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Indien bedenken

Es beginnt mit Zweifeln und endet mit Musik

ZITAT (s.u. Bernd Graff)

Und es geht Schlag auf Schlag. Wenn man einmal begriffen hat, dass überall im Universum nur das Licht sich mit einer konstanten Geschwindigkeit bewegt, dass also nur diese Geschwindigkeit unabhängig von Bezugssystemen ist, dann müssen Raum, Licht und Zeit zum Licht in Relation gesetzt werden. Nicht die Zeit, nicht der Raum sind also absolut, wie Galilei und Newton dachten, nur die Lichtgeschwindigkeit ist es. Aus diesem Gedanken entwickelte Einstein 1905 seine Spezielle Relativitätstheorie, in der sich die Zeit dehnen kann, Längen sich verkürzen und Massen zunehmen können. Unser Alltag ist zu langsam, um das zu bemerken, aber je mehr wir uns der Lichtgeschwindigleit nähern, umso mehr dehnt sich die Zeit und umso langsamer geht eine Uhr.

Welt & Licht (Glasenapp Seite 36)

Übersicht verschaffen!

Zum Schöpfungsmythos und zur Melodie:

Quelle Helmuth von Glasenapp: Indische Geisteswelt / Glaube, Dichtung und Wissenschaft der Hindus / Emil Vollmer Verlag Wiesbaden o.J. (Vorwort 1958)

Rigveda hier in Sanskrit u in Deutsch hier

Sathapatha Brahmana V 4 3 2 hier

Was ist geschehen? Ich habe wieder einmal Marius Schneider gelesen, wieder eingesehen, dass ich seine „Kosmogonie“ nie schaffen werde. Ebensowenig wie „Singende Steine“ oder „Die Natur des Lobgesangs“. Auch seinen Quellen werde ich nicht nachgehen. Ich glaube nicht, dass man an den frühesten Quellen der Menschheit, oder aller nur denkbaren Schöpfungsmythen, dem Anbeginn der Schöpfung, der Millionen, Milliarden Jahre zurückliegen mag, näher bin als heute, am 3. Januar 2021, am Tag als 1882 mein Opa geboren wurde, bei dem ich ab etwa 1947 im sogenannten Realienbuch blättern durfte, wo ich mich vor allem auf die Tierbilder konzentrierte. Damals gab es noch „Realien“! Heute genügen mir meist die Wissenschaftsseiten der großen Zeitungen. Hier z.B. die Kinder- und Jugendbuch-Rezensionen der ZEIT, aus denen ich anfangs zitiert habe.

SZ 31.Dez./1.Jan.2020/21 Seite 19

Auch hier entstehen Fragen. Und passende, oft schwierige Antworten. Aber wenn ich zum Beispiel frage: was haben indische Tonbezeichnungen (Notennamen) mit den Reliefs auf katalanischen Säulen zu tun? Welche Quellen gibt es, die nahelegen, dass die hinter den Silben Sa-Re-Ga-Ma etc. verborgenen Figuren im alten Indien mit bestimmten Tönen der mittelalterlichen Kirche zu tun haben? In Stein gemeißelte und herausgelesene Einzeltöne, „Pfundnoten“, indische Töne, die eine glaubwürdige gregorianische (?) Melodie ergeben? Wo steht das? Reicht mir die Antwort, dass es da offenbar Baugeheimnisse gegeben hat? Gewiss auch eine „Aufführungspraxis“, lebende, nicht zu versteinernde tönende Gestalten. Nicht nur die späte Suggestion, man könne sie mit einer entsprechenden „Musikalität“ eines Tages hier und jetzt erlösen? Rhythmen rekonstruieren?

Mein Unbehagen könnte nicht größer sein. Ungeachtet der Tatsache, dass ich den Vorlesungen und Übungen des großen Kölner Musikethnologen wesentliche Impulse verdanke. Auch wenn an seiner grünen Tafel im Hörsaal eine Melodie wie „In einem kühlen Grunde“ stand, Tonika – Dominante, im Ernst, aber keine indische oder arabische. Und ihre Kerntöne – in Reduktion – hätten auch gar nichts gesagt. Nur die stetige Variantenbildung.

Was sagt ein Text wie dieser?

Quelle Marius Schneider: Singende Steine: Rhythmus-Studien an drei romanischen Kreuzgängen. München, Heimeran 1978 ISBN 3 7765 0264 9 Archiv 594

„… wenn die geheimnisvolle Schönheit dieser Klaustren zu singen beginnt“.

Mein Gott, ich denke an Jascha Heifetz, dessen Geige so intensiv gelobt wird, dass er sich zu ärgern beginnt, und er hält sie ans Ohr und sagt: „Ich höre nichts!“

Es ist das analoge Denken, das mir Schwindel verursacht: es verfährt radikal parataktisch, mündet in einen Katalog der Beziehungen und Ähnlichkeiten, und realisiert ein zusätzliches Prinzip, das von außen Einheit hineinträgt, und wer sich dagegen sträubt, dem wird das feine Wahrnehmungsvermögen abgesprochen. Ihm fehlt „Musikalität“. Ich spüre aber auch etwas, – und das ist ein Hauch von Verschwörungstheorie…

Quelle Marius Schneider: Die Natur des Lobgesangs / Basilienses de Musica Orationes / Herausgegeben von Leo Schrade / Im Bärenreiter-Verlag zu Basel 1964 (Seite 17)

  

In meinem Unterbewusstsein gibt es eine physiognomische Homologie zwischen meinem Großvater (1882-1966) in seiner letzten Zeit und dem alten Leonardo da Vinci. Aber eines ist sicher: die Ähnlichkeit bedeutet NICHTS, außer dass beide zweifellos MENSCHEN sind.

Und jetzt möchte ich wirklich Musik hören, einheitstiftend aber vielgestaltig. Ich überlege noch welche… Meinem Großvater hätte eine Sammlung von Märschen gefallen (die entsprechende LP habe ich ihm tatsächlich 1962 geschenkt, komplementär dazu auch noch die bekanntesten Wiener Walzer. Aber jetzt, hier und heute, bin ich dran.)

Diese Aufnahme (im externen Fenster hier) ist wunderbar geeignet, sich auch mit wenig Erfahrung in die Verästelungen indischer Musik hineinzufühlen. Bei einem ersten Durchgang im Tonraum verorten. Finden Sie den Basiston (oder gibt es zwei?). Summen Sie ihn ruhig mit, während Sie gleichzeitig die distanzierenden Bewegungen der Melodie (ob Geige oder Singstimme) mitverfolgen und einordnen. Wiederholen Sie oft kleine Abschnitte der Aufnahme, bis Sie auch die winzigsten Ornamente präzise identifizieren können.

Einleitung bis Übergang: Tabla-Einsatz 8:11. (Erkennen Sie die Melodie? ihre stete Wiederkehr?)

Es ist nützlich, eine andere, „pedantischere“ Version dagegenzusetzen.

Etwa hier, in rot normale Themeneinsätze

ab 0:54 / 1:24 / (1:38) / 1:49 / (1:59) / 2:34 / ? / 3:16 / (3:38) / 5:53 / 6:13 / 6:41 / 6:53 Finalis

original (Komponist?): Bade Ghulam Ali Khan