time for knocking down, a time for building. A time for tears, a time for laughter; a time for mourning, a time for dancing”
Kohelet 3, 2-4

*     *     *

Oder beginnen Sie mit Tr. 5, einem herrlichen Stück in meinem Lieblingsmodus mit der übermäßigen Quarte, dem Lydischen, den auch Puccini zu Beginn des zweiten Aktes der Tosca von einem Hirtenknaben singen lässt:

Io de‘ sospiri.
Ve ne rimanno tanti
pe‘ quante foje
ne smoveno li venti.

Ach, ihr meine Seufzer,
ihr bleibt mir treu
in all meiner Sehnsucht.
Kein Sturm kann euch vertreiben.
Daß sie, der mein Sehnen gilt,
mich so verachtet, ist mein Tod.

Bei Puccini sind die Liebesseufzer eingehüllt in die pastorale, von Herdenglocken erfüllte Ruhe vor den Toren der Großstadt, während im Hintergrund der Ernst des unerbittlichen Dramas lauert. Im vorliegenden Stück allerdings überrascht dann ein Rhythmus, der zugleich die Versetzung des Grundtones eine Stufe aufwärts zu provozieren scheint (oder umgekehrt?) und wiederum mit einer übermäßigen Quart in Reichweite spielt – eine „Verrückung“ oder sagen wir: eine Härte, die seltsamerweise in weiche, fast feierliche Schlusskadenzen mündet und eine wundersame Umfärbung der Tonalität nach Moll anfügt… So endet das Stück abrupt, ohne auf die Ausgangsebene zurückzukehren. Es ist ein Spiel mit Skalenausschnitten, die sich bei aller Volksnähe von Rhythmus und Motivik im Tanz entladen, zugleich auch den beobachtenden Geist irritieren und erfreuen. Es ist typisch für die Abfolge des ganzen Programms. Wir werden nicht Dudelsackklängen überlassen, die eine unverrückbare Basis suggerieren, die ewige Wiederkehr des Gleichen. Hier ist ein Team am Werk, das Heterogenes zusammenspannt oder reizvoll auseinanderfallen lässt. Und immer mit dem heftigen oder zärtlichen Sprachduktus dieses italienischen Idioms harmoniert.

Selbstverpflichtung

Heute…

muss an dieser Stelle folgen, koste es was es wolle, dies: welche zwei ZEIT-Artikel mich oder wen auch immer als erstes in Bewegung gesetzt haben (weil sie passten). Rauterberg  und Raether/Schnabel. Soetwas kommt nicht unbedingt aus gerade diesem Feuilleton, könnte aus jedem anderen kommen, das über die lokale Berichterstattung hinausgeht. Die Lektüre beginnt ja auch (nach frohem Überfliegen des Leitartikels) mit Gemecker, weil der Blick übers Inhaltsverzeichnis ergeben hat: schon wieder nichts – in dem Riesenblatt – nichts über Musik! Ich brauche das zwar weniger denn je (mein Quantum wird ausreichend „belastet“ durch eine Kammermusikprobe, die den Morgen (er)füllt, dabei noch lange nicht genug an bereitliegendem Stoff weg arbeitet), aber vor allem zeugt dieser Mangel im Feuilleton von zu geringer Wertschätzung des Themas da draußen!

Dennoch: die Themen Völkerkunde (Museum Berlin) und VERÄNDERUNG sind Geschenke! Trotz der Gedanken an die Eltern, an die 50er Jahre, weshalb ich den Konservativismus so oft ungerechterweise anklage: es war direkt nach der Zeit der katastrophalen Umwälzungen (die buchstäblich zu nichts geführt hatten). Mein Vater wählte immer FDP. Unglaublich. Klar: die ZEIT betont das Thema, weil die Wahl ansteht, die für einen Kipppunkt sorgen könnte… Kipp-Punkt – das Wort sorgt zuverlässig für latente Panik. Klima. Kein Zufall, dass die Beschäftigung mit op.111 hineinspielt. Variationen. Metamorphosen. Und die Erinnerung an den gestrigen, sehr geruhsamen Spaziergang. Nichts bleibt wie es ist.

ZITAT

Damit Gesellschaften sich ändern, braucht es keinen Persönlichkeitswandel der Mehrheit oder gar aller. Das ist sowohl eine gute als auch eine schlechte Nachricht. Gut, weil es bedeutet, dass Gesellschaften sich bewegen können, selbst wenn der einzelne Mensch ziemlich unbeweglich ist. Und schlecht, weil gesellschaftliche Veränderungen keineswegs immer das Resultat eines wohlüberlegten, wohlmeinenden Plans Einzelner sind, einer Regierung beispielsweise. Viele Veränderungen passieren einfach, ohne dass jemand darüber entscheiden würde – und oft genug, ohne dass man es zunächst mitbekommt. Beziehungsweise: Wenn man es mitbekommt, ist es meist schon geschehen.

Jürgen Kocka ist 80 Jahre alt, ein mit dem Bundesverdienstkreiz erster Klasse ausgezeichneter Historiker, emeritierter Professor an der freien Universität Berlin. Wandel finde immer schrittweise statt, auch heute noch, trotz aller subjektiv wahrgenommenen Beschleunigung, sagt er. Eine echte Veränderung von Mentalitäten vollziehe sich langsam. Als Beispiel nennt Kocka, dass es jüngeren Menschen heute viel leichter falle, eine globale Perspektive einzunehmen – ob es nun um Postkolonialismus oder um die Klimakrise gehe -, was seiner Generation damals nicht in den Sinn gekommen sei.

Selbst singuläre Ereignisse wie der Fall der Mauer sind oft das Ergebnis eines langen Prozesses. Dem Mauerfall war eine lange Phase vorausgegangen, in der die Legitimität der staatssozialistischen Systeme gelitten hatte. Die Spannung zwischen ökonomischem Wandel, wie er international stattfand, und den sozialen und politischen Herrschaftsverhältnissen im Ostblock baute sich langsam auf. Dann trat Michail Gorbatschow auf den Plan, der die neuen Zeiten begriff. Es kam noch ein verlorener Krieg in Afghanistan hinzu: Da brachen die Dämme beziehungsweise stürzten die Mauern ein. Schleichender Wandel führte abrupt zu sichtbaren Veränderungen.

Quelle DIE ZEIT 23. September 2021 Seite 31 Und wir ändern uns doch Ein Einzelner tut sich schwer, ein anderer zu werden. Wie es Gesellschaften gelingt, sich zu wandeln / Von Elisabeth Raether und Ulrich Schnabel

Die globale Perspektive…

Die noch globalere Perspektive:

ZITAT

Gerade ist ein kleiner Führer erschienen, der akribisch davon berichtet, wie rücksichtslos viele Sammler vorgingen, wie verächtlich sie auf jene Kulturen herabschauten, deren Artefakte sie an sich rissen – um sie dann in europäischen Museen verstauben zu lassen. 1400 Objekte kamen so aus der deutschen Kolonie im heutigen Namibia nach Berlin, über Jahrzehnte waren sie weggesperrt im Depot. Erst kürzlich durften sieben Forscher und Forscherinnen aus Windhuk anreisen, um sich über die ungeklärte Herkunft und Bedeutung der Dinge auszutauschen. Und um mit den Berliner Kollegen darüber zu beraten, was nun geschehen soll. In solchen Gesprächen geht es tatsächlich um das »Gelingen der Globalisierung«, wie Merkel es anmahnte, um Austausch, um Erinnerung und auch darum, einzelne Objekte zurückzugeben, Schlachten müssen dafür nicht geschlagen werden. Es ist eine tastende Arbeit, die Zeit braucht, mehr Zeit, als es die Großdebatten erlauben.

Quelle DIE ZEIT 23. September 2021 Seite 49 Und in uns tönt die Welt Endlich! Das neue Berliner Schloss zeigt seine ethnologische Sammlung. Nach allen Debatten spricht jetzt die Kunst / Von Hanno Rauterberg

Ein erster Schritt: hier oder hier

Dann wieder hier ab 10:52 (über Raubkunst aus Benin im British Museum)

Oder einfach hier…

Ohligser Heide 22.09.2021

Was ist ein Kipp-Punkt? Nochmal zum oben zitierten Artikel „Und wir ändern uns doch“, der sich am Ende auf Mark Granovetter bezieht:

Bitte 2x anklicken und wirken lassen!

Verworrener gemeiner Farn

Kl. Fuchs (ER Heidberger Mühle 230921)

Dieses Bild erinnert mich an einen preiswürdigen Artikel in der ZEIT, ein Dossier über den Gelbling, ein Kompendium der Ökologie von Fritz Habekuss. Und eben auch an eine Selbstverpflichtung meinerseits vom 16. September, genau darüber einen Bericht zu machen, der „durchgeschaltet“ werden kann… könnte…

Was mich auch noch schockiert, ist folgendes Habekuss-Statement:

Das mache ich jenseits von meiner Arbeit:

Reisen. Zu elektronischer Musik tanzen. An Ecken stehen.

Na gut.

Hübsch hässlich!

Siehe auch hier und hier.

Manchmal drängt sich dieses Wortpaar auf, dessen Erfindung ich auf den bratschespielenden P.R.-Mann Felix Ney vom Kölner Lufthansa-Büro zurückführe.

