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Greifbares aus der Weltgeschichte Nahost

Beziehungsweise: schwer Begreifbares, betreffend Palästina

(Sie haben keine Zeit? Dann gehen Sie bitte an den Schluss dieses Artikels!)

Solinger Tageblatt 28. Okt. 2023 Seite 2

Meist befällt mich beim Anblick von Chronologien bleierne Müdigkeit, und doch dreht es sich in Diskussionen oft um Details („wer hat angefangen?“ / „Wer hat zurückgeschlagen?“), die sich nur anhand penibel belegter Datenabläufe klären lassen. Nicht durch ein vages historisches Gefühl. Und wenn ich merke, wie trügerisch sein kann, achte ich auf jede vertrauenswürdige Nachhilfe.

Schließlich will ich im Gespräch mit Enkeln nicht Vorurteile sprechen lassen. Oder etwa rekapitulieren, was ich einst im biblischen Unterricht über die „Kinder Israel“ gelernt habe. Es geht um den gegenwärtigen Zustand des Nahen Ostens – und wie es dazu kommen konnte. Und was wir damit zu tun haben. Stichwort Schoa. Wie weit muss ich zurückgehen, – mein Vorurteil sagt: bis Pontius Pilatus, nein viel weiter, viel früher, Römerherrschaft, nein, Zerstörung des Salomo-Tempels 70 vor Christus. Zerstreuung der Juden in alle Welt. Blieben denn keine in Palästina? Gingen die (muslimischen) Araber nicht erst mit Mohammed, also viel später auf  Eroberungstour. Seit 630 nach Osten, Norden und Westen, hier bis an den Atlantik, nach Spanien, wo sie Mauren (Mohren) genannt wurden, während die weißesten Kreuzritter um 1000 in umgekehrter Richtung expandierten. Und das Osmanische Reich? Ich gerate ins Schlingern.

Ich fange lieber bei der Tageszeitung an, prüfe, ob eine parteipolitische Tendenz in der Berichterstattung erkennbar ist, ob ich weitere Quellen zu Rate ziehen sollte, – aber – schnell muss es gehen. Da draußen verändert sich ständig die Lage, nicht nur im Nahen Osten, sondern: die Weltlage. Nur nicht die Flinte ins Korn werfen – Schluss auch mit den falschen Bildern – Fakten, Fakten, Fakten!

Journalismus, das ist es! Damit fang ich an: da gibt es immerhin, schaut doch selbst, diese (s.o.) „Sieben folgenschwere Mythen“! Liebe Enkel und Enkelinnnen, das ist wohl auch für Euch geeignet, falls das stimmt mit der allgemein kürzeren Aufmerksamkeitsspanne, – uns Alten geht es ja nicht anders, die Realität hat keine Geduld mehr. Ich nehme, was ich greifen kann.

https://rp-online.de/politik/analyse-und-meinung/die-mythen-der-palaestinenser-und-israelis-im-nahostkonflikt_aid-100047045 HIER Autor: Martin Kessler

Der Begriff „Palästinenser“ Wiki hier

Israel Wikipedia-Artikel hier / Vorweggenommen seien die folgenden ZITATE:

Das Gebiet des heutigen Israel gilt als Wiege des Judentums sowie auch der beiden jüngeren abrahamitischen Religionen. Es stand seit 63 v. Chr. nacheinander unter römischer, byzantinischer, sassanidischer, arabischer, osmanischer und britischer Herrschaft. Die dort seit rund 3.000 Jahren ansässigen Juden (biblisch: Israeliten, Hebräer) wurden im Laufe der Geschichte mehrmals vertrieben oder zur Emigration gedrängt (jüdische Diaspora). Vom ausgehenden 19. Jahrhundert an bestanden unter europäischen Juden, nicht zuletzt aufgrund der in Europa zunehmenden Judenverfolgung, Bestrebungen, im damals osmanischen Palästina wieder einen jüdischen Staat zu errichten (Zionismus, benannt nach Zion, dem Tempelberg).

Der Aufstand der Makkabäer 165 v. Chr. brachte Israel noch einmal für etwa 100 Jahre staatliche Unabhängigkeit. 63 v. Chr. begann die Zeit der römischen Oberherrschaft. Die Römer gliederten das Gebiet in zwei Provinzen auf: Syria im Norden, Judäa im Süden. Im Jüdischen Krieg wurden Jerusalem und der Jerusalemer Tempel 70 n. Chr. vollkommen zerstört. Der letzte jüdische Aufstand in Israel gegen die römische Herrschaft (Bar-Kochba-Aufstand) wurde 135 n. Chr. niedergeschlagen. Ein Teil der jüdischen Bevölkerung wurde vertrieben. Das Land selbst wurde seither „Palästina“ genannt. Diesen Namen, der auf das seinerzeit bereits in den Nachbarvölkern aufgegangene Volk der Philister zurückgeht, erhielt das Land aufgrund eines Erlasses von Kaiser Hadrian, um die Erinnerung an die judäischen Bewohner zu tilgen, deren Aufstand er niederschlug. Trotzdem blieb Palästina – neben Rom und seinen Provinzen in Europa und Nordafrika sowie abgesehen von Mesopotamien (Babylonien) – ein Zentrum des Judentums; bis ins Mittelalter hinein waren sowohl die babylonischen als auch die palästinischen Rabbinen wegweisend für die Entwicklung der jüdischen Religion und Lebensweise auch außerhalb dieser Gebiete.

