Archiv für den Monat: Dezember 2023

Vogel der 400 Stimmen

Fundstück: Zum Cenzontle hier

Quelle Hans Helfritz: Mittelamerika / Deutsch Buch-Gemeinschaft Darmstadt Berlin u Darmstadt 1957 Seite 316 f

El cenzontle común (del náhuatl, centzuntl) o sinsonte norteño (Mimus polyglottos) es una especie de ave paseriforme de la familia Mimidae nativa de América del Norte, América Central y el Caribe.

Amerikanische Gartenspottdrossel hier

https://www.derstandard.de/story/2000126939191/forscher-entschluesseln-dengesang-der-spottdrossel

Der Gesang der Spottdrossel ist so komplex, dass für die Erforschung eine ganze Bandbreite menschlichen Fachwissens nötig war. So führten die Neurowissenschafterin Tina Roeske vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, der Feldbiologe Dave Gammon von der Elon University und der Musiker und Philosoph David Rothenberg vom New Jersey Institute of Technology ihre wissenschaftlichen Perspektiven in einer ungewöhnlichen Studie zusammen. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal „Frontiers in Psychology“ veröffentlicht.

Erstautorin Roeske entwarf die Algorithmen, mit denen die Hypothesen der Arbeit getestet wurden. „Wenn man der Spottdrossel eine Weile lauscht, erkennt man, dass sie ihre imitierten Melodien nicht wahllos aneinanderreiht“, erklärt sie. „Vielmehr lässt sie ähnliche Melodieschnipsel nach klaren Regeln aufeinander folgen. Um diesen Eindruck jedoch wissenschaftlich zu untersuchen, mussten wir mit quantitativen Analysen prüfen, ob die Daten unsere Behauptungen auch tatsächlich stützen.“

Vier kompositorische Strategien

Die Ergebnisse waren verblüffend. Die Autoren identifizierten vier kompositorische Strategien, mit denen Spottdrosseln Melodien aneinanderreihen: Klangfarbenänderung, Tonhöhenänderung, Dehnung und Stauchung der Tonsequenzen. Die so geschaffenen klanglichen Übergänge schmeicheln nicht nur den Ohren der Singvögel, sondern auch denen der Menschen. Es überrascht daher nicht, dass Komponisten verschiedener Musikstile ähnliche musikalische Techniken nutzen. (red, 28.5.2021)

ab 1:04

https://www.aesthetics.mpg.de/forschung/abteilung-musik/news/news-musik-detail/article/gesang-der-spottdrossel-entschluesselt.html hier

Der Quetzal

https://de.wikipedia.org/wiki/Quetzal_(Vogel) hier

BORNEO

Helmvogel

Gelbscheitelbülbül

dazu verschiedene Links (für später):

https://xeno-canto.org/species/Anthracoceros-malayanus hier

https://xeno-canto.org/species/Pycnonotus-zeylanicus hier

http://www.wisskirchen-online.de/downloads/lamentorheinsberg.pdf

SchneeflockenforschungWilson Bentley https://de.wikipedia.org/wiki/Wilson_Bentley

Iran: allein durch Shadjarians Stimme

Wie die iranische Kultur weiterlebt

„The Voice of Iran: Mohammad Reza Shajarian – The Copenhagen Concert 2002“

(World Premiere 18. August 2006 Kollektiv Film 2002 Judith Stage)

Ich komme darauf, weil ich kürzlich in der WDR3-Sendung „KlassikForum“ Navid Kermani als Gast gehört habe. Daraufhin habe ich einen großen Auftritt des Sängers Shadjarian in YouTube gesucht…

Anfangstext:

1:04:15 Zwischentext Shadjarian:

