Schlagwort-Archive: Gert-Matthias Wegner

Forschung in Nepal und …

. . . ZUHAUS.

(Wie alle Interessen sich biografisch zusammenfügen – ohne Harmonie und gegen alle Wahrscheinlichkeit.)

Ein Wendepunkt

Wo mir der Name zum ersten Mal hätte begegnen können (1988):

Gutschow!

Zugleich enthält das Vorwort alle Hinweise, die mich auf Distanz gehalten haben („Geisterglaube“). Der alte Widerspruch Adorno/Indien, der mich seit etwa 1960 beschäftigt.

Gert-Matthias Wegner (Info)

Ein letztes Wiedersehen mit Dhruba Ghosh in der Elbphilharmonie Hamburg

Indische Musik in der Elbphilharmonie

Nachruf im folker Nr. 5/2017

Niels Gutschow heute, der vielseitige Architektur-Forscher an seinem Arbeitsplatz

ZITAT

Vor gut einem Jahr erschütterte eine Erdbebenserie die Region am Himalaya. Das Epizentrum des stärksten Bebens, das sich am 25. April 2015 ereignete, lag in der Nähe der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Nach Schätzungen starben infolge der Erdbeben allein in Nepal fast 10.000 Menschen – die meisten davon in den Trümmern eingestürzter Bauten. Bei den Erdbeben wurden zahlreiche bedeutende Kulturgüter zerstört oder stark beschädigt – darunter auch mehrere der berühmten und zum Weltkulturerbe gehörenden Pagoden, Tempel und Paläste in den drei Königsstädten Kathmandu, Bhaktapur und Patan. Diese sollen nun nach und nach wieder wiederhergestellt werden. Gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt unterstützt die Gerda Henkel Stiftung mehrere Wiederaufbauprojekte in Nepal, unter anderen ein Projekt des Architekten, Denkmalpflegers und Bauhistorikers Prof. Dr.-Ing. Niels Gutschow. Wir haben ihn im Odenwald besucht.

Project
Two severe earthquakes hit Nepal on 25 April and 12 May 2015. Thousands of people lost their lives. Apart from the humanitarian disaster, the earthquakes also had a devastating impact on human cultural heritage. Numerous buildings of historical importance in Nepal were partly or completely destroyed, and a great many houses and temples collapsed and cannot be rebuilt. Since 1979 the architectural legacy of Kathmandu Valley has been a UNESCO World Cultural Heritage Site and even before the most recent earthquakes was greatly endangered by the population explosion, environmental problems, climate change, fires, and earlier earthquakes. From 2003 to 2007 Kathmandu Valley was on the List of World Heritage in Danger.

Immediately after the earthquake on 25 April 2015 the German Federal Foreign Office and Gerda Henkel Foundation decided to pool their resources to preserve and restore the cultural heritage of Nepal. The initiative aims to supplement humanitarian aid with measures that strengthen the country’s cultural identity. There is a very strong connection between the population and cultural heritage in Nepal; in many villages individual families tend to the local temple and integrate the temple’s gods into their everyday lives. There is a tradition of good relations between Nepal and Germany as regards cultural preservation. In the 1970s German architects, engineers, scientists and conservationists were the first members of a foreign state to begin restoring the cultural monuments damaged by the severe earthquake in 1934. In subsequent years, a great many projects were initiated. For example, in keeping with the promise German Chancellor Helmut Kohl made during a state visit in 1987, a temple lost in Bhaktapur in 1934 was reconstructed. It survived the quake of 2015 undamaged.

ZITAT = Einleitung zu dem folgenden Interview (dieses im Link live auf deutsch):

https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/gespraech_mit_niels_gutschow_ueber_das_leben_und_die_arbeit_eines_forschers_nepal?nav_id=7104&language=en hier

