Schlagwort-Archive: Beethovens lydische Faszination

Aktuelle Motivation

Heute Morgen

1 Neue Begeisterung für das Prinzip der Gewaltenteilung (Trump und die Gerichte) siehe auch hier („Westliche Werte“) und hier („Gewaltenteilung“ – der Link zum ZEIT-Artikel von Zielcke ist inzwischen nachgetragen!). Zwei Sätze, die den Tag erhellen, im Solinger Tageblatt: „Bleibt der neue Präsident seinem Stil treu (was sehr wahrscheinlich ist), fordert er ein Amtsenthebungsverfahren heraus. Es könnte ein grandioser Sieg für das demokratische Amerika sein.“ (Rolf Eckers)

2 Nachforschung über die Geschichte einer fortschreitenden Schamlosigkeit und die Verlotterung der Sprache (durch Entsinnlichung bzw Verlust der genauen Imagination), Anlass ist eine Floskel beim Eurovision Song Contest (ESC). Ich finde, im sexuellen Zusammenhang kann man über alles reden und alles benennen. Aber wenn jemand im Zusammenhang mit der Liedinterpretation einer jungen Sängerin sagt, sie müsse mehr Eier zeigen, vor einem Millionenpublikum – wie jetzt Tim Bendzko -, so ist das einfach ordinär und dumm, auch wenn es in einem entsprechenden Milieu längst nicht mehr auffällt. (Innerhalb eines Rap oder eines Schlagertextes – der „zum Milieu“ gehört -, wäre die schlampige Redensart längst akzeptabel. Aber im ESC-Kontext zeigt man in Kleidung und Gebaren, dass man – anders als sagen wir beim Wrestling – das Event nobilitieren will).

Zusatz 19.02.2017. Wahrscheinlich bin ich hoffnungslos zu spät mit meinem halbherzigen Aufreger. Nur der Vollständigkeit halber: Bei Markus Lanz am 15. Februar zitiert Waldemar Hartmann zum Gag Oliver Kahn, der gesagt habe: „da brauchen die auch mal ’n paar mehr Eier in der Hose!“ (15:26). Und ein Freund verweist auf die feministische Rapperin Rebecca Lane, die den Macho-Sprüchen des männlichen Publikums in Guatemala entgegenschleuderte: sie als Frau verfüge sogar über 10.000 Eier. Was ja weithin unbekannt ist. (Aber Vorsicht, nicht dass die Männerseite anfängt, mit der Anzahl der Spermien zu prunken.)

3 Wiederentdeckung eines Buches zur Entstehung der „christlich-abendländischen Kultur“ (siehe Artikel HIER im Zitat gegen Ende). Über den Autor bei Wikipedia:

Seine Forschungen beschäftigten sich mit dem Mittelalter (Mediävistik), insbesondere dessen Wirtschafts- und Sozialstruktur. Sein sozialgeschichtlicher Ansatz geht davon aus, dass Menschen innerhalb von sozialen Strukturen handeln, die ihr Handeln mindestens prägen, oft sogar festlegen. Ihn interessierten langfristige Entwicklungen, in die er einzelne geschichtliche Ereignisse und Personen einbettete. Sein Ansatz unterscheidet sich damit vom Ansatz des Historismus, wie er vor ihm üblich war, der mit dem Schlagwort ‚Männer machen Geschichte‘ gekennzeichnet werden kann.

4 Im Blick auf eine Quartettprobe am nächsten Dienstag setze ich die Beschäftigung mit Beethovens op. 127 fort. (Siehe hier und auch hier). Beim sonst so unfehlbaren Gerd Indorf  (2007 Seite 379)  fällt mir eine Bemerkung zum Thema des letzten Satzes auf:

(…) und die reine Diatonik des Themas wird beim dritten Mal (T.7) chromatisch gestört, indem die Themenquarte zum Tritonus gedehnt wird. Dieses Element harmonischer Emphase, das den volkstümlichen Charakter des Satzes in Frage stellt, wirkt noch bis in die allerletzten Takte (T.294ff.) des Satzgeschehens.

Keineswegs wird der „volkstümliche“ Charakter in Frage gestellt, im Gegenteil: er wird mit einer Eigenart echter Volksmusik konfrontiert: der erhöhten (lydischen) Quarte, (vgl. Brahms Sinfonie I alpenländischer Hornruf Einleitung Finale), und ein Ziel dieses Satzes ist vielleicht, dieses „Naturprodukt“, das als scheinbarer Fremdkörper auftritt, gewissermaßen ins Recht zu setzen.

In der phantastischen youtube-Aufnahme dieses Beethoven-Werkes mit dem Belcea-Quartett (https://www.youtube.com/watch?v=rKsuWK8bEtM) findet man den Satz, um den es hier geht bei 31:54, den Takt 7, in dem zum ersten Mal die lydische Quart auftritt, bei 32:02.

5 Mail-Nachricht, dass kommende Woche die „99 nubischen Lieder“ bei mir eintreffen. Siehe hier.

6 Die Blutbuche vor unserem Hauseingang (*1980). Freundlich in die Zukunft weisend. Oder etwa bedrohlich? Stürme der Zukunft… (Im Geäst könnte mehr Luft gemacht werden.) Im letzten Herbst kamen, geschätzt (und übertrieben), 1 Million Bucheckern herunter.

Buche Rotbuche Ulli 1980