Wichtigeres kann ich dagegen nicht mehr dingfest machen, z.B. das lästigste Märchen meiner Kindheit, das „von den blutigen Knien“ (ihre Innenansicht war gemeint!). Man wird es vielleicht erst los, wenn man es wiederliest und einfach doof findet. Das folgende Foto finde ich allerdings gut, einfach gut, ich wäre nicht drauf gekommen, es entstand am Ortseingang von Oudeschild auf Texel:

Foto Texel 11.9.21: E.Reichow

Nicht auszudenken, – man würde dieses Foto einem Chirurgen schicken…

Oder im heutigen Solinger Tageblatt (dpa) der philosophische Satz:

Von einem bösen Foul, das zur roten Karte führte, war u.a. die Rede. Und so kam ich auch auf die unausrottbare Erinnerung mit den Knien, die nur von Innen blutig gedacht werden sollten, – was ich schon als kindlicher Märchenleser unästhetisch gefunden habe, ohne das Wort zu kennen. Aber echt von außen blutige Knie waren mir gut bekannt. Schlimmer noch, wenn man auf Asche statt auf Rasen gestürzt war.

Und auch die heutige (21.9.21) Titelgeschichte von Johannes Bebermeier in t-online gehört dazu (Abkürzungen von mir):

… Mitte Juni auf dem Parteitag der Grünen: ein pennender Tontechniker, ein nicht abgeschaltetes Mikrofon und viel Frust nach einem eher mäßigen Auftritt der Kanzlerkandidatin.

Eigentlich soll B.s Rede dem Wahlkampf neuen Schwung geben. Doch schon, als sie die Bühne verlässt, nach einigen langen Sekunden gequälten Lächelns im Applaus der Parteifreunde, ist vom Schwung nicht mehr viel übrig.

[Sie] sagt ein Wort, das sie in diesem Wahlkampf wohl sehr oft gedacht, aber sonst nie öffentlich ausgesprochen hat. Ein Wort, das die vergangenen Monate alles in allem und gemessen an den hohen grünen Erwartungen ziemlich gut zusammenfasst. A. B. sagt: „Scheiße!“

Ich finde „ziemlich gut“ schon fast „hübsch hässlich“. Vor allem aber die Tatsache, dass man heutzutage dieses eine hässliche Wort endlich ausschreibt. Im Jahre 1960 habe ich es noch nicht einmal ausgesprochen. Das weiß ich so genau, weil es in Berlin bereits untrennbar zu einem Witz gehörte, den man über den Dirigenten Konwitschny erzählte. Der nicht immer ganz nüchterne Mann habe die Fünfte von Beethoven dirigiert und sich bei der Menge der C-dur-Schlussakkorde (daraus hat Loriot offenbar seinen Sketch entwickelt!) verzählt. Er habe zuletzt noch einmal ins Leere geschlagen und gut vernehmlich die wütenden Worte gezischt: „Scheiße! Dann eben nicht!“

Heute erzählt man eher die Geschichte von seiner doppelten Karriere. Und ich zähle natürlich die Akkorde nach und vermute, dass er die Schlussfermate einen Takt zu früh geschlagen hat, die Arme unten ließ, während das Orchester noch auf den allerletzten Schlag wartete.

Meine Partitur aus dem Jahr 1955. Die erste Sinfonie, die ich am Radio mitlas, war allerdings die 8., deren Partitur ich im Bücherschrank meines Vaters konfisziert hatte, wie auch die 7., deren vorangestelltes Beethoven-Portrait ich verehrte. Und die erste Partitur überhaupt, die ich selbst vom Taschengeld erwarb, war die Ouverture zu „Die Ruinen von Athen“, sinnvollerweise sehr preiswert, im Dezember 1954. Und die erste greifbare Melodie, die leider nirgendwo wiederkehrt, übte ich wie verrückt am Klavier, bis meinem Vater, von dem ich eigentlich wusste, was Partiturspiel bedeutete, im Badezimmer nebenan der Geduldsfaden riss. Die Szene, – irgendwie doch unvergesslich, und zweifellos – ein bisschen hässlich.

antiquarisch

Überhaupt eine hochgespannte Zeit, die ich mir gar nicht so sehr zurückwünsche.

Was ist Musik?

Vorläufige Notizen zu Fernsehsendungen (keine Rezension)

1) scobel – Die Macht der Musik

Musik ist tief in der Evolutionsgeschichte der Menschheit verankert. Das Geheimnis der Rhythmen und Melodien beschäftigt nicht nur Forschende aus Neuro- und Musikwissenschaften.

