Du bist schön, Ungarn!

Marginalien zu Béla Bartók

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Szép vagy, gyönyörű vagy Magyarország,
Gyönyörűbb, mint a nagyvilág.
Ha szól a zeneszó, látom gyönyörű szép orcád,
Táltos paripákon ide szállunk, hazahív fű, fa, lomb, virág.
Úgy hív a hegedű, vár egy gyönyörű szép ország.

Du bist schön, du bist schön, Ungarn, / Schöner als die große Welt …

[In Klammern sei gesagt: die Melodie ist schwach, sie wird erst durch Erinnerungen aufgeladen. Bis in die Mitte von Takt 3 weckt sie Erwartungen, der hüpfende Rhythmus enttäuscht, der Neuansatz zu Beginn der zweiten Zeile weckt neue Hoffnung, die mit der Sequenz im nächsten Takt enttäuscht wird, ganz banal die darauf folgenden gehaltenen Töne vor der Wiederholung, ebenso der Ausklang nach der Wiederholung. Bei Bartók wird aus all dem eine unvergesslich schöne (aber nicht leicht fehlerfrei erinnerbare), wirkliche Melodie.]

Der Komponist Zsigmond Vincze lt. Wikipedia: After having trained in Budapest, he became conductor of the Király Szinház in the city, and later was musical director of the opera in Debrecen. He achieved his first success in 1909 and went on to compose a number of other well-received stage works over the following 20 years.

The song “Szép vagy, gyönyörű vagy Magyarország” (“Hungary, you are beautiful and splendid” from his operetta A hamburgi menyasszony (The bride from Hamburg) [1922] was quoted by Bartók in the fourth movement of his Concerto for Orchestra.

The fourth movement, „Intermezzo interrotto“ (literally „interrupted intermezzo„), consists of a flowing melody with changing time signatures, intermixed with a theme that quotes the song „Da geh‘ ich zu Maxim“ from Franz Lehár’s operetta The Merry Widow,[7], which had recently also been referenced in the ‚invasion‘ theme of Dmitri Shostakovich’s Symphony No. 7 „Leningrad“. The question as to whether Bartók was parodying Lehár, Shostakovich (or both) has been hotly disputed, without any clinching evidence on either side.

Ein anderes Lied vom Vaterland:

O Vaterland du machst bei Tag
Mir schon genügend Müh und Plag!
Die Nacht braucht jeder Diplomat
Doch meistenteils für sich privat!
Um Eins bin ich schon im Büro,
Doch bin ich gleich drauf anderswo,
Weil man den ganzen lieben Tag
Nicht immer im Büro sein mag!
Erstatte ich beim Chef Bericht
So tu ich meistens selber nicht,
Die Sprechstund‘ halt‘ ich niemals ein,
Ein Diplomat muss schweigsam sein!
Die Akten häufen sich bei mir,
Ich finde ’s gibt zu viel Papier;
Ich tauch die Feder selten ein
Und komm doch in die Tint‘ hinein!
Kein Wunder wenn man so viel tut,
Dass man am Abend gerne ruht,
Und sich bei Nacht, was man so nennt,
Erholung nach der Arbeit gönnt!

Da geh ich zu Maxim,
Dort bin ich sehr intim,
Ich duze alle Damen
Ruf sie beim Kosenamen,
Lolo, Dodo, Joujou
Clocio, Margot, Froufrou,
Sie lassen mich vergessen
Das teure Vaterland!
Dann wird champagnisiert,
Und häufig pamponiert, (cancaniert)
Und geht’s ans Kosen, Küssen
Mit allen diesen Süssen;
Lolo, Dodo, Joujou
Clocio, Margot, Froufrou,
Dann kann ich leicht vergessen
Das teure Vaterland!

Über Lehárs Operette und auch über die Verwendung dieses Liedes siehe Wikipedia hier.

hier Da geh‘ ich zu Maxim (im externen Fenster)

Die Verwendung der Lehár-Melodie

Quelle: Arbeitsblatt Musik Leistungskurs JKG Bruchsal hier

Ergänzung (JR 31.07.2020):

Lehár Datum 1861 ist das *Jahr des Textbuches, die Operette uraufgeführt 1905

Richard Strauss „Till Eulenspiegel“ op. 28 geschrieben 1895

Wikipedia über Bartóks Konzert für Orchester: hier

Thomas Hengelbrock spricht über Bartóks „Konzert für Orchester“: ab 0:58

Die Aufnahme des ganzen Werkes HIER (im externen Fenster)
Einzelsätze:
1. Satz: Introduzione, Andante non troppo. 00:0010:12
2. Satz: Gi[u]oco* delle coppie, Allegretto scherzando. 10:1316:35
3. Satz: Elegia/Klagelied. 16:3624:04
                                                                        
4. Satz: Intermezzo interrotto, Allegretto. 24:0628:17
5. Satz: Finale, Pesante. 28:19
Es ging in diesem Beitrag um den Nachweis der beiden, im 4. Satz des Werkes zitierten

Melodien: dort bei 25:04 („Ungarn“) und bei 26:05 („Maxim“). Man dürfte dabei nicht lächeln, es ist bitterer Ernst. (Die auch von Schostakowitsch in der „Leningrader Sinfonie“ zitierte Melodie!) Bei 26:54 wieder „Ungarn“, con sordino, wie aus der Ferne…

*Anm.: muss heißen „Presentando le coppie“ lt. Georg Solti vgl. Wikipedia / ABER: später hat B.B. doch sein Placet gegeben. (giuoco veraltende Form für gioco Spiel)

Zitat Laura Krämer (Heidelberg 2013 Dissertation):

Ursprünglich hatte Bartók den Satz „Presentando le Coppie“ („Vorführen der
Paare“) betitelt, in der Absicht, eine entsprechende Wendung aus dem Ungarischen zu übersetzen. Offenbar gab die italienische Phrase aber nicht wieder, was
Bartók aussagen wollte, so dass der neutralere Titel „Giuoco delle Coppie“
(„Spiel der Paare“) gewählt wurde. [Anm. 254]

254 Cooper 1996, S. 23. Die Episode wird von Antál Doráti kolportiert.