Unser Gesang ist nah verwandt mit dem Gesang der Nachtigall und des Kanarienvogels. Unsere Ornamente sind so wie die der Nachtigall in den Gebirgstälern. Wir benutzen dieselben Techniken, aber mit der Physik unserer Stimmbänder. Ich habe zum großen Teil  mit der Nachtigallen-Stimme gearbeitet, hatte auch viele Kanarienvögel. Sie sangen für mich, und ich behielt ihre Stimme in den Ohren. Wenn ich mich in der Natur erging, lauschte ich immer auf die Stimmen der Vögel. Unsere Musik ist eine melodische Sprache, welche eine Bedeutung hat. Ist aus Sätzen gemacht, die eine Bedeutung haben. Die Motive ähneln den Wörtern der persischen Sprache. Wenn wir improvisieren, behandeln wir die Musik als eine Sprache, singen oder spielen wir, indem wir diese Motive benutzen, und mit der Symmetrie der Improvisation erschaffen wir ein Ganzes. Ein musikalisches Bauwerk (Gipfel). Wenn jemand ernstlich diese Musik kennen (lernen) will, muss er von Kind an damit gelebt habe und sie lernen wie eine Sprache. Danach hat man viel Freude damit, sie hat soviel Ausdrucksweisen und so einzigartige Qualitäten. Je besser man sie kennt, desto mehr Freude hat man daran. Es ist wie mit Hafis‘ Gedichten: Hafis benutzt dieselben Worte wie die anderen, aber er ändert ihre Ordnung und kombiniert sie in einer neuen Weise, die ihnen eine Tiefe gibt, die Himmel und Erde zusammenfügt. Der Weg, auf dem man sie zusammenbringt, ruft eine neue Bedeutung ins Leben. Unsere Musik ist wie die Dichtung des Hafis. (1:06:30)

Und wer ist Navid Kermani? Siehe Wikipedia hier

Was ist der WDR? der Westdeutsche Rundfunk Köln, Fernsehen und Radio, außerdem Konzertveranstalter in Köln und im ganzen Land, und was ist WDR 3 ? Ein Beispiel vom 25.11.23:

nur zum Lesen anklicken, dann ⇓⇓⇓

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/klassik-forum/audio-leidenschaftlich-und-reflektiert—kermani-im-klassik-forum-100.html HIER ab 37:00 nach wunderschönem iranischen Gesang und Nay-Improvisation folgt ein Gespräch über JR und seine WDR-Arbeit. KEi: Moderatorin Katharina Eickhoff, NK: Navid Kermani als Gast, (Redakteurin: Susanne Ockelmann). Der Wortlaut:

KEi Ja, klassische, persische Musik mit Mohammed Reza Shadjarian, das war der Sänger, und die Nay, die persische Flöte, sie spielte Jamshid Andalibi, und das war ein Konzert, Herr Kermani, da waren Sie drin. NK Ja, dazu kam ich über Menschern… das war – glaube ich – das erste persische Konzert in Köln, damals organisiert vom WDR, der ja auch immer wieder über die Jahre tolle Sachen gemacht, das war Jan Reichow, der damalige Redakteur, der diese überhaupt diese Ethnomusik … ach, jetzt sage ich schon… Weltmusik! nach Köln gebracht hat, das war – soweit ich weiß – soweit ich mich erinnere – das erste Konzert einer ganzen Serie, die bis heute – wenn heute in der Philharmonie indische, persische Musik spielt, ich glaube, das haben wir alles dem Jan Reichow zu verdanken, der diesen Enthusiasmus hatte, der diese ganze Welt ins deutsche Radio gebracht hat, und das ist ja immer so, man kann … wenn man sich so begeistert für irgendwas, so Dinge macht und über Nacht telefoniert und Tage sich beschäftigt – das wird einem ja nicht in der Gegenwart gedankt, dass einem dann irgendjemand sagt: super, das haben Sie gut gemacht und ich weiß nicht, 20 Jahre später KEi da sitzt der Navid KermaniNK … und hören diese Musik und erinnern uns immer noch, was für ein Wahnsinn – ich kann mich erinnern, wie beglückt die Iraner in Köln waren, dass ihre Musik in so einem schönen, würdigen Rahmen gespielt wird – klar, das waren … meine Eltern … für mich – zum ersten Mal ich, als einer, der in Deutschland geboren ist, hab zum ersten Mal klassische Musik in Deutschland gehört, das war für viele, viele, und auch für Iraner in Deutschland absolut prägend, und es hat vielen Deutschen, Nur-Deutschen, wirklich die Ohren geöffnet, für die Welt! und heute ist das ja fast normal, dass man in der Philharmonie von Weltmusik hört (wie das so genannt wird). NK Ich wollte noch fragen: wie hat das eigentlich für Sie geklungen? KEi Für mich – sehr intensiv – ich hab mich gefragt, was der eigentlich singt, ich versteh ihn natürlich nicht, ist das eine Dichtung, die schon da war? NK …klassische persische Gedichte, so wie Hafis, die ganzen großen klassischen Dichter… KEi wovon hat er denn gesungen? NK oh das weiß ich auch auch nicht so, es ist nicht so, dass ich das sofort verstehe, klassische Dichtung 14. Jahrhundert, da muss ich schon sehr genau hinhören, aber wenn ich sage: da wird von der Sehnsucht gesprochen und von der Liebe, dann liege ich eigentlich immer richtig. (lacht) KEi Ja, könnte passen! Navid Kermani ist zu Gast hier im KlassikForum WDR3. (39:42)

