Archiv der Kategorie: World Music

Was ist Schizophonie?

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Wikipedia Steven Feld daraus folgendes ZITAT:

  1. In 1969, ethnomusicologist Hugo Zemp recorded a Solomon Island woman named Afunakwa singing a popular Solomon Islands lullaby called „Rorogwela“. Then, in 1992, on Deep Forest’s album Boheme, a song called „Sweet Lullaby“ samples Zemp’s field recording of Rorogwela. Furthermore, in 1996, Norwegian saxophonist Jan Garbarek sampled the melody of „Rorogwela“ in his song „Pygmy Lullaby“ on his album Visual World. The field recording is an example of schizophonia, and the placing of this field recording into „Sweet Lullaby“ is an instance of schizophonic mimesis. The sampling of the melody in „Pygmy Lullaby“ demonstrates further schizophonic mimesis.
  2. In 1966, ethnomusicologist Simha Arom recorded a particular style of music from the Ba-Benzélé Pygmies called Hindewhu, which consists of making music with a single-pitch flute and the human voice. Soon after, Herbie Hancock adapted the Hindewhu style by using a beer bottle instead of a flute in his 1973 remake of „Watermelon Man“. Then, Madonna’s song „Sanctuary“ from the 1994 album Bedtime Stories sampled Hancock’s adaptation of Hindewhu. Again, the field recording is an example of schizophonia, and the use of the Hindewhu style in Hancock’s adaptation and „Sanctuary“ are examples of schizophonic mimesis.

Zu 1.) Rorogwela

Dieselbe Aufnahme hier mit folgender Information:

In 1969/1970, ethnomusicologist Hugo Zemp recorded a number of local songs which were released on an LP in 1973, as a part of the UNESCO Musical Sources collection. One of the songs, a lullaby named „Rorogwela“, sung by Afunakwa, a Northern Malaita woman, was used as a vocal sample in a 1992 single „Sweet Lullaby“ by Deep Forest, becoming a worldwide hit, but also causing some controversy over perceived „pillaging“ of the world music heritage by Western musicians. A lesser-known use of the song is in the track „Death Lullaby“ by „Rorogwela“. The artist (whose identity is not certain) obviously took the name from the sample used. As opposed to Deep Forest’s track, „Death Lullaby“ is a harsh noise song with elements of „Rorogwela“ used towards the end. The track appears on Susan Lawly’s compilation album, Extreme Music From Africa In 2005, the song gained renewed exposure when it was featured in Matt Harding’s Where the Hell is Matt? viral video. The video featured the „Nature’s Dancing 7“ Mix of the song. In 2008, Harding traveled to the Solomons island of Malaita to try to find Afunakwa, the woman who is thought to be the performer of „Rorogwela“ on Zemp’s recording. According to Harding’s follow-up video Where the Hell is Afunakwa?, Afunakwa had died in 1998. The lyrics to Rorogwela translate to: Young brother, young brother, be quiet You are crying, but our father has left us He has gone to the place of the dead To protect the living, to protect the orphan child

 Abspielbar im Orig. hier

Zu 2. Hindewhu

Die von Youtuber Diogo Pereira beigefügte Information

Hindewhu is a style of singing/whistle-playing of the Ba-Benzélé pygmies of Central Africa. The word is an onomatopoeia of the sound of a performer alternately singing pitched syllables and blowing into a single-pitch whistle made from the twig of a papaya tree. Hindewhu announces the return from a hunt and is performed solo, duo or in groups. http://en.wikipedia.org/wiki/Pygmy_mu… From the ethnomusicology LP The Music of the Ba-Benzélé Pygmies, recorded by Simha Arom and Geneviève Taurelle in 1965 and released by Bärenreiter-Musicaphon in 1966. Part of the series An Anthology of African Music, in the UNESCO Collection of Traditional Music of the World. http://www.discogs.com/Ba-Benzélé-Pyg… Photo by Simha Arom, taken from the album’s liner notes. Adapted by percussionist Bill Summers (by blowing into a beer bottle) in Herbie Hancock’s Watermelon Man, https://youtu.be/4bjPlBC4h_8, and Michael Harriton in Congo Melody, https://youtu.be/LFMEpOJ7JFQ, from the soundtrack to the turn-based strategy video game Civilization: Call to Power (Activision, 1999).

Welt des Figaro & Rest der Welt

Was war Unterhaltung, was war Klassik?

Ich gehe aus von dem Artikel über Mozarts Oper „Le Nozze di Figaro“ hier. Das folgende Buch erwarb ich im Dezember 1955, ich kann aber nicht beschwören, dass ich damals jede Seite gelesen habe, etwa Mozarts Brief über den Figaro in Prag… Prager Karneval? Ich kannte nicht einmal den Kölner, an Unterhaltung aus dem Radio allenfalls „Das ideale Brautpaar“ mit Jacques Königstein, mein Bruder hatte den Film „Die Glenn Miller Story“ gesehen und war Feuer und Flamme.