Hier

Der Film, auf den Scobel gleich zu Anfang rückverweist ist der hier im Artikel als zweiter verlinkte. Ab 1:06 die Aufreihung der Inhalte: Musik als elementarer Bestandteil der menschlichen Kultur. Ihre Kraft: begleitet uns durchs Leben von Geburt bis Tod. Überwindet ethnische Grenzen. Wer ein Instrument spielt, lernt sich zu konzentrieren, zu improvisieren, im Team, allein oder in einer großen Gemeinschaft. Musik beeinflusst unsere kognitiven und sozialen Fähigkeiten, unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit. Hat eine gewaltige positive gemeinschaftsfördernde Kraft. Kann aber auch für zerstörerischen Zwecke missbraucht werden. Als politisches Instrument, als Foltermethode. Wie wird sich Musikpartizipation in Zukunft verändern? KI-Modelle sind in der Lage, im Stil bestimmter Komponisten neue Musik zu kreieren. Bericht Ramona Sirch. Brauchen wir noch Musiker aus Fleisch u Blut? Ab 3:06 Gäste: Melanie Wald-Fuhrmann, Eckart Altenmüller, Till Brönner (über die dramatische aktuelle Lage) bis 7:16, dann M W-F., E.A. ab 9:18 (Präsenzunterricht etc), Wirkung von Musik auf Gehirn: ab 11:23 Stefan Kölsch: „Good Vibrations“ Evolutionsforschung zu Musik u Sprache, Experiment Musik im Film, Wirkung von Musik: durch 4 Affektsysteme: 1 das Vitalisierungssystem im Hirnstamm, 2 im Zwischenhirn: Schmerz- und Belohnungszentrum, Dopaminausschüttung, Gehirne von Musikern jünger als dem biologischen Alter entsprechend,14:40, 3 Glücksystem im Hippocampus, entstehen bindungsbezogene Emotionen, mit andern, gemeinsames… Musik wird in Glück u Freude umgewandelt, 4 das Unterbewusste, wo Intuitionen entstehen, auch das Immunsystem stärkende, auch irrationale Ängste, positive Effekte nach Erkrankungen. Rätselhaft, dass Musik so universal wahrgenommen wird. Stimme, Kölsch dazu,15:50, Musiktherapie, aber keine Pille, individuelle Prägung, Hassmusik? Melancholie u Musik: das Sich-draufeinlassen ist eine Form der Verarbeitung (Melanie Wald-Fuhrmann) 18:30 Was wissen wir neurophysiologisch Neues? Altenmüller ab 18:35 Gehirne von Musiker/innen unterscheiden sich, Netzwerke größer, weil sie beansprucht werden, klar, aber wie individuell? Jedes Musikergehirn anders! Jazzmusiker anders als Klassiker! Frauen anders: individualistischer ausgeprägt. 20:20. Östrogen oder Testosteron, Gehirnkorrelate…Heute bessere Methoden als vor 15 Jahren. 21:00 an Brönner: Trompete, Lippen, Stimmung: viel Erfahrung mit Aufregung (Adrenalin), keine Belächelung, Trompete mit Sprache? 23:25 „Klang findet im Kopf statt“ SPRACHE Wald-Fuhrmann: unterschiedliche Konzepte versch. Kulturen, Ursprungsmythen, „bei Kindern ist das, was wir Sprache u Musik nennen, noch nicht getrennt“. Erwachsene singen mehr beim Sprechen mit Kindern. Genetisch. Nur scheinbar distinkte Kategorien. Bei Kindern Sprachstörungen mit Musik behandeln? 25:00 E.A. Auditive Mustererkennung, musikalische Gestalten besser klassifizieren können, b und p, t und d, Aufmerksamkeitslenkung. „Olivo-kochleäres Bündel“ = Nervenbahn, die vom Gehirn aus das Innenohr angesteuert, Haarzellen für bestimmte Klänge, Kinder musikalisch therapieren, 27:07. W.-F.: „Es ist nicht die Musik mit ihrer Wundermacht, sondern ein spezifisches Element, was zu diesen Effekten führt… und drumrum ist dann eben noch Musik. Wahrscheinlich machts den Kindern auch noch Spaß…“ 27:30 Religion und Musik – dieselben Wurzeln? Zugang zu einer Wirklichkeit, die wir nicht sehen können. – Gemeinschaft – SINGEN. 28:00 unerklärliche Wirkungen – Knochenflöte 40.000 Jahre alt. Der Homo Sapiens musizierte. Musik muss also evolutionär bedeutsam sein! Für eine bessere Kooperation, für stärkeren Zusammenhalt, fördert die Gesundheit, reguliert Emotionen und kann Konflikte mindern. Weltweit eine Vielzahl musikalischer Systeme. Ziel ist der Aufbau von gemeinschaftlichen Beziehungen. Ist Musik also eine universelle Sprache, über die sich die Menschen weltweit verstehen? Feldstudien in Nord-Kamerun. Thomas Fritz (über Universalien siehe hier) 29:25 bei den Mafas mit Klavierstücken (!). Universalsprache. Aber auch kritische Stimmen, die eher das betonen, was trennt. Melanie Wald-Fuhrmann will mit Klischees aufräumen. Wird Musik missbraucht, lassen sich die positiven Merkmale ins Gegenteil verkehren, machen Menschen unter bestimmten Bedingungen sogar krank. 