Im Zuge der islamischen Expansion geriet das Gebiet 636 unter arabische Herrschaft. Seit dieser Zeit wurde Palästina mehrheitlich von Arabern bewohnt. Die Kreuzfahrer beherrschten von 1099 bis 1291 das von ihnen so bezeichnete „Lateinische Königreich Jerusalem“. Es folgten die Mamluken von 1291 bis 1517 und dann die osmanische Herrschaft von 1517 bis 1918. Keine dieser Obrigkeiten hatte für Palästina eine eigene Verwaltung vorgesehen oder das Gebiet als selbstständige geographische Einheit betrachtet. Auch für die Osmanen war die Region ein Teil Syriens, wohl auf die römische Bezeichnung Syria zurückgehend. Das Land wurde in drei Distrikte eingeteilt.

* * *

Durch den Sieg der Briten im Ersten Weltkrieg wurde 1917 die osmanische Herrschaft in Palästina beendet. Im Anschluss an die Konferenz von Sanremo 1920 übertrug der Völkerbund 1922 Großbritannien das Mandat für Palästina mit dem Gebiet, das heute gemeinsam von Israel und Jordanien eingenommen wird. Zu den Mandatsbedingungen gehörte, dass die Briten die Verwirklichung der Balfour-Deklaration ermöglichen sollten, die aber die Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina nicht beeinträchtigen sollte. Die Mandatsmacht war aufgefordert, die jüdische Einwanderung zu ermöglichen, diese jüdischen Einwanderer geschlossen anzusiedeln und hierfür auch das ehemalige osmanische Staatsland zu verwenden. Es sollte dabei ausdrücklich dafür Sorge getragen werden, dass „nichts getan werden soll, was die bürgerlichen und die religiösen Rechte bestehender nichtjüdischer Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und die politische Stellung, deren sich die Juden in irgendeinem anderen Lande erfreuen, präjudizieren könnte“.

Im Juli 1922 teilten die Briten Palästina in zwei Verwaltungsbezirke, Palästina und Transjordanien, das etwa drei Viertel des Mandatsgebietes umfasste. Zunächst wurden Transjordanien und Palästina noch als Verwaltungseinheit mit einheitlichen Mandatsgesetzen, der gleichen Währung und gleichen Mandatspässen betrachtet (siehe auch: Weißbuch von 1939), aber Juden war es nur noch erlaubt, sich westlich des Jordans anzusiedeln. Im östlichen Teil, in Transjordanien, dem heutigen Jordanien, setzten die Briten den haschemitischen Herrscher Abdallah ein, der von der arabischen Halbinsel vertrieben worden war.

Quelle: Wikipedia

Fakten? Wo genau stehen sie nun? Vielleicht wieder in der neuen ZEIT (3.11.23)?

Und weiter auf Seite 4 (Verschiedene Autoren):

Hier folgen als Thesen nicht unbedingt die Fakten, sondern Kernprobleme, – zu diskutierende Themen, deren Darstellung im Text nachzulesen ist. Ich lasse die Lösung offen. (Aber immer zu beachten: wer sind die Autor_innen, was haben sie gelernt und für wen arbeiten sie. Also auch hier anklicken.)

Im Krieg lügen alle Seiten /Yassin Musharbash

Bei diesem Konflikt geht es im Kern um Religion /Jan Ross

Der Nahostkonflikt ist hoffnungslos und unlösbar /Frank Werner

Die Briten sind an allem schuld /Josef Joffe

Israel ist eine Kolonialmacht /Anna Sauerbrey

Israels Geheimdienste sind die besten der Welt /Josef Joffe

Israel ist die einzige Demokratie in Nahost /Jörg Lau

Die Zweistaatenlösung ist tot /Michael Thumann

Die Hamas ist ein Werkzeug des Iran /Yassin Musharbash

*    *    *    *

Heute hört man ja immer öfter den Satz: „Das wird man doch noch sagen dürfen!“ Aber in Wirklichkeit ist das weit verbreitete Schweigen ein gesellschaftliches Problem. Daher halte ich den folgenden Artikel aus der ZEIT (2. November 2023 Seite 53) für besonders wichtig. Bitte zum Vergrößern jeweils zweimal klicken:

Autor: Thomas E. Schmidt

Gestern im Tageblatt:

Deshalb erträgt man auch Kommentare wie diesen in der Tageszeitung, nennt ihn nicht tendenziös oder „geschmacklos“ und verlangt nicht Proportionaltät, die andere Seite betreffend. Gleiches kann nicht durch Gleiches aufgewogen werden. Der 7. Oktober 2023 ist ein in das kollektive Gedächtnis eingebranntes Datum. Kein „Narrativ“, das durch ein anderes überlagert werden kann.