Ethnographische Episoden aus dem Leben des Forschers Niels Gutschow

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Und von Katastrophen einer anderen Welt

https://www.fr.de/kultur/ersehnte-katastrophe-11212310.html hier

https://www.zeit.de/1988/02/die-ersehnte-katastrophe/komplettansicht hier

In Deutschland hatte Adolf Hitler 1933 mühelos Städtebauer und Architekten mitziehen, wenn nicht gar mit reißen können. Wie viele Berufsverbände, so kam auch der Bund Deutscher Architekten der Gleichschaltung zuvor. Für die einen bedeutete dies Berufsverbot, die anderen bekamen Aufträge noch und noch. Als Hitler dann 1940 eine gigantische Inszenierung des scheinbar bevorstehenden Endsieges plante, kannte die Euphorie keine Grenzen. Nach dem Sieg über Frankreich im Juni 1940 – die Planer sprachen fortan von der Zeit „nach Compiègne“ – sollten nun die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Im selben Monat hatte Hitler verlangt: „Berlin muß in kürzester Zeit durch seine bauliche Neugestaltung den ihm durch die Größe des Sieges zukommenden Ausdruck als Hauptstadt eines starken neuen Reiches erhalten. In der Verwirklichung dieser nunmehr wichtigsten Bauaufgabe des Reiches sehe ich den bedeutendsten Beitrag zur endgültigen Sicherstellung des Sieges.“ München, Linz, Hamburg und Nürnberg sollten als „Führerstädte“ neu gestaltet werden, aber auch alle anderen Gauhauptstädte wetteiferten bereits im Bemühen, den „Sieg sicherzustellen“.

Deutschlands Planer und Architekten ließen sich von einer Welle der Begeisterung tragen, und es waren nicht nur die Großstädte, die eine städtebauliche Aufrüstung betreiben wollten. Für alle Bereiche der Planung… (Forts. siehe Link )

Autor: Niels Gutschow

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Neuerdings: Aus dem Literaturverzeichnis der großen Arbeit „Drumming in Bhaktapur“ von Gert-Matthias Wegner:

Aus der Geschichte meines Vaters

Nachricht über meinen Vater

Jahreszeiten – Lebenszeiten

Luftschlösser und Städtebau

Es hat mich immer interessiert, auf welchen Wegen die Familien der Reichows von Pommern nach Westdeutschland (Hamburg bzw. Westfalen) gekommen sind und wie sie an welchem Ort Fuß fassen konnten. Es gab eben dort oben „die Hamburger“ und hier unten „die Bielefelder“, die sich eigentlich durch das kleine Dorf Lohe bei Bad Oeynhausen definierten, aus dem meine Mutter stammte; es war unsere Anlaufstelle am Ende des Krieges. Wie es in Hamburg gelaufen war, fand ich in großen Zügen in einem Erinnerungsbuch, dass meine Cousine Daniela für ihre Familie geschrieben hat.

   

 

Da kommt also ein anderer Name ins Spiel, der eines Studienfreundes, der als Architekt in Hamburg fest etabliert war: Konstanty Gutschow, ein Glücksfall für die zuwandernde Familie, wenn auch, möchte man aus heutiger Sicht anmerken, eine Zumutung für die ansässige. Eine ausgreifende historische Reflexion von dieser Seite sähe wohl ganz anders aus. Die großen antipodischen Leitbegriffe könnten sein: „Stadtlandschaft“ und „Ordnungswahn“. Oder: von der allmählichen Neu-Orient-ierung…

(Fortsetzung folgt)

Gute Akustik & ein Stück Holz

Hamburger Elbphilharmonie (mit Blick zurück)

Wer die Chance hat, über kurz oder lang das neue Hamburger Konzertgebäude zu besuchen, könnte meinen, nicht die Musik stünde im Mittelpunkt, sondern die Akustik. Man wird, wenn man dort war und in die Provinz zurückgekehrt ist, für lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal herauskehren können: Kinder, ganz gleich, was da gespielt wird, man muss es live erlebt haben! Und schon hat man Gehör. Ja, ist es denn wirklich so… wo hast du denn gesessen… hinter der Orgel? Ganz oben soll es ja sogar besser sein als vorn, wo die Kontrabässe einem den Rücken zukehren. Ich würde vielleicht damit beginnen, dass auch Weltmusik in diesem Programm einen Platz hat, und indische Musik – die große klassische Alternative zur westlichen Musik – gleich in den ersten Wochen präsentiert wird. Meine Frage: was sagen die Akustiker? Mit oder ohne Beschallung? Werden sich die Probleme der allerersten Zeit – in Köln 1970 – wiederholen, dass die Musiker sich nicht im geringsten für die Akustik des Saales, um so mehr aber für eine leistungsfähige PA-Anlage interessieren?