32:00 Es wäre natürlich schön, aber es stimmt einfach nicht. 18. Jahrhundert, und immer an europäischer Musik nachgewiesen, die übliche Argumentation. Kritisch auf T.Fritz bezogen. Kolonialismus. Fröhlich u traurig wird verwechselt. Es gibt z.B. kein Moll in Kamerun. „Musik ist eine Sprache, die wir genau so lernen müssen wie eine Wortsprache“. 35:20 „Das heißt jetzt nicht, dass nicht Menschen über Länder und Kulturen hinweg erfolgreich miteinander musizieren können, also beim Musizieren in der Form der Interaktion, da scheint mir vieles eher möglich zu sein. Aber Musik verstehen in ihrer Bedeutung, das funktioniert nicht.“ Scobel-These, dass Jazz alle Stile miteinander verbindet. Alles möglich. Ideologie? Brönner: Viel unterwegs gewesen. Musik ist in erster Linie eine Haltung, eine Bereitschaft, nicht abhängig von einer Sprache, die wir vorher im Labor, über einen Lehrer oder ein Lexikon lernen müssen. Instrumente! Ähnliche Ausbildung überall. Funktion des Jazz immer eine verbindende. Scobel: universale Grammatik? Esperanto? Wo alle sich irgendwie einklinken können. Altenmüller: Widerspruch! In Musik Häufigkeitsabfolgen, Kadenzschemata, das ist ja eben gelernt. Es ist nicht, wie z.B. Chomsky sagt, dass wir feste Strukturen im Gehirn haben, diese hochkomplexen Verknüpfungen zwischen den Anteilen der verschiedenen Elemente in der Sprache, das haben wir in der Musik sicher nicht. Aber es gibt schon universale Anteile in vielen musikalischen Werken, die Affektsprache, wie Seufzen, Lachen, Stöhnen, was ja schon lange vor der Erfindung der Sprache da war, wir hatten mal einen Forschungsbereich: „the evolution of emotion and communication in animal and man“ – was können Tiere und Menschen in gleichem Maße kommunizieren? seufzen, knurren (drohen), als Affektgestaltung. Also auch Barockmusik, Renaissancemusik… Scobel: heute Filmmusik. Töne für Angst, der weiße Hai. In gewisser Weise universell, aber: aus dem Brotkorb der Universalienen einige Universalien herausgepickt und die dann künstlerisch gestaltet. 40:15 Wald-Fuhrmann über indische (arabische) Gesangsästhetik („supertraurig“), Scobel an Brönner: China-Oper u über arabische Vierteltonabweichungen, Ibrahim Mallouf, Jazzfestival in den Emiraten schwierig, – Japaner kennen fast jedes Volkslied aus Deutschland – 42:20 Globalisierung  Vielfalt gleichzeitig existierender Formen Musikbeispiel beginnend mit Lohengrin, „Musik ist Sprache der Leidenschaft“, Streaming Spotify, Lukas Linek, Künstliche Intelligenz, Juke Box Mix, 45:00 Beethovens 10. Sinfonie mit KI vollendet, klingt (demnach) vielversprechend – was übrigens Quatsch ist (JR). Matthias Röder: „eine neue Tür geöffnet“. Augmented Reality… Online-Spiele-Welt… Henrik Opperman 3D-Audio-Spezialist, 48:00 „sich aus der Sitzposition im Publikum befreien“, Bericht: Ralph Benz, Scobel: „wenn Musik rel. schematisch ist, kontrapunktisch, kann ich mir vorstellen, dass ne KI das macht…“ Wald-Fuhrmann: „da verspricht man mehr, als man halten kann“ – „hinterm Kunstwerk steht ein Mensch, der ein Problem lösen will oder der etwas kommunizieren will darüber hinaus – und eine KI hat keine Probleme und will mir nichts sagen, also warum…“ – Musikrezeption Musiker verdienen überhaupt nichts durch Streaming Dienste – Till Brönner über Spotify u.a. … nicht adäquat bezahlt. Es muss eine Vergütung gemäß den Abrufen geben! Altenmüller zur 10. Sinf. Beethoven KI-Komposition:. „schrecklich. Ich fand die stink-langweilig! „Kunst muss irritieren, muss Regeln brechen, KI kann nur Regeln erfüllen!“ 54:30 (!!) Scobel: „Der nächste Schritt ist natürlich: untersuchen, wann ich denn als erfahrener Musikhörer/in jetzt einen Bruch erwarte, statistisch, nach wieviel Minuten muss der kommen, die Melodie irgendwie transponiert werden oder was auch immer, und das baue ich dann in meine KI ein“. Altenmüller: Nehmen Sie den einfachsten Bach-Choral – Bach verletzt die Regeln! … nicht vorhersagbar! Und das ist der Punkt: dass Sie nämlich im richtigen Moment Nicht-Vorhersagbares produzieren… (Brönner nickt)  Scobel nochmal zu 3D im Wohnzimmer… Brönner: früher: das einzige, was nicht bestechlich war: der Arsch auf der Bühne. Der eigene nämlich. In Pandemie-Zeiten ist das offenbar anders. Und die Menschen konsumieren weiter Musik… Ende bei 57:00

