Heute neu: Schubert 1815

Probe

Streichquartette Nr. 9 g-moll (D 173) und Nr. 14 a-moll (D 804)

Zur Vorbereitung hören: Coolidge Quartet (ca. 1940) youtube

Langsamer Satz ab 3:45 – erinnert woran? „Füllest wieder Busch und Tal“ (An den Mond D. 259)

Entstehungszeiten nachprüfen: im gleichen Jahr 1815, aber: das Streichquartett, 25. März, ist früher als das Lied, 19. August. Ist die Ähnlichkeit Zufall? Oder von mir übertrieben wahrgenommen? Untereinanderschreiben! (Lied nach B-dur transponiert.)

Schubert 2 Melodien

Zu klären wären auch die Anklänge an die Sonatinen für Violine und Klavier (D 384, 385 & 408); diese sind ebenfalls später als das Streichquartett entstanden, nämlich März und April 1816.

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Einschub F-dur im Quartett a-moll vor Reprise:

Schubert Melodien a-moll Qu

Anfang des Liedes „Hoffnung“ (Goethe) D. 295

Schubert 1 Melodie F Lied

„Schaff‘, das Tagwerk meiner Hände, hohes Glück, dass ich’s vollende! Lass, o lass mich nicht ermatten! Nein, es sind nicht leere Träume: jetzt nur Stangen, diese Bäume geben einst noch Frucht und Schatten.“

In Schuberts Freundeskreis heißt es:

Das Quartett von Schubert wurde aufgeführt, nach seiner Meinung etwas langsam, aber sehr reich und zart. Es ist im ganzen sehr weich, aber von der Art, daß einem Melodie bleibt wie von Liedern, ganz Empfindung und ganz ausgesprochen.

Schwind an Schober (Dok., S. 230), von Arnold Feil zitiert, der vor allem die Beziehung des Andantes zum „Rosamunde“-Thema und die Bedeutung des Satzes im Ganzen hervorhebt (Seite 251). Merkwürdigerweise erwähnt er an dieser Stelle nicht den Zusammenhang mit dem Lied „Die Götter Griechenlands“ (D 677), den Walther Dürr auf Seite 89 hervorhebt, wenn auch in fragwürdiger Verkennung der Qualität des Liedes:

Dagegen beschwört die Strophe aus „Die Götter Griechenlands“ eine vergangene Vollkommenheit: „Schöne Welt, wo bist du? Kehre wieder, holdes Blütenalter der Natur…“ Zwischen elegischem a-Moll, sehnsüchtiger Klage, und gleichsam unwirklichem A-Dur, der Vergegenwärtigung jener „fabelhaften“ Zeit, die „nur in dem Feenland der Lieder“ noch lebt, schwankt das kleine Werk, das Schubert, so scheint es, doch für bedeutsam genug hielt, es in seinem Streichquartett in a-Moll (D 804) vom Februar/März 1624 zu zitieren: die elegischen Rhythmen im Menuett, die heitere Evokation hingegen im Trio dazu.

Quelle Reclams Musikführer Franz Schubert von Walther Dürr und Arnold Feil – Stuttgart 1991

Dabei lohnt es sich, den gedanklichen Suggestionen nachzugehen, die mit diesen Liedern gegeben sind, – andere aber strikt zurückzuweisen, wie etwa die, denen Werner Aderholt in seinem Vorwort zur Neuen Schubert-Ausgabe Aufmerksamkeit widmet:

Schubert a-moll Vorwort a' Schubert a-moll Vorwort a''

„… eine Musik, die durch ihren Auftrag, die Vorbereitung auf den folgenden (dritten) Aufzug, mithin die Erfassung von dessen inhaltlicher Erwartung, klar definiert war. So knüpft Schubert mit dem Thema des zweiten Satzes im Quartett auch an das Idealische seiner Bühnenmusik an: …“

Was für eine Überschätzung des Auftrags und der vorgegebenen inhaltlichen Erwartung! Schuberts Musik übersteigt alles Erwartbare, sie ist in keiner Weise vom Inhalt des schwachsinnigen Textbuches her zu deuten. Wesentlich plausibler wäre es anzunehmen, dass er mit dem Streichquartett die lächerliche Funktion seiner Musik in dem pseudo-dramatischen Machwerk der Hermine von Chézy korrigieren wollte. Die Themen und Motive stehen nun – und nur hier – in der ihnen gemäßen Umgebung.

(Fortsetzung folgt)