 Mozart am 15. Januar 1787 aus Prag

Das Kapitel „Volkstümliches und Gesellschaftliches“! Die Anregung, Mozart in einem größeren Zusammenhang zu sehen.

Paul Nettl

Bruno Nettl

 

Im ersten großen Kapitel dieses Buches geht Bruno Nettl am Beispiel der Oper „Figaros Hochzeit“ auf die Bedeutung Mozarts und anderer großer Komponisten in unserer Kultur ein. Sehr wichtig ist seine Begründung einer relativistischen Sicht auf die Kulturen der Welt, was nicht bedeutet, sie alle (und unsere eigene) für letztlich unwichtig zu halten.

Inzwischen gibt es eine 7. Edition, man findet das Werk leicht im Internet; es ist die beste Übersicht zum Thema Weltmusik (nicht Welt-Popmusik), die je geschrieben wurde. Die Widmung, ein Zitat aus dem berühmten Buch von John Blacking, dürfte gerade auch für Musikethnologen maßgeblich sein, die zuweilen meinen, sich mit der ausgewählten Musik einer anderen Kultur die eigene ersparen zu können…

(Dieser Beitrag ist unfertig, erläuternde Bemerkungen folgen)

Um weiterzukommen, habe ich heute den programmatischen Text von Bruno Nettl kurzerhand ins Deutsche übertragen, nicht ganz wörtlich, einfach so, dass er für mich überzeugend wirkt und mich vielleicht einlädt, auf zusätzliche Gedanken zu kommen. (Also keine Gewähr für Korrektheit, alle Schuld liegt auf meiner Seite!)

Wenn die Oper „Die Hochzeit des Figaro“ ein großes Musikwerk ist, muss dies wohl daher kommen, dass sie für ihre Konsumenten – Europäer und Amerikaner, die Opern hören – bestimmte Kriterien erfüllt: Es ist ein Werk von großer Komplexität, seine Struktur hat innere Logik, es hat Harmonien und Kontrapunkt, wobei verschiedene simultan erklingende Melodien sowohl unabhängig als auch aufeinander bezogen sind; der Komponist zeigt eine Fähigkeit Musik zu schreiben, die besonders geeignet ist für Stimmen, Instrumente und Orchester, und hat ein besonderes Geschick, Wörter und Musik zu verbinden; das Werk übermittelt eine besondere soziale und spirituelle Botschaft; und so weiter. Wenn man diese Kriterien aber gebraucht um die Musik anderer Kulturen zu beurteilen, würde man schnell zu dem Urteil geführt, dass westliche Musik die beste und die größte ist. Vom Standpunkt eines indischen Musikers jedoch, dessen Aufgabe darin besteht in einem Rahmen melodischer und rhythmischer Regeln zu improvisieren , würden die Mitwirkenden des „Figaro“ nicht so gut wegkommen, einfach weil sie ein existierendes Werk ganz präzise wiedergeben müssen, im Vertrauen auf eine Notation, die sie vor jeder Abweichung bewahrt, so dass wenig Gelegenheit zu eigenen Kreativität bleibt. Ein Native American, der einen Song als einen Weg betrachtet, über den Geister mit Menschen kommunizieren können, mag staunen über den Kontrapunkt von Bach, aber er könnte auch empfinden, dass es keinen Sinn macht, dieses ganze Konzept von „guter“ oder „besserer“ (oder „mieser“) Musik ernstzunehmen. Mitwirkende eines westafrikanischen Percussionsensembles könnten die melodische und harmonische Struktur des Figaro interessant finden, aber seine Rhythmen einfältig.

Wir als Studenten aller Musikkulturen der Welt können diese divergierenden Standpunkte nicht in Einklang bringen. Wir kommen eher klar mit einer relativistischen Haltung. Wir – die Autoren dieses Buches – glauben, dass jede Gesellschaft ein musikalisches System hat, das zu ihr passt, und obwohl wie sie miteinander vergleichen mögen hinsichtlich ihrer Struktur und Funktion, vermeiden wir es, diese Vergleiche zur Basis qualitativer Urteile zu machen. Stattdessen erkennen wir, dass jede Gesellschaft ihre eigenen Musikwerke nach ihren eigenen Kriterien einschätzt. In der amerikanischen Gesellschaft setzen wir als selbstverständlich voraus, dass Musik eine erfreuliche Hörerfahrung bietet; anderswo könnte etwas ganz anderes als musikalisches Ideal gelten. Wir wollen deshalb jede Musik als einen Aspekt der jeweiligen Kultur verstehen und anerkennen, dass jede menschliche Gemeinschaft genau die Art von Musik erschafft, die sie braucht für ihre speziellen Rituale und kulturellen Events, die zugleich ihr soziales System unterstützen und so ihre Grundwerte reflektieren.

Zugrunde liegen folgende Basis-Annahmen:

  • Eine relativistische Sicht (kein musikalischer Stil ist „besser“ als ein anderer)
  • Welt-Musik umfasst eine Gruppe von Musiken
  • Das dreiteilige Modell: Klang, Verhalten und Konzeption bzw. Ideen-Konstrukt

(Fortsetzung folgt)