https://idw-online.de/de/news752530 (Frühgeborene Kinder: Musiktherapie fördert die Gehirnentwicklung Nathalie Plüss) hier

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2 Die Kraft der Klänge – Musik als Medizin

HIER

https://amiamusica.ch/author/friederike/ (Haslbeck) hier

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3 Die Kraft der Musik

HIER

Planet Wissen 25.04.2017 58:29 Min.  UT Verfügbar bis 25.04.2022 WDR

Sie rührt zu Tränen, tröstet und weckt Erinnerungen: „Musik ist das Faszinierendste, was die Menschheit je hervorgebracht hat“, sagt der Musikneurologe Stefan Koelsch.

[ https://www1.wdr.de/mediathek/video-die-kraft-der-musik-100.html hier ]

https://www.tu-chemnitz.de/tu/pressestelle/aktuell/7704 hier

https://en.wikipedia.org/wiki/Glenn_Schellenberg hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Urs_Nater hier

https://klinische-gesundheit-psy.univie.ac.at/ueber-uns/urs-nater/ hier

https://www.planet-wissen.de/kultur/musik/index.html hier (darin: „Macht der Musik“)

https://www.mdr.de/wissen/warum-gemeinsames-singen-gluecklich-macht-100.html hier

https://www.buecher.de/shop/musikpsychologie/warum-singen-gluecklich-macht/kreutz-gunter/products_products/detail/prod_id/40838219/ hier

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Und von all diesen Sendungen abgesehen: was ist denn nun eigentlich MUSIK?

Ich würde noch einmal bei Schopenhauer beginnen. Es geht zunächst einmal um den „Willen“ als Kern der Sache. Aber nicht ohne fremde Hilfe, – es gibt ja hervorragende Interpretationen, die einem helfen, den Philosophen nicht misszuverstehen. Neuerdings sah ich eine plausible Einführung bei Andreas Luckner:

Das Phänomen, dass die Musik zu uns spricht, dass sich in ihr etwas uns mitteilt, was wir zudem in größter Klarheit verstehen könnten, was sich aber eben
nicht in Worte fassen lässt, war für den schon zitierten Schopenhauer Grund,
in seiner Metaphysik der Musik zu behaupten, dass wir mit der Musik einen
direkten Zugang zur Welt besäßen, wie sie »an sich« ist, also jenseits unserer
Vorstellungen bzw. Repräsentationen von ihr. Bekanntlich nannte Schopenhauer das, was die Welt an sich, in ihrem Innersten, ausmacht, »Wille«. Dies
hat viele Irrtümer produziert; bei »Wille« handelt es sich zunächst einmal um
einen Namen für das, von dem wir aus notwendigen Gründen keinen Grund
mehr angeben können, weil es als der Grund von allem gedacht werden muss,
ein Name des Absoluten also (Anmerkung). Das Absolute, der Grund von allem, den Willen darf man sich natürlich nicht als einen Gegenstand vorstellen, man kann
und sollte das Absolute eben überhaupt nicht vorstellen, weil eine jede Vorstellung schon in diesem Absoluten gründet.

Die Anmerkung dazu:

Wir können hier freilich nicht in Tiefen und Untiefen der Schopenhauer’schen Willensmetaphysik einsteigen, nur so viel: Die Welt als Vorstellung, also im Prinzip alles das, was wir von ihr systematisch wissen können, steht nicht für sich, sondern hat einen Sitz im Leben, von dem aus diese Welt als Vorstellung zuallererst ihren Sinn bezieht. Dieses Leben, das »An sich« der Welt, ist uns an einer Stelle zugänglich, wo wir nicht nur eine vermittelte Vorstellung von einem Weltgegenstand haben, sondern selbst dieser Gegenstand (und dann eben nicht mehr als Gegenstand, sondern als Subjekt) sind: unsere leibliche Existenz. Unsere jeweils eigene leibliche Existenz können wir gleichsam von zwei Seiten erfahren: einerseits vergegenständlicht als Weltding in der Vorstellung bzw. Repräsentation des Körpers, andererseits als gefühlter Leib, sozusagen »von innen«.
Daher kommt es, dass Schopenhauer die Welt, wie sie jenseits oder vor jeder Vorstellung ist, »Willen« nennt. Dies ist nicht der Wille im Sinne einer Intention qua Gerichtetheit auf einen Zweck; denn insofern Zwecke schon identifizierte (und gewünschte sowie für realisierbar erachtete) Sachverhalte sind, handelt es sich hierbei schon um Vorstellungen. Der »Wille« darf also nicht mit dem Willen in der Vorstellungswelt verwechselt werden; was Schopenhauer mit »Wille« meint, ist vielmehr ein ungerichteter, intentionsloser, blinder Lebensdrang, eine Art vitales Energiefeld, die Quelle möglicher Bewegung. »Wille« ist aber hier genauso der Name des Absoluten wie in anderen Philosophien »das Sein« oder »die Lebensform«.

