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Sehnsucht nach der Südsee

Europäische Dokumente

Ein merkwürdiges Buch liegt auf dem Tisch, und es bewegt mich, alles zusammenzusuchen, was ich zu diesem Thema greifbar habe (das meiste aus dem Nachlass eines Solinger Druckerei-Unternehmers, der möglicherweise Anfang der 30er Jahre eine Südsee-Reise plante). Die erste Übersicht lasse ich gleich folgen, doch zunächst der aktuelle Ansatzpunkt:

Südsee Ritz Cover  Ritz Südsee inhalt

Südsee Ritz Vorrede a Südsee Ritz Vorrede b (bitte anklicken)

Hans Ritz: Die Sehnsucht nach der Südsee / Bericht über einen europäischen Mythos / 3., erweiterte Auflage / MURIVERLAG / Erckenbrecht Kassel (2008) ISBN 97839224249

Otto E. Ehlers: Samoa, die Perle der Südsee [Reprint der Originalausgabe von 1895] Berlin Verlag von Hermann Paetel / austrian literature online – www. literature.at – Band 29 ISBN 3-226-00370-4

Annie Francé-Harrar: SÜDSEE Korallen – Urwald – Menschenfresser / Peter J. Oestergaard Verlag Berlin-Schöneberg 1928 / Über die Autorin: hier und hier

Samoa von Robert J. Flaherty / Verlag von Reimar Hobbing in Berlin SW61 1932

Südsee Samoa Flaherty Leseprobe Leseprobe

SAMOA in der Nazizeit

Samoa Nazizeit 1 Samoa Nazizeit 2  (Weiteres folgt)

Hugo Adolf Bernatzik: SÜDSEE Verlag von L.W.Seidel & Sohn in Wien 1939

Südsee Bernatzik Reiseweg Reiseweg des Verfassers

Hugo Adolf Bernatzik unter Mitarbeit von Emmy Bernatzik: Die Geister der gelben Blätter / Forschungsreisen in Hinterindien / Verlag F. Bruckmann, München 1938

Vorwort zum Zweck der Reise (Ausschnitt) und Karte:

Bernatzik Vorwort Bernatzik Karte Hinterindien

Zum Vergleich die heute in einem Standardwerk untersuchten Gebiete (Ausschnitt):

NAGA in Indien und Burma Detail

Quelle: NAGA IDENTITÄTEN Zeitenwende einer Lokalkultur im Nordosten Indiens / Zürich 2008 (Autoren: Oppitz, Kaiser, von Stockhausen, Wettstein)

Dr. Hans Nevermann: Masken und Geheimbünde in Melanesien / Verlag von Reimar Hobbing in Berlin SW61 1933 / Über den Autor: hier / Inhaltsverzeichnis, Leseprobe und Karte des Reisegebietes:

Nevermann Melanesien Inhalt  Nevermann Mysterium

Nevermann Karte

Viktor von Plessen: Bei den Kopfjägern von Borneo / Ein Reisetagebuch / Schützen-Verlag Berlin 1936 / Über den Verfasser: hier / Vorwort von Prof. Dr. Erwin Stresemann:

Plessen Vorwort a

Plessen Vorwort b

Wenn wir auch Bali einbeziehen, ergibt sich eine Extra-Bibliothek, gerade was das Thema „Paradies“ betrifft. Siehe schon hier! Richard Katz hat auch viele Beobachtungen aus anderen Gegenden – z.B. Borneo – notiert, über Kolonialstile, Rassenunterschiede, Heimat, Sehnsucht, Frauen, Charaktere, zwar nicht direkt rassistisch (1929!), aber doch wenig intelligent. Das Buch von Adrian Vickers ist grundlegend, ähnlich wie das eingangs vorgestellte zur Südsee von Hans Ritz.

Richard Katz: Heitere Tage mit braunen Menschen / Im Verlag Ullstein Berlin 1930 / Zum Verfasser siehe hier

Bali Katz Heitere Tage Bali Vickers

(Fortsetzung folgt)

Das Paradiesthema kehrt zurück

Kein Tag wie jeder andere

Ich blättere die neue ZEIT durch, wie immer in der Reihenfolge FEUILLETON – WISSEN – und jetzt würde die Titelseite folgen, aber ich bleibe stecken bei WISSEN auf Seite 29 und sage mir: Schon dafür hätte sich der Preis von 4,70 € gelohnt: ein Gespräch mit Nigel Barley, dessen erstes Buch „Traumatische Tropen“ ich im Dezember 1990 von meinem Kollegen Fuhr zum Geburtstag erhielt. Nicht lange danach habe ich es zum Thema einer WDR-Sendung gemacht. Völlig unabhängig davon war meine Begeisterung für Bali, einsetzend lange vor der Anschaffung des Buches „Märchen aus Bali“ 1965, gipfelnd im Bali-Aufenthalt 1995, von Wolfgang Hamm und Ulrike Rießler vorbereitet; in Ubud erstand ich z.B. den Bildband „Perceptions of Paradise“ und die Monographie über Walter Spies, während ich ein Jahr vorher das Buch von Adrian Vickers verschlungen hatte: BALI – Ein Paradies wird erfunden. Und nun dies:

ZEIT: Nun erscheint von Ihnen ein neues Buch auf Deutsch Bali – Das letzte Paradies (…). Ist es das, eine Insel der Seligen?

Barley: Natürlich nicht, der Titel ist ironisch gemeint. Das Paradies ist immer anderswo, niemals hier und jetzt. Deshalb werden auch absolutistische und totalitäre Regime immer irgendwann unterminiert: weil sie das Paradies nicht erschaffen können.

Eine typische Barley-Antwort, – wer denkt schon bei der Vorstellung vom Paradies zuerst an ein solches Regime? Dahinter stecken mehrere Gedankensprünge, und unmittelbar anschließend folgt der nächste:

Kürzlich war ich auf einer Konferenz in der Schweiz, da ging es um die Idee der Utopie. Wir saßen also da, in diesem wundervollen Tagungshaus am See, die Blumen blühten, es war angenehm warm, ein sanfter Wind strich übers Land, die Vögel sangen, die Fischer jodelten über den See … und wir zermarterten uns die Köpfe und diskutierten verbissen die Frage, wo wohl das Paradies sei.

Quelle DIE ZEIT 30. Juli 2015 Seite 29 „Da stimmt doch was nicht“ Nigel Barley ist passionierter Ethnologe – aber genervt von seinen Fachkollegen. Warum genau? Ein Gespräch über Forscher auf Reisen und die Insel der Seligen.

BALI Barley Man kann den Anfang des Buches online lesen: HIER.

Bali Paradise  Bali Vickers BALI Walter Spies BALI Märchen Paradiese Edgerton

Ich überlege: wann hat das eigentlich in meinem Fall begonnen? Am Anfang stand das Jugendbuch „Mut Mafatu!“, die Geschichte eines Jungen, der Anerkennung sucht, die Insel Hikueru, die Südsee – und ein seriöser Anhang, der belehrend gemeint war, aber mir als ein Siegel der Wahrhaftigkeit erschien. Das war vermutlich etwa 1950. Und 1960, zu Beginn des Studiums in Berlin, war es der folgende Film, der mich umgehauen hat, kein Zufall natürlich, dass früher der Junge, jetzt das Mädchen die Titelfigur war.

Südsee Film 1955 Südsee Film 1955 2 Südsee Film 1955 3 Der obige Text leichter lesbar plus Fortsetzung:

Südsee 4 Text Südsee Film 1955 4

Welche Rolle spielte die Musik dabei (für mich)?

Continente perduto war 1955 einer der damals erfolgreichsten und einflußreichsten Dokumentarfilme, zudem der erste italienische Film überhaupt, der in Farbe und Cinemascope gedreht wurde und im 4-Kanal-Stereoton-Verfahren in die Kinos kam. Über mehrere Monate hinweg war die Filmcrew unter der Regie von Enrico Gras und Giorgio Moser im indonesischen Archipel unterwegs gewesen, um von dort eine Fülle an atemberaubenden Naturaufnahmen zurückzubringen und eine so nie zuvor auf der Leinwand gesehene exotische Welt voll fremdartiger Gebräuche und Rituale vor den Augen der Zuschauer auferstehen zu lassen, in der seelische Kraft und religiöser Kult die Triebfeder allen Handelns sind. Lavagnino, der zusammen mit dem Filmteam sechs Monate in Indonesien verbrachte, um dort die Folklore des Landes zu studieren, komponierte für diesen Film eine seiner herausragendsten Arbeiten: Eine außergewöhnlich faszinierende, abwechslungsreiche und sinnlich-exotische Musik, die durch ihre brillanten Themen, ihre mitreißende Rhythmik und ihre farbenprächtige Klangpalette begeistert. Ethnisches Lokalkolorit wird in eine abendländische sinfonische Tonsprache integriert, wobei Lavagnino als erster italienischer Filmkomponist zu dieser Zeit ganz besonders mit innovativen Ton- und Aufnahmetechniken aller Art experimentierte. Die Realisierung dieses CD-Projekts war nur möglich mit der Unterstützung der drei Töchter des Komponisten – Alessandra, Bianca und Iudica Lavagnino -, die uns die im Nachlaß sogar in Stereo erhaltene Masterband-Kopie des Scores für diese CD-Veröffentlichung freundlich zur Verfügung stellten. Diese CD erscheint in einer limitierten Edition von 500 Exemplaren.

Quelle siehe HIER.