Seltsam: man kann das auch in 2 Minuten hören, von seiten unserer Regierung, in einer offiziellen Rede, die auch viel beachtet und gelobt wurde, mit Recht: hier von Min. 7:40 bis 9:40.

Neue Ratlosigkeit

Wöchentliche Orientierung, ein Irrweg?

Begleitet von der imaginierten Kritik derer, die sich auf schnelle Intuitionen verlassen, lese ich an jedem Donnerstagmorgen die ZEIT, von vorne natürlich – also zuerst die Titelseite, dann die Rückseite dieses Teils, die Inhaltsangabe Seite 14, gehe von dort meist zuerst ins Feuilleton, dann in Wissen. Ich will heute protokollieren, was für mich lebenswichtig (?) war, – weshalb ich die möglichen antibürgerlichen Kritiker ignoriere, ohne sie zwischen den Zeilen zu übersehen. Sie schauen durchs Gitterwerk. (Könnte etwa eine Täuschungsmaschinerie am Werk sein?) Ich notiere allerdings die Zeilen, die ich markiert habe. Nicht meine Gedanken, die ich vielleicht bei Gesprächen ins Offene schicke. Manche stammen von Adorno (nach seiner Rückkehr in den 50er Jahren). Aber am späten Vormittag will ich im Garten tätig gewesen sein, zumal ich Jan Schweitzer gelesen habe, Seite 41 mit „Dreieinhalb Minuten Schwitzen“.

Die Terroristen hatten es auf Juden abgesehen, aber auch auf das, wofür Juden in ihren Augen stehen: die westliche, liberale Welt, in der es möglich ist, dass junge Menschen auf einem Trance-Festival unter dem Motto »Freunde, Liebe und unendliche Freiheit« halb nackt in der Wüste tanzen. Es ging nicht nur um den Freiheitskampf der Palästinenser. Die Hamas will einen Staat nach islamischen Regeln errichten. Ihre Mitglieder würden die säkularen arabischstämmigen Jugendlichen auf der Berliner Sonnenallee verachten, die vor wenigen Tagen gemeinsam mit der antiimperialistischen Szene »Free, free Palestine« riefen.

QUELLE Sascha Chaimowicz: Dieses Schweigen / Seite 1

Dieser Sieg der Opposition ist weit über Polen hinaus bedeutsam. Das Bündnis unter Führung des ehemaligen Premiers und EU-Ratspräsidenten Donald Tusk hat bewiesen, dass der Vormarsch des Rechtspopulismus kein unabwendbares Schicksal ist – nicht einmal unter extrem schwierigen und unfairen Bedingungen.

QUELLE Jörg Lau: Willkommen zurück / Seite 1

Zu Isoldes Liebestod, am Ende der Oper, standen sie an der Rampe, und hinter ihnen ging ein goldenes Quadrat auf, leuchtete heller und heller – wie das Tor zu einer anderen Welt. Diese Idee des Bühnenbildners Erich Wonder hat mich zusammen mit Wagners Musik schwer ergriffen. (Lemke-Matwey)

… und es musste etwas passieren zwischen diesen beiden Menschen, die von ihrer Leidenschaft noch gar nichts wissen. Auf so engem Raum! Und es passierte! Mit aller Entschiedenheit. Die Wonder-Räume duldeten keine Verlegenheit, keine Schleichgänge. Nein! Jede Aktion musste groß sein, jede Aktion musste etwas bedeuten! (Waltraud Meier)

QUELLE »Der Mensch hat so viel zu sagen!« Doch jetzt ist Schluss, die Sängerin Waltraud Meier gibt ihren Abschied. Ein Gespräch über das Leben im Rampenlicht / Seite 54

Viele wollen nicht verstehen, dass wir den Mord an 1400 Israelis nicht dulden können. Ich frage die Deutschen: Würden sie so etwas hinnehmen? Gemessen an der Bevölkerungszahl wären das 10.000 ermordete und 1000 entführte Deutsche. Mich stört die Doppelmoral: Unsere Kritiker setzen Israel und Palästina gleich, fragen nicht, wer den Krieg begonnen hat. Wir kämpfen aber nicht gegen Palästinenser, sondern gegen die Hamas und den Islamischen Dschihad. Wir kämpfen nicht gegen die Iraner, sondern gegen das Mullah-Regime. Nicht gegen den Libanon, sondern gegen die Hisbollah. Am meisten ärgert mich die Forderung nach »verhältnismäßiger« Gegenwehr. (Wieso?) Was wäre denn verhältnismäßig? Sollen wir es machen wie die Hamas? Sollen wir ein Musikfestival im Gazastreifen stürmen, Frauen vergewaltigen und Kinder enthaupten? Vielleicht am Ramadan? Ohne Vorwarnung?

