Schlagwort-Archive: Wagner

Diebstahl oder kulturelle Aneignung?

So geht es mir oft (Stoffsammlung):

Ein Thema beschäftigt mich, oft aufgrund interessanter Lektüre, es übersteigt mich, ich halte das fest, was ich im Hinterkopf behalten will. Der (oder das) Blog ist mein Hinterkopf (-köpfchen), manchmal mehr ES, manchmal mehr ÜBERICH, und das ICH sagt: für alle Fälle aufbewahren, zur eventuellen Aufarbeitung. Es ist nicht von mir. Aber manches wusste ich längst. Anderes wollte ich immer schon gewusst haben. Ich schaue aus dem Fenster: die Sonne geht unter, sie zieht sich aus den Bäumen zurück. Morgen früh wird alles anders aussehen. Allerdings nur, wenn ich dies festgehalten habe.

Fensterplatz SG-Ohligs 5.8.22

Jens Balzer und Hansjörg Ewert

Was ist (dagegen) Zöglingsmusik?

Maximilian Hendler hier Musikästhetik und Grenzen im Kopf. Die politischen
Konsequenzen des Gefühlskults in der Musik

Kaser: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/RDFVYYETUCPFQLDPV64BCT5NFYJSQVWQ HIER

Eine Rezension: HIER

Bach, Vater und Sohn Beispiel: 2 mal Magnificat (s.a. Collegium aureum 1966)

https://www.zeit.de/2022/32/kulturelle-aneignung-kunst-musik HIER (Ewert)

https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2013/01/Text-Essay-Dieb-oder-Neuerer-neu HIER (Balzer)

Die ganze Oper „Euryanthe“ HIER (Warum? siehe Ewert.)

… das Universum berühren

… mit Richard Wagner?

Wenn jemand, der den Wotan singt, solche Worte findet, muss ich wissen, worum es sich handelt. Es gehört zur Untersuchung der Chill-Effekte, denen ich kürzlich einen Beitrag gewidmet habe (hier). Die Journalistin Christine Lemke-Mattwey fragte den Sänger Matthias Goerne: Haben Sie Lieblingsstellen als Wotan? Und er antwortet:

Eigentlich alles in der Walküre, was mit Brünnhilde zu tun hat, wegen der ungeheuren psychologischen Tiefenschärfe, was da zwischen Vater und Tochter alles passiert … Und dann Wotans „Wer bist du, mahnendes Weib?“ im Rheingold, seine erste Begegnung mit Erda. Da gibt es zwei Takte, mit denen berührt Wagner das Universum.

Schluss. Ende. Aber das muss ich doch wissen! Welche Takte????

Quelle DIE ZEIT 26. November 2015 Seite 64 „Keine Schludrigkeiten!“ Mit 48 Jahren gibt der Bariton Matthias Goerne jetzt sein Debüt als Wotan in Wagners „Ring des Nibelungen“. Ein Gespräch über Lautstärke, Muskeltraining und die Magie der Innerlichkeit. (Mit Christine Lemke-Matwey).

Ich verstehe – „Walküre“, ich würde sofort die Todesverkündigung nennen, oder Wotans Abschied, – mein Vater, dessen Klavierauszug ich hier verwende, weinte, als er das im Radio hörte und selbst nicht mehr weit vom Tode war. Aber dort in der Szene mit Erda, was mag da von Goerne gemeint sein? Das aufsteigende Motiv, das schon zu Anfang des Werks in Es-dur aus der Tiefe des Rheines kam, kann doch in seinen Wandlungen jetzt nicht mehr so erschüttern. Es kann sich nur um eine Stelle handeln, in der nicht Erda den Wotan-Sänger anspricht, sondern dieser selbst (der Sänger) die bedeutungsvolle Tiefe der Situation erfasst, es wäre also wieder ein Durchbruch oder zumindest die überwältigende Nähe eines Innewerdens, einer Erkenntnis. Erda hatte im Versinken gerufen: „Ich warnte dich, du weisst genug: sinn‘ in Sorge und Furcht!“ Und Wotan, in Panik, versucht die Verschwindende zu halten: „Soll ich sorgen und fürchten, dich muss ich fassen, alles erfahren!“

Das ist es! Dazu diese Akkorde, Tristan-Akkorde sozusagen vor ihrer Zeit. Crescendo!

Wagner Wotan Erda 2 Takte