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Philosophie für Tag und Nacht

Eine Anregung

Meine (deine, ihre) Probleme sind nicht die jedes Menschen, sie gehören zu meiner persönlichen Geschichte, auch die Lern- und Lösungsmaßnahmen (?) sind also nicht ohne weiteres übertragbar. Nützlich vielleicht nur als Anregung, z.B. hinsichtlich der Musik: es nicht beim oberflächlichen Vergnügen bewenden zu lassen. Sie ist ja mehr, viel mehr.

Und was das tägliche Leben angeht: Philosophie ist an sich keine besondere Leistung (jede/r philosophiert irgendwie), man sollte aber vielleicht die Regeln und auch die großen Themen kennen, die über das tägliche Leben hinausgehen. Zum Beispiel in Zeiten der Verunsicherung durch Pandemie, Krieg oder andere Katastrophen, die wir nicht durch private Schutzmaßnahmen oder Beten verdrängen können. Kein Ersatz: bloßes Grübeln oder zielloses Kreisen der Gedanken. Vor allem nicht nachts. Ausweg: über den Mechanismus eines Witzes nachdenken. Über Absurdes. Über Ein- und Ausatmen.

Für mich war die folgende Notiz eine schöne Anregung (das Büchlein selbst war zwischen vielen anderen untergegangen, ich wusste nur: es muss dasein, und es hat mich mal sehr beeindruckt). Gekauft und in einem einzigen Zug der Begeisterung durchgelesen ab 29.01.2001. Und vor allem: mir ging es nicht wie mit Hegel, in dessen Hauptschrift ich seit Jahrzehnten immer wieder steckenbleibe, wohl wissend, dass ich ihm eines Tages doch inhaltlich näher komme.

Stefan Gosepath

Die behandelten Themen stehen dort links auf der gelben Rückseite (bitte anklicken!).

Heute, nach meiner – wenn auch eiligen – Wiederbegegnung, würde ich die rote Bemerkung am Ende nicht mehr hinschreiben. Ein so bedeutendes Buch so leichten Sinnes abzuschließen und dann mit einem „Vielleicht“ von der Szene abzutreten – dazu gehört menschliche Größe. Mein Ernst war unangemessen.

Wollen Sie auf diesem Weg weitergehen, ohne auf die Schwierigkeiten mit Hegel zu stoßen, schauen Sie sich doch einmal dieses Cover genauer an (ebenfalls sehr einleuchtend):

P.S. Falls Ihnen schon oben im Ausschnitt, neben oder unter dem Namen Stefan Gosepath das annoncierte „Zeit-Wissen“ zu weit abdriftet, – wir haben den Monat Mai und die Vögel singen, das genügt, und dafür ist es im Juli zu spät. Vielleicht… Beugen Sie doch vor: so beginnt Musik, ja, gut zuhören genügt, bei etwas Nachhilfe durchaus hier. Zur Not und für nachts die Einstimmung high quality. Anschließend im ZEIT-Artikel ganz nach oben: Serie Tonspur!

(Analogphoto, Januar 2022, JMR)

Doch auch das Handy (digital) tut seine Pflicht: z.B. heute morgen um 5 Uhr:

dies zum Beweis!

Vom Sinn des Lebens schweigen

Ist die Frage danach sinnlos?

      Richard Taylor! Robert Nozick!

 

Typisch für Philosophen: sie kommen zu spät zur Musik, daher der Jazz als Anker.

 2006

Ich kam darauf, dieses Thema zu rekapitulieren, weil ich gestern um 9 Uhr ins Krankenhaus bestellt war; es galt, mich auf eine kleine Operation vorzubereiten. In der Vorausahnung, dass es einige Wartezeit geben würden, sagen wir: bis 11 etwa, hatte ich ein Reclam-Bändchen mitgenommen, dessen Thema irgendwie zur gegenwärtigen Kant-Lektüre passen könnte, aber leichter in der Westentasche zu versenken ist. Das war richtig, nur meine Vorausahnung lag völlig neben der Realität: erst um 15.30 Uhr konnte ich ein Taxi vorm Haupteingang besteigen und fliehen. Immerhin hatte sich gegen Mittag die Wartezeit so massiv gedehnt, dass ich anstandslos in den nahgelegenen Botanischen Garten ausweichen konnte, wo ich allerdings wegen Nieselregens die Gewächshäuser bevorzugte. Ein paar Handy-Fotos werden das weiter unten bezeugen.