1987 Köln und Bonn 2006

1987 im Gürzenich-Saal Köln (Vorgespräch)

v.l.n.r.:  iranischer Helfer, der Sänger Mohammad Reza Shadjarian, Kameramann und Initiator Ali Hedjrat, Tonmeister Martin Frobeen, Redakteur und Produzent Jan Reichow

Wikipedia:

Mohammad-Reza Shajarian (Persian:محمدرضا شجريان;Persian pronunciation:[mohæmːædɾeˈzɒːʃædʒæɾiˈɒːn], 23 September 1940 – 8 October 2020) was an Iranian singer and master (Ostad) of Persian traditional music. He was also known for his skills in Persian calligraphy and humanitarian activities. Shajarian started his singing career in 1959 at Radio Khorasan, rising to prominence in the 1960s with his distinct singing style. His main teachers were Ahmad Ebadi, Esmaeil Mehrtash, Abdollah Davami, and Nour-Ali Boroumand. He also learned the vocal styles of singers from previous generations, including Reza Gholi Mirza Zelli, Fariborz Manouchehri, Ghamar Molouk Vaziri, Eghbal Azar, and Taj Isfahani. He has cited legendary Persian tar soloist Jalil Shahnaz as highly influential to his development, indicating that he has often tried to mimic Shahnaz’s playing style in his singing.

Shajarian had collaborated with musicians such as Parviz Meshkatian, Mohammad Reza Lotfi, Hossein Alizadeh, Faramarz Payvar, Dariush Pirniakan, and Sohrab Pournazeri. He was recognized as a skilled singer in the challenging traditional Dastgah style. In 1999, UNESCO in France presented him with the Picasso Award and in 2006 with the UNESCO Mozart Medal. In 2017, Los Angeles Times cited him as the „Greatest living maestro of Persian classical music“.

His works also cover some songs of Iranian ethnic music, including Mazandarani music, Azeri music, Kurdish music and Lur music.

After coming out in support of the Iranian Green Movement and criticizing the Iranian government, he was banned from holding concerts and releasing music.

Was blieb?

https://www.elbphilharmonie.de/de/programm/homayoun-shajarian/20872 hier

(Zur Erinnerung, am 6.12.2023 JR)

Exotisches bei Rousseau (vor 1770)

Aus meiner Sammlung (original)

Pindar, antike Musik + Roi de France

siehe hier „Rans de Vaches“? = „Savoyardlied“?

A Ranz des Vaches or Kuhreihen is a simple melody traditionally played on the horn by the Swiss Alpine herdsmen as they drove their cattle to or from the pasture. The Kuhreihen was linked to the Swiss nostalgia and Homesickness (also known as mal du Suisse „Swiss illness“ or Schweizerheimweh „Swiss homesickness“).

The Reverend James Wood, writing in the Nuttall Encyclopaedia in 1907, said that such a tune „when played in foreign lands, produces on a Swiss an almost irrepressible yearning for home“, repeating 18th century accounts the mal du Suisse or nostalgia diagnosed in  Swiss mercenaries. Singing of Kuhreihen was forbidden to Swiss mercenaries because they led to nostalgia to the point of desertion, illness or death. The 1767 Dictionnaire de Musique by Jean-Jacques Rousseau claims that Swiss mercenaries were threatened with severe punishment to prevent them from singing their Swiss songs. The Romantic connection of nostalgia, the Kuhreihen and the Swiss Alps was a significant factor in the enthusiasm for Switzerland, the development of early tourisme in Switzerland and Alpinism that took hold of the European cultural elite in the 19th century.

