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Große Gefühle, türkisch

Wo war eigentlich der Orient? (Begegnungen)

Teheran im Lauf der Tournee April 1967

Der östlichste Punkt der „Orient-Tournee“ 1967

Istanbul 1967

Istanbul, unser Hotel & die Umgebung

Was schlimm war: fast einen Monat getrennt zu sein von der gerade erst entstandenen Familie (Marc *1.4.66). Und was malte er 5 Jahre später? Eine orientalische Stadt…

1971 1972

20 Jahre später:

Wir waren gewarnt worden: die massentaugliche Präsenz von Theodorakis würde den feinen Musiker Livaneli erdrücken. Und noch viel mehr, aus ganz anderen Gründen, wurden wir vor Ibrahim Tatlises gewarnt. Das entspreche einem deutschen Konzert in Istanbul, bei dem Fischer-Dieskau gemeinsam mit Heino auf der Bühne stehen müsste. Wir kannten das unten zitierte Verdikt von Fazil Say noch nicht. Und es hätte uns auch nicht irritiert. Ich persönlich war es gewöhnt, von Freunden, denen ich meine liebste arabische Musik vorspielte, ausgelacht zu werden. Ich wusste, dass solche Geschmackswelten nicht einfach durch gute Worte überbrückt werden können. Das „Gefühl“ spielt nicht mit. Bzw. der Schritt vom „ganz großen Gefühl“ zur Lächerlichkeit ist winzig. In der Show von Harald Schmidt wird all dies listigerweise zur Unkenntlichkeit vermengt. Man kann schlecht sagen, dass ein vor Begeisterung rasendes Publikum sich irrt. Jedenfalls nicht, wenn man Chef der Show ist. Man fühlt sich unbehaglich und weiß nicht warum…

55 Jahre später in Solingen: Konzert der Bergischen Symphoniker 7.6.22 (vorige Woche)

siehe hier

Istanbul Sinfonie beim hr mit Einführung des Komponisten Fazil Say:

Hilfe auf Youtube, wenn man Einzel-Sätze anklicken will (Helfer: Ath Samaras vor 8 Jahren)

For better accessibility: Fazil Say – Istanbul Symphony (1. Sinfonie) 00:00 Intro by Fazil Say
07:10 I. Nostalgie 17:20 II. Der Orden 21:25 III. Sultan-Ahmed-Moschee 28:55 IV. Hübsch gekleidete junge Mädchen auf dem Schiff zu den Princess-Inseln 33:10 V. Über die Reisenden auf dem Weg vom Bahnhof Haydarpaşa nach Anatolien 37:16 VI. Orientalische Nacht 44:18 VII. Finale 50:42 Applause
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Fazil Say Wikipedia / Zitat:

Ebenfalls für heftige Diskussionen sorgte seine offen zum Ausdruck gebrachte Ablehnung des in der Türkei bei bestimmten Gesellschaftsschichten populären Arabesk-Pops. Arabesk-Musik sei „eine Last für Intellektualität, Modernität, Führungskraft und Kunst“ und weiter: „ich schäme, schäme, schäme mich für das Arabesk-Proletentum beim türkischen Volk“.

Über Arabeske hier / Wikipedia über Ibrahim Tatlises hier Harald-Schmidt 1998

Wie lautet noch eine der größten menschenfreundlichen Lügen? „Ich liebe euch alle!“

Eine frühe Radio-Sendung über kulturelle Relativität; heute würde ich wohl anders herangehen:

usw. Was aber hätte ich als erstes lesen sollen?

Licht aus Indien? 1997 (Foto E.Reichow)

Delacroix – der Film

Ein Orient

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HIER den Film ansehen (bis 1.Mai 2021)

Was ich eigentlich gesucht hatte: eine  Möglichkeit den folgenden, langen Film mit demselben Thema aus einer Mediathek oder einem anderen Speicherort abzurufen, außerhalb meines privaten, den ich leider nicht weitervermitteln kann. Genau diesen Film, keinen nur thematisch ähnlichen, über den ich allerdings auch schon ganz froh bin. Merkwürdig, wieviele Versuche fehlschlagen, – es gibt ihn also nicht in der Mediathek. Mit solchen Bildern und Szenen! Oder? Eine halbe Stunde vergeht…

Und: ein Wunder! ich habe ihn doch gefunden, abrufbar bis 14. März 2021 !  HIER

Die oben abgebildete Szene „Jüdische Hochzeit in Marokko“ (Tanger) im Film ab 37:59

Sehen Sie, hören Sie, vergleichen Sie Realität und Imagination, z.B. ab 1:16:00

Was für ein Monat, der März, was für eine Entdeckung! Gerade dieser Film, alles ist gut, der Ton des begleitenden Textes, speziell die Experten. Und die Musik! Die Identifikation: meine erste Berührung mit dem Orient in Marokko, wann war das? Die Ankunft auf dem Flughafen Rabat, wir mit unsern Geigenkästen, – überwältigend die laue Abendluft, beneidenswert die unter Orangenbäumen ruhenden, palavernden Männer…

Eugène Delacroix – Ein Maler im Farbenrausch

Jahrzehntelang hat dieser 3 kg schwere, 579 Seiten starke Band aus dem Nachlass meines kunstliebenden Schwiegervaters ein Schattendasein bei mir im Foliantenregal geführt, jetzt kann ich stundenlang darin blättern; zum erstenmal frage ich mich, aus welchem Jahr er stammt (1967 – was für ein Zufall!) und was für einen Stellenwert der Verfasser René Huyghe hatte:

Es überrascht vielleicht, in welcher Hinsicht sich der junge Delacroix mit Deutschland befasst hat. Im Kopf eines solchen Künstlers geht halt mehr vor als eine flüchtige Anmerkung hergeben kann. Das Werk ist entscheidend. Das gilt hier genauso wie in Marokko oder Algier. Man lese unten die Sätze über Musik. Und oben die Kapitelüberschriften Seite 191 und 197.

Man hat sich inzwischen daran gewöhnt, sobald ein Anflug von Orient-Schwärmerei aufzutauchen scheint, mit erhobenem Zeigefinger Edward Said zu zitieren, so auch ich; verweise dabei aber ganz besonders auf die Tatsache, dass Delacroix nur 1 einziges Mal und dann sehr pauschal einbezogen ist, inklusive ein Satz in Klammern, der Platz gibt für eigene Gedanken: „(worauf ich hier leider nicht näher eingehen kann)“.