Wölfli-Kantata von Georges Aperghis
Elogen für Bestenliste und Jahrespreis 2014
Man kann vielleicht sagen, es sind (nur) schöne Worte, aber wer diese Musik mit den beiden Stuttgarter Ensembles gehört hat, wird bestätigen: diese Worte sind nicht nur schön, sondern auch wahr. (bitte anklicken:)
Schwieriger wird es, wenn man die Worte des gesungenen Textes und darüber hinaus auch die der gedruckten CD-Erläuterungen verstehen oder einfach nur lesen möchte. Das Booklet ist so klein gedruckt, dass man recht junge Augen, eine starke Beleuchtung oder eine Lupe haben muss. Ich habe mir den Text eingescannt und lesbar gemacht, – es lohnt sich, denn der Autor ist hervorragend: Dr. Evan Rothstein. Hier ist ein Auszug aus dem Kommentar, gut lesbar, wenn Sie ihn anklicken:
Bezugsquelle der CD hier
Der Komponist hätte sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn man sich zunächst mehr für den Dichter als für den Komponisten interessiert, der selbst gesagt hat: „eigentlich hat er schon alle Arbeit für mich getan“.
Wer aber war Adolf Wölfli? Über sein Leben und Wirken sehe man zunächst hier. Man sollte sich aber ein wenig mit dem Phänomen überhaupt vertraut machen, das seit der documenta 1972 (in der auch das Werk Adolf Wölflis eine Rolle spielte) und der Wiederentdeckung der Sammlung Prinzhorn ins öffentliche – oder zumindest ins künstlerische – Bewusstsein trat.
„Für ihn [den Psychiater Hans Prinzhorn] waren die Werke der Wahnsinnigen Durchbruch eines allgemein menschlichen Gestaltungsdranges, der der autistischen Abkapselung der Geisteskrankheit entgegenwirkt.“ (Zitat Gero von Böhm in DIE ZEIT: „Signale vom Wahn-Planeten“ 26. Januar 1979).
Es scheint kein Zufall, dass im Jahr der „documenta“ 1972 auch der „Anti-Ödipus“ von Gilles Deleuze & Felix Guattari veröffentlicht wird, eine Kritik der „klassischen“ Psychoanalyse Sigmund Freuds, – ebenfalls kein Zufall, dass der vorliegende CD-Text zur Wölfli-Kantata mit einem Bezug auf die beiden französischen Autoren beginnt:
(Fortsetzung folgt)