Chanson Persane

die Sitzordnung des Orchesters in der Oper zu Dresden

Wikipedia über Hasse:

Am 20. Juli 1730 heiratete Hasse die als „La nuova Sirena“ gefeierte Opernsängerin Faustina Bordoni. Vom 7. Juli bis 8. Oktober 1731 gaben beide ein Gastspiel in Dresden, wo Hasse am 13. September 1731 seine Oper Cleofide uraufführte. Unter den Zuhörern waren auch Johann Sebastian Bach und dessen ältester Sohn Wilhelm Friedemann, die auch in späteren Jahren häufig die Dresdner Hofoper besuchten, um „hübsche Liederchen“ zu hören, wie der Thomaskantor Hasses Arien leicht spöttisch nannte. König August der Starke verlieh Hasse den Titel eines „Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Kapellmeisters“.[2] Sein offizieller Dienstantritt fand am 1. Dezember 1733 unter dem neuen Herrscher August III. statt; bis dahin reisten Hasse und Faustina Bordoni weiterhin durch Italien und mehrten ihren Ruhm mit gemeinsamen Opernauftritten.

In seiner dreißigjährigen Amtszeit als Hofkapellmeister in Dresden formte Hasse das dortige Opernpersonal zu einem der Spitzenensembles der Zeit. Neben den Sängern mit Faustina Bordoni an der Spitze galt das von ihm neu organisierte Orchester als so vorbildlich, dass Jean-Jacques Rousseau den Sitzplan dieses Klangkörpers im Artikel Orchestre seiner Encyclopédie als Musterbeispiel veröffentlichte. Der königliche Hof in Dresden gewährte Hasse und seiner Faustina großzügige Freiheiten, damit sie auch in ihrer eigentlichen künstlerischen Heimat Italien ihre Kontakte pflegen konnten.

2 DVDs, die mich begeistern

Lebendige Geschichte – Geschichten des Lebens – Heute

Der König tanzt (2000)

Die Eiche – Mein Zuhause (2023) jpc hier

Eichelbohrer – Was? Wie bitte? Was haben beide Themenblöcke miteinander zu tun? Nichts. Außer dass sie in meinem täglichen Leben und Denken eng miteinander kooperieren.

Über die Tatsache hinaus, dass die beiden Filme schön und unterhaltsam sind, – den ersten kenne ich seit 20 Jahren -, sind sie Paradigmen übergreifender Konstruktionen, die ich erst allmählich begreife und kurz andeuten möchte. Meine Stichworte wären „Historische Strukturen“ und „Biotope“ . Wobei sie leicht zu modifizieren wären: mir hat Carl Friedrich von Weizsäckers Buchtitel einst gut gefallen: „Der Garten des Menschlichen“ (1977), wo ich allerdings im letzten, theologischen Teil ausgestiegen bin; zugleich Julian Huxley mit „Die Entfaltung des Lebens“ (1954), wo ich im letzten, evolutionistischen Teil am liebsten jede Zeile unterstrichen hätte. „Geschichte im Überblick“ von Immanuel Geiss (1986) und Christopher Clark „Von Zeit und Macht“ (2018). Und nie aus den Augen verlieren: Johann Sebastian Bach mit seinen Weltverbindungen. „Französische Suiten“ und über das „Musikalische Opfer“ Friedrich II., nebst Sohn Carl Philipp Emanuel (bei Clark ab Seite 85 mit Blick auf die Rolle von Quantz). Bei Geiss die machtpolitische Einordnung des „Sonnenkönigs“: als er in Frankreich gewaltsam die ökonomische Grundlage für ein „Goldenes Zeitalter“ ausrichtete, Vorbild Europas.

In meinem Handy die Nachricht, dass es weitere Forschung über Bachs Witwe Anna Magdalena gibt, Auskunft über das Private in jener Zeit siehe Eberhard Spree. Beiträge in seinem Blog hier.

