Meine 50er Jahre
Erstveröffentlichung 1927, diese Ausgabe seit 1950, JR: gelesen in Misburg 1953 (?), wiederbeschafft und wiedergelesen Febr./März 2018. Ich habe heute nicht mehr verstanden, wieso ich damals dabeigeblieben bin. Es ist kein Schreibstil für Kinder. Und die Protagonistin, die mich zweifellos vom Titelbild her „bewegt“ hat, gewinnt erst Gestalt ab etwa Seite 70. Sie zürnt im Hintergrund, wie Achill in der Ilias, auf den auch mehrfach angespielt wird. Der Autor hat offenbar Wert darauf gelegt, eine starke „Frauenfigur“ zu schaffen, ohne sie zu heroisieren, wenn auch ein bisschen zum Fürchten für Knaben meines Alters. Bei mir traf sie damals einen empfindlichen Nerv, deshalb lag mir jetzt auch viel daran, die innenpsychologische Situation zu erkunden. Sehr seltsam (und für mich wieder überraschend): die Erschütterung auf den letzten Seiten. Das utopische Gefühl, als breite sich eine Zukunft vor uns, vor mir (!) aus, fast zum Weinen. Ich werde mich hüten, alles im Detail auszubreiten. (Später gehörte auch noch viel andere erzählende Literatur dazu, z.B. Knut Hamsuns „Pan“ und „Victoria“, Gerhart Hauptmanns „Ketzer von Soana“, Thomas Manns „Tonio Kröger“ usw., am Ende der 50er Jahre stand Musils „Mann ohne Eigenschaften“, „Die drei Frauen“, „Die Verwirrungen des Zöglings Törless“. Nein, Erinnerungsfehler, dies war alles schon bestimmend für die neue Zeit, 60er Jahre.)
ZITAT
Die Umschlagseite der RORORO- Ausgaben der 1950er Jahre besorgte jahrelang das Künstlerehepaar Karl Gröning und Gisela Pferdmenges. Die Motive sind wunderbare zeitgenössische Kunstwerke und inzwischen heißbegehrte Sammlerobjekte und die entscheidenden Markenzeichen der ganzen Serie. Sie schmückten bis 1959 rund 350 Taschenbücher der Reihe.
Quelle Siehe hier.
Wilhelm Speyers Buch ist Bruno Frank gewidmet, Biographie bei Wikipedia HIER.
Biographie Wilhelm Speyer bei Wikipedia HIER
Unzufrieden mit der von ihm empfundenen geistigen Enge am Gymnasium in der Bellevuestraße, wurde Wilhelm Speyer Schüler des Landeserziehungsheims in Haubinda, einer heute noch existierenden Hermann-Lietz-Schule. Neben dem Unterricht und dem Sport arbeitete man dort auch in Werkstätten und auf Feldern.
Biographie Hermann Lietz bei Wikipedia HIER
Die Paukschule und die drillartige Erziehung in grauen Städten mit ihren schädlichen Verführungen stehen im Zentrum seiner Kritik. Er möchte eine Verbindung von gutem Unterricht durch fähige und sowohl begeisterte als auch begeisternde Lehrer und einer Erziehung seiner Zöglinge zu guten Menschen in einer natürlichen und gesunden Umgebung. Dies sieht er verwirklicht in einer Einheitsschule auf dem Lande, in seinen Landerziehungsheimen. Jedes einzelne Kind soll in seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten entwickelt und gefördert werden. Dabei war er kein Befürworter der Koedukation. Hermann Lietz wendet sich im Wesentlichen gegen jede Art von formalem Berechtigungswesen, d. h. einer formalistischen Notengebung im Unterricht, da dies dem jeweils individuellen Weg, Ziel und Ergebnis des Kindes widerspricht. Nach seinen Erziehungsprinzipien soll jedes Kind, unabhängig von der Situation des Elternhauses, eine sittlich-religiöse Charakterbildung erfahren. Inwiefern Lietz seine eigenen Vorstellungen auch umgesetzt hat, zweifelt zumindest Erich von Mendelssohn aus eigenem Erleben an.
(Fortsetzung folgt)