Ich bin sicher, man wird sich in Kürze wieder mehr mit der Musik als mit der speziellen Eigenart des Klangs im Raum beschäftigen. Auch wenn Hengelbrock selbst Öl ins Feuer gegossen hat, indem er nach den ersten Proben sagte, den Musikern seien unter dem Eindruck dieses Klanges Tränen in die Augen getreten. Auch im Saal? Auch wirklich auf allen Plätzen? Der Kritiker der WELT rächt sich genüsslich für seinen – nach Selbsteinschätzung – schwer benachteiligten Platz: Block I, Reihe Vier, Platz 24. („Bitte merken! Ich schaue auf das Orgelspielpult, schräg daneben sind die Hörner positioniert“), ich mag daraus nicht zitieren, soviel Wut ist nicht gut: Jaroussky, ja, den mag er, aber „die nur schnarrende Harfe seiner Partnerin könnte auch ein Zigarrenkistchen mit Paketschnüren sein.“ Danke, Sie dürfen sich wieder setzen! Platz 24, Reihe Vier, Block I.

Auch Christine Lemke-Matwey widmet sich sehr ausführlich dem Phänomen Akustik, aber liebevoll und anregend, dennoch nicht ganz unkritisch.

Und das wäre auch, unter Vorbehalt, ein erster leiser Kritikpunkt: dass man keineswegs, wie fleißig gestreut wurde, auf allen Plätzen des Saals gleicht gut hört. Sicher wird man im Parkett nicht unbedingt schlechter bedient, je nach Besetzung und Repertoire, aber in jedem Fall hört man anders und anderes. Für die Souveränität des Publikums stellt dies eine Herausforderung dar: Sich seinen Platz in Zukunft nicht vom Abonnement diktieren zu lassen (oder vom Geldbeutel), sondern ihn idealerweise nach dem jeweiligen musikalischen Ereignis auszuwählen, setzt enorm viel Kenntnis, Hörerfahrung und Flexibilität voraus. Wenn es von der Intendanz überhaupt so gewollt ist.

Wo immer man sitzt: Man fühlt sich auf Anhieb wohl.(…)

Die Virtuosität, mit der Herzog & de Meuron das sogenannte Weinberg-Modell interpretieren, die terrassenförmig aufgefächerte Anordnung von Parkett und Rängen mit der Bühne in der Mitte, verheißt Gleichberechtigung, pure Demokratie.

Quelle DIE ZEIT 12. Januar 2017  Seite 42 Der Übermut wird hier Klang – Endlich ist die Hamburger Elbphilharmonie eröffnet worden. Welchen Spiegel hält sie ihren Besuchern vor? Von Christine Lemke-Matwey.

Nur kurz ein Blick in die Süddeutsche von heute:

Dieser Saal ähnelt trotz seiner Riesengröße einem kleinen, hellen und einladenden Vulkankrater, in dem das Publikum stets in Tuchfühlung auf vielen verwinkelt aufsteigenden Rängen rund ums Orchesterpodium sitzt. Einladend wirkte der Saal schon bei der Vorbesichtigung. Aber erst das Publikum verwandelt ihn in eine lebenswerte Stätte, an die jeder der Anwesenden gern zurückkehren wird. Das ist das größte Kompliment, das man so einem Bau machen kann.

Undsoweiter, alles lesenswert und klug, und  – wie ich finde – ganz besonders an dieser Stelle:

Nun ist aber die Frage der Akustik letztlich zweitrangig, auch wenn sie in letzter Zeit zunehmend leidenschaftlich diskutiert wurde und zum Kernstück jedes Konzertsaalneubaus stilisiert wird. Sie kann hilfreich sein, aber sie entscheidet nicht darüber, ob ein Musiker gut spielt oder ein Konzert gelingt. mit der guten oder schlechten Akustik eines Raumes muss sich ein Musiker abfinden, das gehört zu seinem Job.

Danach geht der Kritiker mit Begeisterung auf den Countertenor Philippe Jaroussky ein, leider ohne das „Zigarrenkistchen mit Paketschnüren“ zu rehabilitieren, aber immerhin die Eignung des Saales:

Die Akustik Yasuhisa Toyotas ändert rein gar nichts an Jarousskys phänomenalem Können. Sie erlaubt es aber dem Konzertbesucher, jede noch so feine Nuance seines Gesangs zu hören. Das allein ist schon grandios. Sollte Toyota etwa einen sehr, sehr großen Kammermusiksaal ertüftelt haben?