Ich überspringe einiges im Text, um auf das zu kommen, was mich überhaupt WAS IST MUSIK fragen lässt, z.B. dort, wo niemand mich auf irgendwelche Emotionen verweisen kann. Sagen wir in einer Bach-Fuge, die ich durchaus mit der Emotion „Begeisterung“ spiele, ohne dies als Argument anführen zu wollen… (sie bedeutet etwas – aber was???).

Musik als »Sprache der Gefühle« darf also nicht in dem Sinne verstanden
werden, dass Musik Gefühle darstellen würde, so dass der Inhalt der Musik
Gefühle seien. Das ist offensichtlich nicht der Fall, denn es gibt unzählige Beispiele hochstehender Musik, die mit bestimmten »Gefühlen« gar nicht in
Zusammenhang zu bringen ist, nehmen wir etwa eine Fuge von Bach oder ein
serielles Stück des frühen Stockhausen. In solchen Stücken stellt die Musik
nichts dar außer sich selbst. Ihr Inhalt ist nichts anderes als die Form, freilich
die tönend-bewegte Form, wie Eduard Hanslick gegen die Gefühlsästhetiker
und Programmmusiker seiner Zeit völlig zu Recht einwandte, d.h. die sich
immer erst bildende Form. Wer den Inhalt einer Musik jemandem darstellen
wollte, müsste ihm die Musik vorspielen. Komponieren ist daher auch nicht
die Übersetzung eines Stoffs in Töne; vielmehr sind die Töne selbst die »unübersetzbare Ursprache«.

Quelle Andreas Luckner: Musik – Sprache – Rhythmus / Bemerkungen zu Grundfragen der Musikphilosophie / in: Musik-Konzepte Sonderband Musikphilosophie 2007 ISBN 978-3-88377-889-1 (Zitate Seite 38f)

Zur Erinnerung: das ist noch lange nicht alles. Zu reden wäre – scheinbar im Widerspruch – auch davon, dass wir Musik eigentlich immer „als spezial bedeutsame Präsenz einer anderen Person hören“ , die eine „virtuelle Person“ ist.  Und damit zitiere ich aus der Arbeit eines anderen Musikphilosophen, der wiederum an andere Philosophen oder Psychologen anknüpft, und da kann ich die Emotionen nicht ausklammern:

Musikalische Gesten werden wie Gesten der Körpersprache als Verkörperung affektiver, emotionaler und kognitiver Inhalte (etwa in Bezug auf soziale Zugehörigkeitsformen) verstanden. Im Falle eines kontemplativen Zuhörens ist diese Interaktion normalerweise offline: Sie ist imaginär und interpretativ. Da Zuhörer jedoch emotional auf Handlungen und Emotionen reagieren, die durch Musik akustisch dargestellt werden, ist das Musikhören eine Ausübung von Geselligkeit, etwa eine Simulation unserer Sozialisierungsfähigkeit. Die dynamischen Eigenschaften von Musik spezifizieren Prozesse, die wir normalerweise Lebewesen zuschreiben, mit denen wir interagieren. Es ist also plausibel, dass wir Musik als expressiv und bedeutungsvoll hören, wenn wir in der Dynamik der Musik persönliche Merkmale erkennen, d.h. wenn wir Musik als akustisches Zeigen von Lebewesen hören, die sich bewegen, handeln, interagieren, sich ausdrücken und sowohl miteinander als auch mit den Zuhörern kommunizieren.

Quelle Allessandro Bertinetto: Musikalische Bedeutung / Eine pragmatische Perspektive / in: Musik & Ästhetik Heft 99 Juli 2021 Klett-Cotta Stuttgart (Zitat Seite 29f)

Nachwort (noch einmal zu Schopenhauers „Wille“, jedoch nach Dahlhaus)

Quelle Carl Dahlhaus: Musikästhetik / Musikverlag Hans Gerig Köln 1967

Zu Universalien der Musikwahrnehmung etwas Grundlegendes in Wikipedia HIER

Vorschau

Noch etwas für den Merkzettel, herausgegriffen aus dem obigen Wiki-Artikel:

