Noch ein Beschleunigungsphänomen
Sped-Up-Songs – Tempo statt Temptation
Auf TikTok tanzen immer mehr Menschen zu sogenannten „Sped-Up-Versions“ von Songs. Dabei offenbart sich an diesen schneller abgespielten Liedern nicht weniger als eine neue Logik des Körpers. Ein Impuls von Florian Werner.
Artikel auffindbar im Philosophie Magazin HIER
Nicht vergessen: es geht ums Tanzen!
Ein Beispiel Lady Gaga mit Bloody Mary – das Original
Lady Gaga’s Bloody Mary als TikTok Remix :
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Wie war es noch in der Alten Musik?
Früher (1966)
Später (1986)
Und heute, am 22. Juni, gab es doch am Morgen ein neues Phänomen, außer ZEIT-Lektüre? Ja, strömender Regen, eine Erlösung nach wochenlanger Hitze. Und es gab den ZEIT-Artikel von Navid Kermani über seine musikalische Entdeckung, die zum folgenden Youtube-Beispiel führte: Ist Non-Stop-Instrumental die Alternative zu Sped-up-Songs? Eine Musik, die nicht stört, gerade auf langen Autofahrten, keine Aufmerksamkeit heischend? Sie passt zu allem. Zu Wasser wie Wüste…
Es dauert vier, fünf Minuten, bis ich es bemerke, am Anfang klingt diese Musik nur unbestimmt vertraut. Amharic Classics heißt die Musik auf dem USB-Stick, der im Autoradio steckt, das Display zeigt es an, Amharic Classics, während wir durch Amhara im Norden Äthiopiens fahren, wo nach zwei Jahren Krige gegen die Nachbarn in Tigray der Frieden eingezogen ist, Amharic Classics, und den ganzen Tag denke ich schon, wie gut die weitschweifige, gleich einem Teppich ausgebreitete und zugleich in Details verliebte Musik zu den kargen, wei auseinanderliegenden Bergen passt. Denn an den Hängen, in den Tälern und entlang der Straßen findet sich soviel Lebendiges eingesprenkelt ins Braun, dass sich das Auge immer wieder in neuen Einzelheiten verliert, genau wie in der Musik.
Es dauert vier, fünf Minuten, bis ich die Platte von Mulatu Astatke wiedererkenne, die ich zu Hause in Köln so oft auflege. The Story of Ethio Jazz 1965-1975. Ja, Jazz, selbstverständlich Jazz. Inder Melodik habe ich den afrikanischen Einschlag immer schon gehört, das machte den Klanf fremd und reizvoll, aber der Rhythmus, die Notendauer, die Sonstruktur, die Abfolge vo Komposition und Imrovisation – das war moderne, weltläufige Musik, die in einem westlich Plattenladen selbstverständlich neben Charlie Parker und Miles Davis steht. Es ist die Landschaft, die sie verändert, es ist der USB-Stick, auf dem Mulatu Astatke zum Amharic Classic wird.
Quelle des Textes: Navid Kermani