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Toleranz

Null Pardon für Götter aller Art?

Götter Presse Solinger Tageblatt 20.01.2015

Buddha gestürzt kl München 05.09.2013

Zu jeder Forderung nach religiöser Toleranz gehört die Frage: Und was ist mit den Ungläubigen? Warum das Gerede über gutes Einvernehmen zwischen „den drei“ Weltreligionen, wenn alle anderen unter ein heimliches Verdikt fallen: was ist mit der Vielgötterei des Hinduismus, – redet sich da jemand heraus mit dem Hinweis, dass man getrost – wie geschehen – Christus mit Krishna gleichsetzen dürfe? Und was ist, wenn der Thron leer bleibt, wie im Buddhismus? In München habe ich gesehen, wie sich Leute über eine umgestürzte Buddhafigur auf dem Viktualienmarkt aufregten, als sei es eine Untat wie die Sprengung des Weltkulturerbes in Bamian durch die Taliban. Wird man eigentlich über „Glauben“ jemals aufgeklärt, während man sich jede wichtige Urkunde durch einen Anwalt „beglaubigen“ lassen muss? Vielleicht war es ein Trick, die Aufklärung mancher Absurditäten grundsätzlich zu behindern, indem man uns bestimmte Paradoxa von Kindheit an einüben ließ: „Credo quia absurdum est“ oder: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“

Ich will diese Sätze nicht ad absurdum führen (z.B. ist das Kind von ganz anderer Seite rehabilitiert, – durch Nietzsches Zarathustra und jede Mutter, jeden Großvater). Ich finde, dass jeder, der „im Namen Gottes“ zu anderen Menschen spricht, verpflichtet werden muss, die Gottesbeweise des Thomas von Aquin aufzusagen und Immanuel Kants Widerlegungen zu interpretieren. Zusatzaufgabe sei die Beantwortung der Frage: Was hat Hegels Weltgeist mit Theologie zu tun?

Oder: eine lange Rede von Jan Assmann anhören und inhaltlich wiedergeben. Zum Beispiel – da es in der Toleranzfrage immer um Offensichtliches und Sichtbares geht – etwas über die Frühzeit des Bildes, den „Iconic Turn im alten Ägypten“, also HIER. (Aber Sie brauchen gut 2 Stunden… ja und? ist es die Sache etwa nicht wert?).

So etwa dachte ich heute morgen ins Unreine, als ich den Artikel über „Verschnippelte Götter“ im Tageblatt gelesen hatte. Ist das denn erlaubt, die „winkende Göttin Shiva“ als Conchita Wurst zu malen. Reicht die Vielarmigkeit, oder ist nicht auch das Lingam zur Geschlechtsbestimmung geeignet? Nein, die Shiva, die ihr vielleicht meint, ist die Tochter von Nina Hagen, nicht der höchste indische Gott (oder einer von den mindestens Dreien).

Aus dem Buch MAYA Der Indische Mythos von Heinrich Zimmer Rascher Verlag Zürich 1936 Seite 355f:

Maya Zimmer 1 Maya Zimmer 2

Zeugung? Geburt? Tod?

Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass der Indologe Heinrich Zimmer auf den Tag genau 50 Jahre vor mir in derselben Stadt geboren wurde wie ich, in Greifswald; dass es aber nicht zulässig ist, auch eine Parallelität im Todesdatum zu suchen, denn dieses wäre der 20.03.1993 gewesen. Der Schleier der Maya bedecke, was ich an diesem Tag getan habe. (Ich weiß es wirklich nicht. Mit Sicherheit aber war ich nicht in New York.)

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Natürlich konnte ich es nicht lassen: was habe ich an diesem 20.03.93 getan? Es lässt sich rekonstruieren, bis ins Detail, wenn ich auch die Tage ringsum ins Auge fasse: vor allem habe ich den Trailer für eine Matinee mit Geoffrey Oryema entworfen (und produziert). Mein Notizbuch ist ziemlich ergiebig, ich werde einen Extra-Blogartikel daraus machen. Die Violinschlüssel bedeuten „Musik“, ich habe sie noch im Ohr. Finde ich sie wieder? Ja, hier ist sie, und ich möchte gleich heulen. Wie damals. Aufarbeitung eines „fatalen“ Datums.

Matinee 1993 Oryema