QUELLE »Sie lachen, während sie uns töten« Arye Sharuz Shalicar ist Sprecher der israelischen Armee. Hier berichtet er über die Gräueltaten der Hamas, warum ihm die Bilder nicht aus dem Kopf gehen – und wie es ist, sich für die militärische Gegenwehr rechtfertigen zu müssen / Seite 62

Analyse eine neuen Welt in Aufruhr, mit Hilfe der alten Theoretiker

(Thukydides, Machiavelli, Clausewitz, Herfried Münkler)

Auf die Frage – nachdem es Hoffnung gab, den nahöstlichen Raum weiter zu befrieden – woher dieses Interesse kommt an CHAOS und UNORDNUNG…

Einige haben die Annäherung zwischen Israel, Saudi-Arabien sowie den Golfstaaten in Gestalt der sogenannten Abraham-Abkommen als Befriedung des Raumes angesehen und dabei den Iran und die Palästinenser außer Acht gelassen. Die aber wären die Verlierer der Befriedung des Raumes gewesen; also haben sie nach Möglichkeiten gesucht, diese Entwicklung zu stören, zu zerstören und dabei sind sie wohl erfolgreich gewesen. Dass auch der russische Präsident Putin ein Interesse an der Eröffnung eines zweiten »Kriegsschauplatzes« hat, weil der den Westen zusätzlich in Anspruch nimmt, spielt sicherlich auch eine Rolle. Politische Akteure, die mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden sind, profitieren von Chaos und Unordnung – also befeuern sie diese.

Zur Prognose, dass es künftig fünf Machtzentren geben werde…

Die Kandidaten auf der demokratischen Bank werden die USA und die EU sein, auf der autoritären Bank Russland und China – und Indien als »Zünglein an der Waage«. Warum fünf? Sie müssen Ordnungsaufgaben übernehmen, die für sie nicht bequem sind und Anstrengung bedeuten – etwa dafür zu sorgen, dass eine Organisation wie Hamas nicht ganze Regionen in Brand setzen kann. Dafür bekommen sie etwas zurück: Einfluss. Die fünf wollen unter sich bleiben und keine anderen dabei haben, mit denen sie Macht teilen müssen. Historisch haben solche Fünferkonstellationen eine gewisse Stabilität, in der Regel zwei gegen zwei, und einer ist das Zünglein an der Waage. (…)

Die Kategorien, mit denen Sie die Lage bedenken, sind die ganz alten: Macht, Polarität, Einflusszone (…).

Vermutlich besitzen Kategorien, die sich über Jahrhunderte bewährt haben, eine höhere Erklärungskraft, auch angesichts einer sich schnell wandelnden Welt, als Theorien, die in gerade stattfindende Entwicklungen hineingeschrieben werden, von denen man aber annehmen kann, dass sie nur intellektuelle Widerspiegelungen einer augenblicklichen Lage sind. Es kommt nicht von ungefähr, dass ich mit Thukydides oder Machiavelli Theoretiker nehme, die als Politiker gescheitert sind und die unter dem Gesichtspunkt ihres Scheiterns schrieben. Sie treten nicht mit dem Gestus der Selbstverliebtheit in ihre eigenen Ideen auf, wie so mancher, der zuletzt hoch im Kurs stand und angesichts der jüngsten Entwicklungen – Russland, Türkei, Hamas – jetzt vor einem Scherbenhaufen steht. (…)

Man hat den Raum vom Westbalkan bis zum Kaspischen Meer, von der ukrainischen Nordgrenze bis über die türkische Südgrenze hinaus bis nach Israel nicht als einen postimperialen Raum betrachtet, sondern gedacht, man könne ihn gut in Ordnung halten. Aber postimperiale Räume bringen revisionistische Akteure hervor. (…)

Ich schätze die Klassiker einer Theorie, die stark mit geschichtlichen Erfahrungen argumentiert – bei Thukydides, vor allen Dingen bei Machiavelli, aber auch bei Clausewitz, der sich mit den Hoffnungen der Aufklärung über das Verschwinden der Kriege auseinandersetzt. Bei diesen Autoren spüre ich eine Weigerung, sich täuschen zu lassen durch Wunschdenken. Denn indem man sich der Geschichte vergewissert, tritt sie als tatsächliches Geschehen an die Stelle des Gewünschten. Ich sage nicht, alles wiederhole sich eins zu eins, aber Grundkonstellationen sind bereits in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten und werden das wohl auch in Zukunft tun. Ansonsten müsste man plausibel nachweisen, warum sich das, was sich in zweieinhalbtausend Jahren wiederholt hat, nicht mehr wiederholen wird. Für diese Erwartung gibt es keinen Grund. Mit Schopenhauer kann man sie als »ruchlosen Optimismus« bezeichnen.

Quelle: alle wörtlichen Zitate stammen aus einem Gespräch mit dem Historiker Herfried Münkler, DIE ZEIT 12. Oktober 2023 Seite 58 »Der Worst Case war nicht vorgesehen« / Gespräch Thomas E. Schmidt mit dem Politologen H.M. über Israel, Russland und das Chaos in der Welt. Wie es zwischen den großen Mächtigen ohne Kriege weitergehen könnte, beschreibt er in seinem Buch »Welt in Aufruhr«.

Eine philosophische Antwort auf die Situation in Palästina / Israel:

HIER

Für die Philosophin Susan Neiman steht fest, dass das Festhalten an der Würde aller Menschen die einzig richtige Antwort auf die Situation in Israel ist. Das bedeute, das Leid aller ernst zu nehmen. Zugleich dürfe erfahrenes Leid nicht zur Richtschnur eines politischen Handelns werden, das von Rachewünschen getrieben ist.

