Archiv für den Monat: Juli 2021

Antike Musik im Arte-Film

Was gibt’s Neues?

Gesucht: Der Soundtrack der Antike (2021)

Link s.u.

Pressetext

Es war eine spektakuläre Entdeckung für die Wissenschaft: Der Papyrus, der unlängst im Depot des Louvre wiedergefunden wurde, scheint eine antike Partitur zu sein. Die Doku begibt sich auf eine Reise zu den geschichtsträchtigen Stätten von Delphi und Pompeji, um längst verloren geglaubte Klangwelten hörbar zu machen.

In den letzten 30 Jahren hat sich ein Zweig der Altertumsforschung dank neuer digitaler Technologien und interdisziplinärer Ansätze enorm weiterentwickelt: die Musikarchäologie. Ihr Ziel ist es, die Musik der Antike zu entdecken. Von den sagenumwobenen Stätten Griechenlands bis zu den Tempeln von Dendera in Ägypten, vom geheimnisvollen Delphi bis Pompeji: An zahlreichen bedeutenden Schauplätzen der Geschichte wurden die Überreste alter Instrumente wie Harfe, Tamburin, Aulos und Cornu gefunden. Sie sind ebenso unterschiedlich wie eindrucksvoll dokumentiert, etwa durch Mosaike, Keramiken und Statuen, auf denen überraschend häufig Szenen des Musizierens abgebildet sind. Einige Quellen geben außerdem Aufschluss über die Funktion der Musik in den Hochkulturen Ägyptens, Griechenlands und im Römischen Reich. Schon in der Antike begleitete Musik die Menschen in vielen Lebenslagen, von der Geburt bis zum Tod, ob im Krieg oder bei religiösen Ritualen, zu politischen Zwecken oder auch nur zur Unterhaltung.
Die Dokumentation stützt sich zum Beispiel auf antike griechische Partituren. Ihr Notationssystem konnte mit Hilfe eines Textes entschlüsselt werden, der dank der Kopisten des Mittelalters zumindest in Teilen überliefert wurde: Alypios‘ „Einführung in die Musik“.
Einige Fundstücke haben den Musikarchäologen nun ermöglicht, den jahrtausendealten Partituren Leben einzuhauchen: die Seikilos-Stele, die nahe Ephesos in der Türkei gefunden wurde und auch „das älteste Lied der Welt“ genannt wird, oder die Hymnen an Apollon, die an den Wänden Delphis entdeckt wurden. Und nicht zuletzt der Papyrus, der vor einigen Jahren im Depot des Louvre wieder auftauchte. Er bildet den Teil einer Arie aus der Tragödie „Medea“ ab. Eine faszinierende Forschungsreise auf den Spuren antiker Klangwelten rund ums Mittelmeer.

https://www.arte.tv/de/videos/093649-000-A/gesucht-der-soundtrack-der-antike/

HIER (abrufbar bis 25.8.2021)

Ein Film von Bernard George, Produzent: Olivier de Bannes / Namen und Begriffe: Laurent Capron, Annie Bélis (Musikarchäologin), Sylvain Perrot (Historiker CNRS), Tabellen des Alypios, Seikolos Säule 7:00, Konstantinos Melidis, (Universität Zypern), Ausgrabungsstätte Delphi 8:55, Hymnen an Apollo 128 v.Chr. Ensemble Kerylos 40 Sänger + Instrumentalisten 9:50 Text des Papyros „Glauke“, „Medea“, „Iason“, Euripides, Goldenes Vlies, Version Louvre Medea, Zeugnisse über Stimmübungen 14:00, 2. Jhdt. n.Chr., Aristoteles, Autor Karkinos 375 vor Chr., also viele Male kopiert, Wettbewerbe, Konstantinos Melidis, Satyros von der Insel Samos, Pythische Spiele, „Flötenspieler“ Stefan Hagel spielt Seikoloslied auf „Aulos“ (Aulos-Link hier) 19:20 Stefan Hagel in Wien 21:21 das Rohrblatt!!! Darstellung aus der klassischen Periode 22:22 Ägypten-Expedition Napoleons 23:36 Sibylle Emerit „Rero“ (?): Stimme, Ton, Lärm