Zur Bedeutung der französischen Musik (Wikipedia):

[Bach in Lüneburg/Celle! 1700] Von 1665 bis 1705 erlebte Celle eine kulturelle Blüte als Residenz unter Herzog Georg Wilhelm mit einem Aus- und Umbau des noch mittelalterlich geprägten Schlosses zum vierflügeligen Barockschloss. Kulturell einflussreich war Georg Wilhelms französische Gattin, Eleonore d’Olbreuse, die hugenottische Glaubensgenossen und italienische Baumeister nach Celle holte.

[Bach in Köthen] Am 9. Oktober 1710 begann Leopold seine Kavalierstour. […] Seine Reise führte ihn im Winter 1710/11 nach Den Haag, wo er in nur vier Monaten insgesamt zwölf Mal die Oper besuchte und damit seine Vorliebe für die Musik offenbarte. Vor allem die Werke von Jean-Baptiste Lully beeindruckten ihn, und er erwarb eine „rare Opera des Herrn Lully die Musik gedruckt“. Leopold selbst spielte Cembalo und Violine.

 Am Köthener Hof wirkte seit 1717 Johann Sebastian Bach als Capellmeister, dessen Ehefrau im Juli 1720 verstorben war. Am 3. Dezember 1721 ging Anna Magdalena Wilcke mit ihm die Ehe ein.

Zeitschrift „das Orchester“, Dezemberheft, nachschauen Buffardin (Johann Jacob Bach!), Türkei, Vierteltöne …

Damit soll es beginnen, sobald ich mich über die Koordinierung der kulturellen Kräfte in Frankreich kundig gemacht habe.

das – aus dem Film – eindrucksvollste Stück stammt von – Purcell / siehe auch hier

(Fortsetzung folgt)

Beim Stöbern in meiner DVD-Sammlung habe ich auch die fast vergessene wiedergefunden, die meinen eingangs präsentierten Film in einen großen wissenschaftlichen Zusammenhang stellt:

Douglas-Film GmbH (2018). Nicht vergessen! Das Wissen erhält sich nur durch regelmäßig erneuerte Versorgung mit lebendigem „Stoff“, der auch den nächsten Gang in den botanischen Garten Solingen bereichert.

Wald-Musik, späte Nachklänge und ein Glocken-Universum

Punktuelles vom Ewigkeitssonntag

HAUPTMANN
geheimnisvoll
Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denk‘. »Ewig«, das ist ewig!
WOZZECK
Jawohl, Herr Hauptmann!

Bitte klicken & lesen: der älteste Raum Solingens!

Der Ort, den ich kenne seit etwa 1966, Anlass „Weihnachtsoratorium“ unter Friedrich Gerschwitz. Damals fand ich den Raum befremdend, stilistisch falsch, heute mit Kenntnis der Geschichte und dem Hinweis auf den Düsseldorfer Baumeister Adolph von Vagedes (Klassizismus, Schüler von Schinkel), sein Ratinger Tor, sein Schaffen als Komponist (!), alles hochinteressant.

Ratinger Tor (Detail)

Jetzt bei der „Musik zum Ewigkeitssonntag“: Juwelen der Musikgeschichte. Biber, Sweelinck, Hume … Gleich zu Anfang ein absolut geniales Werk der phantastischen Monotonie, in dem Marin Marais das Geläut der Kirche Ste. Geneviéve du Mont de Paris nachzeichnet. Ausgehend von drei Tönen. Ich habe es 1970 durch die Kuijken-Brüder und Gustav Leonhardt kennengelernt: hier. Drei Glocken – wie in Solingen-Wald. Nein, da gibts noch eine vierte, lese ich … siehe unten.

  La Sonnerie du Wald?

Von den Lebenden und den Toten

Es ist Ewigkeitssonntag. Wir Lebenden verweilen nach dem Konzert im Eingangsbereich der Kirche, die uns mit zauberhaften Klängen versorgt hat, und studieren, was sie uns mit Hilfe von Inschriften und Sinnsprüchen darüber hinaus auf den Heimweg mitgeben kann. Es geht offenbar um die Toten des I. Weltkriegs, deren Namen dort in Stein aufgelistet sind. Dazu heißt es:

Habt nicht umsonst gestritten, habt nicht umsonst gelitten, wir wollen eure Erben sein.

Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässet für seine Freunde! Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande!