Gender-Fragen?

Von Blogthemen, die man sucht oder meidet

Es sind wohl solche, bei denen man sich festlegen muss, auf die man „festgenagelt“ werden kann, in denen man sich (oder andere) „bloßstellt“, deren man sich schämt, sobald man etwas mehr Abstand gewonnen hat. Oder solche, die sich auch in Gesprächen nicht bewährt haben, wo man am Ende ausgewichen ist, sagt: „es war nicht so gemeint“ oder „ich wollte dich nur testen“ (geht gar nicht!).  Man schreibt nicht unbedingt, was man schon weiß, sondern was man sich merken will. Was man ausbauen will und oft genug dann doch vergisst. Manchmal auch das, was unter den Nägeln brannte. Gute Gespräche entstehen allerdings nicht in Erregung, sondern dort wo Pausen möglich sind, wo Stille einfach still ist, wo Zeit bleibt für Assoziationen, auch für Zurücknahmen („ich habe eben übertrieben“). Peinlich meist, wo Pausen nach Peinlichkeit klingen, – als ob man etwas ungesagt lassen will. Also: Offenheit ist Grundvoraussetzung. Bei vielen Blogeinträgen bin ich geneigt drunterzuschreiben: „Fortsetzung folgt“. Sie sollen nicht apodiktisch klingen. Weiterbringen, aber nicht unbedingt ans Ziel. Andererseits: der selbstgefällige Klang, wenn einer sich zuviel Zeit lässt, die bloße Geschwätzigkeit oder der an sich sympathische Drang miteinander zu reden, ohne „sich zu produzieren“. Ein (scheinbar) künstlicher Vorsatz: nie länger als 1 Minute allein reden. Es sei denn, man kündigt ein Beispiel, eine Geschichte an. Im Blog redet man allein, man ist auch nicht verpflichtet, jedes mögliche Gegenargument, das einem einfällt, gleich mitzuliefern, als wolle man der Gegenseite signalisieren, dass Widerspruch zwecklos ist. Aber im Blog kann ich schreiben, so lange ich will, – wissend, dass Leser*innen bei Schriftlichem nach Belieben weiterspringen oder es nur überfliegen. Warum nicht?

Ich weiß, was man mir entgegenhalten kann, wenn ich am Donnerstag – wie heute – die neue ZEIT zitiere. Warum liest du nicht andere Blätter? – – – Ja, was denn??? Den Spiegel? Merkur? Die TAZ, die Junge Welt?

Die ZEIT ist nicht Ausdruck meiner bildungsbürgerlichen Grundhaltung. Ich lese auch mit Widerspruch, vieles aber auch gar nicht. Ich lese, um eigene Perspektiven zu ergänzen oder zu revidieren, oder auch nur um zu sehen, was heute „dran“ ist. Was hat mich vorhin besonders gefesselt? Einmal das Genderthema (weil 2 miteinander fremdelnde Gesprächspartner beteiligt sind). Dann vor allem eine Notiz zu den Bestsellern Sachbuch (Goulson neu s.a. hier). Nicht: das Netrebko-Thema, es interessiert mich überhaupt nicht. Im Laufe des Tages werde ich alles über den Ukraine-Krieg durchgehen. Die Zeitung bleibt auf dem Tisch, „Die Unordnung der Geschlechter“ auf dem Arbeitsplatz. Zum Blog gehört übrigens mal wieder der folgende (Nicht-)Abschluss:

(Fortsetzung folgt) … wirklich, siehe nächster Artikel …

Eine Zugabe (Radio) kam soeben per Mail:

HIER Lament for L14 as of today the sound art magazine Kurstrecke 120 (from about 43:29 to 54:37).

Auf Englisch gibt es dazu ein ausführliches MAKING-OF Interview , vgl.

WORLDS FALLING APART —
THE BOWED STRING INSTRUMENT ESRAJ
AMID A DEMOLITION SCENE
Pamalka Manjitha Karunanayake and Manfred Bartmann
in SIMP (Studia Instrumentorum Musicae Popularis, New
Series), 7. Edited by Gisa Jähnichen. Berlin: Logos, 53-66.
DOI: 10.30819/5319.04

Abstract
When working with Pamalka Manjitha Karunanayake in 2018, the two of us ended up recording
in Cult Studios (Colombo, Sri Lanka). There, I audio-recorded Pamalka’s rendering of some
marvelous samples all of which showcasing his deep understanding of the raga charukeshi.
Charukeshi is a highly ambivalent raga. As a result, the performance of a skilled player will
always convey joy as well as grief, and oscillate between emotional qualities.
On this December 4th 2018 none of us had any clue about the catastrophes that were in store. Nevertheless, I had field-recorded impressive sounds of some demolition machinery, tearing down an old building that had been used as an arts centre in Fulda, central-Germany. That was meant to gentrify the neighbourhood. I brought these somehow eerie recordings to my longtime colleague Bernie Rothauer in Salzburg to see what could be done with them in his Obaxe- studio. Bernie loves to work with weird soundscapes. My then working title was „Making a Trance.“ This contribution comes as a post-workshop interview about how that music came into being.

