Die Welt an sich

Kapiert?

Man soll die Gelegenheit beim Schopfe fassen, sobald man etwas kapiert: aufschreiben, abschreiben oder was auch immer. Kopieren, was man kapiert. Das geht auch. Mir geht es so mit dem Ding an sich. Jahrelang dachte ich, dass sei so etwas wie Platos „Idee“ in seiner „Ideenlehre“, von der ich auch noch nicht viel wusste. Oder wissen wollte. Seit ich in einem aus der Stadtbibliothek Bielefeld entliehenen Buch eine graphische Skizze gesehen habe, darin durch einen Kreis markiert: die Idee oder das Ding an sich, seitdem weiß ich gar nichts mehr. Aber jetzt! Hier:

Aber viel früher (in Bielefeld) hatte ich bei Nietzsche Aphorismen gelesen, in denen er über das „Ding an sich“ bei Kant spottete. Da war es für mich eine Weile tabu. Ich wollte mich natürlich auf das letztlich Richtige beschränken und las erstmal keinen Kant mehr… So hielt man das in Bielefeld. Man wollte ganz vorne mitspielen, nicht auf den Hinterbänken bei den Hinterweltlern, die ich natürlich auch nur von Nietzsche kannte. Am 31.Mai 1965 kaufte ich mir in Köln antiquarisch das Buch von Jaspers über Nietzsche (für 12.-DM) und ahnte, dass ich Nietzsche nie verstanden hatte. Jedenfalls nicht im philosophischen Sinne. Hier las ich nun, und es dämmerte mir: „Versuchen wir eine Welt zu denken, wie sie an sich sei, so scheitern wir.“ Ist das nicht reinster Kant? „Die Welt ist Ausgelegtsein.“ Sie ist, wie wir sie auslegen… Mit ihm sind wir durchaus keine Hinterweltler, „Hinterwelt“ – das ist nicht Bielefeld!

Quelle: Nietzsche – Einführung in das Verständnis seines Philosophierens / Von Karl Jaspers / Verlag Walter de Gruyter & Co. Berlin und Leipzig 1936

Um nun zu prüfen, dass ich den Text oben, der von Volker Gerhardt stammt (genaue Quelle weiter unten), nicht vorschnell verstanden habe, gebe ich auch die darauffolgenden Seiten wieder, die den Sinn der Unterscheidung zwischen Erscheinung und Ding an sich näher beleuchten. Und wir erfahren, dass man von diesem eigentlich gar nicht sprechen kann. Es wird nämlich nur erschlossen. Es könnte dasein. Aber es ist nicht vorhanden…

Quelle Volker Gerhardt: Immanuel Kant – Vernunft und Leben / Reclam Stuttgart 2002

Ich lasse es dabei bewenden. Habe ich mich nicht schon früher mit der Welt an sich befasst? Immer wieder, hier zum Beispiel, aber ich muss diese Themen heute nicht mehr miteinander verknüpfen. An sich steht doch alles bei Kant, oder – wenn man einmal den Einstieg gefunden hat – in Volker Gerhardts Buch über Kant.

Lebendiges Denken erleben? Zum Beispiel in einer Runde, die 2004 im Nachtstudio zusammensaß, darin auch Volker Gerhardt:

Noch etwas weiter zurück (Gegner 1788 bzw. Anhänger 1798):