Quelle Süddeutsche Zeitung, 13. Januar 2017 Seite 11 Eroberung des Nutzlosen – Begeistert feiern die Hamburger am Eröffnungsabend ihre Elbphilharmonie. Nur die Akustik überzeugte nicht recht. Lag es am Bau – oder nur am Orchester? Von Reinhard J. Brembeck.

Der folgende Text könnte Besucher mit völlig anderen Musikinteressen in das Neue Gebäude im Hamburger Hafen, dem alten Tor zur Welt, ziehen.

Auch außereuropäische Musik gehört in die Elbphilharmonie! Denn auch Kulturen anderer Länder haben ihre eigene »Klassik« entwickelt; komplexe Kunstmusik, die über Jahrhunderte weitergegeben und verfeinert wurde. Die klassische Musik Indiens beispielsweise wird nicht nur von der Sitar geprägt, sondern auch vom beeindruckend farbenreichen Klang der Streichlaute Sarangi. Die aktuelle Renaissance dieses Instruments ist nicht zuletzt Verdienst des Meisters Dhruba Ghosh, der die traditionelle Spielweise perfekt beherrscht.

Es gibt Bilder und Informationen dazu HIER.

„Basically one piece of wood…“

Die Sarangi ist (fast) unabhängig von der Akustik, – denn sie hat Resonanzsaiten.

Einführung in die Kunst des Sarangi-Spiels durch Dhruba Ghosh:

Ablauf des Videos:

Spiel bis 1:47, dann Erläuterungen: Holz-Corpus, die Saiten, Tonumfang (ab 3:39), Spielweise links (Nagelbett) (ab 3:58), Saitenübergänge (ab 4:41), verschiedene Bögen (ab 5:10), auch Kontrabass-Bogen, verschiedene Kontakstellen des Bogens (ab 7:29), zwei Saiten gleichzeitig, Bogentechniken (ab 8:22), Ornamente linke Hand (ab 9:02), Vibrato, Andolan, Obertöne (ab:12:02), Schlagen & Zupfen (ab 13:33), Übungen & Varianten (ab 14:22), Zusammenarbeit mir Komponisten, Notationen (ab 15:46), Raga Mishra Pilu (ab 16:41 bis 18:07).

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Indische Konzerte der ersten Jahre (Start 1970) im WDR Köln (aus der Liste 1970 – 2005)

Konzerte Indien a  Konzerte Indien b

Die Zuneigung des WDR blieb über die Jahrzehnte erhalten, auch über den 6. Dezember 2005 hinaus: da fand zu meinem Abschied das große „d’amore“-Konzert im Kölner Sendesaal statt, eine Meisterleistung meines Mitarbeiters und Freundes Dr. Werner Fuhr, der im vergangenen Jahr nun selbst pensioniert worden ist: auf dem Foto im Mittelpunkt Dhruba Ghosh. Von links: Werner Fuhr und JR.

WDR Sendesaal Screenshot 2017-01-14 17.12.56 s.a. HIER

Man könnte also sagen: in Hamburg schließen sich mehrere Kreise, wenn man sich nicht zugleich wünschte, dass sich neue Kreise öffnen. Zum Beispiel in Gestalt der Flötistin Stephanie Bosch. Zu erwähnen wäre noch, dass ein Mann der ersten Stunde mit auf der Bühne sitzt: an der Tambura: Prof. Dr. Gert-Matthias Wegner. Er hat die Familie Ghosh von Anfang an mit Radio-Sendungen zur Indischen Musik begleitet und hat als ausgebildeter Tabla-Spieler und Musikethnologe selbst Großes geleistet, nicht nur in Indien und in Nepal, sondern auch – als Nachfolger des unvergessenen Josef Kuckertz – in Berlin. Und dies ist sein großes Werk aus dem Jahre 2004, „dedicated to the memory of my Guruji, Pandit Nikhil Ghosh“:

Tabla Repertory Wegner Tabla Repertory Widmung

unbezahlbar: der Textteil              etwas schwieriger: der „Noten“-Teil

Nikhil Ghosh Stories    Nikhil Ghosh Notationen

atemberaubend: 2 CDs mit der entsprechenden Musik

Nikhil Ghosh Wegner CD

Ausblick

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