Dank an Manfred Bartmann!

Mehr davon

Zuviel Zeit für die ZEIT?

Eine Berichtigung ohne Richtigstellung

Quelle: DIE ZEIT No.24 am 4. Juni 2020 Seite 8 STREIT

Quelle: DIE ZEIT No.23 am 28. Mai 2020 Seite 10 STREIT Darf man zum Impfen zwingen? Darüber streiten Menschen nicht erst seit Corona. Seit März verpflichtet ein Gesetz Eltern, ihre Kindern gegen Masern immunisieren zu lassen. Richtig so, sagt der Präsident des Kinderschutzbundes – eine Mutter widerspricht. [Heinz Hilgers, Angelika Müller, Moderation: Charlotte Parnack und Marc Widmann]

Was also hat die Berichtigung zu bedeuten? Ist es ein bloßer Scherz? (Thema zu ernst.) Durfte die Abwertung des Wahrheitsgehaltes durch Frau Müller einfach nicht unwidersprochen bleiben? Vielleicht hat Herr Hilgers darauf bestanden? Ich könnte im Paul-Ehrlich-Institut nachfragen, – aber dafür habe ich keine ZEIT. Soviel zur wissenschaftlichen (und journalistischen) Sorgfalt. Mein Vertrauen [zur ZEIT] ist zur Zeit ganz ungebrochen. Zudem gibt es gleich neben der Kurzkorrektur auf Seite 9 einen Riesenartikel, dem ich viel Zeit widmen möchte:

Und es lohnt sich wie immer, Thea Dorn zuzuhören. Man kann den Artikel nicht ohne weiteres digital abrufen. Ich zitiere einen kleinen Abschnitt:

Im Sommer 2019 erschien im Spiegel unter der zugespitzten Überschrift „Die Menschheit verliert die Kontrolle über den Zustand der Erde“ ein Essay des renommierten Klimaforschers Stefan Rahmstorf über das Korallensterben. Dort war zu lesen: „Den Kollaps dieses Ökosystems einfach zuzulassen, wäre nicht nur völlig inakzeptabel. Es wäre der Beginn eines Kontrollverlustes, das Fallen eines ersten Dominosteines in einem eng verflochtenen lebenden Erdsystem, in dem alles miteinander verbunden und voneinander abhängig ist.“

Der Vorteil dieses Taschenspielertricks: Die Furcht vor einem hyperkomplexen, unkontrollierbaren System – wie es etwa unser Erdklima ist – wird in die Furcht vor dem Menschen verwandelt, der dieses System ruiniert. Dank der selbstanklägerischen Furchtverschiebung darf Kontrolle in Aussicht gestellt werden – wenn sich der Mensch nur seinerseits brav als Dominostein in einem mechanistischen System begreift, der keinesfalls wackeln, wanken oder gar aus der Reihe tanzen darf. Menschliches Handeln wird als quasi-physikalischeGröße behandelt, dessen Folgen sich dann vermeintlich ebenso präzise berechnen und zuverlässig vorhersagen lassen wie die Umlaufbahnen von Planeten.

Natürlich hat Thea Dorn recht, aber als oberflächlicher Leser kommt man leicht zu dem Schluss, dass auch die wissenschaftlichen Analysen des Korallensterbens  auf Taschenspielertricks beruhen, also: legen wir die Sache doch ad acta, – was ganz falsch wäre. Auch die Auseinandersetzung des Virologen Christian Drosten mit der Bild-Zeitung über die Rolle der Kinder in der Pandemie ist nicht kurzschlüssig gegen ihn zu wenden, obwohl Thea Dorns Folgerung sicher berechtigt ist: „Für die Wissenschaft ist dieser Zwang zum Rechthabenmüssen eine Katastrophe.“ Die breite Öffentlichkeit allerdings kann mit jeglicher vorläufigen oder von vornherein ambivalenten Differenzierung schwer umgehen. Letztlich überlässt uns die Autorin einfach unserm „Schicksal“, bzw. der Metaphysik. Denn die Wissenschaft „kann keine Antwort geben, wie der Mensch mit seiner Angst vor dem Ungewissen, seiner Angst vor dem Tod umgehen soll, wie er seinen Frieden mit der Tatsache machen kann, dass er nicht nur Herr seines Schicksals, sondern durch seine Sterblichkeit letzten Endes ein radikal Unterworfener ist.“

Aber glücklich macht uns das nicht, – was ja auch niemand verlangt hat. Die Gefahr liegt in apathischen Reaktionen. (Wenn die Sicherheit durch Wissenschaft nicht möglich ist, dann hat eben alles keinen Zweck.)

Doch zurück zum Thema. Haben Sie es bemerkt? Oder ist es Ihnen wie mir ergangen? Ehrlich gesagt habe ich den Sinn der Richtigstellung erst spät erkannt. Unmittelbar vor dem rot gekennzeichneten Satz ist von Masernimpfung die Rede, nicht von Masernerkrankung, – auf die sich die Zahl des Risikos bezöge. Und dieses Risiko würde sich also infolge einer Masernimpfung minimieren. Ist es so richtig?