 Thomas Nagel

Linke Seite: die Überschriften der Kapitel, ganz unten „Der Sinn des Lebens“. Ein Textauszug kann beweisen, dass die Lektüre tatsächlich sehr ernste Gedanken generiert, die nur durch den Anblick lebender Wesen, ob pflanzlich, ob tierisch, beschwichtigt werden, weniger durch leidende Menschen, genannt Patienten, noch weniger, wenn man sich ihnen in Kürze zuzugesellen fürchtet.

Gewiss hat jeder schon einmal in diese Richtung gedacht. Zum Beispiel wenn man über den frühen Tod Franz Schuberts zu trauern begann und sich mit den Worten zu trösten versuchte: selbst wenn er sehr gesund gewesen wäre, hätte er doch auch irgendwann sterben müssen. Ohne die leiseste Chance, das 20. Jahrhundert zu erleben… Hat er etwas vom Sinn seines Lebens gewusst? Oder wenigstens: zu wissen geglaubt? Ganz zu schweigen von der Kürze der ihm zugemessenen Zeit. Oder dass sein Werk eines Tages Sterbenskranke würde aufrichten und trösten können? Wenn jedoch niemand mehr bereit ist, diese Musiksprache zu erlernen, – vielleicht wäre erst dann – alles umsonst und vergebens?

Ich halte mich einstweilen an Räume, in denen sich die Frage nach dem Sinn erübrigt.

 Alle Fotos Huawei (JR) 7. Januar 2019

Noch einmal Thomas Nagel (Seite 82):

Wenn jemandes Leben als Teil von etwas Größerem einen Sinn hat, so kann man immer wieder in Beziehung auf dieses Größere fragen, welchen Sinn es hat. Entweder es gibt eine Antwort, die auf etwas noch Größeres verweist, oder es gibt sie nicht. Gibt es sie, so stellt sich die Frage erneut. Gibt es sie nicht, so sind wir mit unserer Suche nach einem Sinn am Ende und bei etwas angelangt, das keinen Sinn mehr hat. Wenn eine solche Sinnlosigkeit jedoch bei jenem Größeren akzeptiert werden kann, von dem unser Leben einen Teil ausmacht, warum dann nicht bereits bei unserem Leben selbst, als ein Ganzes betrachtet? Warum darf unser Leben eigentlich nicht sinnlos sein?

Und dann sah ich drei schwarze Fischlein, von denen eins das andere fragte: „Wo ist denn der Sinn deines Lebens? Ich habe gehört, dass du es weißt.“ Da antwortete dieses: „Gewiss: siehst du da draußen die große Gestalt hinter der transparenten Wand? Und auch das kleine Gerät in dreifacher Fischgröße? Man zeigt es uns des öfteren, sie nennen es Huawei. Schau, das muss der Sinn unseres Lebens sein!“ (JR)

*    *    *

Nachtrag

 Wikipedia O.E.Wilson

Erwähnenswert, dass auf meinem Nachttisch ein Abreiß-Kalender liegt, den mir wohlmeinende Freunde im Dezember geschenkt haben, nichtahnend, dass ich kein einziges Blatt abreißen werde. Es ist zu kostbar, und so lese ich das meiste zur Unzeit, was ich wohl einmal dokumentieren darf. Soll sich doch freuen, wer am 26. August Geburtstag hat:

Der Autor ist übrigens derselbe Philosoph, der die Zeitschrift „Hohe Luft“ als Chefredakteur betreut und der das Buch „philosophie! die 101 wichtigsten fragen“ geschrieben hat: Thomas Vašek, siehe auch hier und hier.