Was soll uns das sagen?! Die letzten zwei Sätze habe ich identifiziert, sie stammen aus  Johannes 15:13 und Psalm 101:6 . Frommer Herkunft also, aber wollen wir das so in den Mund gelegt bekommen? Angesichts der Millionen Kriegstoten? Waren das die „Treuen im Lande“ ? Kanonenfutter!

Noch deutlicher der erste Spruch. Wer hat das gedichtet? Google entdeckt ihn an anderer Stelle in folgendem Zusammenhang:

Häufig wurden an den alten Denkmälern einfach nur zusätzliche Inschriften für den Zweiten Weltkrieg angebracht. Diese Inschriften sind oft sehr fragwürdig. Ein Beispiel aus Duisburg Rumeln. Man sieht einen aufrecht knienden, nackten, toten Soldaten mit Stahlhelm, der eine nackte Frau tröstet. Darunter eine Inschrift mit Bezug auf den Ersten Weltkrieg:

„Nicht umsonst habt ihr gestritten. / Nicht umsonst habt ihr gelitten. / Eure Erben wolln wir sein. / Erben Eures Herzens Brennen / für das Grösste, was wir kennen: / Deutsches Volk und Vaterland.“

Durch eine große Tafel im Hintergrund wurde nach 1945 ergänzt:

„Den Toten / die da litten / und starben / im Glauben an / eine bessere / Zukunft / 1939-1945“

Den Text des ganzen Liedes aber, aus dem die Zeilen stammen, findet man tatsächlich hier, rausgetrennt im Screenshot:

Nichts mehr davon! Doch eine andere Notiz könnte uns weiter beschäftigen: die Töne der Walder Sonnerie. „Luther“, „Hindenburg“, „Bismarck“, – doch wer ist „Klarenbach“ ? Nochmal:

Rüstungszwecke? II.Weltkrieg? 1940? Wer erblickte das Licht der Welt, hörte den Klang der Welt? Ich möchte mich grundlegend mit der Geschichte und Verbreitung von Glocken beschäftigen. Schon in den 80er Jahren habe ich damit in der Schweiz begonnen, Kirchenglocken im Engadin (das große Es-dur der Dorfkirche in Ftan!), die Kuhglocken auf den Almen, die klingelnd heimkehrende Ziegenherde mit dem kleinwüchsigen Hirten. Es klang wie die hämmernden Nibelungen bei Wagner. Ich besaß von Alain Corbin „Die Sprache der Glocken“; es betraf die „Ländliche Gefühlskultur und symbolische Ordnung im Frankreich des 19. Jahrhunderts“. Aber eine Weltgeschichte der Glocke???

Nichts leichter als das, seit es Wikipedia gibt. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, gründlich sein wollen: haben Sie gerade einzwei Stunden Zeit?

Die Glocke bei Wikipedia HIER

Eine Kostprobe:

Stichwort: Robin Marti aus Hergiswil „Kirchenglocken“ Schweiz / meine „persönlichen“ Stichworte: Freude… Lachen… Tölzer Knabenchor Collegium aureum MAGNIFICAT :

Das JSB-Magnificat haben wir wohl 1972 in der Pfarrkirche Lenggries aufgenommen. Aufgeführt am 21.10.72 im Kloster Einsiedeln in der Schweiz (nebst der Kantate 110 „Unser Mund sei voll Lachens“). Siehe HIER.

Aus der Klosterkirche Einsiedeln ein halbstündiges Vespergeläute (mit schönen Bildansichten):

Aus derselben Kirche ein volles Sonntagsgeläut, mit nacheinander einsetzenden Glocken:

Zum krönenden Abschluss: „La Sonnerie de Sainte-Geneviève du Monte de Paris“ MIT NOTEN HIER (oder Ansehen auf YouTube siehe unten) Ausführende:  Jordi Savall (viola da gamba) Fabio Biondi (violin) Pierre Hantaï (harpsichord & positive organ). – Warten auf Takt 170 / 4:15 = Sehen und Hören… hören… hören…

Nachklänge zum Ewigkeitssonntag: Whatsapp 27.11.23 an Kathi, die in Umeå Physik studiert  Punktuelle Defekte der Raumzeitstruktur?

(Quelle: SZ & privat)