*    *    *

(Forts. Th.D. betr. Lit.Qu.)

Eine Stunde ZEIT

Was wirkt wie?

(hinter der Antwort in Klammern zu denken: „auf mich“ oder „gilt nur für mich“)

Am Donnerstagmorgen ist es wichtig, dass dieses Wochenblatt von innen sichtbar hinter dem Außengriff der Haustür steckt (in den Briefkastenschlitz passt es nicht). Mindesten 1 Stunde begleitet die Lektüre das Kaffeetrinken (oder umgekehrt), schon vor dem Ausbreiten erstaunt mich, was diesmal als Aufmacher dient (und diese Zeitung von allen anderen unterscheidet, heute „Der neue Klassenfeind“, wäre ich nicht drauf gekommen: eine bestimmte „globale Elite“). Danach folgt das Beiseiteschaffen aller Magazine und Reklamebeilagen, dann das Überfliegen der beiden Leitartikel auf der ersten Seite. Das Herausnesteln der Teile „Feuilleton“ und „Wissen“, deren sorgfältige Durchblätterung („wieder nichts über Musik“ – „für diesen einen Artikel hat sich die ZEIT heute schon wieder gelohnt“) , schließlich die genaue Musterung des Inhaltsverzeichnisses nebst gezielter Auswahl. Kopfschütteln über die Klassik-Charts, lauter Oberbegriffe machen Karriere. Und Bach. Oder Bach unter neuem Oberbegriff. Six Evolutions, Six Suites for Viola, Plays Bach, Himmelsmusik, Memory, Anima Sacra, Currentzis, Elements, Besame Mucho, Light & Dark, Islands – Essential Einaudi, Classical Collection, Homage to Bach. Nein, zuerst das Foto der Seite WISSEN und „Eine Welt wie vor tausend Jahren“. „Kaum jemand weiß, dass es in Rumänien riesige Urwälder gibt. Doch wie lange noch? Fast täglich werden jahrhundertealte Bäume gefällt – illegal“ Von Fritz Habekuss. Da stimmt alles: die Aufteilung der ganzen Seite 39, die Allusion auf den Hambacher Forst, der Name des zuverlässigen Autors, die zufällige Nachbarschaft der schmalen Kolumne „Ende für Frischzellenkur“ – (Adenauer!) – „Der medizinischen Quacksalberei sollen Grenzen gesetzt werden“. Das nehme ich nur zur Kenntnis, was ich aber sofort festhalten will, wäre dies:

Es ist, als würde jemand die Akropolis einreißen, um damit eine Gasse zu pflastern. Nur dass man die Akropolis notfalls nachbauen könnte. Zerstört man einen Urwald, vernichtet man ihn für immer.

Als die polnische Regierung vor zwei Jahren den Tiefland-Urwald Białowieża abholzte, gingen die Bilder davon durch Europa. Was in Rumänien passiert – und zwar seit Jahren -, ist schlimmer. Doch die Öffentlichkeit nimmt davon kaum Notiz. In Polen stoppte erst ein EU-Vertragsverletzungsverfahren das Roden. Dieselbe Behörde sammelt gerade Material über die rumänische Situation. Dass dort ein Verfahren eröffnet wird, wäre die größte Chance, das Abholzen doch noch zu stoppen, bevor der gesamte Wald verschwunden ist.

Quelle DIE ZEIT 15.November 2018 Seite 39 Eine Welt wie vor tausend Jahren / Kaum jemand weiß, dass es in Rumänien riesige Urwälder gibt. Doch wie lange noch? Fast täglich werden jahrhundertealte Bäume gefällt – illegal / Von Fritz Habekuss

Ein anderer ZEIT-Bestandteil – „Z – ZEIT zum Entdecken“ – fällt mir nicht erst durch das riesige Alte-Meister-Buntbild (die Hand des zweifelnden Thomas) auf, sondern schon im Inhaltsverzeichnis: „Ansage / Warum das Christen-Bashing vieler Atheisten nur noch nervt“.  Ich habe mich selbst in letzter Zeit des öfteren dabei ertappt, dass ich unversehens in die Rolle des Christentum-Verteidigers  geraten bin. Es ist zu einfach geworden: der Hinweis auf die Missbrauchs-„Tradition“ ersetzt alle nur möglichen Argumente. Unter Musikern (oder musikalischen Menschen) wäre es allerdings komplizierter: man muss nur schnellstens Bach zum Thema machen (so halte ich es). Wie stand übrigens der Atheist Nietzsche zur „Matthäus-Passion“? Oder der (nicht-christliche) Philosoph Hans Blumenberg? Da hilft kein Relativieren durch den Hinweis auf die fatale Kraft des Pietismus. Um es modisch zu sagen: die Bilder bringt man nicht aus dem Kopf! Die unglaublich differenzierte Mythologie, nicht „einfach“ mit Märtyrer-Blut geschrieben, sondern fast so reich wie die antike oder die indische, die Verherrlichung der inneren oder der äußeren Welt. (Siehe dazu auch den Artikel über den „ungläubigen Thomas von Caravaggio“ hier. Ohne den letzten Satz von Karl Jaspers zu unterschätzen.) Zurück zum (lesenswerten) ZEIT-Beitrag:

Der moderne  Heide will nicht diskutieren, nicht herausgefordert sein. Es genügt ihm, die eigene Ignoranz bestätigt zu sehen“ Von Raoul Löbbert.

ZITAT

Natürlich frage ich mich, warum Atheisten sich heute noch derart provoziert fühlen vom Glauben. Der Atheismus ist doch längst auf dem Durchmarsch. Die Volkskirche ist mittlerweile genauso Geschichte wie die Volksparteien. Der Vatikan steckt, nach zahllosen Finanz- und Missbrauchsskandalen in allen Teilen der Welt, in der Selbstfindungskrise. Und in Sachen Sex lassen sich nicht mal mehr die Bayern noch etwas sagen vom Papst. Ja, selbst in der CDU, wo man früher das C vor sich hertrug wie eine Monstranz, outen sich heute gefühlt mehr Volksvertreter als schwul denn als gläubig.

Trotzdem arbeiten sich Atheisten mit glühendem Eifer am Glauben ab. Es wirkt so, als prügelten sie auf einen Toten ein. Als wollten sie sich einfach noch ein wenig gruseln vor dem, was sie selbst überwunden zu haben meinen: Katholizismus, Klerikalismus, Luther und den Antisemitismus – irgendein Ismus ist immer und bestärkt die atheistische Paranoia, von Gotteskriegern umstellt zu sein.

Inzwischen habe ich unter Atheismus bei Wikipedia nachgeschaut, hier. Insbesondere die Karten unter „Geographische Merkmale“ habe ich studiert. In Stuttgart habe ich viele neue Bücher entdeckt, versucht Inhalte wenigstens oberflächlich zu erfassen, viele Seiten fotografiert, vorgemerkt zur eigenen Anschaffung, eins ist schon unterwegs: Karl Jaspers „Der philosophische Glaube“. Ich hatte geargwöhnt, dass er darlegen wolle, dass auch der Glaube ein Weg für Philosophen sei; stattdessen erfuhr ich etwas, was ich bei ihm schon 1960 kennengelernt, aber mir nicht recht angeeignet habe; ganz vorn eine damals typische besitzanzeigende oder -beanspruchende Eintragung. Nicht weit davon steht der kleine Goeschenband von 1932, der nur meinem Vater gehört haben kann, wie andere ganz zerlesene über Harmonielehre von Krehl oder über Musikalische Akustik. Ach, hätte ich doch nur eine einzige Unterstreichung in der alten Jasper-Ausgabe entdeckt!

 

 Um diesen Titel nicht misszuverstehen, nur ein Zitat:

 (Handy-Foto)

Wer mir beim Fotografieren zuschaut:

 Sie fühlt sich wohl

 Sie fühlt sich unwohl

Ich komme zurück auf den oben zitierten ZEIT-Artikel. ZITAT:

Wer vermag mit Sicherheit zu sagen, er benötige nie ein Quantum Trost?

Die wenigsten. Denn irgendwann stellt sich doch die große Frage nach dem Sinn. Weil man in die Jahre kommt. Weil Verwandte sterben oder Freunde. Den selbstbewussten Heiden kann es dann auf einmal nach Trost gelüsten. Michel Houellebecq beispielsweise. Jahrelang behauptete der Skandalschriftsteller, ein „kalter Atheist“ zu sein. Das Religiöse sei ihm so wurscht, dass er sich nicht mal mehr darüber aufrege. Und dann starb sein Lieblingshund. Seitdem philosophiert Houellebecq im Interview über den Schöpfer und die kosmische Ordnung, deren Existenz er auf einmal für möglich hält.

Quelle DIE ZEIT 15.November 2018 Seite 62 „Der moderne  Heide will nicht diskutieren, nicht herausgefordert sein. Es genügt ihm, die eigene Ignoranz bestätigt zu sehen“ Von Raoul Löbbert.

(Warum der Untertitel: Was wirkt wie? und der druntergesetzte Zusatz: Weil ich nur für die Wirkung von Überschriften und Artikeln auf mich sprechen kann. Etwa: welche Assoziationen und eigenmächtige gedankliche Exkurse ausgelöst werden, denen ich eine gewisse Bedeutung zuspreche. Daher teile ich sie mit, ohne aber irgendjemandem suggerieren zu wollen, dies sei ein repräsentativer Auszug aus dem vielgestaltigen Wochenblatt. Jeder andere hat eigene Präferenzen, über deren Darlegung und autobiographischen Zusammenhang ich erfreut wäre.)

Übrigens lese ich weiter, und vor allem arbeite ich lesend den kleinen Bücherberg ab, der neben mir liegt und eigentlich inhaltlich präsent bleiben soll. Und wie auch immer dieser Berg sich verändert: seine jeweilige Gestalt scheint mir lebenswichtig. Obendrein habe ich noch folgendes Buch geschenkt bekommen:

 (nach Anklicken deutlicher lesbar)