Warum ich einmal geglaubt habe, am Wendepunkt einer Epoche zu stehen. (Und jetzt immer noch.)
Dass ich gerade dieses Buch (oben) bekam, war ein bisschen von mir gelenkt. Ich wollte Musik vor Beginn meines Studiums unbedingt im größtmöglichen Rahmen sehen lernen. Deshalb auch die Wahl des Faches Schulmusik mit vielen Fächern anstatt nur Geige, von der ich mir allerdings Zukunft versprach. Was ich nicht wusste: Der Rahmen war noch längst nicht groß genug. Der Blick nach Frankreich, die „Struktur der Modernen Lyrik“ und die Idee eines Panoramas waren willkommen. Die Notizen von 1959 zeigen, dass ich eine Art Mystik (Alan Watts) von der Lyrik erwartete. Mit André Malraux kam ich über Richters anthroposophische „Ideen zur Kunstgeschichte“ und die alten Museums-Kataloge hinweg, mit Toynbee konnte ich Spengler ad acta legen.
1967 war mein Schlüsseljahr: Reifeprüfung Violine im Februar, Orient-Tournee im März, Marius Schneider, ab Herbst Südindische Vina-Transkription bei Josef Kuckertz. Und zwar Raga Mayamalavagaula, unvergesslich, hier in seiner Handschrift:
Im Grund war mit den Weltentwürfen noch wenig getan, auf die Detailarbeit kam es an. Und ich denke fast mit Wehmut an den Hoffnungsschimmer Ende der 90er Jahre, die allerneueste Welt in den Griff zu bekommen… Und an das Gegenstück meiner frühesten Jahre nach 45, das Realien-Buch meiner Großeltern, das neben dem frommen Foto-Drama-Buch eine große Rolle für mich spielte (bis die Prachtbände „Das neue Universum“ und „Durch die weite Welt“ herauskamen).
Und jetzt?
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Immer nur Bücher? Und Musik? Und ich? Die andern Menschen fehlen. Schließlich sind keine Confessiones geplant. Nur dies: Wo liegt der soziale Wendepunkt? Ich könnte wieder das Jahr 1967 nennen und, alle enttäuschend, fortfahren: wenn das erste Kind sprechen und laufen lernt. Der Lebensmittelpunkt sich endgültig verlagert. Nein, wenn man so rechnet, könnte ich auch jedes spätere Jahr nehmen. Übrigens auch einen imaginären, jedoch sehr realen allerletzten Tag.