Geigergeschichten

Rein privat, aber historisch informiert

Wenn Sie einmal schauen (aber es ist wirklich die Mühe nicht wert!), abgesehen von der Namensliste der Ausführenden, – die Instrumente: schauen Sie oben links bei Gerhard Peters (1980), rechts bei Jan Reichow (1983). Was fällt Ihnen auf? Leidolff, – das gleiche Instrument? Was mag in der Zwischenzeit geschehen sein? Genau, ich habe die Barockgeige damals von Gerhard Peters gekauft. Leidolff, der Name wurde mir durch ihn ein Begriff. Heute brauche ich nicht mal ein Handbuch, um mich zu informieren: sehen Sie hier. Und öffne den seit Jahren geschlossenen Geigenkasten, die Darm-E-Saite ist gerissen, natürlich, aber ich schaue durch das f-Loch und versuche, den eingeklebten Zettel wirklich zu entziffern: Meine Geige stammt von Nicolaus Leidolff, Gerhards von „Josephus Ferdinandus Leidolff“, aber bei beiden Namen steht auf dem LP-Cover „Wien 1739“, jetzt erst erkenne ich in meiner Leidolff – abgesehen von den Worten „Lauten- und Geigenmacher“ – die Angabe „in Wien 1696“. Habe ich die Angabe damals einfach irgendwie von Gerhard übernommen, um die Liste zu vervollständigen? Hatte ich vielleicht gerade nur meine Maggini-Kopie dabei und musste raten? Und hatte er schon länger zwei Geigen aus der Familie Leidolff, von Vater (1696) und Sohn (1739), so dass er sich leichter trennen konnte? Es ist lange her, damals genau so wie heute.

 Foto: JR

Wir hatten uns vergangenen Samstag bei Siegfried Burghardts Geburtstag getroffen. Und heute rief Werner Neuhaus (92) an, um sich ganz genau zu erkundigen, was ich mit dem einen Ton im Adagio der Bachschen Solosonate Nr. 1 gemeint habe, der neuerdings mit Überzeugung falsch gespielt werde (mit e‘ statt es‘). Von jungen Geigern, die auf den handgeschriebenen Urtext verweisen, leider aber auch von Isabelle Faust. (Siehe im Blog hier.) Es ergab eine längere Diskussion am Telefon, Werner sang und spielte Klavier, um Missverständnisse auszuschließen und stimmte mir am Ende zu. Er würde nie sagen: stell dich doch nicht so an wegen eines kleinen Tones. Was hatte ich gerade bei Aby Warburg gelesen? Bredekamp Seite 95. „Der liebe Gott steckt im Detail“.

 Foto: JR

Italien-Reise des Collegiums 80er Jahre. Im Vergleich zu anderen Musikern haben wir mehr Zeit gehabt, über „historische Aufführungspraxis“ zu reden, ein Dauerthema seit Mitte der 60er Jahre. Auch jetzt wieder: zufällig hatten wir die gleiche WDR3-Sendung gehört, – Mozart mit Isabelle Faust und Alexander Melnikov, unglaublich schön. Die Kunst des Rubatos müssen sie bei Andreas Staier gelernt haben…

 Fotos: ER

Werner Neuhaus / Jan Reichow, Ortrud Burghardt, Gerhard Peters

Heute – – – gibt es allerdings auch Wichtigeres: