Schlagwort-Archive: Bach Cello Suite I

Über die Saiten

Ohne motivische Verpflichtung

Kreutzer Saitenwechsel akkordisch

Haydn Aktiv über Saiten

Beethoven aktiv über Saiten

Von oben nach unten: 1) Etüde von Rodolphe Kreutzer, 2) Streichquartett op. 20, 2 von Joseph Haydn, 3) Streichquartett op. 74 von Ludwig van Beethoven

Das Merkwürdige ist die Selbstverständlichkeit, dass die auffälligste Figur in den Streichquartetten, in denen fast jede Figur hinsichtlich ihrer musikalischen Bedeutung abgeleitet werden kann, hier keiner motivischen Begründung bedarf, obwohl sie für den Charakter der Stelle entscheidend ist. Sie gehört zum normalen, technisch verfügbaren Repertoire der Streicher, und zwar nicht erst seit Kreutzer, sondern mindestens seit Bach (E-dur-Partita u.a.). Es ist aber nicht einfach eine Begleitfigur, sondern sie stiehlt der Motivik „die Show“. Sie signalisiert höchste Aktivität (künstliche Aufregung!), während das, was zählt, in anderen Stimmen passiert: das Wechselspiel zwischen Cello und erster Geige bei Haydn, die Pizzicato-Dreiklänge und das aus dem Hauptthema übernommene, hier „transzendierende“ Motiv der zweiten Geige bei Beethoven.

Joh. Seb. Bach Suite I G-dur BWV 1007 (Handschrift Anna Magdalena B.)

Bach Cello Suite I

Man beachte auch, wie die indische Geigerin Kala Ramnath in ihrer Interpretation des Ragas Madhuvanti ab 51:33 eine ganz ähnliche Technik anwendet, gerade dort, wo sie einige bogentechnische „Spezialitäten“ aneinanderreiht (z.B. auch Staccato).