24:50 „Geräusche galten als Ausdruck des Lebens, während Stille mit dem Tod verbunden war. Um gegen diese Stille anzukämpfen, legten die Ägypter manchmal Musikinstrumente in die Gräber.“

Anita Quiles (Datierung antiker Musikinstrumente), Rekonstruktion Harfe durch Susanne Schulz, Berlin 27:50 Gabunischer Harfenspieler 31:21

Rekonstruktion Wiedererweckung 

33:00 Tempel der Hathor (nördl. von Luxor) hier, 34:15 Sistrum, „Sobald etwas dargestellt wird, ist es lebendig“, Klang im Tempel und was außerhalb hörbar ist, Nähe zur Gottheit? 38:00 Pompeji, Isistempel, ägyptische Musik ist von Bedeutung, Sistren, Christophe Vendries (Rennes), griechische Kultur, Haus des Menander, Tibia, 41:00 Stefan Hagel, Wandmalereien, Theaterstücke des Terenz mit Tibia-Spieler,

43:20 „typische römische Trompeten“ in Pompeji, „Cornu“, Nachbauten im Brüsseler Instr.museum, Géry Dumoulin, Ircam, Klang des Cornu 49:00 zurück zum Papyrus, Annie Bélis, Amphitheater von Arles, Medea von Karkinos, Frédéric Albou singt, Medea als Bass! – Nachspann / 53:01 Kommentar: Antonia Mohr.

die Trompete „cornu“ beim Militär der Trompeter als Gladiator digital rekonstruiert Aufführung der „Medea“

Couperin „Prélude“

Zum französischen Stil der Bach-Zeit oder: „Premier Concert Royal“ Interpretationen

Hier folgt etwas Studienmaterial. Das besagte Prélude nicht einmal vollständig; wer es einstudieren will, wird die Noten anderswo finden. Ein Kommentar eventuell später. Ich beziehe mich auf den neuesten Band Musik & Ästhetik. Eine Fußnote darin verweist auf den folgenden, hochinteressanten Essay, der mich bereits arbeitswillig genug stimmt. Mich fasziniert an dem ganzen Projekt das Ineinandergreifen von Musikwissenschaft und Praxis. Und all dies natürlich wie immer mit Blick auf Bach. (Auf die Französischen Suiten, auf die Solo-Partiten für Violine in h und E, auf das Thema der Goldberg-Variationen. Außerdem dachte ich vorübergehend an das Thema des Mittelsatzes im Brandenburg-Concerto VI.)

https://www.forschung.schola-cantorum-basiliensis.ch/de/publikationen/menke-franzosische-satzmodelle.html hier

Letztlich ist es dieser Artikel, der den Ausschlag gibt, der französischen „Klassik“ wieder größte Aufmerksamkeit zu widmen. Lully, Rameau, Campra, Marais, Couperin, zuletzt hier. Jetzt aber auch analytisch: Eine Harmonielehre, die dem Eigenwert der Akkorde gerecht wird und Dissonanzen nicht voreilig als bloße Vorhalte deutet, – was mir näher lag. Vielleicht fällt von hier ein neues Licht auf die Fama, dass Bach sich vom System Rameau distanzierte. (C.P.E. Bach bezeichnete bekanntlich die musiktheoretischen Grundsätze seines Vaters als „antirameauisch“, was aber nicht wirklich belegt ist. Er hatte französische Musik schon in Lüneburg kennen und spielen gelernt.)

Quelle: Musik & Ästhetik Heft 99 Juli 2021 Jörg-Andreas Bötticher und Johannes Menke: »D’une autre Espèce« Überlegungen zum Prélude aus dem Premier Concert Royal von François Couperin

Hörbeispiele – dem obigen Notenbeispiel entsprechend, aber etwas planlos aus dem Youtube-Angebot ausgewählt. Die Irritation beginnt schon dort, wo ich nicht sicher unterscheiden kann, ob die Melodiestimme – mit feinsten Verzierungen – von der Flöte allein gespielt wird oder im perfekten Einklang mit der Violine oder überhaupt anderen Instrumenten. Wie ist es gemeint?

Sonstiges zur Belebung der Geschichte

… haben? hier Oder dies, ebenfalls Lully:

Dazu der Wikipedia-Artikel: HIER

Libretto (in französischer Sprache) hier

Neue Produktion 2019 hier (bei jpc mit Trailer und Anspielmöglichkeit)