  1. Frühkindliche Einflüsse. Um Sprache verstehen zu können, muss ein Kleinkind lernen, die Fülle von Nervenimpulsen, die das Innenohr und die dahinter liegenden Gehirnareale liefern, zu analysieren, um auf diese Weise die Muster von sprachrelevanten Lauten zu erkennen. Die dazu gelernten Analysetechniken bilden die Grundlage des Hörens und werden für die Musikwahrnehmung genutzt. Einige grundlegende Sprachkomponenten werden von den meisten Kulturen verwendet (stimmhafte und stimmlose Laute, Tonhöhen- und Lautstärkeveränderungen), sodass einige Grundzüge des Hörens sicherlich kulturübergreifend sind. Kulturelle Unterschiede kann es in Details geben.
  2. Erkennendes Hören. Später werden Hörerfahrungen gesammelt, die zur Einordnung und Bewertung des Gehörten dienen. Dazu zählen z. B. die Herausbildung des persönlichen Geschmacks oder die Verknüpfung von Hörereignissen mit persönlichen Erfahrungen. Diese Einflüsse sind hochgradig individuell, bestenfalls noch gruppenspezifisch. Die dadurch geprägten Wahrnehmungen können nicht ohne Weiteres verallgemeinert werden. Individuen-übergreifende Aussagen lassen sich in diesem Bereich nur über statistische Verfahren erzielen. Für allgemeingültige Aussagen müssten möglichst heterogene Gruppen befragt werden.

Als „universell“ können nur die Aussagen gelten, die in physikalischen Gegebenheiten, der menschlichen Anatomie, grundlegenden Signalverarbeitungmethoden des menschlichen Gehörs/Gehirns, sowie gruppen- und kulturübergreifenden Aspekten begründet sind.

(Quelle: Wikipedia)

KONGO AFRIKA WELT

Der Film MAKALA

Eine Dokumentation oder vielmehr: ein Kunstwerk?

Im Gespräch über diesen Film fällt unweigerlich sehr bald der Name Sisyphos. Ein Mythos von der Vergeblichkeit aller menschlichen Anstrengungen. „Eine Odyssee im Alltäglichen“ – alltäglich in einer für uns unvorstellbaren Welt. Die Zerstörung der kargen Umwelt des Dorfes, dargestellt an einem einzigen Beispiel: Ein mittelloser Mensch mit Familie draußen in der „Pampa“ baut eine Hütte, ist angewiesen auf die Umwandlung von naturgegebener Ware und eigener Arbeitskraft in Geld, er braucht z.B. Medikamente für ein krankes Kind. Man sieht, wie seine Frau auf der Feuerstelle eine Ratte zubereitet. Elend und Zerstörung der Umwelt. Das Fällen eines Baumes, die Umwandlung des Holzes in Holzkohle, der lange Weg zum Ort der Verwertung, wo man die Kohle zum Kochen braucht; wo es keine anderen Energiequellen gibt. Befremdend und erschütternd: die Größe dieses Lebens. 30 km, 50 km von der nächsten Stadt, Kolwesi, Walemba in der Provinz Katanga im Süden der Demokratischen Republik Kongo (früher einmal Belgisch-Kongo). Und dann fällt der Satz: „hier gibt es keinen funktionierenden Staat“ .

Ich würde zuerst 40 Minuten Film sehen, dann ein Pause machen und das Gespräch mit dem Filmemacher Emmanuel Gras anhören, um dann zurückzukehren und den Rest des Filmes wahrzunehmen. Bis er gegen Schluss in eine Art Gottesdienst mündet, einen Gemeindegesang, zum Weinen hoffnungslos. Aber auch die Musik, die den ganzen Film begleitet, sparsam, rätselhaft – ist es ein Cello, elektronisch aufgesplittert, auf der Suche nach dem Innenraum der Töne?

hier (bis 25.02.2022)

Aus dem Pressetext:

Emmanuel Gras begleitet im Kongo einen jungen Mann, der in einem Dorf im Süden des Landes ein größeres Haus für seine Frau und seine beiden Kinder bauen möchte. Die Kamera begleitet ihn auf seinem Weg und fängt die Landschaft und die wunderschöne Naturkulisse ein. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben jeden Schritt, jede Begegnung hautnah mit. Die Botschaft der Dokumentation ist eindeutig: Sie prangert die soziale Ungerechtigkeit an. Der klare Aufbau der Dokumentation lässt viel Raum für ausdrucksstarke Aufnahmen. Sei es in ästhetischer, emotionaler und politischer Hinsicht – „Makala“ ist der Beweis, dass man auch mit einfachsten Mitteln einen ausgezeichneten Film drehen kann.

(Der Pressetext gefällt mir nicht. Es geht nicht um diesen Beweis. Hier wird auch nichts angeprangert, es wird gezeigt. JR)

Interview mit dem Filmemacher Emmanuel Gras hier (bis 31.05.2027)

Musik: Gaspar Claus (hier) Frappierend für mich: plötzlich wird mir klar, dass ich zwar ihm, dem Cellisten, nie begegnet bin, wohl aber mehrfach seinem Vater, dem Flamenco-Gitarristen Pedro Soler, seit Anfang der 80er Jahre (WDR-Matinee u -Festival?). Frage: Hieß dessen Manager nicht mit Nachnamen Claus? War dessen Schwester etwa … (schon wieder eine Recherche-Aufgabe)?